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Von miz-online.de
Wie die Verschwörungstheorie vom „Great Reset“ die Welt erobert
Die Coronakrise hat zu einer bedenklichen Zunahme neuer Verschwörungstheorien geführt. Viele Menschen flüchten sich vor der Realität in eine Scheinwelt, in der klar nach Gut und Böse unterteilt werden kann und Schuldzuweisungen einfach sind. Die derzeit angesagteste Aluhuttheorie ist die vom Great Reset.
Von Karlheinz Deschner stammt das Zitat „Je größer der Dachschaden, desto schöner der Ausblick zum Himmel.“
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Verschwörungstheoretiker:innen auf dem Vormarsch, Foto: Markus Spiske / unsplash.com
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Damit meinte der Kirchenkritiker zwar in erster Linie das Christentum, aber wenn es um absurdes Denken und verrücktes Verhalten geht, haben Esoteriker und Verschwörungstheoretiker dem Papst & Co. längst den Rang abgelaufen. Im Zentrum der derzeit angesagtesten Verschwörungstheorie steht diesmal nicht Bill Gates oder George Soros, sondern ein anderer einflussreicher Mensch: der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schwab. Dieser ist Gründer und geschäftsführender Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums. Diese Stiftung richtet einmal jährlich ein gleichnamiges Treffes im schweizerischen Davos aus, an dem führende Politiker, Wissenschafter, Wirtschaftsvertreter und andere meist prominente gesellschaftliche Akteure teilnehmen. Diskutiert werden dort dann globale Fragen zu den Themen Wirtschaft, Gesundheit, Umwelt und Soziales. Kritisch gesehen wird das Treffen vor allem von linker Seite und von Globalisierungskritikern, denen die dort mitunter vertretene neoliberale Agenda berechtigterweise ein Dorn im Auge ist. Daneben war das Weltwirtschaftsforum aber auch schon immer Anlass für verschwörungstheoretische Spekulationen.
Mit berechtigter Kritik hat die Verschwörungstheorie des Great Resets jedoch überhaupt nichts zu tun. Zudem unterscheidet sich die Erzählung deutlich von linken Positionen. Anlass für die Entstehung des neuen Verschwörungsglaubens war eine Vortragsreihe des Weltwirtschaftsforums, die im Frühjahr 2020 mitten in der Coronakrise begann. In den Vorträgen ging es im Kern darum zu überlegen, wie man nach der Pandemie soziale und finanzielle Ungleichheiten überwinden könnte. Die Reichen wurden zudem zu mehr sozialer Verantwortung aufgefordert. Der Kapitalismus sollte also sozialer und vor allem ökologischer werden. Die erarbeiteten Vorschläge wurden von Schwab dann gemeinsam mit dem englischen Prinzen Charles veröffentlicht und es erschien ein Buch von Schwab mit dem zugegeben reißerischen Titel The Great Reset. In einer Pressemitteilung im Juni 2020 brachte Klaus Schwab die Botschaft nochmal auf den Punkt: „Wir haben nur einen Planeten, und wir wissen, dass der Klimawandel die nächste globale Katastrophe mit noch dramatischeren Folgen für die Menschheit sein könnte. Wir müssen die Wirtschaft in dem kurzen noch verbleibenden Zeitfenster dekarbonisieren und unser Denken und Verhalten wieder in Einklang mit der Natur bringen“.
Bei den Verschwörungstheoretikern wurde aus den gut gemeinten Vorschlägen für eine gerechtere Welt jedoch etwas völlig anderes. Demnach geht es nicht um eine soziale Transformation des Kapitalismus, sondern um dessen Abschaffung. So sollen sich eine globale Finanzelite und hochrangige Politiker dazu verschworen haben, eine neue totalitäre marxistische Weltordnung einzuführen. Die Pandemie sei dabei Mittel zum Zweck und von Menschenhand erschaffen, um diese neue Ordnung durchzusetzen. Auch das Impfen der Bevölkerung ist nach dieser Erzählung Teil des Plans, um die Bevölkerung mittels Mikrochips gefügig zu machen. Wie immer bei solchen Verschwörungstheorien gibt es zahlreiche Ableger und Varianten. So wird mitunter auch über die Einrichtung von Konzentrationslagern spekuliert oder der Transhumanismus soll Teil der Verschwörung sein. Womit auch die säkulare und religionskritische Giordano-Bruno-Stiftung zu den verdächtigen Organisationen gehört, beruft diese sich doch auf den transhumanistischen Vordenker Julian Huxley. Wie fast immer bei solchen Verschwörungsmythen finden sich zudem stark antisemitischen Untertöne. Da Schwab selbst kein Jude ist, gilt er dann als Marionette der jüdischen Finanzelite, und es wird behauptet, er und das Weltwirtschaftsforum würde von George Soros oder den Rothschilds gesteuert. Folglich ist es kein Wunder, dass das Märchen von der Einführung des Marxismus durch Inszenieren einer Pandemie besonders in rechten Kreisen beliebt ist. Darunter sind offensichtlich viele Anhänger der AfD, wie man anhand vieler Diskussionsbeiträge solcher Personen zum Thema Corona in den sozialen Medien erkennen kann. Zudem kam jüngst eine Studie der Universität Leipzig zu dem Ergebnis, dass Verschwörungsmythen im Umfeld der AfD prinzipiell deutlich stärker verbreitet sind als bei Anhängern anderer Parteien.
Generell ist leider festzustellen, dass der Glaube an Verschwörungen in Deutschland erschreckend hoch ist. Rund ein Drittel der Bevölkerung neigt zu solchen Positionen, wie eine aktuelle Studie der Konrad Adenauer Stiftung gezeigt hat. Hier hat nicht zuletzt auch das Bildungssystem versagt und die fehlende Medienkompetenz vieler Menschen ist ein großes Problem. Kurzfristig zu reparieren ist das Abdriften großer Teile der Bevölkerung nicht. Wer einmal im Verschwörungssumpf gefangen ist, der kann kaum noch durch Argumente überzeugt werden. Vielleicht bräuchte das Bildungssystem einen „Great Reset“?
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Unglaublich an was zum Beispiel die QAnon-Anhänger glauben…
Bill Gates, Sekten, 5G-Strahlen: Diese Verschwörungstheorien finden Querdenker gut
Ein Überblick über die Verschwörungstheorien, die bei Querdenkern Anklang finden.
QAnon
Der vielleicht gefährlichste Kult tauchte 2017 unter dem Kürzel „Q“ auf der amerikanischen Plattform 4Chan auf. Anhänger von QAnon glauben an die Existenz einer pädophilen Elite, die Kinder gefangen hält und tötet, um aus deren Blut eine Verjüngungssubstanz zu gewinnen. Seit Beginn der Pandemie bekommen die QAnons auch in Europa unter den „Querdenkern“ rasanten Zulauf. Jenny K.,eine Veranstalterin von Corona-Protesten, zerriss vergangenen Herbst auf offener Bühne eine Regenbogenfahne, die K. mit Pädophilie in Verbindung brachte. Auch die Großdemonstration vergangene Woche wurde von einer Aktivistin angemeldet, die auf Instagram mit QAnon-Symbolen posiert.
