Schadet das Christentum den Kindern?   Leave a comment

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Eine Welt ohne Religionen wäre bereits ein großer Schritt in Richtung irdisches Paradies.

Autor unbekannt.

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Bei der Missionsstation gab es viel Sehenswertes: Schöne Landschaftsgärtnerei, alte Gebäude, heimische Blumen, einen Brunnen, dessen Wasser schön tröpfelte. Und danach betraten wir einen großen Saal, wobei meine jüngere Tochter plötzlich anfing auszurasten. Das Zimmer war voller Darstellungen des gekreuzigten Heilands. An jeder Wand, vom Boden bis zur Decke, waren Holz- und Gips-Skulpturen von Jesus Christus am Kreuz befestigt, und zwar blutbefleckt, gestochen und vor Schmerzen aufschreiend. Einige Skulpturen sahen lebensecht aus, andere eher impressionistisch. Aber alle stellten einen gefolterten Mann dar, der mit dem Tod ringt. Meine Tochter kannte den Kontext dieser Ausstellung nicht; sie hatte damals keine Ahnung davon, worum es im Christentum geht, und war mit dieser bekanntesten Tötungen der Geschichte nie zuvor in Berührung gekommen. Sie hatte nur das gesehen, was wirklich dort war: eine riesig große Folterkammer. Und sie brach in Tränen aus und lief hinaus.

Ich folgte ihr nach draußen. Als ich im Hof auf sie zukam, bat sie mich um eine Erklärung.

Aber wie soll ein Elternteil, der Säkularist ist, seiner 5-jährigen Tochter etwas so Grausames erklären? Na ja, Liebchen, es gibt Millionen von Menschen, die glauben, dass wir alle mit dem Bösen in uns geboren wurden, und dass es einen allmächtigen Gott gibt, der uns dafür für immer und ewig bestrafen möchte – einen Gott, der auch seinen einzigen Sohn gekreuzt und getötet hat, sodass wir von dieser Höllenstrafe gerettet werden können. Kapiert?

Diese ganze Idee ist so erschreckend absurd, sadistisch, gegen alle Logik und böse. Davon, dass sie auch offensichtlich unwahr ist, ganz zu schweigen.

Seit diesem Tag sind mir einige dogmatischen Aspekte des christlichen Glaubens, die Kindern schaden könnten, äußerst bewusst geworden. Diese Liste ist zwar nicht vollständig, führt jedoch konkrete Beispiele aus der wörtlich genommenen christlichen Lehre auf, die Kindern möglicherweise schaden können.

*Die christliche Lehre bringt Kindern bei, sie seien von Grund auf böse. Sie haben nichts Falsches getan; einfach geboren worden zu sein und am Leben zu sein bedeutet, böse zu sein. Diese furchtbare Mentalität ist nicht nur falsch, sondern auch genau das Gegenteil von dem, was Kindern gelehrt werden sollte, nämlich, dass sie inhärent wunderschön, edel und liebenswert sind und unbegrenzte Güte im Inneren haben.

*Die christliche Lehre bringt Kindern bei, es existiere ein mächtiger, übler Teufel. Ein höchst gefährlicher Dämon. Vorsicht! Dieser abscheuliche Irrtum träufelt einer sonst normale Kindheit unnötige Angst und das Gefühl des Bedrohtseins ein; sie lernen, die Welt sei ein gefährlicher Ort, wo ein übelwollender Dämon unter jedem Stein lauere. Viele Erwachsene erzählten mir im Zuge meiner eigenen Forschungen, dass der ganze Satansmythos ein besonders traumatischer und in einigen ungeheuerlichen Fällen  sogar unbestreitbar missbräuchlicher Bestandteil ihrer Kindheit gewesen war.

