Archiv für Oktober 2023

Für eine Zeitenwende im Umgang mit dem islamischen Faschismus   Leave a comment

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Von Giordano-Bruno-Stiftung (gbs)

»Symbolpolitik allein genügt nicht!«

Seit vielen Jahren warnen der Zentralrat der Ex-Muslime und die Giordano-Bruno-Stiftung vor den Gefahren, die mit der totalitären Ideologie des Islamismus einhergehen. Nach dem Massaker an israelischen Zivilisten und den Jubelstürmen in Teilen der hiesigen muslimischen Bevölkerung mahnen nun auch deutsche Politiker »klare Kante« gegen Antisemitismus und Islamismus an. Den markigen Worten sollten jetzt Taten folgen.

„Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat Bundeskanzler Scholz von einer ‚Zeitenwende‘ gesprochen, der Angriff der Hamas auf Israel sollte in ähnlicher Weise verstanden werden“, sagte gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon nach dem Terrorakt vom 7. Oktober 2023. Dass die deutsche Politik nun gegen die Unterstützer der Hamas (und ähnlicher islamistischer Gruppierungen) entschiedener vorgehen wolle, sei zwar begrüßenswert, notwendig sei hierfür jedoch eine „kritische Aufarbeitung der Fehler der Vergangenheit“. Der Stiftungssprecher appellierte in diesem Zusammenhang an das Auswärtige Amt und den Bundesrechnungshof „endlich die Informationen darüber freizugeben, ob Raketen gegen Israel tatsächlich mit deutschen Steuergeldern finanziert wurden“ (vgl. die gbs-Meldung „Terror gegen Israel mit deutscher Unterstützung?“ vom 20. Mai 2021).

Eine Offenlegung solcher Informationen könne vielleicht verhindern, „dass deutsche Politikerinnen und Politiker weiterhin aus falsch verstandenem Multikulturalismus in die Fänge totalitär denkender Islamisten geraten“, meinte Schmidt-Salomon. Bedauerlicherweise sei dies in der jüngeren Vergangenheit immer wieder geschehen. So hätten prominente Politikerinnen und Politiker wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer Kampagnen von „Hilfsorganisationen“ unterstützt, die eng mit der Muslimbrüderschaft und der Hamas verbunden sind.

Scharfe Kritik übte der Philosoph an der von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verantworteten Studie „Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz“, die in weitgehend unkritischer Zusammenarbeit mit islamistischen Organisationen erstellt worden sei: „Keine Frage, Muslimfeindlichkeit dürfen wir in unserer Gesellschaft nicht tolerieren! Jedoch ist es grundverkehrt, die notwendige Kritik an den totalitären Formen des Islam als Rassismus zu diskreditieren. Was wir benötigen, ist eine Strategie sowohl gegen Islamismus als auch gegen Antimuslimismus, wie wir es schon vor einem Jahrzehnt gefordert haben. Leider ist auf diesem Gebiet genau das passiert, was ich 2016 in dem Buch ‚Die Grenzen der Toleranz‘ prognostiziert habe: Der Versuch, die Gefahren des auch hierzulande virulenten politischen Islam unter den Teppich zu kehren, hat zu einem Erstarken nicht nur des Islamismus, sondern auch des Rechtsextremismus in Deutschland geführt. Diese verheerende Politik, die die Grundlagen der offenen Gesellschaft untergräbt, sollte schnellstens beendet werden.“

Ein wesentliches Problem bestehe darin, dass viele politisch Verantwortliche den totalitären Charakter des Islamismus noch immer nicht in vollem Umfang verstanden hätten: „Beim Islamismus handelt es sich nicht bloß um eine religiöse, sondern vor allem um eine faschistische politische Bewegung, deren eliminatorischer Judenhass nicht zuletzt ein Erbe der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ist.“ Leider seien die historischen Hintergründe in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, weshalb Schmidt-Salomon nach dem Anschlag der Hamas einen Text über den islamischen Faschismus veröffentlicht hat, der den massiven Einfluss Nazi-Deutschlands auf die Entstehung dieser totalitären Variante des Islams verdeutlicht.

Vor diesem Hintergrund solle man sich keinen Illusionen hingeben: „Vorrangiges Ziel der Hamas ist es nicht, die schrecklichen Lebensumstände zu verbessern, unter denen die Menschen in Gaza zu leiden haben. Die Hamas will mit Israel nicht verhandeln, sondern Israel vernichten! Anders lässt sich das gezielte Abschlachten von Babys während des Massakers vom 7. Oktober nicht interpretieren.“ Tragischerweise reagierten die „religiös-nationalistischen Kräfte in Israel nun exakt so, wie es sich die Hamas-Strategen gewünscht haben“: „Den Blutzoll dafür müssen unschuldige Männer, Frauen und Kinder in Gaza zahlen, die mit der Hamas nichts zu tun haben und sich teilweise sehr deutlich vom Islamismus distanzieren.“

Lesen Sie den vollständigen Artikel auf der Website der Giordano-Bruno-Stiftung…

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„Köpft alle, die den Propheten beleidigen!“: Islamistische Proteste in Sydney (Foto: Jamie Kennedy / flickr.com)

https://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/symbolpolitik-allein-genuegt-nicht

Veröffentlicht 31. Oktober 2023 von hubert wenzl in Politik

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Stellungnahme von Gabriele Röwer zu Herrn Dr. Meier – Karlheinz Deschner   1 comment

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Die mit Karlheinz Deschners Schaffen seit Jahrzehnten vertraute Mainzer Pädagogin und Autorin (E-Mail: gabriele_roewer@gmx.de) repliziert detailliert auf Pirmin Meiers Deschner-Porträt.

Auszug.
Stellungnahme von Gabriele Röwer zu Herrn Dr. Meier.

Ihre Detailkritik Karlheinz Deschners
Vorweg: Anmerkungen zu Ihrem Sprachgestus und zu Ihrer Sicht Deschners als „Polemiker“:

Ich bitte um Nachsicht dafür, dass mir Ihr Sprachgestus Deschner gegenüber oft, gelinde gesagt, Mühe macht. Sie sprechen zuweilen gleichsam „olympisch“, als wüssten Sie, einem auktorialen Erzähler gleich, was Deschner gewollt oder nicht gewollt haben mag, ein Autor, den Sie – im Unterschied zu all jenen, über die Sie sonst Beachtliches schrieben – so oder so kaum kennen. Fehlende – oder wie in einem besonders gravierenden Fall verfälschte – Zitate oder Texthinweise sprechen für sich, ebenso die fehlende, mich bei unserem gemeinsamen Freund Robert Mächler stets aufs Neue beeindruckende klare Unterscheidung zwischen persönlicher Stellungnahme im Gefolge wertungsfrei-sachlicher (bei Ihnen kaum ansatzweise zu findender) Darstellung des zu würdigenden Werks.

Den im März 2013 abgeschlossenen 10. Band der „Kriminalgeschichte des Christentums“ (Abk. KdC), nur auf diesen nehmen Sie, wenn auch minimal, überhaupt Bezug (wie viel lasen Sie davon?), lassen Sie in einigen Varianten des vorliegenden Textes gar schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts enden, statt (auch für das „Portal der Erinnerung“ nach Hinweis korrigiert) erst im Ausgang des 18. Jahrhunderts. Im summarischen Eingang zur neuzeitlichen „Politik der Päpste“ (Neuauflage 2013) wird die Französische Revolution (wie vieles andere vor dem Pontifikat Leo XIII. 1878 ff) nur gestreift, freilich nicht, wie Sie mutmassen, aus Desinteresse an damaliger „Christenverfolgung“. (Auf welche Quellen stützt sich übrigens Ihre Mitteilung andernorts, die Christenverfolgung im 20. Jahrhundert übertreffe alle anderen für dieses Säkulum dokumentierten Verfolgungen?)

Zudem urteilen Sie nach meinem Empfinden nicht selten anmassend-apodiktisch, zumindest verallgemeinernd über etwas, das nur, Ihnen sonst so wichtig, am Einzelfall relevant wird. Ein Beispiel, das für andere steht: „Polemiker (als den Sie Deschner hier mehrfach bezeichnen) sind regelmässig Gescheiterte.“

Auch Ulrich von Hutten? Auch Lessing und Schopenhauer? Auch Heine und Marx? Auch Tucholsky und Karl Kraus? Auch Ambrose Bierce und Oskar Wilde? Sofern man unter „Polemik“ nicht, wie heute verbreitet, abschätzig blosse Streitsucht, ein Niedermachen des andern mit allen Mitteln und um jeden Preis versteht, sondern, wie vor Zeiten, eine gelehrte Fehde im Wettstreit nachprüfbarer, auch scharf und schärfst formulierter Argumente, etwa zur Aufdeckung einer Lüge oder Schandtat.

Das Movens von Deschners Kirchenkritik

Deschner legt den Finger auf die Verbrechensgeschichte Ihrer Kirche, gegen die Sie, so spüre ich aus vielem heraus, trotz aller Kritik, so etwas wie eine „Heilsgeschichte“ verteidigen möchten (müssen? siehe Fichte). Beides könnte nebeneinander bestehen, würden Kritiker Deschners sich überhaupt erst mal lesend auf ihn einlassen. Rasch würde deutlich, dass er die von Ihnen vermissten und von Apologeten favorisierten positiven Gestalten der Kirchengeschichte in der Nachfolge des synoptischen Jesus keineswegs leugnet, freilich klarstellt, zum einen, dass sie nicht selten einst von ihrer Kirche verfolgt, später, wenn opportun, zur Selbstrechtfertigung bisweilen umso höher gehoben wurden; dass sie, zum andern, kaum bestreitbar, alles in allem nur geringen oder keinen Einfluss hatten auf die, von Deschner detailreich fokussierten, politikbestimmenden kurialen Mächte (deren „Macht“ Sie indes von Deschner „regelmässig falsch“ eingeschätzt sehen…) nebst deren Vasallen, welche zur Wahrung und Mehrung ihrer Macht nach innen und aussen die Ethik der Bergpredigt Jahrhundert für Jahrhundert „im Namen des Herrn“ mit Feuer und Schwert ins Gegenteil verkehrten. Für deren namenlose Opfer aber schlägt das Herz Deschners, auch sonst mitfühlend, ja, mitleidend wie nur einer. Kaum jemand hat das wohl so eindringlich zum Ausdruck gebracht wie sein ihm auch räumlich fast benachbarter Freund Hans Wollschläger in einem mehrfach veröffentlichten „Leitfaden a priori“ von 2004:

