Archiv für die Kategorie ‘Religionskritik’
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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com
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Die Lehre des Jesus von den ewigen Höllenstrafen
«Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau, sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau, ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß, es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt» (Mk. 9; 43-48 u. entspr. Mt. 5; 29, 30; all dies im Rahmen der Bergpredigt!).
Jesus führt so eine für das Neue Testament spezifische Strafvorstellung ein, nämlich von der ewigen Höllenstrafe, eine Strafandrohung, deren unheilvolle, psychisch verheerende Wirkung in der Geschichte des Christentums auf unzählige Menschen gar nicht übertrieben werden kann. Man versuche, sichvon aller Gewöhnung durch religiöse Erziehung einmal frei und sichhier klarzumachen, was eine Drohung mit ewig dauernden extremen Qualen psychologisch bedeuten muß; dagegen verblassen alle sonst bekannten Folterungen und Strafen, weil diese immerhin zeitlich endlich sind. Bei aller Anerkennung der positiven Züge Jesu (und bei aller Schonung der Gefühle von Gläubigen):
Kann ein ethischer und religiöser Lehrer, der solche Strafandrohungen wie selbstverständlich heranzieht und mit ihnen umgeht, der solche Strafphantasien offenbar unproblematisch akzeptiert oder entwickelt, kann ein solcher Mann heute noch als Verkörperung des absolut Guten, der absoluten Liebe, als Gott verkündet werden?
Ich möchte, generell in diesem Buch, mit starken Worten sparsam umgehen, aber es gibt kaum ein anderes psychologisches Phänomen wie dasjenige der Drohung mit ewig dauernden Qualen, das so sehr den Namen psychischen Terrors verdiente! Hier liegt, vielleicht neben der Kreuzeslehre, der eigentliche, m.E. unheilbare Skandal gerade des Neuen Testaments und damit aller sich auf das Neue Testament berufenden christlichen Kirchen und Konfessionen. In diesem Punkt fällt das Neue Testament, was archaisch-inhumane Grausamkeit angeht, noch hinter das Alte Testament zurück.
Spätestens hier müßte sich für jeden nur einigermaßen human denkenden Menschen die Frage der Entscheidung stellen, ob er eine «heilige Schrift» akzeptieren will, die diese Lehre enthält. Denn daß diese Lehre genuiner Bestandteil des Neuen Testamentes ist, diese Peinlichkeit wird zwar heute von modernen Theologen teils verschwiegen, teils durch allerlei dialektische Künste zu verharmlosen versucht. Demgegenüber halten so gut wie alle Kirchen in ihren offiziellen, verbindlichen Lehrverlautbarungen an dieser Lehre von den ewigen Höllenqualen fest, widerrufen sie zumindest nicht offiziell.
Dabei wurde und wird immer wieder ausdrücklich großer Wert auf die Feststellung gelegt, daß die ewige Höllenstrafe nicht nur seelisch, sondern auch am Leibe, also auch physisch vollzogen werde: «Er (Jesus Christus) wird kommen am Ende der Welt zum Gericht über Lebende und Tote, einem jeden zu vergelten nach seinen Werken, den Verworfenen wie den Auserwählten. Diese werden alle mit dem eigenen Leib, den sie hier tragen, auferstehen, damit die einen mit dem Teufel die ewige Strafe und die anderen mit Christus die ewige Herrlichkeit empfangen, je nach ihren guten oder schlechten Werken»
Man stimmt also durchaus mit der aktuellen Lehre zumindest der katholischen Kirche überein, wenn man sich die Hölle auch als Ort ewig dauernder körperlich-phyischer Qualen vorstellt. Solange eine Kirche sich nicht von solchen Vorstellungen eindeutig und klar distanziert, muß sie sich den Vorwurf extremer Inhumanität und des Einsatzes extremer psychischer Angst- und Drohmechanismen mit allen bekannten verheerenden psychischen Folgen gefallen lassen.
Fortsetzung folgt …….
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Wird das Alte Testament durch das Neue Testament eventuell «aufgehoben», «geheilt», «überhöht» (für ein «Gotteswort» eigentlich eine Unmöglichkeit, aber denken wir einmal diese theologische Unmöglichkeit)? Gibt es nicht doch fundamentale Unterschiede zwischen Altem und Neuem Testament, was den Umgang mit normabweichendem Verhalten, mit Frevlern, Sündern usw. angeht?
Die Überprüfung wesentlicher neutestamentarischer Aussagen im Hinblick auf diese Frage zeigt, daß auch die in diesem Zusammenhang zitierbaren und immer wieder zitierten positiven Aussagen zum Verzeihen und zur Feindesliebe eng gekoppelt und eingebunden sind in einen sich ganz folgerichtig aus dem alttestamentarischen Gottesverständnis ergebenden Hintergrund der gewalttätigen Bestrafung des Sünders, die gipfelt in der nicht mehr überbietbaren exzessivsten Strafe der ewigen Höllenqualen für teilweise auch relativ geringe zeitliche Vergehen.
Daß auch die Interpretation des Kreuzestodes als Sühneopfer und Erlösungstat, das zentrale Ereignis für alle christlich-biblischen Religionen, überhaupt nur auf dem Hintergrund eines auf Strafe bedachten gewalttätigen alttestmentarischen Gottes psychologisch erklärbar wird, auf diesen nur durch frühkindliche und permanent fortdauernde Indoktrination nicht mehr sichtbaren, aber eigentlich offen zutage liegenden Tatbestand wird noch im einzelnen einzugehen sein.
Stellt man die oft ganz anderen Entstehungsanlässe der einzelnen Schriften und den im Vergleich zum Alten Testament viel geringeren Gesamtumfang in Rechnung, so fällt zunächst die Anzahl einschlägiger, d.h. hinsichtlich der Einstellung von Gewalttätigkeit und Strafbedürfnis kritischer Stellen angesichts des durch die modernen Kirchen ganz anders vermittelten Bildes des Neuen Testamentes um so stärker ins Gewicht.
Fortsetzung folgt ……
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Die düstere Atmosphäre der Drohungen mit exzessiven Strafen, häufig bis zur Venichtung, die auch dieses zentrale Buch der Heiligen Schrift, der von Gott geoffenbarten höchsten religiösen und ethischen Normenquelle aller christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, kennzeichnet, dürfte mit diesen, durchaus vermehrbaren Zitaten deutlich geworden sein.
Sie verliert nicht ihr m.E. im Hinblick auf eine heute noch redlich vollziehbare, biblisch begründete Religiosität vernichtendes Gewicht durch die, wie sollte es bei einem Produkt menschlicher Projektion anders sein, ebenfalls zu findenden, im Gesamt eher zurücktretenden tröstlich-positiven Abschnitte; denn diese sind, soweit überhaupt vorhanden, eingebettet in die beschriebene allgemeine, alles durchdringende düstere Atmosphäre rächender und strafender Gewalttätigkeit (sowohl im Gesamt des Buches Jesaia wie auch der fünf Bücher Mose oder der Psalmen) und häufig auch durch eine jeweils enge textliche Verzahnung mit dieser amalgamiert:
«Der Herr wird die Ägypter zwar schlagen, er wird sie aber auch heilen: Wenn sie zum Herrn umkehren, läßt er sich durch ihre Bitte erweichen und heilt sie» Jes. 19; 22).
