Gülle schadet nicht nur der Umwelt, sondern kostet uns auch etwas (teureres Trinkwasser). Außerdem kann Gülle gesundheitlich gravierende Folgen haben (Reserveantibiotika).
Von Peta.de
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Rund 60 Prozent der Biomasse, also aller Lebewesen auf unserem Planeten, sind sogenannte Nutztiere, die zur „Produktion“ von Fleisch, Milch, Eiern und anderen tierischen Produkten ausgebeutet werden. Diese enorm hohe Zahl an Tieren produziert Abfallstoffe, die in Form von Gülle als vermeintlich „natürlicher Dünger“ weiter genutzt werden. Gülle hat teils jedoch enorme negative Auswirkungen auf die Umwelt, was vielen Menschen nicht bewusst ist.
Aber warum sind Kot und Urin von Schweinen und Rindern deutlich schädlicher für das Klima als allgemein angenommen wird? Erfahren Sie hier alles über die Auswirkungen von Gülle auf uns und unsere Umwelt.
Was ist Gülle?
Gülle ist eine Mischung aus Kot und Urin von sogenannten Nutztieren aus der Landwirtschaft, wie etwa Schweinen und Rindern. Sie besteht zu einem großen Teil aus Wasser und darin gelösten Nährstoffen, organischer Substanz und Mineralstoffen. Aufgrund der enthaltenen Nährstoffe wird Gülle in der Landwirtschaft als Dünger für Nutzpflanzen eingesetzt.
Wie eine Studie verdeutlicht, produziert die Tierindustrie derart viel Gülle, dass sie mit großen Gülle-Tankwagen im Schnitt zu 220 Kilometer entfernten Orten transportiert werden muss. Das kann fatale Auswirkungen haben, wie die folgenden Gründe zeigen.
4 Gründe, die aufzeigen, warum Gülle gefährlich für die Umwelt ist
1. Trinkwasserqualität und Trinkwasserkosten
Das Grundwasser in Deutschland ist die wichtigste Quelle zur Trinkwassergewinnung. Vor allem in Regionen mit hoher Tierhaltung konnte das Umweltbundesamt in Grundwasser, Flüssen und Seen besonders hohe Nitratwerte nachweisen. [4] Bei der Düngung von Feldern mit Gülle kann Stickstoff im Boden verbleiben, wo er sich in den gesundheitsgefährdenden Stoff Nitrit umwandelt. Dieser sickert ins Grundwasser und verunreinigt dieses. [5] In Nordrhein-Westfalen beispielsweise sind 40 Prozent des Grundwassers mit Nitrat über dem Grenzwert belastet.
Wieso treibt Gülle die Trinkwasserkosten in die Höhe?
Um möglichst rentabel wirtschaften zu können, baut die landwirtschaftliche Tierhaltung ihre Ställe zunehmend aus, um immer mehr Tiere halten zu können. Dadurch steigt auch die Gülleproduktion und damit die Belastung des Grundwassers. Zum Vergleich:
Bei der „Produktion“ von 400 Gramm Schweinefleisch entstehen 10 Liter Gülle.
Für 1 Liter Milch produzieren Rinder 3 Liter Gülle. 9o
Das Ergebnis: Die Tiere werden ausgebeutet, und die Umwelt wird geschädigt. Gleichzeitig erhalten genau diese Betriebe Subventionen. Um die angefallenen Nitrate möglichst effektiv aus dem Trinkwasser filtern zu können, müssen Wasserwerke nachgerüstet werden, wodurch das Trinkwasser teurer wird.
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Über die Gülle gelangt Nitrat ins Grundwasser. Vielerorts sind Ackerflächen bereits zu stark belastet.
