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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 44)   Leave a comment

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Über Agnostiker oder Leute, die auch zu Dingen schweigen, über die man reden sollte:

Anmerkung: Sogenannte Agnostiker sind der Ansicht, das die Existenz sowie auch Nichtexistenz einer höheren Instanz, wie beispielsweise eines Gottes ungeklärt oder nicht klärbar sind. Mit anderen Worten: Die Möglichkeit der Existenz eines Gottes wird weder bestritten noch befürwortet – und somit ist mit diesem Agnostizismus sowohl der Theismus als auch der Atheismus vereinbar. Die Frage „Gibt es einen Gott?“ beantworten Agnostiker weder mit „Ja“ oder „Nein“, sondern mit „Ich weiß es nicht“, oder damit, diese Frage nicht beantworten zu können.

Und Franz Buggle schreibt hierzu:

Eine dritte Gruppe neben den dezidierten Nichtchristen und den bekennenden Christen stellen die Agnostiker dar: Jede metaphysische Erkenntnis und jede Erkenntnis Gottes ist für sie (prinzipiell) unmöglich, damit auch jede Aussage über Gott oder religiöse Inhalte, die mehr beansprucht als grundsätzlich beliebige Meinungsäußerung zu sein.

Enthaltsamkeit hinsichtlich entsprechender Aussagen scheint die allein konsequente Haltung. «Wovon man nicht reden kann, darüber muß man schweigen»: Diese Wittgensteinsche Programmatik wird gerne zitiert.

Es gibt kaum verläßliche Zahlen, wie groß die Zahl der Agnostiker im deutschen oder westeuropäisch-amerikanischen Bereich ist; man kann allenfalls vermuten, daß der agnostische Standpunkt sich vor allem bei Naturwissenschaftlern findet. In seiner klaren Bestimmtheit, der konsequenten Ablehnung, sich mächtigen ideologisch-religiösen Gruppierungen anzubiedern, ist er respektierlich.

Allerdings kann er, wie wohl jede weltanschauliche Position, auch eine Rationalisierung tatsächlicher Feigheit darstellen, besonders wenn er sich auf religiösem Gebiet mit der bei (Natur-)Wissenschaftlern nicht seltenen, schon mehrfach aufgezeigten undifferenzierten Gleichsetzung allgemeiner und spezifisch-historischer Religiosität, wie etwa der biblisch-christlichen, verbindet: Ist man Agnostiker, so kann man schweigen über allgemeine Fragen religiöser Art, z.B. ob es irgendwelche göttlichen Wesen gibt; man kann und müßte eigentlich, insbesondere als Intellektueller, Wissenschaftler, gar als «Professor» über spezifische religiöse Aussagen reden, etwa wenn sie inhuman-archaische Inhalte implizieren oder klar erkennbaren Tatsachen widersprechen, insbesondere dann, wenn, wie heute weltweit unverkennbar in den großen Buchreligionen, fundamentalistische Strömungen erstarken und die mühsamen und mit großen Opfern errungenen humanen Fortschritte und menschlichen Grundrechte bedrohen!

Dieses «Flaggezeigen» ist indessen heute nicht «in», klare, eindeutige Aussagen in religiösen Dingen sind heute nicht gefragt, man laviert lieber. Und so findet man heute nicht selten eine pervertierte Art von «Agnostizismus» vor, die in Wirklichkeit zu einem wesentlichen Teil nur feige Unentschiedenheit darstellt: Man ist zwar nicht dezidiert dafür, aber auch nicht dagegen, zumindest zeigt man es nicht offen. Ein bißchen Freidenkertum, ein bißchen verwässerte Christlichkeit.

Kinder werden konfirmiert, man läßt sich kirchlich beerdigen, man wählt Theologen zu Universitäts-Rektoren und geht «tolerant», d.h. zwar nicht eindeutig affirmativ, aber beileibe auch nicht kritisch mit ihnen um (der vielgepriesene und vielgescholtene Martin Heidegger mit seinem unsäglichen Lavieren in religiösen Fragen, in Fragen Christentum und Kirche ist hier nur ein besonders herausgehobener Exponent, typisch für eine nach wie vor weitverbreitete Haltung gegenüber noch herrschenden Ideologien).

Fortsetzung folgt …..

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 44)

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 43)   Leave a comment

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Andere inzwischen schon bekannte Strategien sind die Verunklarung durch Anhebung sehr konkreter biblischer Aussagen auf ein relativ hohes und damit vages Abstraktionsniveau, eine gerade angesichts provokativer Sachverhalte häufig sehr unbestimmt vieldeutige Sprache, deren mangelnde Präzision nicht selten durch emotionalisierend hymnische Diktion ersetzt wird und so geeignet erscheint, anstelle kritischen Denkens unkritisch-erbauliche Emotionalität zu erzeugen.

Eine besondere Rolle spielt dabei die teilweise Ausschaltung kritisch-klaren Denkens durch emotional getönte Appelle an sehr verbreitete und sehr positiv bewertete Gefühle der Solidarität mit Leidenden und Unterdrückten, so auch mit dem leidenden Christus bei der «Bewältigung» des provokativen Sühnetods Jesu am Kreuz («ein solidarischer Gott», der andererseits den Kreuzestod ausdrücklich gewollt und zugelassen hat).

Die Trennung von biblischem Weltbild und biblischer «Botschaft» soll den (verbreiteten) Eindruck erwecken, die kritischen Punkte einer heutigen Bibelauslegung lägen nur in der Frage der damaligen biblischen Natur- und Weltinterpretation und nicht vielmehr gerade im Kern der religiös-ethischen Botschaft, ihrer expliziten und impliziten (partiellen) Inhumanität.

