Archiv für April 2016

Fehlt etwas, wenn man an gar nichts glaubt?   Leave a comment

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Oft wird gesagt an etwas muss man doch glauben. Die meisten Menschen meinen damit, man müsse an etwas Höheres glauben, an einen Gott. Es geht aber auch ohne.

 

Ich glaube nicht an Götter, nicht an den Osterhasen, nicht an die Wunderheilung, nicht an die Zahnfee. Da könnt ich doch auch gleich an das Fliegende Spaghettimonster glauben!

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Fehlt etwas, wenn man an gar nichts glaubt?

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„Fehlt dir in dieser ohnehin zu rationalen Welt nicht etwas, wenn du an gar nichts glaubst?“, werde ich immer mal wieder gefragt. Ja, fehlt mir denn etwas? Ist unsere Welt überhaupt zu rational? Und warum wird das Glauben derartig glorifiziert, während das Wissen als überheblicher Schnösel daherkommt?

Menschen die von einer überrationalisierten Welt sprechen, meinen, bei genauerem Betrachten, in Wirklichkeit oft die schnell voranschreitende Technologisierung oder den Kapitalismus. Denn wenn die Hälfte aller Deutschen und Österreicher meint, Bachblütentherapie und Heilpraktiker wären eine Alternative zur evidenzbasierten Medizin, wenn eine nicht gerade kleine Minderheit annimmt, mit dem Jenseits Kontakt aufnehmen zu können, wenn Homöopathen mit Globuli ausgestattet den Kampf gegen Ebola aufnehmen wollen, und wenn Politiker mit rechter Gesinnung eine Chemtrail-Gefahr propagieren, dann zeigt das auf, wie wenig rational unsere Gesellschaft im Allgemeinen denkt und handelt.

Ideologien und Irrationalismen sind in der bürgerlichen Gesellschaft Teil des alltäglichen Bewusstseins. Die Wirklichkeit des Möglichen regiert das Denken der Menschen, doch im Abschätzen von Wahrscheinlichkeiten ist der Mensch bekanntlich nicht gut. Es liegt in unserer Natur, hohe Wahrscheinlichkeiten zu unterschätzen und niedrige Wahrscheinlichkeiten zu überschätzen.

Die Welt ist oft nicht so, wie es die Menschen gerne hätten. Das Leben ist unsicher, da es nicht vorhersehbar ist. Zudem ist es oft unschön und ungerecht. Der Rationale nimmt es an, weil so manch persönliches Schicksal eben ist wie es ist. Der Religiöse versucht sich selbst durch Beten und Buße aus seiner vermeintlich selbst verschuldeten Misere zu führen, und der Esoteriker bedient sich allerlei kruder Hilfsmittel, die von positivem Denken bis zum Energietanz reichen. Dabei sollte man annehmen, idealistische Theorien müssten sich zwangsläufig in unserer Gesellschaft blamieren, tun sie aber nicht. Was sich  nicht durchsetzen kann, wird regelmäßig durch eine neue Spinnerei ersetzt.

Sich dem religiösen und esoterischen Glauben hinzugeben erfordert das Ausblenden der Vernunft des Bestehenden. Die Welt muss nicht zwingendermaßen erkannt und erforscht werden. Vielmehr soll sie gefühlt und intuitiv durchschaut werden. Evolution und Naturgesetze sind Widersprüche, die überwunden werden können, denn Ideologien beziehen sich auf den Schein der Dinge und nicht auf Gesetzmäßigkeiten. Ein „Es ist eben so wie es ist“, reicht als Erklärung nicht aus, demnach müssen höhere, machtvollere, leicht erklärbare mystifizierbare Gesetzmäßigkeiten kreiert werden.

Das idealistische Glaubensbild ist also die Strategie, sich ein Stück aus der gegenwärtigen Misere zu retten und sich vor der zukünftigen zu schützen. Es setzt dem Ist-Zustand sein rosa, glitzer Idealbild und den Zutritt zum Himmelsparadies entgegen. Die esoterische Ideologie, in der jeder seines Glückes Schmied sei, verleiht dem Menschen das Gefühl von Macht, von Selbstbestimmtheit und auch von Individualität und einer Ganzheitlichkeit die nach Bedarf mit beliebigen Inhalten gefüllt werden kann, während Religionen, in denen der Schmied erst durch ausreichend beten milde gestimmt werden muss, zunehmend ausdienen.

Da die Realität nicht umgeschmissen werden kann, müssen sich kosmische Entität, Gotteskräfte und höhere Wahrheit im sicheren Umfeld betten. Denn es kann ungemütlich werden, wenn Wissenschaft und Logik daran rütteln und auf die Zusammenhänge von Kapitalismus und Machtspielen, die mit Ideologien einhergehen, aufmerksam machen. Umgekehrt ist es so, dass der Irrationalismus für die Rationalität keine ernstzunehmende Bedrohung darstellt, denn irrationale Thesen lassen sich widerlegen, solange unsere erarbeiteten, rationale Maßstäbe nicht von einer ideologisierten, glaubensgeprägten Beliebigkeit untergraben werden.

Wer von Gott, von höheren Mächten – dem Absoluten – spricht, spricht von allem, von nichts bestimmtem, damit von Nichts. Das mächtigste, höchste, allgemeinste Prinzip entpuppt sich als leeres Gerede.

Nein, es fehlt mir nicht an diesem beliebigen Nichts. Ich möchte die Dinge wissen, möchte eins sein mit der Natur , nicht spirituell, sondern durch das Verstehen  ihrer rationalen und zugleich wunderbaren Gesetzmäßigkeiten. Sie sind meine Grundlage und meine Orientierung, die keine X-beliebige, austauschbare Weltanschauung ins Schwanken bringen kann. Die Naturgesetze sind meine Himmel und meine Erde, das “Mehr dazwischen” – von dem oft sinnentleert gefloskelt wird –  sind die schönen, greifbaren Dinge, die diese Gesetze hervorgebracht haben: Liebe, Erotik, Kunst, Poesie, Phantasie, Schönheit, Duft.

von Andrea Walter

Andrea Walter ist eine Bloggerin, freie Autorin, Sozialarbeiterin,  Humanistin und Initiatorin von „Kein Gewerbeschein für Humbug“.

Blog: https://andreawalterblog.wordpress.com/
Facebook: Initiative „Wissenschaft als Maßstab – kein Gewerbeschein für Humbug“

Hier geht’s zum Originalartikel…

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Fehlt etwas, wenn man an gar nichts glaubt?

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Gruß Hubert

 

Veröffentlicht 30. April 2016 von hubert wenzl in Religionskritik, Uncategorized

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Verbot religiöser Tierschlachtungen ohne Betäubung in Dänemark: Warum „halal“ illegal sein sollte   Leave a comment

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Es ist höchste Zeit, wenn immer wieder ein Land nachzieht und das religiöse Schlachten von Tieren verbietet, wie das mulsimische  „halal“ und  jüdische „koscher“ genannte Schlachten ohne Betäubung. Es zeigt wieder einmal wieviel Leid und Unglück von Religionen für Mensch und Tier ausgeht. Ohne Religionen wäre die Welt besser dran. Religion IST die größte Manifestation von Unwissenheit und Wunschdenken, ich habe lange nachgedacht und nichts gefunden, dass dem das Wasser reicht (schreibt Mario Gruber).

In Dänemark wurde diese Woche ein Verbot beschlossen, das Schlachtungen von Tieren nach den mulsimischen und jüdischen Traditionen „halal“ und „koscher“ ohne Betäubung verbietet. Ähnliche Gesetze wurden bereits in Norwegen, der Schweiz, Polen und Schweden eingeführt – und mit weiteren Ländern kann gerechnet werden.

 

Verbot religiöser Tierschlachtungen ohne Betäubung in Dänemark: Warum "halal" illegal sein sollte

Halal Schlachtung

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Dänemarks Landwirtschaftsminister Dan Jorgensen begründete die Gesetzesänderungen diese Woche damit, dass „die Rechte der Tiere Vorrang vor Religion haben“, und kündigte an, dass religiöse Schlachtungstraditionen sich künftig anpassen müssen. Aus säkularer, humanistischer Sicht ein weiterer Erfolg und Meilenstein unserer Gesellschaft – man kann nur darauf hoffen, dass sich weitere Länder bald anschließen. Trotz internationaler Kritik an der Gesetzesänderung, darunter EU Kommissar für Gesundheit Toni Borg, meinten Vertreter beider Religionen, dass sich kaum etwas ändern würde – die Einschränkungen wären mit den Praktiken zu vereinen.