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2. Gesundheitliche Bedrohung durch Antibiotika
2020 wurden allein in deutschen Ställen 701 Tonnen Antibiotika verabreicht, darunter auch sogenannte Reserveantibiotika, die unter anderem in Krankenhäusern eingesetzt werden. Da die Tiere die Medikamente teils unverändert wieder ausscheiden, gelangen Rückstände mit der Gülle auf die Äcker und sickern ins Grundwasser. Eine Studie fand in sieben von elf Gülleproben Erreger, die gegen das Reserveantibiotikum Colistin resistent sind. Vor allem in Gegenden mit zahlreichen Tierhaltungsbetrieben konnte Antibiotika im Grundwasser festgestellt werden.
Diese Entwicklung ist in hohem Maße problematisch, denn Reserveantibiotika werden in der Humanmedizin oft als letzte Notfallmedikamente eingesetzt, wenn herkömmliche Antibiotika wegen Resistenzen nicht mehr wirksam sind. Diese Antibiotikaresistenz führt dazu, dass Tausende Menschen an relativ einfachen bakteriellen Erkrankungen sterben, die normalerweise unkompliziert behandelt werden könnten.
Weltweit sterben mehr als 1,2 Millionen Menschen an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listete antibiotikaresistente Keime im Jahr 2019 als eine der zehn Bedrohungen für die globale Gesundheit.
3. Gülle belastet das Klima und die Gesundheit
Gülledüngung belastet zudem das Klima, denn Gülle dünstet unter anderem Lachgas aus, das 310-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Auch das Umweltgift Ammoniak wird durch Gülle freigesetzt. Es trägt außerdem zur Bildung von gesundheitsschädlichem Feinstaub bei. In Deutschland sterben jährlich etwa 50.000 Menschen an der durch die Tierwirtschaft verursachten Feinstaubbelastung.
4. Ist Gülle gut oder schlecht für den Boden?
Gülle wird gerne als vermeintlich notwendiger Nährstoff für das Pflanzenwachstum herangezogen. Da die Düngung mit künstlichen Düngern in der biologischen Landwirtschaft untersagt ist, sei die Gülledüngung wichtig für den Nährstoffeintrag. Doch die hohe Nachfrage nach tierischen Produkten erfordert große Tieranlagen und die Haltung sehr vieler Tiere. Dies führt zu einem Übermaß an Mist, der im Hinblick auf seine Entsorgung ein Problem darstellt. Und so wird die Gülle von Millionen Tieren auf den Feldern ausgetragen – und zwar in einer Menge, die der Boden nicht aufnehmen kann.
Gülle an sich ist kein schlechter Dünger. Problematisch ist jedoch das Ausmaß, in dem er eingesetzt wird und die Tatsache, dass diese Gülle von sogenannten Nutztieren stammt, die mit teils hohen Gaben an Medikamenten behandelt werden.
Aber es geht auch anders: Der vegane Ökolandbau zeigt mit nachhaltigen Techniken und Methoden, wie Nährstoffe ganz ohne tierische Exkremente in den Boden eingebracht werden können. Eine Tierhaltung ist nicht notwendig. Durch Fruchtfolgen und den Anbau von Zwischenfrüchten fördert der vegane Ökolandbau zudem die biologische Vielfalt der Pflanzen und Tiere. Eine Düngung mit hohen Mengen an wasserbelastender, potenziell gesundheitsschädlicher Gülle ist somit nicht erforderlich.
13.000 Tonnen Überreste getöteter Nutztiere wurden ohne Genehmigung auf Feldern verteilt – als Dünger. Hauptlieferant war Fleischproduzent Tönnies, dessen Praktiken Jan Böhmermann im ZDF-Magazin Royale anprangert.
„Da, wo bei anderen Leuten ein Gewissen einsetzt, fängt bei Tönnies der Geschäftssinn erst an“ – so beschreibt TV-Moderator und Journalist Jan Böhmermann den jüngsten Skandal um den Fleischproduzenten Tönnies.
Im ZDF-Magazin Royale prangert Böhmermann unter anderem Tönnies‘ Umgang mit den Nutztieren an und sprach dabei sogar von „Massenmord“ – wohl in Anlehnung an die knapp 20 Millionen Schweine, die Tönnies jedes Jahr tötet.