Wie untrennbar die auch eher seltenen «positiven» Stellen in die durchgehend fast als selbstverständlich dargestellte Atmosphäre inhuman-archaischer Straf- und Rachsucht eingebunden sind – eine Tatsache, die, wie schon oben angeführt, nur durch eine hochselektive kirchliche Zitierpraxis und ein jahrhundertelanges Verbot der Kirche für Laien, die Bibel zu lesen, weitgehend verborgen bleiben konnte -, zeigt sehr anschaulich das Schlußkapitel, mit dem das Buch Jesaia endet:
«Wie diese Menschen ihre eigenen Wege wählen und an ihren Gottesbildern Gefallen haben, so wähle ich für sie die Strafe aus und bringe über sie Schrecken. Denn sie gaben keine Antwort, als ich sie rief, als ich zu ihnen redete, hörten sie nicht; sondern sie haben getan, was mir mißfällt, und sie haben sich für das entschieden, was ich nicht will . . . Horcht: Getöse dringt aus der Stadt, Getöse aus dem Tempel. Horcht: Der Herr vergilt seinen Feinden ihr Tun. Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle die ihr über sie traurig ward. . . Denn so spricht der Herr: „Seht her: Wie ein Strom leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach. Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen und auf den Knien schaukeln: Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost.Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen, und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras.“ So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten, aber seine Feinde wird er bedrohen. Ja, seht, der Herr kommt wie das Feuer heran, wie der Sturm sind seine Wagen,um in glühendem Zorn Vergeltung zu üben, und er droht mit feurigen Flammen. Ja, mit Feuer und Schwert hält der Herr Gericht über alle Sterblichen und viele sind es, die der Herr erschlägt . . . Wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich erschaffe, vor mir stehen – Spruch des Herrn -, so wird euer Stamm und euer Name da stehen. „An jedem Neumond und an jedem Sabbat wird alle Welt kommen, um mir zu huldigen“, spricht der Herr. „Dann wird man hinausgehen, um die Leichen derer zu sehen, die sich gegen mich aufgelehnt haben. Denn der Wurm in ihnen wird nicht sterben, und das Feuer in ihnen wird niemals erlöschen; ein Ekel sind sie für alle Welt“» Jes. 66; 3, 4, 6, 10-16, 22-24).
Zieht man aus den fünf Büchern Mose, aus den Psalmen und dem Buch Jesaia als Kernstücke des Alten Testaments bzw. aus den hier angeführten Zitaten ein erstes Fazit, so zeigt sich insgesamt eine weitgehend durchgängige Einstellung, normabweichendes Verhalten durch barbarische Strafen bis hin zur physischen Vernichtung oder durch deren Androhung zu «bewältigen» (fürwahr ein göttlich-moralisches Modell!). Daß diese Einstellung nicht nur vereinzelt vertreten wird, sozusagen eine «Panne» oder einen «Betriebsunfall» darstellt, sondern weitgehendst die hier herangezogenen Kernbücher des Alten Testamentes kennzeichnet, dürfte die Fülle der angeführten – durchaus noch vermehrbaren – Zitate gezeigt haben.
Ihr argumentatives Gewicht gegen die Bibel als Normenquelle göttlichen Ursprungs, als einem heutigen Menschen auch nur bescheidenen humanen ethischen Standards noch zumutbare «göttliche Offenbarung», wird auch durch die ebenfalls zu findenden, wenngleich insgesamt eher zurücktretenden human oder ethisch positiv zu bewertenden Stellen nicht aufgehoben: Es wäre psychologisch ganz unwahrscheinlich, daß die Bibel gerade als menschliches Produkt ober Ergebnis einer Projektion menschlicher Zuständlichkeiten und Weltinterpretationen in ein höheres Wesen, eben Gott, ethisch und human nur negativ zu beurteilende Aussagen enthielte. Aber: Ein Buch, das den Anspruch erhebt, eben nicht nur menschlichen Ursprungs, sondern (gar in «allen ihren Teilen») göttlich inspirierter Basistext und letzte Leitlinie und Instanz ethisch-moralischen und religiösen Denkens und Handelns zu sein, darf nicht in diesem großen Ausmaß exzessiv inhuman-archaische Projektionen, Modelle, Leitbilder enthalten.
Dies muß sich äußerst verhängnisvoll auswirken und hat sich so ausgewirkt: Die wirkliche, nicht die in unseren Schulen hochselektiv gelehrte Kirchengeschichte ist voller Belege. Auch das manchmal von theologischer Seite angeführte apologetische Argument, Gott habe sich dem Entwicklungsstand des (frühen) Menschen in seiner Verkündigung anpassen müssen, ist von kaum zu überbietender Kurzschlüssigkeit: Gott, allmächtig und unendliche Liebe, wäre als absolut souveräner Schöpfer auch für den entsprechenden inhuman-archaischen Entwicklungsstand und seine grauenhaften Implikationen verantwortlich, ganz abgesehen davon, daß eine solche Argumentation der Tatsache, daß der biblische Gott selbst ausdrücklich exzessiv inhumanes Verhalten befiehlt, selbst modellhaft ausführt oder damit droht, in keiner Weise gerecht wird.
Auch die immer wieder versuchte Relativierung des Alten Testamentes gegenüber dem Neuen Testament kann nicht befriedigen. Denn: «Die Bibel (griechisch biblos = Buch) oder die Heilige Schrift ist eine Sammlung von Büchern, die das Alte und Neue Testament umfaßt. Das Alte Testament wird von Juden und Christen als Offenbarungsurkunde betrachtet. Die Bücher des Alten Testamentes stammen von Verfassern, durch die Gott zu den Menschen spricht und durch die das Volk Israel seinen Glauben an die Heilstaten und Verheißungen Gottes bekennt. Juden und Christen glauben an die Inspiration (Eingebung) dieser Bücher durch den Geist Gottes.Das Verzeichnis der Bücher, die zur Heiligen Schrift gehören, nennt man Kanon (griechisch kanon = Maßstab), weil sie den Maßstab für den Glauben darstellen. Jesus und seine Jünger übernahmen die Bücher der Heiligen Schrift, wie sie ihr Volk kannte, und beriefen sich in ihrer Botschaft auf sie als auf das Wort Gottes»
Auch das Alte Testament ist nach allgemeiner Glaubensaussage so gut wie aller christlichen Kirchen wie auch nach der ihm offenbar selbstverständlichen Auffassung Jesu, der Apostel und ersten Anhänger das Wort des sich nach allgemein christlicher Lehre stets gleichbleibenden Gottes. Auch das Alte Testament wird so folgerichtig, und zwar in seiner Gesamtheit, von den Kirchen und christlichen Konfessionen wie kein anderes Buch weltweit verbreitet als Gottes Wort und Gebot.
Fortsetzung folgt …….
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Wie psychologisch wahrscheinlich und stimmig bei einem (göttlich inspirierten!) Menschen, der zu solchen Haßgefühlen fähig ist, die noch nicht einmal vor den verwaisten Kindern seines Feindes haltmachen, oder wie heuchlerisch-verlogen die in kaum überbietbarer Selbstgerechtigkeit (bei exzessivsten Vernichtungswünschen!) vorgestellte Selbstbeschreibung sein dürfte («Sie befeinden mich, während ich für sie bete, sie vergelten mir Gutes mit Bösem, mit Haß meine Liebe») , dies mag der Leser selbst entscheiden.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu dem berühmten, von den Kirchen immer auf Christus bezogenen Vers 110,4 «Du bist Priester auf ewig» folgt wieder die Beschreibung des hart strafenden Gottes:
«Er hält Gericht unter den Völkern, er häuft die Toten, die Häupter zerschmettert er weithin auf Erden » (Ps. 110; 6).
Nicht genug, der Psalmist selbst gibt Gott entsprechende Ratschläge, nicht ohne wieder in egozentrisch-selbstgerechter Weise sich selbst einseitig als Unschuldslamm anzupreisen:
«Was soll er dir tun, was alles dir antun, du falsche Zunge? Scharfe Pfeile von Kriegerhand und glühende Ginsterkohle dazu» (Ps. 120; 3,4), «Ich verhalte mich friedlich; doch ich brauche nur zu reden, dann suchen sie Hader und Streit» (Ps. 120; 7). «Wolltest du, Gott, doch den Frevler töten! … Sie reden über dich voll Tücke und mißbrauchen deinen Namen. Soll ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen, die nicht verabscheuen, die sich gegen dich erheben? Ich hasse sie mit glühendem Haß . . .» (Ps. 139; 19-22).
«Rette mich Herr, vor bösen Menschen . . ., denn sie sinnen in ihrem Herzen auf Böses, jeden Tag schüren sie Streit. Wie die Schlangen haben sie scharfe Zungen und hinter den Lippen Gift wie die Nattern … Er lasse glühende Kohlen auf sie regnen, er stürze sie hinab in den Abgrund, so daß sie nicht wieder aufstehen . . . » (Ps. 140; 2-4, 11).