Vor ein paar Jahren war ich selbst Zeuge der muslimischen Schlachtungsmethode in einem Dorf in Malaysia. In einer Art Zeremonie versammelten sich Moslems um eine Kuh, verbanden ihr die Beine und brachten sie zu Boden. Der Hals der Kuh wurde anschließend über ein Loch im Boden platziert, ihr Blick nach Mekka gerichtet. Die Menschenmenge psalmodierte im Einklang „Allah Akbar, Allah Akbar, …“ während der Imam der Kuh den Hals aufschlitzte. Ich kann mich gut daran erinnern, wie lange das Tier danach noch röchelte, natürlich mit aufgeschlitzter Kehle, überströmt von Blut und Essensresten. Den Blick der Kuh, von Anfang bis Ende der Schlachtung, war einer von Todesangst und die Schmerzen waren sicherlich auch nicht gespielt. Zugegebenermaßen aß ich anschließend ein Steak, mein Respekt vor Religion und Kultur machte mich blind in Fragen der Ethik.
Auf die Frage, ob es nicht besser wäre, dem Tier das Leid zu ersparen und es zu betäuben, antwortete der Imam, dass Allah sie aufgrund der Schlachtungsweise vor Schmerzen beschütze und sie direkt in den Himmel schicke.

(Anmerkung: unglaublich welche Geschichten oder besser Märchen da erzählt werden).

Der Glaube an das Übernatürliche leitet Menschen, die ansonsten moralisch korrekt sind, dazu, unfassbar unmoralische Taten zu begehen – im festen Glauben, dass sie damit richtig liegen. 
Während auch politische und persönliche Motive Menschen zu Gräueltaten und Fehlvorstellungen verleiten sind diese zumindest nicht realitätsfern und können durch moderne Ethik verhindert werden. Religion ist per definitionem realitätsfern – in anderen Worten, sie behauptet Dinge, die nicht der Realität entsprechen.

Wie ich bereits in einem früheren Artikel „Warum das Übernatürliche keinen Platz in der Welt hat“ schrieb, „Respekt für Kultur und Religion endet da, wo Menschen leiden“, und natürlich auch Tiere.

Die Gesetzesänderung in Dänemark und anderen Ländern ist nur zu begrüßen. Menschen und Tiere haben Rechte, Religionen nicht – und damit ist die Debatte um diese Gesetze besiegelt! 

von Mario Gruber

 

Verbot religiöser Tierschlachtungen ohne Betäubung in Dänemark: Warum „halal“ illegal sein sollte

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Gruß Hubert

 

Schläfst du, Gerechtigkeit?… – Sandor Petöfi   Leave a comment

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Auszug.
In die Weltliteratur ging Sandor Petöfi über die Dichtung ein – doch seine Dichtung stellte er nicht in den Dienst der Weltliteratur, sondern der Weltrevolution. In dem Gedicht „Die Dichter des 19. Jahrhunderts“, einer ars poetica, sieht er die wichtigste Aufgabe des Dichters darin, das Volk nach Kana zu führen, so lange bis sich der uralte Menschheitstraum der vollkommenen Gleichheit vollendet hat.

Erst dann, wenn jeder gleichberechtigt
erst dann, wenn jeder gleichermaßen
sein Teil vom Überfluß erhält,
wenn durch die Fenster aller Hütten
das Licht der Bildung Einzug fand,
erst dann ist’s Zeit für uns zu rasten,
erreicht ist das Gelobte Land.

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Was auffällt, ist: der wichtigste Vertreter der kommunistischen Idee in den Augen Petöfis, und darin erkennen wir ihn als würdigen Nachfolger Shelleys, ist nicht der Politiker, nicht der Berufsrevolutionär, sondern der Dichter. Der Dichter, schreibt er, ist eine „Fackel für den Weg“, den Gott der Menschheit vorangestellt hat. „So führt das Volk voran, ihr Dichter, / durch Feuer, Flut und Wüstensand!“, spricht er.

https://www.oppisworld.de/ungarn/ungart05.html

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Schläfst du, Gerechtigkeit?… – Sandor Petöfi

Schläfst du, Gerechtigkeit, bist du gar tot?
War dieser Mann nicht wert, daß um den Hals
ihm eine goldne Ehrenkette hing‘?
Statt dessen hängt er selbst am Henkerstrang!
Und seht, die Kette schmückt des Henkers Hals,
des Henkers, der am Strange hängen müßt‘!
Schläfst du, Gerechtigkeit, bist du gar tot?…

Sandor Petöfi

Ich denke oft darüber nach…

Ich denke oft: Mir tät’s nicht leid,
wenn irgendwann
das Weltsystem zerbricht, und dann
wie Schnee und Hagel fallen heut,
vom Himmel Sterne niederflössen
und Sternenbäche sich ergössen.

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Es fliegen unsere Hoffnungen, die schönen Vögel, hoch –
Jedoch
Wenn sie am höchsten fliegen,
In reinster Himmelsluft sich wiegen,
Wo selbst der Adler Flug bereits ein träger,
Da kommt die Wirklichkeit, der finstre Jäger,
Und schießt sie herab!

Sándor Petöfi
(1823 – 1849 (gefallen)), eigentlich Alexander Petrovics, ungarischer Schauspieler, Soldat, Student und Dichter, übersetzte u.a. Schiller und Shakespeare

Quelle: Petöfi: »Gedichte«
http://www.aphorismen.de/suche?f_autor=2951_S%C3%A1ndor+Pet%C3%B6fi

http://mek.oszk.hu/01000/01008/01008.htm#15

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Todessehnsucht

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Gebt einen Sarg mir und ein Grab

In tiefer, stiller Erde, – gebt!

Wo kein Empfinden, kein Gefühl,

Kein Herz und kein Gedanke lebt!

O du mein Kopf, du meine Brust,

Zwiefacher Fluch, der auf mir ruht!

Wozu mit Flammengeißeln selbst

Sich quälen in ohnmächt’ger Wut?

Warum sehnt dieses stolze Hirn

Gar zu den Sternen sich empor,

Wenn sein Geschick ihm rauh befiehlt:

Kriech’ auf der Erde hin, du Tor!?

Und wenn von aller Freud’ und Lust,

Von allem, was des Daseins Zier,

Nicht das Geringste mir gewährt,

Wozu ward dieses Leben mir?

Und schlägt ein Herz in meiner Brust,

Das hell im Glück zu jubeln weiß,

Was gönnst Du, Gott der Seligkeit,

Ihm nichts als einen Blick aus Eis? …

Gebt einen Sarg mir und ein Grab

In tiefer, stiller Erde, – gebt!

Wo kein Empfinden, kein Gefühl,

Kein Herz und kein Gedanke lebt! …

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(Sándor Petöfi, 1823-1849;
aus dem Ungarischen von Ignaz Schnitzer)

 

 

Veröffentlicht 29. April 2016 von hubert wenzl in Lyrik, Uncategorized

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Paragraf 103 – Majestätsbeleidigung   Leave a comment

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Der Gauck möchte die Abschaffung des Paragrafen 103 bremsen. Einen solchen Schritt solle man in Ruhe bedenken. Merkel wollte diesen Paragraf 103 bis 2018 gestrichen sehen. Was versteht der Gauck also mit “in Ruhe bedenken” – 10 Jahre, 15 Jahre?, (dann ist er vielleicht schon nicht mehr unter den Lebenden).
Er glaubt wohl,  es wäre noch die Zeit, als die Pfaffen noch das Regiment führten und das Volk wie Würmer kuschen mussten… Diese Zeit ist zum Glück (nicht Go.. sei Da..) vorbei. Nicht vergessen darf man, dass dieser ominöse Paragraf aus dem fernen Jahr 1871 stammt und Monarchen und den Adel schützen wollte. Also höchste Zeit ihn im Müllkübel der Geschichte zu versenken. Es lebe die Volksherrschaft (wäre ja die Demokratie), nicht die Monarchie.

Warum ist der Paragraf 103 umstritten?