Wo es gar nicht anders zu gehen scheint, scheut Küng auch nicht davor zurück, durch (fast an Orwell erinnernde) Umetikettierung in das jeweilige Gegenteil («Zorn, Abscheu, Rache: die andere Seite seiner Liebe») oder Morgensternsches Abwehrdenken (daß nicht sein kann, was nicht sein darf) die Situation doch noch rettbar erscheinen zu lassen.

Ich weiß, dies alles wird man wieder als «rationalistisch» (oder durch ähnliche Etikettierungen), ein ebenso schwammiges und gerade deshalb in Deutschland beliebtes Etikett, abzuwehren, zu «erledigen» versuchen; wobei, gewollt oder ungewollt, auf die Nichtunterscheidung des vielen, das die menschliche Ratio übersteigt, was sie nicht fassen kann (z.B.die Welt und ihre Sinninterpretation als Ganzes, die menschliche Motivationsstruktur als Ganzes und viele andere noch nicht oder prinzipiell vielleicht nie transparent zu machende hochkomplexe Erscheinungen dieser sich zugleich überwältigend großartig und düster-tragisch darstellenden Welt) und dessen, was vor der menschlichen Ratio und entwickelteren ethischen Standards nicht bestehen kann, sie unterschreitet (archaisch-inhumane Deutungs- und Moralsysteme wie weitgehend das biblische), spekuliert wird.

Der (naive) «Rationalist», der heute noch behauptet, alles erklären zu können (und der selbst bei so verdienten Forschern wie Schmidtchen, 1979, bei wissenschaftlichen Umfragen immer noch herumspukt!), ist längst zu einem jener ebenfalls gerade in Deutschland nicht seltenen und beliebten «Pappkameraden» geworden, auf die man einschlägt, weil man sich vor dem reflektierten, (selbst)kritischen Rationalisten fürchtet, dessen Maßstäbe von Rationalität und Humanität man keineswegs über-, sondern unterschreitet, ihnen noch nicht einmal gerecht wird: ein Denkfehler, eine unsaubere apologetische Strategie, auf die auch (Natur-)Wissenschaftler und viele Angehörige des Bildungsbürgertums ziemlich kritiklos in erstaunlich großer Zahl hereinfallen.

Fortsetzung folgt …….

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 43)

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Die Fülle der möglichen Einwände gegen die Solidität und Wahrhaftigkeit der neutestamentlichen Texte (immerhin Schriften mit dem Anspruch göttlicher Urheberschaft und Wahrheitsgarantie und somit «letzte» verbindliche religiöse und ethische Quellen darstellend) – Legendenbildung im Sinne der quantitativ und qualitativ zunehmenden Ausgestaltung der berichteten Wunder, auch des Sterbens Jesu; Widersprüche zwischen einzelnen Teilen der Bibel, auch des Neuen Testaments; historische Unrichtigkeit einer Reihe neutestamentlicher Aussagen; willkürliche Umdeutung alttestamentarischer Texte, um sie auf Jesus und die neutestamentlichen Geschehnisse beziehen zu können, usw. – seien hier nur gestreift, nicht aber ausgeführt.

Würde man jedenfalls biblische Texte an denselben kritischen Maßstäben messen, die man bei der Textkritik anderer Quellen als selbstverständlich voraussetzt, so müßte auch unter diesem Gesichtspunkt der Solidität und Glaubwürdigkeit der neutestamentlichen Quellen das Urteil über das Neue Testament als göttlich inspirierte und garantierte Quelle sehr kritisch, um es milde zu sagen, ausfallen. Ein Tatbestand, der unter Fachleuten des längeren bekannt ist und zugestanden wird, gegenüber dem einfachen bibelgläubigen Kirchenmitglied aber aus naheliegenden Gründen praktisch immer noch weitgehend verschwiegen, verdrängt oder durch kühne Hilfskonstruktionen (z. B. «nicht Quellen-, sondern Bekenntnisschriften») verschleiert wird. Wir lassen es hier bei diesen wenigen Ausführungen und gehen nicht weiter auf diese umfangreiche Thematik ein, da es hier primär um die ethischen Qualitäten und die psychologischen Auswirkungen der den durchschnittlichen Gläubigen tatsächlich als göttliche Offenbarung vermittelten biblischen Texte geht.

Zusammenfassend läßt sich sagen: Auch Hans Küng vermag es nicht, auf die Frage, wie man angesichts der dargestellten Sachverhalte redlicherweise die Bibel, Altes und Neues Testament, als Quelle göttlicher Offenbarung und höchster und letztverbindlicher Maßstäbe ethischen Handelns und religiöser Orientierung akzeptieren kann, eine auch nur einigermaßen befriedigende Antwort zu geben.

Vielmehr nimmt auch er prinzipiell zu den üblichen Strategien moderner Theologie Zuflucht, Unhaltbares als auch heute noch vertretbar, Schwarz als Weiß erscheinen zu lassen, wenngleich er differenzierter vorgeht, in größerem Ausmaß ältere und neuere Einwände berücksichtigt, als dies durchschnittlich in der kirchlichen (besonders katholischen) apologetischen Literatur geschieht. Dies kann allerdings leicht zu der Täuschung führen, mit der Aufnahme, der Artikulation solcher Einwände seien diese auch schon befriedigend beantwortet bzw. widerlegt, eine erste implizite oder explizite partielle Abwehrstrategie Küngs.

Läßt man sich durch die Fülle der von Küng angeführten Literatur nicht blenden und prüft man hart und unbestechlich Küngs Argumentationsstruktur, die hinter dem Vorhang seiner umfassenden Belesenheit letztlich sichtbar wird, so finden sich wieder die bekannten illegitimen Strategien älterer und modernster Theologen.