Dieses Beten um Vernichtung der Feinde hält sich bis zu den letzten Psalmen durch:
«Vertilge in deiner Huld meine Feinde, laß all‘ meine Gegner untergehen!» (Ps. 143; 12), ebenso wie die Zeichnung eines Gottes, der diese frommen Gebete nicht unerhört läßt: «Doch alle Frevler vernichtet er» (Ps. 145; 20).
So ist es nur stimmig, wenn der gesamte Psalter vor dem großen Halleluja, dem Lob Gottes «für seine großen Taten» (Ps. 150), im Psalm 149, der häufig, aber auch wieder selektiv, im ersten Vers «Singet dem Herrn ein neues Lied» (besonders bei kirchenmusikalischen Anlässen sehr beliebt) zitiert wird, mit einem wieder sehr gewalttätigen Bild schließt. Was hat denn dieses «neue Lied» zum Inhalt?
«In festlichem Glanz sollen die Frommen frohlocken, auf ihren Lagern jauchzen: Loblieder auf Gott in ihrem Mund, ein zweischneidiges Schwert in der Hand, um die Vergeltung zu vollziehen an den Völkern, an den Nationen das Strafgericht, um ihre Könige mit Fesseln zu binden, ihre Fürsten mit eisernen Ketten, um Gericht über sie zu halten, so wie geschrieben steht. Herrlich ist das für all seine Frommen. Halleluja!» (Ps. 149; 5-9).
Man mag den Psalter aufgrund seines hohen Alters oder seiner ästhetischen Qualitäten so wie Homers Odyssee, die Edda oder das Nibelungenlied einschätzen wie man will; aber der Psalter, ein von Gott inspirierter Text, ein «Gebetbuch von hohem Rang . . . auch für Christus und die junge Kirche», verwendet von der heutigen Kirche «in der Nachfolge des Herrn . . . vor allen anderen Gebetstexten für den Gottesdienst» ?
Liest man die Psalmen unbefangen und läßt die in ihnen in weiten Teilen zum Ausdruck kommende Gesinnung unkontrolliert primitiven, rachsüchtigen Hasses und egozentrischer Selbstgerechtigkeit unverstellt von theologischem Um- und Wegdeutungsversuchen auf sich wirken, macht man sich dann die allgemeine Akzeptanz, ja fast «weihevolle» Verehrung gerade dieses Teiles der Bibel bewußt, so wird auch gerade hier wieder besonders erschütternd deutlich, welche unglaublichen Wirkungen, welche Verformungen und Verbiegungen (früh)kindliche Indoktrination, verstärkt durch psychologisch geschickt induzierte Ängste, auf menschliches Denken ausüben kann, wieweit Inhalte und Texte, die in anderem Kontext entrüstet zurückgewiesen würden, nicht nur akzeptiert werden, sondern darüber hinaus als «Gotteswort» oder zumindest als erstrangige Weltliteratur (es gibt auch säkularisierte indoktrinierte Erziehungsinhalte!) größter Verehrung teilhaftig werden.
Was muß darüber hinaus in einem Menschen vorgehen, wie muß ein Mensch geformt werden, der mit der oben angeführten Aufforderung Ernst macht und den Psalter als Gebetbuch verwendet? Wird hier nicht spätestens der verräterische Ausdruck – häufig nur oberflächlich von unechter «Nächstenliebe» verdeckt – von Feindseligkeit und Strafbedürfnis so vieler biblischer Fundamentalisten- und «Orthodoxer» verständlich?
Sollte nicht allmählich auch dem letzten klarwerden, daß die wirklich gewichtigen Einwände gegen die Bibel nicht so sehr naturwissenschaftlicher, sondern ethisch-moralischer und anthropologischer Art sind? Daß Gott die Welt nicht in sieben Tagen erschaffen hat, oder ob die Sonne stillstand oder nicht, stellen kaum die heutigen Probleme mit der Bibel dar – hier wird häufig noch gegen Ersatzargumente, «Pappkameraden», gekämpft -, sondern daß das ethisch-moralische Niveau des biblischen Gottes, der ja die Verkörperung des höchsten Gutes sein sollte, in vielen seiner Aussagen sich als so archaisch-inhuman erweist, daß es jedem heute lebenden Menschen nicht schwerfallen dürfte, eine Menge ihm bekannter Menschen zu benennen, deren,bei allen klar gesehenen Schwächen und Mängeln, ethisch-moralisches Niveau das des biblischen Gottes bei weitem übersteigen dürfte: das ist doch der wesentliche Einwand,der sich ja bekanntlich nicht nur aus der Bibel speist, die hier die partiell grausame, inhumane Realität zu einem großen Teil richtig spiegelt, wenn auch inhuman-archaisch interpretiert (Leiden und Übel als Strafen Gottes usw.), sondern genauso aus dem Faktum der unendlichen realen Leiden der Kreatur angesichts der Behauptung, es existiere ein zugleich allmächtiger, allwissender und die unendliche Liebe selbst verkörpernder, gütiger Gott: Das alte Problem der Theodizee, von den Kirchen oder sonstigen theistischen Apologeten bis heute eher verdrängt als gelöst.
Denn nach wie vor besteht der alte Einwand in seiner ganzen Härte und ist nicht zurückgewiesen: Entweder ist Gott nicht allmächtig oder nicht die unendliche Liebe und Güte; denn wer möchte im Ernst ein Wesen als ethisch höchste Instanz akzeptieren, das all das Leiden, das in der Vergangenheit und heute noch in der menschlichen (wie auch außermenschlichen) Kreatur in so unvorstellbar großem Maße geschieht, verhindern könnte und nicht verhindert oder gar selbst hervorruft («Ohne dessen Wille nichts geschieht»)?
Eine die biblische Weltsicht so weitgehend verdüsternde Vorstellung, das Leiden der Kreatur als Strafe für Sünden zu interpretieren, vor allem auch nach einer so unendlich wertvollen Sühne, wie sie der Tod Christi nach Meinung aller christlichen Konfessionen darstellt, impliziert ebenfalls ein so inhuman-zurückgebliebenes Gottesbild, daß man sich darüber jedes weitere Wort ersparen kann.
Fortsetzung folgt …….
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So kann der Psalmist in klassisch selbstgerecht-egoistischer Schwarzweißzeichnung auch beten:
«Raff‘ mich nicht weg mit den Übeltätern und Frevlern, die ihren Nächsten freundlich grüßen, doch Böses hegen in ihrem Herzen. Vergilt ihnen, wie es ihrem Treiben entspricht und ihren bösen Taten. Vergilt ihnen, wie es das Werk ihrer Hände verdient. Wende ihr Tun auf sie selbst zurück» (Ps. 28; 3,4).
«Herr, laß mich nicht scheitern, denn ich rufe zu dir. Scheitern sollen die Frevler, verstummen und hinabfahren ins Reich der Toten» (Ps. 31; 18).
Allerdings gibt es auch andere Psalmen, in denen sich auch der Psalmist als Sünder bekennt, dann aber nicht die für andere offenbar als angemessen angesehene Vergeltung, sondern die Gnade Gottes erbittend, nicht zuletzt, um dann selbst die Vergeltung an den manchmal fast schon paranoisch-mißtrauisch negativ beschriebenen Mitmenschen vollziehen zu können:
«Ich sagte: Herr, sei mir gnädig, heile mich; denn ich habe gegen dich gesündigt. Meine Feinde reden böse über mich: „Wann stirbt er endlich, und wann vergeht sein Name?“ Besucht mich jemand, so kommen seine Worte aus falschem Herzen. Er häuft in sich Bosheit an, dann geht er hinaus und redet. Im Haß gegen mich sind sich alle einig; sie tuscheln über mich und sinnen auf Unheil . . . Du aber, Herr, sei mir gnädig; richte mich auf, damit ich ihnen vergelten kann» (Ps.41; 5-8,11).