Der Paragraf sieht mit einer Höchststrafe von drei oder fünf Jahren Haft ein unverhältnismäßig hohes Strafmaß vor – verglichen mit dem Strafmaß für eine Beleidigung nach Paragraf 185 StGB, die für alle Bundesbürger gilt. Demnach droht eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe.

Vor allem aber führen Kritiker an, dass der Paragraf 103 nicht mehr zeitgemäß sei. Tatsächlich stammt er aus dem Jahr 1871, also noch aus dem Kaiserreich, und schützte das Recht monarchischer Oberhäupter.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jan-boehmermann-das-besagt-der-paragraf-103-a-1087478.html

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Bundespräsident Joachim Gauck bremst in der Debatte über eine Abschaffung des Paragrafen 90, der das strafrechtliche Vorgehen bei einer Beleidigung eines Bundespräsidenten regelt.

“Vielleicht machen sich nicht alle Menschen bewusst, dass die höchste Repräsentanz einer Republik, einer Demokratie doch mindestens so viel Ehrerbietung verdient, wie es ein gekröntes Haupt verdient”, sagte Gauck in einem Deutschlandfunk-Interview, das am Sonntag gesendet werden soll. Die Rechtsordnung betone den Respekt, den man Personen schuldig sei, die eine Demokratie gestalteten und verantworteten, sagte er laut Vorabbericht vom Freitag.

http://de.reuters.com/article/deutschland-bundespr-sident-gesetz-idDEKCN0XJ1DT

 

Majestätsbeleidigung sollte nicht strafbar sein

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Ein Rechtsstreit in der Politik: Soll der Paragraf 103 gestrichen werden? Ausgelöst hat die Debatte die Affäre „Böhmermann“. Nun braucht das Strafrecht mehr Frischluft und weniger Obrigkeitsdenken.

Ein Kommentar von Jan Rübel

So einfach geht es nun wohl doch nicht: Bis 2018, hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärt, solle ein Paragraf aus dem Strafrecht gestrichen werden – der mit der Nummer 103 und welcher die Ahndung der Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter, Regierungsmitglieder oder Diplomaten vorsieht.

Die Debatten rund um die „Schmähkritik“ des Satirikers Jan Böhmermann gegen den türkischen Präsidenten Erdogan haben plötzlich einen Paragrafen nach oben gespült, den nur wenige kannten und der eher als Prüfungsaufgabe für Jura-Studierende denn für praktische Anwendung in Frage kam. Gäbe es ihn nicht, hätte die Bundesregierung in der Causa „Böhmermann“ keine Krise an der Backe gehabt. Also: Weg damit, entschied Merkel.

Wie sich Jan Böhmermann auf seinen Prozess vorbereitet, lesen Sie hier.

Doch nun regt sich Widerstand. Bundespräsident Joachim Gauck mahnte, solch einen Schritt solle man in Ruhe bedenken; das klingt nach Zweifeln. Und auch in der Union melden sich Stimmen, die dem Paragrafen mit der „Majestätsbeleidigung“ etwas abgewinnen können.

Daraus erneut eine Regierungskrise zu stricken ist Dichtung. Paragrafen des Strafrechts sind Grundpfeiler unserer Gesellschaft – soll einer hinzukommen oder wegfallen, benötigt das eine intensive und ruhig abwägende Debatte. Dass man also darüber nun, nach dem ersten Hühnerstallgehabe im Zuge des Falls „Böhmermann“, nachdenklicher herangeht und keine Schnellschüsse plant, ist vernünftig und normal. Merkel strauchelt nicht, wenn Gauck hustet.

Also: Meiner Meinung nach gibt es gute Gründe, diesen Paragrafen 103 zu streichen.

 

 

Der arme Adel

 

Seinen Ursprung hat er im Jahr 1871, damals herrschte in Deutschland ein Kaiser, und der Paragraf sollte kaiserliche Oberhäupter schützen, heißt: die Machtcliquen des nationalen wie internationalen miteinander verbandelten Adels schützen, damit sie sich weiterhin auf Kosten der Bevölkerungsmehrheiten bereichern und ausleben konnten. Die Geschichte beendete irgendwann diese Ausbeutung. Damit hätte auch dieser Paragraf enden können.

 

Tat er aber nicht. Im Wortlaut heißt er:

„Wer ein ausländisches Staatsoberhaupt oder wer mit Beziehung auf ihre Stellung ein Mitglied einer ausländischen Regierung, das sich in amtlicher Eigenschaft im Inland aufhält, oder einen im Bundesgebiet beglaubigten Leiter einer ausländischen diplomatischen Vertretung beleidigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe, im Falle der verleumderischen Beleidigung mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.“

Das ist eine harte Strafe – verglichen mit dem, was man für eine Beleidigung normal sterblicher Zivilisten kassiert; das ist ungefähr bis zu ein Jahr Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe.

Lesen Sie hier, weswegen der Paragraf 103 in der Großen Koalition derart umstritten ist.

 

https://de.nachrichten.yahoo.com/majest%C3%A4tsbeleidigung-sollte-nicht-strafbar-sein-100723395.html

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Siehe auch:

Beleidigungen von Religionen und Majestäten (in Deutschland)

https://hubwen.wordpress.com/2015/01/11/beleidigungen-von-religionen-und-majestaten-in-deutschland/

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Gruß Hubert

Traurige Nachrichten: Wenzel hat den Wolf Mt6 töten lassen!   2 comments

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Da ist sicher wieder einmal gelogen worden, dass sich die Balken biegen. Man setzt einfach das Wort „Problem“ vorne dran – und schon ist es ein Problem-Wolf. Dann kommt noch die Panikmache mit dem Vorwand Sicherheit und die Genehmigung für den Abschuss ist da. So ging es auch in Südtirol und im Trentino mit einigen Bären. Das mit der Sicherheit kann ich schon nicht mehr hören.
Hier der Text aus einer Petition.

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28. April 2016 — Traurige Nachrichten! Wenzel hat den Wolf Mt6 töten lassen!

Liebe Wolfsfreunde,

heute ist ein trauriger Tag. Der Munsteraner Wolf (Mt6 oder „Kurti“) ist im Auftrag des Umweltministeriums gestern erschossen worden (Tötungsauftrag vom Umweltminister von Niedersachsen Stefan Wenzel). Das seht ihr auf dem link Ndr online, weiter unten).

Der Goldenstedter Wolf und ich brauchen jetzt ganz dringend Eure Unterstützung!

Der Munsteraner Wolf hatte nichts getan. Er lebte bisher auch in Niedersachsen, wie unsere Goldenstedter Wölfin. Das Ministerium konnte nach meinem Anruf bei Frau Kottwitz gestern (Staatssekretärin im Umweltminsterium), keine seriösen Fakten darlegen, die eine Tötung des Munsteraner Wolfes rechtfertigen.

Und sie haben es trotzdem getan!

Jetzt ist eine Hemmschwelle weitere Wölfe in Niedersachsen und Deutschland zu töten nicht mehr vorhanden.
 
Als nächstes ist unsere Goldenstedter Wölfin an der Reihe. Helft bitte unendlich viele Unterstützer zu gewinnen! (change.org/wolf).

Sendet mit Eurer Unterzeichnung ein sehr starkes Signal nach Hannover, das wir die Tötung von Mt6 absolut verurteilen.

Sobald wir 100.000 Unterzeichnungen unserer Petition erreicht haben, werde ich weitere Maßnahmen zum Schutz unserer Wölfin vornehmen. Und die werden eine ganz andere Qualität haben, das verspreche ich Euch!

Hinzukommt das unsere Petition in naher Zukunft im Landtagsausschuss von Niedersachen diskutiert wird. Dies wird einen großen Einfluß auf das weitere Verhalten der Verantwortlichen haben.

Jetzt ist unsere Petition noch wichtiger als je zuvor!

Macht bitte alle mit! Helft unserer Wölfin die 100.000 Unterstützerzahl zu erreichen und das sinnlose Töten zu beenden.

