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Vom Paulus zum Saulus   Leave a comment

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gbs-Gründer Herbert Steffen veröffentlicht seine Lebenserinnerungen.

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Collage von Roland Dahm (Hintergrundbild: Couleur/Pixabay)

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Bevor er den Kirchenkritiker Karlheinz Deschner unterstützte und die Giordano-Bruno-Stiftung gründete, war Herbert Steffen ein strenggläubiger Katholik. In seiner gerade erschienenen Autobiografie schildert er seinen langen Weg vom „frommen Paulus“ zum „freigeistigen Saulus“ – die Geschichte eines Mannes, der spät, aber nicht zu spät, „gottlos glücklich“ wurde.

„Ich stamme aus dem Mittelalter“, schreibt Steffen im Vorwort seines Buches, „aus einem kleinen Dorf im Hunsrück, das lange Zeit keine befestigten Straßen und keinen Strom kannte, in dem der Pastor der mit Abstand mächtigste Mann der Gemeinde war. Die Hälfte meines Lebens war ich gefangen in der geistigen Enge eines streng katholischen Weltbildes.“ Anschaulich beschreibt er die kargen Verhältnisse im Hunsrück, wo er 1934 in eine katholische Familie hineingeboren wird, sowie seine Jahre im katholischen Internat „Albertinum“, wo er Missbrauchsfälle beobachtet, auf die er sich aber zunächst keinen Reim machen kann.

Nach dem Abitur will er, wie vom Vater gewünscht, Priester werden, doch schon nach wenigen Tagen im Priesterseminar wird ihm die Doppelmoral des Klerus bewusst, mit der er sich nicht abfinden kann: „Ich war entweder warm oder kalt, doch niemals lau. Wenn ich von einer Sache überzeugt war, setzte ich mich hundertprozentig für sie ein. Dummerweise war meine ‚Herzenssache‘ damals der Katholizismus: Hätte die Kirche von mir verlangt, einen Sprengstoffgürtel anzuziehen und die ‚Ungläubigen‘ in die Luft zu sprengen – ich fürchte, ich hätte es getan! Deshalb kann ich gut nachvollziehen, was radikale Islamisten tun. Man muss die religiöse Hirnwäsche selbst erlebt haben, um begreifen zu können, was sie bei einem Menschen anrichtet.“

Vom Unternehmer zum Religionskritiker

Statt Theologie studiert Herbert Steffen Wirtschaftswissenschaften in Köln und tritt in die Möbelfirma seines Vaters ein, die zum damaligen Zeitpunkt rote Zahlen schreibt und von der Insolvenz bedroht ist. Es gelingt ihm, „Steffen-Möbel“ zu retten. Unter seiner Führung wächst die kleine Firma zu einem großen Unternehmen heran, das in den 1980er Jahren 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. In den 1990er Jahren jedoch gerät die deutsche Möbelindustrie durch die Globalisierung unter Druck, die Geschäfte laufen schlechter – mit der Folge, dass Herbert Steffen die Kontrolle über sein Unternehmen verliert, welches er wenige Jahre zuvor an die Börse gebracht hat.

Der Verlust der Firma ist ein dramatischer Einschnitt in seinem Leben, doch er hat bereits Jahre zuvor eine neue Lebensaufgabe gefunden, nämlich die Religionskritik. Auslöser dafür sind zwei (umgedrehte) „Damaskuserlebnisse“, die aus dem „gläubigen Paulus“ einen „ungläubigen Saulus“ machen: 1973 unternimmt er eine Studienreise nach Israel und ist schockiert über die Borniertheit seiner christlichen Mitpilgerinnen und Mitpilger, die im vermeintlichen „Abendmahlsaal“ ergriffen auf die Knie fallen, aber laut loslachen, als sie in der al-Aqsa-Moschee hören, Mohammed sei von hier aus auf einem geflügelten weißen Pferd gen Himmel aufgestiegen.

Auch das zweite „Damaskuserlebnis“ ereignet sich auf einer Auslandsreise: 1988 liest er in einem Bungalow auf Tahiti Deschners Buch „Abermals krähte der Hahn“: „Die Lektüre zog mich derart in ihren Bann, dass ich für alles andere nicht mehr zu haben war. Nie zuvor in meinem Leben hatte ich Bücher mit dieser Inbrunst gelesen, und nie zuvor hat mich beim Lesen eine solche Wut gepackt.“

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Vom Mäzen zum Stiftungsgründer

Nach dem Urlaub lässt Herbert Steffen nicht locker, bis er die Adresse Deschners herausgefunden hat. Kurzentschossen fährt er nach Haßfurt, überredet den scheuen Autor, ihn ins Haus zu lassen, und bietet ihm seine Unterstützung als Mäzen an. Dass es Karlheinz Deschner gelingt, seine 10-bändige „Kriminalgeschichte des Christentums“ abzuschließen, ist nicht zuletzt Steffens Verdienst. Damit Deschners Werk nicht in Vergessenheit gerät, hat er vor, eine Karlheinz-Deschner-Stiftung zu gründen, doch noch fehlen ihm erfahrene Mitstreiter, um diese Idee umsetzen zu können.

Über Carsten Frerk, der im Herbst 2003 einen Vortrag über die Finanzen und das Vermögen der Kirchen in Deutschland hält, kommt Herbert Steffen in Kontakt zu Michael Schmidt-Salomon, der zufälligerweise wenige Tage vor dem ersten Zusammentreffen die Druckfahnen zu seinem Aufsatz über die Philosophie des „evolutionären Humanismus“ erhalten hat.  Steffen ist nicht nur von Schmidt-Salomon und Frerk begeistert, sondern auch von diesem neuartigen Denkansatz, der Wissenschaft und Philosophie, rationale Erkenntnis und humanistisches Engagement in Einklang bringt. An der Tür verabschiedet er sich von seinen künftigen Mitstreitern mit den Worten „Ich denke, das war heute der Beginn einer langen und fruchtbaren Freundschaft und Zusammenarbeit!“ Auf der Gegenseite sorgt dies allerdings für Verwunderung, wie Steffen schreibt: „Nach Michaels Gesichtsausdruck zu urteilen, dachte er wohl, ich hätte eine Meise!“

Wenige Tage später sprechen die beiden aber schon über die Gründung einer Stiftung. Schweren Herzens muss Steffen dabei die Idee einer Deschner-Stiftung aufgeben, da sich diese allein auf Kirchen- und Christentumskritik hätte konzentrieren müssen. „Giordano-Bruno-Stiftung“ ist der bessere Name für eine Organisation, die sich einem breiten Themenspektrum widmen soll. Nach anfänglicher Enttäuschung sieht dies selbst Karlheinz Deschner ein – die Schilderung des heiklen Gesprächs zwischen Deschner und Schmidt-Salomon zählt sicherlich zu den Höhepunkten des Buches. Herbert Steffen notiert dazu: „Ich war erleichtert, dass Karlheinz die Nachricht vom Ende der Idee einer Deschner-Stiftung so gut verkraftet hatte und dass sich meine beiden ‚Hausphilosophen‘ trotz der schwierigen Anfangsbedingungen so gut verstanden. Vor allem aber freute ich mich, dass es nun schon bald mit der Giordano-Bruno-Stiftung losgehen konnte, die mein Leben in den kommenden Jahren in völlig neue Bahnen lenken sollte…“

„Die beste Entscheidung meines Lebens“

Nur wenige Wochen nach dem Gespräch in Haßfurt, im März 2004, findet im neu errichteten gbs-Forum in Mastershausen die erste gbs-Veranstaltung statt: Der international anerkannte Evolutionsbiologe Prof. Dr. Franz M. Wuketits spricht vor rund 70 Gästen über ein Thema, das aufs Engste mit der Philosophie des evolutionären Humanismus verknüpft ist: „Der Affe in uns: Warum eine Entzauberung des Menschen überfällig ist“.  Die Wahl des Referenten ist kein Zufall, denn Franz M. Wuketits ist von Beginn an in die Pläne zur Gründung der gbs eingeweiht. Durch ihn kommt die Stiftung in Kontakt zu vielen anderen hochkarätigen Wissenschaftlern.

Steffen schreibt über Wuketits: „Manfred, wie ihn seine Freunde (zu denen ich mich bald zählen durfte) nannten, war ein wunderbarer, aber auch ein merkwürdiger Mensch. So richtig in die Gänge kam er erst in den Abendstunden, dann aber hörte er gar nicht mehr auf, über Gott und die Welt in seinem breiten wienerischen Dialekt zu diskutieren. Legendär waren die Gespräche mit Michael in unserer damaligen Stiftungsbar, die oft bis in die Morgenstunden dauerten und mit dem Konsum von reichlich Alkohol und Zigaretten einhergingen. (…) Aus Versehen leerten die beiden einmal in der Nacht meinen Geburtsjahrs-Portwein aus dem Jahr 1934! Am nächsten Morgen war Manfreds Gesicht so zerknittert, dass ich den großen Gelehrten kaum noch wiedererkannte.“

Anekdoten wie diese machen den besonderen Reiz des Buches aus. In seiner „kurzen Geschichte der Giordano-Bruno-Stiftung“ plaudert Herbert Steffen „frei aus dem Nähkästchen“ und verrät viele Hintergründe, die selbst Insidern der Stiftung nicht bekannt sein dürften. Aber natürlich berichtet er auch über die vielen Höhepunkte der Stiftungsgeschichte, etwa über die diversen Kampagnen zur Sterbehilfe, zum politischen Islam, zu Tierrechten, zum kirchlichen Missbrauchsskandal, zur Trennung von Staat und Kirche, zu den Menschenrechten, zur Knabenbeschneidung oder zur Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Gegen Ende des Buchs resümiert Steffen: „Die Gründung der Giordano-Bruno-Stiftung (…) war die beste Entscheidung meines Lebens! Denn durch die Stiftung habe ich so viel Neues erfahren und so viele hochinteressante Menschen kennengelernt, die ich ansonsten niemals getroffen hätte. Es stimmt schon, was ich vor einigen Jahren gesagt habe: ‚Ich verdanke der Giordano-Bruno-Stiftung weit mehr, als sie mir verdankt!‘“

Dabei macht der Autor klar, dass der Erfolg der gbs „ganz gewiss nicht allein auf meinem oder Michaels Mist gewachsen“ ist, sondern dass daran unzählige andere Menschen beteiligt waren. Namentlich listet er im Buch rund 250 Personen auf, ohne die die gbs nicht zu dem geworden wäre, was sie heute ist, nämlich, wie es der „Spiegel“ einmal formulierte, „das geistige Oberhaupt all derjenigen, die geistigen Oberhäuptern nicht trauen.“

Die Autobiografie „Mein langer Weg vom Paulus zum Saulus“ kann ab sofort als pdf-Dokument kostenfrei von der gbs-Website heruntergeladen werden. Mitglieder des gbs-Beirats und des gbs-Stifterkreises sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung und der aus ihr hervorgegangenen Organisationen erhalten das Buch zudem in gedruckter Form. Im regulären Buchhandel wird die Autobiografie auf absehbare Zeit nicht erhältlich sein.

