Archiv für September 2022

Christen und die angebliche Feindesliebe   2 comments

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Margot Käßmann und der Terror

BERLIN. (hpd) Soll man Terroristen mit Liebe begegnen? Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat einiges Aufsehen provoziert mit ihrer Behauptung, Christen dürften nicht mit Gewalt auf den islamischen Terror reagieren, sondern mit Liebe und Gebet.

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Kommentar:

„…kann nur unterbrochen werden, wenn reactio unterbleibt“

Hm, dumm nur, dass das wahre Leben voll und übervoll ist von Beispielen, die belegen, das genau das nicht funktioniert. Wo die Gewalt weitergeht, obwohl

der Reagierende auf Gewalt verzichtet oder mangels Potenz verzichten muss.

Derjenige, der auf reactio verzichtet, unterliegt und kommt im schlimmsten Falle um. Dann natürlich, da haben Sie Recht, endet die Gewalt.

Und Sie haben auch recht, das Gewalt nach reactio in der Regel eskaliert.

Irgendwie eine Scheißwelt, die Ihr Gott da so zusammengenagelt hat. Ich jedenfalls, wenn ich Gott wäre, würde das Projekt „Welterschaffen“ abbrechen, ein paar Parameter ändern und nochmal laufen lassen.

Das muss man dann nur genügend oft machen, bis wirklich etwas Gutes rauskommt.

Seit 2000 Jahren ist RKK am Feindesliebe predigen. 2000 Jahre und Ihr habt immer noch nicht gemerkt, dass das nicht funktioniert.

Im übrigen glaube ich nicht eine Millisekunde, das Sie Herr Pommer oder Frau Käsmann oder sonst ein Christ die linke Wange hinhält, wenn ein Schlag auf die Rechte erfolgte. Von in der Anzahl unbedeutenden möglichen Ausnahmen einmal abgesehen.

Ausserdem gibt es in dieser von Ihrem Gott erschaffenen Welt Situationen, die Gewalt sogar initial erzwingen, um zu überleben. Nämlich genau dann, wenn Ressourcen knapp sind.

Ich schlage ein Gedankenexperiment vor:
Es herrscht eine Hungersnot und meine Kinder haben seit drei Tagen nichts gegessen, Sie aber Herr Pommer haben ein Stück Brot.

Was glauben Sie wird passieren? Ich werde Gewalt anwenden, um Ihnen das Brot wegzunehmen und Sie sind jetzt vor die Wahl gestellt, auf reaction zu verzichten und zu verhungern oder ebenfalls Gewalt anzuwenden.

Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie mir dieses dummschwülstige Feindesliebegeseiere auf die Nerven geht.

Und natürlich gehts auch diesmal wieder nicht, ohne diese unerträgliche Selbstgerechtigkeit. „… eine wahrhaft christliche Position.“
Schaut alle her!!!! Wir sind die wirklich Guten. Wir lieben sogar unsere Feinde.

Dieser Passus allein, führt Ihren ganzen Beitrag ad absurdum.

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Christen und die angebliche Feindesliebe

14 Merkmale des Ur-Faschismus nach Umberto Eco   Leave a comment

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Woran erkennt man ein faschistisches System? Heutzutage werden viele diktatorische Regime und politische Parteien als faschistisch bezeichnet.

„Faschismus wurde zu einem „Allzweckbegriff“, weil man aus faschistischen Regimen Merkmale eliminieren kann und es trotzdem noch als faschistisch erkennbar sein wird.“ schrieb Umberto Eco 1995. „Nehmen Sie den Imperialismus vom Faschismus und Sie haben noch Franco und Salazar. Nehmen Sie den Kolonialsmus weg und sie haben noch den Balkanfaschismus der Ustascha. Fügen Sie dem italienischen Faschismus einen radikalen Antikapitalismus hinzu, (der Mussolini nie fasziniert hat) und Sie haben Ezra Pound. Addieren Sie einen Kult der keltischen Mythologie und die Gral-Mystik (völlig fremd dem offiziellen Faschismus) und Sie haben einen der angesehensten faschistischen Gurus, Julius Evola.“

Viele Namen sagen uns heute kaum noch was. Sie sind im Kontext von Umberto Ecos Zeit zu sehen. In der Konsequenz können sich faschistische Regime deutlich unterscheiden.

Was also macht den Kern des Ur-Faschismus aus?

Umberto Eco, der unter Mussolini aufgewachsen ist, erarbeitete eine Liste von 14 Merkmalen. Es lohnt sich, die einzelnen Punkte mit den Forderungen von Parteien wie der AfD, der FPÖ, dem Front National oder Erdogans AKP zu vergleichen.

1. Traditionenkult. Der Traditionalismus als Gegenbewegung zum Synkretismus (Vermischung verschiedener Religionen, Konfessionen, philosophischer Lehren) → „Es kann keinen Fortschritt der Erkenntnis geben, die Wahrheit ist ein für allemal verlautbart“.

2. Ablehnung der Moderne: Trotz Technikverehrung fußt die Ideologie auf Blut und Boden. Im Grunde werden die Aufklärung und die Werte von 1789 abgelehnt.

3. Irrationalismus: „Denken als Form der Kastration“. Kultur wird verdächtigt, sobald sie kritisch wird. Misstrauen gegenüber dem Intellekt.

4. Ablehnung der analytischen Kritik: Wenn die Wissenschaft mangelnde Übereinstimmung als nützlich ansieht, ist es für den Ur-Faschismus Verrat.

5. Ablehnung von Meinungsvielfalt und Pluralismus: Die natürliche Angst vor Unterschieden wird ausgebeutet und verschärft. Der erste Appell des Faschismus oder Vorfaschismus richtet sich gegen Eindringlinge.

6. Entstehen durch individuelle oder soziale Frustration: Der Appell an die frustrierte Mittelklasse in einer ökonomischen Krise oder bei politischer Demütigung.

7. Nationalismus: Menschen, die sich der sozialen Identität beraubt fühlen, wird ein einziges Privileg zugesprochen: In demselben Land geboren zu sein. Die Wurzel der urfaschistischen Psychologie ist Verschwörung. Die Anhänger müssen sich belagert fühlen, am besten durch Fremde.

8. Demütigung vom Reichtum und der Macht der Fremden: Damals: „Juden sind reich und haben ein geheimes Netz gegenseitiger Unterstützung“. Heute „Flüchtlinge kriegen alles, haben iPhones und haben sich zur „Invasion“ verschworen“.

9. „Das Leben ist nur um des Kampfes Willen da.“ „Pazifismus ist die Kollaboration mit dem Feind.“

10 „Elitedenken“: Man gehört dem besten Volk, der besten Rasse an. Der Führer weiß, dass ihm die Macht nicht demokratisch übertragen werden kann, dass seine Kraft in der Schwäche der Masse wurzelt. Jeder Unterführer verachtet seine Untergebenen. Die Folge ist ein massenhaftes Elitebewußtsein.

11. Erziehung zum Heldentum: Ein Held ist in der Mythologie ein außergewöhnliches Wesen. Im Faschsimus ist der Held die Norm. Das Heldentum hängt eng mit einem Todeskult zusammen. Der Held im Faschismus sucht ungeduldig den heroischen Tod als beste Belohnung und schickt in dieser Ungeduld gerne andere in diesen Tod.

12. Übertragung des Willens zur Macht und des Heldentum auf die Sexualität: Das ist der Ursprung der Frauenverachtung und der Intoleranz gegenüber ungewöhnlichen Sexualpraktiken (von Keuschheit bis Homosexualität) und die Neigung zur „phallischen Ersatzübung“, dem Spiel mit der Waffe.