Wölfische Grüsse Jan Olsson

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Aus ndr.de

Kommt die „Schnelle Eingreiftruppe“

Bleibt es nach dem Tod von „Kurti“ bei diesem Einzelfall? Oder was passiert, wenn wieder ein Wolf zu zutraulich reagiert? Zunächst müsse alles getan werden, um auffällige Wölfe zu vergrämen, so Wenzel. Wie im aktuellen Fall setzt das Land dabei zunächst weiter auf die Hilfe des Experten aus Schweden. Mittelfristig sei aber auch eine eigene sogenannte „Schnelle Eingreiftruppe“ denkbar. „Kurti“ soll jetzt im Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung genetisch sowie auf mögliche Krankheiten und Verletzungen untersucht werden.

Erste gezielte Tötung in Deutschland

Es ist das erste Mal seit der Rückkehr der Tiere, dass ein Wolf in Deutschland auf Anordnung der Behörden gezielt getötet wurde.

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Wolf-Kurti-starb-um-kurz-nach-20-Uhr,wolf2460.html

 

Traurige Nachrichten: Wenzel hat den Wolf Mt6 töten lassen!

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Gruß Hubert

 

Trotz Tierversuchen: Proband stirbt bei Studie   Leave a comment

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Tierversuche gehörten schon lange abgeschafft und mit tierversuchsfreien, alternativen Methoden ersetzt. Das Thema stößt aber auf wenig Interesse, erstens weil diese grausamen und schmerzvollen Tierversuche im Verborgenen passieren und zweitens weil der Mensch so egoistisch ist und ihn das Tierleid nicht kratzt, weil er irrigerweise glaubt es nütze der menschlichen Gesundheit. Natürlich denken nicht alle Menschen so, aber es sind zu wenige, viel zu wenige, die Tierversuche aus ehtischen Gründen ablehnen. Wie man immer wieder feststellen kann, führen Tierversuche auch zu für den Menschen irrigen Ergebnissen, wie man heuer im Jänner in Frankreich wieder feststellte.

 

Trotz Tierversuchen: Proband stirbt bei Studie

26.01.2016  Mitte Januar 2016 musste die klinische Phase I-Studie des Pharmaherstellers Biotrial im französischen Rennes nach dem Tod eines Probanden vorzeitig beendet werden. Bei vier weiteren Probanden traten neurologische Beschwerden auf, bei dreien stellten die Ärzte Hirnblutungen und eine Zerstörung von Nervengewebe fest. Derzeit liegt die Vermutung nahe, dass nicht erkannte sogenannte Art- bzw. Speziesunterschiede zu den schweren Nebenwirkungen bei den Probanden geführt haben.

Die zuständigen Behörden sind noch mit der Aufklärung der Hintergründe befasst. Mit der Substanz mit der Bezeichnung BIA 10-2474 sollte ein Medikament entwickelt werden, mit dem sich Angst und motorische Störungen aufgrund einer Parkinson-Erkrankung und chronische Schmerzen behandeln lassen. Der klinischen Studie waren umfangreiche Tierversuche an Mäusen, Ratten, Hunden und Affen (z. B. Makaken wie Rhesus- oder Javaneraffen) vorausgegangen. Bei den Tieren waren derartige Schäden nicht aufgetreten. Ob in den Versuchen auch Menschenaffen, nämlich Schimpansen, eingesetzt wurden, wie zwischenzeitlich bekannt wurde, ist noch nicht geklärt. Nach der Europäischen Tierversuchsrichtlinie EU/63/2010 ist die Verwendung von Schimpansen zu diesem Zweck nicht erlaubt.

Lebensgefährliche Risiken – nicht erkannte Speziesunterschiede

Derzeit liegt die Vermutung nahe, dass nicht erkannte sogenannte Art- bzw. Speziesunterschiede die schweren bis tödlichen  Erkrankungen bei den Probanden ausgelöst haben. Der Grund: Tierversuchs-Ergebnisse lassen sich nicht zuverlässig auf den Menschen übertragen. Selbst Menschenaffen reagieren mitunter ganz anders auf Wirkstoffe als wir. Es zeigt sich immer wieder, dass Tierversuche in vielen Fällen schwere Nebenwirkungen von Substanzen beim Menschen nicht vorhersagen können. Der aktuelle Fall erinnert an die Katastrophe der Firma TeGenero im Jahr 2006.

Siehe Pharmafirma TeGenero

Getestet wurde damals der Antikörper TGN1412. Nicht erkannte Speziesunterschiede zwischen Affen (Makaken) und Mensch hatten bei allen Probanden zu einer massiven Immunreaktion mit Multiorganversagen geführt. Nur durch wochenlange Behandlungen auf der Intensivstation konnten die jungen Männer gerettet werden. Die Übertragung von im Tierversuch gewonnenen Erkenntnissen auf den Menschen ist nicht nur fehlerhaft, sondern birgt auch lebensgefährliche Risiken. Diese Risiken bestehen auch noch nach der Zulassung von Medikamenten, wenn diese eigentlich als unbedenklich gelten sollten.

Der Bundesverband wird die Aufklärung des Falles weiter verfolgen

Um auch im Bereich der Langzeitgiftigkeitstests zuverlässige Vorhersagen machen zu können, sind von Anfang an humanspezifische Untersuchungsmethoden erforderlich. Der Fall BIA 10-2474 zeigt wieder, wie richtig unsere Verbandsforderung nach einem Ausbau von tierversuchsfreien Methoden wie Human-on-a-Chip-Systemen in Kombination mit Computervorhersagemodellen ist.

Trotz Tierversuchen: Proband stirbt bei Studie

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Gruß Hubert

 

Der Mut zum aufrechten Gang   Leave a comment

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Von dem Mut, den Raif Badawi und Ensaf Haidar bewiesen haben, könnten sich viele in Europa wohl eine Scheibe abschneiden.

Raif Badawi und Ensaf Haidar wurden in Frankfurt mit dem Deschner-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung ausgezeichnet

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Der in Saudi-Arabien zu 10 Jahren Haft und 1000 Stockhieben verurteilte Blogger Raif Badawi und seine Frau, die Menschenrechtsaktivistin Ensaf Haidar, wurden am vergangenen Samstag im Rahmen eines bewegenden Festakts in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt mit dem Deschner-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) ausgezeichnet. Badawi und Haidar erhielten den mit 10.000 Euro dotierten Preis für ihren „gemeinsamen, mutigen und aufopferungsvollen Einsatz für Säkularismus, Liberalismus und Menschenrechte“.

In seinem Eröffnungsstatement sagte gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon, der Festakt sei eine „Protestveranstaltung gegen das barbarische Unrecht“, das Badawi in Saudi-Arabien widerfahren sei, aber auch eine „Feier des freien Geistes, der sich selbst unter grausamsten, diktatorischsten Verhältnissen nicht gänzlich unterdrücken lässt“. Raif Badawi und Ensaf Haidar haben, so Schmidt-Salomon, den „Mut zum aufrechten Gang“ in eindrucksvoller Weise bewiesen und seien so zu „Vorbildern für Männer und Frauen weltweit geworden, die sich mit totalitärer Politik, religiöser Bevormundung und patriarchalen Rollenmodellen nicht länger abfinden wollen“.

Scharf ins Gericht ging der gbs-Sprecher mit der deutschen Bundesregierung, die im Januar 2016 jegliche Sanktionen gegen Saudi-Arabien ablehnte. Schmidt-Salomon wörtlich: „Auf dem Gebiet der Menschenrechte zeigt die Bundesregierung keinerlei Profil, sondern verfolgt eine rückgratlose Appeasementpolitik gegenüber Despoten, mit der sich die Werte der Freiheit und Gleichberechtigung aller Menschen nicht verteidigen lassen!“

Säkularismus ist die Lösung – Deschnerpreis an Raif Badawi und Ensaf Haidar 

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gbs-Video zum Festakt

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Die Autorin und Nahostexpertin Andrea C. Hoffmann, die in Zusammenarbeit mit Ensaf Haidar deren Autobiografie „Freiheit für Raif Badawi, die Liebe meines Lebens“ verfasste, stellte in ihrem Beitrag heraus, dass ohne Ensaf Haidar heute niemand etwas vom Schicksal Raif Badawis wüsste. Dass Raif noch am Leben sei, sei vor allem Ensaf zu verdanken, die so gar nicht dem Stereotyp der schüchternen und zurückgezogenen Saudi-Araberin entspreche. Daher begrüßte es Hoffmann sehr, dass der Deschner-Preis sowohl an Raif Badawi als auch an Ensaf Haidar verliehen wird: „Wir alle haben mittlerweile erkannt, was für eine starke Frau hinter diesem beeindruckenden Mann steht“.