„Deschner schreibt als Kirchengeschichte die ganze Geschichte neu – und gibt sie in eben dieser Identität als die Kriminalgeschichte zu erkennen, die sie war. Das geht der gesamten Vertuschungs-Historiographie mitten ins Gesicht, und nur folgerichtig geschieht es mit allen dort verpönten Mitteln: urteilend, wertend – nämlich ‚moralisch‘ wertend, nämlich aus der Sicht der Opfer urteilend, die das alles erdulden mussten: eine Greuel-Chronik ohne Wenn und Aber. ‚Differenzierung‘ verlangt da habituell die Zunft-Kritik, um aus dem Blutsumpf in irgend eine ‚Idee‘ abheben zu können; nichtsda: sie brächte, aus der Nähe der Erduldenden gesehen, keine Differenz. Diese Nähe, an der er unerbittlich festhält, ist Deschners Prinzip – und seine ihm nicht entreissbare Legitimation.“

Doch nicht Hass treibt diesen Kirchenkritiker an, wie auch Sie mehrfach suggerieren, trotz seiner, wie Sie konzedieren, so gar nicht „hasserfüllten Augen“ (im ironisch gefärbten Titel des Films von Ricarda Hinz), sondern Feindschaft, wahrlich nicht zurückzuführen auf plattes Ressentiment. In der ausführlichen Einleitung zu seinem Hauptwerk über seine Methode, das Objektivitätsproblem und die Problematik aller Geschichtsschreibung stellt er klar:

„Die Geschichte derer, die ich beschreibe, hat mich zu ihrem Feind gemacht.“ Und mit Blick auf seine Kritiker, die ihm Einseitigkeit oder Fehler vorwerfen werden, fügt er hinzu: „Und nicht, weil ich nicht, was auch wahr ist, geschrieben habe, bin ich widerlegt. Widerlegt bin ich nur, wenn falsch ist, was ich schrieb.“

Statt sich dem erschütternden Resultat seiner Gesamtbilanz auszusetzen, schirmen sich etliche von Deschners Kritikern davor ab.

[…]
oder schliesslich, indem sie es, wie der von Ihnen zitierte Hans Küng, belächeln als „ewige Fortschreibung der kirchlichen Skandalchronik“ („chronique scandaleuse“ in der Kurzfassung Ihres Textes) – wobei wenigsten der fortgesetzte „Skandal“ zugegeben wird, während Sie im vorliegenden Text, für mich viel gravierender, Deschner fast bis zur Unkenntlichkeit diminuieren als einen „skandalisierenden (!) historiographischen Erzähler“ – unverkennbar der Wink: die Geschichte der Kirche selbst ist nicht finster, nicht skandalös, sondern Deschner ist es, der sie schwärzt – sie eben, effekthascherisch, skandalisiert. Semper idem: wer den Schmutz aufdeckt, gilt als Verschmutzer.

Ausblendung von Deschners „Politik der Päpste“ im 19. und 20. Jahrhundert

Einen Gipfel aber erreicht für mich Ihre fatale Ausblendung des Skandalons (!) päpstlicher, Politik zur Durchsetzung kurialer Macht mit allen erdenklichen, nur eben nicht „ur-christlichen“ Mitteln bei Ihrer weitgehenden Ignorierung der über 1000 Seiten umfassenden neuzeitlichen Papstgeschichte Karlheinz Deschners „Die Politik der Päpste. Vom Niedergang kurialer Macht im 19. Jahrhundert bis zu ihrem Wiedererstarken im Zeitalter der Weltkriege“ (Alibri/2013), vom Autor verstanden als gleichsam 11. Band seiner „Kriminalgeschichte des Christentums“. Dessen mit gut 550 Seiten (der Hälfte also des Gesamtwerks) und weit über 3000 Anmerkungen allein dem Pontifikat Pius XI. (ab 1922) und Pius XII. (ab 1939) gewidmeten Hauptteil hatte Deschner längst vor dem 1. Band der KdC (1986) vorbereitet bereits durch das epochale Werk „Mit Gott und den Faschisten“ von 1965, worin er als erster in dieser Ausführlichkeit die Verbindungen zwischen Vatikan und europäischem, inkl. kroatischem, Faschismus, aufzeigte; später dann erheblich erweitert um die Päpste seit Mitte des 19. Jahrhunderts und nach 1962 im Doppelband von 1982/83 („Ein Jahrhundert Heilsgeschichte…“, Verlag Ki&Wi), nochmals aktualisierend erweitert 1991(Rowohlt) und schliesslich 2013 bis in die Gegenwart erweitert von Michael Schmidt-Salomon.

Während Sie das immense Werk im vorliegenden Text nur bei Nennung jenes Namens einmal kurz streifen, ansonsten nur auf dessen mutmassliche Entstehungszeit zu sprechen kommen anlässlich einer Veranstaltung mit dem „Demagogen“ Deschner 1982 im Zürcher Spirgarten, die Ihren zutiefst negativen Eindruck von dessen Kritik des zeitgenössischen Papsttums bis heute nachhaltig prägte, las ich dieses Werk als Korrektorin der Neuauflage vor einem Jahr Wort für Wort, immer wieder innehaltend, überwältigt auch von der Sprachkraft, mit welcher der Autor die Fülle der gerade hier (!) bestdokumentierten, meist „geheimdiplomatischen“ Verbindungen des Vatikans mit sämtlichen Weltmächten, je nach Gebot und Gunst der Stunde, darzustellen wusste. (Vgl. meine Zusammenfassungen

http://www.deschner.info/de/downloads/JW%2018.5.2013.pdf

und http://www.alibri-blog.de/?p=455 .)

Der Nerv von Deschners Opus Magnum:

Kritik der Heuchelei im Heiligenschein

Gerade die Gefahr der „Verlogenheit“ halte ich nicht für unwahrscheinlich. Denn Fakt ist: Deschner deckt sie auf, die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, diese Heuchelei im Heiligenschein. Noch gehen Sie nicht selbst der Entlarvung kirchlicher „Doppelmoral von Helden und Heiligen“ nach als dem Zentralnerv von Deschners Arbeit, zitieren aber, dankenswerterweise, den auch hier wieder unübertrefflich klaren Michael Meier, kritischer Katholik wie Sie, indes langjähriger Kenner des Werks von Karlheinz Deschner mit Gespür zugleich für dessen ethisches Movens.

Johannes Ude freilich, vielseitig gelehrter österreichischer Priester, Lebensreformer, Pazifist (1874?1965), taucht leider, obwohl ich in unserer Korrespondenz auf ihn verwies, in der vorliegenden Langfassung Ihres Deschner-Nachrufs nicht mehr auf. Dessen Maxime „Ich kann das Unrecht nicht leiden“ (und nicht, wie Sie unterstellen, das Jagen nach möglichst breiter Publikumswirksamkeit seiner hier und heute ohnedies gefahrlosen, aber einträglichen Kirchenkritik) leitete Deschners gesamtes Werk, nicht nur das kirchenkritische.

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Stellungnahme von Gabriele Röwer zu Herrn Dr. Meier – Karlheinz Deschner

Missbrauchsgipfel im Vatikan: Eine Nonne klagt an   2 comments

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Von rnd.de

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Beim Missbrauchsgipfel in Rom rücken nun auch die Vergehen an Frauen in den Vordergrund. Die ehemalige Ordensschwester Doris Reisinger hat einen Pater wegen Vergewaltigung angezeigt – und kämpft für eine veränderte Kirche.

Das Bild zeigt eine scheue Frau. Die Haltung gebeugt, der Blick abwartend, duldsam, so steht sie da, in Strickjacke, hochgeschlossener Bluse, langem Rock, schmuckloser Kleidung, seltsam alterslos. Wenn es so etwas wie Willensstärke und Widerstandskraft in dieser Frau gegeben haben sollte, dann sind sie auf diesem Foto tief verborgen. „Ich war das ideale Opfer“, sagt Doris Reisinger heute.

Ideal, das heißt: trainiert, die eigenen Empfindungen zu verleugnen. Weitgehend isoliert vom Rest der Welt. Und bereit, die Ansprüche anderer, Höhergestellter, als Ausdruck einer göttlichen Ordnung zu sehen.

Zu dem Zeitpunkt, an dem das Foto entsteht, im Jahr 2006, ist Doris Reisinger, oder Wagner, wie sie damals noch heißt, 23 Jahre alt. Seit drei Jahren ist sie da Novizin in der Gemeinschaft „Das Werk“, einem Orden mit Sitz im österreichischen Thalbach. Die „Geistliche Familie“, als die sie sich auch bezeichnet, ist nicht Teil der katholischen Kirche, aber eng mit ihr verbunden. Im Jahr 2001 hat sie die päpstliche Anerkennung erhalten, von Johannes Paul II. Die Dankmesse im Petersdom hielt Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst.

Die Frau, die heute in einem Restaurant in einer hessischen Stadt sitzt, hat mit der Frau auf dem Bild äußerlich nicht mehr viel gemein. Vor acht Jahren hat sie den Orden verlassen. Doris Reisinger ist heute 35 Jahre alt, die Haare hat sie zum Pferdeschwanz gebunden, ihr Blick ist offen, sie erzählt selbstbewusst, zugewandt, beredt. Es sind unruhige Zeiten für sie.

Vier Tage diskutiert der Vatikan über sexuelle Gewalt

Von Donnerstag an findet im Vatikan ein großer „Missbrauchsgipfel“ statt, Papst Franziskus hat die Bischöfe der Welt nach Rom gerufen. Vier Tage lang sollen sie über sexuelle Gewalt in der Kirche diskutieren. Deshalb sind Doris Reisinger und ihre Geschichte nun so gefragt. Täglich erhält sie Medienanfragen, auch aus England, den USA, Italien. Weil sie Opfer war. Und Zeugin ist.

Beim Rückflug aus Abu Dhabi, vorletzte Woche, hat Franziskus eine bis dahin unerhörte Bemerkung gemacht.

„Es stimmt, es ist ein Problem“, sagte er da über den sexuellen Missbrauch von Nonnen

 „Ich weiß, dass Priester und Bischöfe das getan haben. Und ich glaube, es wird immer noch getan“, fügte der Papst hinzu.