Immer wieder landen Fleischbetriebe wie Tönnies mit Negativschlagzeilen in den Medien. Meist geht es dabei vor allem um katastrophale Bedingungen in Vieh- und Schlachthöfen, mitunter Tierquälerei. Doch auch von sozialen Missständen sowie ausbeuterischen Arbeitsbedingungen ist in der Branche die Rede. Laut Böhmermann sind die Mitarbeiter:innen, die in Tönnies‘ Fleischfabriken arbeiten, oft nicht angestellt, sondern arbeiten unter widrigen Umständen und hoher Arbeitsbelastung auf Werkvertragsbasis für Subunternehmen. So könne sich Tönnies der Verantwortung entziehen. Bei den Mitarbeiter:innen handelt es sich oft um Menschen aus Osteuropa, die auf das Einkommen angewiesen sind.
Jüngster Tönnies-Skandal
Über den jüngsten Tönnies-Skandal, auf den auch das ZDF-Magazin Royale eingeht, hatte zuerst die Tagesschau berichtet: Demnach wurden rund 13.000 Tonnen Schlachtüberreste in Bayern offenbar unkontrolliert auf Ackerflächen entsorgt. Die Überreste getöteter Nutztiere landeten in einer Biogasanlage, wo die Gärreste anschließend als Dünger auf Feldern verteilt wurden.
Konkret geht es dem Bericht zufolge um Blut, Magen-Darm-Inhalte und andere Schlachtabfälle. Von 2017 bis 2020 sollen die in einer Biogasanlage in Paulushofen verarbeitet worden sein, obwohl die Anlage dafür keine Genehmigung gehabt haben soll. Der Tagesschau liegen hierzu interne Unterlagen vor.
Fleischhersteller sieht sich getäuscht
Besonders brisant: Der größte Anteil der Lieferungen kam von Fleischproduzent Tönnies. Dort wird laut Tagesschau erklärt, man habe lange nicht gewusst, dass die Anlage keine entsprechende Genehmigung hatte. Martin Bocklage, Justiziar bei Tönnies, sieht Deutschlands größten Fleischhersteller als „Opfer“ einer „kriminellen Handlung, eines Betruges, einer Urkundenfälschung oder kumulativ mehrerer Delikte“. Man habe sich, so Tönnies‘ Stellungnahme, auf externe Berater für Biogasanlagen verlassen.
Einer dieser Berater widerspricht der Darstellung des Fleischproduzenten laut Bericht. Er lässt über seinen Anwalt darauf verweisen, dass Tönnies selbst mit den Biogasanlagenbetreibern hätte klären müssen, „was und in welchen Mengen tatsächlich angenommen werden kann“.
Potenziell gefährlich für die menschliche Gesundheit
Das vermutlich illegale Vorgehen ist für den Menschen nicht ungefährlich: „Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung können sogenannte tierische Nebenprodukte aus Schlachthöfen Krankheitserreger und antibiotikaresistente Bakterien enthalten. Diese übertragen sich möglicherweise auf Pflanzen und Lebensmittel, wenn Gärreste aus Schlachtabfällen als Dünger ausgebracht werden“, heißt es in dem Bericht.
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Die Biogasanlage im bayerischen Paulushofen hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Sie habe lediglich eine Genehmigung, unter anderem Speisereste aus der Gastronomie und Gülle aus dem landwirtschaftlichen Betrieb zu verwerten.
Lückenhaftes Kontrollsystem
Grundsätzlich können Biogasanlagen bestimmte tierische Überreste annehmen, um daraus Gas zu produzieren. Dabei müssen jedoch hohe Temperaturen entstehen, damit die Gärreste keine Gesundheitsgefahr darstellen. Das regelt eine EU-Verordnung.