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Vom Paulus zum Saulus

In Memory of Karlheinz Deschner (Teil9)   Leave a comment

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Stimmen zur Kriminalgeschichte

«Der Kirchengeschichten gibt es viele; er schreibt die Kriminal-Geschichte des Christentums, wie es der Geschichte gemäß ist.»  (Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Hamburg)

«Der brillanteste, konsequenteste und substantiellste Kirchenkritiker dieses Jahrhunderts, der mutigste Erbe und Weiterdenker Friedrich Nietzsches.» (Prof. Dr. Hermann Josef Schmidt, Universität Dortmund)

«Es gibt Sätze in diesem Buch, die möchte man auswendig lernen, um niemals zu vergessen, welches die Grundlagen der Welt sind, in der wir leben … Karlheinz Deschners Kriminalgeschichte des Christentums zeigt uns, wie wir sind.» (Arno Widmann, Frankfurter Rundschau)

«Ebenso akribisch recherchierte wie provozierende und entlarvende Werke zur Geschichte des Christentums … Bei aller Wissenschaftlichkeit liest sich auch dieser Deschner durch seine faszinierenden Analysen und einen brillanten Stil spannend wie ein Krimi.»  (Armin Pfahl-Traughber)

«Seit alle Argumente für die Wahrheit des Christentums zusammengebrochen sind, beruft man sich inzwischen auf seine Unverzichtbarkeit für eine humane Moral. Wer Karlheinz Deschner liest, muss zu dem umgekehrten Ergebnis kommen: Wenn das Christentum wahr wäre, müsste man die Menschen aus Gründen der Humanität davor bewahren.»  (Prof. Dr. Dr. Norbert Hoerster, Universität Mainz)

«Deschners Kriminalgeschichte ist Herrschaftskritik par excellence.» (Michael Meier)

«Deschners Kriminalgeschichte des Christentums füllt nicht nur eine breit klaffende Lücke aus, sie ist das Standardwerk der alternativen Kirchengeschichte. Dieses Jahrhundertwerk macht sich mit Hilfe eines stupenden und umfassenden Detailwissens die Sicht der kirchlich Verfemten aller Jahrhunderte der Kirchengeschichte zum eigensten existentiellen Anliegen.» (Prof. Dr. theol. Hubertus Mynarek, Odernhein)

«Gemessen an Karlheinz Deschner sind die kritischen Kirchen- und Drewermänner unserer Tage nichts als freundliche Herren mit religiösen Skrupeln. Von allen Kirchenkritikern unseres Jahrhunderts ist Deschner der belesenste, radikalste und leidenschaftlichste.» (Michael Bauer, Süddeutsche Zeitung)

«Ich erinnere an Aufklärer des 18. Jahrhunderts wie die Franzosen Pierre Bayle, Claude Helvetius, Voltaire oder an den deutschen Schriftsteller Heinrich Heine. In Deschners Kriminalgeschichte des Christentums hat nun auch das 20.Jahrhundert sein Buch …»  (Prof. Dr. theol. Horst Herrmann)

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In Memory of Karlheinz Deschner (Teil9)

In Memory of Karlheinz Deschner (Teil7/1)   Leave a comment

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Karlheinz Deschner: «Unsere tägliche Illusion gib uns heute!»

Am 13. Juni 1993 fand in Darmstadt die Verleihung des von Walter Steinmetz gestifteten Alternativen Büchnerpreises an Karlheinz Deschner statt. Dabei wurde von einem Rezitator auch dieser grandiose Text von Karlheinz Deschner verlesen:

Es war einmal ein alter Herr. Der lebte, mit vielen, vielen Jahren auf dem Buckel, lange ganz allein. Er lebt, schwer vorstellbar, doch finden wir uns damit ab, schon ewig, ohne Anfang, ohne Ende, im Vollgefühl der Allmacht, seines Wissens, seiner Güte. Doch plötzlich hat er, gottweißwarum, das dauernde Alleinsein satt, die wenn auch noch so souveräne Solitüde, das Dolcefarniente tagaus, tagein, das ja auch unsereinem nicht bekommt. Ja, nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen. Oder wie Georg Büchner den Leonce sagen läßt: «Müßiggang ist aller Laster Anfang.» Offenbar mußte sich die Omnipotenz endlich betätigen, bestätigen. Brauchen doch auch wir immer wieder ein kleines Erfolgserlebnis. Und er hatte es nie!

Und seine grenzenlose Güte? Wohin damit? Und wollte er nicht auch verehrt, ein wenig angebetet sein, verherrlicht? War nicht, wer weiß, ein bißchen Eitelkeit im Spiel? Ein wenig Rachsucht gar, ein Zorn, hochheilig, sicher, der freilich einmal raus, der einfach sich entfalten, entladen mußte? Wie seine grenzenlose Güte? Beides zusammen, liebevoller Vater und Folterknecht in perpetueller Kooperation?

Aber Hölle und Himmel beweisen es. Beide gleich vis-à-vis, damit man von diesem – Herrgott, wofür ist man Engel!, wofür singt man Halleluja! – ganz bequem in jene gukken und sich an all dem Teufelselend gehörig auch ergötzen kann, durch alle Ewigkeit, wie höchste Kirchenleuchten lehren. Alles schwer vorstellbar für unsern schwachen menschlichen Verstand. Aber es ist so. Die nackte Realität. Kurz und gut, so haut er eines Tages auf die Pauke, – haut – warum erst jetzt? Warum nicht früher schon? Nicht später? Warum, warum! In seiner Weisheit wußte er warum, ja, jetzt, jetzt wollte er, nach langer Lethargie ein ungeheurer Tatendrang, und haut, in schöpferischer Schaffenslust, das Universum kühn heraus; ob gleich komplett, ob erst im Ei, ob mit großem Knall, ob ohne, das alles, gott, ist eitles Klügeln, Spintisieren, vage Wissenschaft von Menschenköpfen, heute so und morgen so. Was zählt, sind Fakten. Und Faktum ist: alles war bestens geraten. Authentisch bezeugt. Und bloß Fieslinge, Mieslinge, zehnmal scheiterhaufenreife Kerle, denen nichts wunderbar, nichts heilig ist, selbst das Heiligste nicht, können da leugnen. Denn war der alte Herr allmächtig, konnte er alles. War er allgütig, wurde auch alles gut – ein sonnenklarer Fall.

Doch der Mensch denkt, und Gott lenkt. Die ganze Sache, wie bekannt, ging restlos in die Binsen. Ja, obwohl alles von dem Allerbesten, Allermächtigsten, Alleswissenden, obgleich es ganz und gar aus ihm und nur aus ihm, aus wem auch sonst, direkt emanierte, kam einfach Furchtbares, Erschreckendes heraus. Kaum zu glauben, wahrhaftig! Die Sterne zwar leuchteten edel, die Sonne schien ohn’ Fehl und Arg – aber darunter: Hurerei und Greuel, Ungehorsam, Apfelbiß, Schlangengift, Erbschuld etc. etc. Und der alte Herr, der all dies ja seit Ewigkeit vorausgewußt, der es, spielend, hätte verhindern können, doch nicht verhindern wollte in seiner Weisheit, der ersäufte, der Allerbarmende, die ganze Chose, die mißratene, Mensch und Tier (das ja unschuldig war: oder biß auch das Tier, ein weibliches vielleicht, ins Obst?!), ja, ersäufte alles kurzerhand, ein göttliches Spektakel ohnegleichen, die erste und bis heute radikalste Endlösung der Welt.

Doch schließlich, er hatte sich genug gelangweilt. Auch Geduld gezeigt genug, fürwahr, einmalige Geduld. Überhaupt: Einmalige Umstände. Denn sonst, ich meine – die braunen Bestien wurden in Nürnberg gehängt. Und Stalin marschiert als Bluthund durch die Geschichte. Und sie alle, samt und sonders, hatten doch nur einen, ich meine bloß, vergleichsweise kleinen Teil unserer Rasse liquidiert – der gute alte Herr aber alles, die ganze Menschheit, mit Stumpf und Stiel, alles hinab in den Orkus … er, der Beste, der alles so gut macht.

Der zweite Teil dieses hervorragenden Textes von K. Deschner folgt am kommenden Sonntag …….

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In Memory of Karlheinz Deschner (Teil7/1)

In Memory of Karlheinz Deschner (Teil5)   Leave a comment

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Einen großen Dank an den Lektor Gieselbusch, dass er das grandiose Werk Deschners über die „Kriminalgeschichte des Christentums“ mit seinen nahezu 6000 Seiten, hartnäckig beim Rowohlt Verlag durchgesetzt hat. Das Werk wird die Zeit überdauern.

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Michael Schmidt-Salomon über die „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner

«Ich möchte das Werk zu einer der größten Anklagen machen, die je ein Mensch gegen die Geschichte des Menschen erhoben hat.» Mit diesen Worten endete das Exposé zur Kriminalgeschichte des Christentums, das Karlheinz Deschner dem Rowohlt Verlag im Frühjahr 1970 übersandte. Heute, 43 Jahre später, ist es vollbracht – und der Autor hat nicht zu viel versprochen:

Tatsächlich ist die Kriminalgeschichte des Christentums eine der größten Anklageschriften, die jemals verfasst wurden. In 10 Bänden mit nahezu 6000 Seiten und mehr als 100.000 Quellenbelegen hat Deschner eine Generalabrechnung mit der «Religion der Nächstenliebe» vorgelegt, die in der Weltliteratur ihresgleichen sucht.

Völlig zu Recht gilt das Werk als Meilenstein der modernen Religionskritik, ja: der kritischen Geschichtsschreibung schlechthin. Das liegt nicht nur an der Fülle der Inhalte, die Deschner entgegen allen Denktabus zur Sprache bringt, sondern auch an der Brillanz der Darstellung: Bei Deschner treffen die besten Elemente von Wissenschaft, Philosophie und Kunst aufeinander, vereinigen sich kritische Rationalität, humanistisches Ethos, künstlerische Sensitivität und ästhetische Gestaltungskraft zu einer einzigartigen Synthese. Da ist kein Wort zu viel, keines zu wenig, ein fulminanter Spannungsbogen zieht sich durch das gesamte Werk, vom furiosen Auftakt des ersten Bandes bis zum Schlusswort des letzten.

Die Kriminalgeschichte des Christentums erscheint uns heute in ihrem monumentalen Aufbau so stringent und urwüchsig wie eine gotische Kathedrale oder eine Bruckner-Sinfonie, weshalb es kaum vorstellbar ist, dass sie ursprünglich nur einen einzigen schmalen Band umfassen sollte. Tatsächlich stand in dem Vertrag, den Rowohlt 1970 mit Deschner abschloss, dass der Autor bis Ende 1972 ein höchstens 350-seitiges Manuskript vorlegen sollte. Im Zuge der Ausarbeitung nahm das Projekt jedoch immer größere Dimensionen an. Aus dem einen Band wurden bald zwei Bände («Von Konstantin dem Großen bis zum Hochmittelalter» und «Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart»), kurz darauf drei («Von den Anfängen bis zu Karl dem Großen», «Von Kaiser Karl bis Martin Luther» und «Von Luther bis heute»), Ende der 1970er Jahre – noch immer war keine einzige Zeile der Kriminalgeschichte erschienen! – stellte der Autor eine 6-bändige Ausgabe in Aussicht (ein Band Antike, zwei Bände Mittelalter, drei Bände Neuzeit).

Es ist nicht zuletzt dem Engagement von Hermann Gieselbusch, Deschners langjährigem Lektor bei Rowohlt, zu verdanken, dass der Verlag das Projekt nicht vorzeitig zu den Akten legte. Man kann sich leicht vorstellen, wie groß der Druck gewesen sein muss, der auf Gieselbusch lastete, zumal Deschner zwischen dem Abschluss des Vertrags bei Rowohlt und dem Erscheinen des ersten Bandes der Kriminalgeschichte zwölf (!) weitere Bücher (u. a. «Das Kreuz mit der Kirche» und «Ein Jahrhundert Heilsgeschichte») bei fremden (!) Verlagen veröffentlichte, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. Wahrscheinlich glaubte bei Rowohlt Anfang der 1980er Jahre kaum noch jemand an Deschners Opus magnum, doch Gieselbusch, von Autor und Werk begeistert, gab nicht auf. Ein- bis zweimal im Jahr besuchte er Deschner in Haßfurt, um das Projekt mit ihm zu besprechen.

Diese Hartnäckigkeit zahlte sich aus: Im September 1986, 16 Jahre nach Vertragsabschluss, kam der erste Band der Kriminalgeschichte des Christentums auf den Markt. Und augenblicklich stand Deschner wieder im Fokus der Öffentlichkeit, wie schon nach der Publikation seiner literarischen Streitschrift «Kitsch, Konvention und Kunst» (1957) oder der ersten großen Christentumskritik «Abermals krähte der Hahn» (1962). Unzählige Einladungen zu Lesungen, Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Rundfunk- und Fernsehsendungen folgten. Glücklicherweise hatte er so viel vorgearbeitet, dass die Bände 2 (1988) und 3 (1990) trotz der zusätzlichen Belastung rasch aufeinander folgen konnten.