Zunächst werden die biblischen Inhalte nur hochselektiv vermittelt, die provokativ inhumanen Aspekte, wie sie oben nachgewiesen wurden, werden weitgehendst verschwiegen bzw. verdrängt. Dadurch wird die biblische Botschaft verfälscht und unredlicherweise viel positiver dargestellt, als sie sich in Wirklichkeit jedem unbefangenen Leser darbietet.

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 42)

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Weitere Abwehrstrategien: Die bloße Nennung von Problemen soll ihre Lösung vortäuschen. Uminterpretation problematischer Handlungen und Eigenschaften des biblischen Gottes in ihr Gegenteil.

Auch Küng gelingt es angesichts der erdrückenden Tatsachen nicht, den aufgezeigten Sachverhalt zu entkräften, daß eben ganz zentrale Aussagen der Bibel von extrem archaisch-inhumaner und für das christliche Gottesbild und die biblisch-christlichen Religionen insgesamt vernichtender Qualität sind.

Gegen diesen Sachverhalt, von dem sich jeder selbst überzeugen kann, der sich nur einmal die Mühe macht, die Bibel vollständig, so wie sie wirklich ist, und nicht nur in hochselektiven Auszügen zur Kenntnis zu nehmen, gegen diesen Sachverhalt helfen auch von Küng herangezogene weitere Ablenkungsstrategien nicht.

An anderen Stellen interpretiert Küng die in der Bibel berichteten sehr negativen Eigenschaften des biblischen Gottes mit einem kühnen « dialektischen» Sprung einfach in ihr Gegenteil um: «Gottes Zorn (Haß, Abscheu, Rache) meint keinen irrationalen Ausbruch, keine eigenständige Unheilsamkeit, sondern die andere Seite seiner Liebe, seines heiligen Willens, Ausdruck nämlich seines Widerwillens gegen alles Böse und seines Unwillens gegen den Sünder».

Aufforderung zu grausamen Eroberungskriegen, zum vielfachen Massenmord auch an Frauen und Kindern, zum Genozid, Anordnung extremer und grausamer Strafen auch für vergleichsweise geringfügige Vergehen, Gefallen am Vergießen menschlichen und tierischen Blutes, Zufügung oder Zulassung grausamster Qualen für die von ihm abhängigen Menschen, auch Kinder, Lohn-Straf-Moral mit eindeutigem Appell an den menschlichen, teilweise kaum verdeckten Heilsegoismus usw. usw. – all das soll nur die «andere Seite seiner Liebe» sein?

Man muß dies wirklich zweimal lesen, um sich zu überzeugen, daß dies tatsächlich von Küng so niedergeschrieben wurde. «Wahrhaftig, wer einen solchen Gott als einen Gott der Liebe preist, denkt nicht hoch genug von der Liebe selber» (Nietzsche, «Also sprach Zarathustra»)

Die Bibel: Gottes Wort und letztverbindliches Leitbild christlichen Glaubens und Handelns?

Als exemplarisch für den Umgang eines großen Teils moderner Theologen mit offen zutage liegenden Problemen und Widersprüchen biblisch begründeter Religiosität kann ferner die Strategie Küngs angesehen werden, mit der er angesichts der genannten gravierenden Inhumanismen zentraler biblischer Aussagen das provokative Problem der göttlichen Inspiration, die Frage, ob die Bibel «Gottes Wort» ist, zu «lösen» versucht.

Wie an anderen Stellen verunklart er die Situation im Widerspruch zu der in diesem Punkt sehr eindeutigen und klaren verbindlichen Lehre gerade auch seiner eigenen Kirche, indem er zu sehr unpräzisen und vieldeutigen Formulierungen Zuflucht nimmt: «Die Bibel ist nicht einfach Gottes Wort.» Sie «enthält auch nicht einfach Gottes Wort». «Die Bibel . . . wird Wort Gottes für jeden, der sich vertrauend, glaubend auf ihr Zeugnis und damit den in ihr bekundeten Gott und Jesus Christus einläßt.» Das geht so fort und bleibt verschwommen, unklar, beliebig, ein Muster theologischer Verunklarung.

Es bleibt Küngs Geheimnis, wie er angesichts der im letzten Kapitel dargelegten biblischen Aussagen, die leicht zu vermehren wären, und angesichts der unsäglichen Greueltaten der Christentums- und Kirchengeschichte von den Kreuzzügen, der Inquisition und den Ketzerverfolgungen bis zu den ebenfalls biblisch begründeten Hexenverbrennungen, den unzählbaren seelischen Verbiegungen und Quälereien, psychischen Zwängen und Repressionen, die erst durch lange von den offiziellen Vertretern der christlichen Kirche bekämpfte Kräfte der Aufklärung zurückgedrängt wurden, zu der Feststellung kommen kann: «Der biblische Gottesglaube ist in sich stimmig, ist zugleich rational verantwortbar und hat sich in einer mehrtausendjährigen Geschichte bewährt», und «Der Gott schon des Alten Testaments ist – ohne daß ich deshalb meine philosophischen Einsichten aufgeben müßte – der göttlichere Gott, der konkrete Gott mit Eigenschaften, mit menschlichem Antlitz» .