Zuständig für die Kontrolle der Entsorgung von Schlachtabfällen sind die Veterinärämter der Landkreise. Im aktuellen Fall erwies sich das Kontrollsystem laut Tagesschau-Recherchen allerdings als lückenhaft, da die zuständigen Behörden offenbar versäumten, miteinander vorschriftsmäßig zu kommunizieren.
Utopia meint: Neben Berichten über misshandelte Tiere brachten zuletzt die vielen Corona-Infektionen in Schlachtbetrieben, so auch bei Tönnies, die sozialen Missstände ans Licht. Dadurch stellt sich – wie auch beim aktuellen Skandal – die Frage, wie ehrlich solche Unternehmen tatsächlich sind. Und wie ernst sie es mit ihrer Verantwortung gegenüber Menschen und Tieren meinen.
Alleine der Schlachthof am Tönnies-Hauptsitz in Rheda-Wiedenbrück hat eine Schlachtzulassung von bis zu 30.000 Tieren pro Tag. Dabei betreibt das Unternehmen selbst keine Mastanlagen, sondern arbeitet nach eigenen Angaben mit über 10.000 landwirtschaftlichen Betrieben zusammen. „Die bei Tönnies geschlachteten Schweine stammen überwiegend aus der Massentierhaltung, wo sie auf Spaltenböden gehalten werden und keinerlei Auslauf haben“, sagt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro.
Auch, um Massentierhaltung zu vermeiden, empfiehlt es sich, den Konsum von Fleisch entweder vollständig oder zumindest teilweise zu reduzieren. Wie du das schaffst, zeigt dir der Beitrag „Weniger Fleisch essen – so gelingt es dir“. Weitere Tipps hat Utopia hier für dich zusammengefasst.
Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki stellt sich gegen eine Impfpflicht – was zwar gut und wichtig für die Debatte ist, seine Argumente aber sind haarsträubend.
Für seine urliberale Haltung ist Wolfgang Kubicki bekannt. Auch für seine demokratische Einstellung, dass um Ansichten gerungen wird und dann die unterlegene Seite den Mehrheitsbeschluss akzeptiert und trägt. Doch zuweilen treibt es den Kieler bei seinem Fight zu weit ins offene Meer hinaus; dort verfährt er sich dann gehörig.
In diesen Tagen mobilisiert der FDP-Grande in seiner Fraktion Anhänger*innen, die sich gegen die fürs neue Jahr avisierte Impfpflicht aussprechen. Für Kubicki bedeutete sie einen zu großen Einschnitt in Freiheitsrechte. Klar, um solch eine Pflicht muss intensiv gestritten werden, eine Selbstverständlichkeit ist sie nicht. Doch bei den Argumenten sollte Kubicki etwas nachbessern.
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Die Backen sind dick
Eiderdaus, woher nimmt er das? Aus seinem Fass? Freude angesichts des ganzen Coronamists haben nur Sozialphobiker, denen kommen vielleicht die Abstandsanmahnungen zupass. Aber ansonsten? Ich sehe nirgends jemanden, der oder die juchzend aufschreit, wenn andere nicht in Restaurants oder Geschäfte eingelassen werden. Auch ist mir nicht zu Ohren gekommen, man verspüre eine gewisse Lust bei der Vorstellung, anderen ein Bußgeld aufzubrummen, wenn sie sich eine Spritze nicht geben lassen. Rausgehauene Hirngespinste à la Kubicki. Vielleicht muss man ihn nicht allzu ernst nehmen.
Immerhin ist der von ihm geschmähte Lauterbach mittlerweile Bundesgesundheitsminister geworden, während der Norddeutsche, von der Parteiführungsriege übergangen, trotz Wahlsieg Bundestagsvizepräsident bleibt. So hat er weiterhin viel Zeit, es wichtig zu finden, dass man ihn keinen Spacken nennt. Dafür tut er eine Menge. Zum Beispiel, indem er Andersdenkende des Jakobinertums zeiht, was eine einfache Nummer ist: Du bist allzu vorsichtig und mahnst Vorsicht deiner Nächsten beim Umgang mit dem Coronavirus an? Jakobiner! Das waren übrigens die mit den Guillotinen während der Französischen Revolution, also die Kopfabhacker. Wie gesagt: Den Mund nimmt er gewöhnlich voll.