13. Selektiver Populismus: Der individuelle Bürger wird durch den Volkskörper ersetzt. Das Nürnberger Reichstagsgelände wird zum Internetpopulismus.

14. Urfaschismus spricht „Neusprache“: Ein verarmtes Vokabular mit Framing und Deutungshoheit. Von „Lügenpresse“ bis „Umvolkung“ werden Begriffe neu etabliert.

Der Ur-Faschismus ist immer noch um uns, manchmal sehr unscheinbar gewandet. Es wäre für uns so viel leichter, träte jemand vor und verkündete: „Ich will ein zweites Auschwitz, ich will, daß die Braunhemden wieder durch unsere Städte marschieren.“ Das Leben ist nicht so einfach. Der Urfaschismus kann in der unschuldigsten Verkleidung wieder auftreten. Wir haben die Pflicht, ihn zu entlarven und jedes seiner neueren Beispiele kenntlich zu machen.

Nicht jedes Merkmal trifft auf jede Partei der Neuen Rechten zu und manche widersprechen sich auch, aber die Marschrichtung ist klar erkennbar.

Wohlgemerkt: Diese Gedanken stammen aus einer Rede von Umberto Eco 1995, lange vor dem Wiedererstarken der faschistischen Bewegungen in Europa.

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14 Merkmale des Ur-Faschismus nach Umberto Eco

Veröffentlicht 27. September 2022 von hubert wenzl in Politik

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Die autoritäre Bedrohung   Leave a comment

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Von giordano bruno stiftung – Auszug.

Identitäre Politik als Gefahr für die offene Gesellschaft

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Gemälde von Oxana Sunnyday aus der Serie „The world, the flesh, the devil, the soul“ (DA! Art-Award 2020)

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Putins Angriff auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf die offene Gesellschaft. Allerdings steht der russische Machthaber mit seiner religiös-nationalistischen Propaganda keineswegs allein da. Identitäre Denkmuster sind weltweit auf dem Vormarsch – wie Michael Schmidt-Salomon in einem Beitrag für das Anfang Oktober erscheinende „bruno.“-Jahresmagazin ausführt, den wir an dieser Stelle vorab veröffentlichen.

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Das Erstaunlichste am russischen Einmarsch in die Ukraine war das Erstaunen westlicher Politiker*innen über diesen Einmarsch. Offenbar haben sie bis zum Schluss verdrängt, wie gezielt Wladimir Putin die Grundlagen für die Eskalation geschaffen hat. Denn der Krieg war von langer Hand vorbereitet – nicht nur auf ökonomischer und militärischer, sondern auch auf soziokultureller Ebene: In den letzten 20 Jahren wurden die russischen Bürgerinnen und Bürger Jahren systematisch auf eine „russisch-orthodoxe Identität“ zugerichtet, auf deren Basis erst jene „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ entstehen konnte, die sich im Krieg gegen die Ukraine entlud.

Spätestens im Sommer 2021, als Putin seinen umfangreichen Aufsatz „Über die historische Einheit der Russen und Ukrainer“ veröffentlichte, hätte aufmerksamen Beobachtern klar sein müssen, dass die Zeichen auf Krieg stehen. Doch die westliche Politik nahm mal wieder – wie schon zuvor in der Fehleinschätzung des Islamismus – die „Macht des Mythos“ nicht ernst. Sie konnte oder wollte nicht verstehen, warum der Kreml-Herrscher die Ideologie der „Heiligen Rus“ beschwor und weshalb er den orthodoxen Glauben als ein unauflösliches Band beschrieb, das Russen, Belarussen und Ukrainern in einer Art „mythischen Schicksalsgemeinschaft“ aneinander bindet.

»Putin fühlt sich dazu berufen, Moskau zu jenem „dritten und letzten Rom“ zu machen, von dem orthodoxe Fanatiker seit Jahrhunderten träumen«

Sicherlich: Putin nutzte und nutzt die Ideologie der „Heiligen Rus“ nicht zuletzt dazu, um sein mafiöses Herrschaftssystem gegen demokratische Anfechtungen abzusichern. Doch dies allein erklärt die Obsession des russischen Herrschers nicht. Schon während seiner ersten Amtszeit als Präsident hatte Sergej Tschemesow, Putins ehemaliger KGB-Chef in Dresden, seinen einstigen Untergebenen als „Geschenk Gottes“ bezeichnet, „der das große Leid des russischen Volkes beenden wird“. Inzwischen scheint Wladimir Putin diese Mär selbst zu glauben. Seine Äußerungen und Handlungen in den letzten Jahren sprechen dafür, dass er sich mittlerweile tatsächlich als den „gottgesandten Retter des Vaterlands“ begreift, der dazu berufen ist, das „Heilige Russische Imperium“ zu errichten und Moskau zu jenem „dritten und letzten Rom“ zu machen, von dem orthodoxe Fanatiker seit Jahrhunderten träumen.

Nicht ohne Grund greift Putin auf die Staatsdoktrin „Orthodoxie, Autokratie und Nationalität“ des reaktionären Zaren Nikolaus I. zurück. Wie Nikolaus setzt auch Putin auf die Einheit von Thron und Altar. Das zeigt sich nicht nur darin, dass er mehr orthodoxe Kirchen errichten und renovieren ließ als jeder russische Herrscher vor ihm. Wichtiger noch ist der seit vielen Jahren zelebrierte ideologische Schulterschluss: So initiierte Putin zusammen mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. 2006 die „Erklärung zu Menschenrechten und Menschenwürde“ des WRPC („World Russian People’s Council“), die ähnlich obskur ist wie die (weitaus bekanntere) „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“: Während für Islamisten die Menschenrechte nur dann gelten, wenn sie im Einklang mit der „Scharia“ stehen, werden sie in Russland nur unter der Voraussetzung akzeptiert, dass sie mit „russisch-orthodoxen Werten“ übereinstimmen.

Die Giordano-Bruno-Stiftung hat die „Russische Erklärung“ in ihrer Broschüre „Die Menschenrechte“ (2018) scharf kritisiert, ansonsten wurde sie im Westen jedoch weitgehend ignoriert. Hierdurch übersahen die westlichen Beobachter nicht nur die Legitimationsquelle für die systematische Verfolgung von LGBTQ-Personen und vermeintlichen „Ultra-Feministinnen“ in Russland. Ihnen entging auch, wie systematisch das Putin-Regime den orthodoxen Glauben als Gegenideologie zur Leitkultur der universellen Menschenrechte und der offenen Gesellschaft aufgebaut hat. Nur wer diesen Hintergrund kennt, versteht, warum Putin und Kyrill im Februar 2022 allen Ernstes „Gay-Paraden in Kiew“ dazu heranzogen, um den Krieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen.

Das Timing des „neuen russischen Zaren“ und seines „orthodoxen Hofpredigers“ war jedenfalls perfekt: Am 23. Februar 2022, dem „Tag des Verteidigers des Vaterlandes“ (!), predigte Kyrill I., dass der Militärdienst eine „Manifestation der Nächstenliebe“ und „ein Beispiel für die Treue zu den hohen moralischen Idealen der Wahrheit und Güte“ sei. Nur einen Tag später stellte Putin seine Liebe für „Wahrheit und Güte“ unter Beweis, als er in die Ukraine einmarschierte.

Putins Traum von der russisch-orthodoxen Großmacht wirkt merkwürdig aus der Zeit gefallen – und doch hat sein Wahnsinn System: Mithilfe alter KGB-Verbindungen ist es dem russischen Despoten nicht bloß gelungen, die Opposition im eigenen Land kaltzustellen, sondern nahezu alle Demokratien der Welt zu destabilisieren. Putins Leute konnten dabei auf erprobte Mittel aus dem Kalten Krieg zurückgreifen: So wie der KGB einst Linksterroristen wie die RAF mit verdeckten Operationen unterstützt hatte, griff der russische Geheimdienst nun Rechtspopulisten unter die Arme.