Dies betonte auch Hamed-Abdel-Samad, der die Laudatio auf die Preisträger hielt. Sichtlich bewegt schilderte Abdel-Samad, der seit Monaten unter Personenschutz steht, wie groß die Bedeutung von Raif Badawi und Ensaf Haidar für die säkulare Bewegung in den arabischen Ländern ist. Durch Ensaf Haidars Engagement sei das Schicksal ihres Mannes der Weltöffentlichkeit bekannt geworden – im Unterschied zu den Schicksalen der vielen anderen politischen Gefangenen. Badawi und Haidar seien zu Symbolfiguren des Widerstands gegen den politischen Islam geworden, nicht zuletzt durch ihre ethische und politische Standfestigkeit. So sei Raif Badawi dem Vorschlag eines „bedeutenden europäischen Politikers“ nicht gefolgt, der ihm nahegelegt hatte, sich für sein Eintreten für Freiheit und Menschenrechte zu „entschuldigen“, um so die Chance zu erhöhen, früher entlassen zu werden.

Hierzu erklärte Hamed Abdel Samad, seine Sorge sei nicht die „Islamisierung Europas“, sondern der „rückgratlose Opportunismus der europäischen Politik“, die nicht entschieden genug für die Werte der offenen Gesellschaft eintrete. Hier sollte Europa von Raif Badawi und Ensaf Haidar lernen, von ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit.

Wie Schmidt-Salomon meinte auch Abdel-Samad, der als Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung vorgeschlagen hatte, Raif Badawi und Ensaf Haidar mit dem Deschner-Preis auszuzeichnen, dass Deutschland den Druck auf Saudi-Arabien unbedingt erhöhen müsse, sollte das Land weiterhin schwere Menschenrechtsverletzungen begehen.

 

Ensaf Haidar, die bei der Preisübergabe von den rund 300 Teilnehmern des Festakts mit Standing Ovations gefeiert wurde, stellte in ihrer Dankesrede heraus, wie wichtig internationale Auszeichnungen wie der Deschner-Preis für Raif seien, da sie zeigen, dass Raif und die vielen anderen politischen Gefangenen nicht alleine stehen und ihr Einsatz für Menschenrechte international wertgeschätzt würde. Sie sei überwältigt von dem Festakt in der Nationalbibliothek und dankte ihren unzähligen Unterstützern weltweit, vor allem in Deutschland, wo das Engagement für Raif und die anderen politischen Gefangenen besonders groß sei.

Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist die Frankfurter Amnesty International-Gruppe, die bei dem Festakt in der Deutschen Nationalbibliothek mit einem eigenen Stand vertreten war und schon seit Januar 2015 jeden Donnerstag vor dem saudischen Konsulat in Frankfurt gegen die Inhaftierung Raif Badawis protestiert. Im Anschluss an den Festakt, der unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden musste,  gab gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon bekannt, dass sich die Giordano-Bruno-Stiftung selbstverständlich weiterhin für die Freilassung Raifs und der anderen politischen Gefangenen in den islamischen Ländern einsetzen werde. Hierzu sei auch eine engere Zusammenarbeit der gbs mit der von Ensaf Haidar gegründeten Raif Badawi Foundation geplant.

Der Mut zum aufrechten Gang

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Gruß Hubert

Sieh es mit ihren Augen   Leave a comment

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Trotz der Bekenntnisse der Politik*, dass Verfahren mit lebenden Tieren perspektivisch vollständig beendet werden, werden jeden Tag Versuche mit Tieren durchgeführt. Doch Tierversuche finden im Verborgenen statt. Die meisten Menschen haben keine Vorstellung davon, was die Tiere in solchen Versuchen ertragen müssen. Um für das Thema Tierversuche grundsätzlich zu sensibilisieren, haben wir gemeinsam mit unseren europäischen Partnerorganisationen die neue Kampagne „Sieh es durch ihre Augen“ (englisch: See it through their eyes) gestartet. Mit der Kampagne wollen wir dazu anregen, sich in die Lage eines Versuchstiers zu versetzen, um die Schmerzen und Ängste der Tiere wenigstens ansatzweise nachzuempfinden zu können.

Die folgenden drei vorgestellten Tiere stehen stellvertretend für eine Vielzahl an Tierarten, die in Tierversuchen „verbraucht“ werden. Sowohl Affen als auch Hunde und Kaninchen werden häufig in verschiedenen Tierversuchen verwendet. Alle drei Tierarten hatte unser Bundesverband in den vergangenen Jahren zum „Versuchstier des Jahres“ ernannt. Damit sollen Tierversuche an einer bestimmten Tierart öffentlich gemacht und die Situation der tierversuchsfreien Forschung aufgezeigt werden. Die auf den Bildern dargestellten Versuche sind nur jeweils ein Beispiel für die Tierversuche, in denen die Tiere eingesetzt werden.

1. Der Affe – Unser „Versuchstier des Jahres 2014“

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Die nahe Verwandtschaft der nichtmenschlichen Primaten zu uns Menschen ist der Grund dafür, dass besonders Affen für bestimmte Bereiche der biomedizinischen Forschung herangezogen werden. Weil Gehirn und Sinnesorgane des Affen entwicklungsbiologisch denen des Menschen sehr ähnlich sind, werden Affen in der neurobiologischen Grundlagenforschung eingesetzt. Mithilfe dieser Versuche soll herausgefunden werden, wie das Gehirn arbeitet. Dazu wird den Affen zunächst in einer Operation der Schädel aufgebohrt und ein Bolzen eingesetzt, der zur späteren Fixierung des Kopfes im sogenannten Primatenstuhl dient. In das Gehirn des Tieres werden Elektroden zur Messung der Hirnströme eingeführt, ein Draht ins Auge implantiert oder eine Spule in den Bindehautsack des Auges eingesetzt. Nachdem der Affe mit festgeschraubtem Kopf in einen „Primatenstuhl“ fixiert wurde, muss er stundenlang auf einen Monitor mit Bilderfolgen starren und Aufgaben „lösen“. Damit das bewegungsfreudige Tier gezwungen ist, mitzumachen, wird es künstlich durstig gehalten. In vielen Fällen stört die Tiere das eingebaute Implantat. Sie reißen den Fremdkörper heraus oder andere Affen spielen an dem Implantat des Artgenossen herum. Es können sich schmerzhafte Entzündungen bilden. Wenn die Tiere nicht in den Primatenstuhl wollen, werden sie mit Schlingen gefangen und reingesetzt. Es entsteht große Angst, weil sie hilflos dem Willen des Menschen ausgesetzt sind und sich nicht wirklich wehren können.

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affe

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Nur wenn der Primat die Aufgaben löst, bekommt er einige Tropfen Fruchtsaft „zur Belohnung“. Für die Durchführung der Aufgaben per Hebeldruck ist ein monatelanges Training der Tiere erforderlich. Nach Ablauf der Versuche werden die Tiere getötet und ihre Gehirne untersucht.

Weitere ausführliche Informationen zu Versuchen mit Affen finden Sie in unserer Rubrik „Versuchstier des Jahres“.

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2. Der Hund – Unser „Versuchstier des Jahres 2013“

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Seit Jahrtausenden ist der Hund dem Menschen ein treuer Begleiter. Das wird ihm zum Verhängnis: Im Tierversuch wird das sanfte Wesen vor allem des Beagles und des Foxhounds ausgenutzt. Beagles sind Meutehunde. Sie fühlen sich in der Gruppe besonders wohl. Sie sind bewegungsfreudig und erkunden gern Neues. All das wird den Hunden, die für den Tierversuch vorgesehen sind, vorenthalten: Die Tiere leben in Gruppen auf beheizten Betonböden. Weibliche Beagles werden als Gebärmaschinen (aus)genutzt. In erster Linie werden die Hunde in toxikologischen Untersuchungen und anderen Sicherheitsüberprüfungen eingesetzt, aber auch bei der Erforschung und Entwicklung von Medizinprodukten. Bei hoch toxischen Prüfsubstanzen, die sie schlucken oder einatmen müssen, kommt es vor, dass die Tiere unter Atemnot,  Lähmungen und  Krämpfen leiden. Teilweise werden die sanften Tieren durch die starken Schmerzen aggressiv oder fallen ins Koma.