Völlig baff macht Kubicki indes mit der Mutmaßung, es gehe Geimpften um Rache und Vergeltung. Wo sind die Zorros oder Hawkeyes, die umherschwirren, auf der Suche nach Ungeimpften? Andersrum sind es eher aktivistische Ungeimpfte, die auf Demos auf ihre Haltung lautstark aufmerksam machen, während die weitaus größeren Demos der sich Impfenden lautlos und geordnet ablaufen – nämlich in den Impfzentren, die sie gerade aufsuchen.
Also, Rache an wem, fragt auch die „Zeit“. „An den Ungeimpften, weil man glaubt, in ihnen die Verantwortlichen für unsere derzeitige Misere ausgemacht zu haben, was natürlich völliger Unsinn ist.“
Nun, verantwortlich bleibt das Virus. Nur kommt man nicht umhin anzuerkennen, dass Ungeimpfte diese kleinen Teilchen leichter, öfter und mehr verteilen als Ungeimpfte. Außer, man heißt Kubicki: Der erwidert, auf diesen Widerspruch angesprochen: „Selbst wenn ich diese Sicht teilen würde, was ich nicht tue…“
Denn er kann viel tun, wenn der Tag lang ist. Auch sich über wissenschaftliche Fakten hinwegsetzen, wenn sie gerade nicht passen.
Es ist interessant zu sehen wie verschieden im Erleben sich Depressionen bei Männern und Frauen sind und wie Männer damit umgehen.
Aus depressionen-depression.net
Depressionen bei Männern
Depressionen äußern sich bei Frauen und Männern unterschiedlich. Frauen erkranken häufiger an Depressionen als Männer. Dies ist vielleicht auch der Grund, weshalb in den letzten Jahrzehnten oftmals die Depression bei Frauen im Blickpunkt stand und über die Krankheit bei den Männern relativ wenig bekannt war. Inzwischen jedoch wird auch die Depression bei Männern genauer untersucht.
Herausgefunden wurde inzwischen, daß wesentlich mehr Männer an einer Depression erkranken als bisher gedacht. Vor allem die Zahl der depressiven jungen Männer nimmt ständig zu. Am gefährlichsten ist die Depression bei älteren Männern. Ältere Männer, die alleine leben und krank sind, begehen wesentlich häufiger Selbstmord, wenn sie an einer Depression leiden. Allgemein ist die Suizidrate bei Männern höher als bei Frauen. Zudem verüben Männer ihren Suizid „härter“ als Frauen, sie schießen sich in den Kopf, fahren an eine Mauer usw.
Frauen bevorzugen Gift, schneiden sich die Adern auf etc.
Auch wenn viele Männer es nicht zugeben wollen, so belasten sie Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Einsamkeit oder die Trennung von ihrem Partner genauso wie dies bei Frauen der Fall ist. Allerdings scheint es eine gewisse Schwelle zu geben, ab der bei Männern eine Depression entsteht. Das bedeutet also, daß erst ein gewisses Maß an ungünstigen Faktoren auftreten muss, bevor eine Krankheit entsteht. Vorher passiert nichts, dann allerdings entsteht für den Mann schnell das Gefühl, daß alles ausweglos sei und das Leben sinnlos.
Bei Männern sind die Ursachen für Depressionen meist andere als bei Frauen. Oftmals leiden sie unter einer Sucht, körperlichen Problemen oder sozialen Problemen. Zudem geht man davon aus, daß Männer die Krankheit Depression anders erleben als Frauen.
Während Frauen dazu neigen, bei Stress quasi direkt eine Depression zu entwickeln, entwickeln Männer oftmals erst eine andere Erkrankung, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen der Herzgefäße.