*Die christliche Lehre bringt Kindern bei, dass Gott seinen einzigen Sohn ermordet habe, um unsere Boshaftigkeit wiedergutzumachen. Anders ausgedrückt, wir sind böse und unsere Sündhaftigkeit ist durch die Tötung seines eigenen Kindes irgendwie weggewischt und verziehen. Wir sind dadurch von jeder Schuld gereinigt. Wie soll das funktionieren? Sagen wir, ich missbrauche meine Frau, und ein Polizist bringt danach meinen Sohn um; ist  meine Übeltat gegenüber meiner Frau damit gesühnt? Ich kann für meine Schandtaten und schädlichen Handlungen nur selbst büßen. Wenn ich meine Frau missbrauche, muss ich es selbst bei meiner Frau wiedergutmachen, um ihre Vergebung zu verdienen. Dafür könnte ich nicht einfach unsere Katze opfern. Und dazu kommt noch die Frage: Warum konnte Gott uns nicht verzeihen, ohne dass er seinen Sohn ums Leben bringt? Erfordert Gott ein Blutopfer, genauso wie ein heidnischer Oger? Dass Jesu Christi „für unsere Sünde gestorben sei” ergibt keinen Sinn und ist kein ethisches Prinzip; außerdem ist es für Kinder eine sehr verwirrende, beunruhigende Geschichte.

*Die christliche Lehre bringt Kindern bei, dass diejenigen, die Jesus als ihren persönlichen Heiland anerkennen, gut seien/gerettet seien/in den Himmel kämen; darüber hinaus seien diejenigen, die Jesus nicht als persönlichen Heiland anerkennen, frevelhaft und kämen in die Hölle. Diese Idee kann Kinder dazu führen, arrogant, selbstgefällig, selbstgerecht und voreingenommen zu werden; auch kann sie dazu führen, dass sie auf andere Leute von oben herabsehen und sie verachten, etwa Kinder auf dem Schulhof, Nachbarn oder sogar Verwandte.

*Die christliche Lehre bringt Kindern bei, dass Selbstbefriedigung böse sei. Das ist sie aber nicht. Masturbation ist natürlich, normal und gesund. Außerdem ist sie angenehm. Kinder zu lehren, dass sie sich nach Selbstbefriedigung schuldig fühlen oder sich schämen sollen, weil die Tat von einem sohnmordenden Gott missbilligt wird und sie dafür in der Hölle landen könnten, ist ein Schwachsinn und darüber hinaus potentiell missbräuchlich.

Ich könnte die Liste weiterführen, doch das reicht im Moment.

Und trotz allem, was ich bis jetzt geschrieben habe, könnte ich mit Sicherheit noch manche Seiten über einige christlichen Konfessionen schreiben, deren Lehren unseren Kindern Gutes tun könnten. Das Christentum kann Kindern während schlechter Zeiten Trost geben und in ihnen Hoffnung erwecken; es kann sie dazu anspornen, wohltätig und uneigennützig zu sein; es kann ihre Fähigkeit zu vergeben fördern. Ich bin sicher nicht der Meinung, dass alle Arten oder Erscheinungsformen des christlichen Glaubens schädlich sind; ich selbst nahm während meiner Kindheit jedes Jahr an einem progressiven Episkopalischen Sommercamp teil, und genoss davon jede Minute. Das Sommercamp war voller Lächeln, Herzlichkeit und Wasserschlachten; kein Wort über Teufelchen oder Sünde war zu hören. Viele Spielarten des Christentums konzentrieren sich auf die Sittenlehre Jesu, legen Wert auf die Liebe und bringen das Beste in unseren Kindern zum Vorschein.

Aber das wissen wir schon alles. Dass das Christentum für die Kinder gut ist, wird schon seit Jahrhunderten ausposaunt; diese Meinung wird jedoch kaum infrage gestellt und bleibt unbestritten.

Was wir ungenügend ausposaunt und erforscht haben, sind die potenziell gefährlichen Aspekte des christlichen Glaubens, die aus deren tiefen und zentralen Glaubenssätzen stammen.

Als säkularer Elternteil bin ich der Meinung, dass wir öfter über die potenziell schädlichen Aspekte des Christentums diskutieren sollen, und nicht nur über die potentiell guten. Zu diesem Zweck müssen wir die christliche Lehre kritisch hinterfragen, ohne Angst davor zu haben, andere Leute zu beleidigen.

 

Schadet das Christentum den Kindern?

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SPOTLIGHT Trailer German Deutsch (2016)

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In den USA wurden Tausende Kinder und Jugendliche durch katholische Geistliche missbraucht. Die Kirche zahlte mehr als eine Milliarde Dollar zur Wiedergutmachung – doch der Skandal schwelt weiter: Der Kardinal von Los Angeles soll Täter jahrzehntelang gedeckt haben.

http://www.spiegel.de/panorama/missbrauchsskandal-in-us-kirchen-schuldig-reuig-pleite-a-676748.html

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Gruß Hubert

 

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