Bill Gates/Impfen
US-Milliardär Bill Gates wird von Verschwörungsgläubigen gern als Strippenzieher oder gar Verursacher der Pandemie betrachtet. Gates habe Interesse an einer Massenimpfung, bei der Chips implantiert werden könnten, um die Menschheit vollständig zu kontrollieren oder zu dezimieren. In Österreich werden Theorien rund um Bill Gates etwa vom YouTuber und Zahnarzt Jaroslav Belsky verbreitet, der auch immer wieder bei Demonstrationen auftritt.
5G-Strahlen
Großer Beliebtheit erfreut sich die Angst vor der Strahlenbelastung durch das 5G-Mobilfunknetz, einer relativ neuen Technologie zur schnelleren Datenübertragung. Verschwörungstheoretiker sehen einen direkten Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Durch die angebliche Zellschädigung könnten Menschen nicht mehr genug Sauerstoff aufnehmen und würden daran-und nicht an Corona-sterben. Als Beleg dient der Umstand, dass 5G in China Ende 2019 eingeführt wurde.
Der Große Austausch/die „globalistische“ Elite
Seit der Flüchtlingsbewegung 2015 spricht die Neue Rechte vom Plan einer finanzkräftigen Elite-allen voran der Milliardär George Soros oder die Rothschilds-,durch Förderung von Migration souveräne Nationalstaaten zu destabilisieren. Das Resultat wären „identitätslose“ und für Konzerne leicht zu kontrollierende Bevölkerungen. Die Ideen greifen altbekannte antisemitische Codes auf, finden aber auch bei Globalisierungskritikern Anklang. Erkennbar sind ihre Anhänger an Parolen wie „Freiheit, Friede, Souveränität“.
Christliche Sekten
Zusehends präsenter werden auf Anti-Corona-Demonstrationen christliche Fundamentalisten. Rund um den Schweizer Guru Igor Sasek und „Kla-TV“ gruppieren sich Sektenanhänger, die es nicht für ausgeschlossen halten, dass die Erde eine Scheibe sei. In diesem Milieu finden alle beschriebenen Verschwörungstheorien-von Soros und Rothschild bis zu Gates und seinen Chips und den 5G-Strahlen-zueinander.
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Es ist unglaublich, ja idiotisch was manche Menschen glauben. Leider nicht nur unglaublich und idiotisch, sondern auch gefährlich.
Aus Tagesschau.de – Auszug
Die QAnon-Bewegung verbreitet bizarre Verschwörungsmythen – vor allem in den USA. Inzwischen hat die Bewegung auch in Deutschland Fuß gefasst. Aber was steckt eigentlich dahinter?
Von Patrick Gensing und Wulf Rohwedder, tagesschau.de
Wer oder was ist QAnon?
QAnon ist keine Organisation oder feste Struktur, sondern eine Idee oder Legende, eine lose Bewegung, die sich im Netz gebildet hat und zunehmend auch in der realen Welt zu sehen ist, beispielsweise bei Demonstrationen oder Veranstaltungen von US-Präsident Donald Trump.
Wie viele Menschen zu diesem Netzwerk gezählt werden können, ist unklar. Die Verschwörungslegende wird aber unter anderem von rechten Politikern und Medien in den USA verbreitet.
Wie ist QAnon entstanden?
Im Oktober 2017 erscheint auf einem Diskussionskanal der Seite „4chan“, berüchtigt für extremistische Posts, ein kryptischer Text. Eine der Aussagen: Hillary Clinton werde bald verhaftet. Das obskure Pamphlet hätte kaum Beachtung gefunden, doch 4chan-Moderatoren und Youtuber begannen, eine komplette Legende um diesen und die folgenden Texte zu stricken. Dabei behaupteten sie, der Autor habe die höchste nichtmilitärische US-Sicherheitsstufe „Q“ und somit Zugang zu den nuklearen Geheimnissen des Landes – der „QAnon-Mythos“ war geboren.
Von wem der erste Text stammt und ob die folgenden QAnon zugeordneten Posts überhaupt von derselben Person oder Gruppe verfasst wurden, ist nicht nachweisbar: Alle Veröffentlichungen auf 4chan sind anonym, Nutzer brauchen sich nicht zu registrieren.
Was sind die Kernaussagen von Q?
Q-Texte, sogenannte „Q-Drops“, sind oft kryptisch oder vollkommen unverständlich. Zumeist bestehen sie aus Satzfetzen oder Fragen. Als durchgehendes Thema findet sich jedoch der Mythos einer dunklen, geheimen Elite, die die USA mittels des „tiefen Staates“ unter Kontrolle gebracht haben soll. Nicht selten haben die Aussagen mehr oder weniger versteckte antisemitische Konnotationen. Reale Ereignisse werden dabei oft als Indizien oder Beweise für die Behauptungen gedeutet.
Den angeblichen Protagonisten aus Politik, Medien und Unterhaltung werden satanistische, sadistische und pädophile Handlungen unterstellt. Trump sei angetreten, um diese Verschwörung zu beenden, die Verschwörer zur Verantwortung zu ziehen und ihre Opfer zu befreien. Zentrale Figuren dieser Verschwörung sollen unter anderem Hillary Clinton, George Soros, Barack Obama und mehrere andere ehemalige US-Präsidenten sein.
Wo finden sich die Q-Aussagen?
Die Q-Posts wechselten später von 4chan auf das radikalere Imageboard 8chan, da 4chan angeblich „unterwandert“ worden war. 8chan ging im August 2019 offline, nachdem wichtige Intrastukturanbieter aufgrund der Anschläge in El Paso und Dayton der Website technische Infrastrukturleistungen kündigten.
Das Board ist inzwischen unter einem anderen Namen wieder online, hat aber kontinuierlich technische Probleme. Allerdings gibt es mehrere Webseiten, auf denen die „QDrops“ gesammelt werden. Diese werden zudem in sozialen Medien wie Facebook, Instagram, YouTube, TikTok und Telegram verbreitet.
Welche QAnon-Prophezeiungen haben sich bewahrheitet?
Keine. Im Gegensatz zu Verschwörungsmythen werden in den „QDrops“ immer wieder konkrete Ankündigungen mit einem mehr oder weniger exakten Zeitangabe gemacht. So wurde im Herbst 2017 verbreitet, Trump würde innerhalb weniger Tage einen Putsch gegen den „tiefen Staat“ verüben und mit Hilfe des Militärs seine Macht erhalten. Die Verhaftung Hillary Clintons sowie zahlreicher weiterer namentlich genannter Menschen, zum Beispiel TV- und Hollywood-Stars, stehe unmittelbar bevor.
Die offensichtlich falsche Ankündigungen schrecken die QAnon-Anhänger offenbar nicht ab. In der Szene werden sie teils als Fehlinterpretation oder als besonders geschickte Schachzüge im Rahmen einer übergeordneten Strategie erklärt.