Entwickelt sich bei einem Mann eine Depression, so versucht er das meist erst mit sich selbst abzumachen. Man weiß ja: Männer reden nicht so viel, schon gar nicht über ihre Gefühle. Deshalb geht man davon aus, daß es wesentlich mehr Depressionen bei Männern gibt, als es die offiziellen Zahlen zeigen.
Während Frauen, bevor sie depressiv werden, häufig unter Ängsten leiden, so geht bei Männern einer Depression oftmals eine Abhängigkeit, wie zum Beispiel eine Alkoholabhängigkeit, voraus. Bis zu 30 % der depressiven Männer hatten tatsächlich vor ihrer Erkrankung ein Suchtproblem. Leider versuchen viele Männer aber auch, ihre Depression durch Drogen in den Griff zu kriegen. Gerade das zeigt sich dann als ein fataler Teufelskreis: die Depression führt dazu, daß noch mehr Drogen genommen werden, die Drogen wiederum führen immer tiefer in die Depression hinein.
Ältere Männer
Wenn Männer älter werden, produzieren sie – wie Frauen in den Wechseljahren – weniger Hormone. So wird zum Beispiel weniger Testosteron gebildet. Das Testosteron ist das Geschlechtshormon der Männer schlechthin. Ab dem 50. Lebensjahr bildet sich immer weniger davon im männlichen Körper. Bis zum 75. Lebensjahr ist die Produktion um circa 40 % zurückgegangen.
Das Testosteron regelt im Körper diverse sexuelle Funktionen wie zum Beispiel die Erektion und die Ejakulation. Zudem hat es eine Wirkung im Gehirn, das unter anderem das sexuelle Interesse steuert.
Wird nun also dieses Testosteron zu wenig ausgeschüttet, so können Folgen wie Ermüdung, eine Verwirrtheit, Erektionsschwäche und ein Verlust des sexuellen Interesses auftreten. Dies sind ähnliche Symptome, wie man sie auch von einer Depression kennt. Tatsächlich scheinen sich gerade das Nachlassen des sexuellen Interesses und der sexuellen Funktionen durchaus auf das Entstehen einer Depression auszuwirken.
Falsch wäre es jedoch zu denken, daß man einfach Testosteron geben müsse und alle Probleme werden gelöst. So führt eine Gabe von Hormonen zwar zu einer besseren Stimmung, einem höheren Wohlbefinden und mehr Tatkraft, allerdings treten andere Wirkungen wie Wut, Traurigkeit und Gereiztheit auf.
Sexualität und Depressionen
Wie man oben sehen konnte, spielt die Sexualität für den Mann eine besondere Rolle.
Besonders schlimm ist es, wenn „es“ nicht mehr richtig funktioniert. Dies ist leider nicht nur im höheren Alter der Fall, sondern auch bei jungen Männern, die unter einer Depression leiden. Zudem können einige Antidepressiva ebenfalls dazu führen, daß die sexuelle Funktionalität nicht mehr gegeben ist: Viele depressive Männer haben also ein Problem mit der Sexualität.
Diese sexuellen Schwierigkeiten empfinden dann auch die Partnerinnen als belastend. Manche Frauen glauben, ihr Mann liebe sie nicht mehr, er habe eine andere, fühlen sich nicht mehr liebenswert, attraktiv etc. Es ist also von beiden Seiten viel Feingefühl und Offenheit erforderlich, daß die Depression die Partnerschaft nicht zerstört.
Interessant, Leonard Cohen starb auch an einem 10. November wie Robert Enke. Cohen starb 2016.
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Hier noch das Fallbeispiel des ehemaligen Torhüters von Hannover 96, Robert Enke.