«Auf meine Gegner falle das Urteil zurück. Weil du treu bist, vernichte sie! Freudig bringe ich dir dann mein Opfer dar und lobe deinen Namen, Herr; denn du bist gütig» (Ps. 54; 7, 8).
Die exzessive, global-undifferenzierte Abwertung der jeweiligen Feinde und Frevler, gefolgt von der psychologisch durchaus stimmigen Konsequenz, ihre entsprechende «Behandlung» (= Bestrafung) herbeizusehnen bzw. Gott darum zu bitten, setzt sich fort:
«Der Tod soll sie überfallen, lebend sollen sie hinabfahren ins Totenreich. Denn ihre Häuser und ihre Herzen sind voller Bosheit» (Ps. 55;16). «Vom Mutterschoß an sind die Frevler treulos, von Geburt an irren sie vom Weg ab und lügen, ihr Gift ist wie das Gift der Schlange … Oh Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Mund! Zerschlage, Herr, das Gebiß der Löwen! Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, wie Gras, das verwelkt auf dem Weg, wie die Schnecke, die sich auflöst in Schleim; wie eine Fehlgeburt sollen sie die Sonne nicht schauen … Wenn er die Vergeltung sieht, freut sich der Gerechte; er badet seine Füße im Blut des Frevlers. Dann sagen die Menschen: „Der Gerechte erhält seinen Lohn; es gibt einen Gott, der auf Erden Gericht hält“» (Ps. 58; 4, 5, 7-9, 11, 12).
«Ich aber habe keinen Frevel begangen und keine Sünde; Herr, ich bin ohne Schuld … Herr …, sei keinem treulosen Frevler gnädig! Abend für Abend kommen sie wieder, sie kläffen wie Hunde, durchstreifen die Stadt. Ja, sie geifern mit ihrem Maul … Sie fluchen und verbreiten nur Lügen. Vernichte sie im Zorn, vernichte sie; sie sollen zugrunde gehen» (Ps. 59; 4, 6, 7, 13, 14).
«Verbirg, mich vor der Schar der Bösen, vor dem Toben derer, die Unrecht tun. Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, sie schießen giftige Worte wie Pfeile, um den Schuldlosen von ihrem Versteck aus zu treffen … Ihr Inneres ist heillos verdorben, ihr Herz ist ein Abgrund. Da trifft sie Gott mit seinem Pfeil; sie werden jählings verwundet … Der Gerechte freut sich am Herrn» (Ps. 64; 3-5, 7,8, 11).
«Gepriesen sei der Herr…, denn Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den Kopf des Frevlers, der in Sünde dahinlebt. Der Herr hat gesprochen:“ Dein Fuß wird baden im Blut, die Zunge deiner Hunde ihren Anteil bekommen an den Feinden“… Versammelt euch und preist unseren Gott!» (Ps. 68; 20, 22, 24, 27).
«Zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf sind die, die mich grundlos hassen. Zahlreich sind meine Verderber, meine verlogenen Feinde … Dir stehen meine Widersacher alle vor Augen … Blende ihre Augen, so daß sie nicht mehr sehen; lähme ihre Hüften für immer! Gieß über sie deinen Grimm aus, dein glühender Zorn soll sie treffen … Rechne ihnen Schuld über Schuld an, damit sie nicht teilhaben an deiner Gerechtigkeit. Sie seien aus dem Buch des Lebens getilgt …» (Ps. 69;5, 20, 24, 25, 28, 29).
Hinter alldem steht immer wieder das Bild Gottes als eines zornig vergeltenden und strafenden Zuchtmeisters:
«Wenn seine (Davids) Söhne meine Weisung verlassen, nicht mehr leben nach meiner Ordnung, wenn sie meine Gesetze entweihen, meine Gebote nicht mehr halten, dann werde ich ihr Vergehen mit der Rute strafen und ihre Sünde mit Schlägen» (Ps. 89; 32, 33). «Denn wir vergehen durch deinen Zorn, werden vernichtet durch deinen Grimm. Du hast unsere Sünden vor dich hingestellt, unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts» (Ps. 90; 7, 8). «Wenn auch die Frevler gedeihen und alle, die Unrecht tun, wachsen, so nur, damit du sie für immer vernichtest » (Ps. 92; 8).
Und David, als König und oberster Richter, hält sich an dieses Modell:
« Morgen für Morgen spreche ich das Urteil über die Frevler im Land, um in der Stadt des Herrn alle auszurotten, die Unrecht tun» (Ps. 101; 8).
Es kommt aber auch (sehr selten) vor, daß sich Gott von offenbar «menschlicheren» Menschen in seiner Straf- und Vergeltungssucht bremsen läßt:
«Da faßte er (Gott) einen Plan und er hätte sie (die Israeliten wegen der Verehrung des Goldenen Kalbes) vernichtet, wäre nicht Mose, sein Erwählter, für sie in die Bresche gesprungen, so daß Gott sie im Zorn nicht vertilgte» (Ps. 106; 23).
Nicht so der Psalmist selbst, sein Haß und seine Vernichtungswut gegen seine Feinde steigern sich zu Exzessen, die kaum noch zu übertreffen sind:
«Gott, den ich lobe, schweig´ doch nicht! Denn ein Mund voll Frevel, ein Lügenmaul hat sich gegen mich aufgetan. Sie reden zu mir mit falscher Zunge, umgeben mich mit Worten voll Haß und bekämpfen mich ohne Grund. Sie befeinden mich, während ich für sie bete, sie vergelten mir Gutes mit Bösem, mit Haß meine Liebe. Sein Frevel stehe gegen ihn auf als Zeuge, ein Ankläger trete an seine Seite. Aus dem Gericht gehe er verurteilt hervor, selbst sein Gebet werde zur Sünde. Nur gering sei die Zahl seinerTage, sein Amt soll ein anderer erhalten: Seine Kinder sollen zu Waisen werden und seine Frau zur Witwe. Unstet sollen seine Kinder umherziehen und betteln, aus den Trümmern ihres Hauses vertrieben. Sein Gläubiger reiße all seinen Besitz an sich, Fremde sollen plündern, was er erworben hat. Niemand sei da, der ihm die Gunst bewahrt, keiner, der sich der Waisen erbarmt. Seine Nachkommen soll man vernichten, im nächsten Geschlecht schon erlösche sein Name. Der Herr denke an die Schuld seiner Väter, ungetilgt bleibe die Sünde seiner Mutter. Ihre Schuld stehe dem Herrn allzeit vor Augen … Er zog den Fluch an wie ein Gewand; der dringe wie Wasser in seinen Leib, wie Öl in seine Glieder. Er werde für ihn wie das Kleid, in das er sich hüllt, wie der Gürtel, der ihn allzeit umschließt. So lohne der Herr es denen, die mich verklagen, und denen, die Böses gegen mich reden» (Ps. 109; 2-15, 18-20).
Fortsetzung folgt ……..
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Leiden Tiere unter dem Christentum?
Tag für Tag werden in Deutschland rund zwei Millionen Landtiere getötet. Dass die meisten Menschen das nicht in Frage stellen, hat für die Theologin Simone Horstmann auch religiöse Gründe: Das Christentum habe Tiere für weitgehend bedeutungslos erklärt. Horstmann will das ändern.
Von Christian Röther
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Tierethik im Christentum? Bisher beschäftigen sich nur wenige Theologen mit der Rolle von Tieren (www.imago-images.de)
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Simone Horstmann ist katholische Theologin – und vertritt eher ungewöhnliche Positionen, wie zum Beispiel: „Das Christentum hat es zu verantworten, dass Tiere nahezu für bedeutungslos erklärt wurden.“
Sie engagiert sich in der Tierrechtsbewegung, und sie setzt sich auch theologisch mit Tieren auseinander – was in der Theologie oft nicht gut ankomme: „Ja, es ist die überwiegende Reaktion, dass tatsächlich gar nicht reagiert wird. Das ist ein sehr ungewohntes Thema. Ich kann mich erinnern, ich habe in Bochum meine erste Zeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin verbracht, einige Jahre, und hatte damals vorgeschlagen: Lasst uns doch mal ein Seminar zu Tierethik machen! Und habe dann einen entsprechenden Gegenwind erfahren. Weil man mir gleich sagte: Nein, Frau Horstmann, das Thema machen wir nicht. Das geht irgendwie nicht.“
Inzwischen ist Simone Horstmann Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dortmund. Dort hat sie ihre Doktorarbeit über die Entwicklung der Ethik in der Moderne geschrieben. Ihr Interesse für Tiere hat sie schon als Kind entdeckt, sagt sie. Schon damals habe sie festgestellt, dass etwas nicht stimme im Verhältnis von Tieren und Menschen.