«Welch eine Fülle von Machtarroganz und Machtmißbrauch in der Geschichte der Kirchen: Intoleranz und Grausamkeit gegenüber Abweichlern, Kreuzzüge, Inquisition, Ketzerausrottung, Hexenwahn, Kampf gegen theologische Forschung, Unterdrückung der eigenen Theologen bis heute. Welch eine Wirkung der Kirchen durch die Jahrhunderte: Herrschaft über die Seelen im Namen Gottes, Abhängigkeit und Unmündigkeit der armen Sünder, Tabugehorsam gegenüber ungeprüfter Autorität, immer wieder neue Unterdrückung der Sexualität und Mißachtung der Frau (Zölibat, Ausschluß der Frau von kirchlichen Ämtern) – bis heute. Welch eine Anzahl ekklesiogener Neurosen: Neurosen aufgrund von Zwängen des kirchlichen Systems,klerikaler Herrschaft, Beichtpraxis, sexueller Verdrängung, Fortschritts- und Wissenschaftsfeindlichkeit bis heute» (Küng)

Welch eine Bilanz einer doch eigentlich vom Heiligen Geist zu gewährleistenden Entwicklung, wohlgemerkt hier nicht von einem Gegner, sondern von einem «Insider», einem Vertreter dieser Religion gezogen! Und: Diese Züge, diese negativen Auswirkungen der christlichen Religion dürften – nocheinmal muß es gesagt werden – keineswegs nur Entartungen, Mißverständnisse, Abweichungen von den ursprünglichen Intentionen darstellen – wie hätte denn der der Kirche garantierte Beistand des Heiligen Geistes eine solche Fülle von Irrwegen und Verbrechen im Namen des Christentums zulassen dürfen -, sondern lassen sich durchaus psychologisch stimmig aus biblischen Grundpositionen ableiten, wie sie zuvor ausführlich dargelegt wurden.

Eine zu harte, das religiöse Gefühl verletzende Feststellung? Man lese die Bibel selbst und frage sich, ob es nicht sie selbst ist, die das religiöse Gefühl verletzt, und weniger derjenige, der sie referiert.

Um noch ein letztes – in Deutschland darf dies am wenigsten unterschlagen werden – besonders trauriges Kapitel christlicher Verhaltensweisen, das den Boden für einen der grauenhaftesten Exzesse an Inhumanität bis in unsere Zeit mitgelegt hat, wieder mit den Worten des unverdächtigen kirchlichen «Insiders» Küng anzuführen: «Judenschlächterei in Westeuropa während der ersten drei Kreuzzüge und Ausrottung der Juden in Palästina. Die Vernichtung von 300 jüdischen Gemeinden im Deutschen Reich 1548/49 … Später dann aber auch die greulichen antijüdischen Hetzreden des alten Luther, Judenverfolgung nach der Reformation, Pogrome in Osteuropa … In dieser Zeit – kann man es verschweigen? – hat die Kirche wohl mehr Märtyrer umgebracht als hervorgebracht. Alles unfaßbar für den Verstand eines heutigen Christen.

Nicht die Reformation, sondern der Humanismus, der Pietismus und besonders die Toleranz der Aufklärung (Menschenrechtserklärung in den Vereinigten Staaten und in der Französischen Revolution) haben eine Änderung vorbereitet und teilweise auch durchgesetzt … es wäre vermessen, hier die vierhundertjährige Leidens- und Todesgeschichte des Judenvolkes nachzuzeichnen, die im nazistischen Massenwahn und Massenmord kulminierte, dem ein Drittel der gesamten Judenheit zum Opfer fiel. Aber: Ohne die fast zweitausendjährige Vorgeschichte des „christlichen“ Antijudaismus, der auch die Christen in Deutschland an einem überzeugten und energischen Widerstand auf breiter Front hinderte, wäre er unmöglich gewesen! Keine der antijüdischen Maßnahmen des Nazismus – Kennzeichnung durch besondere Kleidung, Ausschluß von Berufen, Mischeheverbot, Plünderungen, Vertreibungen, Konzentrationslager, Hinmetzelungen, Verbrennungen – war neu. Dies alles gab es schon im „christlichen“ Mittelalter und in der „christlichen“ Reformationszeit. Neu war nur die rassistische Begründung. Nach Auschwitz gibt es nichts mehr zu beschönigen: Um das klare Eingeständnis ihrer Schuld kommt die Christenheit nicht herum.

Fortsetzung folgt ……..

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 41)

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 40)   Leave a comment

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Buggles Kritik richtet sich zu Recht insbesondere auch gegen die Positionen zeitgenössischer „progressiver“ Theologen (Küng) und christlicher Wissenschaftler (C.F. von Weizsäcker), die zwar die Kirche negativ bewerten, aber an der Bibel und den darin propagierten „christlichen Werte“ festhalten.“
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Die Interpretation des Kreuzestodes Jesu durch Küng

Ein Beispiel für die verbreitete Strategie heutiger Theologen, biblisch klar und eindeutig bezeugte, aber heute bei etwas Nachdenken und der Lösung von frühkindlich induzierten Selbstverständlichkeiten höchst provokative und unakzeptierbare Sachverhalte durch abstrahierende Verunklarung und teilweise geradezu abenteuerliche logische Sprünge doch akzeptierbar erscheinen zu lassen, stellen Küngs Ausführungen zu einer der Zentralaussagen des christlichen Glaubens dar, dem Kreuzestod Jesu und seiner Interpretation.

Wie geht Küng mit dem dokumentierten Sachverhalt um, daß das Neue Testament den Kreuzestod Jesu mehrfach eindeutig und klar als von Gott gewolltes Sühneopfer seines Sohnes als Voraussetzung seiner Versöhnung mit dem Menschen ansieht, nur zu verstehen – und auch biblisch so einzuordnen – vor dem Hintergrund der entsprechenden alttestamentarischen Auffassungen?

Zunächst ist immerhin festzuhalten, daß auch für Küng der «gekreuzigte Jesus» das Wesentliche und eigentlich Unterscheidende des Christentums darstellt.