„Für mich war das eine Riesen­erleichterung“, sagt Doris Reisinger. Zu hören, dass der Papst anerkannte, was seit Langem in vielen Ländern eben auch zur Kirche gehört. Doris Reisinger kämpft selbst seit Jahren dafür, dass das Leid der Frauen eben auch zum Thema wird. Sie hat zwei Bücher geschrieben, über ihre eigenen Erfahrungen, sie heißen „Nicht mehr ich“ und „Spiritueller Missbrauch“, sie hält Vorträge, auch in der Kirche, stellt sich Diskussionen. Es geht ihr um die Anerkennung des Leids. Und um Veränderung. „Die Kirche muss so aufgebaut sein, dass Menschen nicht mehr leiden“, sagt sie.

Die Frage ist aus ihrer Sicht nur, ob der Gipfel in dieser Woche ein Schritt auf dem Weg zur Veränderung wird. Oder doch eher ein Akt der Beschwichtigung. Sie ist da nicht sicher.

Ein Leben in konservativ-katholischen Musterwelten

Die Geschichte der jungen Doris Wagner erzählt von den Mechanismen, die den Missbrauch in der Kirche begünstigen. Davon, warum es so oft gelingt, ihn zu vertuschen. Sie handelt aber auch von Rettung. Und davon, was anders werden müsste.

Doris Wagner ist 19, als sie in den Orden eintritt, gleich nach dem Abitur. Es scheint ihr ein logischer Schritt. „Ich bin aufgewachsen in einer Familie, in der der Glaube an Gott noch getragen hat“, sagt sie. Sie meint das wörtlich. Der Vater ist Dreher im bayerischen Ansbach, die Familie hat sieben Kinder, oft fehlt es an Geld. Frömmigkeit wird auch in reicheren Familien zum Halt. Hier jedoch ist sie Macht und letzte Hoffnung auf Rettung zugleich. „Wenn die Waschmaschine kaputt war, hat man sich an den Tisch gesetzt und gebetet“, so beschreibt sie es.

„Das Werk“, der Orden, für den sie sich entscheidet, gehört zu den außerkirchlichen Gemeinschaften, die in jener Zeit, zu Beginn der Zweitausenderjahre, von Rom sehr gefördert werden – und bestens vernetzt sind. Joseph Ratzinger ist zu Gast, später auch sein Bruder Georg, oder der Privatsekretär des Papstes, Georg Gänswein. Was sie bei ihren Besuchen erleben, sind konservativ-katholische Musterwelten.

„Zugespitzt könnte man sagen: wie Arbeitslager“

Doris Wagner ist anfangs angetan von der scheinbaren Fröhlichkeit der Schwestern. „Die konnten sehr charmant sein.“ Doch was sie dann kennenlernt, nachdem Anfangsbegeisterung und Stolz abgeklungen sind, ist ein System der Selbstaufgabe.

Sie darf, so schildert sie es in ihrem Buch, nicht mehr mit ihren Eltern telefonieren, sie darf keine Musik hören, nicht die Bücher lesen, die sie möchte, kein Handy benutzen. Es gibt einen Schrank der verbotenen Bücher, in dem zum Beispiel die Werke des Theologen Hans Küng stehen. „Schwester Doris, das ist für Sie jetzt nicht dran“, heißt es, wenn sie sich dafür interessiert; das sei „falsche geistliche Nahrung“. Stattdessen arbeitet sie von früh bis zum Abend, schneidet Gemüse in der Küche, putzt den kleinen Fuhrpark.

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Im gegenseitigen Einvernehmen? „Der Kardinal und die Nonne“ (Liebkosung) – so vermeintlich unverfänglich betitelt Egon Schiele 1912 sein verstörendes Gemälde.

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„Zugespitzt könnte man sagen: wie Arbeitslager“, sagt Doris Reisinger heute. „In dem Moment, in dem ich wieder angefangen hätte zu denken, hätte ich nicht mehr funktioniert in diesem Klosteralltag.“ Eigenes Denken war eine Gefahr in dieser Welt.

In der Studie, die die Deutsche Bischofskonferenz 2018 veröffentlicht hat, nennen die Forscher den Klerikalismus als einen der Faktoren, die den Missbrauch begünstigen. Klerikalismus, das ist die herausgehobene Stellung der Priester, ihre unangefochtene Stellung, eine autoritäre Atmosphäre. Mehr Achtsamkeit sei nötig, schreibt die Bischofskonferenz als Konsequenz.

„Erst Monate später habe ich realisiert, was passiert ist.“

Schon zu Beginn der Zweitausenderjahre, als die Novizin Doris Wagner ins Kloster ging, hätte man es wissen können. Es gab sogar Zahlen. Wenige Jahre zuvor hatten Psychologen in den USA sexuellen Missbrauch an Ordensfrauen untersucht. 29 Prozent von 578 Nonnen gaben an, selbst missbraucht worden zu sein. Die amerikanische Ordensfrau Maura O’Donohue sammelte Berichte über Missbrauch und Vergewaltigungen in Afrika, schickte sie entsetzt nach Rom. Doch das alles drang nicht durch.

Was Doris Wagner im Jahr 2008 in ihrem Zimmer im Haus der Gemeinschaft in Rom erlebt, oder wohl eher erleidet, davon gibt es unterschiedliche Schilderungen. Die eine ist die des Paters, er beteuert gegenüber der Polizei, dass sich „die sexuellen Handlungen immer im gegenseitigen Einvernehmen“ abgespielt hätten. „Das ist auch der Eindruck, den wir gewonnen haben“, erklärt Georg Gantioler, Sprecher von „Das Werk“.

Dem entgegen steht das, was die einstige Nonne sowohl in ihrem Buch „Nicht mehr ich“ als auch gegenüber der Polizei schildert. Demnach kommt er auf ihr Zimmer, schon das eine grobe Überschreitung der Grenzen, und beginnt, sie auszuziehen. „Ich konnte nicht glauben, was der jetzt macht, ich konnte mir das nicht vorstellen“, sagt sie heute.

Sie habe ihm gesagt, er solle aufhören. Der Pater aber habe weitergemacht. „Wie gelähmt“ sei sie gewesen. Wie oft der deutlich ältere Mann zu ihr kam, wisse sie nicht mehr. Aber an „nie gekannte Schmerzen“ erinnert sie sich. Leer habe sie sich dann gefühlt, wie in einem Nebel. „Erst Monate später habe ich realisiert, was passiert ist.“

Nach ihrem Austritt aus dem Orden hat sie den Pater angezeigt. Wegen Vergewaltigung. Die Justiz in Deutschland wie in Österreich hat den Vorwurf zurückgewiesen. Die Schwester habe sich nicht gewehrt, daher habe es sich nicht um eine Vergewaltigung gehandelt.

Doris Reisinger kritisiert diese Entscheidung – weil die Justiz die Bedingungen ignoriere, unter denen Missbrauch in kirchlichen Gemeinschaften stattfindet.

Pater geht weiterhin seiner Tätigkeit nach

Schon außerhalb von Kirchen ist jeder Missbrauch schambesetzt, schweigen Opfer noch Jahre später. Wie viel mehr ist er es innerhalb eines Systems, in dem der Täter eine gottgeweihte Person ist? Der Mann, der zu Schwester Doris aufs Zimmer kam, war der Hausobere – stand also weit über ihr, der Novizin. Schon zuvor habe sie ihrer Oberin von Annäherungsversuchen des Paters berichtet – und sei von ihr zornig angewiesen worden, sie solle sich von ihm fernhalten, sie sei eine Gefahr für ihn.

Der oder die Einzelne, sie zählen in diesem System nicht viel. So hat es Doris Reisinger erlebt. „Was ein Mensch braucht, ist im Zweifelsfall egal“, sagt sie. „Hauptsache, die Lehre wird berücksichtigt.“ Und das Leiden? Das muss dann im Zweifel auch zurückstehen.

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Heute ist Doris Reisinger eine selbstbewusste und selbstbestimmte Ehefrau und Mutter. © Quelle: Maxim Abrossimow

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Doris Reisinger lebt heute im Rhein-Main-Gebiet. Sie ist verheiratet mit einem ehemaligen Mitbruder, zusammen haben sie einen kleinen Sohn. Sie arbeitet als Headhunterin, steht kurz vor der Verteidigung ihrer Promotion in Philosophie. „Es geht mir gut“, sagt sie. „Ich hatte einfach wahnsinniges Glück.“

Der Sprecher von „Das Werk“ erklärt, es habe Reformen gegeben. Der Orden sei jetzt „sensibler für die Anliegen Einzelner“. Was das genau bedeutet, erklärt er nicht. Der Pater, den Doris Reisinger beschuldigt, ist weiter bei „Das Werk“. Ein anderer Pater, Hermann G., der sie während der Beichte belästigt haben soll, hat Ende Januar sein Amt als Abteilungsleiter in der Glaubenskongregation niedergelegt. Die kirchenrechtliche Untersuchung gegen ihn läuft noch.

Dürftig findet Doris Reisinger das. Aber es geht ihr nicht um „Das Werk“, sagt sie. Es geht ihr um die Gläubigen – und die Kirche. Darum, dass sie kein Leid mehr produziert. Auch in ihrem eigenen Interesse. „Missbrauch ist nur möglich in einem Machtungleichgewicht“, sagt sie. „Deswegen muss die Kirche ihre Machtstruktur ändern.“ Demokratischer müsse sie werden. Gleichberechtigt.

Ob sich gerade wirklich etwas ändert? Es gibt widersprüchliche Zeichen. In Indien demonstrieren Nonnen gegen einen Bischof, der eine von ihnen mehrfach vergewaltigt haben soll. Aber es gibt auch den Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der in einem vom Fernsehen übertragenen Gespräch mit Doris Reisinger vor einigen Tagen sagte: „Ich glaube Ihnen.“

„Ich habe das Gefühl, dass Menschen wirklich erschüttert sind“, sagt Doris Reisinger, mit einem Anflug von Zuversicht. Wahrscheinlich ist das schon ein Fortschritt.