Putins Leute förderten den Brexit in England und die Wahl Trumps in den USA, sie finanzierten Marine Le Pen in Frankreich und Viktor Orbán in Ungarn. Beträchtliche Geldströme flossen in internationale Pro-Life-, Anti-Gay- und Anti-Gender-Initiativen sowie in Troll-Fabriken, die über das Internet wahnwitzigste Verschwörungstheorien verbreiteten. Die britische Journalistin Catherine Belton stellte in ihrem gründlich recherchierten Buch „Putins Netz“ sogar die These auf, dass das russische Flächenbombardement in Syrien u.a. aus dem Kalkül erfolgte, die europäischen Länder durch die gezielte Produktion von Kriegsflüchtlingen unter Druck zu setzen und den Hass der Bürgerinnen und Bürger auf das politische Establishment anzuheizen.

Fakt ist: Wladimir Putin ist seit Jahren der treibende Motor der „Internationale der Nationalisten“, die inzwischen von Moskau über Neu-Delhi bis nach Washington reicht. Die Umrisse dieser religiös-nationalistischen Internationalen waren bereits vor einem Jahrzehnt zu erkennen (siehe hierzu die Abschlusserklärung der 2. Kritischen Islamkonferenz von 2013). Drei Jahre später schrieb ich in dem Buch „Die Grenzen der Toleranz“: „Wohin man auch schaut, ob nach Polen oder Ungarn, in die Schweiz oder nach Österreich, nach Frankreich, Russland oder in die USA: In nahezu jedem nichtmuslimischen Land kam es in den letzten Jahren zu einem Schulterschluss von Nationalisten und christlichen Rechten. Die einzelnen Bewegungen gleichen sich so sehr in ihrer rückwärtsgewandten Identitätspolitik, dass es fast schon egal ist, ob ihre politischen Gallionsfiguren Donald Trump, Vladimir Putin, Viktor Orbán, Jaroslaw Kaczyński, Marine Le Pen, Christoph Blocher oder Frauke Petry heißen.“

Verbindendes Element dieser „Internationale der Nationalisten“ ist ein brandgefährlicher Mix aus nationalem Chauvinismus und reaktionären religiösen Werten – eine Kombination, die sich auch in islamischen Ländern großer Beliebtheit erfreut. In „Die Grenzen der Toleranz“ (2016) heißt es dazu: „Im Grunde wäre der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der in seiner Politik Nationalismus und Religion – hier: Türkentum und islamische Werte – in ähnlich aufdringlicher Weise miteinander verbindet, ein heißer Anwärter für die rechtspopulistische ‚Internationale der Nationalisten‘ und ihre Formel vom ‚Europa der Vaterländer‘ – würde er nicht fatalerweise die falsche Ethnie und die falsche Religion vertreten.“

In den letzten Jahren kam es zu einem bemerkenswerten Aufstieg eines christlichen, muslimischen, hinduistischen, ja: sogar eines buddhistischen Nationalismus, der in den einzelnen Ländern mit unterschiedlichen konfessionellen Schwerpunkten auftritt: katholisch in Polen, Ungarn und Frankreich; protestantisch in den USA, in England und der Schweiz; orthodox in Russland, Griechenland und Serbien; sunnitisch in der Türkei, in Ägypten und Saudi-Arabien; schiitisch im Iran, im Irak und in Syrien, hinduistisch in Indien, buddhistisch in Myanmar.

Bei allen Unterschieden gleichen sich die Programme der jeweiligen politischen Führer in verdächtiger Weise: Sie alle richten sich gegen die kulturellen Begleiterscheinungen der Moderne, gegen Liberalisierung, Pluralisierung, Individualisierung, Säkularisierung, gegen die Rechte von Frauen und Homosexuellen, gegen den weltanschaulich neutralen Staat, gegen die Prinzipien der offenen Gesellschaft. Mit einem Wort: Sie sind politische Auffangbecken für diejenigen, die mit den beschleunigten Veränderungszyklen der globalisierten Welt nicht Schritt halten können und alles daran setzen, ihr angestammtes kulturelles Getto gegen das vermeintlich „Feindliche“ des „Fremden“ zu verteidigen.

»Werden Menschen nicht mehr als Individuen wahrgenommen, neigen sie dazu, sich über Gruppen zu definieren«

Dass diese identitätspolitischen Modelle weltweit attraktiv wurden, hat nicht zuletzt auch ökonomische Ursachen: So haben sich in vielen Ländern der Welt neofeudale Strukturen ausgebildet, in deren Folge die Eliten kaum noch etwas tun müssen, um ihren Status zu erhalten, und die Unterprivilegierten kaum noch etwas tun können, um ihren Status zu verbessern. Werden Menschen jedoch in ihrer Gesellschaft nicht mehr als Individuen wahrgenommen, so neigen sie dazu, sich über Gruppen zu definieren. Kombiniert man die „ruhmreiche Nation“ mit der „einzig wahren Religion“, erhält man eine äußerst wirksame Droge, die bestens geeignet ist, das angekränkelte Ich-Bewusstsein aufzupolieren.

Wladimir Putin hat diese antiliberalen Entwicklungen rund um den Globus aufmerksam verfolgt und sie nach Möglichkeiten gefördert. Vermutlich war er selbst über den durchschlagenden Erfolg seiner Strategie überrascht. Jedenfalls spielten ihm die weltweiten Entwicklungen bestens in die Karten. Und so stellte er bereits im Sommer 2019 gegenüber der „Financial Times“ triumphierend fest: „Die liberale Idee ist überholt. Sie steht im Widerspruch zum Willen der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung.“

[…]

Noch irrt sich Putin mit der Einschätzung, dass die „liberale Idee überholt“ ist und „im Widerspruch zum Willen der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung“ steht. Unsere Form des Zusammenlebens ist zwar in vielerlei Hinsicht verbesserungsbedürftig, doch die allermeisten Menschen schätzen die Freiheiten, die ihnen die offene Gesellschaft bietet. Sie vertrauen darauf, dass wir mit den Mitteln des demokratischen Rechtsstaats bessere, freiere, gerechtere Verhältnisse für alle schaffen können. Es liegt in unser aller Verantwortung, Despoten wie Wladimir Putin zu stoppen, die diesen „liberalen Traum“ (Philipp Blom) zerstören wollen.

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Die autoritäre Bedrohung

Italien hat eine postfaschistische Führerin – Giorgia Meloni   1 comment

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Das post kann man getrost weglassen, sie ist Faschistin.

Ein Vorgeschmack auf Giorgia Meloni. 😡

Rechte erkennt man nicht zuletzt an ihrem aggressiven Geschrei, ihrem Nationalismus, ihrer Verbreitung von Hass und ihren Ausgrenzungen.
Das wohl… es leben die europäischen Patrioten, wie sie zum Schluss im Video sagt. Meloni hat sich nie vom Faschismus und von Mussolini losgesagt.
Es bedeutet nichts Gutes für Europa, auch nicht für die Autonomie Südtirols. Sie soll auch deutschfeindlich eingestellt sein. Bei Europa muss sie sich noch zurückhalten weil Italien noch eine beträchtliche Summe für den „Recovery Fund“ von der EU zu erhalten hat. Eine Hoffnung ist, dass Italiener schnell in einen Kandidaten / Kandidatin verliebt sind und dann aber diese „Liebe“ auch schnell wieder abklingt, wenn sie ihre Erwartungen nicht erfüllt sehen. Beispiel waren zuletzt die 5 Stelle, die rasant gestartet sind, dann aber radikal abstürzten. Zu sehen ist auch wie sie sich gegenüber Russland verhält. Zu Orban hat sie eine enge Partnerschaft.
Melonis Slogans sind: für Gott, Vaterland und die Familie. Das erinnert mich an den 1. WK: gestorben für Gott, Kaiser und Vaterland. Aber Rechte lieben einfache Botschaften.