Gerade für einen Fußballspieler war (ist es vielleicht noch) ein Tabu, zuzugeben, dass er an einer Depression leide. Auch hatte er Angst, dass man ihm sein Adoptivkind nehmen würde, wenn die Depression publik würde. Enke hatte ständig Angst, dass er den Ansprüchen nicht genügen könnte – obwohl er ausgezeichnete Leistungen erbrachte und in älteren Jahren auch als Nationaltorwart einige Male zum Zuge kam. Unverantwortlich war, dass Trainer Louis van Gaal, der damals beim FC Barcelona war wie Robert Enke, mit diesem in einem ganzen Jahr nie mit ihm sprach. Enke hatte nur noch Angst.
Und wenn man nichts mehr spürt wie Robert Enke dann wird das Leben zur Plage und Last. Ohne Lebensfreude kann man auf Dauer nicht leben.
Wenn ein schwarzes Loch alle Freude verschlingt, Stille zu schreien und jede Sekunde unerträglich scheint – geht einfach nichts mehr. So war es wohl auch bei Robert Enke.
„Wenn du nur einmal eine halbe Stunde meinen Kopf hättest, dann würdest du verstehen, warum ich wahnsinnig werde“, hat er einmal zu seiner Frau Teresa gesagt. Es ist nur ein Satz von ganz vielen bewegenden Details, die hängen bleiben von der Biographie des verstorbenen Nationaltorwarts.
‚Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben‘ von Ronald Reng verrät viel über das oft schwierige, aber nicht selten auch schöne Leben des einstigen Profis von Hannover 96. Es verrät auf 427 Seiten viel über den Profifußball. Und es versucht zu erklären, warum ein Fußball-Star, der scheinbar alles besaß, letztlich nur noch einen Ausweg aus diesem Leben kannte: den Selbstmord.
Eine der letzten Seiten beschreibt jenen 10. November 2009, als Teresa erfährt, dass ihr Mann den ganzen Tag unterwegs war, obwohl keine Trainingseinheit anstand. „Durchsuch sofort sein Zimmer, ob du einen Abschiedsbrief von ihm findest“, sagt Manager und Freund Jörg Neblung am Telefon panisch. Teresa rennt die Treppe hoch ins Schlafzimmer, wischt die Zeitschriften vom Nachttisch, ein weißes Blatt fällt heraus. „Liebe Terri, es tut mir leid, dass…“
„Robert Enke hatte Depressionen“
Es ist ein Dienstagabend gegen halb sieben, als sich Robert Enke aus eigenem Willen an den Bahngleisen bei Eilvese in Niedersachsen das Leben nimmt. Zweieinhalb Kilometer von seinem Wohnhaus und nur wenige hundert Meter vom Grab seiner verstorbenen Tochter Lara entfernt, steigt er aus seinem schwarzen Mercedes, läuft noch ein paar Meter die Bahntrasse entlang, bevor er sich vor einen Regionalzug wirft.
Die Nachricht von seinem Tod schockt das ganze Land, lässt es erstarren. Niemand weiß so recht, wie er mit der Situation umgehen soll. Wie auch? „Wir müssen heute über ein Tabuthema in der Bundesliga sprechen. Robert Enke hatte Depressionen“, sagt ein Sprecher von Hannover 96 bei der Pressekonferenz. Neben ihm auf dem Podium sitzt Teresa Enke. Nur 17 Stunden nach dem Tod ihres Mannes will sie über die Wahrheit sprechen. Die Wahrheit, die sie jahrelang für sich behalten musste.
„Robert hatte panische Angst. Angst davor, dass etwas ruchbar wird, dass alles herauskommt und er als Spieler und Mensch nicht mehr stattfinden würde“, sagt Teresa mit Tränen in den Augen. Vor allem Adoptivkind Leila, das seit rund sechs Monaten Enkes Lebensmittelpunkt neben dem Sport bildete, hätte man ihnen wieder wegnehmen können, so die Angst von Enke. „Doch das ist gar nicht wahr“, ruft sie verzweifelt.