Hätte er diesen Zweijahresrhythmus eingehalten, wäre Band 10 bereits 2004, zu seinem 80. Geburtstag, herausgekommen. Doch nun forderten die vielfältigen Verpflichtungen ihren Tribut, weshalb Band 4 erst 1994, vier Jahre nach Band 3, erschien. Hermann Gieselbusch und Herbert Steffen, der Deschners Werk nach dem Tod des Mäzens Alfred Schwarz unterstützte, waren alarmiert: Bei gleichbleibender Frequenz würde Band 10 erst 2018 erscheinen – zum 94. Geburtstag Deschners! Die Zweifel wuchsen, ob er angesichts seines fortgeschrittenen Alters die Mammutaufgabe einer Vollendung der Kriminalgeschichte überhaupt noch bewältigen konnte.

Doch der Autor widerlegte alle Zweifel: In rascher Folge erschienen die Bände 5(1997), 6 (1999), 7 (2002) und 8 (2004). Nach seinem 80. Geburtstag musste Deschner jedoch immer häufiger Pausen einlegen. Und so dauerte es vier Jahre bis zur Veröffentlichung des neunten Bandes (2008), weitere fünf Jahre bis zum Erscheinen des zehnten (2013).

Auch wenn seine Leserinnen und Leser es nicht merken werden, für den Autor war die Arbeit an diesem letzten Band streckenweise eine Tortur. Umso glücklicher dürfen wir uns schätzen, dass nun, 40 Jahre nach dem ursprünglichen Veröffentlichungstermin, die Kriminalgeschichte des Christentums vollständig vorliegt. Dass die Darstellung nur bis zur Französischen Revolution reicht, ist nicht dramatisch. Schließt doch das große Werk über die neuere Politik der Päpste (1982/83; 1991) – gleichsam der 11. Band der Kriminalgeschichte (Wiederveröffentlichung 2013 im Alibri Verlag) – nahtlos an die Thematik des 10. Bandes an.

Der lange Atem, den Deschner, sein Lektor Gieselbusch, der Rowohlt Verlag sowie die vielen Unterstützer des Autors in den letzten Jahrzehnten bewiesen haben, hat sich gelohnt: Denn im Unterschied zu den Nullbotschaften, die Jahr für Jahr den Büchermarkt überschwemmen, wird Deschners Werk Bestand haben – nicht nur, weil die Themen, die dieser leidenschaftliche Aufklärer behandelte, aktuell bleiben werden, sondern vor allem, weil Schriftsteller seines Formats seltene Ausnahmeerscheinungen sind in dem Meer der Mittelmäßigkeit, das uns umgibt.

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In Memory of Karlheinz Deschner (Teil5)

Das schwärzeste aller Verbrechen   2 comments

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Christen gegen die Kreatur
Eine Polemik
Karlheinz Deschner

Auszug.
Mit wahrem Haßvergnügen werfen die größten katholischen Heiligen ihren Mitmenschen Tiernamen an den Kopf, bevorzugt andersgläubigen Christen: „Tiere in Menschengestalt“, „Füchse“, „Wölfe“, „tolle Hunde“, „schmutzige Schweine“, „Schlachtvie für die Hölle“; indes etwa Luther den Heiligen Vater „Krokodil“ tituliert, „Drachen und Höllendrachen“, „Bestie der Erde“, „Papstesel“, „Papstsau“ usw. (Ist ja auch die Frau für Luther „ein Kind“, „ein halbes Kind“, „ein Toll Thier“.)

Entsprechend figuriert das Tier in der christlichen Kunst. Zwar ist es – durch die ferne Erinnerung an seine einstige Dignität, ja Göttlichkeit – noch lange ambivalent, versinnbildlicht zum Beispiel der Fisch (vordem der Fischgöttin Atargatis heilig, dann zur Fastenzeit ein sehr begehrtes Freßprodukt) sogar Christus. Doch unvergleichlich häufiger verkörpern Tiere das Böse. Sie werden verhäßlicht, dämonisiert; am schlimmsten die Schlange, die, als der Erde am nächsten, das meistverehrte Tier der Urreligionen ist; die in vorbiblischer Zeit Weisheit, Fruchtbarkeit, Wiedergeburt, im Indischen als die sich in den Schwanz Beißende (also Endlose) die Zeit symbolisiert, den Kreislauf des Universums, die menschliche Lebenskraft; die Schlange, die man auch im griechischen Delphi, lange vor der Klassik, als Sinnbild des Lebens, der Erneuerung, als sacrum empfindet, bis sie Apollo, der Gott der Vernunft, erschlägt.

Und im Alten Testament verführt die Schlange die Frau, die ihrerseits wieder den Mann betört, worauf die Kirche durch zwei Jahrtausende das Weib mit Eifer und Geifer verunglimpft, benachteiligt und die Schlange wie kaum ein anderes Tier verteufelt: Inbegriff der Sünde nun, Staubfresserin, nicht mehr Wiedergeburt verheißend, sondern Tod; die Jungfer Marie, die reine, zertritt ihr den Kopf.

Wer kennt nicht in romanischen, in gotischen Christentempeln all die Greuelkreaturen, die zerquälten Tiergesichter, von irgendwelchen Heiligen zertreten. An Portalen, Tympana, an Kapitellen mutiert das Tier zur Bestie: Raben, Hunde, Hasen, Kröten, Esel, Löwen, Wölfe, Widder, Drachen, samt und sonders Satansbiester, Teufelsfratzen; womit implizit stets auch der „Sünder“, das „Tier in uns“ getreten wird, die Sexualität. „Der Teufel“, schreibt Friedrich Heer, wird da dem Volk präsentiert „als ein ,Vieh`, ein ,schweinisches Vieh`“.

Luther, der ja „teglich“ mit Beelzebub „tzu Hareligen mußte“, „er schläfet viel mehr bei mir als meine Käthe“, weiß ihn „verborgen in den Affen und Meerkatzen“, zumal jedoch in der Schlange. Und das ihm immer wieder Unterstellte, „daß auch die Belferlein und Hündlein in den Himmel kommen“, steht bei ihm keineswegs geschrieben.

Zum puren Vergnügen marterten mittelalterliche Christen im Spiel vom Geflügel bis zu den Rindern alles zu Tode. Schweinewurden am Strang gesetzesgerecht hingerichtet, Hunde als Teufelsgehilfen gepeinigt und lebendig auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Auch Katzen flogen am Johannistag in ganz Westeuropa fuhrenweise ins Feuer; in Metz veranstaltete man mit ihnen, unter klerikaler Patronanz, entsetzliche Autodafés bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts.

„Grausamkeit gegen Tiere“, notiert Alexandervon Humboldt, „kann weder bei wahrer Bildung noch wahrer Gelehrsamkeit bestehen.“

Aber bei wahrer Religion.

Tausende von Tieren wurden vom 9. bis zum 19. Jahrhundert – segensreiche Nachwehen alttestamentlicher Theokratie – strafverfolgt und barbarisch exekutiert, häufig wegen sogenannter Bestialität (sodomia ratione generis). Auch den Klerus bedrohte man dafür mit Strafen, erst recht die Laien, und wollte noch die lasterhaften Tiere umgebracht und den Hunden vorgeworfen sehen. Doch auch Hunde büßten, hatten sie gesündigt, schrecklich, wie jene „Punzenlecker“, die man 1771 im Pariser Raum, waren sie Rüden, sämtlich konfiszierte und verbrannte. Denkwürdig, beiläufig, daß die christliche Kirche das von den Juden übernommene Gesetz gegen Bestialität auf die Juden selbst ausgedehnt hat. Galt doch der Koitus zwischen Christ und Jüdin – hier knüpften, wie nicht selten dann in dieser Hinsicht, die vom Kirchenschwachsinn inspirierten Nazis an – als gleichwertig dem mit einem Tier.

Nun gibt es Christen, die gern jenen, der dem Bruder Esel predigte, den Vögeln, als Alibi benutzen, Franz von Assisi, diese fast singuläre Lichtgestalt in all den finsteren Geschehnissen der Kirchengeschichte. Seine Beziehung aber zum Tier, wie halbherzig auch immer – er wandte sich bei eklatanten Roheitsakten „nicht gegendie Roheit selbst und erst recht nicht gegen die Rohlinge persönlich“ (so der Bayreuther Soziologe Gotthard Teutsch) -, nahm die Kirche nie wirklich ernst; Papst Innozenz III. kommentierte, der Überlieferung zufolge, er solle doch den Schweinen predigen.

Und dreieinhalb Jahrhunderte später, 1567, verbot Pius V. – Inquisitor und heilig – durch die Bulle „De salute gregis“ zwar Stierkämpfe „für ewige Zeiten“, doch nicht, wie meist hingestellt, als Humanitätsakt gegenüber den Stieren und oft grauenhaft krepierenden Pferden, sondern nur, wie § 1 testiert, wegen der „häufigen Todesfälle von Menschen, Verstümmelungen menschlicher Glieder und Gefahr für das Seelenheil“. Wieder dreihundert Jahre darauf Mitte des 19. Säkulums, untersagte Pius IX. die Eröffnung eines Tierschutzbüros in Rom; habe der Mensch doch, was Tiere betrifft, keinerlei Pflichten – und 1985 erfolgte der erste Schritt zu seiner Heiligsprechung kraft offizieller Anerkennung seiner „heroischen Tugend“.

Und heute? Klipp und klar erklärt 1993 der „Katechismus der Katholischen Kirche“: „Gott hat die Tiere unter die Herrschaft des Menschen gestellt, den er nach seinem Bilde geschaffen hat. Somit darf man sich der Tiere zur Ernährung und zur Herstellung von Kleidern bedienen. Man darf sie zähmen, um sie dem Menschen bei der Arbeit und in der Freizeit dienstbar zu machen. Medizinische und wissenschaftliche Tierversuche sind in vernünftigen Grenzen sittlich zulässig …“.

Ja, hält dieser katholische Katechismus nicht weiter Tür und Tor offen für jede Scheußlichkeit gegenüber einer ganz und gar wehrlosen, ganz und gar schuldlosen, aber ganz und gar versklavten Kreatur? Gegenüber Geschöpfen, die oft in ihrem Erleben, Fühlen, wie Genetik, Biologie, Verhaltensforschung, wie ja auch alltägliche Erfahrungen zeigen, uns in vielem sehr ähnlich, uns nicht selten inniger, treuer zugetan sind selbst als menschliche Freunde? Doch fort und fort darf das animal rationale mit (nicht nur) katholischem Plazet Leichen genießen; fort und fort darf es weiter sich vollstopfen mit Fleisch und Fisch bis zum Rande seines Fassungsvermögens, wofür Jahr um Jahr Milliarden „Mitgeschöpfe“ verröcheln müssen, weit mehr als die Hälfte unbetäubt; ist ja auch nach den EKD-„Texten“ 41, 1991, das „Gewaltverhältnis“ zwischen Mensch und Tier „grundsätzlich unaufhebbar“. Und weiter darf der Mensch, laut „Weltkatechismus“, sich geschäftlich der Tiere bedienen. Und wie bedient er sich? Indem er Robbenbabys vor den Augen ihrer Mütter zu Tode knüttelt. Indem er Karakullämmer gleichsam pränatal aus dem Mutterleib prügelt. Indem er in den Ferkel-, den Hühnerbatterien, den Mastboxen und Dunkelställen die ihm rettungslos, ihm wie Sachen, nein, wie Dreck Ausgelieferten derart zusammenpfercht, daß sie in ihrer Not einander Schwänze und Ohren abbeißen oder die eigenen Jungen fressen.

Und seit dem 11. Dezember 1996 erlaubt unsere christliche Regierung das Halten von noch mehr Tieren als bisher „pro Anlage ohne Genehmigung“ – beinah dreimal soviel! Man bedient sich der ohnmächtigen Kreatur, der „Mitgeschöpfe“, indem man ungezählte Kälbchen auf qualvollstem Transport ihren Schlächtern lebend, sterbend, schon krepiert, zukarrt, um die „Frühvermarktungs-„, die „Herodes-Prämie“ zu kassieren, ein Schimpf- und Schandgeld sondergleichen!

Das Monster der Schöpfung darf Tiere zum Amüsement gebrauchen. Und wie gebraucht es sie? Indem es Enten, Gänsen, Hühnern um die Wette die Köpfe abreißt. Indem es beim „Steer Busting“ Tiere mit dem Lasso an den Hinterläufen fängt und herumschleift, bis sie sterben. Indem es Stieren, vor ihrem Todeskampf in der Arena, die Nase mit Watte verstopft, die Augen mit Vaseline verkleistert. Indem es an gewissen Heiligenfesten in Spanien mit pfarrherrlichem Beistand Ziegen und ihre Jungen lebend vom Kirchturm stürzt.