„Etwa die Wahrnehmung, dass es Schlachthöfe gibt. Dass es die Wirklichkeit einer unfassbar großen Industrie gibt, die tagtäglich eine unvorstellbare Menge an Tieren tötet mit der größten Selbstverständlichkeit, die hat mich eigentlich schon als Kind umgetrieben“, sagt Horstmann.
„Eine Selbstverständlichkeit, dass wir Tiere töten“
Heute schlägt Simone Horstmann den Bogen von der Tierindustrie zur Theologie. Gerade hat sie einen Sammelband herausgegeben, der sich mit „Religiöser Gewalt an Tieren“ befasst. Da fallen vielen wohl als erstes religiöse Rituale ein: die antiken Tempel, an denen massenhaft Tiere geopfert wurden. Bis heute prägt die Erinnerung an den Jerusalemer Tempel Judentum, Christentum und Islam. Und in Judentum und Islam gibt es bis heute rituelle Schlachtungen, das Schächten. Doch statt auf andere Religionen zu zeigen, zielt die katholische Theologin auf ihre eigene Religion ab: das Christentum. Hier gebe es zwar keine Tötungsrituale, aber die christliche Theologie begünstige eine andere Form der Gewalt an Tieren. Horstmann nennt sie „nihilistische Gewalt“.
„Damit meine ich, dass unsere Gesellschaft insofern noch vielfach – auch da, wo sie das gar nicht will vielleicht – theologisch und religiös geprägt ist. Nämlich in der Hinsicht, dass sie davon überzeugt ist: Es ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit, dass wir Tiere töten. Und da geht eigentlich auch nichts Wirkliches bei verloren.“
Tiere leiden und sterben millionenfach für unsere Zwecke. Moralisch sei das kaum zu rechtfertigen, meint der Philosoph Bernd Ladwig. Er fordert, die Interessen von Tieren zu achten – nach dem Vorbild von Menschenrechten.
Die ideologische Basis dafür habe die christliche Theologie geliefert. Denn dort gelte seit langem: „Tiere an sich sind eigentlich bedeutungslos. Man soll sie jetzt nicht unbedingt quälen – das ist schon ein Common Sense, den man auch schon in wirklich alten, ganz klassischen theologischen Handbüchern findet. Aber die Theologie hat im Grunde bis heute kaum eine Sprache und kaum ein Verständnis dafür entwickeln können, was es eigentlich bedeutet, dass ein Tier stirbt.“
Nur für den Menschen geschaffen?
Schon dass Simone Horstmann davon spricht, dass Tiere „sterben“, überschreite eine theologische Grenze. Denn das Sterben sei dort den Menschen vorbehalten: „Tiere verenden eigentlich nur. Das ist ja eine Umschreibung dafür, dass wir eigentlich glauben, im wirklichen Sinne passiert da nichts von Bedeutung. Da endet zwar etwas, ja, ein Leben endet, aber dass da eine metaphysische Qualität mit verbunden wird, dieser Gedanke liegt uns eigentlich relativ fern.“
Tiere haben keine Seele, heißt es in der Theologie zumeist bis heute. Gott habe die Tiere nur für die Menschen geschaffen, sie seien den Menschen untergeordnet – so die klassische Lehrmeinung. Doch warum diese theologische Abwertung der Tiere? Weil die Menschen so aufgewertet würden, meint die katholische Theologin:
„Der Gewinn ist letzten Endes ein sehr, sehr – ich würde sagen – hoheitliches, fast schon triumphalistisches Menschenbild.“ Der Mensch als Mittelpunkt des Heilsgeschehens, als Krone der Schöpfung. „Dieses Menschenbild – der Mensch als ein Vernunftwesen etwa, wenn man das theologisch formulieren will: der Mensch als Ebenbild Gottes und dergleichen – dieses hoheitliche Menschenbild hat eben gewisse positive Folgen mit sich gebracht, aber es hat uns auch etwas gekostet: nämlich eine wirklich maximale, radikale, ich würde fast sagen: auch eine totalitäre Abwertung von nicht-menschlichem Leben.“
Keine Seele, keine Hoffnung
Deshalb würden Tiere in der christlichen Theologie auch so gut wie keine Rolle spielen – von wenigen Ausnahmen abgesehen. So würden Tiere in der Schöpfungstheologie, bei der Erschaffung der Welt zwar noch vorkommen, sagt Simone Horstmann, aber sie beobachte auch:
„… dass sie vor allen Dingen am Ende – ich sag‘s mal ganz flapsig vielleicht – über die Klippe springen. Also am Ende zählen sie einfach nicht mehr. In den eschatologischen Fragen kommen sie in der klassischen Theologie einfach nicht vor. Das ist auch so ein Ausdruck von nihilistischer Gewalt. Dass sie eben am Ende nicht zählen.“
[…]
So bleibt Simone Horstmann vorerst eine von wenigen Stimmen in der christlichen Theologie, die versuchen, dem Menschen die Krone der Schöpfung wieder abzunehmen, um sie mit den Tieren zu teilen.
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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com
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Die Psalmen: Das hohe inner- und außerkirchliche Ansehen des Psalters
Man sollte sich immer wieder klarmachen, was ein solches Gottesbild psychologisch anrichten kann! Selbst das «Lied des Mose», in dem der viel, aber so gut wie immer isoliert-selektiv zitierte Vers «Ich bin es, der tötet und der lebendigmacht» steht, ist durch diese düstere Atmosphäre schwerster Strafandrohung gekennzeichnet:
«Immer neue Not bürde ich ihnen auf, ich setze gegen sie alle meine Pfeile ein. Sie werden ausgemergelt durch den Hunger, verzehrt durch die Pest und die verheerende Seuche. Den Zahn der Raubtiere lasse ich auf sie los, dazu das Gift der im Staube Kriechenden. Auf der Straße raubt das Schwert die Kinder und in den Zimmern der Schrecken. Da stirbt der junge Mann und das Mädchen, der Säugling und der Greis» (Dtn. 32; 23-25).
Man sollte sich wieder selbst durch eigene Lektüre überzeugen, daß die angeführten Stellen nicht nur vereinzelte «Inseln» in einem sonst ganz anderen Kontext darstellen, sondern daß diese Einstellung der massivsten Strafdrohungen und eines exzessiven Strafbedürfnisses den ganzen Pentateuch (die fünf Bücher Mose) durchziehen. Daß daneben auch Wohltaten und Wohlergehen als Lohn für Wohlverhalten versprochen werden, kann den zitierten und den zahlreichen anderen entsprechenden Stellen den Charakter eines ethisch und psychologisch begründeten vernichtenden Einwandes gegen die Bibel als göttlich inspirierte Normenquelle nicht nehmen.
Zu den auch heute noch anerkanntesten Teilen des Alten Testamentes gehören die Psalmen. Sie sind bis auf den heutigen Tag bei sogut wie allen Konfessionen integraler Bestandteil liturgischer und außerliturgischer Bibellesungen und von Gebetstexten. Das tägliche Breviergebet etwa der katholischen Priester besteht zu wesentlichen Teilen in einem zyklisch sich wiederholenden Beten des Psalters, wie schon oben vermerkt.