Auch daß der Kreuzestod Jesu einerseits dem Willen des göttlichen Vaters , einem «Muß Gottes» , einem «Plan Gottes» entsprach, kann man bei Küng, in klarer Übereinstimmung mit Bibel und kirchlichem Lehramt, lesen; ebenso, daß der Kreuzestod Jesu nach gemein-christlicher Lehre als Sühneopfer zu verstehen und darzustellen ist.

Wenn nun diese grausame Hinrichtung durch Kreuzigung unbestreitbar dem Willen und dem Plan Gottes entsprach und andererseits ebenso unbestreitbar und eindeutig nach den klaren Aussagen der Heiligen Schrift und des kirchlichen Lehramts als blutiges Sühneopfer, als Voraussetzung der Versöhnung eben dieses Gottes (und Vaters!) zu verstehen ist, so kann man aus diesen eindeutigen Prämissen eigentlich nur die schwerwiegendsten Konsequenzen für das archaisch-inhumane Gottesbild ziehen, das hinter diesen Vorstellungen steht: Ein Gott, der die extrem grausame Hinrichtung des Menschen Jesus, zu dem er zudem in einem Vater-Sohn-Verhältnis steht, wünscht und fordert und konsequenterweise auch zuläßt, um sich versöhnen zu lassen, kann ein solcher Gott reflektiert-bewußt denn nicht allenfalls von einem sklavisch-geängstigten Menschen akzeptiert werden?

Wie wenig Küng sich im Grunde offenbar in der Lage sieht, das im Kerndogma des mit Gott versöhnenden Kreuzesopfers implizite extreme Ausmaß an Unmenschlichkeit (oder, wenn man will, auch Ungöttlichkeit) angesichts der so eindeutigen biblischen und kirchlichen Lehre zu negieren, zeigen seine an dieser Stelle besonders gewundenen und inkonsistenten Versuche, die peinliche Situation zu verharmlosen. So sagt er etwa in klarem Widerspruch zu seinen Äußerungen, daß die «Vorstellung vom Kreuzestod als einem Sühneopfer . . . nur eines», wenn auch «keineswegs das zentrale Interpretationsmodell» sei.

Selbst wenn die letzte Aussage zuträfe, die in ihrer relativierenden Abschwächung m.E. nachweislichText und Geist der biblischen Texte wie auch dem von fast allen christlichen Gemeinschaften Verkündeten widerspricht, so genügte ja schon die Tatsache, daß das Sühneopfer-Verständnis eben doch ein gültiges Interpretationsmodell darstellt, um die oben gezogenen Konsequenzen für das biblisch-christliche Gottesbild und seine archaisch-inhumanen Implikationen zu bestätigen.

Und wenn Küng im folgenden meint: «Der kultisch verstandene Opferbegriff (Sühneopfer!) wird deshalb in der heutigen Verkündigung tunlichst vermieden zugunsten verständlicherer Begriffe wie „Versöhnung“, „Stellvertretung“, „Erlösung“ und „Befreiung“», so beschreibt dies eher die heute gebräuchliche Sprachregelung und verharmlosend zudeckende Terminologie kirchlicher Verkündigung, als daß es irgendeine substantielle Argumentation enthielte. Ebenso ändert der für Küng offenbar so wichtige Begriff der «Stellvertretung» ja nichts an dem eigentlichen Skandalon, daß der biblisch-christliche Gott eben doch die grausame Hinrichtung eines Menschen als Sühneopfer, wenn man will auch stellvertretend für die anderen Menschen, ausdrücklich gewollt und akzeptiert hat.

Vor diesem, für heutige Theologen zugegebenermaßen sehr harten Tatbestand, diesem «rocher de bronze» aller Christentumskritik, erscheinen auch die anderen Rettungsversuche Küngs als wenig substantiell.

Es wird deutlich, Iäßt man sich sein klares Denkvermögen nicht durch Appelle an bestimmte Emotionen vernebeln, so öffnet sich ein Abgrund von Fragen, Widersprüchen, Absurditäten und berechtigten Anklagen.

Fazit: Läßt man sich durch die Nebelwolken verunklarender, emotionalisierender Terminologie und logischer Inkonsistenzen nicht ablenken, so findet sich auch bei Küng kein einziges tragfähiges Argument, das die für einen heutigen denkenden Menschen ungeheuerliche Zumutung aus der Welt schaffte, an einen Gott glauben zu sollen, der die blutige, extrem grausame Hinrichtung eines Menschen, zu dem er in einem Vater-SohnVerhältnis steht, als Vorbedingung seiner Wiederversöhnung mit den Menschen ausdrücklich wollte und akzeptierte.

Fortsetzung folgt ……..

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 40)

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 39)   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund Religions- und Bibelkritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Man vergegenwärtige sich noch einmal die einzelnen Bibelzitate des letzten Kapitels, um sich zu veranschaulichen, wie weit die verfälschende Selektion heutiger Theologen gehen kann – offensichtlich ungestraft und akzeptiert von einer in anderen Dingen durchaus kritischen, gerade auch wissenschaftlichen Öffentlichkeit.

In einem kurzen Abschnitt nimmt Küng dann allerdings das Thema Hölle doch auf. Dabei wird zuerst versucht, die biblische Aussage durch einen nicht sehr schlüssigen Versuch einer Art «Entmythologisierung» zu entschärfen: «Die Hölle ist in jedem Fall nicht mythologisch als Ort in der Ober- oder Unterwelt zu verstehen, sondern theologisch als ein in vielen Bildern umschriebener, aber doch unanschaulicher Ausschluß von der Gemeinsamkeit mit dem lebendigen Gott als extreme letzte Möglichkeit»

Das mag etwas tröstlicher klingen als das übliche von Bibel und Kirche Vernommene. Nur, es verharmlost die klaren Aussagen der Bibel, insbesondere auch des Jesus der synoptischen Evangelien, und des kirchlichen Lehramtes, welche die höllischen Qualen sehr konkret und anschaulich immer wieder auch als körperlich zugefügte Strafe beschreiben, «die mit Heulen und Zähneknirschen» verbunden ist, und als solche ganz gezielt als Drohmittel einsetzen.