Meloni in Andalusia per sostenere Vox, dal palco arringa la folla in spagnolo (sie unterstützt die rechtspopulistische VOX-Partei in Spanien).

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Die Unterstützung der Führerin der „Fratelli d’Italia“ – Brüder Italiens, zur Unterstützung der Kandidatur von Macarena Olona für die Präsidentschaft von Andalusien.

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Ein Kommentar – Übersetzung:

Auf die Entschleunigten muss es viel Wirkung haben. Einfache und nicht zu komplexe Wörter. Eine grammatikalisch einfache Rede, die Sie einem 3-Jährigen geben könnten, das ist die geistige Leistungsfähigkeit seiner Bestandteile.

Über Glaubenswahn, Tierelend und Kirche – Teil 8   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

Aus dem Buch „Die Seelenverkäufer“ von Dr. Gunter Bleibohm

Epilog:

„Das ist es nicht, was uns abscheidet, daß wir keinen Gott wiederfinden, weder in der Geschichte, noch in der Natur, noch hinter der Natur – sondern daß wir, was als Gott verehrt wurde, nicht als ‚göttlich‘, sondern als erbarmungswürdig, als absurd, als schädlich empfinden, nicht nur als Irrtum, sondern als Verbrechen am Leben […] Wir leugnen Gott als Gott […] (Friedrich Nietzsche, Der Antichrist, 47)

Wer nicht denken kann, glaubt. Wer Angst vor dem Denken hat, glaubt. Wer glaubt, denken zu können, glaubt. Und das glauben fast alle.“
(Karlheinz Deschner)

Kommen wir zum Schluss, ziehen ein Fazit und sprechen ein Urteil:

Sowenig wie Dummheit verboten werden kann, lassen sich Religion und mystische Phantastereien eindämmen. Es ist für ein reibungsloses Nebeneinander der einzelnen Wissensstände und geistig – rationalen Ausstattungen der Menschen begrüßenswert, jedem Einzelnen ein Maß an kultischer Freiheit zuzubilligen, das seiner intellektuellen Fähigkeit entspricht und ihm Zufriedenheit garantiert.

Wie aber bei allen existentiell und essentiell wichtigen Fragen in der Menschheitsgeschichte gibt es einige Vorkämpfer und Wegbereiter, die ferne Gedankenwelten eröffnen, in denen späterhin die Mehrzahl der Menschen leben wird. Es sind die freien Geister, die Pfade in den Dschungel der Emotionen, in den Wald der Vorurteile schlagen und den Blick aufs freie Meer eröffnen.

„Nichts ist widerwärtiger als die Majorität, denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich akkomodieren, aus Schwachen, die sich assimilieren, und der Masse, die nachtrollt, ohne nur im mindesten zu wissen, was sie will.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre II, Betrachtungen im Sinne der Wanderer)

Es sind die Unabhängigen, die meist posthum „geboren“ werden, deren Ideen die Welt zum Guten verändert haben. Es sind die Vorkämpfer der Aufklärung gewesen, es sind Vernichter der Sklaverei und der Frauenunterdrückung gewesen, und es sind heute die Vorkämpfer, die jede Form des Speziesismus bekämpfen. Es sind die Menschen, die am Baum der Vorurteile und Glaubenswelten rütteln, damit spätere Generationen die Früchte der Vernunft genießen können.

Es ist unbestreitbar ein Verbrechen, eine Glaubensvorstellung dargestellter Art – wie schauerlich weht uns dies alles, wie aus dem Grabe uralter Vergangenheit an! Sollte man glauben, daß so etwas noch geglaubt wird? (Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, 113) – über das Leben und Leiden real existierender Lebewesen zu stellen, das Recht auf freie Berufsausübung über Leid, Schmerz und Angst von Tieren zu stellen, die dem Menschen in seiner Leidensfähigkeit in nichts nachstehen.

Ein Staat, ein Mensch, der Phantasiewelten höher bewertet als das Leid in der Realität, hat sich moralisch diskreditiert, tritt alle menschlichen Werte und Wertvorstellungen in den Dreck des Profits, des eigenen Vorteils – er hat sich zum moralischen Paria zurückentwickelt. Solange Ehrfurcht vor dem Leben nur Ehrfurcht vor Menschenleben beinhaltet, ist jeder Humanismus grotesk und wertlos.

Es kommt aber noch die zweite Komponente hinzu. Innerhalb der Glaubensvorschriften werden die absurdesten Anweisungen, den Menschen betreffend, ausgeblendet und nicht befolgt. Mag es noch bei jedem einzelnen ein Privatvergnügen sein, sich an Kleidungs-, Waschungs- und Ernährungsvorschriften zu halten, die Tausende von Jahren zurückliegen, mag er diese Regeln zur Befriedigung seiner eigenen geistigen Sklaverei bis zum Exzess befolgen; er behindert und stört damit niemanden. Kein Privatvergnügen ist es hingegen, wenn so konsequent, wie die menschbezogene Anordnungen der Todesbefehle in den „heiligen Schriften“ nicht befolgt werden, genauso konsequent Todesbefehle, welche die wehrlose Tierwelt betreffen, ausgeführt werden. Wir stehen vor einem sittlichen Skandal, einer ethischen Unredlichkeit erster Güte, einem moralischen Verbrechen.

Kulte des Monotheismus – und jeder Monotheismus ist fundamentalistisch, anthropozentrisch und totalitär – propagieren durchgängig einen Anthropozentrismus, der in das Museum der Absurditäten, in das Horrorkabinett frühmenschlicher Riten gehört. Wir stehen vor einem Spagat einer Lügenwelt, die versucht archaische Vorschriften zur eigenen Machterhaltung auf dem Rücken der Ärmsten der Armen, auf dem Rücken der unschuldigen Tierwelt auszuleben. Prof. Dr. Hubertus Mynarek formuliert in „Denkverbote“ (Asku Presse) die Problematik folgendermaßen:

„Zwischen den vielen politisch-gesellschaftlichen Lebenslügen, mit denen wir konfrontiert sind, kommt es zu einem erbitterten Konkurrenzkampf […] So scheint es, dass es immer die beiden gegensätzlichen Klassen der vielen Glaubenden (im weitesten Sinne des Wortes) und den wenigen Denkenden geben wird.“

Hieraus resultiert das große Verbrechen der Menschheit, die Elend, Leid, Schmerz und Angst über die gesamte Welt der Lebewesen gebracht hat und weiter bringt, es ist der Todesstachel für die Vernunft, es ist der Katalysator für das Abgleiten ins Chaos!

„Gottlos ist nicht, wer die Götter der Menge beseitigt, sondern wer die Anschauungen der Menge auf die Götter überträgt.“
(Epikur, Brief an Menoikeus)

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Über Glaubenswahn, Tierelend und Kirche – Teil 8

Veröffentlicht 25. September 2022 von hubert wenzl in Religionskritik

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Archaische Stierkämpfe in Spanien   Leave a comment

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Ob diese Stierkämpfe Menschenleben kosten ist mit vollkommen egal. Diese Menschen sind ja schuld, dass diese grausamen, sadistischen Stierkämpfe überhaupt stattfinden. Was sind denn das für sadistische Barbaren?