Von RND/Thorsten Fuchs

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Missbrauchsgipfel im Vatikan: Eine Nonne klagt an

 

Religionskritik mit „heiterer Gelassenheit“?   Leave a comment

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Der angebliche Hass des Kirchen- und Religionskritikers Karlheinz Deschner (+ 2014)

Karlheinz Deschner

Foto: © Evelyn Frerk

In Leipzig gibt es seit Beginn dieses Jahres – neben der an vielen anderen hiesigen Universitäten etablierten Religionswissenschaft – erstmals im deutschsprachigen Raum eine Professur für Religionskritik. Der Stifter Adolf Holl, namhafter „innerkirchlicher“ Kirchenkritiker, habe, so Horst Junginger, Inhaber dieser Stiftungsprofessur, „ein sehr entspanntes Verhältnis“ zur Kirche, das „auch anderen an(zu)raten“ sei. Junginger versteht Religionskritik als eine „systematische Wissenschaft“: Vor dem „Richterstuhl der menschlichen Vernunft“ im Sinne Kants könnten „weltanschauliche“ Religionskritiker, zumal mit dem „Aggressionspotential“ des „wohl profiliertesten deutschen Kirchenkritiker(s)“ Karlheinz Deschner, nicht bestehen. Kritische Anmerkungen von Gabriele Röwer zu einem Beitrag von Christian Röther für „Tag für Tag – aus Religion und Gesellschaft“ im Deutschlandfunk (DLF) am 22. Januar 2018.

Jenseits des Kirchenhasses„: Unter dieser bezeichnenden Überschrift wurde im DLF die Horst Junginger durch den Stifter Adolf Holl anvertraute Professur für Religionskritik in Leipzig angekündigt. Das weist tendenziös voraus auf den im Beitrag des Religionswissenschaftlers Christian Röther für die Religionskritik im 20. Jahrhundert allein genannten Autor der Kriminalgeschichte des Christentums (Abk. KdC), Karlheinz Deschner (1924-2014). Dessen – angeblich! – biographisch fundierter („Verarbeitung der eigenen Lebenserfahrungen“) – angeblicher! – „Hass“ gegenüber der katholischen Kirche (wieder und wieder von seinen Gegnern kolportierte Vorurteile!) habe, wie auch die „weltanschauliche Religionskritik“ von der Antike (etwa Xenophanes) bis in die Neuzeit (genannt werden pars pro toto Marx, Feuerbach, Nietzsche), in der von Junginger angestrebten „systematischen Auseinandersetzung mit der Religion“ keinen Platz. Denn „diese Art von Kritik“ greife „Religionen scharf an“, wolle „sie teils sogar abschaffen“. „Systematische Religionskritik“ hingegen solle sich wie bei Adolf Holl (wegen innerkirchlicher Kritik vom Priesteramt suspendierter Theologe) „mit einer heiteren Mine (sic!) ihren Gegenständen nähern“.

Ein Lehrstuhl für Religionskritik erstmals in Deutschland? Anfängliche Spannung weicht leider bald – wegen fehlender bis allzu verengender Definitionen sowie Verfälschungen des Impetus von Karlheinz Deschners Lebenswerk – Enttäuschung und Skepsis, das vermissend, was ich sonst an dieser Magazinsendung des DLF zumeist schätze: „… dass Themenkomplexe intensiv aufbereitet und Hintergründe dargestellt werden“ (zitiert nach Rundfunk evangelisch.de; Katholische Hörfunkarbeit). Wer von Karlheinz Deschner kaum belegbare Kenntnis hat, sollte dessen Leistung nicht in einem wenige Zeilen umfassenden Rundumschlag desavouieren, noch dazu in einem so prominenten Rahmen wie dem des DLF. Der Klarstellung gravierender Fehlbehauptungen über Deschner ist der zweite Hauptteil (Abschnitt 4) der folgenden kritischen Anmerkungen zu diesem DLF-Beitrag gewidmet.

1. Was bedeutet „systematische“ (=wissenschaftliche) im Kontrast zu „weltanschaulicher“ Religionskritik?

Diese Kontrastierung bleibt leider ohne jede Konkretion (ist doch alles Schreiben, auch das „wissenschaftliche“, von der „Weltanschauung“ der Autoren mitbestimmt, zumal das von kirchenfreundlichen Religionskritikern) – Jungingers Berufung auf Kants Kritizismus ausgenommen. Für Kant jedoch, dessen Schriften, neben jenen Schopenhauers und Nietzsches, bereits in den Schul- und Studienjahren zur geistigen Loslösung Deschners vom Christentum führten und auf den sich auch Jungingers „systematische“ Kritik beruft, gibt es in der Kritik der theoretischen Vernunft (1781) Erkenntnis nur „innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ – ein Fanal für die geistige Revolution im Vorfeld von 1789 mit Absage an alle metaphysischen Glaubenssätze. Erst die Kritik der praktischen Vernunft (1788) öffnete diesen mit ihren Postulaten von „Gott, Freiheit, Unsterblichkeit“ die Pforten (vgl. hierzu – „Glaubensbedürfnis des alten Lampe“ – unübertroffen decouvrierend Heinrich Heines Zur Geschichte der Religion und Philosophie, 3. Buch).

Vor dem Hintergrund von Kants erster Kritik ist indes, gelinde gesagt, zu bezweifeln, dass nur – und ausgerechnet – Menschen mit einem von Junginger angeratenen „sehr entspannten Verhältnis zur Kirche“ einer „systematischen“ = wissenschaftlichen Religionskritik fähig sind. Andere nicht? Etwa die säkulare GBS (Giordano-Bruno-Stiftung zur Förderung eines evolutionären Humanismus)? Ihre Anfänge vor etwa 25 Jahren gehen laut Aussage ihres Stifters Herbert Steffen auf Karlheinz Deschners historisch-kritische Analyse der Glaubensgrundlagen des Christentums von 1962 in Abermals krähte der Hahn zurück, eine Auswertung der wissenschaftlichen Ergebnisse der modernen Theologie beider Konfessionen. Der wissenschaftliche Beirat der GBS versammelt etliche der (im Sinne von Kants Kritik 1781) besten Köpfe nicht nur unseres Landes. Mit Beiräten wie dem in Ägypten verfolgten islamkritischen Historiker und Autor Hamed Abdel-Samad und durch Mitinitiierung des Zentralrates der Ex-Muslime sowie der „säkularen Flüchtlingshilfe“ bezieht die GBS in ihr wissenschaftliches und ethisches Engagement die Förderung von Aufklärung und Humanismus auch in nichtchristlichen Kulturkreisen ein. Die von der GBS mitbegründete fowid (Forschungsgruppe Weltanschauung in Deutschland) trägt durch wissenschaftlich erfassbare Informationen wesentlich zu einer von Junginger geforderten seriösen Kritik auch von Religion und Kirche hierzulande bei, indes durchaus nicht in einem von ihm dafür angeratenen „entspannten Verhältnis“ zu jener.

2. Kritik der „Religion“: Welche der vielen Bedeutungen von „Religion“ ist gemeint?

Der Sammelbegriff „Religion“ umfasst bekanntlich, was im DLF-Beitrag nicht einmal angedeutet wird, eine Unzahl von Fragen nach dem, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, ebenso eine Unzahl von Versuchen einer Antwort, mit jeweils unterschiedlichen ethischen Konsequenzen. Am Beispiel Karlheinz Deschners wird zudem deutlich, was in dessen (wie zu zeigen ist: fälschlicher!) Herabwürdigung als „Kirchenhasser“ ebenfalls übersehen wird, dass auch Agnostiker, welche institutionalisierte (zumal Offenbarungs-)Religionen wie das Christentum scharf kritisieren, sich ohne jedes metaphysische Hintertürchen „religiös“ nennen können: mit Goethe das Erforschliche zu erforschen trachtend und über das Unerforschliche schweigend. Und zwar im Sinne von „religio“, dem Bewusstsein einer Verbundenheit „mit allem, was ist, einbezogen … in den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen.“ (Beiheft zu Band 9 der KdC, S. 19). In seinem großen Essay von 1977 Warum ich Agnostiker bin (S. 135) heißt es dazu: „Wer nicht an Gott glaubt – einst ein scheiterhaufenreifes Verbrechen – kann dennoch ‚religiös‘ sein, nennt man so das Bewußtsein schon der Abhängigkeit von oder der Zugehörigkeit zu Gesellschaft, Natur, Kosmos….“ (Neuauflage dieser und anderer Schriften Deschners zur Philosophie und Religion – z.B. Ich brauche kein Gottesbild oder Was ich denke – demnächst in der verdienstvollen Alibri-Reihe „Deschner-Edition“). So bewegt denn diesen Autor, mit Richard Dawkins, britischer Evolutionstheoretiker und Religionskritiker, 2007 erster Träger des 2004 durch die GBS gestifteten Deschner-Preises, „wie fast nichts sonst“ dessen Bekenntnis, „dieser so traurig anrührende, in das Weltall hinausgestreute Zweifel: ‚Kann sein, dass wir die Musik des Universums nie verstehen werden.'“ Agnostiker, eine Variante des „homo religiosus“? Von den Herren Junginger und Röther kein Wort auch hierzu – es passt nicht in ihr tendenziös gefärbtes Bild Deschners.

3. Religionskritik: Welche ihrer vielen Varianten sind „wissenschaftlich“ in Ergänzung der von Horst Junginger „mit einer heiteren Miene“ vertretenen „systematischen“ Religionskritik?

Den instruktiven Eintrag „Religionskritik“ bei Wikipedia, worin auch die umfangreiche Phalanx namhafter agnostischer und atheistischer Religionskritiker von der Antike bis in die Gegenwart vorgestellt wird, Karlheinz Deschners KdC inbegriffen, eröffnet der Versuch einer Definition durch den Sozialphilosophen Günter Rohrmoser: „Religionskritik stellt Religiosität und Religionen, ihre Glaubensaussagen, Konzepte, Institutionen und Erscheinungsformen rational beziehungsweise moralisch-ethisch in Frage. Sie begleitet die Religionen durch ihre ganze Geschichte.“ Meine Kursivsetzungen verweisen auf die, im Folgenden nur ansatzweise konkretisierbare, Präsenz des Bezeichneten im gesamten kirchenkritischen Werk Deschners, das, so in diesem Eintrag von Wikipedia, „die inhumanen Wirkungen kirchlicher Machtpolitik und Heuchelei von Christen aller Epochen bis hin zum Klerikalfaschismus“ aufdeckt.

Horst Junginger hingegen suggeriert, in Unkenntnis der Fakten, mit seinem Deschner-Bild einen aus der „eigenen Lebenserfahrung“ resultierenden, angeblich von Deschner selbst „explizit“ bestätigten „Hass gegenüber der katholischen Kirche“, der seine aggressive Religionskritik leite. Dadurch sei er als „Vorbild für wissenschaftliche Religionskritik“ nicht geeignet.