Und weiterhin ist dann vielleicht doch zu fragen, wie es um die göttliche Urheberschaft eines Textes stehen soll, der fast zwei Jahrtausende lang gerade durch diese düstere Strafandrohungstheologie psychisch und physisch unübersehbare Schäden angerichtet hat.

Wie steht es mit Gott als Urheber eines Textes, einer Botschaft, die, wenn Küngs Ansichten über die biblischen Höllenaussagen stimmten, so mißverständlich formuliert wäre, daß sie nach fast zwei Jahrtausenden verheerender Mißverständnisse durch Menschen endlich mühsam – z.B. durch abstrahierende Verunklarung – humanisiert werden muß? Fragen wie viele, die sich anläßlich der Lektüre der Küngschen Bücher immer wieder aufdrängen und auf die man vergeblich eine Antwort sucht.

Denn die von Küng weiter gemachten Aussagen verunklaren die Situation eher, als daß sie auf die jedem mit Bibel und kirchlicher Lehre Vertrauten sofort sich stellenden Fragen eine Antwort gäben: «Sie (die biblischen Aussagen über die Hölle) wollen gerade für das Diesseits den unbedingten Ernst des Anspruches Gottes und die Dringlichkeit der Umkehr des Menschen hier und jetzt vor Augen stellen».

Man kann durchaus Ansprüche mit dem Charakter unbedingten Ernstes und die Dringlichkeit einer Umkehr vor Augen stellen; es ist aber als höchst inhuman und bei einem auch nur bescheidenen Standard an humaner Ethik aufs schärfste abzulehnen, diesen Anspruch und diesen Appell mit der Drohung ewiger körperlicher und psychischer Strafen zu verbinden. Genau dies aber tut der biblische Gott, tut Jesus, und auch in diesem wie unzähligen Fällen moderner Theologie muß der Versuch, die peinliche Situation durch Einführung einer abstrakteren, verallgemeinernden Ausdrucksweise zu retten («unbedingter Ernst des Anspruchs Gottes», «Dringlichkeit der Umkehr des Menschen »), als unredlich zurückgewiesen werden.

Die Absichten Küngs, sein Bemühen um Humanisierung der biblischen Botschaft sind lobenswert, dennoch bleiben seine Aussagen, zumindest objektiv, unredlich, weil sie wesentliche Teile der biblischen und der offiziell-authentischen Lehraussagen der Kirche verleugnen. Dies gilt ganz besonders auch für die weiteren Versuche Küngs, die Provokation der so eindeutig biblisch und kirchlich bezeugten ewigen Höllenstrafen abzumildern oder aus der Welt zu schaffen: Denn was soll angesichts der biblisch klar geäußerten göttlichen Absicht, die ewige Höllenstrafe zu praktizieren und der Drohung mit ihr der dunkel andeutende, den tatsächlichen Sachverhalt unzulässig abschwächende bzw. verniedlichende Satz:

«Die in manchen neutestamentlichen Bildworten bejahte „Ewigkeit“ der Höllenstrafe (des „Feuers“) bleibt Gott und seinem Willen untergeordnet»! Um so schlimmer, wenn dann der unwandelbare Gott diese ewige Höllenstrafe schon als Faktum verkündet und festgelegt hat! Daß der bei Küng wiederaufgenommene (von allen christlichen Kirchen mehrfach feierlich verworfene!) Humanisierungsversuch des Origenes im Hinblick auf die schließliche Rettung aller Menschen, auf ein «Allerbarmen», einem frommen Wunschdenken entspricht, zeigt sich jedem, der das entsprechende klare Zeugnis der Bibel von der Ewigkeit der Höllenqualen und der konsequent auf sie gestützten und ausdrücklich als verpflichtend-unfehlbar deklarierten kirchlichen Lehraussagen zur Kenntnis nimmt.

Dasselbe gilt analog für Küngs Versuch, die Lehre vom Jüngsten Gericht, das nach ebenfalls eindeutig-klarer biblischer Aussage zur endgültig-ewigen Scheidung der Menschen in gute und dem ewigen Feuer überantwortete böse führen wird, zu verharmlosen.

Fortsetzung folgt ……

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 39)

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Die biblische Bejahung der Sklavenhaltung

Welche problematischen Einstellungen gegenüber benachteiligten Teilgruppen und Minderheiten die Bibel vermitteln kann, wie wir es bislang am Beispiel der Frauen, der Geisteskranken, der Un- bzw. Andersgläubigen, der Atheisten und Juden aufgezeigt haben, soll abschließend noch an einer letzten Gruppe unterdrückter und diskriminierter Menschen dargestellt werden. Diese ist zwar heute aufgrund der durch Aufklärung und Humanismus (und keineswegs durch die biblisch bestimmten christlichen Kirchen) vermittelten Einstellungsänderungen bis auf wenige Reste in einigen unterentwickelten Regionen der Erde qua Institution weitgehend verschwunden, gehörte aber über Jahrhunderte zu den geächtetsten, wehrlosesten, physisch wie psychisch am meisten gequälten Gruppen: die Sklaven.