Von wildbeimwild.com

Documentamos el terror del animal en un festejo de toros embolados en Museros (Valencia)

Wir dokumentieren den Schrecken des Tieres bei einem Fest der auf Hörner des Stieres angebrachten Fackeln in Museros – Valencia

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Partido Animalista (PACMA), eine spanische politische Partei, die sich für die Rechte von Tieren, den Schutz der Umwelt und soziale Gerechtigkeit einsetzt, hat bekannt gegeben, dass während des diesjährigen „bous al carrer“ sieben Menschen gestorben sind.

Das so genannte Fest in der valencianischen Region in Spanien bedeutet auf Englisch „Stiere auf der Strasse„.

Jedes Jahr gibt es zahlreiche Unfälle und Todesfälle bei Stierkämpfen in Spanien, aber dieser Sommer ist besonders schrecklich„, teilte die PACMA in einer Erklärung mit und wies darauf hin, dass die sieben Menschen innerhalb zwei Monaten gestorben sind. Das jüngste Todesopfer ist eine Französin, die Ende August verstorben ist.

Und das, obwohl der regionale Sekretär für Sicherheit und Notfälle, José María Ángel, behauptete, dass die derzeitige Regelungen zum Schutz wirksam sei.

Jede andere Massnahme als das Verbot aller Stierkämpfe wird nutzlos sein„, erklärte die PACMA. Diese Veranstaltungen beruhen auf extremer Grausamkeit und Gewalt und sind daher nicht nur eine echte Qual für die Tiere, sondern auch eine grosse Gefahr für alle Menschen. Es handelt sich um archaische Traditionen, die Gewalt schüren und die Gesellschaft vergiften.“

Viele Menschen in ganz Spanien lehnen den Stierkampf ab, sowohl wegen der Qualen, die er für die Tiere bedeutet, als auch wegen des Risikos für die Öffentlichkeit.

Dies ist das Jahr mit den meisten Todesfällen durch „bous al carrer“ seit 2015, dem Jahr, in dem ebenfalls sieben Menschen bei dieser Art von Fest starben. Es ist beschämend, dass die Behörden trotz der Tatsache, dass diese Veranstaltungen Jahr für Jahr zu schweren Verletzungen, Unfällen und Todesfällen führen, diese Feiern weiterhin zulassen und sie sogar teilweise mit öffentlichen Geldern fördern und finanzieren“, so PACMA weiter.

Wir dokumentieren diese Gräuel seit Jahren und fordern ein Verbot aller Stierkämpfe.“

Die PACMA hat bei zahlreichen Gelegenheiten die Rathäuser und andere Verwaltungen aufgefordert, diese Art von Veranstaltungen nicht mehr zu genehmigen, da sie eine enorme Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen, wie sich Jahr für Jahr zeigt. Keine politische Partei hat jedoch etwas gegen die Stierkämpfe unternommen und sie werden weiterhin jeden Sommer genehmigt.

Das gesetzliche Verbot von Stierkämpfen ist die einzige Lösung für diese Spirale der Gewalt, die jedes Jahr schwere Verletzungen und schreckliche Todesfälle verursacht„, bekräftigt PACMA. „Aus diesem Grund werden wir am 24. September in Madrid ein weiteres Jahr lang mit der #AbolitionMission demonstrieren, um ein für alle Mal die Abschaffung des Stierkampfes zu fordern.“

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Archaische Stierkämpfe in Spanien

Tradition ist keine Rechtfertigung für Tierquälerei   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Am 17. September werden im Namen der „Tradition“ in München wieder Tiere missbraucht. Zum offiziellen Auftakt der Wiesn müssen Pferde, bei enormem Lärm und zwischen angetrunkenen, grölenden Menschenmassen schwere Gespanne hinter sich herziehen. Für die sensiblen Fluchttiere bedeutet dies eine extreme Stresssituation – was zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden kann. PETA fordert daher die Veranstaltenden und die Festwirte auf, dem Schutz der Pferde sowie der Besuchenden höchste Priorität einzuräumen und keine Pferde bei dem Umzug zu nutzen. Zudem appelliert die Tierrechtsorganisation an Oberbürgermeister Dieter Reiter, nicht am Einzug der Wiesn-Wirte teilzunehmen, sollten weiterhin Pferde eingesetzt werden.

Tradition oder sogenanntes Brauchtum sind keine Rechtfertigung für Tierquälerei. Pferde gehören auf grüne Wiesen und nicht auf die Wiesn. Sie in einer lauten und engen Innenstadt zu zwingen, schwere Gespanne zu ziehen, ist Tierquälerei. Werden die Fluchttiere dazu gezwungen, bei einem Umzug mitzulaufen, erhöht sich ihr Stresspegel kontinuierlich. Für die Pferde bedeutet dieser Dauerstress enormes Leid, was oft zu in einem ‚Durchgehen’ mit fatalen Folgen führt.

Jährlich ereignen sich zahlreiche Unfälle mit von Pferden gezogenen Kutschen. 2021 wurde bei insgesamt 35 Kutschunfällen in Deutschland ein Mensch getötet und mindestens 48 wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Darüber hinaus starben im Jahr 2021 vier Pferde, zehn weitere Tiere verletzten sich. Die mit Abstand häufigste Unfallursache war ein Erschrecken eines oder mehrerer Pferde.

Hintergrundinformationen:

Pferde bei Festveranstaltungen einzusetzen, ist nach PETAs Ansicht Missbrauch und hat nichts mit Brauchtum oder Tradition zu tun. Die sensiblen Lauftiere haben das Recht, frei von Druck und Zwang in einer Herde zu leben. Sie benötigen neben ausreichend Auslauf – vorzugsweise in einer Aktiv- oder Offenstallhaltung – auch gutes Essen und stets frisches Wasser, Pflege und medizinische Versorgung. Selbst bei trainierten Pferden kann bereits eine geringe Störung ihren Fluchtinstinkt auslösen. Bei ähnlichen Veranstaltungen kam es daher in den vergangenen Jahren wiederholt zu Unfällen, bei denen Menschen und Tiere zum Teil schwer verletzt wurden. Mehrfach wurden bei behördlichen Stichprobenkontrollen auf Karnevalsumzügen im Rheinland auch Beruhigungsmittel im Blut der Pferde festgestellt, obwohl die Verabreichung solcher Medikamente für solche Zwecke verboten ist.

Quelle: wildbeimwild.com

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Tradition ist keine Rechtfertigung für Tierquälerei

Veröffentlicht 24. September 2022 von hubert wenzl in Tierrechte, Tierschutz

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Angora: So qualvoll leiden Kaninchen für Angorawolle   Leave a comment

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Für Kleidung und Accessoires aus Angorawolle werden Angorakaninchen oftmals in winzigen Käfigen gehalten und auf so grausame Weise geschoren, dass einige Tiere danach in eine Art Schockstarre verfallen. Oftmals wird den Kaninchen das Fell kurzerhand aus der Haut gerissen, sodass sie vor Schmerzen laut schreien. Immer wieder decken Aufnahmen die routinemäßigen Grausamkeiten auf, die Angorakaninchen in der Wollindustrie erleiden.

Erfahren Sie hier mehr über die Herkunft von Angorawolle und wieso Sie niemals Angoraprodukte kaufen sollten.

Wo kommt Angorawolle her?

Angorawolle wird aus der langen, weichen Unterwolle der Angorakaninchen hergestellt – einer Qualzucht der Wollindustrie. Den Tieren wurde ein unnatürlich hohes Fellwachstum angezüchtet, sodass sie sich nicht mehr selbst um die Reinigung ihres Haarkleides kümmern können.