Die Biographie, sie ist auch die Geschichte einer unglaublich starken Frau. Immer wieder fragt man sich beim Lesen: Wie schaffte es Teresa Enke nur ihren Robert ein ums andere Mal aus dem schwarzen Loch herauszuholen? Am Ende des Buches, zu der Zeit, als die Depression bei Enke das zweite Mal ausgebrochen war, beschreibt Reng, wie Teresa ihn zu jedem Training bei Hannover 96 begleitete. Wie sie ihn am Platz anfeuerte oder zwei Stunden lang im Auto saß und auf ihn wartete. Aus Angst Robert könnte sich etwas antun, wollte sie ihn nicht mehr alleine lassen.
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Enkes zweite Depressions-Phase – „Ich denke an S.“
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Angefangen hatte die Depression bei Robert Enke 2003. Er war nach drei glücklichen und erfolgreichen Jahren bei Benfica Lissabon zum FC Barcelona gewechselt. Doch unter dem heutigen Bayern-Trainer Louis van Gaal scheiterte der Torwart. „Er hat im ganzen Jahr nie mit mir geredet“, schreibt Enke in seinen ‚Depri-Ordner‘, wie er sein Tagebuch nennt.
Er geht dort zum ersten Mal zu einem Psychologen und Psychotherapeuten, wechselt kurz darauf zu Fenerbahce Istanbul, löst dort schnell seinen Vertrag auf. „Ich habe nur noch Angst“, sagt er zu seinem Torwarttrainer Eike Immel. Er lässt sich behandeln.
Sportlich kommt Enke beim spanischen Zweitligisten Deportivo Teneriffa wieder auf die Beine, ehe er bei 96 in der Bundesliga die Nummer 1 wird und mit 29 Jahren doch noch bis in die Nationalmannschaft durchstartet. Seine Teresa wird schwanger. 2006 wird Tochter Lara herzkrank geboren und stirbt im Alter von nur zwei Jahren nach einer Ohrenoperation. Schon sechs Tage später steht Enke wieder zwischen den Pfosten.
„Ich habe geschaut, wo ich mich umbringen könnte“
Die zweite Depressions-Phase kommt 2009 – unvermittelt. Am 3. September 2009 schreibt Enke in sein Tagebuch: „Scheint alles sinnlos zu sein. Fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Denke an S.“ Das „S.“ steht für Selbstmord. Zu seinem Berater und Freund Jörg Neblung sagt Enke am Telefon: „Ich spüre nichts mehr. Keine Nervosität, keine Freude, nichts.“ Alles ist eine große Anstrengung für den damals 32-Jährigen, selbst die Wahl zwischen Pflaumen- oder Käsekuchen bei einem Kindergeburtstag.
„Robbi“, sagt später sein Freund Marco Villa, hatte zwei Träume: „Die Weltmeisterschaft und sich outen. Und er wusste, beides ging nicht.“ Enke nimmt Stimmungsaufheller, kommt aber bei einem Nationalmannschafts-Lehrgang kaum aus dem Bett. Er fährt stundenlang durch Köln, sein Handy ist ausgeschaltet. Teresa erreicht ihn erst um 23.30 Uhr. „Ich habe geschaut, wo ich mich umbringen könnte“, sagt Robert auf die Frage, wo er gewesen sei. Er weigert sich einweisen zu lassen: „Ich bin Nationaltorwart, ich kann doch nicht in eine Klinik gehen.“
Enke lebte seit Beginn seiner Fußballerkarriere mit der Angst Fehler zu machen. Fehler, die über seine zukünftige Karriere entscheiden könnten. Er kämpfte um Anerkennung und selbst wenn er bejubelt wurde, hatte er das Gefühl, nie gut genug zu sein.
„Wie lebt es sich mit Depressionen oder nur mit der Ahnung, sie könnten jeden Moment wiederkommen? Mit der Angst vor der Angst? Die Antworten wollte Robert Enke gerne selber geben. Er wollte dieses Buch schreiben, nicht ich“, schreibt Reng in der Biographie. Doch dazu kam es nicht.