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Das schwärzeste aller Verbrechen

 

Kriminalgeschichte des Christentums – Band 10   3 comments

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Das Christentum hat so viel Dreck am Stecken, dass Karlheinz Deschner 10 dicke Bücher mit dem Titel „Kriminalgeschichte des Christentums“ mit ca. 6000 Seiten schreiben konnte. Sie konnten Karlheinz Deschner auch nichts anhaben, denn sonst hätten sie sicher ihre Advokaten-Armada auf ihn gehetzt. Er konnte ALLES belegen.

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Aus rowohlt.de

Karlheinz Deschner

Kriminalgeschichte des Christentums 10

18. Jahrhundert und Ausblick auf die Folgezeit: Könige von Gottes Gnaden und Niedergang des Papsttums  Kriminalgeschichte des Christentums

 

«Gott geht in den Schuhen des Teufels. Dieser Gedanke bestimmte meine Arbeit, mein Leben», schreibt Karlheinz Deschner im Nachwort zum ersten Band der «Kriminalgeschichte des Christentums», der 1986 erscheint. Inspiriert von diesem Bild, hatte Deschner dem Rowohlt Verlag die «Kriminalgeschichte» schon 1970 angeboten: 320 Seiten, die 1973 erscheinen sollten. Es sollte daraus aber später etwas sehr viel Größeres werden: ein monumentales Werk, auf zehn Bände angelegt. Und jetzt, mehr als ein Vierteljahrhundert nach Erscheinen des ersten Bandes, hat er es beendet!
Von der heidnischen und jüdischen Vorgeschichte des Christentums über die alte Kirche zu den Kreuzzügen; von der Hexenjagd im Mittelalter über den Völkermord in Lateinamerika bis zur schließlichen Trennung von Kirche und Staat präsentiert Deschners Opus magnum auf ca. 6000 Seiten eine einzigartige Forschungsarbeit. Brillant geschrieben, breiten diese zehn Bände in intensiven Studien erhobene Fakten aus, die selbst von den Gegnern Deschners nicht bestritten werden.

Der vorliegende Band 10 wendet sich dem Niedergang des Papsttums und der allmählichen Trennung von Kirche und Staat zu, in deren Vorgeschichte in fortwährenden Konflikten abermals Ströme von Blut vergossen werden, so beim Kampf christlicher und weltlicher Mächte um Skandinavien oder, weiter im Süden, in den Schlachten des Prinzen Eugen, des goldgierigen «Bewahrers der Christenheit». Auch dieser Band bekräftigt mit seiner Detailfreude, Exaktheit und kritischen Schärfe, daß Karlheinz Deschner zu Recht als der «wohl kompromißloseste Denker im deutschsprachigen Raum» (Die Weltwoche) gilt – und als der bedeutendste Kirchenkritiker der Gegenwart.

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9783498013318

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Kriminalgeschichte des Christentums – Band 10

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Gruß Hubert

 

Er ließ sich nie von Autoritäten täuschen   Leave a comment

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Karlheinz Deschner war nicht nur einer der bedeutendsten Kirchenkritiker des 20. Jahrhunderts, er war auch ein hervorragender Literaturkritiker.

 

Eine Laudatio auf Karlheinz Deschner von Karl Corino.

Auszug.

Karl Corino hielt diese Laudatio anlässlich der Verleihung des Wolfram-
von-Eschenbach-Preises des Bezirks Mittelfranken an Karlheinz Desch-
ner 2004. Der Text wurde für dieses Heft leicht gekürzt.
«… man müßte schreiben, ohne eine Sekunde nachzudenken,
man müßte drauflosschreiben wie eine Maschine, so schnell
und ohne alle Hemmungen, man müßte alles herausschleu-
dern wie ein Vulkan oder wie man sich erbricht oder was
weiß ich, sobald man denkt, ist es schon vorbei, das ist meine
Erfahrung». So steht es in Karlheinz Deschners erstem Ro-
man «Die Nacht steht um mein Haus», mit dem er 1956, mit
32 Jahren, die literarische Szene betrat.
Es war ein Debüt, das im wahren Wortsinn Furore machte und
die Öffentlichkeit, wie später so oft, in zwei Lager spaltete.
«Deschners Prosa vom Leben und Leiden
des einzelnen an der allgemeinen Unmenschlichkeit der Epo-
che hat an ihren besten Stellen die Durchschlagskraft eines
Geschosses.

Als Erstlingsbuch: eine großartige Begabungs-
leistung!», schrieb Karl Krolow damals, und Leslie Meier
alias Peter Rühmkorf: «Ein Buch mit wunderbaren Natur-
schilderungen und wunderbaren Herausforderungen, lyrisch
und provokant, anstößig und stimmungsgeladen, vor allem
aber: von der Form her interessant» – ein Lob, das dem von
Wolfgang Koeppen, Hermann Kesten, Hanns Henny Jahnn,
Hans Erich Nossack, Ernst Kreuder oder Albert Vigoleis
Thelen glich, während andere von einem
«einzigen Zeugnis von Kraftlosigkeit»
sprachen oder von einer «Roßkur».

Wenn man heute, aus einer Entfernung von fast 50 Jahren, auf dieses Buch zurückblickt, so muss man sagen, es gehört zu den wichtigen Leistungen je-
ner Generation, die im III. Reich aufwuchs und dann in den
II. Weltkrieg geworfen wurde. Der Generation der Überle-
benden und der Heimkehrer, wie sie auch Arno Schmidt in
seinen frühen Büchern porträtierte, nicht zuletzt in «Brand’s
Haide». (…)
Kein Zweifel, das knappe Dutzend von Essays Deschners
über «Franken, die Landschaft [s]eines Lebens», die unter
dem Titel «Dornröschenträume und Stallgeruch» in mehreren
Auflagen erschienen, sind Filiationen jener frühen Prosa, und
es ist nicht verwunderlich, dass das Verhältnis zur Natur und
die Fähigkeit, sie Wortmagie werden zu lassen, für Desch-
ner immer ein eminent wichtiges Kriterium war für poe-
tisches Genie.
Es ist kein Zweifel, dass meine Generation, die im II. Welt-
krieg, oder kurz davor, bald danach zur Welt kam, von Desch-
ner geprägt wurde. Das gilt nicht zuletzt für die literarische
Urteilsfähigkeit. 1957 erschien Deschners literarische Streit-
schrift «Kitsch, Konvention und Kunst», ein Büchlein von
ca. 170 Seiten, das bei vielen Schülern und Studenten Epoche
machte.

Es stürzte die Götter vieler unserer Deutschlehrer – Bergengruen,
Carossa, Hesse – und holte die Autoren Broch,
Jahnn, Musil, Trakl heim aus dem Exil und entriss sie der
Vergessenheit. Deschner ließ sich nie von Autoritäten und
Zelebritäten täuschen. Mochte Hermann Hesse auch seinen
Nobelpreis haben – Deschner zeigte, wie epigonal dessen
Prosa und seine Lyrik seien – und umgekehrt, wie originell
und modern die «Schlafwandler», der «Fluß ohne Ufer», die
Entwürfe zum «Mann ohne Eigenschaften». Ich persönlich
muss gestehen, dass ich in Deschners Streitschrift die ersten
Zeilen von Musil las, aus «Grigia» z. B., und dass diese Be-
gegnung mein weiteres Leben bestimmte. Ich habe mich vier-
zig Jahre lang mit Musil beschäftigt, und dass es nun eine
2000 Seiten umfassende Biographie dieses Autors gibt, geht
auf meine Initiation durch Deschner zurück.
Deschner ist als Literaturkritiker eine Potenz, und er hät-
te das Zeug gehabt, der führende Mann Deutschlands auf
diesem Gebiet zu werden, wenn sich seine Interessen später
– und mit weitreichenden Folgen – nicht verlagert hätten.
Man muss nur wieder einmal in seinem Band «Talente,
Dichter, Dilettanten» aus dem Jahre 1964 blättern, um mit Genuss
zu sehen, wie er die Schein-Blüten der Gruppe 47 entblätterte. (…)
Und nicht minder brillant ist Deschners Analyse von Wal-
ter Jens’ Buch «Deutsche Literatur der Gegenwart» aus dem
Jahr 1968. (…) Man kann nur bedauern, dass Deschner sich
nicht weitere Geistesheroen aus Jensens Umkreis zur Brust
genommen hat.

Einige Pressestimmen.

«Eine der eigenartigsten und
originellsten Persönlichkeiten
der deutschen literarischen
Welt.» La Stampa, Turin

«Einer der großen
deutschen autoren seit
1900, der paar, denen
Dank gebührt und die,
so bekannt sie auch
werden, viel zuwenig
gehör finden.» Kurt
Hiller, Hamburg

«… unerhört suggestiv und
mitreißend: panhafte sprachmusik
…» Günter Haas, Frankfurter Rundschau

«Nur mit den Deschners ist eine
große deutsche literaturtradition
zu regenerieren, die Kunst des
homerischen streits: das beste
Wort für die notwendige attacke.»
Ludwig Marcuse, Die Zeit, Hamburg

 

 

Und nicht minder brillant ist Deschners Analyse von Wal-
ter Jens’ Buch «Deutsche Literatur der Gegenwart» aus dem
Jahr 1968. (…) Man kann nur bedauern, dass Deschner sich
nicht weitere Geistesheroen aus Jensens Umkreis zur Brust
genommen hat.
Es lag, wie schon angedeutet, daran, dass sich Desch-
ners Interessen verlagerten. Von der Literatur weg zur Reli-
gionsphilosophie und zur Kirchengeschichte.
Zwar schrieb er nach seinem Roman-Erstling noch ein
zweites erzählendes Buch, «Florenz ohne Sonne», das ich
ebenfalls gerne lese, und ein drittes, das er aber nicht mehr
veröffentlichte, die Jahre zwischen 1958 und 1962 widmete
er indes einem 700-Seiten-Wälzer unter dem Titel «Abermals
krähte der Hahn», einer Historie des Christentums von den
Anfängen bis zu Pius XII.

Es gab manche Vorausdeutungen in Deschners erstem Ro-
man, die den Schwenk seines Denkens ahnen ließen: «Na-
türlich gibt es den Glauben, ruft nur, ruft nur, daß es den
Glauben gibt, aber der Glaube ist
auch nur eine Vermutung, eine Vermutung, die man sich suggerieren
kann, aus Schwäche, aus Verzweiflung, aus Dummheit, aus ‹ Demut ›,
aus ‹ Ehrfurcht ›, aus ‹ Kraft ›, aber
auch der Glaube ist nur eine Vermutung unter den anderen
Vermutungen, und selbst wenn ihr von eurem Glauben über-
zeugt seid, blindlings davon überzeugt seid, er bleibt eine
Vermutung, und niemand weiß, ob dieser Vermutung etwas
entspricht», so lesen wir. Es scheint, als habe Deschner gegen
Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre diesen Vermutungen
auf den Grund gehen wollen. Er mutete sich eine unglaublich
anmutende wissenschaftliche Lektüre zu, die, wenn ich richtig
gezählt habe, seinerzeit schon ca. 1000 Titel umfasste. Er
dürfte alles verarbeitet haben, was die Entstehung und die
Geschichte des Christentums angeht. Die Bilanz war, was
die Nachfolge Christi angeht, niederschmetternd, und ich
kenne Kommilitonen, die nach der Lektüre von Deschners
frühem Opus magnum das Studium der Theologie auf-
gaben.