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beagle

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Bei zahnmedizinischen Versuchen werden beispielsweise jungen Hunden Löcher in die Kiefer gebohrt oder Zähne gezogen und testweise ein Zahnimplantat eingesetzt. Die Hunde leiden unter heftigem Wundschmerz und Entzündungen. Am Ende des Versuchs werden die jungen Tiere getötet, um weitere Untersuchungen vorzunehmen. Weitere ausführliche Informationen zu Versuchen mit Hunden finden Sie in unserer Rubrik „Versuchstier des Jahres“.

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3. Das Kaninchen – Unser „Versuchstier des Jahres 2015“

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Jedes Jahr sterben unzählige Kaninchen in deutschen Tierversuchslaboren – die meisten für die Humanmedizin. Sie sterben für die Entwicklung von Impfstoffen, Seren und Antikörpern, für die Herstellung und Qualitätskontrolle von Herzklappen, Stents, Hüftgelenken und Zahnimplantaten. Dafür müssen Kaninchen entgegen ihren Bedürfnissen ein tristes Dasein in viel zu kleinen Einzelboxen fristen. Bedürfnisse nach Geselligkeit mit Artgenossen, Raum und Bewegung, Scharren und Nagen können nicht befriedigt werden. Für die Produktion von Antikörpern werden die Tiere in einer Isolationsbox fixiert und ihnen bestimmte Substanzen (Antigene) mit einer Spritze injiziert. Danach wird ihnen Blut abgenommen. Damit die Tiere möglichst viele sogenannte Antikörper bilden, muss diese Prozedur mehrmals wiederholt werden. Um die Antikörperproduktion im Organismus des Tieres zusätzlich zu stimulieren, wird der Antigenzubereitung ein Hilfsstoff, das so genannte Freund-Adjuvans zugesetzt, das die Immunreaktion der Versuchstiere verstärken soll. Dies kann dazu führen, dass Teile des Gewebes gereizt oder gar zerstört werden.

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kaninchen

Die Tiere leiden unter schmerzhaften Entzündungsschmerzen und Fieber. Wenn sich die Tiere nicht länger für die Produktion von Antikörpern verwenden lassen, werden sie durch Entbluten getötet. So werden sogar noch aus dem letzten Blut der Tiere Antikörper gewonnen. Weitere ausführliche Informationen zu Versuchen mit Kaninchen, finden Sie in unserer Rubrik „Versuchstier des Jahres“.

Unterstützen Sie unsere Arbeit im Kampf gegen Tierversuche. Wir kämpfen für einen Paradigmenwechsel „weg vom Tierversuch – hin zu tierversuchsfreien Verfahren“. Hier haben wir zwar schon einige Erfolge im Sinne der Tiere erkämpfen können, aber wir sind noch nicht am Ziel. Helfen Sie uns. Lassen Sie uns gemeinsam für eine Zukunft ohne Tierversuche und für eine moderne Wissenschaft eintreten.

* Wortlaut des Erwägungsgrundes 10 der EU-Tierversuchsrichtlinie (2010/63/EU)
In der EU-Tierversuchsrichtlinie wird klar das Ziel formuliert, Verfahren mit lebenden Tieren für wissenschaftliche Zwecke und Bildungszwecke vollständig zu ersetzen, sobald dies wissenschaftlich möglich ist.

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Sieh es mit ihren Augen

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Gruß Hubert

 

 

Veröffentlicht 25. April 2016 von hubert wenzl in Tiere, Tierschutz, Uncategorized

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Über die Freiheit einen imaginären Gott zu beleidigen   Leave a comment

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Es kann nicht sein, dass im Namen und im Schutze der Religionsfreiheit alle möglichen Untaten begangen werden dürfen. Es kann auch nicht sein, dass Religiöse allgemeingültige gesellschaftliche moralische Normen vorgeben können, an die sich Alle halten sollten. Sie selbst möchten sich aber in einen Kokon der Immunität begeben, wo sie nicht angreifbar oder hinterfragbar sein möchten. So geht das Spiel nicht, liebe Gottgläubige. Und noch etwas bitte nicht vergessen: Religionsfreiheit heißt auch eventuell von Religion frei sein. Meiner Meinung nach wäre die Welt ohne Religionen sowieso besser dran. Für Moral braucht es ganz sicher keine Religion.

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Kokon – Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bombyx_mori_Cocon_02.jpg

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Die jüngste Welle muslimischer Hysterie und Gewalt hat sich nun auf über zwanzig Nationen ausgebreitet. Die Mauern unserer Botschaften und Konsulate wurden durchbrochen, die Grundstücke wurden dem triumphierenden Mob überlassen und viele Menschen wurden getötet – alles als Reaktion auf ein nicht sehenswertes Internet Video mit dem Titel: „Unschuld der Muslime“. Ob nun wegen eines Films, eines Cartoons, einer Geschichte, eines Schönheitswettbewerbs, oder eines unglücklich benannten Teddybärs, die darauf folgenden Ausbrüche frommen Zorns sind so vorhersehbar wie die Dämmerung. Das ist bereits eine alte und langweilige Geschichte, über alte, langweilige und tödliche Ideen. Und ich befürchte sie wird uns für den Rest unseres Lebens begleiten.

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Über die Freiheit einen imaginären Gott zu beleidigen

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Unsere Panik und moralische Verwirrung nahmen zuerst in Angriffen auf den unglücklichen Gouverneur Romney Gestalt an. Ich bin kein Fan Romneys und ich fände die Aussicht auf seine Präsidentschaft lächerlich, wenn sie nicht so deprimierend wäre, aber er hat die ersten Aufschreie der Angst in den Reaktionen der Obama Administration auf diese Krise sehr genau erkannt. Romney hat die Abfolge der Geschehnisse falsch gedeutet – in dem er, wie viele andere auch, ein Statement der U.S. Botschaft in Kairo mit einer offiziellen Antwort der Regierung auf die Ermordung von Amerikanern in Libyen verwechselte. Aber die Wahrheit ist, dass das Weiße Haus das gleiche Entschuldigungsschreiben veröffentlichte, in der sie die beleidigende Rede verleugnete, während sie behauptete die Freie Rede an sich zu verteidigen. Es mag ein kleines Detail sein, der Hitze der Situation geschuldet, aber das ist eine zitternde Lippe auch.

Unsere Regierung folgte dem Weg des Appeasement weiter, in dem sie versuchte den unbezähmbaren Vollidioten Pastor Terry Jones zum schweigen zu bringen, der das Verbrennen von Ausgaben des Koran gerade so lange unterbrach, wie er brauchte um den Film zu veröffentlichen. Die Administration verlangte außerdem von Google „Unschuld der Muslime“ von den Servern zu entfernen. Diese Manöver zeugten von einer von zwei psychologischen und diplomatischen Realitäten: Entweder ist unsere Regierung nicht willens das Problem beim Namen zu nennen, oder das Problem ist so groß und bedrohlich, dass wir uns entschieden haben, die Barbaren vor den Toren zu besänftigen.

Die Seuche der moralischen Feigheit nahm ihren gewohnten Gang, indem liberale Journalisten und Experten damit begannen, unsere grundlegendste Freiheit im Lichte der sadomasochistischen Wut, die unter Moslems auch als „religiöse Empfindlichkeit“ bekannt ist, neu zu überdenken. Mitwirkende der New York Times und NPR (A.d. Ü.: National Public Radio) sprachen von der Notwendigkeit, eine Balance zwischen der Freiheit der Rede und der Freiheit der Religion zu finden – als ob letztere möglicherweise durch ein YouTube Video verletzt werden könnte. So vorhersehbar wie das mobben von Moslems wurde, scheint die moralische Verwirrung von Liberalen ein Teil des Räderwerks zu sein.