4. Einspruch gegen Horst Junginger

Deschners Religions- und Kirchenkritik: wissenschaftlich fundiert und ethisch motiviert

Schon Jahre vor der (trotz Georg Denzlers Infragestellung der nachweislichen) Exkommunikation Deschners wegen seiner 1951 zivilrechtlich geschlossenen Ehe mit einer geschiedenen Frau, löste er sich als Schüler und Student durch die gründliche Lektüre von Kant, Schopenhauer (dessen das Tier einbeziehende Mitleids-Ethik für Deschner wegweisend wurde) und Nietzsche geistig vom Christentum. Seine dort vertiefte Skepsis gegenüber jeglichen sakrosankten Setzungen spiegelt sich bereits in den frühen, vielbeachteten Romanen (vor allem Die Nacht steht um mein Haus, 1956) wie in der fulminanten literaturkritischen Streitschrift Kitsch, Konvention und Kunst von 1957, durch die „eine ganze Generation lesen lernte“ (Günter Maschke).

Wer ein Werk wie das von Karlheinz Deschner pauschal auf erlittenen Groll über eine Exkommunikation zurückführt, „gipfelnd“ gar in der KdC (35 Jahre später!), verkennt mit einer solchen Psychologisierung die Kraft des Denkens, den Drang zur möglichst illusionsfreien Wahrhaftigkeit in einem schon früh erstaunlich autonomen Menschen. Am Ende schreibt er: „Lieber möchte ich in tausend Zweifeln sterben als um den Preis der Lüge in der Euphorie.“

Emotionale Befreiung vom heimischen Traditionskatholizismus durch das epochale Werk Abermals krähte der Hahn (1962)

Emotional losgelöst vom Traditionskatholizismus seiner Steigerwälder Heimat, so Deschner, habe er sich erst durch sein 1962 erschienenes Werk mit dem bezeichnenden Titel „Abermals krähte der Hahn – Eine kritische Kirchengeschichte von den Anfängen bis zu Pius XII“ (Abk. „Hahn“; vielfach, auch von Alibri 2015 in der Reihe „Deschner-Edition“, neu aufgelegt, seit 1972 mit dem Untertitel Eine Demaskierung des Christentums von den Evangelisten bis zu den Faschisten). Dieses Werk, geschrieben, um sich selbst Klarheit zu schaffen, bewirkte weithin Aufklärung über bisher gut gehütetes theologisches Insider-Wissen, mit bahnbrechender Wirkung auch auf nachfolgende Kirchenkritiker wie etwa, einige Jahre später, Joachim Kahl, den damaligen geistigen Weggefährten. Es löste die erste große Welle von Kirchenaustritten in Deutschland aus, machte es doch erstmals, so der Göttinger Theologe Julius Groos, „die Masse der Gebildeten mit den Ergebnissen der modernen Forschung über das Christentum bekannt.“ Groos‘ Hoffnung: „Was unseren gelehrten Büchern versagt bleiben wird, Ihrem Werk dürfte es gelingen…“

Durch seine universitären Studien wissenschaftlich versiert, wertete Deschner die Ergebnisse der historisch-kritischen Entmythologisierungs-Forschung zumeist evangelischer, auch katholischer Theologen im Umkreis der Bultmann-Schule akribisch aus und widmete nahezu zwei Drittel seines umfangreichen Werks den vor- und außerchristlichen, zumal jüdischen und hellenistischen Ursprüngen des christlichen Glaubens sowie ihrer biblischen und, wie etwa im Trinitätsstreit des 4. Jahrhundertes, nicht selten gewaltsam herbeigezwungenen dogmatischen Verankerung. Damit ist der Hahn für viele sein wichtigstes, weil die frag-würdige Herkunft und Entstehung des Christentums aufzeigendes, kirchenkritisches Werk – von Junginger und Röther leider (warum?) ignoriert. Deschners gut untermauertes Fazit gibt ein Aphorismus der späteren Jahre wieder, dem Resümee Albert Schweitzers zu dessen Geschichte der Leben-Jesu-Forschung nicht fern: „Vom periphersten Brauch bis zum zentralsten Dogma, vom Weihnachtsfest zur Himmelfahrt: lauter Plagiate.“ Auch später verdeutlichte er, wie im Hahn, neben der ethischen immer auch die dogmatische Problematik des Christentums (ausführlich in Der gefälschte Glaube – Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe, 1988/1992, und in Bd. III der KdC, 1990).

Im letzten Drittel des Hahn werden – unter dem seither Deschners gesamtes kirchenkritisches Schaffen bis zur zehnbändigen KdC leitenden Motto „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ – der urchristlich überlieferten Ethik einige der dunkelsten, nicht nur damals weithin verborgenen Seiten der Kirchengeschichte gegenübergestellt („Die soziale Frage“, „Das Verhältnis zur Toleranz“ gegenüber Juden, Heiden, „Ketzern“, Hexen und „Die Stellung zum Krieg“ – von der Alten Kirche bis zur Kooperation kirchlicher Potentaten, zumal im Vatikan, mit dem europäischen Faschismus; ausführlich in Mit Gott und den Faschisten, 1965, Ein Jahrhundert Heilsgeschichte, 1982/83 – der inoffiziell 11. Band der Kriminalgeschichte des Christentums (1986-2013; durch ein Kapitel von Michael Schmidt-Salomon aktualisierte Neuauflage bei Alibri 2013 Die Politik der Päpste…).

„Abermals krähte der Hahn?“ Die permanente Pervertierung der jahrhundertelang propagierten Ideale einer Liebesreligion, voran Armut und Friedfertigkeit, von Anbeginn aufs Ungeheuerlichste ins krasse Gegenteil – schamloser Luxus und blutige Gewalt gegen Andersdenkende, gegen Konkurrenten um die Macht – durch selbsternannte Stellvertreter „Gottes“ bzw. „Christi“ auf Erden, ihre fast zwei Jahrtausende währende, auch von Goethe (mit dessen Gedanken über das Christentum Deschner den „Hahn“ enden lässt) angeklagte „Heuchelei im Heiligenschein“, ihr Verrat dessen, auf den sie sich stets feierlichst beriefen, gab diesem Buch, in Anspielung auf Mk 14, 39.72, den Titel.

Jene Theologen, aus deren reichem Fundus Deschner durchweg schöpfte (gewissenhaft im Umgang mit den Fakten, belegt im ausführlichen Anmerkungsteil mit Quellenangaben zu über 4000 Textstellen wie auch im über 700 Titel umfassenden Literaturverzeichnis), zollten Deschner, dem Außenseiter ohne Mitarbeiterstab und ohne finanzielle Sicherung, große Anerkennung für dieses Werk (siehe deschner.info), darunter Fritz Blanke, Richard Völkl, Martin Werner – der Göttinger Neutestamentler Hans Conzelmann steht für viele: „Deschner hat sich informiert und er wird sich auf nichts einlassen als Information.“

Ethisch begründete Einseitigkeit von Deschner Kirchenkritik

Andere jedoch monierten wie für die kirchenkritischen Teile im Hahn, so vor allem für sein Hauptwerk KdC die einseitige, von Mit-Leid getragene Parteinahme Deschners für die Opfer klerikaler Potentaten, das widerspreche einer Wissenschaft „sine ira et studio“. Wohl niemals aber wurde diese Einseitigkeit, gerichtet auf die Politik bestimmenden Leitlinien geistlicher und weltlicher Macht und ihre horrenden Auswirkungen, überzeugender legitimiert als durch Hans Wollschläger (Literat und Übersetzer, 1935-2007) in seiner mehrfach publizierten Besprechung des 5. Bandes der KdC am 10.8.1997 im Deutschlandfunk: „Deschner schreibt nicht einfach Kirchengeschichte, etwas Spezielles also, beliebig, sogar kulturgeschichtlich zu Sonderndes; er schreibt als Kirchengeschichte die ganze Geschichte neu – und gibt sie in eben dieser Identität als die Kriminalgeschichte zu erkennen, die sie war. Das geht der gesamten Vertuschungs-Historiographie mitten ins Gesicht, und nur folgerichtig geschieht es mit allen dort verpönten Mitteln: urteilend, wertend – nämlich ‚moralisch‘ wertend, nämlich aus der Sicht der Opfer urteilend, die das alles erdulden mußten: eine Greuel-Chronik ohne Wenn und Aber. ‚Differenzierung‘ verlangt da habituell die Zunft-Kritik, um aus dem Blutsumpf in irgend eine ‚Idee‘ abheben zu können; nichtsda: sie brächte, aus der Nähe der Erduldenden gesehen, keine Differenz. Diese Nähe, an der er unerbittlich festhält, ist Deschners Prinzip – und seine ihm nicht entreißbare Legitimation.“

Deschners kirchenkritisches Movens: nicht „Hass“, sondern sachlich begründete „Feindschaft“

Nirgends aber – und das bezeuge ich als freundschaftlich-kritische Begleiterin des Werks von Karlheinz Deschner über 40 Jahre hin – sagte dieser „explizit“, wie Junginger gar ein Zitat suggeriert, er schreibe „aus Hass gegenüber der katholischen Kirche“. Unterstellt wurde ihm „Hass“ von Kritikern wie dem Theologen Manfred Lütz. Der Untertitel Die haßerfüllten Augen des Herrn Deschner des von Ricarda Hinz mit Unterstützung von Jacques Tilly 1998 erstellten Videofilmes Karlheinz Deschners „Kriminalgeschichte des Christentums“ im Kreuzfeuer  verweist mit seiner ironischen Färbung auf den Kontrast der Interview-Aussage von Lütz zu dem im Foto gespiegelten Menschen Deschner „zwischen Melancholie und Revolte“ (so sein Rowohlt-Lektor Hermann Gieselbusch) – nach Willi Winker in einem preisgekrönten Porträt Deschners zum Abschluss der KdC 2013 „der sanftmütigste Mensch, den sich eine Kinderbibel malen könnte“.