Sie galten bekanntlich als käufliches, weitgehend rechtloses Eigentum ihrer Herren und waren so ihrer fundamentalen Menschenwürde und -rechte in extremem Maße beraubt. Welches unermeßliche Leid sich mit der Sklaverei über viele Jahrhunderte auch des christlichen Zeitalters verband, kann hier nicht im einzelnen ausgeführt werden, ist jedoch jedem einigermaßen historisch Informierten bekannt, wenn auch den wenigsten Menschen konkret-anschaulich präsent.

Welche Aussagen macht die Bibel zu diesem menschlichen und moralischen Skandal? Wendet sie sich als letzte, göttlich autorisierte ethische Instanz dagegen, verurteilt sie diese völlige Entrechtung und Entwürdigung von Menschen? Wieder hofft man vergebens. Statt dessen findet man wieder die ausdrückliche Bekräftigung der zur jeweiligen Entstehungszeit der entsprechenden Bibeltexte herrschenden archaisch-inhumanen Auffassungen.

So stellt schon das Alte Testament zunächst die Sklaverei in keiner Weise in Frage, sondern geht von ihr als scheinbar völlig unproblematischer Selbstverständlichkeit aus, wobei der Aspekt des gegenständlichen Eigentums an Stellen wie der folgenden besonders hervortritt:

«Wenn einer seinen Sklaven oder seine Sklavin mit dem Stock so schlägt, daß er unter seiner Hand stirbt, dann muß der Sklave gerächt werden. Wenn er noch einen oder zwei Tage am Leben bleibt, dann soll den Täter keine Rache treffen; es geht ja um sein eigenes Geld» (Ex. 21; 2o, 21).

Die Sklaverei wird aber nicht nur als völlig selbstverständliches Faktum vorausgesetzt und akzeptiert, sondern darüber hinaus auch ausdrücklich gutgeheißen:

«Die Sklaven und Sklavinnen, die euch gehören sollen, kauft von den Völkern, die rings um euch wohnen; von ihnen könnt ihr Sklaven und Sklavinnen erwerben. Auch von den Kindern der Halbbürger, die bei euch leben, auch ihrer Sippen,die mit euch leben, von den Kindern, die sie in eurem Land gezeugt haben, könnt ihr Sklaven erwerben. Sie sollen euer Eigentum sein, und ihr dürft sie euren Söhnen vererben, damit diese sie als dauerndes Eigentum besitzen, ihr sollt sie als Sklaven haben» (Lev. 25; 44-46).

Wohlgemerkt, dies sind, nach dem ausdrücklichen Zeugnis des biblischen Textes, nicht Anordnungen menschlicher Instanzen, sondern Gottes selbst (Lev. 25; 1). Das Kaufen und Verkaufen von Menschen wird wieder nicht nur als selbstverständliches Faktum dargestellt, sondern auch, wie im folgenden Fall als Strafe, ausdrücklich angeordnet: «Ein Dieb muß Ersatz leisten. Besitzt er nichts, so soll man ihn für den Wert des Gestohlenen verkaufen» (Ex. 22; 2).

Die Bibel, Grundlage von Menschenwürde und Menschenrechten? Verhält es sich im Neuen Testament anders? Keineswegs. Das Verhältnis Herr – Sklave wird etwa im folgenden Gleichnis vom unnützen Sklaven nicht nur als Selbstverständlichkeit akzeptiert und implizit gutgeheißen, sondern auch ausdrücklich als vorbildlich im Hinblick auf das Verhältnis des Menschen zu Gott dargestellt:

«Wenn einer von euch einen Sklaven hat,der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: „Nimm gleich Platz zum Essen?“ Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: „Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken.“ Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: „Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan“» (Luk. 17; 7-10).

Auch in den anderen Teilen des Neuen Testaments, etwa in den Briefen des Paulus findet sich kein Hinweis auf eine Ablehnung oder Kritik der Sklaverei, ganz im Gegenteil, die Sklaven werden ausdrücklich zum Verbleib in ihrem entrechteten und entwürdigenden Zustand und zu entsprechend «sklavisch» unterwürfigem Verhalten aufgefordert. Darüber hinaus wird dieses Sklaverei-konforme Verhalten ausdrücklich theologisch untermauert bzw. ausdrücklich als dem Willen Gottes und christlicher Lehre entsprechend herausgestellt:

«Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern und aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus . . . Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen » (Eph. 6;5, 7) .

«Alle, die das Joch der Sklaverei zu tragen haben, sollen ihrem Herrn alle Ehre erweisen, damit der Name Gottes und die Lehre nicht in Verruf kommen . . . So sollst du lehren, dazu sollst du ermahnen. Wer aber etwas anderes lehrt und sich nicht an die gesunden Worte Jesu Christi, unseres Herrn, und an die Lehre unseres Glaubens hält, der ist verblendet . . . » (1 Tim. 6; 1-3).

«Die Sklaven sollen ihren Herren gehorchen, ihnen in allem gefällig sein, nicht widersprechen, nichts veruntreuen; sie sollen zuverlässig und treu sein, damit sie in allem der Lehre Gottes, unseres Retters, Ehre machen» (Tit. 2; 9, 1o).

«Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Ehrfurcht euren Herren unter, nicht nur den guten und freundlichen, sondern auch den launenhaften. Denn es ist eine Gnade, wenn jemand deswegen Kränkungen erträgt und zu Unrecht leidet, weil er sich in seinem Gewissen nach Gott richtet. Ist es vielleicht etwas Besonderes, wenn ihr wegen einer Verfehlung Schläge erduldet? Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. Dazu seid ihr berufen; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt» (1 Petr. 2; 18-21).

Von einer «Theologie der Befreiung» ist hier wenig zu vernehmen! Die Geschichte der Kirchen und des Christentums entsprachen bis weit in die Neuzeit diesen biblischen Weisungen.