Woran erkennen sich QAnon-Anhänger?
Neben dem offen getragenen Buchstaben Q nutzen sie den Slogan „Where we go one, we go all“, abgekürzt: WWG1WGA, was in etwa „Dort, wohin einer geht, dorthin gehen alle“ bedeutet. Den Spruch verwendete unter anderem der ehemalige US-Sicherheitsberater Michael Flynn in einem Video, das er im Juli 2020 veröffentlichte. Inzwischen hat sich eine regelrechte Fanartikel-Industrie um die Bewegung konstituiert.
Verschiedene Online-Plattformen bieten QAnon-Artikel an. Neben T-Shirts gibt es Taschenbücher, Beutel, Flaggen und Poster. Verschwörungslegenden lassen sich also auch zu Geld machen. Auch auf YouTube erreichen Videos mit QAnon-Inhalten zehntausende Abrufe.
Welchen Einfluss hat die QAnon-Bewegung in den USA?
US-Präsident Trump teilt immer wieder Tweets von QAnon-Accounts. Laut der US-Website „Media Matters“ vereinnahmten mehr als 60 ehemalige oder aktuelle Kandidaten für den US-Kongress QAnon-Behauptungen für sich oder verbreiteten diese.
Die US-Bundespolizei stuft die QAnon-Bewegung bereits 2019 als inländische Terrorismusgefahr ein. Bei mehreren gewalttätigen Vorfällen beriefen sich die Täter als Rechtfertigung auf QAnon, so zum Beispiel Matthew Phillip Wright, der am 15. Juni 2018 mit einem gepanzerten Fahrzeug, in dem sich ein Sturmgewehr und eine Kurzwaffe befanden, den Verkehr am Hoover Dam blockierte.
Welchen Einfluss hat die QAnon-Bewegung in Deutschland?
In Deutschland wurden die QAnon-Behauptungen anfangs vornehmlich von Rechtsradikalen und Protagonisten der Reichsbürgerszene geteilt. Im Zuge der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen wurden sie auch in Teilen dieser neuen Bewegung populär.
Die prominentesten Verbreiter entsprechender Mythen sind der Sänger Xavier Naidoo und der Kochbuch-Autor Attila Hildmann. So sprach Naidoo beispielsweise von Kindern, die massenhaft gefangen gehalten worden seien. Der Moderator der „Querdenken“-Demonstration, Friedemann Mack, nutzte den Slogan „Where we go one, we go all“ auf der Bühne.
Warum ist die QAnon-Bewegung so erfolgreich?
Die QAnon-Erzählung bedient alle wichtigen Faktoren, eines Verschwörungsmythos, hat aber auch viele Merkmale einer Sekte: Sie liefert klare Feindbilder, universelle Erklärungsmodelle für alle Vorgänge und apokalyptische Visionen. Sie negiert die Existenz von Zufällen und komplexen Zusammenhängen. Gegenbeweise sind in ihrem Narrativ nicht möglich. Ihren Anhängern gibt sie das Gefühl, Teil einer Elite zu sein, die im Besitz eines Geheimwissens ist und für das Gute kämpft. Wer widerspricht oder auch nur Zweifel äußert, wird dem Feindeslager zugeordnet. Experten sehen daher in der QAnon-Bewegung sektenähnliche Strukturen.
Die QAnon-Legenden zeigen Bezüge zu apokalyptischen, religiösen Motiven wie einem prophezeiten Endkampf zwischen Gut und Böse. QAnon knüpft an bestehenede Ressentiments an – beispielsweise gegen Medien und sogenannte Eliten. Auch antisemitische Muster sind in den Verschwörungslegenden deutlich zu erkennen.
Was wird gegen die Falschbehauptungen von QAnon unternommen?
Die sozialen Netzwerke reagierten erst relativ spät auf die Falschinformationen auf Accounts, die der QAnon-Bewegung zugeschrieben werden. Facebook löschte im Mai 2020 fünf Seiten. Twitter gab im Juli bekannt, dass der Dienst keine mit QAnon verknüpften Inhalte mehr bereitstellen werde, da sie gegen die Richtlinien des Unternehmens verstoßen würden. Rund 150.000 Konten seien davon betroffen. TikTok blockierte in der Suchfunktion mehrere QAnon zugeschriebene Hashtags, lässt aber die eigentlichen Inhalte online. Dennoch finden sich weiterhin Hunderte Profile, die entsprechende Inhalte teilen.
Die sozialen Netzwerke reagierten erst relativ spät auf die Falschinformationen auf Accounts, die der QAnon-Bewegung zugeschrieben werden. Facebook löschte im Mai 2020 fünf Seiten. Twitter gab im Juli bekannt, dass der Dienst keine mit QAnon verknüpften Inhalte mehr bereitstellen werde, da sie gegen die Richtlinien des Unternehmens verstoßen würden. Rund 150.000 Konten seien davon betroffen. TikTok blockierte in der Suchfunktion mehrere QAnon zugeschriebene Hashtags, lässt aber die eigentlichen Inhalte online. Dennoch finden sich weiterhin Hunderte Profile, die entsprechende Inhalte teilen.
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Gruß Hubert
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Es gibt verschiedene Beweggründe warum Menschen an Verschwörungstheorien glauben. Manche verfolgen dabei aber auch konkrete Ziele.
Von. br.de
Parallel zum Coronavirus verbreiten sich auch die Verschwörungstheorien. Zum Beispiel, dass das Virus gar nicht existieren würde. Der Augsburger Journalist und Autor Bernd Harder gibt Antworten, wer hinter solchen Verschwörungstheorien steckt.
„Das Coronavirus wurde bewusst von den Chinesen geschaffen. Das Virus soll die Bevölkerung in Deutschland dezimieren, um Platz für Zuwanderer zu schaffen.“ Solche Verschwörungstheorien geistern aktuell zum Coronavirus durch die Welt. Der Augsburger Journalist und Autor Bernd Harder im Interview.
Herr Harder, was sind das für Menschen, die solche Verschwörungstheorien in die Welt setzen?
Bernd Harder: „Die Leute, die das bewusst verbreiten, die haben ganz gezielte Interessen. Die wollen diese Angst und diese Verunsicherung, die wir alle spüren, noch weiter anheizen aus verschiedenen Gründen. Viele, die medizinische Unwahrheiten verbreiten, die wollen einfach ihre eigenen Produkte verhökern. Da ist immer irgendein Shop im Hintergrund, für Nahrungsergänzungsmittel oder für sonst was. Andere Leute wollen ganz gezielt destabilisieren. Die sehen jetzt ihre große Stunde kommen, um den für sie verhassten Staat und die Lügenmedien, wie sie sie nennen, komplett zu Destabilisieren und sich dann als starker Mann aufspielen zu können.“
Nutzt es etwas, wenn man sich mit diesen Menschen auseinandersetzt? Haben Sie das schon mal versucht?