Mit leidenschaftlicher Exaktheit demonstrierte
Deschner, wie die Lehren der Bergpredigt, ihr zum
Teil revolutionärer, mit dem Alten Testament brechender
Ansatz mit der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion
durch Kaiser Konstantin in ihr Gegenteil verkehrt wurden. Wie die
Gebote der Nächsten- und der Feindesliebe, die den Christen ein
paar Jahrhunderte lang den Militärdienst verboten, umgebo-
gen und staatsdienlich, kriegstauglich gemacht wurden. Aus
Wehrdienstverweigerern und Märtyrern unter den früheren
römischen Kaisern wurden nun Waffenträger und Feldpre-
diger, die die Schwerter und Lanzen segneten. Er zeigte, wie
die urchristliche Gütergemeinschaft einem urwüchsig-dauer-
haften Besitzdenken wich, wie sich die kirchliche Hierarchie
unter dem römischen Episkopat verfestigte, wie konkurrie-
rende christliche Glaubensrichtungen bekämpft, verleumdet,
notfalls auf Konzilien mit Stöcken niedergeschlagen wurden
und wie das Papsttum mit allen Mitteln machiavellistischer
Politik, lang vor Machiavelli, zu Großgrundbesitz, Größt-
grundbesitz und zur weltlichen Großmacht aufstieg, gegebe-
nenfalls anhand massiver Fälschungen: man denke nur an
die sogenannte Konstantinische Schenkung, der wir den Kir-
chenstaat verdanken.
Immer wieder stieß Deschner auf die peinigenden Wider-
sprüche zwischen den Geboten Christi, soweit wir sie rekon-
struieren können, und der Praxis der Kirche und ihrer Die-
ner, und die Zahl der himmelschreienden Untaten, auf die
man beim Gang durch die Jahrhunderte stößt,
ist wahrhaft Legion.
Man denke nur an die Kreuzzüge, an die Vernichtung der Katharer,
Albigenser und Waldenser (von denen ich vermutlich abstamme),
an die Bauernkriege, an die Hexenverfolgungen, von denen man
auch in der Markgrafschaft Ansbach und in den fränkischen Bistümern
von Bamberg über Würzburg bis Eichstätt ein langes, blutiges und im wahren
Wortsinne feuriges Lied singen müsste, und man stellt mit
Deschner fest, dass sich Katholizismus und Protestantismus
bei aller Feindschaft, der wir ja den Dreißigjährigen Krieg
verdanken, mitunter in ihrer Menschenfeindlichkeit und
Grausamkeit, auch in ihrem Antisemitismus verdammt we-
nig unterschieden.
Es gab die fatalsten Brückenschläge – was etwa Luther
hetzend über die Juden schrieb, das konnte 400 Jahre später
gut der «Stürmer» brauchen –, und es gab die verrücktesten
Allianzen und Spaltungen.
Man braucht nur an die anfeuernde Rolle der Kirchen
in den zwei Weltkriegen des 20. Jahrhunderts zu denken,
als Christen gegen Christen kämpften und die Kirchen al-
len Kriegsparteien versicherten «Gott mit uns», «Gott mit
euch», anstatt jeden zu exkommunizieren, der die diploma-
tischen Feindseligkeiten eröffnete und die Waffe hob. Wenn
heute einzelne Kirchenvertreter behaupten, die Auszeich-
nung Deschners sei ein Schlag gegen die Kirche, so muss man
leider entgegnen, die schrecklichsten Schläge hat die Kirche
in den vergangenen 2000 Jahren, nehmt nur alles in allem,
immer gegen sich selbst geführt, gegen ihre eigenen Gläubi-
gen, gegen die Anhänger konkurrierender christlicher Glau-
bensrichtungen oder die anderen monotheistischen Religio-
nen aus dem Morgenland.
Wer geglaubt hatte, das Thema Kirche sei mit «Abermals
krähte der Hahn» erschöpft gewesen, der irrte sich. Es ließ
Deschner bis zu seinem 80. Geburtstag und darüber hinaus nicht
los. In wöchentlich 100-stündiger Arbeit legte er seit 1986 acht Bän-
de seiner «Kriminalgeschichte des Christentums» vor, rund 4600 Seiten
denen noch zwei weitere Bände folgen sollen. (…)

Immer eingeräumt, dass es auch vorbildliche, ebenso de-
mütige wie mutige Christen gab, die ihr Leben für ihre Prin-
zipien opferten – man denke nur an den christlichen Wider-
stand im III. Reich, an die Bekennende evangelische Kirche
und die katholischen Pfarrer in den KZs –, dies immer einge-
räumt, wird es wohl keine nennenswerte Schandtat im Na-
men des Christentums geben, die Deschner entgangen wäre,
handle es sich, weil wir in Wolframs-Eschenbach sind, nun
um das Wüten des Deutschen Ordens in Polen und im Bal-
tikum, oder um die unbarmherzige Niedermetzelung der In-
dios in Lateinamerika durch die spanischen Conquistadoren,
von der wir beispielsweise durch Las Casas wissen.
Es gibt wohl keinen Zweifel: hätte ein Zufall oder eine
«Fügung» einen Mann vom Schlage Deschners in ein frühe-
res Jahrhundert hineingeboren, er wäre mit höchster Wahr-
scheinlichkeit wie Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen
gelandet und man hätte ihn, mit besonderer Grausamkeit,
vielleicht auf kleinem Feuer geröstet.
Es ist gewiss nicht übertrieben, wenn der Münchner
Philosophieprofessor Wolfgang Stegmüller Karlheinz Deschner
den «bedeutendsten Kirchenkritiker» des 20. Jahrhunderts ge-
nannt hat, und es ist nicht nur die «herrliche Mischung von leiden-
schaftlichem Engagement, klarster Logik, beißendem Sar-
kasmus und überwältigendem Wissen», die ihn zum «mo-
dernen Voltaire» stempelt (Nelly Moya), es ist auch die
Einheit von Denken und Tun.
Aufgewachsen wie alle Franken – Bratwurstland – in be-
denkenlosem Fleischkonsum, vom Vater her gewöhnt an Ja-
gen, Fischen und Töten, hatte er sein Saulus-Paulus-Erleb-
nis. Schon in seinem Erstling lesen wir: «… ich glaube, daß
wir kein Recht haben, die Tiere zu töten, es sei denn das
Recht der Gewalt. Nein, ich mache keinen wesentlichen Un-
terschied zwischen Mensch und Tier … wie das die Christen
tun, die demütigen Christen, die so demütig sind, daß sie sich
für das Ebenbild Gottes halten, für das Ebenbild eines all-
gütigen, allweisen und allmächtigen Gottes, für das Eben-
bild des Schöpfers Himmels und der Erde. Du lieber Him-
mel. Was für ein Gott das sein muß, wenn man ihn beurteilt
nach seinen Ebenbildern! Nein, ich habe die Jagd aufgege-
ben, und da ich dachte, daß jeder Fleischesser schlimmer
als ein Jäger ist, und schlimmer als ein Metzger ist, da
ich dachte, und ich denke es heute noch, daß es nur
Gedankenlosigkeit ist und Inkonsequenz und eine gemütsmuf-
fige Verlogenheit, wenn sie sagen: nein, ich könnte kein Tier
töten, ich könnte keinem Tier was zuleide tun, wobei sie sich
schütteln und entsetzte Augen machen und sich den Bauch
vollschlagen mit Fleisch …, habe ich auch das Fleischessen
aufgegeben».
Deschner fühlt sich in dieser, sagen wir, vegetarischen Ent-
haltsamkeit, die Religionen und Weltanschauungen mitein-
ander vergleichend, den Pythagoräern und den Buddhisten
wesentlich näher als dem Alten Testament mit seinem Gebot
«Machet euch die Erde untertan», das ein Todesurteil für
Milliarden von Tieren impliziert. (…)

So energisch Deschner mit sprachlicher und gedanklicher
Schlamperei, mit Heuchelei, Intoleranz und Grausamkeit
verfährt, so entschieden vertritt er sein Plädoyer
der Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft. (…) «Denn jeder
Mensch braucht Hilf von allen», wie Brecht es formulierte.

Es ist ein Paradox, dass Deschner, auch in viele Sprachen
übersetzt, eine nach Millionen zählende Leserschaft hat, dass
er aber auf weite Strecken nicht überlebt hätte, nicht hätte
weiterarbeiten können ohne die Unterstützung einiger Mäze-
ne. Insofern ist der Wolfram-von-Eschenbach-Preis, der die-
sem Autor heute verliehen wird, nicht nur eine Anerkennung für
das Geleistete, sondern hoffentlich auch eine Hilfe zur Vollen-
dung seines Lebenswerks. (…)

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Gruß Hubert

 

Vatikan und italienischer Faschismus   2 comments

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Es ist unfassbar mit welcher Unverfrorenheit heute die katholische Kirche behauptet, sie hätte gegen Hitler und Mussolini Widerstand geleistet, wenn man sich das Verhalten der Kirche unter diesen beiden Regimes anschaut. Beide Regimes wurden voll unterstützt und die Soldaten dazu angehalten ihre Pflicht im Dienste der Führer mit vollem Einsatz und mit Tapferkeit zu erfüllen. In ihrer autoritären Ausrichtung ähneln sich ja Kirche und Faschismus.
Man braucht sich nur diesen Abschnitt anzusehen.

„Noch am 12. Januar 1938 empfing Mussolini 72 Bischöfe und 2340 Pfarrer im Palazzo Venezia,

wo der Erzbischof Nogara in einer Rede Gott bat, dem Duce in allen Schlachten beizustehen zum Gedeihen des christlichen Italien.

Unmittelbar nach Nogara ergriff der Pfarrer Menossi das Wort: »Exzellenz! Die Priester Italiens flehen auf Ihre Person, auf Ihr Werk als des Wiederherstellers Italiens und Gründers des Reiches, auf die faschistische Regierung den Segen des Herrn und einen ewigen Glorienschein römischer Weisheit und Tugend herab, heute und immerdar. Duce! Die Diener Christi, die Pater des Landvolkes erweisen Ihnen ergeben Ehre. Sie segnen Sie. Sie beteuern Ihnen Treue. Mit frommer Begeisterung, mit der Stimme und dem Herzen des Volkes rufen wir: Heil Duce!« Worauf alle Bischöfe und Priester in den Schrei ausbrachen: »Duce! Duce! Duce!«.“
http://www.gegen-die-kirche.eu/geschichte-der-kirche/item/die-christlichen-kirchen-und-der-faschismus.html

Unglaublich auch die Wandlung von Mussolini innerhalb nur eines Jahres. Aber es war wohl in erster Linie Berechnung, weil er die Katholiken hinter sich bringen wollte.

Aus deschner.info

„Zwar war Mussolini ursprünglich viel kirchenfeindlicher als Hitler; er hatte die Schrift «Es gibt keinen Gott» und den Roman «Die Mätresse des Kardinals» verfaßt, dem Christentum einen gnadenlosen Kampf angekündigt und noch 1920 Religion Unsinn, religiöse Menschen krank genannt, auf die Dogmen gespuckt und beteuert: «Mit den Beschimpfungen der Pfaffen schmücke ich mich wie mit einem duftenden Blumenkranz.» Doch schon 1921 rühmte er den Vatikan und die von ihm ausstrahlende universelle Idee des Katholizismus derart, daß Kardinal Achille Ratti von Mailand ein Jahr vor seiner Papstwahl jubelte: «Mussolini macht schnelle Fortschritte und wird mit elementarer Kraft alles niederringen, was ihm in den Weg kommt. Mussolini ist ein wundervoller Mann. Hören Sie mich? Ein wundervoller Mann!» Und als Ratti am 5. Februar 1922 im vierzehnten Wahlgang Papst Pius XI. wurde, eilte Mussolini auf den Petersplatz, pries erneut «die Universalität des Papsttums» und kurz darauf brieflich auch den Papst als «einen Mann von umfassender historischer, politischer und philosophischer Bildung, der viel im Ausland gesehen hat und der die Situation Osteuropas gründlich kennt…“

Tatsächlich hatte die Zusammenarbeit der Kirche mit den Faschisten schon vor dem berühmten «Marsch auf Rom» begonnen. Man verstand sich früh, bekämpfte schließlich gemeinsam Kommunisten, Sozialisten, Liberale, regierte auf beiden Seiten autoritär und witterte in einem Bündnis große Vorteile.

Bereits am 22. Oktober 1922 forderte der Vatikan den italienischen Klerus auf, sich nicht mit dem (eindeutig faschistenfeindlichen) Partito Popolare, der katholischen Partei, zu identifizieren, sondern neutral zu bleiben, was eine offensichtliche Unterstützung Mussolinis bedeutete, der am 28. Oktober die Macht übernahm und am 20. Januar 1923 mit dem Kardinalstaatssekretär Gasparri geheime Besprechungen zu führen begann.