 

Man bedenke was tatsächlich passiert: Einige Prozent der Moslems auf der ganzen Welt – fünf Prozent? Fünfzehn? Fünfzig? Das ist noch nicht klar – verlangen dass alle Nicht-Muslime sich den Einschränkungen Islamischen Rechts unterwerfen sollen. Und wo sie bei ihren Protesten nicht direkt auf Gewalt zurückgreifen, drohen sie damit. Ein Schild mit der Aufschrift: „Köpft die, die den Propheten beleidigen“, mag noch als Beispiel friedlichen Protests zählen, aber es ist ebenso eine Versicherung, dass das Blut der Ungläubigen vergossen würde, wenn der Dummkopf, der das Plakat hochhält mehr Macht hätte.

Dieses groteske Versprechen wird natürlich in fast jeder islamischen Gesellschaft gegeben. Einen Film wie die „Unschuld der Muslime“ irgendwo im Mittleren Osten zu machen wäre mit gleicher Sicherheit eine Methode des Selbstmords wie die Gesetze der Physik.

Was zeigte der Film genau? Wer hat ihn gemacht? Was waren ihre Motive? Wurde Mohammed wirklich dargestellt? Brannte da ein Koran, oder ein anderes Buch? Fragen wie diese sind obszön. An dieser Stelle muss ein Strich gezogen und ohne Entschuldigung verteidigt werden.

Wir haben die Freiheit den Koran oder jedes andere Buch zu verbrennen und Mohammed oder jeden anderen Menschen zu kritisieren. Das sollte niemand vergessen.

In solchen Momenten hören wir unweigerlich – von Leuten, die nicht wissen wie es ist, an das Paradies zu glauben – das Religion nur ein Weg ist öffentliches Unbehagen zu kanalisieren. Die wahre Quelle des Problems kann in der Geschichte der westlichen Aggression in der Region gefunden werden. Es ist viel mehr unsere Politik als unsere Freiheit, die sie hassen. Ich glaube, dass die Zukunft des Liberalismus – und vieles andere auch – von der Überwindung dieser ruinösen Selbsttäuschung abhängt.

Religion wirkt nur als Vorwand für politische Gewalt, weil Millionen Menschen glauben was sie sagen, dass sie glauben, dass imaginäre Verbrechen wie Blasphemie oder Apostasie Straftaten sind, die den Tod rechtfertigen.

Die meisten säkularen Liberalen denken, dass alle Religionen gleich sind und sie betrachten jeden gegenteiligen Vorschlag als ein Zeichen der Bigotterie. Irgendwie überlebt dieser Glaubenssatz den täglichen Gegenbeweis. Unsere Sprache kann zu weiten Teilen dafür verantwortlich gemacht werden. Wie ich bei vielen Gelegenheiten dargestellt habe: „Religion“ ist nur ein Begriff, wie „Sport“: Einige Sportarten sind friedlich, aber wahnsinnig gefährlich (wie das Freiklettern ohne Seil, oder Straßenrodeln) einige sind sicherer, aber gleichbedeutend mit Gewalt (Boxen, Mixed Martial Arts) und einige beinhalten nicht mehr Risiko sich schwer zu verletzen, als unter der Dusche zu stehen (Bowling, Badminton). Von Sport als allgemeiner Aktivität zu sprechen macht es unmöglich, zu diskutieren, was Sportler tatsächlich tun, oder welche physischen Attribute notwendig sind ihn auszuüben. Was haben alle Sportarten außer atmen gemeinsam? Nicht viel. Der Begriff „Religion“ ist kaum brauchbarer.

Betrachten wir das Mormonentum: Viele meiner liberalen Freunde würden es als moralisch unfair bezeichnen Romney’s Glauben als Argument gegen ihn einzusetzen. In ihren Augen ist das Mormonentum nur eine Religion wie alle anderen auch. In Wahrheit jedoch hat die Kirche von Jesus Christus den heiligen der letzten Tage mehr als genug seltsame Eigenarten. Zum Beispiel war sie explizit rassistisch bis 1978, als Gott plötzlich seine Meinung zu Farbigen änderte (einige Jahre nachdem Archie Bunker dies tat) und empfahl, dass ihnen die volle Bandbreite der Sakramente und religiöser Verantwortlichkeiten gegeben werden soll. Zu diesem Zeitpunkt war Romney ein Erwachsener und seit mehr als einem Jahrzehnt ein außergewöhnlich energiegeladenes Mitglied seiner Kirche.

Anders als über die meisten Gründer anderer Religionen, von denen nur wenig bekannt ist, ist das Mormonentum das Produkt der Plagiate und Konfabulationen eines offensichtlichen Hochstaplers, Joseph Smith, dessen Abenteuer von den Leichtgläubigen als – in jedem Sinne – die reine geschichtliche Wahrheit angesehen wird. Bedenkt man was wir von Smith wissen, ist es schwieriger ein Mormone als ein Christ zu sein. Eine tiefere Anbetung des Absurden ist notwendig – und die Tatsache, dass Romney das bewerkstelligt bekommt, sagt etwas über ihn aus. Gerade so als wäre er ein Mitglied von Scientology, der vorschlägt, sein E-Meter im Oval Office zu platzieren. Der Bereich zwischen rationalem Glauben und eigennützigem Wahn ist eine offensichtliche Steigerung.

Es ist eine Sache daran zu glauben, dass Jesus existiert hat und vielleicht ein bemerkenswerter Mensch war. Es ist etwas völlig anderes zu akzeptieren – wie dies die meisten Christen tun – dass er körperlich wieder auferstanden ist und auf die Erde zurückkehren wird um die Lebenden und die Toten zu richten.

Es ist noch mal ein anderer Sprung des Glaubens, viel zu groß um ihn sich vorzustellen, wie es alle guten Mormonen müssen, dass er seine kosmische Magie vom geheiligten Grund von Jackson County Missouri aus vollzieht.

Dieses letzte provinzielle Detail spielt eine Rolle. Es macht das Mormonentum objektiv weniger glaubhaft als das Durchschnittschristentum – wie es auch die Behauptung macht, Jesus hätte seine „Nachfolger“ in Amerika zu irgendeinem Zeitpunkt nach seiner Wiederauferstehung besucht.

In dem Moment, an dem man Kristallkugeln, heilige Unterhosen oder den Planeten Kolob und einen heiligen Handschlag benötigt, um Zugang zum Himmel zu bekommen, entlarven sich die mormonischen Standards als das was sie sind: das religiöse Äquivalent zu rhythmischer Gymnastik.

Der Punkt ist jedoch, dass ich all diese Dinge zum Mormonentum sagen kann und Joseph Smith aus tiefstem Herzen verunglimpfen kann, ohne dass ich befürchten muss, dass ich dafür ermordet werde. Säkulare Liberale ignorieren diesen Unterschied bei jeder Gelegenheit und auf jedes Risiko hin. Denken sie einen Moment über die Existenz des Musicals „Das Buch der Mormonen“ nach. Nun überlegen Sie sich die Sicherheitsvorkehrungen, die getroffen werden müssten um das gleiche Stück über den Islam aufzuführen. Das Projekt ist undenkbar – nicht nur in Beirut, Bagdad oder Jerusalem, sondern auch in New York City.

Die Freiheit über bestimmte Themen laut nachzudenken, ohne Angst haben zu müssen gejagt, oder getötet zu werden ist bereits verloren gegangen. Und die einzigen Kräfte auf Erden, die sie wiederherstellen kann, sind starke säkulare Regierungen, die Anklagen der Blasphemie mit Verachtung gegenüber treten. Keine Entschuldigung nötig. Moslems müssen lernen, dass sie, wenn sie kriegerische und fanatische Behauptungen zur Toleranz freier Gesellschaften machen, die Grenzen dieser Toleranz erreicht haben. Und Gouverneur Romney, obwohl er wohl mit allem unter der Sonne – einschließlich der Sonne selbst – falsch liegt, hat sicherlich Recht damit zu glauben, dass es Zeit ist, dass unsere Regierung diese Botschaft ohne mit der Wimper zu zucken überbringt.

von Sam Harris

Übersetzer: Joseph Wolsing, Jörg Elbe

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Über die Freiheit einen imaginären Gott zu beleidigen

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Gruß Hubert

 

 

„Die Moscheen sind unsere Kasernen“   Leave a comment

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Erdogan birst fast vor lauter Nationalstolz. Er benützt den Islam als politische Waffe und zur Aufstachelung seiner Landsleute auch in Deutschland, wie man in Köln gesehen hat. Seine Gegner, wie zum Beispiel die Kurden, nennt er einfach Terroristen, so auch Journalisten, die kritisch über ihn berichten. Pressefreiheit gibt es schon lange keine mehr in der Türkei. Erdogan lässt auch Frauen niederknüppeln, so geschehen am Tag der Frau.