Bernd Harder: „Oh gewiss, Ja. Also mit Leuten, die da wirklich zutiefst daran glauben, oder mit den Protagonisten, die das in Umlauf bringen, ist jede Diskussion vollkommen sinnlos. Da kann man mit Argumenten überhaupt nix machen. Mit Leuten, die das nebenbei mitkriegen bei Facebook, da kann man es natürlich versuchen. Ich denke, das Wichtigste, was man im Moment tun muss: Man darf auf keinen Fall nur das glauben, was der eigenen Meinung entspricht. Klar, wir würden alle gerne lesen, dass das alles völlig harmlos ist, dass es keine Ausgangssperre gebe, dass das alles ganz schnell vorbei ist. Aber das gibt es eben nicht. Es gibt in einer so komplexen Situation keine einfachen Antworten, und wir sollten jedem Misstrauen, der behauptet, er hat einfache Antworten.“
etzt ist die eine Seite sind die Menschen, die solche Verschwörungstheorien in die Welt setzen. Es braucht aber auch eine andere Gruppe, damit sowas auf fruchtbaren Boden fällt. Gibt es denn Menschen, die besonders empfänglich sind für solche Botschaften?
Bernd Harder: „Das wenige, was man aus der Psychologie über Verschwörungsgläubige weiß, ist, dass es tatsächlich so eine gewisse seelische Disposition dafür gibt. Das sind in aller Regel Menschen, die sich isoliert und machtlos fühlen und die so ein bisschen die Kontrolle über ihr Leben verloren haben. Also die nicht mehr so richtig verstehen, was eigentlich um sie herum vor sich geht, die mit dieser ganzen Komplexität nicht zurechtkommen. Und da sucht man dann eben nach einfachen Antworten auf komplizierte Fragen. Und dafür sind Verschwörungstheorie natürlich perfekt.“
Ist das Corona Virus ein besonders guter Fall damit sich solche Verschwörungstheorien bilden können?
Bernd Harder: „Es ist natürlich ein idealer Nährboden. Wir haben eine sehr komplexe, sehr unübersichtliche Situation, die sich jeden Tag ändert. Die Ärzte und die Wissenschaftler können auch nicht so ganz genau vorhersagen, was eigentlich passieren wird. Und wir alle haben natürlich ein bisschen Angst, was da jetzt passiert und wie das weitergehen soll. Und diese drei Sachen Angst, Unsicherheit und Komplexität das ist der ideale Nährboden dafür.“
Jetzt gibt es Menschen, die sind natürlich auch ein bisschen ängstlich. Was würden Sie dehnenden raten? In Bezug auf Verschwörungstheorien?
Bernd Harder: „Man tut sich gerade, wenn man vielleicht ein bisschen ängstlich und unsicher ist, überhaupt keinen Gefallen, diese Verschwörungstheorien oder Fake News zu konsumieren. Das ist natürlich klar, dass jeder von uns im Moment versucht, sich möglichst umfassend zu informieren. Jeder will hier einen Informationsvorsprung haben. Jeder will ja mehr wissen als die anderen. Aber die große Gefahr darin ist halt nicht, dass wir zu wenig wissen, sondern dass wir zuviel wissen. Deshalb ist weniger eigentlich eher mehr. Sich nicht verrückt machen lassen, nicht den ganzen Tag am Internet hängen, nicht alles in Echtzeit verfolgen, sondern vielleicht einfach mal zwei Stunden spazieren gehen und dann mit der Nachbarin darüber reden, ob die das genauso für plausibel hält.“
Bernd Harder ist Journalist, Autor und Experte in Sachen Verschwörungstheorien.
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Gruß Hubert
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Ein häufiger Einwand ist bei der Corona-Pandemie dieser: die Infektionszahlen sind ja nicht hoch, die Maßnahmen waren also überzogen. Die Infektionszahlen halten sich aber nur in einem überschaubaren Bereich, WEIL man bestimmte Maßnahmen getroffen hat. Das Phänomen ist bekannt als Präventions-Paradox.
Von dubito-magazin.de – Jannis Puhlmann
In Deutschland ist die Katastrophe ausgeblieben; die Maßnahmen haben allem Anschein nach gewirkt. Corona-Verharmloser fühlen sich dadurch bestätigt und auch Verschwörungstheorien sind weiter auf dem Vormarsch. Die sieben häufigsten (Falsch-)Aussagen und was man ihnen entgegensetzen kann.
1. „Reine Panikmache! Corona ist weniger gefährlich als eine herkömmliche Grippe.“
Sätze wie dieser sind so alt wie die Pandemie selbst. Zu Beginn des Ausbruchs waren sie noch allerorts zu hören. Als sich die ersten Wissenschaftlerinnen und Politiker mit drastischen Mahnungen zu Wort meldeten, haben die meisten Menschen nach und nach ihre Einschätzung zur Gefährlichkeit von Corona korrigiert. Tatsächlich ist es noch immer schwierig, die Todesrate des Virus konkret anzugeben. Wie viele Menschen an COVID-19 sterben, wird wohl erst nach der Pandemie final errechnet werden können. Diese unsichere Datenlage wird immer wieder für irreführende Vergleiche mit statistischen Schätzungen der Grippesaison von 2017/18 missbraucht.
Doch auch wenn ein direkter wissenschaftlicher Vergleich der Letalität von Corona und Grippe gar nicht so leicht gezogen werden kann, warnen Expertinnen und Experten vor einer Verharmlosung durch den Grippe-Vergleich. Denn was wir mit Sicherheit wissen: Gegen das neuartige Virus gibt es keine Grundimmunität in der Gesellschaft, es gibt keine Schutzimpfung und es gibt keine bewährten Medikamente. Bei einem ungebremsten Anstieg der Infektionen droht ein Flächenbrand – ein sprunghafter Anstieg der Toten und eine völlige Überlastung des Gesundheitssystems. Und allein das macht Corona zu einer weitaus größeren Gefahr als eine Grippe. Wem das alles noch zu vorsichtig formuliert ist, der kann auch sagen: „Für keine gewöhnliche saisonale Grippewelle mussten bisher Massengräber in New York ausgehoben werden.“
2. „Aber wir sehen doch, dass die Maßnahmen übertrieben waren. Die Katastrophe ist schließlich ausgeblieben.“
Diesen klassischen Fehlschluss bezeichnet der Virologie Christian Drosten als „Präventions-Paradox“: Wenn die Prävention einer Gefahr erfolgreich war, kann man das, was verhindert wurde, nicht mehr wahrnehmen. Bei vielen Menschen führt das paradoxerweise nicht zu einem Aufatmen, sondern zum Leugnen der eigentlichen Gefahr und zur Wut auf diejenigen, die geholfen haben, sie zu verhindern. Erfolgreiche Prävention ist eine undankbare Aufgabe.