Durch das lange Deckhaar und die dichte Unterwolle neigt ihr Fell zu Verfilzungen, wodurch oftmals schmerzhafte Hautirritationen und Entzündungen entstehen. Außerdem sind durch das lange Fell lebensbedrohliche Erkrankungen wie Magen-Darm-Verschluss und Fliegenbefall vorprogrammiert.

Enormes Tierleid in Angorabetrieben

Rund 90 Prozent der weltweit gehandelten Angorawolle stammt aus China – einem Land, in dem keine greifenden Tierschutzgesetze existieren. 2013 veröffentlichte PETA Asien erstmals Aufnahmen, die das volle Ausmaß des Tierleids in chinesischen Angorabetrieben zeigen. 2015 veröffentlichte PETA USA zudem Aufnahmen aus Betrieben, die angaben, „artgerecht“ produzierte Angorawolle zu verkaufen. Auch hier wurden die Kaninchen oftmals einzeln in winzigen, verdreckten Käfigen gehalten, ohne ausreichend Schutz vor Hitze und Kälte. Beschäftigungsmöglichkeiten hatten die Tiere nicht.

Dabei sind Kaninchen soziale und aktive Tiere, die gerne in Gruppen leben, sich zwischen Büschen verstecken und gemeinsam in selbst gegrabenen Erdbauen wohnen, die eine Gesamtlänge von bis zu 45 Metern erreichen können. Die grausame Einzelhaltung der Tiere soll verhindern, dass sich die Kaninchen gegenseitig das Fell beschmutzen und damit seinen Wert reduzieren, oder dass das Fell durch den Körperkontakt noch stärker verfilzt.

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In den untersuchten Betrieben litten die meisten Kaninchen unter schweren Krankheiten wie Hautirritationen, Atemwegserkrankungen, Blindheit, Mangelernährung und Infektionen. Außerdem wiesen viele Tiere Ohrenverletzungen auf, da Arbeiter:innen sie an den Ohren herumzerren und sich während der Schur darauf stellen, um die Tiere zu fixieren. Viele Kaninchen waren so orientierungslos, dass sie Nahrung und Wasser nicht fanden und kläglich verdursteten oder verhungerten.

Auf dem europäischen Markt ist Frankreich der größte Produzent für Angorawolle. Auch hier unterscheiden sich die grausamen Praktiken in den Angorabetrieben kaum von jenen in China. So zeigten Aufnahmen aus den Jahren 2016, 2018 und 2020, wie die verängstigen Kaninchen beim „Lebendrupf“ gequält und misshandelt werden.

Wie wird Angorawolle gewonnen?

Angorakaninchen werden etwa alle drei Monate geschoren oder lebendig gerupft. Da Kaninchen äußerst sensible Tiere sind, die schnell in Panik geraten, werden sie für die Schur auf Streckbänken fixiert oder an den Beinen festgebunden. Teilweise treten Arbeiter:innen auch auf die empfindlichen Ohren, um die Tiere am Boden zu fixieren. Anschließend werden die Kaninchen mit Schurgeräten oder Scheren so grob geschoren, dass sie oftmals blutige Verletzungen davontragen – für Fluchttiere eine fürchterliche Erfahrung. Sie winden sich, um den scharfen Scheren oder Schurmaschinen zu entkommen.

Beim häufig praktizierten Lebendrupf wird das Fell bei lebendigem Leib mit Kämmen oder bloßen Händen aus der Haut gerissen, sodass die Kaninchen vor Schmerzen markerschütternd schreien. Diese Prozedur ist für die Tiere so traumatisch, dass sie danach oft in eine Art Schockstarre verfallen. Einige Kaninchen sterben an dem Schock der Schur oder weil sie ohne ihr schützendes Fell unterkühlen. Die Überlebenden werden mit offenen Wunden bis zur nächsten Schur eingesperrt. Nach zwei bis fünf Jahren lässt ihre Fellqualität nach. Dann werden die Angorakaninchen kopfüber aufgehängt, ihre Kehle wird durchgeschnitten und ihr Körper anschließend als Fleisch verkauft.

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Nach der traumatischen Misshandlung der Schur verkriechen sich die Tiere in ihren winzigen Einzelkäfigen.

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Kaninchen leiden auch für zertifizierte Angorawolle

Für die Produktion von Angorawolle werden Kaninchen weltweit in winzigen Käfigen gehalten und bei der Schur schlimmsten Qualen ausgesetzt. Daran ändern auch vermeintliche Tierwohl-Label wie „CaregoraTM“ nichts. Die Haltung von Kaninchen in der Angoraindustrie ist vergleichbar mit den katastrophalen Bedingungen auf weltweiten Pelzfarmen. Die Tiere werden häufig einzeln oder gemeinsam in winzige Käfige eingesperrt, unter denen sich Kot und Urin ansammeln. Teilweise werden sie auch gemeinsam in kahle, verdreckte Gehege gesperrt. Diese Haltungsformen sind für die sozialen und bewegungsfreudigen Tiere eine Tortur. Label und Zertifikate, die Angorawolle als „artgerecht“ preisen, führen tierfreundliche Verbraucher:innen in die Irre – sogenanntes Humane Washing“.

Was Sie tun können

Kaninchen sind feinfühlige, sozial komplexe und intelligente Tiere mit individuellen Persönlichkeiten – genau wie Hunde und Katzen. In ihrem natürlichen Lebensraum leben sie in sehr sauberen Erdbauen und verbringen die meiste Zeit auf der Suche nach frischer, blättriger Nahrung. Außerdem interagieren sie umfassend mit den Mitgliedern ihrer Familie. Kaninchen zu Wolllieferanten zu degradieren, zu züchten, einzusperren und qualvoll auszubeuten, ist speziesistisch. Wie alle Tiere haben auch Kaninchen das Recht auf ein selbstbestimmtes und friedliches Leben in Freiheit.

Lassen Sie sich nicht von vermeintlichen „Tierschutzversprechen“ in die Irre führen. Bitte streichen Sie Angorawolle aus ihrem Kleiderschrank und kaufen und tragen Sie stattdessen wirklich tierfreundliche Materialien wie Viskose, Lyocell (z. B. Tencel, Modal), SeaCell, Polyester, Sisal, Bambus, Baumwollflanell, Acryl oder Sojaseide.

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Angora: So qualvoll leiden Kaninchen für Angorawolle

Der deutsche Lumpen-Pazifismus   Leave a comment

Aus Spiegel.de

Ein substanzieller Teil der Friedensbewegung ist in seiner Selbstgerechtigkeit das Beste, was Putin passieren kann. Leider hat er in der Politik und besonders in der SPD mächtige Partner.

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Transparent mit der Aufschrift »Wer Waffen liefert, sollte selbst Menschen töten!« beim Hamburger Ostermarsch: Zutiefst egozentrische Ideologie Foto: Markus Scholz / dpa

»Ich wage es zu behaupten, daß, wenn die Juden die Seelenkraft, die allein aus der Gewaltfreiheit entspringt, zu ihrer Unterstützung aufböten, Herr Hitler sich vor einem Mut, wie er ihn im Umgang mit Menschen bisher noch nie in nennenswertem Maße erfahren, verbeugen würde.« Diese Zeilen wurden Ende 1938 geschrieben, und zwar von einem Pazifisten, von dem Pazifisten, nämlich Mahatma Gandhi  . Kurz darauf erklärte er noch, es könne wohl keinen jüdischen Gandhi in Deutschland geben, weil der »höchstwahrscheinlich nicht länger als fünf Minuten wirken« könne, »ehe er unverzüglich zur Guillotine geschleift würde«. Was bedeutet, dass Gandhi wusste, was Juden in Deutschland passieren konnte. Gandhi ist nicht nur bis heute ein Vorbild für viele Pazifisten, sondern war auch eine sagenhafte Knalltüte.