Die Türkei unter Erdoğan.

„Die Moscheen sind unsere Kasernen“

 

Der Streit um die „Extra 3“-Satire gegen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan schlägt hohe Wellen. Der kurze Clip, der einen bekannten Hit von Nena zu „Erdowie, Erdowo, Erdogan“ abändert, sorgte für diplomatische Verstimmungen. Der deutsche Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, wurde ins türkische Außenministerium einbestellt, das seine Missgunst offen ausdrückte. Eher kontraproduktiv, denn „Extra 3“ hatte dem Präsidenten doch vorgeworfen, die Pressefreiheit einzuschränken.

Comedian Jan Böhmermann legte nach. In einem Gedicht unterhalb der Gürtellinie reihte er Beleidigung an Beleidigung. Seine Satire war nicht ernst gemeint (so weit Satire überhaupt ernst gemeint sein kann), sondern war mehr Kalkül als Provokation. Böhmermann wollte bewusst die Grenzen des Sagbaren ausloten und gab dies in seiner Sendung ja auch zu. Letztlich erreichte er das Ziel. Seine Sendung wurde aus der ZDF-Mediathek entfernt. Der öffentlich-rechtliche Sender sprang bereitwillig über das Stöckchen, das Böhmermann ihm vorhielt. Wie unsinnig die Löschung ist, zeigt sich vor allem daran, dass das Gedicht online immer noch aufrufbar ist.

Der türkische Botschafter in Berlin, Hüseyin Avni Karslioğlu, hatte sich in die Debatte eingemischt. Ihm hätten „sowohl türkisch- als auch deutschstämmige Bürger und Bürgerinnen ihre verletzten Gefühle zum Ausdruck gebracht und ihre Meinung geäußert, dass Herr Böhmermanns Video an das Rassistische grenzt.“ Kanzlerin Angela Merkel versuchte die Wogen zu glätten. Sie entschuldigte sich telefonisch beim türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu für den „bewusst verletzenden Text“ und verwies auf die Löschung aus der Mediathek.

War Böhmermanns Beitrag noch eine Meta-Satire, die völlig ohne sachliche Substanz auskommt, kritisierte der „Extra 3“-Beitrag tatsächliche Zustände. In der Türkei werden Journalisten inhaftiert, mehrfach griff die Regierung ein, um unerwünschte Nachrichten im Internet zu unterdrücken, zum Beispiel über eine Twitter-Sperre. Im Ranking der NGO Reporter ohne Grenzen nimmt die Türkei Platz 149 von 180 in der internationalen Skala der Pressefreiheit ein.

„Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind“

Erdoğans Kurs kann niemanden ernstlich überraschen. Schon bald nach seinem Amtsantritt als Ministerpräsident im Jahr 2003 kursierte folgendes Zitat aus den 90er Jahren:

„Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“

Wer auf diese Äußerung verwies wurde schnell in die rassistische oder rechtspopulistische Ecke gestellt – tatsächlich lässt sich aber spätestens seit 2013 sagen, dass Erdoğan seinen Fahrplan 1:1 umgesetzt hat. Unter seiner Führung hat sich die Türkei (abgesehen von einem wirtschaftlichen Aufschwung) spürbar zurückentwickelt. In der jüngeren Vergangenheit ist der Kurdenkonflikt wieder aufgeflammt. Bei Terroranschlägen kurdischer Extremisten oder des Islamischen Staats starben im zurückliegenden Jahr ca. 200 Menschen.

Auch im Konflikt um die Region Nagorno-Karabach gießt Erdoğan fleißig Öl ins Feuer. Bei den jüngsten Gefechten zwischen Armenien und Aserbaidschan wurden über 30 Menschen getötet. Seit dem Zerfall der Sowjetunion kamen dort ca. 30.000 Menschen ums Leben. Die Türkei sieht sich als Schutzherr der Aserbaidschaner, die als Brudervolk gelten und eine Turksprache sprechen. „Wir beten dafür, dass unsere aserbaidschanischen Brüder mit den kleinstmöglichen Verlusten die Oberhand in diesen Kämpfen gewinnen“, so Erdoğan. Er versprach das Land „bis zum Ende“ zu unterstützen.

Wie jetzt bekannt wurde, hatte die Türkei bereits zum dritten Mal in diesem Jahr den deutschen Botschafter Erdmann einbestellt. Dieser blieb aber cool. Er präsentierte eine türkische Übersetzung des Grundgesetzes und Karikaturen, die zeigen, dass auch Kanzlerin Merkel in Deutschland verspottet wird. Zuvor musste sich Erdmann Protest anhören, weil er einen Prozess gegen Journalisten beobachtet hatte und weil Sachsen-Anhalt in einer Richtlinie für Lehrer den Völkermord an den Armeniern thematisiert. Das Bundesland berührt ein sensibles Thema. Die Türkei streitet die historische Verantwortung für die Verbrechen im Osmanischen Reich ab. Die Bewegung der Jungtürken hatte während des 1. Weltkriegs bis zu 1.5 Millionen Armenier ermordet. Das Auswärtige Amt in Berlin war über die Geschehnisse im Bilde, schritt aber nicht ein, um das Osmanische Reich als Verbündeten nicht zu verärgern.

Zu einem ähnlichen Vorfall kam es 2009, als das Land Brandenburg den Völkermord im Lehrplan thematisieren wollte. Der Vorsitzende der (SPD-nahen) Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, intervenierte. Der Vorstoß übe einen „psychologischen Druck“, auf türkische Schüler aus, der sie in ihren schulischen Leistungen beeinflusse, und „gefährde den inneren Frieden“. Seine Stellungnahme klingt fast wie eine Drohung.

Auch die Türkisch Islamische Union, ein von Ankara gesteuerter Moscheeverband mit Sitz in Köln, hält auf ihrer Website fest, dass „die beharrliche Oktroyierung des Begriffes ‚Völkermord‘ in Form einer einseitigen Schuldzuweisung weder zutreffend ist, noch irgendjemandem einen Nutzen bringen wird.“ Das Eingeständnis, dass es bei Deportationen von Armeniern zu „traurigen Ereignissen“ kam, sollte uns nicht beruhigen. Auch die NPD gesteht ein, dass es „Umsiedlungen“ von Juden während des Zweiten Weltkriegs gab, streitet aber die Existenz von Vernichtungslagern ab.

Die Türkei muss sich hinter deutschen Rechtsextremen wahrlich nicht verstecken. Nach dem Erdbeben 1999 mit zehntausenden Verletzten war die Türkei dringend auf Blutkonserven angewiesen, da die eigenen Reserven schnell erschöpft waren. Gesundheitsminister Osman Durmuş lehnte das Hilfsangebot des griechischen Nachbarn allerdings ab. Das türkische Blut müsse rein bleiben. Die CHP-Politikerin Canan Arıtman (also eine Sozialdemokratin) forderte 2008 den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül dazu auf, per Gentest Zweifel auszuräumen, armenische Vorfahren zu haben. Der gedankliche Schritt zum Ariernachweis ist nicht weit. 2010 stellte ein Gesetzesentwurf künstliche Befruchtungen türkischer Frauen im Ausland unter Strafe – es gelte, die „Abstammungslinien des Landes“ zu schützen.

Wer sich so positioniert, muss nicht lange auf Lob warten. Erdoğans Auftritt 2008 in Köln, wo er an an den Nationalstolz seines türkischen Publikums appelierte, wurde von der Jungen Freiheit freundlich aufgenommen. Chefredakteur Dieter Stein kommentierte den „Auftritt eines Führers“:

ein „vor Selbstbewußtsein platzendes Türkentum“ erwarte er gleichermaßen von der deutschen politischen Klasse, der es an „Religiosität, Nationalstolz, Machtbewußtsein“ mangele.

Durch ihre verfehlte Flüchtlingspolitik hat sich Kanzlerin Merkel in eine Lage manövriert, in der Erdoğan als Verhandlungspartner unverzichtbar geworden ist.

Von Lukas Mihr

„Die Moscheen sind unsere Kasernen“

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Gruß Hubert