In Deutschland waren die Kliniken zu keinem Zeitpunkt überlastet und die Corona-Todeszahlen sind vergleichsweise gering geblieben. Jetzt fühlen sich viele Menschen bestätigt, die Corona für harmlos und die Maßnahmen für völlig übertrieben halten. Diesen Menschen kann man entgegnen: In anderen Ländern – wie Italien, Spanien, USA oder Brasilien – ist es anders ausgegangen als in Deutschland. Und: Diese gute Position können wir auch leicht wieder verspielen.
3. „Aber es gibt auch Wissenschaftler, die Corona für völlig ungefährlich halten.“
Es ist richtig, dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über viele Aspekte von Corona und COVID-19 uneins sind. Auch welche einzelnen Maßnahmen erfolgreich waren und weiterverfolgt werden sollten, ist nicht leicht zu bestimmen. Zudem sprechen die unterschiedlichen Wissenschafts-Disziplinen (Medizin, Recht, Wirtschaft, Sozialwissenschaften usw.) nicht immer dieselbe Sprache. Aber Kritik, Korrektur und Perspektivenvielfalt gehören eben zur wissenschaftlichen Praxis – insbesondere in einer so frühen Phase der Forschung. Mit dieser Unsicherheit umzugehen ist nicht leicht. Manche Menschen meinen nun, wenn selbst die Wissenschaft es nicht so genau wüsste, sei auch völlig egal, wie sie sich verhielten.
Doch bei all den unbekannten Variablen und der unübersichtlichen Studienlage – was die grundsätzlichen Fragen betrifft, herrscht weitestgehend Einigkeit unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern: Darüber, dass es eine Corona-Pandemie gibt; dass es aus epidemiologischer Sicht wichtig ist, die Reproduktionszahl und die Zahl der Neuinfektionen so weit wie möglich zu senken; darüber, dass alte und vorerkrankte Menschen schwerer an COVID-19 erkranken und darüber, dass diese Pandemie deutlich gefährlicher ist als eine Grippe.
Leider erreichen die wenigen Mediziner, die diesen grundlegenden Einschätzungen von Wissenschaft und Politik öffentlich widersprechen und vor angeblicher Panikmache oder Hysterie warnen, mit ihren YouTube-Videos ein Millionenpublikum. Dabei wurden die Ausführungen solcher selbsterklärten Alternativexperten – namentlich Wolfgang Wodarg oder Sucharit Bhakdi – bereits in zahlreichen Faktenchecks als unwissenschaftlich oder irreführend entlarvt. (Faktencheck zu Wodarg und zu Bhakdi)
[…]
5. „Gegen Covid-19 helfen am besten: Knoblauch, Globuli und Bleichmittel.“
Es gibt noch immer kein bewährtes Medikament gegen COVID-19. Und es gibt schon gar keine wunderbewirkenden Hausmittel, wie sie in WhatsApp-, Telegram-, oder Facebook-Gruppen ausgetauscht werden. Knoblauch und Ingwer sind lecker und gesund; gegen das Virus aber nutzlos. Globulis hatten schon vor der Pandemie keine Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinausgeht – Homöopathie gegen Corona anzupreisen ist schlicht fahrlässig. Und Bleichmittel oder Infektionsmittel zu trinken oder zu spritzen, wie es ausgerechnet der US-Präsident Donald Trump auf einer Pressekonferenz spekuliert hatte, ist lebensbedrohlich – so entgeht man der Corona-Infektion allenfalls durch ein verfrühtes Ableben.
6. „Wir leben in einer Meinungsdiktatur! Abweichende Meinungen werden zensiert.“
Nicht jede Verharmlosung von Corona unterliegt der Logik einer Verschwörungstheorie. Doch der Übergang von Verharmlosungen zu Verschwörungstheorien ist hier fließend. Denn Menschen, die behaupten, von dem Virus gehe keine Gefahr aus, müssen auch erklären, warum Regierungen weltweit so strenge Maßnahmen gegen etwas vermeintlich Ungefährliches ergreifen – hier ist der Weg nicht mehr weit zu den zahlreichen Verschwörungstheorien um die Pandemie. Wo von einer Meinungsdiktatur oder von Zensur in Deutschland die Rede ist, bewegt man sich zumindest schon an der Schwelle zum Verschwörungsmythos.
Richtig ist: Es darf unterschiedliche Meinungen zum Lockdown und zu der Angemessenheit der Maßnahmen geben. Der Balanceakt zwischen Präventionsmaßnahmen und individuellen Bürgerrechten muss immer wieder aufs Neue abgewogen werden. Richtig ist aber auch: Wenn diese Meinungen auf Halbwahrheiten, Desinformationen oder Fake News basieren, muss ihnen widersprochen werden. In den vergangenen Tagen wurden die Stimmen lauter, die behaupten, wir lebten in einer Meinungsdiktatur, Andersdenkende würden zum Schweigen gebracht und die Demokratie würde abgeschafft. Häufig werden dafür krude NS-Vergleiche angeführt. Nicht nur sind solche Vergleiche furchtbar geschichtsvergessen und -relativierend; sie sind schlicht falsch.
Denn dass wir keine Meinungsdiktatur oder Zensur haben, kann man leicht daran erkennen, dass die Videos, in denen genau das behauptet wird, frei verfügbar im Internet sind. Sie werden eben nicht zensiert, selbst wenn sie ärgerliche Gerüchte oder Halbwahrheiten verbreiten. Wer seine Informationen aus solchen Videos bezieht muss sich jedoch die Frage gefallen lassen: „Warum glaubst Du eigentlich einem fragwürdigen WhatsApp-Kettenbrief oder einem privaten YouTube-Kanal mehr als seriösem Journalismus?“
7. „Bill Gates steckt hinter Corona“; „Die 5G-Ausweitung ist schuld“; „Covid-19 ist eine Bio-Waffe aus dem Labor“…
Wer so etwas behauptet, steckt schon tief im Kaninchenbau der Verschwörungstheorien fest. Schon seit den Anfängen der Pandemie verbreiten sich solche Verschwörungsmythen rasant über die sozialen Medien; vor allem über Kettenbriefe auf Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Telegram. Prominente und Influencer, die sich an der Verbreitung beteiligen, werden dabei zu „Superspreadern“: Der ehemalige Radiomoderator Ken Jebsen, Xavier Naidoo, der ehemalige „Popstars“-Juror Detlef D! Soost oder der Show-Koch Attila Hildmann sprechen in ihren Videos von geheimen Weltmächten, von der Abschaffung der Demokratie und von angeblichen Zwangsimpfungen.