In der ausführlichen Einleitung zu seinem Hauptwerk „Über die Methode, das Objektivitätsproblem und die Problematik aller Geschichtsschreibung“ stellt er klar: „Ich schreibe aus Feindschaft. Die Geschichte derer, die ich beschreibe, hat mich zu ihrem Feind gemacht.“ Von Anfang an bis hin zur Kriminalgeschichte des Christentums – 1970, 20 Jahre nach (!) Deschners Exkommunikation, zusammen mit Hermann Gieselbusch (1937-2018) konzipiert und vom 1. bis zum 10. Band (1986-2013) unermüdlich vorangetrieben, von Herbert Steffen, Gründer der GBS, seit den 1990er Jahren dankenswert gefördert – leitet Deschners Schreiben also nicht „Hass“ (ein von Junginger unterstellter biografisch bedingter Affekt), sondern, Ergebnis umfangreicher Studien, sachlich begründete „Feindschaft“ gegenüber jenen, zumal klerikalen, zumeist kurialen Herren, die „im Namen des Herrn“ prassten und mordeten – eine Blutspur ohnegleichen durch zwei Jahrtausende. Die vehemente und konsequente Parteinahme für die Millionen und Abermillionen Opfer, die dabei auf der Strecke blieben, leitet somit ein ethisches Motiv, das jeglicher Religionskritik, statt des von Junginger unterschiedslos empfohlenen „entspannten Verhältnisses zur Kirche“, „anzuraten“ wäre. Dieses Motiv kündigt sich, wie gezeigt, bereits im Titel seines kirchenkritischen Erstlings – „Abermals krähte der Hahn“ – an.

Mit Blick auf Kritiker, die ihm Verengung seiner Perspektive oder Fehler vorwerfen werden, fügt er in der oben genannten Einleitung zum Hauptwerk hinzu: „Und nicht, weil ich nicht, was auch wahr ist, geschrieben habe, bin ich widerlegt. Widerlegt bin ich nur, wenn falsch ist, was ich schrieb.“ Zu widerlegen versuchte man 1992 während eines Symposiums „Karlheinz Deschners Kirchengeschichte auf dem Prüfstand“ in der Katholischen Akademie Schwerte die Bände I und II der KdC – letztlich vergeblich, bis auf Ungenauigkeiten in Details (kaum je ganz vermeidbar). Ja, Professor Hans. R. Seeliger, Initiator der Tagung, würdigte den „ethischen Rigorismus“ Deschners, allerdings konträr zu dessen Intention als „Partner der Kirchenreform“: „Die Kritik Deschners weist auf ein Problem hin, das längst zum Fundamentalproblem der Kirche und Theologie geworden ist: auf das Glaubwürdigkeitsproblem.“

Auch Adolf Holl, Stifter der ersten Professur für Religionskritik in Leipzig, merkte in seiner Autobiographie von 1992 an: „Wie furchtbar der Glaubenseifer sein kann, ist in der ‚Kriminalgeschichte des Christentums‘ nachzulesen. Nach der Lektüre wirken all die Päpste, Kardinäle, Bischöfe und Äbte, Theologen, Nonnen, Mönche und Priester von den ersten Anfängen der Kirche bis in die katholische Gegenwart wie eine Bande von Gangstern, deren verbrecherische Machenschaften sich hinter Weihrauchwolken verbergen.“

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Religionskritik mit „heiterer Gelassenheit“?

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 43)   Leave a comment

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Rebloggt von Religions- und Bibelkritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Andere inzwischen schon bekannte Strategien sind die Verunklarung durch Anhebung sehr konkreter biblischer Aussagen auf ein relativ hohes und damit vages Abstraktionsniveau, eine gerade angesichts provokativer Sachverhalte häufig sehr unbestimmt vieldeutige Sprache, deren mangelnde Präzision nicht selten durch emotionalisierend hymnische Diktion ersetzt wird und so geeignet erscheint, anstelle kritischen Denkens unkritisch-erbauliche Emotionalität zu erzeugen.

Eine besondere Rolle spielt dabei die teilweise Ausschaltung kritisch-klaren Denkens durch emotional getönte Appelle an sehr verbreitete und sehr positiv bewertete Gefühle der Solidarität mit Leidenden und Unterdrückten, so auch mit dem leidenden Christus bei der «Bewältigung» des provokativen Sühnetods Jesu am Kreuz («ein solidarischer Gott», der andererseits den Kreuzestod ausdrücklich gewollt und zugelassen hat).

Die Trennung von biblischem Weltbild und biblischer «Botschaft» soll den (verbreiteten) Eindruck erwecken, die kritischen Punkte einer heutigen Bibelauslegung lägen nur in der Frage der damaligen biblischen Natur- und Weltinterpretation und nicht vielmehr gerade im Kern der religiös-ethischen Botschaft, ihrer expliziten und impliziten (partiellen) Inhumanität.

Wo es gar nicht anders zu gehen scheint, scheut Küng auch nicht davor zurück, durch (fast an Orwell erinnernde) Umetikettierung in das jeweilige Gegenteil («Zorn, Abscheu, Rache: die andere Seite seiner Liebe») oder Morgensternsches Abwehrdenken (daß nicht sein kann, was nicht sein darf) die Situation doch noch rettbar erscheinen zu lassen.

Ich weiß, dies alles wird man wieder als «rationalistisch» (oder durch ähnliche Etikettierungen), ein ebenso schwammiges und gerade deshalb in Deutschland beliebtes Etikett, abzuwehren, zu «erledigen» versuchen; wobei, gewollt oder ungewollt, auf die Nichtunterscheidung des vielen, das die menschliche Ratio übersteigt, was sie nicht fassen kann (z.B.die Welt und ihre Sinninterpretation als Ganzes, die menschliche Motivationsstruktur als Ganzes und viele andere noch nicht oder prinzipiell vielleicht nie transparent zu machende hochkomplexe Erscheinungen dieser sich zugleich überwältigend großartig und düster-tragisch darstellenden Welt) und dessen, was vor der menschlichen Ratio und entwickelteren ethischen Standards nicht bestehen kann, sie unterschreitet (archaisch-inhumane Deutungs- und Moralsysteme wie weitgehend das biblische), spekuliert wird.

Der (naive) «Rationalist», der heute noch behauptet, alles erklären zu können (und der selbst bei so verdienten Forschern wie Schmidtchen, 1979, bei wissenschaftlichen Umfragen immer noch herumspukt!), ist längst zu einem jener ebenfalls gerade in Deutschland nicht seltenen und beliebten «Pappkameraden» geworden, auf die man einschlägt, weil man sich vor dem reflektierten, (selbst)kritischen Rationalisten fürchtet, dessen Maßstäbe von Rationalität und Humanität man keineswegs über-, sondern unterschreitet, ihnen noch nicht einmal gerecht wird: ein Denkfehler, eine unsaubere apologetische Strategie, auf die auch (Natur-)Wissenschaftler und viele Angehörige des Bildungsbürgertums ziemlich kritiklos in erstaunlich großer Zahl hereinfallen.

Fortsetzung folgt …….

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 43)

Vorwurf Volksverhetzung: Haftbefehl gegen neu gewählten AfD-Mann   Leave a comment

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Von br.de

Daniel Halemba hat bereits von sich reden gemacht – unter anderem, weil er mit 22 Jahren der jüngste Abgeordnete im neuen Bayerischen Landtag werden soll. Aber auch, weil gegen ihn ermittelt wird. Mittlerweile gibt es einen Haftbefehl.

Als jüngster Abgeordneter sollte er in den neuen Bayerischen Landtag einziehen: Daniel Halemba, 22 Jahre alt. Dabei hat der junge Mann aus dem Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld bereits ein Problem mit der Justiz. Seit Wochen ist er im Visier der Staatsanwaltschaft, unter anderem wegen mutmaßlicher Volksverhetzung.

Die Ermittlungen haben jetzt zu einem Haftbefehl geführt, wie die Würzburger Staatsanwaltschaft dem BR bestätigte. Halembas Festnahme stehe „unmittelbar bevor“, allerdings sei er „derzeit nicht greifbar“. Immunität genießt der junge AfD-Mann als designierter Abgeordneter noch nicht. Diese gelte für sogenannte Altfälle ohnehin nicht, sagt ein Sprecher der Würzburger Staatsanwaltschaft. Ob der Haftbefehl gegen ihn vor der konstituierenden Sitzung des Landtags am kommenden Montag vollstreckt wird, ist laut der Strafverfolgungsbehörde noch unklar.

Mitglied in Burschenschaft „Teutonia Prag“ in Würzburg

Zum Hintergrund: Daniel Halemba gehört der umstrittenen Burschenschaft „Teutonia Prag“ in Würzburg an. Dort führte die Polizei Mitte September eine Razzia durch – und stieß in dem Anwesen auf allerhand Beweismittel. Gegen Halemba, der bei der Durchsuchung anwesend war, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet: wegen möglicher Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen und wegen möglicher Volksverhetzung.

Auch Nachbarn sollen sich wiederholt an die Polizei gewandt haben, nachdem bei abendlichen Feiern der Burschenschaft „Sieg Heil“-Rufe zu hören gewesen seien. „Unzutreffend, absurd und leicht durchschaubar“ – so äußerte sich der junge AfD-Mann selbst vor gut zwei Wochen gegenüber BR24 zu den Vorwürfen. Die Hausdurchsuchung sei willkürlich erfolgt – mit dem Ziel, der AfD und seiner Kandidatur zu schaden. Belastendes Material gegen ihn gebe es nicht, so Halemba.

Ebner-Steiner: „Fadenscheinige Begründung“

Die Landtagsfraktion der AfD hat am Freitagabend bestätigt, dass Haftbefehl gegen einen ihrer Landtagsabgeordneten erlassen worden sei. Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner nannte allerdings weder Namen noch Details.

Dafür äußerte sie scharfe Kritik am Vorgehen der Justiz: Der Vorgang sei ein „Armutszeugnis für unsere Demokratie“, so Ebner-Steiner. Drei Tage vor der konstituierenden Sitzung des Parlaments solle ein Abgeordneter jetzt „aufgrund einer fadenscheinigen Begründung eingesperrt werden“.

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Vorwurf Volksverhetzung: Haftbefehl gegen neu gewählten AfD-Mann

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AfD in Bayern Radikal rechtsaußen

Die AfD hofft bei der Landtagswahl in Bayern auf deutliche Zugewinne. Mit Katrin Ebner-Steiner und Martin Böhm schickt sie zwei Rechtsaußen in den Wahlkampf. Vom Wahlprogramm der Partei halten beide offenbar wenig.

Eine Analyse von Johannes Reichart, BR

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Sie ist 45 Jahre und aus Deggendorf in Niederbayern, er 59 Jahre und aus Coburg in Oberfranken. Katrin Ebner-Steiner und Martin Böhm – zum ersten Mal tritt die bayerische AfD mit einem Spitzenduo an. Bei der Vorstellung der beiden vor den Medien wirkte die Kulisse wie eine Reise in die Vergangenheit: ein nostalgischer Frühstücksraum eines kleinen Münchner Hotels. Unter einem gläsernen Kronleuchter und neben einer alten Nähmaschine stellte die bayerische AfD Ende Juli Kandidaten und Programm für die Landtagswahl vor.