Die deutsche Friedensbewegung schien zu ihrem diesjährigen Hochamt, den Ostermärschen für den Frieden, grob zweigeteilt. Auf der einen Seite stehen die Vernunftorientierten, die es natürlich auch gibt, die einen aufgeklärten, realistischen Pazifismus verfolgen. Darunter kann man verstehen: Skepsis gegen Militarismus, Brechung kriegspositiver Erzählungen, Radikalität bei der Schaffung der Voraussetzungen für Frieden, aber eben auch Akzeptanz des Wunsches von Angriffsopfern, sich zu verteidigen.

Auf der anderen Seite steht ein substanzieller Teil der Friedensbewegung, die ich den deutschen Lumpen-Pazifismus nennen möchte. Es handelt sich dabei um eine zutiefst egozentrische Ideologie, die den eigenen Befindlichkeitsstolz über das Leid anderer Menschen stellt.

Lumpen-Pazifisten mögen mit der Realität nicht besonders viel anfangen können, aber sie sind nicht in erster Linie naiv, wie ihnen oft vorgeworfen wird. Naivität ist unangenehm, aber keine Schande. Lumpen-Pazifisten sind zuvorderst selbstgerecht. Es sind Menschen, die sich eine Jacke anziehen und sofort vergessen, was es heißt zu frieren. Menschen, die ihren Stuhlkreis-Prinzipien auch um den Preis des Lebens Dritter folgen. Menschen, die im Angesicht des russischen Angriffshorrors in der Ukraine nichts tun wollen, genau: nichts. Kurz, es sind Menschen wie der Friedensbeauftragte der evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Friedrich Kramer. Er sagt auf die Frage, wie man auf die Kriegsverbrechen des Diktators Putin in der Ukraine reagieren solle: »Manchmal können wir alle nur hilflose Zuschauer sein. Und das ist vielleicht gut so Es scheint mir kaum möglich, die eigene Ungerührtheit im Angesicht tot gebombter Kinder noch maliziöser zu feiern. Aber gut, es ist ein Bischof.

Dem russischen Faschistenführer Putin kann gar nichts Besseres passieren als solche westlichen Führungsfiguren, die direkt oder indirekt sagen, dass uns die Ukraine nichts angeht. Die Lumpen-Pazifisten haben speziell in der Politik und noch spezieller in der SPD, der Friedenspartei, einige mächtige Partner. Man erkennt sie an der Parallelität der Argumente. Bischof Kramer steht nämlich nicht nur selig hilflos daneben, er schreibt der Regierung auch vor, wie sie mit dem Konflikt umgehen soll. Waffenlieferungen sind natürlich tabu, vor allem aber sagt Kramer: »Wir dürfen da nicht gesinnungsethisch reingehen, wir müssen nüchtern draußen bleiben«. Wann um alles in der Welt soll man gesinnungsethisch sein, wenn nicht jetzt? Mit ermordeten und vergewaltigten Zivilist*innen sonder Zahl? Gesinnungsethik  bedeutet hier, dass man rote Linien zieht, deren Überschreitung Folgen haben müssen: das Gegenteil von Appeasement. Zumal es nicht darum geht, dass die Nato in der Ukraine aktiv mitkämpft. Sondern um Waffenlieferungen. Der klügste, lustigste und traurigste Tweet  dazu: »Weil wir nicht genau wissen, was Russland alles als Kriegserklärung verstehen könnte, habe ich mich entschieden, die Spülmaschine heute nicht auszuräumen.«

Jetzt lieber nüchtern, keine nervige Ethik, die Putin womöglich »missverstehen« könnte, sondern pragmatisch zuschauen, sagt der Bischof. Wir schalten zu Michael Müller (SPD), dem früheren Regierenden Bürgermeister von Berlin, inzwischen Bundestagsabgeordneter. Der sagt bei n-tv : »Ich staune bei einigen, die sich auch die Situation vor Ort angeguckt haben, wie schnell man jetzt nach schweren Waffen ruft.« Schnell? Also bereits nach wenigen Zehntausend Toten, gefolterten, vergewaltigten, ermordeten Zivilist*innen, massenhaften Kriegsverbrechen? Die angegriffenen Ausschussvorsitzenden des Bundestags, die in der letzten Woche in Lwiw vor Ort waren, mussten sich schon von Olaf Scholz als »Jungs und Mädels« verspotten lassen, und jetzt mahnt Exbürgermeister Müller sie zur Langsamkeit in Sachen Waffen.

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Der deutsche Lumpen-Pazifismus

Schafe scheren: So sehr leiden Schafe unter Qualzucht & Schur   Leave a comment

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Viele Alltagsprodukte wie Pullover, Schals, Handschuhe Mützen, Jacken und Accessoires werden aus Wolle hergestellt. Diese Wolle stammt meist von Schafen, doch auch andere Tiere wie Ziegen, Alpakas und Kaninchen werden wegen ihres Fells ausgebeutet. Was viele Verbraucher nicht wissen: Schafe müssen nur geschoren werden, weil ihnen eine unnatürlich hohe Wollmenge angezüchtet wurde. Die sozialen und sensiblen Tiere leiden ihr Leben lang unter dieser Qualzucht und der dadurch erforderlichen gewaltsamen Schur.

Warum müssen Schafe geschoren werden?

Schafe und andere Tiere müssen die Qualen der Schur nur aus einem einzigen Grund über sich ergehen lassen: weil Menschen ihre Wolle tragen wollen. Die gezielte Zucht der Tiere zugunsten eines möglichst hohen Wollwachstums und das züchterisch herbeigeführte Ausbleiben des Fellwechsels haben dazu geführt, dass heute viele Schafe und andere Tiere geschoren werden müssen.

Wenn Schäfer:innen die Zucht von Tieren ohne Fellwechsel einstellen würden, müsste auch kein Tier mehr geschoren werden. Doch mit der Wolle der Tiere lässt sich Geld verdienen – und daher werden Zucht und Haltung aus Profitgründen nicht eingestellt.

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Im Sommer leiden die züchterisch manipulierten Tiere unter dem Gewicht und der Wärme ihres dichten Fells. Nach der Schur hingegen sind sie anfällig für Lungenerkrankungen und können bei Kälteeinbrüchen sogar erfrieren. Ohne die Fähigkeit, ihr Fellwachstum eigenständig zu regulieren, sind die Tiere Hitze und Kälte schutzlos ausgeliefert und in der Natur oftmals lebensunfähig. Somit sind auch Argumente wie der Erhalt alter oder gefährdeter „Haustierrassen“ oder „Artenschutz“ keine ausreichenden Gründe, diese sogenannten Wollschafe – und damit auch ihr Leid – zu erhalten.

Welche Tiere werden geschoren?

Neben Schafen, Ziegen und Kaninchen werden auch viele weitere Tierarten geschoren. Einige von ihnen haben sogar noch einen natürlichen Fellwechsel, darunter Rinder wie Yaks und Moschusochsen und Kamelartige wie Vikunjas und Trampeltiere. Diese Tierarten sind eigentlich nicht auf die Schur angewiesen, und die Strapazen der Schur könnten ihnen erspart bleiben. Doch ihre Wolle gilt als Luxusprodukt, aus dem hochpreisige Artikel wie Schals, Pullover oder Mäntel hergestellt werden.