Auf bundesweiten Protesten wie den sogenannten „Hygiene-Demos“ in Berlin kam in den vergangenen Wochen eine groteske Querfront aus Impfgegnern, Esoterikern, Verschwörungstheoretikern, Rechtsextremisten und Antisemiten zusammen, um das „Corona-Regime“ zu stürzen. Dabei fügt sich die Corona-Pandemie gar nicht so leicht in die für Verschwörungstheorien so typische „Cui bono?“-Logik („Wem zum Vorteil?“). Die globale Pandemie lässt immerhin weltweit die Wirtschaft einbrechen und stürzt auch die mächtigsten Regierungen in die Krise. Weil es in Verschwörungstheorien aber stets heimliche Profiteure und verborgene Weltmächte geben muss, kommt es zu den absurdesten Theorien, wie zu der Verschwörungstheorie um Bill Gates. Der Microsoft-Gründer soll den SARS-CoV-2-Virus im Labor erschaffen haben, um Zwangsimpfungen durchsetzen zu können, die alle Menschen mit Mikrochips digital überwachen und die Weltbevölkerung reduzieren sollen. Für Verschwörungstheoretiker bietet sich Bill Gates als Sündenbock an, weil er schon seit Langem öffentlich vor weltweiten Pandemien gewarnt hat und mit seiner „Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung“ viel Geld in die Gesundheitsentwicklung, unter anderem in die Erforschung von Impfstoffen, investiert hat.
Solche Verschwörungstheorien sind ein bisschen wie das Virus selbst: Sie lassen sich stoppen, indem man sie nicht weitergibt. Und Aufklärung kann dabei helfen, ihre Verbreitung einzudämmen. Doch mit einem Verschwörungstheoretiker zu diskutieren, ihn womöglich zu überzeigen – das war schon vor Corona keine leichte Angelegenheit. Wenn Freunde oder Verwandte im Gruppenchat Corona-Verschwörungen posten, lohnt es dennoch, ruhig und sachlich nach Quellen oder Belegen zu fragen, mit Fakten zu erwidern und kritische Fragen zu stellen. Um einen Verschwörungstheoretiker im Freundes- oder Familienkreis zum Umdenken zu bewegen, kann es außerdem helfen, aufzuzeigen, dass er sich rechtsradikaler und antisemitischer Argumentationsmuster bedient, womöglich ohne das zu wissen oder zu wollen.
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Auf dem Rücken der Coronakrise wollen einige ein ganz eigenes Süppchen kochen. Corona ist da nur ein trojanisches Pferd. Ganz abgesehen von den abstrusen Argumenten von Impfgegnern, die glauben, Bill Gates möchte ihnen weiß Gott was durch den Körper jagen. Das auch noch lange vor dem Vorliegen eines Impfstoffes.
Solche Leute kann ich nur als gefährliche Spinner bezeichnen.
Von t-online.de
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Virologe Drosten wird deutlich
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Geht mit Kollegen hart ins Gericht: Virologe Christian Drosten. (Quelle: Jürgen Heinrich/imago images)
In der Corona-Krise verbreiten sich vor allem Fake-News rasend schnell. Virologe Christian Drosten ist fassungslos über die Inhalte, die im Internet kursieren – und greift vermeintliche „Experten“ scharf an.
Neben dem Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus hat sich für die Gesellschaft nicht nur in Deutschland eine weitere Herausforderung aufgetan: Der Kampf gegen die Verbreitung von Falschinformationen zur Pandemie. Virologe Christian Drosten hat nun scharfe Kritik an sozialen Netzwerken und auch an Berufskollegen geäußert. „Es lässt sich kaum noch zusammenfassen, was in den sozialen Medien kursiert, meist in Form von Videos, die zum Teil Millionen Abrufe haben und voller Unsinn sind“, führt Drosten in der aktuellen Ausgabe des NDR-Podcasts „Corona-Virus Update“ aus.
Drosten und viele weitere Wissenschaftler weltweit hatten zuletzt einen offenen Brief unterzeichnet, in dem gefordert wird, dass von den Unternehmen, die hinter den sozialen Netzwerken stehen, vehementer gegen Fake-News vorgegangen wird. Ein Problem sieht der Wissenschaftler der Berliner Charité auch in den Äußerungen von Berufskollegen: „Es sind zum Teil Ärzte und Professoren dabei, die irgendeinen Quatsch in die Welt setzen, die nie an diesen Themen gearbeitet haben. Denen man aber aufgrund ihrer akademischen Qualifikation glaubt. Und es sind natürlich auch richtige Verschwörungstheoretiker dabei.“ Und weiter: „Ich bekomme das Echo zurück in Form von Anschuldigungen und Fragen.“
„Was ich höre, entbehrt jeder Grundlage“
Personen würden sich anmaßen, zu Themen Expertise vorzugeben, die überhaupt nicht in ihrem Fachbereich liegen: „Ich bin auch Professor. Aber ich würde mich nie trauen, irgendwelche Dinge an die Öffentlichkeit zu geben, die auch noch so viel Meinung beinhalten.
Beispielsweise über Bakterien. Ich bin Virologe. Ich würde mich nie zu einem bakteriologischen Thema äußern. Doch das ist für den normalen Zuschauer fast dasselbe, Viren und Bakterien. Für einen Wissenschaftler aber nicht.“
Er sei bestürzt über den Mangel an Fachkenntnis: „Was ich höre, von scheinbaren Fachleuten – sicherlich sind oder waren sie auch Fachleute, aber auf ihrem eigenen Forschungsgebiet –, das entbehrt jeder Grundlage. Das sind Allgemeinplätze, die nicht über Kenntnisse von Studentenlehrbuchwissen hinausgehen.“ Die Folgen seien fatal: „So stärkt man den wirklich gefährlichen Verschwörungstheoretikern den Rücken. Das ist unverantwortlich.“
Laien sollten daher darauf achten, welches Fachgebiet ein möglicher Experte, der sich öffentlich äußert, hat. „Und da muss man dann auch noch mal ganz genau hinschauen, wie er sich spezialisiert hat. Und gibt es Hinweise, dass die Fach-Community diesen als Experten respektiert? Und wenn das nicht der Fall ist, dann sollte man einfach die Finger davon lassen.“
Drosten verteidigt Lauterbach
In diesem Zusammenhang nimmt Drosten auch SPD-Politiker Karl Lauterbach in Schutz, der in den sozialen Medien zuletzt für einige seiner öffentlichen Auftritte angegriffen wurde. „Ich habe gelesen, wie er in die Kritik geraten ist. Da haben Kommentatoren geschrieben, er solle mal weniger in Talkshow gehen und mal darauf achten, wie er sich so verhält“, so Drosten. Damit würden auch Lauterbachs kompetente Äußerungen in Frage gestellt werden. „Das ist ein Zielen auf eine Person und damit ein Treffen des Inhalts, den die Person von sich gibt – aber dieser Inhalt ist vollkommen richtig.“
Lauterbach gelte zu Recht als Medizinexperte der SPD. „Was er so in den sozialen Medien von sich gibt, das ist einfach Stand der Dinge. Der kennt sich aus und ist von seiner Grundausbildung Epidemiologe. Und da ist es auch erstmal egal, ob irgendjemand findet, dass er zu viel in Talkshows sitzt. Er geht in die Öffentlichkeit und informiert mit richtigen Inhalten.“
Drosten: Zwei-Meter-Abstand in Außenzonen von Restaurants „nicht notwendig“
Lauterbachs Kritik an der Öffnung von Restaurants im Zuge der Lockerung der Corona-Maßnahmen sei berechtigt – dort entstünden durch Ausatmen und Husten Aerosole. Drosten betont, dass auch in geschlossenen Räumen Luftzirkulation wichtig sei.