Radikale Sprüche, die verfangen sollen

Beide zeigten beim Vorstellungstermin schnell, was sie vom eigenen Wahlprogramm halten: nicht viel. Ebner-Steiner umriss mit scharfen Tönen ihre Vorstellung einer resoluten Migrationspolitik. Alle abgelehnten Asylbewerber sollten binnen eines halben Jahres aus Bayern hinausgeworfen werden. Böhm forderte getrennte Grundschulklassen zwischen Muttersprachlern und Kindern mit Sprachproblemen. Beide Positionen sind im Wahlprogramm der AfD nicht zu finden.

Um rhetorische Grenzen scheren sich die zwei eher weniger. Bei einem Wahlkampfauftritt in München ließ Ebner-Steiner ihrer Abneigung gegen Migranten freien Lauf: Die Spitzenkandidatin bezeichnet Flüchtlinge als „Asylforderer“, die nur nach Deutschland kämen, um monatliche Geldleistungen, Wohnungen, Krankenversicherung und Kabelfernsehen für „Null eigene Leistung“ zu erhalten. „Es kommen keine Facharbeiter, sondern ein Heer von Habe- und Taugenichtsen“, rief Ebner-Steiner wütend ins Mikro. Der Saal grölt.

Auch in der Wahlarena des BR ruft Ebner-Steiner eine härtere Gangart gegen Migranten als Lösung aller Probleme aus: In Bayerns Schulen sinke das Bildungsniveau, weil immer weniger Deutsch gesprochen werde; wenn Ausreisepflichtige konsequent abgeschoben würden, gäbe es freie Wohnungen; und mit eingespartem Geld bei Migranten könne man Krankenhäuser und Pflege im Freistaat finanziell besser ausstatten. Keine Migration, keine Probleme – so das Mantra von Ebner-Steiner.

[…]

Beide AfD-Kandidaten kommen aus dem völkisch-nationalen Lager rund um den rechtsextremen AfD-Politiker Björn Höcke aus Thüringen. Mehr noch: Beide pflegen eine enge Beziehung zu Höcke. Böhm nennt Höcke nur „Björn“, Ebner-Steiner fuhr mit dem Thüringer Parteichef schon in den gemeinsamen Wanderurlaub.

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/landtagswahl-bayern-afd-100.html

 

Mutige Tierärztin wird mit Jara-Courage-Preis ausgezeichnet   Leave a comment

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Von Ärzte gegen Tierversuche

In einem feierlichen Rahmen überreichte der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) am 20. Oktober 2023 in Stuttgart erstmals seinen neu ins Leben gerufenen Jara-Courage-Preis. Preisträgerin ist die Veterinärpathologin Dr. Christine Süß-Dombrowski, die ÄgT für ihren Mut auszeichnet, schlimmste Missstände in der Affenhirnforschung öffentlich zu erläutern.

Die seinerzeit am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) für den Fall des Affen Jara federführende Fachtierärztin für Pathologie Dr. Christine Süß-Dombrowski und ihr Team hatten 2009 in ihren Untersuchungen toter Affen aus dem Tübinger Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik (MPI) schwerstes Leid dokumentiert. Mit ihrem Mut, Strafanzeige zu erstatten und sich öffentlich darüber zu äußern, hat sie nach Überzeugung von ÄgT maßgeblich dazu beigetragen, dass insbesondere das unvorstellbare Leid des Affen Jara bundesweit in den Fokus gerückt ist.

Dokumentiert sind rund 20 Bohrlöcher im Schädelknochen, dazu korrespondierend Stichverletzungen im Gehirn mit dazugehörigen Entzündungsherden, die zu schwersten Schmerzen führen. Bei Jara wurden zudem die beiden Kaumuskeln durchtrennt und dadurch lahmgelegt. Den Affen Jara wollten die Experimentatoren lediglich „in eine mehrmonatige Urlaubs- und Regenerationsphase“ schicken. Die Sektion ergab als Todesursache: „chronisch schweres Schädel-Hirntrauma, neurogener Schock unter anzunehmenden schwersten Schmerzen“.

In Gesprächen mit den zuständigen Behörden ist Dr. Christine Süß-Dombrowski eigenen Aussagen zufolge nicht weitergekommen. Vielmehr hielten die Entscheidungsträger, darunter das Regierungspräsidium Tübingen und das baden-württembergische Ministerium für Ländlichen Raum den Sektionsbericht 13 Jahre lang unter Verschluss. Die Staatsanwaltschaft stellte die Anzeige trotz der amtlichen Beweise für das schwerste Leid ein. Im Sommer 2022 erlangte ÄgT Kenntnis von der Dokumentation und machte den „Fall Jara“ öffentlich. Mit der Ausstrahlung in der ZDF-Sendung Frontal am 25. Oktober 2022 wurde der Skandal in ganz Deutschland und darüber hinaus bekannt.

Die Preisverleihung war umrahmt von Worten von Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Leiterin der Jara-Kampagne, und Geschäftsführer Claus Kronaus, der überdies die hoch anerkennenden Zeilen von Dr. Andreas Ganz, Vorsitzender von ÄgT, verlas. Die Preisträgerin Dr. Christine Süß-Dombrowski zeigte sich tief berührt, eine solche Auszeichnung und Wertschätzung von ÄgT zu erhalten.

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Mutige Tierärztin wird mit Jara-Courage-Preis ausgezeichnet

 

Knockoutmäuse: Diesen Mäusen wird Krebs angezüchtet   Leave a comment

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Symbolbild

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Lernen Sie p53 kennen, eine der sogenannten Knockoutmäuse, die für grausame und sinnlose Tierversuche in der Krebsforschung genetisch verändert werden.

Die Geschichte von Maus p53

Meine Mama hat mich Lini genannt. Ich mag meinen Namen – er hilft mir, mich daran zu erinnern, dass ich jemand bin und nicht irgendetwas.

Ich bin eine p53-defiziente Maus, was bedeutet, dass ich gezüchtet wurde, um eine Veranlagung für Krebs zu haben. In Mäusen, bei denen das p53-Gen nicht ausgeschaltet wurde, kontrolliert es das Zellwachstum und verhindert, dass sich Tumore bilden. Mäuse wie ich neigen daher dazu, im Alter von sechs Monaten Tumore zu entwickeln.

Man könnte sagen, dass meine Zukunft schon lange vor meiner Zeugung entschieden war. Das klingt vielleicht wie etwas aus einem gruseligen Science-Fiction-Film, aber es ist mir wirklich passiert. Es passiert Hunderten von Millionen von uns.

Experimentator:innen spielen Dr. Frankenstein, indem sie unsere Gene manipulieren. Zunächst töten sie schwangere Mäuse, indem sie ihr Rückenmark vom Gehirn trennen. Dann stehlen sie ihre Eizellen und injizieren fremde DNA in sie. Schließlich pflanzen sie diese befruchteten Eizellen in andere Mäuse. Es schaudert mich, wenn ich daran denke, dass meine Mama und andere wie sie auf diese Weise misshandelt werden.

Hier sind einige Dinge, zu denen Mäuse (wie ich), die nach dieser gewaltsamen Prozedur geboren werden, gezüchtet werden:

  • krebsartige Tumore

  • erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle

  • Muskeldegeneration und Lähmungen

  • Fettleibigkeit

  • Suchtkrankheiten

  • Depressionen, Angstzustände und Furcht

Es ist ziemlich klar, dass diejenigen, die uns Mäusen diese schrecklichen Dinge antun, uns nicht als Lebewesen mit Gefühlen und Familien sehen. Das Jackson Laboratory, in dem meine Mama geschwängert und ich geboren wurde, rühmt sich damit, dass es die „größte Vielfalt an Inzucht-, Hybrid- und Mutantenmäusen in der Industrie“ produziert. Mutanten. Genau das sind wir für sie.

Meine Mama lebte in einem winzigen Käfig mit einem Metalldach und Plastikwänden. Wir Mäuse sind nachtaktiv, aber das Licht, die Geräusche und die ständige Aktivität im Labor hielten sie Tag für Tag wach. Sie hatte keinen Zufluchtsort, kein Plätzchen zum Verstecken. In der engen Kiste konnte sie nicht springen, klettern oder andere Dinge tun, die Mäuse glücklich machen. Es war ein freudloses Dasein.

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Ich war eines von neun Kindern, aber nur zwei von uns haben überlebt. Fünf meiner Geschwister starben.

Mein Bruder und ich blieben bei meiner Mama, bis wir vier Wochen alt waren. Wir lebten alle im selben Käfig, und obwohl es eng war, hatten wir wenigstens einander. Wir waren uns so nah – wir spielten und kämpften den ganzen Tag und schliefen in einem gemütlichen kleinen Haufen, wenn wir müde wurden. Wir schätzten unsere gemeinsamen Tage.

Doch dann kamen die Arbeiter:innen. Sie öffneten den klobigen Metalldeckel unseres Käfigs, griffen mit ihren kalten, behandschuhten Händen hinein und packten meinen Bruder und mich an den Schwänzen. Wir haben alle drei vor Angst gequiekt. Ich habe Mama nie wiedergesehen.

Jetzt sitze ich hier in einem Schiffscontainer mit vielen Mäusen, die ich noch nie gesehen habe. Sie streiten sich um die Nahrung und das Wasser, denn es gibt kaum genug für alle. Und mein Bruder ist nirgends zu finden. Wie lange werde ich noch in dieser dunklen Transportkiste festsitzen? Was passiert als Nächstes? Ich habe die Menschen etwas über ein Krebslabor sagen hören. Das muss mein endgültiger Bestimmungsort sein.

Aber warum? Wenn die Experimentator:innen kranken Menschen wirklich helfen wollen, warum experimentieren sie dann an Mäusen wie mir? Wir empfinden Schmerz und Angst wie ihr, aber unser Körper reagiert anders auf Krebs und andere Krankheiten. Behandlungen, die bei Mäusen funktionieren, wirken bei Menschen fast nie.

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Knockoutmäuse: Diesen Mäusen wird Krebs angezüchtet

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Studie zeigt: Deshalb versagen die meisten Krebsversuche an Mäusen

Seit Jahrzehnten werden Krebserkrankungen erforscht, indem man Mäusen menschliche Tumore einpflanzt. Nun bestätigt ein Team renommierter Wissenschaftler: Dieses Verfahren ist extrem fehlerhaft.

