Archiv für 14. November 2017

Herrschaftskritisch-emanzipatorische Islamkritik   2 comments

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Es geht darum Islamkritik in einer differenzierten Weise zu sehen und zu bearbeiten. Nicht mit der Hammer- (wenn nicht sogar Schlegel-) Methode von RECHTEN. Der Islam wird von Rechten doch nur instrumentalisiert, zugrunde liegt dem eine fundamentale Fremdenfeindlichkeit. Für Rechte sind nur weiße Christen willkommen. Wenn man Religionskritik betreibt, sollte das eine generelle Kritik von Religionen sein und nicht nur eine sich davon heraus picken. Bei RECHTEN hört die Religionskritik bei der Islamkritik auf. Schon Marx sagte: … die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik. Ich verurteile jedenfalls besonders alles Reaktionäre an ALLEN Religionen.

Hier ein Artikel aus Linke Zeitung.

Es müsste also darum gehen, den reaktionären Gehalt der rechtsextremistischen „Anti-Islam-Ideologie“ herauszuarbeiten, ohne in eine undistanzierte Verteidigungshaltung gegenüber der islamischen Herrschaftskultur zu verfallen.

Unterlässt man diese gleichgewichtige Doppelabgrenzung gegenüber a) dem autochtonen Rechtsextremismus (der sich zum Teil auch mit dem Islamismus verbrüdert) und b) dem eingewanderten religiös-totalitären Rechtsextremismus, dann leistet man objektiv Schützenhilfe für die reaktionären Akteure der islamischen Herrschaftskultur. Die Abgesandten Erdogans, Milli Görüs und die MHP-Alamancis werden sich auch diesmal ins Fäustchen lachen, wenn die deutschen „Blockierer“ einseitig und voller Vehemenz gegen Pro-Köln und Co. demonstrieren, aber immer dann – wie zum Beispiel anlässlich des Auftritts von Erdogan und seiner reaktionären Anhängerschar –

auf politisch-ideologische Tauchstation gehen, wenn gegen Islamisten, Ehrenmörder, Zwangsverheirater, Karikaturenschänder, muslimische Mordhetzer und Judenhasser etc. aufzumarschieren wäre.

Das kritische intellektuelle Minimum für eine halbwegs angemessene Herangehensweise wäre zumindest das traditionskommunistisch erreichte Einsichtsniveau bzgl. der Konstitution der islamisch codierten Herrschaftsverhältnisse:

„In Bezug auf die zurückgebliebenen Staaten und Nationen, in denen feudale oder patriarchalisch-bäuerliche Verhältnisse überwiegen, muß man insbesondere im Auge behalten … die Notwendigkeit, die Geistlichkeit und sonstige reaktionäre und mittelalterliche Elemente zu bekämpfen, die in den zurückgebliebenen Ländern Einfluss haben; …. die Notwendigkeit, den Panislamismus und ähnliche Strömungen zu bekämpfen, die die Befreiungsbewegungen gegen den europäischen und amerikanischen Imperialismus mit einer Stärkung der Positionen der Khane, der Gutsbesitzer, der Mullahs usw. verknüpfen wollen.“ (Lenin Werke Band 32, S.137; Hervorhebung von mir, H. K.).

Auch Karl Marx, der bekanntlich nie Marxist sein wollte und heute sicher von Lafontaine und Paech für die nachstehende Aussage mit einem PO-Verfahren behelligt und von Claudia Roth vor ein Sondertribunal gezerrt würde, äußerte sich über den Islam und das diesem normativ eingeschriebene Freund-Feind-Denken klarsichtiger als die Armada heutiger kulturrelativistisch verzogener Migrationspädagogen und Sprecher der Integrationsindustrie:

„Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige. Der Ungläubige ist ‚harby’, d. h. der Feind. Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen. In diesem Sinne waren die Seeräuberschiffe der Berberstaaten die heilige Flotte des Islam.” (Marx-Engels-Werke, Band 10, S. 170; Hervorhebung von mir, H. K.).

Wenn sich die heutigen poststalinistischen Islamverteidiger auf Marx berufen, so handelt es sich hierbei lediglich um ein plumpes Täuschungsmanöver für Mitläufer der allerdümmsten Sorte.

[…]

Die Religion entpuppt sich damit als selbstentmächtigende Versöhnungsdroge mit der schlechten Wirklichkeit oder anders formuliert: „Religion schmückt die Kette der Unfreiheit nur mit phantastischen Trostblumen“ (Post 1969, S. 170).

Folglich reklamiert Marx nicht nur wie Feuerbach die Vertauschung von Subjekt und Prädikat (Projektionsthese), sondern findet darüber hinaus eine Begründung für diese Verkehrung: Das falsche, verdrehte Bewusstsein entsteht aus dem falschen, verdrehten Zustand der Welt: Weil die Welt verkehrt ist, muss das Bewusstsein religiös werden. Der durch antagonistische Herrschaftsverhältnisse zerrissene Mensch erzeugt die Religion als letztendlich regressiv-irreleitendes Mittel der Widerspruchsbewältigung. In diesem Sinne ist die Religion „nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt“ (MEW 1, S. 379).

Die Überwindung der religiösen Entfremdung war für Marx und Engels folglich die conditio sine qua non der menschlichen Emanzipation und die Voraussetzung für die Aufhebung der wertzentrierten kapitalistischen Subjekt-Objekt-Verkehrung. Ohne Überwindung der Gottesreligion ist letztlich auch keine Überwindung der Marktreligion möglich. Andererseits gilt aber wohl auch: Solange die kapitalistischen Fetischformen das gesellschaftlich-durchschnittliche Bewusstsein beherrschen, ist auch keine Überwindung der (bürgerlich adaptierten) Gottesreligion möglich.

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Herrschaftskritisch-emanzipatorische Islamkritik

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Gruß Hubert

Veröffentlicht 14. November 2017 von hubert wenzl in Religionskritik, Uncategorized

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