„Es sollte ein dezenter Luftstrom entstehen, um Luft nach draußen zu ziehen.“ Außenbereiche von Restaurants seien allerdings relativ sichere Zonen, in denen „ein Zwei-Meter-Abstand wahrscheinlich gar nicht notwendig“ ist. „Denn das weht eh weg, was über Aerosol-Übertragung verbreitet wird.“ Im Innenbereich, meint Drosten, sollte man besser mit weit offenen Fenstern sitzen. Und an schlechten, kalten Tagen, wo man das Fenster nicht öffnen kann, eher weniger Gäste bewirten.
Drosten hat zudem einen Vorschlag: „Warum erlaubt man Gastronomen nicht, die Bürgersteige mitzubenutzen? In diesen Zeiten kann man doch auch mal bei den Kommunen Ausnahmen machen und sagen, dass die Kneipen ihre Tische auf den Bürgersteig stellen – solange sie damit nicht Passanten gefährden.“
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Kleine Kostprobe von Unsinn.
Von t-online.de
Von Florian Harms
Die dunklen Geheimnisse der Corona-Krise
Vielleicht wussten Sie es noch nicht. Dann wissen Sie es jetzt: Sie sind belogen worden. Systematisch. Seit Wochen. Das sollten Sie sich nicht länger gefallen lassen. Wachen Sie auf! Öffnen Sie die Augen und schauen Sie mal im Internet, da steht die Wahrheit doch überall: Das Coronavirus ist absichtlich in die Welt gesetzt worden, ziemlich wahrscheinlich von mehreren Regierungen, die sich auf einer Bilderberg-Konferenz abgesprochen haben. Sie nutzen es als Vorwand, um unsere Bürgerrechte einzuschränken. Hat erschreckend gut geklappt, obwohl Covid-19 eigentlich nicht gefährlicher ist als die Grippe. Auch der Milliardär Bill Gates hat seine Finger im Spiel. Was er früher bereits mit seinem Computerprogramm Windows gemacht hat, tut er jetzt wieder: Er errichtet ein globales Monopol, diesmal in der Pharmabranche. So reißt er den Milliardenmarkt der Impfstoffe an sich und macht damit noch mehr Geld. Dafür hat er die Weltgesundheitsorganisation WHO gekauft und lässt sie Druck auf Regierungen ausüben, damit alle Menschen zwangsweise geimpft werden. Sie wissen schon: Damit er noch mehr Geld verdient und …
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Zu meiner Entlastung möchte ich vorbringen, dass ich die Geschichte nicht gedankenlos verzapft habe. Vielmehr möchte ich versuchen, Ihnen zu erklären, auf welchen Irrwegen immer mehr unserer Mitbürger unterwegs sind. So wie diese Leute in Berlin, deren wunderliche Umtriebe der Fotojournalist Lutz Jäkel dokumentiert hat.
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Sind das Wutbürger oder sind das besorgte Bürger?
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Der SPIEGEL schreibt in seiner aktuellen Ausgabe: „Das Virus vereint Menschen im Protest, die bislang wenig gemeinsam und kaum etwas miteinander zu tun hatten. Rechtsextremisten, Impfgegner, Antisemiten, Verschwörungsideologen, Linksradikale, Alt-Autonome und Esoteriker. Und ganz normale Bürger, denen politisches Engagement bislang eher fremd war.“
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Dabei komme ich am Alexanderplatz vorbei, sehe schon von weitem ein massives Polizeiaufgebot. Und das, was ich dann erleben muss, ist verstörend. Denn es ist zunächst überhaupt nicht ersichtlich, warum die Menge so aufgebracht, so aggressiv ist. Auch hier hatten sich am Nachmittag Demonstranten gegen die Corona-Vorsichtsmaßnahmen versammelt. Von denen ist aber eigentlich nicht mehr viel zu sehen, es ist früher Abend. Und dann wird klar, worum es geht: Die Meute richtet ihren Ärger, ihre Wut, ihren Hass gegen die Polizei. Offenbar nur, weil sie Lust daran haben.
Sie skandieren, schreien, brüllen: „WI-DER-STAND! WI-DER-STAND!“, „Wir sind das Volk! Wir sind das Volk!“, einige bauen sich direkt vor der Polizei auf: „Ihr steht auf der falschen Seite! Ihr Verräter!“, „WIR bezahlen euch, NICHT IHR UNS!“, „Schämt euch!!“. Die Polizei-Hunde bellen dagegen an, eine Frau schreit: „Die armen Hunde! Ihr Tierquäler!“
Dann brüllen einige: „DIK-TA-TUR! DIK-TA-TUR!!“
In diesem Moment möchte ich jeden Demonstranten und jede Demonstrantin schütteln und zurückbrüllen: „Jeder einzelne von Euch hier, jeder einzelne Ruf, jede einzelne Hasstirade ist ein Beweis, dass wir eben *nicht* in einer Diktatur leben. In einer Diktatur würdet ihr alle verhaftet und weggesperrt! Mindestens.“
Zu beobachten ist auch, dass die Polizei vereinzelt diejenigen festnehmen, die erkennbar nicht nur brüllen, sondern mit Parolen die Meute aufzuheizen versuchen. So soll wohl eine weitere Eskalation verhindert werden. Und was für ein Bild: zwei, drei Polizisten ziehen den Festgenommen aus der Menge, und um die zwanzig Polizistinnen und Polizisten schützen dabei die Kolleginnen und Kollegen vor den Demonstranten.
Wir leben also in einem Land, wo die Polizistinnen und Polizisten erkennbar einer Deaskalationsstrategie folgen, die sich anbrüllen und anschreien lassen müssen, ohne dass den Demonstranten etwas passiert. Und denen fällt nichts besseres ein, als DIK-TA-TUR zu brüllen!
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Siehe auch:
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Gruß Hubert
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Es geht um mehr als um unterschiedliche Meinungen zur Gefährlichkeit des Virus. Leute vom rechten Spektrum möchten das System destabilisieren, im Idealfall stürzen. Dazu eignen sich Verschwörungstheorien besonders gut. Feststellen kann man auch bei Anhängern von Rechtspopulisten & Co. eine Wissenschaftsfeindlichkeit und auch eine Intellektuellenfeindlichkeit. Dem stellen sie den „gesunden Hausverstand“ entgegen.
Von Tagesschau.de
Verschwörungstheorien
Inmitten der Corona-Krise blühen Verschwörungstheorien – vermeintliche Expertenaussagen sollen beweisen, dass etwas anderes hinter der Pandemie steckt. Das ARD-Magazin Monitor hat einige Thesen hinterfragt.
Auf den ersten Blick wirkt es seriös, mit großer Expertise ausgestattet und angesichts der aktuellen Corona-Krise auch beruhigend: Ärzte und andere Fachleute versichern, es sei alles nicht so schlimm, wie es scheint. Die Artikel und Interviews von Wolfgang Wodarg beispielsweise werden im Netz hunderttausendfach geklickt. Im Kern ist seine Aussage, dass es Coronaviren schon immer gab. Das neue Virus sei nicht gefährlicher als übliche Grippeerreger.