Forscherinnen und Forscher analysierten für die Studie über 1.000 Maus-„Modelle“ mit menschlichem Krebs. Sie fanden heraus, dass die Transplantation menschlicher Krebszellen in diese Mäuse die genetische Zusammensetzung der Zellen verändert – und zwar auf eine Art und Weise, die beim Menschen so gut wie nie auftritt. Das führte unweigerlich dazu, dass die Zellen auch auf Medikamente der Chemotherapie anders reagierten.

Eine weitere Ernüchterung ist die in den 90er-Jahren in Europa patentierte sogenannte „Krebsmaus“. Durch in das Erbgut geschleuste, bei Menschen krebsauslösende Gene bekommen die Mäuse gezwungenermaßen Krebs, was zum Durchbruch in der Krebsforschung führen sollte. Professor Axel Ullrich, ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in München, betitelte die Patentierung der Krebsmaus als einen lediglich „symbolischen Schritt“, der ohne „praktische Bedeutung“ geblieben ist.

Das bringt das „Forschen“ mit Tieren ordentlich ins Wanken – soll doch mit den Experimenten eigentlich herausgefunden werden, wie Patienten auf Medikamente reagieren. Dass das aber nicht funktioniert, ist eigentlich nichts Neues.

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Studie zeigt: Deshalb versagen die meisten Krebsversuche an Mäusen

Geheimdienstdokumente zeigen Kreml-Plan einer Allianz aus AfD und Sahra Wagenknecht   Leave a comment

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Von derstandard.at

Die Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht soll im Mittelpunkt von Kreml-Plänen stehen. Sie selbst will aber nichts davon wissen

Ihr Inhalt klingt wie das Drehbuch zu vielem, was sich in Deutschland in den vergangenen Monaten abgespielt hat – dabei sollen westliche Geheimdienste die Papiere aus dem Kreml abgesaugt haben. Die „Washington Post“ hat die Dokumente gesichtet und zeichnet ein Bild einer breitangelegten russischen Kampagne, die darauf ausgelegt war und ist, die Unterstützung für die Ukraine zu sabotieren, Stimmung gegen Russland-Sanktionen zu säen und eine prorussische Partei an die Spitze der deutschen Politik zu pushen – zunächst in Umfragen, dann bei Wahlen.

Die Hauptprotagonisten, die vermeintlichen Kreml-Ziele in Deutschland, überraschen dabei nicht. Es sind jene – oft als Putin-Versteher beschriebenen – Persönlichkeiten der deutschen Innenpolitik, die Russland in den vergangenen Monaten mit bilateralen Besuchen, wohlgesonnenen Worten im Bundestag, auf Kundgebungen sowie informellen Kontakten die Stange hielten.

„Natürliche Allianz“

Da wäre etwa Sahra Wagenknecht, die gemeinsam mit Alice Schwarzer am 25. Februar 2023, also einen Tag nach dem Jahrestag der großflächigen Invasion der Ukraine durch Russland, in Berlin eine Friedensdemo mit 13.000 Besuchern abhielt, welche primär das Ziel hatte, die Ukraine zu maßregeln, nicht aber den Aggressor Russland zum Abzug seiner Truppen aufzufordern. Unter den jubelnden Zuschauern fanden sich neben dem rechtsextremen Publizisten Jürgen Elsässer auch viele AfD-Politiker. Diese neue Allianz, die aus Sicht Wagenknechts bisher keine offizielle ist, sondern lediglich eine Einladung an alle, die „ehrlichen Herzens für Frieden und für Verhandlungen demonstrieren möchten“, sein sollte, wird einige Tausend Kilometer weiter im Osten aber scheinbar ernsthafter forciert, als dies bislang bekannt war.

So zeigen die angeblichen internen Kreml-Dokumente, dass bereits Anfang September 2022 hochrangige Beamte und Politstrategen – unter anderem der stellvertretende Leiter der russischen Präsidialverwaltung Sergei Kirijenko – über Strategien diskutierten, wie man die prorussischen Überzeugungen innerhalb der AfD und der Linken besser fusionieren könne.

Eine andere Person wäre der bis zu seinem Einzug in den Bundestag für die AfD vom Verfassungsschutz beobachtete Petr Bystron, der kürzlich auf einer „Fact-Finding-Mission“ in Belarus war und noch vor Kriegsbeginn in Kiew den mittlerweile im Rahmen eines Gefangenenaustauschs an Moskau übergebenen Putin-Freund Wiktor Medwedtschuk besuchte. Für den außenpolitischen Sprecher der AfD ist eine Koalition mit Wagenknecht – als „Koalition der Populisten, im besten Sinne“, gegen die „Koalition der Globalisten“ – jedenfalls attraktiv. Diese wäre aber nicht vom Kreml gesteuert gekommen, sagt Bystron. Sie habe sich bereits natürlich während der Corona-Maßnahmen-Kritik geformt.

Graffitis und Slogans

Wenngleich in den Dokumenten keine direkte Kommunikation zwischen deutschen Politikerinnen und Russland belegt ist, so wird detailliert aufgeschlüsselt, in welchem Rhythmus an den Kreml über den Fortschritt berichterstattet werden müsse. Die Zustimmung unter der deutschen Wählerschaft, welche für eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland plädiert, sollte etwa binnen drei Monaten um zehn Prozentpunkte gesteigert werden, so eine Vorgabe. Zu diesem Ziel wurden auch Slogans („Die Ukraine will Krieg, Deutschland will Frieden“) oder Graffitis (Außenministerin Annalena Baerbock auf einer Nord-Stream-Gaspipeline reitend mit ukrainischer Flagge und dem Spruch „Mir egal, was die Deutschen denken“) entworfen. Bei Antikriegsdemos in Leipzig und Neustrelitz wurden Sprüche und Plakate platziert.

In einem niedergeschriebenen Manifest heißt es außerdem, die AfD müsse zur „Partei der deutschen Einheit“ geschliffen werden, um in Wahlen zu reüssieren. Die Russland-Sanktionen – so der Wunsch – müssten so geframt werden, dass sie deutschen Interessen entgegenstehend wirkten. So könne es nur zwei Arten von Parteien geben, jene „der Freunde“ oder jene „der Feinde Deutschlands“.

Es ist nicht klar, ob und wie das Manifest die Vertreter der deutschen Politik erreichte. Nur kurz nach den strategischen Treffen in Moskau begannen AfD-Politiker die Russland-Aussagen Wagenknechts zu loben. Nach der Berliner Demo sprach der Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke gar eine Einladung an Wagenknecht zum Parteiwechsel aus.

Wagenknechts Ex glaubt daran, aber wiegelt ab

Ralph Niemeyer, „Reichsbürger“, selbsternannter Vertreter einer deutschen „Exil-Regierung“ in Moskau, die mit Russland verhandelt, und darüber hinaus auch der Ex-Ehemann von Sahra Wagenknecht, sagte zur „Washington Post“, er wisse aus privaten Gesprächen, dass „gewisse Personen in Russland“ ein Interesse an einer Union Wagenknechts mit Rechts-Außen hätten, weil sie um ihr Potenzial wüssten. Wagenknecht habe aber die Lehren aus Marine Le Pens misslungener Präsidentschaftskandidatur gezogen, der ihre Russland-Kontakte zum Verhängnis wurden. „Sahra kann diesen Fehler nicht machen“, sagte Niemeyer.

Von der „Washington Post“ auf mögliche Instruktionen angesprochen, sagte Wagenknecht, es gebe keinerlei Kooperation oder Allianz zwischen ihr und Elementen der AfD, dies sei „absurd“. Sie hätte keinen Kontakt mit Repräsentanten Russlands, und ihr Privatleben (Niemeyer) kommentiere sie nicht. Die AfD reagierte nicht. Kreml-Sprecher Peskow sprach von Fake News, man habe auch keinerlei Zeit für sowas. (Fabian Sommavilla, 21.4.2023)

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Geheimdienstdokumente zeigen Kreml-Plan einer Allianz aus AfD und Sahra Wagenknecht

Einblick in die geheime Welt der Geldwäscher Gottes   Leave a comment

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Aus derstandard.at

Vatikan AG: Die Weste des Kirchenstaats scheint alles andere als weiß zu sein

Man könne die Kirche nicht mit Ave Marias führen, merkte einst Erzbischof Paul Marcinkus, zu Lebzeiten berühmt berüchtigter Chef der Vatikan-Bank (IOR) an. Den Beweis dafür tritt der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi in seinem, jetzt erstmals auf Deutsch erschienen, Sachbuch Vatikan AG an.

Denn die Weste des Kirchenstaats scheint alles andere als weiß zu sein: Konten für Mafiosi, Schmiergelder, Vertuschung. Viertausend geheime Dokumente des Heiligen Stuhls – Briefe, vertrauliche Mitteilungen, Aktennotizen, Protokolle, Kontoauszüge und Buchungsbelege – hat Nuzzi akribisch analysiert.

Die Dokumente stammen aus dem Nachlass Monsignore Renato Dardozzis (1922-2003), bis Ende der Neunzigerjahre einer der wichtigsten Mitarbeiter des IOR. Belegt werden unter anderem skrupellose Finanzspekulationen der Gottes-Banker und ihr Zusammenspiel mit dem Mafia-Geldwäscher Michele Sindona und dem Bankrotteur Roberto Calvi. Ende der Achtzigerjahre schien mit dem Crash der Ambrosiano-Bank, der rätselhaften Ermordung Calvis und Sindonas sowie dem Rückzug von Erzbischof Marcinkus aus der Leitung des IOR der Schlussstrich unter ein unrühmliches Kapitel der Vatikanbank gezogen. Aber dann – so beweisen die Dokumente – begann alles wieder von vorn. Seit 1992 entstand ein neues, noch raffinierteres System mit Nummernkonten, über die hunderte Milliarden Lire verschoben wurden.

Nuzzis Buch wurde 2009 von großen Fernsehanstalten Italiens sowie einigen Zeitungen völlig ignoriert, was den Verkauf nicht beeinträchtige. 250.000 Stück gingen 2009 über den Ladentisch. Und die plötzliche Abberufung von Vatikan-Bankchef Angelo Caloia durch Papst Benedikt XVI. lag zeitlich auffallend nah beim Erscheinungsdatums. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, Printausgabe, 25.3.2010)