Der Vatikan verpflichtete sich zur Ausschaltung der katholischen Partei, da er von den Faschisten eine viel radikalere Bekämpfung der gemeinsamen Gegner erwarten konnte. Mussolini seinerseits sicherte deren Beseitigung und die Wahrung der kirchlichen «Rechte» zu.
Von nun an kollaborierte man immer enger und profitierte dabei wechselseitig. Mussolini, der zwar im Grunde seines Herzens Atheist blieb, sogar seine Reden gelegentlich mit antikatholischen und antipäpstlichen Spitzen versah, hob nun bald Presse- und Versammlungsfreiheit auf, führte den Religionsunterricht wieder ein, gab beschlagnahmte Kirchen und Klöster frei und beschützte die Prozessionen. Nicht zuletzt sanierte er die Finanzen des Heiligen Stuhles. Rettete er doch den «Banco di Roma», dem die Kurie und mehrere ihrer Hierarchen hohe Summen anvertraut hatten, auf Kosten des italienischen Staates mit ungefähr 1,5 Milliarden Lire vor dem Bankrott. Kardinal Vannutelli, Dekan des sogenannten Heiligen Kollegiums, erklärte daraufhin, Mussolini sei «auserwählt zur Rettung der Nation und zur Wiederherstellung ihres Glückes».

Der Vatikan erwies sich nicht als undankbar. Er schränkte den Einfluß des antifaschistischen Partito Popolare immer mehr ein, befahl dessen Führer, dem sizilianischen Geistlichen Sturzo, den Rücktritt und schließlich sogar das Ausscheiden aller Priester aus der katholischen Partei, was ihrer Auflösung gleichkam. Der Papst protestierte nicht einmal, als Mitglieder dieser Partei, darunter Priester, durch Faschisten überfallen und umgebracht wurden. Er protestierte erst recht nicht gegen die Ermordung einiger tausend Kommunisten und Sozialisten. Und selbst als der erbittertste Gegner Mussolinis, der junge Strafrechtslehrer und Sozialistenführer Giacomo Matteotti, der sein gesamtes großes Vermögen armen Bauern seiner Provinz gegeben hatte, von Faschisten verschleppt und bestialisch ermordet wurde, als die Entrüstung in Italien außerordentlich war und man vom König Mussolinis Absetzung forderte, sogar da stellte sich Pius XI. wiederum auf dessen Seite und verkündete am 20. Dezember 1926 aller Welt: «Mussolini wurde uns von der Vorsehung gesandt.»
In diesem Jahr nämlich, in dem der Papst endgültig die katholische Partei preisgab, wurden die Liberalen und Sozialisten, die eben noch über fünfzig Prozent aller Stimmen erhalten hatten, verboten, ihre Zeitungen unterdrückt, ihre Führer verhaftet und sämtliche Rechtsgarantien abgeschafft. Vor allem aber begannen jetzt jene Verhandlungen, die schließlich zum engsten Bündnis von Vatikan und Faschismus, zur Lösung der «Römischen Frage» führten, zu den Lateranverträgen. Denn hatte Mussolini mit Hilfe des Papstes die Diktatur erreicht, sollte nun auch der Papst auf seine Kosten kommen.

Jahrelang konferierte man geheim und meist bei Nacht: auf faschistischer Seite Staatsrat Domenico Barone, nach dessen Tod Mussolini selbst; auf vatikanischer Seite ein Bruder des späteren Papstes Pius XII., der Konsistorialadvokat Francesco Pacelli, der großen Anteil am Zustandekommen der Verträge hattet.

Die am 11. Februar 1929 unterzeichneten Lateranverträge steigerten einerseits das Ansehen der Faschisten außerordentlich, wie bald darauf das Konkordat mit Hitlerdeutschland das Prestige der Nazis, andererseits brachten sie der römischen Kurie gewaltige Vorteile. Zwar verzichtete sie endgültig auf die Wiederherstellung des Kirchenstaates und erkannte das Königreich Italien mit Rom als Hauptstadt an. Dafür aber erhielt der Papst uneingeschränkte Vollmacht auf dem Gebiet der Città del Vaticano sowie als Abfindung die ungeheure Summe von einer Milliarde in Staatspapieren und 750 Millionen Lire in bar – «das Kapital einer Weltbank», wie damals Francesco Nitti, der ehemalige italienische Ministerpräsident und frühere Professor der Finanzwissenschaft in Neapel, schrieb. «Ich bin der einzige Mensch», so führte Nitti weiter aus, «der außerhalb des Vatikans die finanzielle Lage der Kirche kennt. Ich besitze selbst Dokumente über ihre genauen Ausgaben und Einnahmen. Ich war Schatzminister während des Krieges, als die Einnahmen der verschiedenen Fonds kontrolliert wurden. Ich war Ministerpräsident, als die Kapitalsteuer eingeführt wurde. Ich habe kein Recht, Urkunden zu veröffentlichen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind; wohl habe ich das Recht zu sagen, daß diese Entschädigung, die ohne Vorgang in der ganzen Geschichte ist, absolut unerklärlich ist.»

Da außerdem in einem Konkordat der Katholizismus Staatsreligion, die Scheidung unmöglich, der Religionsunterricht obligatorisch und alle antikirchliche Aufklärung verboten wurde, ja der Staat sich verpflichtete, seine ganze Gesetzgebung mit dem kanonischen Recht abzustimmen, war die Kapitulation des Faschismus nahezu vollkommen und die geistige Unabhängigkeit Italiens abgeschafft. Die Kurie triumphierte. Nicht nur fanden in allen größeren Städten Italiens im Beisein prominenter Prälaten, Parteiführer und Militärs besonders feierliche Gottesdienste statt, bei denen die Bischöfe Mussolini und den Papst verherrlichten, sondern dieser selbst rühmte am 13. Februar 1929 Mussolini wieder einmal als den Mann, «den uns die Vorsehung gesandt hat».

Kein Wunder, wenn die gesamte katholische Welt jubelte, nicht zuletzt das gläubige Deutschland, wo die katholische Presse die Verbrüderung von Vatikan und Faschismus als die «Stunde Gottes» pries, als «das größte und glücklichste Ereignis, das die Weltgeschichte seit einem Jahrhundert erlebt» hat, und Mussolini den Zerschneider des gordischen Knotens nannte, – das «Feuer des guten Willens», den «Genius der Politik» und dergleichen mehr. Auch Adolf Hitler, der damals geradezu seherisch die Zeit nahen fühlte, «da der Papst es begrüßen wird, wenn die Kirche vor den Parteien des Zentrums durch den Nationalsozialismus dereinst in Schutz genommen werden wird», schien nicht minder glücklich als sein späterer Gefolgsmann Kardinal Faulhaber, der die Verträge als «Gottestat» feierte, oder der Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, der Mussolini in einem Glückwunschtelegramm versicherte, sein Name werde in goldenen Buchstaben in die Geschichte der katholischen Kirche eingetragen.

[…]

Überfall auf Abessinien
Seit 1933 hatte Mussolini den Überfall heimlich vorbereitet; wie Hitler, wollte auch er «Raum». Zwar war die Raumnot keineswegs sehr groß, gab es doch in Italien noch sehr viel unbebautes Land, das aber den Großgrundbesitzern und der Kirche gehörte – mit beiden durften es die Faschisten nicht verderben. So führte man den Krieg gleichsam als eine Art «Agrarreform».

Während fast die ganze Welt die Aggression verdammte, unterstützte die katholische Kirche, besonders der hohe italienische Klerus, Mussolini. Selbst ein katholischer Autor gestand später: «Die gesamte Welt verdammte Mussolini, ausgenommen der Papst.» Am 27. August 1935, als die Kriegsvorbereitungen in Italien auf Hochtouren liefen, belehrte Pius Xl. (eingeflochten in viele Aufrufe zum Frieden) die Gläubigen und die Welt, ein Verteidigungskrieg zum Zwecke der Expansion einer wachsenden Bevölkerung könne gerecht und richtig sein. Ganz logisch erschlossen die katholischen Zeitungen aus dieser Papstrede ein «Naturrecht» Italiens auf den Krieg, «ein Anrecht», um mit der katholischen Wiener «Reichspost» zu sprechen, «auf die Durchführung einer abessinischen Expansion». Und die vatikanische Jesuitenzeitschrift Civiltà Cattolica, eine der bedeutendsten Zeitschriften der Kirche und seit über hundert Jahren gleichsam die offizielle Stimme der «Gesellschaft Jesu», kam zu dem Schluß, daß die katholische Moraltheologie durchaus nicht jede gewaltsame Wirtschaftsausdehnung verurteile. Vielmehr dürfe ein Staat, der seine Hilfsmittel erschöpft und alle friedlichen Wege versucht habe, sich im Falle äußerster Not «durch gewaltsame Eroberung sein Recht nehmen».

Nur wenige Tage nach der Papstrede, vier Wochen vor Kriegsausbruch, feierte der Kardinallegat beim nationalen Eucharistischen Kongreß Mussolini wieder als den «Mann der Vorsehung», und neunzehn Erzbischöfe und 57 Bischöfe sandten ihm ein im Osservatore Romano veröffentlichtes Telegramm, worin es heißt: «Das katholische Italien betet für die wachsende Größe seines geliebten Vaterlandes, das durch Ihre Regierung einiger denn je ist.» Während freilich das Volk durchaus nicht die Kriegsbegeisterung der hohen faschistischen und kirchlichen Führer teilte, förderten nach der Untersuchung eines amerikanischen Gelehrten der Harvard Universität wenigstens sieben italienische Kardinäle, 29 Erzbischöfe und 61 Bischöfe den faschistischen Überfall sofort, unter ihnen auch der Kardinalstaatssekretär. «Pacelli», so schrieb am 3. März 1939 Graf du Moulin, Leiter des Referates für Angelegenheiten des Vatikans im deutschen Auswärtigen Amt, «ist stets für ein gutes Verhältnis zu Mussolini und zum faschistischen Italien eingetreten. Insbesondere hat er im Abessinien-Konflikt die nationale Haltung des italienischen Klerus gefördert und unterstützt».

[…]
Der Erzbischof von Mailand, Kardinal Schuster, einer der wildesten Faschisten, dessen Seligsprechungsprozeß man unter Pius XII. betrieb, segnete die ausrückenden Truppen vor der Mailänder Kathedrale, verglich Mussolini mit Cäsar, Augustus und Konstantin, belehrte die Schuljugend, durch das Werk des Duce habe «Gott vom Himmel geantwortet», und erklärte: «Angesichts der schicksalhaften Verbundenheit Italiens und des Vatikans kommt den Italienern der Ehrentitel «Mitarbeiter und Gehilfen Gottes» zu. Wir arbeiten mit Gott zusammen in dieser nationalen und katholischen Mission des Guten, vor allem in diesem Augenblick, in dem auf den Schlachtfeldern Äthiopiens die Fahne Italiens im Triumph das Kreuz Christi vorwärts trägt … Friede und göttlicher Schutz dem tapferen Heer, das um den Preis des Blutes die Tore Äthiopiens dem katholischen Glauben und der römischen Kultur öffnet!»

Der Kardinalerzbischof von Neapel, Ascalesi, wallfahrtete von Pompeji nach Neapel mit dem Bild der Gottesmutter, wobei Militärmaschinen Flugblätter warfen, die die Heilige Jungfrau, den Faschismus und den abessinischen Krieg im selben Satz verherrlichten.

Man sandte Madonnenbilder sogar nach Afrika, wie die «Madonnina d’Oltremare» – ihr schrieb man wunderwirkende Eigenschaften zu. Nach Einsegnung durch den militärischen Generalvikar Rusticoni und den Kardinal von Neapel wurde sie in Begleitung prominenter Faschisten an Bord des «Conte Grande» gebracht. Mit anderen Schiffen schickte man Kanonen und Giftgas, und die halbnackten Abessinier, die weder Gasmasken noch Schutzräume hatten, fielen ahnungslos den katholischen Kulturbringern zum Opfer. Nach der sogenannten Schlacht von Amba Aradam zählte ein italienischer Hauptmann mehr als 16 000 hingemähte «Feinde». Sie lagen dort, wo das aus der Luft verspritzte, hautverbrennende und lungenzerreißende Gas sie erreicht hatte, und wurden alle, tot oder halbtot, auf dem hygienischsten Weg durch Flammenwerfer beseitigt.