Der Internist Claus Köhnlein etwa erklärt, er könne keine neue Erkrankung am Horizont erkennen. Nähme man den Test weg, würde man auch keine verstärkte Mortalität oder Erkrankungshäufigkeit mehr feststellen können. Der Homöopath Rolf Kron vertritt in einem am 10. März veröffentlichten Video gar die Ansicht, dass „diese Corona-Geschichte jetzt Ende März wieder völlig ausklingen“ würde.
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Video „Alternative Fakten“ zu Corona – Wolfgang Wodarg
Aussagen von Wodarg und Co. wissenschaftlich nicht haltbar
Längst haben verschiedene Experten solche Aussagen widerlegt: Auch wenn sie auf bekannten Fakten beruhten, seien die Schlussfolgerungen wissenschaftlich nicht haltbar. Eine gefährliche Verharmlosung des neuen Virus, sagt etwa Gérard Krause, Leiter der Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum in Braunschweig dem ARD-Magazin Monitor: „Die verstorbenen Patienten und auch die Todesfälle beim medizinischen Personal, die sind ja nicht erfunden. Die wären uns auch aufgefallen, wenn wir kein Erfassungssystem oder keinen Namen für das Virus hätten.“ Trotzdem verbreiten sich solche Aussagen im Netz immer weiter, vor allem bei sogenannten „alternativen Medien“.
„Alternative“ Medien als Beschleuniger
Wer sich die entsprechenden Kanäle anschaut, stößt auf Namen wie „Klagemauer.tv“, „Wissensmanufaktur“ oder „KenFM“. Verharmlosungen der Coronakrise sind hier die Grundlage für wütende Kommentare gegen die etablierte Wissenschaft und das politische System. Von „Corona-Diktatur“ ist da die Rede und von „Machtergreifung“. Ein anderer Beitrag sieht in Corona einen „asymmetrischen Krieg“ der „Superreichen gegen die restlichen 99 Prozent“.
KenFM erklärt auf Nachfrage, man lege Wert auf Vielfalt und Diskussion. Viele Experten aber sehen die Plattform auch als Forum für Verschwörungstheorien, bei denen es gerade nicht um sachliche Argumente und widerstreitende Meinungen geht. Vielmehr zeichneten sie sich dadurch aus, dass hinter der etablierten Wissenschaft und dem Handeln der Regierung eine dunkle Macht herauf beschworen wird, die im Geheimen Böses tut, erklärt die Psychologin Pia Lamberty. Sie forscht an der Universität Mainz zu Verschwörungstheorien. Viele Theorien, die jetzt zu Corona im Umlauf seien, folgten einem bekannten Muster: „Es gibt die bösen Verschwörer, die die Welt zerstören wollen in irgendeiner Art und Weise und es gibt die Guten, die die Wahrheit sehen, die wissen, wie es wirklich läuft“, sagt Lamberty.
So ähnlich klingt das auch bei Heiko Schrang. Mit seinem YouTube-Kanal erreicht er Hunderttausende Zuschauer. Aktuell geht es vor allem um Corona. Das eigentlich harmlose Virus sei eine Art „trojanisches Pferd“, Teil eines großen Plans, die Menschen zu unterdrücken: Menschen, die Angst haben, könne man leichter „brechen“.
Der Tübinger Professor Michael Butter beschäftigt sich seit Jahren mit Verschwörungstheorien. Nach seiner Einschätzung können sie dann gefährlich werden, wenn sie „ein geschlossenes Weltbild“ verkörpern, „wo alles, was dagegen spricht, entweder ausgeblendet wird oder zu einem Beleg für die Verschwörung umgewandelt wird“. Denn dann seien die Menschen nicht mehr mit Fakten zu erreichen.
Das Netz „alternativer“ Medien
Die Seiten und Kanäle der „alternativen Medien“ haben unterschiedliche Schwerpunkte, aber viele arbeiten lose zusammen, verweisen aufeinander und auf die gleichen Experten. Bei SchrangTV war im vergangenen Jahr beispielsweise Andreas Popp Interviewgast. Popp ist einer der Köpfe der „Wissensmanufaktur“. Die Plattform verbreitet radikale Kritik an Medien und Politik. Auch dort findet sich ein Interview mit Wolfgang Wodarg über das angeblich harmlose Coronavirus. Der Titel: „Kampf gegen die Bürger: Coronavirus ein Riesenfake?“
Sowohl Popp als auch Schrang traten in den vergangenen Jahren als Redner bei der so genannten „Anti-Zensur-Koalition“ auf, einem Stelldichein von Esoterikern und Verschwörungstheoretikern aus dem deutschsprachigen Raum. Bei der „Anti-Zensur-Koalition“ kamen schon Holocaust-Leugner zu Wort, ebenso wie der extrem rechte Publizist Jürgen Elsässer. Er gibt das Compact-Magazin heraus, das immer wieder Stimmung gegen Flüchtlinge macht. Nun nutzt es die Pandemie, um alte Verschwörungstheorien zu bedienen. So warnt der aktuelle Titel vor einer neuen „Asylflut im Schatten von Corona“.
Organisator der „Anti-Zensur-Koalition“ ist der schweizerische Sektenführer Ivo Sasek, der auch das Portal „Klagemauer.tv“ betreibt. Der deutsche Einmarsch in Polen im Zweiten Weltkrieg wurde dort als „Notwehr“ bezeichnet, die bis heute medial verschwiegen werde. Im Hinblick auf das Coronavirus wird darüber spekuliert, dass es gezielt als „Biowaffe“ eingesetzt worden sein könnte.
Auf Nachfrage von Monitor, wie man zu den eigenen Inhalten stehe, erklärt die Plattform, dass sie keine feste Meinung vertrete. Es würden lediglich „Gegenstimmen“ veröffentlicht und Fragen aufgeworfen.
Schnittstellen zwischen Verschwörungstheorien und Rechtspopulismus
Tatsächlich gebe es eine Verbindung zwischen vielen Verschwörungstheorien und Rechtspopulismus, sagt Professor Butter: „Beide lösen komplexe politische Themen in einen Gegensatz von Gut und Böse auf. Auf der einen Seite die Verschwörer beziehungsweise die Eliten, auf der anderen Seite die Opfer der Verschwörung oder das einfache Volk.“
Für eine politische Mobilisierung seien Verschwörungstheorien daher ideal, sagt auch Lamberty. Dass es ein eindeutiges Feindbild gebe, immunisiere gegenüber Kritik, Mitglieder der eigenen Gruppe ließen sich besser steuern für die eigene Agenda. Daher geht es bei Verschwörungstheorien zu Corona um viel mehr als nur um unterschiedliche Meinungen zur Gefährlichkeit des Virus.
Von Jochen Taßler und Jana Heck, WDR
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Gruß Hubert