Der Kommentar der von den katholischen Bischöfen des gesamten deutschen Kulturraumes 1980 herausgegebenen Einheitsübersetzung der Bibel sagt zu den Psalmen:
«Ähnlich wie die Bücher des Mose ist diese Sammlung von 150 Einzelliedern, die eines der bedeutendsten Bücher der Heiligen Schrift und auch der gesamten Weltliteratur darstellen. Daß der Psalter eine Sonderstellung unter den Schriften des Alten Testamentes einnimmt, wird kaum bezweifelt. Denn die Psalmen lassen einen einzigartigen Einblick in die innere Struktur der Offenbarung tun . . . Der Psalter hat seinen hohen Rang als Gebetbuch des alten Bundesvolkes auch für Christus und die junge Kirche behalten. Die Kirche hat mit den Psalmen auf die in Christus erfüllte Offenbarung geantwortet. Bis heute verwendet sie daher in der Nachfolge des Herrn den Psalter vor allen anderen Gebetstexten für den Gottesdienst in seiner vielfältigen Gestalt» (Die Bibel, Einheitsübersetzung, S. 614, 615).
Aber nicht nur innerkirchlich steht der Psalter in höchstem Ansehen, auch in Kreisen, die sich eher als liberal-aufgeklärt geben, gilt der Psalter als einer der weitgehend unbezweifelten Pluspunkte biblisch-christlicher Religiosität (selbst etwa bei einem so intelligent-kritischen Autor wie H. v. Ditfurth), vielleicht am ehesten zu erklären durch das verbreitete «Klassikerphänomen», nach dem die Psalmen wie viele verehrte klassische Texte zwar gerne als Ansehen verschaffende Quellen angeführt, aber nicht oder nur in hochselektiven Einzelzitaten gelesen werden.
Weiterhin kann die oben schon angesprochene historisch-psychologische Gesetzmäßigkeit angeführt werden, nach der Alter und Tradition vielleicht – in Konkurrenz mit vielen jüngeren, inhaltlich und auch ästhetisch überlegenen Texten – sonst eher chancenlose Schriften und generell menschliche Produkte glorifizieren und tabuisieren können (ein Phänomen, das Generationen von Schülern früher und vielleicht auch heute noch den Schulunterricht vor allem in den sprachlichen Fächern partiell vermieste).
Gerade weil dies so ist, weil die Psalmen in einem weitgehend so unbezweifelt selbstverständlichen Ansehen stehen, soll im folgenden wieder, eher noch ausführlicher als bei anderen Bibelteilen, zitiert werden, um den naheliegenden Einwand von vornherein zu entkräften, hier würden hochselektiv einzelne «dunkle Stellen», den Gesamtsinn entstellend, herausgegriffen.
Im übrigen sollte man sich wie stets auch hier durch eigene unbefangene Lektüre ein eigenes Bild verschaffen und sich am Schluß dieser Lektüre fragen, ob man einen solchen Text als göttlich geoffenbartes Leitbild für sich akzeptieren will.
Wie die Psalmen wirklich sind: ein in weiten Teilen und in einem selten sonst zu findenden Ausmaß von primitiv-unkontrollierten Haßgefühlen, Rachebedürfnissen und Selbstgerechtigkeit bestimmter Text.
Schon zu Beginn des Psalters wird Gott als gewalttätiger «Helfer» geschildert:
«All meinen Feinden hast du den Kiefer zerschmettert, hast den Frevlern die Zähne zerbrochen» (Ps.3; 8). Haß ist die Reaktion Gottes auf abweichendes «böses» Verhalten: «. . . denn dein Haß trifft alle, die Böses tun. Du läßt die Lügner zugrunde gehen . . . » (Ps. 5; 6, 7).
Der fromme Psalmist betet aber auch selbst um eine angemessene Strafe für die bösen anderen: «Auf die Frevler lasse er Feuer und Schwefelregnen» (Ps. 11; 6). Charakteristisch ist die globale, lieblos-diskriminierende Beurteilung der Normabweichenden, Frevler, Feinde usw.; besonders die «Gottesleugner» (heute wären dies wohl die Atheisten) werden sämtlich als sittlich schlecht dargestellt:
«Die Toren sagen in ihrem Herzen: „Es gibt keinen Gott.“ Sie handeln verwerflich und schnöde; da ist keiner, der Gutes tut» (Ps. 14; 1).
Auch generell werden die Menschen sehr negativ beschrieben:
«Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht. Alle sind sie abtrünnig und verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger» (Ps. 14; 2, 3 u.Ps. 52; 3, 4).
In scharfen Kontrast zu diesen bösen anderen, den Frevlern usw., steht die doch ziemlich selbstgerecht anmutende positive Eigenzeichnung des Beters, des Psalmisten selbst:
«Höre, Herr, die gerechte Sache . . . Vernimm, mein Gebet von Lippen ohne Falsch! Prüfst du mein Herz . . . , dann findest du an mir kein Unrecht. Mein Mund verging sich nicht, trotz allem, was die Menschen auch treiben; ich halte mich an das Wort deiner Lippen. Auf dem Weg deiner Gebote gehen meine Schritte, meine Füße wanken nicht auf deinen Pfaden» (Ps. 17; 1-5).
«Der Herr hat gut an mir gehandelt und mir vergolten, weil ich gerecht bin und meine Hände rein sind. Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn und fiel nicht ruchlos ab von meinem Gott. Ja, ich habe alle seine Gebete vor Augen, weise seine Gesetze niemals ab. Ich war vor ihm ohne Makel, ich nahm mich in acht vor der Sünde» (Ps. 18; 21-24).
Fortsetzung folgt ….
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Gott schuf die Flugtiere, bevor er Adam zum Leben erweckte. Bild: Shutterstock
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Von Hugo Stamm
Glaubt man der Bibel, hat Gott die Tiere zusammen mit Adam und Eva aus dem Garten Eden gejagt, obwohl sie nicht sündig geworden waren. Das ergibt wenig Sinn.
Wie plausibel ist die christliche Religion, der christliche Glaube? Würde man die Tiere fragen, würden viele die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und antworten: Von der Barmherzigkeit und Güte Gottes spüren wir wenig.
Dabei nehmen Tiere in der Bibel eine herausragende Stellung ein. Die Fische, die Opferlämmer und alle Tiere, die in der Arche Noah Platz fanden. Die Vögel genossen sogar einen besonderen Status:
«Seht, die Vögel unter dem Himmel, sagt Jesus, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.»
(Matthäus 6,26)
Gott hat den Tieren den Atem eingehaucht
Schon in der Genesis im ersten Buch Mose spielen Tiere eine wichtige Rolle. Danach schuf Gott die Flugtiere schon am 5. Tag, ein Tag vor den Landtieren und Adam. Gott liebte die Tiere, er hat sie aus Lehm geformt und ihnen den Atem eingehaucht, wie bei Adam.
Frauen waren im Plan Gottes offenbar nicht vorgesehen. Weil es Adam langweilig war, schuf Gott Eva bekanntlich aus einer seiner Rippen. Die erste Frau betrat also nach den Tieren den Garten Eden. Und nur als Gespielin des einsamen Adams.
Da im Paradies der Tod nicht existierte, lebten die Löwen friedlich mit den Hirschen. Alle waren Pflanzenfresser, Angst musste niemand haben. Die Welt war heil, es herrschte Frieden. Adam, Eva und die Tiere fristeten als Vegetarier ein beschauliches Leben. Es war ein Schlaraffenland, Milch und Honig flossen im Überfluss.
Doch dann schlug das Schicksal gnadenlos zu. Eine Schlange verführte Adam und Eva, verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis zu naschen. Neugier, Machtdrang und Überheblichkeit wurden ihnen zu Verhängnis. Gott wollte verhindern, dass sich die beiden auch noch am Baum des ewigen Lebens labten und wies sie aus dem Paradies.
Somit setzte er sie den rauen Naturgesetzen der Erde aus, Angst, Leid und Tod wurden ihre ständigen Begleiter. Eine happige Strafe für eine leidliche Sünde.
Die Verbannung aus dem Paradies ins irdische Jammertal lässt sich nur schwer als Gleichnis verharmlosen, denn die Strafe ist mehr als nur drakonisch.