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Wie Schafe leiden auch Alpakas und Lamas darunter, dass ihnen der natürliche Fellwechsel durch die Qualzucht genommen wurde. Dasselbe gilt übrigens auch für Angorakaninchen und für Angoraziegen, aus deren Fell Mohair hergestellt wird. Merinoschafe gehören zu den Schafen, die in der Wollindustrie am stärksten ausgebeutet werden. Sie leiden unter einem immens dichten Fellwachstum und sind sehr anfällig für den schmerzhaften und oftmals tödlichen Befall mit Fliegenmaden. In Australien werden daher fast alle Lämmer dem sogenannten Mulesing unterzogen – einem grausamen Eingriff, bei dem handtellergroße Haut- und Fleischstücke vom Hinterteil der Tiere geschnitten werden, und zwar ohne Betäubung.

Ist das Scheren von Schafen Tierquälerei?

Der Großteil der weltweit gehandelten Wolle stammt von SchafenZiegen und Kaninchen. Für die sensiblen Fluchttiere bedeuten bereits die Trennung von ihrer Herde und der direkte Kontakt zum Menschen größten Stress. Oftmals geraten sie in Panik und wehren sich mit aller Kraft gegen die Schur. Arbeiter:innen machen die Tiere daher mit Gewalt gefügig und knien sich häufig auf ihren Kopf und Körper oder verdrehen ihre Arme und Beine. Zum Fixieren werden Ziegen meist an den Gliedmaßen gefesselt und Angorakaninchen ausgestreckt an einem Holzbrett festgebunden.

Da sich die Tiere während der Schur trotz aller Bemühungen wehren und unkontrollierbare Bewegungen machen, können Schnittwunden selbst bei der sanftesten Schur nicht immer verhindert werden. Die meisten Scherer arbeiten jedoch nicht rücksichtsvoll, sondern schnell, achtlos und gewaltsam – denn sie werden nicht nach Stunden, sondern nach der Anzahl geschorener Tiere bezahlt. Gemeinsam mit unseren internationalen Partnerorganisationen konnten wir von PETA Deutschland dokumentieren, wie Tiere während der Schur getreten und gestoßen werden. Teilweise werden ihnen sogar die Brustwarzen abgeschnitten. Klaffende Schnittwunden werden oftmals ohne Betäubung mit Nadel und Faden vernäht und gar nicht oder nur unzureichend behandelt. Schwer verletzte oder „unbrauchbare“ Tiere werden in der Wollindustrie meist getötet oder sich selbst und damit einem langsamen, schmerzhaften Tod überlassen.

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Schurwettbewerbe: Horror für Schafe

Schafe werden nicht nur für die Produktion von Wolle missbraucht, sondern auch in Schurwettbewerben, wie etwa der jährlichen Deutschen Schafschurmeisterschaft. Bei diesen Veranstaltungen werden die Tiere unter Wettkampfbedingungen geschoren, was die Gefahr von Schnittwunden gegenüber dem Schuralltag weiter erhöht. Auch der Transport zum Wettbewerb, der Andrang vieler applaudierender und johlender Menschen, laute Musik und viele fremde Geräusche sind für die Fluchttiere eine Zumutung. Wir haben in der Vergangenheit bereits Strafanzeige gegen Schurwettbewerbe gestellt und setzen uns auch weiterhin für ein Ende dieser tierquälerischen Veranstaltungen ein.

Wann werden Schafe geschoren?

Meist werden Schafe im Frühjahr geschoren. Wenn es nach der Schur zu Kälteeinbrüchen kommt, sind die Schafe den niedrigen Temperaturen ohne ihr wärmendes Fell schutzlos ausgeliefert. Viele erfrieren jedes Jahr auf diese Weise. Im Sommer leiden die Tiere unter der ihnen angezüchteten dichten Wolle: Vor allem in Australien sterben viele Merinoschafe in den heißen Sommermonaten an Überhitzung.

Was passiert mit Schafen, die nicht geschoren werden?

Wenn Schafe nicht rechtzeitig geschoren werden, wird ihr Fell zu schwer – je mehr Wolle, desto größer wird auch die Last für die Tiere. Zudem ist das dichte Fell der perfekte Nährboden für zahlreiche Parasiten wie Milben und Zecken. Einige Tiere finden nicht genügend Nahrung, weil ihnen die Wolle über die Augen wächst und die Sicht versperrt. Immer wieder berichten Medien von entlaufenen Schafen, die sich aufgrund der mehrere Kilo schweren Wolllast kaum bewegen können. Problematisch wird das vor allem bei Regen, wenn sich die Wolle mit Feuchtigkeit vollsaugt.

Wenn Schafe schwitzen oder es sie unter dem feuchten Fell juckt, wälzen sie sich zum Kratzen auf dem Boden. Viele Tiere können nicht alleine wieder aufstehen, beispielsweise wenn sie schwanger sind oder aufgrund ihrer Züchtung den Boden mit ihren Beinen nicht erreichen. Ohne Hilfe sterben die Tiere in dieser Situation. Wer also ein Schaf hilflos auf dem Rücken liegen sieht, sollte dem Tier kräftig ins Fell greifen und es so anstoßen, dass es auf den Bauch rollt und alleine wieder aufstehen kann.

Was passiert mit Schafen, deren Wollproduktion nachlässt?

Sobald Schafe und andere Tiere in der industriellen Tierhaltung nicht mehr die „Leistung“ erbringen, die für die Betriebe am profitabelsten ist, werden sie aussortiert und zum Schlachthof gefahren.

Vor allem Australien verschifft jährlich rund eine Million Schafe auf sogenannten Lebendexporten in den Nahen Osten oder in afrikanische Staaten. Die Tiere leiden während des tage- und wochenlangen Transports über das Meer auf überfüllten Containerschiffen – oftmals ohne ausreichend Nahrung und Trinkwasser. Diejenigen, die diese qualvolle Fahrt überleben, werden in den Zielländern meist gewaltsam und ohne Betäubung getötet.

Während die natürliche Lebenserwartung von Schafen bei etwa 20 Jahren liegt, werden die meisten Schafe in der Wollindustrie im Alter von 5-6 Jahren getötet, da ihre Körper nicht mehr die gewünschte Menge oder Qualität an Wolle produzieren. (Titel: „Nutztiere“ – warum Tiere nicht dazu da sind, dass wir sie nutzen).

Tiere und tierische Produkte sind keine Kleidung

Schafe, Ziegen, Alpakas, Kaninchen und andere Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie ihr Leben lang ausbeuten, nur um aus ihrem Fell Wollprodukte herzustellen. Die Einteilung von Tieren nach ihrem „Nutzen“ für uns Menschen ist speziesistisch und grundlegend falsch.

Wir sind für unsere Ernährung und Bekleidung weder auf die Haut von Tieren angewiesen noch auf ihr Fell, ihre Haare, ihre Federn oder ihr Fleisch. Die Einordung von fühlenden Lebewesen in Kategorien wie „Haustiere“ und „Nutztiere“ ist menschengemacht und willkürlich. Speziesismus muss beendet werden, denn jedes Tier hat ein glückliches und möglichst selbstbestimmtes Leben verdient.

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Was Sie tun können

Bitte kaufen Sie den Tieren zuliebe weder Wolle noch andere tierische Produkte, sondern entscheiden Sie sich für vegane Mode. Tencel, Sojaseide oder Acryl sind ausgezeichnete tierfreie Alternativen, die pflegeleichter sind als Wolle und sich auf der Haut weich anfühlen. Informieren Sie Ihre Mitmenschen über die Qual der Schur und besuchen Sie keine Veranstaltungen, bei denen Schafe oder andere Tiere unter Wettbewerbsbedingungen geschoren werden.

Die besten Alternativen zu Wolle

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Schafe scheren: So sehr leiden Schafe unter Qualzucht & Schur