Mitten im Krieg hielt Kardinalstaatssekretär Pacelli einen Vortrag über «Roms heilige Bestimmung», wobei er mit «Worten hoher Anerkennung» bei den Lateranverträgen verweilte und überhaupt «einen ungewöhnlich augenfälligen Beweis von dem Wunsch nach vatikanisch-italienischer Solidarität» gab.

[…]

Mit Treue und frommer Begeisterung stand der italienische Klerus, zumal der hohe, zu den Faschisten auch bei Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg. Der Episkopat sprach bei der Kriegserklärung am 10. Juni 1940 sogleich von einem heiligen Krieg und sandte Mussolini und dem König eine Grußbotschaft.

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http://www.deschner.info/index.htm?/de/werk/11/leseprobe.htm

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Zum Schweigen des Papstes über den Holocaust hat Rolf Hochhuth ein Theaterstück, ein „christliches Trauerspiel“ geschrieben. Der Papst wusste ja genau Bescheid darüber, weil er jahrelang Nuntius in Berlin war. Er hat auch Hitler immer wieder gelobt. Ist ja klar, ein Faschist lobt den anderen.

Zu Pius XII und seinem Schweigen:

„Durfte der Vorgänger Papst Johannes XXIII. schweigen zur planmäßigen Ausrottung der europäischen Juden durch Hitlerdeutschland? Zu Auschwitz? Seit Rolf Hochhuth zum erstenmal diese Frage aufwarf, kam sie nie mehr zur Ruhe. Sein Drama, 1963 durch Erwin Piscator in Berlin uraufgeführt, wurde seither in über 25 Ländern gespielt.“

https://www.amazon.de/Stellvertreter-Ein-christliches-Trauerspiel/dp/3499109972

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Gruß Hubert

 

Mit Gott und den Faschisten   1 comment

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Mit Gott und den Faschisten

Der Vatikan im Bunde mit Mussolini, Franco, Hitler und Pavelić

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Wenn man auch nur einige Bücher von Karlheinz Deschner gelesen hat und nicht durch Eltern und Erziehung das Gehirn katholisch oder auch evangelisch verätzt bekam, kann man nicht anders als sich von der (oder den) Kirche(n) abwenden. Ich frage mich auch wo Gott bleibt. Einen Gott, der nur zuschaut, der geht mir nicht ab.

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Dem Berliner Kirchenkritiker und Publizisten Peter Gorenflos ist es zu verdanken, daß Karlheinz Deschners fundamentales Werk »Mit Gott und den Faschisten« nach 47 Jahren wieder in einer unveränderten Ausgabe erschienen ist. Mit der ersten Auflage 1965 sowie seinem Buch »Abermals krähte der Hahn« (1962) hatte sich Deschner den Zorn der katholischen Kirche und des bundesdeutschen Regimes zugezogen; es hetzte wegen Gotteslästerung seine Justiz auf ihn. Deschner war aber wegen seiner kirchenkritischen Arbeiten im In- und Ausland bereits so bekannt, daß er vor Verurteilung und Inhaftierung geschützt war.

Nach dem Ersten Weltkrieg, weist Deschner nach, ergriff die katholische Kirche die Gelegenheit, um gemeinsam mit dem aufkommenden Faschismus das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Die Angst vor einem Sieg der Arbeiterbewegung in ganz Europa nach dem Vorbild Rußlands war in Rom so groß, daß der Vatikan mit dem reaktionären Großbürgertum Italiens und dessen Handlangern, den Faschisten, ein Bündnis einging, das allen Seiten eine dauerhafte Existenz sichern sollte. »Diese unheilige, katholische Allianz mit dem angeblich kleineren – faschistischen – Übel«, schreibt Gorenflos im Vorwort zur Neuauflage, »führte in die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte: den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust (…) Bei diesem von der Catholica herbeigesehnten ›Weltanschauungskrieg‹, wie ihn Hitler auch nannte, wurde der Holocaust als eine Art nicht unwillkommener Kollateralschaden in Kauf genommen.«

Deschner wiederum bedauert in seinem Vorwort die Unkenntnis vieler darüber, daß die katholische Hierarchie sämtliche faschistische Staaten von deren Anfängen an systematisch unterstützt hat und so entscheidend am Tod von 60 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg mitschuldig wurde. Er untersucht im ersten Kapitel die »freundschaftlichen« Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem italienischen Faschismus. Der »Duce« wußte, wofür die katholische Kirche nützlich ist, und der Vatikan begriff, daß sein Partner die Träger jeglichen Fortschrittsdenkens physisch ausrotten würde. In Italien wie in Deutschland betrieb der Papst die Auflösung der katholischen Partei, um Mussolini und Hitler in den Sattel zu helfen. So konnte z.B. der Abessinienkrieg 1935 mit päpstlichem Segen geführt werden.

Antibolschewismus

»Der Vatikan und der spanische Bürgerkrieg« heißt das zweite Kapitel. Bereits zwischen 1936 und 1939 kamen ungefähr 600000 Spanier ums Leben, danach ging das Schlachten weiter. Vatikan-Staatssekretär Eugenio Pacelli, ab 1939 Papst Pius XII., hielt schon während des Putsches 1936 fest zu General Francisco Franco. Thema des dritten Kapitels ist »Der Vatikan und Hitlerdeutschland«. Am 20. Juli 1933 wurde das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich geschlossen – Hitlers erster völkerrechtlicher Vertrag. Fast zwei Drittel der 34 noch heute gültigen Artikel sicherten kirchliche Privilegien.

Während des Zweiten Weltkrieges, zeigt das vierte Kapitel, unterstützten die deutschen Bischöfe Hitler noch intensiver als zuvor. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion erklärten sie am 10. Dezember 1941: »Mit Genugtuung verfolgen wir den Kampf gegen die Macht des Bolschewismus.« Ein Jahr später befanden sie, daß ein Sieg über den Bolschewismus gleichbedeutend mit dem Triumph der Lehren Jesu über die der Ungläubigen wäre. Bis 1945 und darüber hinaus gewährte der Vatikan Schutz und Schirm für die Faschisten.

Pius XII. segnete auch einen der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts, den kroatischen Ustascha-Führer Ante Pavelić, mit dem sich Deschner im fünften Kapitel »Der Vatikan und die Kroatengreuel« befaßt.

 

Vorwort zur Neuauflage

 

Weshalb – nach fast 50 Jahren – eine Neuauflage von Karlheinz Deschners Werk ›Mit Gott und den Faschisten‹?
     Weil es sehr aktuell ist. Weil es völlig zu Unrecht Gefahr läuft, in Vergessenheit zu geraten. Weil es einen Verdrängungsprozeß, nein, die gezielte Desinformations-Politik des Vatikan stört. Es erinnert an die Kollaboration des Vatikan nicht nur mit Hitler, dem wohl größten Verbrecher aller Zeiten, sondern auch mit Mussolini, Franco und dem wenig bekannten Pavelić, Faschistenführer in Kroatien und zusammen mit Kardinal Stepinac verantwortlich für das Konzentrations- und Vernichtungslager Jasenovac, über dessen Existenz heute nur noch wenige Bescheid wissen.

Weil das Lügengeflecht des Vatikan entlarvt wird, der sich seit einigen Jahrzehnten als Widerstandsorganisation gegen die Hitlerei aufzuspielen versucht, obwohl doch Pius XII. laut Kardinal Faulhaber »der beste Freund, am Anfang sogar der einzige Freund des neuen Reiches gewesen war«, gerade in der labilen Anfangsphase des Nationalsozialismus, als die Geschichte noch einen ganz anderen Verlauf hätte nehmen können! Weil es eben kein Mode-Buch ist, das aus Gefälligkeitsgründen einen Meinungstrend bedient, sondern präzise und detailreich historische Fakten präsentiert, zusammenfaßt und daraus für jeden nachvollziehbare Schlußfolgerungen zieht. Daniel Jonah Goldhagen hält es offenbar für unnötig, in seinem Buch ›Die katholische Kirche und der Holocaust‹ Deschner überhaupt zu zitieren, obwohl dieser doch schon fast 40 Jahre früher mit viel weniger Tinte weit mehr zu berichten weiß. Und weil es sich dabei auch noch spannend liest, wie ein Roman, in dem doch jede Zeile stimmt, und jeder Leser nach der Lektüre wesentlich klüger und aufgeklärter ist als zuvor; vielleicht auch schockiert ist über das Ausmaß der Kollaboration zwischen den Nazis, allen Faschisten und dem Vatikan! Kurz, weil es eine Geschichtslüge entlarvt. Die Lüge vom katholischen Widerstand.

  Vergessen wir nicht, daß es die Französische Revolution war, welche die katholische Kirche in ihre Schranken verwies und damit ihrer feudalen Macht – wenn auch leider nur sehr halbherzig – ein Ende setzte. Dennoch verurteilte die spanische Inquisition den letzten Ketzer – den Schullehrer Caetano Ripol – am 26. Juli 1826 zum Tod am Galgen und zur »symbolischen Verbrennung«, fast ein halbes Jahrhundert nach dem Sturm auf die Bastille!In deren Folge besetzten napoleonische Truppen Ende des 18. Jahrhunderts den Kirchenstaat – der aus blutigen Kriegen hervorgegangen war und mit einer gefälschten Urkunde legitimiert wurde, der sogenannten »Konstantinischen Schenkung« –, verhafteten Pius VI. und führten ihn als Gefangenen nach Valence ab.Der Wiener Kongreß restituierte 1815 den Vatikanstaat mit verkleinertem Territorium noch einmal, aber 1870 ging er nach der Besetzung durch italienische Truppen endgültig im neuen italienischen Nationalstaat auf. Die Verantwortlichen wurden daraufhin exkommuniziert. Und scherten sich nicht darum.

Durch das Erstarken des Bürgertums, die Entwicklung der europäischen Nationalstaaten, die Emanzipationsbewegung, die Naturwissenschaften und den Fortschritt durch technische Entwicklungen wurde die Catholica in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer stärker in die Defensive gedrängt, versuchte mit dem ersten Vatikanischen Konzil verzweifelt – und aussichtslos – den Kampf gegen den »modernen Rationalismus« aufzunehmen und die angeschlagene päpstliche Autorität durch das Unfehlbarkeitsdogma aufzuwerten. Aber die Zeit lief gegen den Katholizismus. Unter Bismarck wurden im »Kulturkampf« fast 2000 katholische Kleriker inhaftiert oder zu hohen Geldstrafen verurteilt, die sich in staatliche Angelegenheiten eingemischt hatten, die USA brachen am 28. Februar 1867 die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan ab (und nahmen sie erst wieder 1984 unter Ronald Reagan auf). Die »Römische Frage« war entstanden: wie rettet man sich vor dem endgültigen und damals absehbaren Niedergang, wie restituiert man seine alte Machtfülle und mit wessen Hilfe? Verschärft wurde dieses Problem durch das Aufkommen der dezidiert antiklerikalen, der Aufklärung und dem Gleichheitsprinzip verpflichteten Arbeiterbewegung nach dem Debakel des Ersten Weltkriegs.

Das ist der Ausgangspunkt von Karlheinz Deschners Buch ›Mit Gott und den Faschisten‹. Daß es nicht der Vergessenheit anheimfällt, ist das Anliegen dieser Neuauflage beim Ahriman-Verlag. Detailreich, historisch fundiert und unter Auswertung zahlreicher Quellen wird hier nachgewiesen, daß nach dem ersten Weltkrieg die Gelegenheit ergriffen wurde, zusammen mit dem aufkommenden Faschismus das Rad der Geschichte zurückzudrehen.

Aus Angst vor einem Sieg der Arbeiterbewegung in ganz Europa – nach sowjetischem Vorbild – ging der Vatikan zusammen mit dem reaktionären Großbürgertum und dessen Handlangern – den Faschisten – ein Bündnis ein, das beiden die Existenz sichern sollte. Diese unheilige, katholische Allianz mit dem angeblich kleineren – faschistischen – Übel führte in die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte: den zweiten Weltkrieg und den Holocaust.