Statt Adam und Eva zu helfen oder ihnen zu verzeihen, rügte Gott laut Genesis die Schlange: «Verflucht sollst du sein wegen dieser Tat. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang – du allein von allen Tieren.» Seither gelten Schlangen als böse und verschlagen. Oder als Symbol des Satans.
Da stellen sich ein paar Fragen: Wieso konnte der Teufel ins Paradies eindringen und sich der Schlange als Werkzeug bemächtigen? Weshalb durften die ersten Menschen nicht vom Baum des ewigen Lebens naschen, wenn es doch den Tod im Garten Eden gar nicht gab?
Ist der Sündenfall als Gleichnis zu verstehen?
Mir ist bewusst, dass solche alttestamentarischen Geschichten gleichnishaft und metaphorisch interpretiert werden müssen. Doch das moralische Grundrauschen und die ethische Kulisse sind so radikal und eindeutig, dass der Spielraum begrenzt ist.
Die Verbannung aus dem Paradies ins irdische Jammertal lässt sich nur schwer als Gleichnis verharmlosen, denn die Strafe ist mehr als nur drakonisch. Verantwortlich dafür ist einzig und allein Gott, der uns im Religionsunterricht und bei Gottesdiensten als Schöpfer und liebender Gott dargestellt wird.
Zurück zu den Tieren. Gott jagte auch sie aus dem Paradies, obwohl sie keine Sünde begangen hatten. Nicht begehen konnten, denn sie haben ja kein Unrechtsbewusstsein oder moralisches Empfinden.
Machte Gott die Raubtiere zu Tötungsmaschinen?
Nicht genug: Gott machte viele Tiere zu Fleischfressern, weshalb manche seiner angeblich geliebten Tiere zu Tötungsmaschinen wurden. Man denke nur an den Fuchs, der in einen Hühnerstall eindringt. Oder den Wolf, der eine Schafherde reisst, obwohl er nicht einmal ein einziges Tier vertilgen kann.
Auch die lieblichen Schmusekatzen können ganz schön brutal ans Werk gehen und gefangene Mäuse minutenlang zu Tode quälen. Sogar Kannibalismus der besonderen Art bietet die Tierwelt: Viele männliche Spinnen werden ausgerechnet nach der Paarung von den Weibchen aufgefressen. Quasi als Dank für die Arterhaltung.
Die ahnungslosen und «sündenfreien» Tiere leben auch sonst gefährlich. Sie sind Krankheiten hilflos ausgeliefert. Da geht es uns sündigen Menschen vergleichsweise gut. Medizin und technische Hilfsmittel helfen uns über manch lebensbedrohliche Situationen hinweg.
Gott: «Alle Tiere gehören mir.»
Davon profitiert bestenfalls die kleine Gruppe der Haustiere, die von uns Menschen gehegt werden. Gott hingegen glänzt durch vornehme Zurückhaltung. Schliesslich sagt Gott im Psalm 50:
«Denn alle Tiere gehören mir ohnehin, das Wild im Wald und auf dem Feld, die Tiere auf den Bergen und Hügeln. Ich kenne jeden Vogel unter dem Himmel und die vielen kleinen Tiere auf den Wiesen.»
So stellen sich weitere Fragen: Hat es das Paradies gar nie gegeben? Bleibt es auch nach der Wiederkunft von Jesus eine Illusion? Wurden die Tiere zusammen mit Adam und Eva aus dem Garten Eden verbannt, weil sie als Milch- und Fleischlieferanten das Überleben der «Krone der Schöpfung» (Macht euch die Erde samt den Tieren untertan …) zu sichern? Brauchten unsere Vorahnen die Tiere, um Gott Lämmer opfern zu können?
Was immer Gott mit uns Lebewesen beabsichtigt hat: Bei den Tieren hat er es ziemlich verbockt. Da verhedderte er sich kolossal: moralisch und ethisch.
Vielleicht hat aber nicht Gott das Chaos angerichtet, sondern die Evolution. Daraus ergäben sich dann neue, unangenehme Fragen an die Bibel und die christlichen Glaubensgemeinschaften.
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Papst Franziskus und der Churer Bischof Joseph Bonnemain sind Brüder im Geiste. Sie geben sich fortschrittlich, sind aber erzkonservativ.
Vergleicht man das Wirken von Papst Franziskus mit demjenigen des Schweizer Bischofs Joseph Bonnemain, entdeckt man erstaunliche Parallelen. Beiden ist das Wohl der Gläubigen wichtig, und sie erwecken den Anschein, fortschrittliche Theologen zu sein.
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Brüder im Geiste: der Churer Bischof Joseph Bonnemain und Papst Franziskus. Bild: keystone/shutterstock/watson
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Misst man sie aber an ihren Entscheiden und Taten, entpuppen sie sich oft als Zauderer. Also Brüder im Geiste und geschickte Bewahrer der reinen katholischen Lehre, die oft Reformen ankündigen, um sich schliesslich im Reduit zu verstecken.
Bescheiden, nahbar, solidarisch
Die beiden Würdenträger zeigen uns gern ihre menschliche Seite. Auch darin sind sie Meister. Auf dem öffentlichen Parkett wirken sie durchaus sympathisch. Als bescheidene Würdenträger, die den Pomp ablehnen und das Herz auf dem rechten Fleck haben, wie der Volksmund sagt. Sie gelten als nahbar, einfühlsam und solidarisieren sich gern mit den Armen und Geknechteten. Man darf ihnen ihre soziale Gesinnung zugutehalten.
Mit Verlaub, Herr Bonnemain: Wie nahm sich Gott den ukrainischen Kleinkindern an, die im Spital von einer russischen Bombe tödlich getroffen wurden?
Doch mit einem Bekenntnis zur Nächstenliebe und Barmherzigkeit lässt sich die Welt nicht verändern. Die verkrustete katholische Kirche erst recht nicht. Da bräuchte es den kompromisslosen und mutigen Einsatz ihrer religiösen Macht. Zieht man aber Bilanz ihres Wirkens, sieht es düster aus.
Oft angekündigte Reformen an der christlichen Lehre schrumpfen rasch zu Reförmchen. Franziskus und Bonnemain verstehen es aber gut, ihr Zögern und Zaudern wortreich schönzureden.
Die Kunst des Abwiegelns demonstrierte der Churer Bischof am vergangenen Samstag in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Auf den Ukrainekrieg angesprochen, sagt Bonnemain, gerade in schwierigen Zeiten sei die Osterbotschaft aktueller denn je.
Wörtlich: «Die einzige Lösung für alle schrecklichen Situationen ist die Liebe Gottes. Dass Gott uns annimmt, unterstützt, begleitet. Bei allem Schrecklichen, das passiert auf der Welt, wird sich die Liebe durchsetzen.»
Mit Verlaub, Herr Bonnemain: Wie nahm sich Gott den ukrainischen Kleinkindern an, die im Spital von einer russischen Bombe tödlich getroffen wurden? Wie hilft er Frauen mit ihren kleinen Kindern, wenn ihr Vater im Gefecht gefallen ist? Wie steht er Frauen im Iran bei, die hingerichtet werden, weil sie kein Kopftuch tragen?
Da, wo Gott wirklich gebraucht würde, glänzt er durch Abwesenheit. Deshalb sind salbungsvolle Sätze von der Liebe Gottes reine Worthülsen, die bei Gläubigen bestenfalls einen Placeboeffekt bewirken.
Auch bei der Frage des Zölibats wirken Bischof Bonnemain und Papst Franziskus wie Brüder im Geiste. Sie geben sich reformfreudig, doch wenn es konkret wird, wiegeln sie mit ähnlichen Argumenten ab.
«Es braucht nicht unbedingt das Zölibat»
Dazu Bonnemain: «Es braucht nicht unbedingt das Zölibat. Es ist kein Dogma in der katholischen Kirche. Vor drei Wochen hat der Papst gesagt, er könne sich vorstellen, dass es auch verheiratete Priester in der Kirche gebe. Wie zum Beispiel in der Ostkirche.»