Wovon träumten Benedikt XV., Pius XI. und Pius XII.? Sie träumten von einem katholischen Kontinentaleuropa im vereinten, militärischen Kampf gegen die gottlose Sowjetunion, so degeneriert sie durch Stalins Einfluß auch schon gewesen sein mag (man lese Arno Lustigers Rotbuch ›Stalin und die Juden‹). Sie träumten vom Ende der Orthodoxie, vom Ende des Kommunismus und von der Katholisierung Rußlands. Und von einem neutralen, anglikanischen Großbritannien, einer neutralen USA. Denn eine militärische Auseinandersetzung innerhalb des westlichen Lagers machte den Ausgang eines Krieges unberechenbar. Nach der militärischen Niederlage Frankreichs schien man diesem Ziel sehr nahe, und 1940 war die ganze Welt davon überzeugt, daß Hitler den Krieg gewinnen würde. Jetzt war die Realisierung des Traums der Kurie mit Hitlers Hilfe in greifbare Nähe gerückt.

     Bei Karlheinz Deschner lernen wir, wie der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 vom Episkopat nicht nur in Deutschland offen begrüßt wurde, wie maßlos seine Begeisterung für Hitler und die Hetze gegen Rußland waren. Und Pius XII. – der angeblich zu wenig gegen Hitler getan haben soll, zu viel geschwiegen haben soll – sprach eine Woche danach in einer Rundfunkansprache von »Lichtblicken, die das Herz zu großen, heiligen Erwartungen erheben: Großmütige Tapferkeit zur Verteidigung der Grundlagen der christlichen Kultur und zuversichtliche Hoffnung auf ihren Triumph«, womit er laut Botschaftsrat Menshausen der Hoffnung Ausdruck geben wollte, daß die großen Opfer, die dieser Krieg erfordere, nicht umsonst wären und nach dem Willen der Vorsehung zum Sieg über den Bolschewismus führten.

Bei diesem von der Catholica herbeigesehnten »Weltanschauungskrieg«, wie ihn Hitler auch nannte, wurde der Holocaust als eine Art nicht unwillkommener Kollateralschaden in Kauf genommen. Vielleicht empfand man sogar eine klammheimliche Freude in Anbetracht des christlichen Antijudaismus über 2000 Jahre.

Kokettierte Hitler nicht schon im April 1933 vor hohen katholischen Funktionären – wie Deschner berichtet – und sehr zu deren Entzücken, daß seine »Behandlung der Judenfrage« nur die mittelalterliche katholische Tradition fortsetze? Der Papst verurteilte die nazistischen Judenpogrome jedenfalls niemals, selbst als man sozusagen vor seinen Augen die Juden zusammentreiben und abführen ließ. Die heutzutage propagierte Vorstellung von einem jüdisch-christlichen Abendland beruht auf einem Synkretismusschwindel.

     Noch viel tiefer verstrickt in die faschistischen Verbrechen war der Vatikan in Kroatien, wo die Franziskaner federführend gewesen waren bei den dort durchgeführten Greueln, wegen deren Brutalität sich sogar die Deutschen beschwerten. Hier hatte Deschner einst Pionierarbeit geleistet, und wer sich näher mit dieser düsteren Materie befassen möchte, sei auf das ausführliche Grundlagenwerk von Vladimir Dedijer überJasenovac, das »jugoslawische Auschwitz«, verwiesen.

Wer wollte Karlheinz Deschner nicht zustimmen, wenn er am Ende des Buches im Jahre 1965 das Resümee zieht: »Erwägt man das Verhalten Eugenio Pacellis zur Politik von Mussolini, Franco, Hitler und Pavelić, so scheint es kaum eine Übertreibung, zu sagen: Pius XII. ist wahrscheinlich mehr belastet als jeder andere Papst seit Jahrhunderten. Mittelbar und unmittelbar ist er so offensichtlich in die ungeheuersten Greuel der faschistischen Ära und damit der Geschichte überhaupt verstrickt, daß es bei der Taktik der römischen Kirche nicht verwunderlich wäre, spräche man ihn heilig.«

Nun, die Seligsprechung ist fast 50 Jahre danach in Arbeit!
Kommen wir noch einmal zurück zur Gegenwart, zu den verfassungsrechtlichen Spätfolgen kirchlicher Kollaboration mit dem Faschismus in Deutschland.

Man halte die enge Verflechtung zwischen Kirche und Staat, diesen deutschen Kirchenstaat bis zum heutigen Tage, den es laut Grundgesetz und Weimarer Verfassung gar nicht geben dürfte, als Schablone gegen die Verfassungen der USA und Frankreichs, in denen die Trennung von Staat und Kirche klar geregelt ist. Dann wird deutlich, wie weit das heutige Deutschland von einer modernen Demokratie entfernt ist. Es ist ein Land, in dem die Kirchen aufgrund von Landeskonkordaten in allen Rundfunk- und Fernsehräten sitzen, in fast allen Zeitungsredaktionen, an zahllosen Multiplikationsstellen und – teils ganz offen, teils gut versteckt – an den Schalthebeln der Macht.

Dann wird klar, welch großen Gefallen Hitler und Mussolini dem Vatikan mit dieser speziellen Beantwortung der Römischen Frage getan haben, mit der Restitution seiner Staatlichkeit, seines Vermögens und des öffentlichen Einflusses, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Auflösung befanden. Und zu welch hohem Preis für den Rest der Welt!

Karlheinz Deschners Buch ist ein wichtiges Stück Aufklärung, ein Juwel für jeden, der die historische Wahrheit sucht, es ist ein Antidot gegen die Geschichtslüge vom katholischen Widerstand gegen Adolf Hitler und liefert einen elementaren Beitrag zur aktuellen Debatte über die Rehabilitierung der Piusbrüder um Richard Williamson, die geplante Seligsprechung Pius’ XII., die Skandale um die Vatikanbank, die Wiedereinführung der Karfreitagsfürbitte und die Rolle des Vatikan in der Welt überhaupt.

Wer den historischen Ariadnefaden aus dem Labyrinth kirchlicher Fremdbestimmung sucht, kommt um Karlheinz Deschners Buch ›Mit Gott und den Faschisten‹ nicht herum. Wer noch weiteres erfahren möchte, viele historische Schichten tiefer zum Beispiel, über die historischen Ursprünge des Christentums, dem empfehle ich an dieser Stelle Hyam Maccobys vorzügliches, zentrales Werk Der Mythenschmied, in welchem er nachweist, daß das Christentum nicht auf den jüdischen Jesus, sondern auf den Griechen Paulus zurückgeht, der einen hochvirulenten Mythenmix aus Gnosis, Mysterienkulten und der Jesusgeschichte zusammenstellte und damit den Auftakt setzte zu 2000 Jahren christlichem Antijudaismus, der im Holocaust kulminierte.
Den anderen Ariadnefaden aus dem religiösen Labyrinth, den subjektiven, »psychologischen«, findet jeder, der ihn sucht, bei Sigmund Freud (›Totem und Tabu‹, ›Die Zukunft einer Illusion‹, ›Der Mann Moses und die monotheistische Religion‹), vor allem aber auch bei Fritz Erik Hoevels in seiner wegweisenden Abhandlung zum Thema Religion »Bhagwan« Rajneesh und das Dilemma einer menschenfreundlichen Religion, aus dem Freiburger Ahriman-Verlag, dem nun auch das Verdienst zukommt, Deschners Meisterwerk ›Mit Gott und den Faschisten‹ neu aufzulegen. Beide Autoren machen klar, wie eng das Nadelöhr ist, durch das die menschliche Gesellschaft gehen muß, wenn die Ziele der Aufklärung, Vernunft, Freiheit, Gleichheit, maximales Glück für eine maximale Mehrheit, Realität werden sollen, wie viele archaische und dennoch reale Machtstrukturen bis dahin überwunden, gebrochen werden müssen.
Möge sich der interessierte Leser fast fünfzig Jahre nach der Erstauflage von ›Mit Gott und den Faschisten‹ von der Aktualität dieses Buches selbst überzeugen. Es ist spannend geschrieben, ein Lesevergnügen allerersten Ranges.

Man ist nach seiner Lektüre viel klüger als zuvor und verfügt nun endlich wieder über dieses hochwirksame, unersetzliche Antidot gegen die Geschichtslüge vom katholischen Widerstand gegen Hitler.

Im November 2012 – Peter Gorenflos

Mit Gott und den Faschisten

Auch Tiere sind Opfer der Kirchen   Leave a comment

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„Seid furchtbar und mehret euch!“
Der bedeutende Kirchenkritiker Karlheinz Deschner kommt in seinem Buch „Die beleidigte Kirche oder: Wer stört den öffentlichen Frieden ?“ zu folgendem Ergebnis: Nach intensiver Beschäftigung mit der Geschichte des Christentums kenne ich in Antike, Mittelalter und Neuzeit, einschließlich und besonders des 20. Jahrhunderts, keine Organisation der Welt, die zugleich so lange, so fortgesetzt und so scheußlich mit Verbrechen belastet ist wie die christliche Kirche, ganz besonders die römisch-katholische Kirche.

Seine klare Bestandsaufnahme gilt auch den Tieren,“ …den am wenigsten geachteten, am meisten missbrauchten, den hilflosesten Wesen dieser Welt …“, wie er sie in seinem Buch „Für einen Bissen Fleisch“ nennt. Deschner schreibt – unter dem vielsagenden Titel „Seid furchtbar und mehret euch!“ – über die Missachtung und Schändung der Tiere durch die Kirchen:
“ Da die Krone der Schöpfung der Mensch, die Krone des Menschen der Pfaffe ist, lässt sich von ihm für das Tier am wenigsten erhoffen.“ ( S.15 )

Tatsachen wie Tierversuche, brutale Tiertransporte, Massentierhaltung, Schlachthäuser, Jagd auf wehrlose Geschöpfe, von den Kirchen befürwortet, geduldet, sprechen für sich. Tierschutzbewegungen entstanden und entstehen großenteils durch engagierte Menschen außerhalb der Kirchen. Deschner führt aus, dass „keinen Pfarrer Tierquälerei im geringsten zu berühren scheint“ ( S. 62 ) und weist darauf hin, dass in der Bibel auch dazu jede Menge Widersprüchliches steht. An dieser Stelle taucht die berechtigte Frage auf nach dem Wahrheitsgehalt der Bibel insgesamt und nach dem Stellenwert von Menschen, denen die Natur und die Tiere am Herzen liegen. Denn über solche Menschen berichtet der Kirchenkritiker: „Und wo jemals ein längst vergessener Prophet ein Wort fallen ließ zugunsten des Viehs, wurde er noch schneller vergessen als er und niemals zur Kenntnis genommen von Kirchenvätern / Lehrern und Co.“ ( S.62 ) Deschners Buch “ Für einen Bissen Fleisch“ ist ein Plädoyer für die Tierwelt, das seit der Antike aktuell ist, denn schon Plutarch sagte: “ Für einen Bissen Fleisch nehmen wir einem Tier die Sonne und das Licht und das bisschen Leben und Zeit, an dem sich zu freuen seine Bestimmung gewesen wäre.“ ( S.17 )

Auszüge davon aus dem Buch von
Karlheinz Deschner – Für einen Bissen Fleisch – Das schwärzeste aller Verbrechen.

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»Da die Krone der Schöpfung der Mensch, die Krone des Menschen der Pfaffe ist, läßt sich von ihm für das Tier am wenigsten erhoffen.

Auch befiehlt, auf der ersten Bibelseite, Gott selber seinen Ebenbildern, zu ›herrschen über die Fische im Meer und die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und alle Tiere des Felds‹. Um gleich abermals zu heischen: ›… und machet sie euch untertan und herrschet …‹ Und dann noch einmal: ›Furcht und Schrecken vor euch über alle Tiere … in eure Hände seien sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, sei eure Speise‹ – zwar ein ›Kulturbefehl‹ angeblich, ›ein Imperativ der Freude und Fröhlichkeit‹, tatsächlich das umfassendste Unterjochungs- und Todesverdikt der Geschichte, infernalischer Auftakt der Deformierung eines Sterns zum Schlachthaus.« Karlheinz Deschner

Deschners essayistische Texte stellen eine bitterböse Analyse ›biblischen Tierschutzes‹ dar. Ihn wundert im Grunde nicht, dass in den von Menschen gemachten ›Viehzüchterreligionen‹ die Rechte von Tieren nur eine Nebenrolle spielen. Selbstkritische Nebenbemerkung: Auch die humanistische Bewegung schenkt den Mitgeschöpfen des Menschen bisher kaum Beachtung.

http://shop.asku-books.com/Karlheinz-Deschner-Fuer-einen-Bissen-Fleisch

 

Gruß Hubert