Doch wenn sie diese Vorstellung umsetzen oder das Zölibat auch nur ein wenig aufzuweichen sollten, gehen die beiden Herren in Deckung. Sie fürchten den Shitstorm der Fundis, die die Kurie fest in der Hand haben.
Bonnemain geriete zusätzlich ins Kreuzfeuer seiner Mitbrüder des Ordens Opus Dei, der mit den Selbstkasteiungen und der Geheimhaltung sektenhafte Züge trägt.
Auf den Einwand der Interviewer, er habe sich doch immer gegen die Aufweichung des Zölibats gestellt, antwortet der Bischof: «Ich wehre mich dagegen, dass man das Zölibat infrage stellt, weil man es als Unterdrückung der Sexualität sieht.»
«Wer Priester werden will, muss bereit sein, zölibatär und keusch zu leben.»
Und zur Frage, wie man die Sexualität im Zölibat verwirkliche, erklärt Bonnemain kryptisch: «Indem man noch offener für viele Menschen da ist.» Als Beispiel führt er Mutter Teresa an, die ihre Sexualität durchaus verwirklicht habe. Zwar nicht im Geschlechtsverkehr, aber in der Bereitschaft, den Armen Wärme und Zärtlichkeit zu schenken.
«Ist Sexualität nur Geschlechtsverkehr?“, fragt Bonnemain schliesslich. Das Geheimnis der Sexualität bestehe in der Intimität zwischen zwei Personen, die zuerst für das Wohl des anderen Sorge trage. „Das ist die reife Sexualität im Menschen – nicht das Losgehen der eigenen Triebe.»
Schliesslich lässt Bonnemain die Katze aus dem Sack: „Wer Priester werden will, muss bereit sein, zölibatär und keusch zu leben.“ Punkt! Diese glasklare Aussage zeigt: Aufweichung des Zölibats? Ohne mich.
Bonnemain versucht, die Sexualität als spirituelle Energie zu interpretieren und die zwanghafte Unterdrückung der Libido zu verbrämen. Eine ähnliche Haltung nimmt auch Papst Franziskus ein.
Was ist mit den sexuellen Übergriffen von Priestern?
Im Umkehrschluss heisst das: Wie armselig sind doch Menschen, für die Sexualität die Befriedigung niedriger Bedürfnisse und Triebe ist. Nur: Was ist mit all den sexuellen Übergriffen von Priestern? Was ist mit den vielen homosexuellen Pfarrern, die den Beruf des Geistlichen gewählt haben, um sich in der klerikalen Männerwelt bewegen zu können?
Fazit: Wo Kirche draufsteht, steckt nicht selten die salbungsvolle Sonntagspredigt und die Doppelmoral drin.
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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com
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Die extrem sadistisch-grausame Qualität der in den fünf Büchern Mose sich zeigenden Strafsucht des biblischen Gottes
Erschreckend für eine «heilige» Schrift, für die heute noch göttliche Inspiration und letztinstanzliche ethische Verbindlichkeit beansprucht wird, die als Quelle sittlicher Normen und Verhaltensleitbilder wie kein Buch sonst verbreitet wird, erscheint nicht nur die Vielzahl der Sachverhalte, die mit der Todesstrafe belegt werden, sondern auch die immer wieder zu spürende Einstellung eines unversöhnlich-unbarmherzigen und exzessiven Strafbedürfnisses, im Rahmen dessen diese Sanktionen gefordert und vollzogen werden.
Dieses unversöhnlich-unbarmherzige und exzessive Strafbedürfnis zeigt sich selbst noch über den Tod hinaus, macht noch nicht einmal vor der Leiche des Hingerichteten halt:
«Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat,auf das die Todesstrafe steht, wenn er hingerichtet wird und du den Toten an einen Pfahl hängst, dann soll die Leiche nicht über Nacht am Pfahl hängenbleiben, sondern du sollst ihn noch am gleichen Tag begraben; denn ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter» (Dtn. 21; 22).
Dieses exzessive, fast unstillbare Strafbedürfnis des biblischen Gottes über den Tod des Missetäters hinaus zeigt sich auch an seiner Begier, die Schuld an der jeweiligen Nachkommenschaft bis zur «dritten und vierten Generation» zu verfolgen (z.B. Ex. 2o; 5 u. 34, 6; Dtn. 5; 9).
In dieses düstere Bild, abweichendes Verhalten in sehr weitgehendem Ausmaß mit schwersten Strafen, d.h. sehr häufig der physischen Liquidierung, zu «bewältigen», fügen sich die immer wieder zu findenden massiven Androhungen von exzessiven Strafen nahtlos ein:
«Denen aber, die ihm feind sind, vergilt er sofort und tilgt einen jeden aus; er zögert nicht, wenn einer ihm feind ist, sondern vergilt ihm sofort» (Dtn. 7; 1o).
Nicht nur die Androhung prompter Bestrafung, sondern ebenso die Art der Strafen nach Vielfalt und Schwere bei Nichtbefolgung der göttlichen Gebote und Weisungen muß jeden empören, der sich gegen frühkindliche Sozialisationseinflüsse, dort induzierte Ängste und Denkhemmungen noch einen Rest prometheischen Widerstandsgeistes, «metaphysischer Zivilcourage» und humaner Sensibilität bewahrt hat, und läßt eine Akzeptierung der Bibel auch noch in heutiger Zeit nur schwer verständlich erscheinen:
«Schwindsucht und Fieber, das Augenlicht zum Erlöschen bringen und den Atem ersticken», «Pest», «Ihr eßt das Fleisch eurer Söhne und Töchter» , «Ich häufe eure Leichen über die Leichen eurer Götzen», «Ich selbst verwüste das Land» (Lev. 26; 16-32).
«Wenn du nicht auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst, indem du nicht auf alle seine Gebote und Gesetze, auf die ich dich heute verpflichte, achtest und sie nicht hältst, werden alle diese Verfluchungen über dich kommen und dich erreichen: Verfluchtsein, Verwirrtsein, Verwünschtsein läßt der Herr auf dich los . . . Der Herr haftet die Pest an dich, bis er dich ausgemerzt hat . . . Der Herr schlägt dich mit Schwindsucht, Fieber und Brand . . . Deine Leichen liegen da, zum Fraß für alle Vögel des Himmels und für die Tiere der Erde, und keiner verscheucht sie. Der Herr schlägt dich mit dem ägyptischen Geschwür, mit Beulen, Krätze und Grind, und keiner kann dich heilen. Der Herr schlägt dich mit Wahnsinn, Blindheit und Irresein . . . Deine Söhne und Töchter werden einem anderen Volk ausgeliefert, du siehst dir den ganzen Tag nach ihnen die Augen aus und zwingst sie doch nicht herbei . . .
Der Herr schlägt dich mit bösen Geschwüren am Knie und am Schenkel, und keiner kann dich heilen. Von der Sohle bis zum Scheitel bist du krank . . . In der Not der Belagerung, wenn dein Feind dich einschnürt, mußt du die Frucht deines eigenen Leibes essen, das Fleisch deiner Söhne und Töchter . . . Wenn du nicht auf alle Worte dieser Weisung, die in dieser Urkunde aufgezeichnet sind, achtest und sie hältst, aus Furcht vor diesem herrlichen und furchterregenden Namen, vor Jahwe, deinem Gott, wird der Herr die Schläge, die er dir und deinen Nachkommen versetzt, über alles Gewohnte hinaus steigern zu gewaltigen und hartnäckigen Schlägen, zu schlimmen und hartnäckigen Krankheiten.
Er wird alle ägyptischen Seuchen, bei denen du Angst hast, wieder über dich bringen, und sie werden an dir haften bleiben. Auch alle Krankheiten und Schläge, die nicht in der Urkunde dieser Weisungen aufgezeichnet sind, wird der Herr über dich bringen, bis du vernichtet bist . . . , so wie der Herr seine Freude daran hatte, auch Gutes zu tun und euch zahlreich zu machen, so wird der Herr seine Freude daran haben, euch auszutilgen und euch zu vernichten. . .» (Dtn. 28; 15, 20, 22, 26-29, 32, 35, 53, 58-61).
(Fortsetzung folgt ….. )