Wie müssen etwa Sätze wie die folgenden auf eine der zahllosen Mütter der Dritten Welt wirken, die ein eben verhungertes Kind begraben muß:

«Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, daß ihr etwas zu essen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung … Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen … Lernt von den Lilien, die auf dem Felde wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen. » (Mt. 6; 25 ,26, 28, 31).

«Bittet, dann wird euch gegeben, denn wer bittet, der empfängt … Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten» (Mt. 7; 7-11).

Man lese diese Sätze noch einmal langsam und aufmerksam und konfrontiere sie, wenn man trotz der eigenen Sattheit sich auch nur ein Minimum an Vorstellungskraft und Sensibilität erhalten hat, mit dem millionenfachen gegenwärtigen Elend, dem Hunger(tod) und andern Leiden zahlloser Menschen der Dritten und Vierten Welt, aber auch vergangener Zeiten, und urteile dann selbst, wenn man die «metaphysische Zivilcourage» besitzt, ob die Bezeichnung «naiv» oder «zynisch» angemessen ist.

Fazit: Versucht man ein erstes Fazit aus dem bisher Gesagten inklusive der angeführten Bibelstellen zu ziehen, so sieht man sich mit der provozierend-erstaunlichen Tatsache konfrontiert, daß unserer institutionalisierten und auch weitgehend privaten Religiosität und der aus ihr abgeleiteten Moral ein Buch zugrunde liegt, das weithin bestimmt ist durch eine archaisch-inhumane Grundhaltung, durch eine Haltung der Gewalttätigkeit, durch den Ausdruck ausgeprägter Strafphantasien und -bedürfnisse, durch düstere Drohungen mit extremsten Strafen. Einem weithin gewalttätig-willkürlichen Gott steht ein als sündig und verderbt gezeichneter Mensch gegenüber, der nichts für sein eigenes Heil bewirken kann, sondern allein auf Gottes Gnade angewiesen ist.

Dieser provozierende Sachverhalt wird nicht dadurch geheilt, daß die Bibel auch positive Aspekte enthält wie etwa das Liebesgebot oder einige Aussagen über Güte und Barmherzigkeit des biblischen Gottes, denn diese biblisch eher zurücktretenden positiven Züge werden bei weitem durch die immer wieder zu findenden und im vorigen umfassend belegten gewalttätig-düsteren, grausam-inhumanen Züge des biblischen Gottes mehr als kompensiert, wie sich jeder über die oben angeführten Belege hinaus durch eigene Bibellektüre überzeugen kann.

Dies läßt sich selbst am Beispiel der Bergpredigt aufzeigen, immer wieder als Höhepunkt neutestamentlicher Ethik hervorgehoben, oder am zentralsten Glaubensinhalt aller christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, dem blutigen Sühneopfer Jesu am Kreuz,das überhaupt nur Sinn erhält, so auch die eindeutige biblische Interpretation, wenn man es auf dem Hintergrund des alttestamentarisch-archaischen Gottesbildes sieht.

Noch einmal muß an dieser Stelle gefragt werden: Wie ist es um die Liebe und Güte eines Gottes bestellt, die eingebunden ist in eine Gesinnung, die, wieder nach klarem biblischem Zeugnis, eine der grausamsten Hinrichtungsarten, vollzogen an einem Menschen, zudem er in einem Vater-Kind-Verhältnis steht, nicht nur akzeptiert, sondern ausdrücklich wünscht und verlangt, um so durch das Blut seines eigenen Sohnes versöhnt zu werden und von ewiger Bestrafung abzusehen (immerhin nur bei einem Teil der Menschheit)?

Daß dieser Kern der christlichen Botschaft auf heute lebende Menschen nicht in höherem Ausmaß provozierend wirkt, kann wieder nur psychologisch mit der intensiven Wirkung frühkindlicher Indoktrination und der durch ein Heer von Theologen geleisteten Verunklarung und Immunisierung, die auf Kosten einer redlichen Rezeption der entsprechenden biblischen Texte gehen muß, erklärt werden. Wer würde heute, durch keine frühkindliche Indoktrination beeinflußt, als Erwachsener eine solche Lehre nicht entrüstet zurückweisen? Welche Macht der Projektion gegenüber der biblischen Realität, welche Stärke der zugrundeliegenden Bedürfnisse und welches Ausmaß an Desinformation offenbart sich in der heute immer noch so weit verbreiteten Bibelverehrung!

Auch der häufig gehörte Rettungsversuch, man dürfe nicht alles, was in der Bibel stehe, als göttliche Offenbarung ansehen, dürfe nicht alles wörtlich, sondern manches nur «symbolisch» usw. verstehen, kann nicht verfangen. Denn zum einen macht das, was aus humanen Erwägungen gestrichen werden müßte, einen so wesentlichen Anteil aus, daß die Bibel ohne diese Anteile eben nicht mehr das wäre, was sie in Wirklichkeit ist; zum anderen sind es eben auch gerade ganz zentrale Kernaussagen, die untrennbar diesen archaisch-inhumanen Charakter tragen, wie eben z.B. die zentrale Aussage über den Kreuzestod Jesu und seine eindeutige Interpretation als Sühneopfer.

Es geht gar nicht so sehr um ein «Wörtlichnehmen» (bei einem göttlich inspirierten Text so gefährlich?) der biblischen Texte, ob im alten fundamentalistischen oder modernen gattungs- oder formgeschichtlich modifizierten Verständnis, schon gar nicht in naturwissenschaftlichen Dingen oder von historischen Berichten, sondern um die in der Bibel umfassend deutlich werdenden und mit dem Anspruch letzter Verbindlichkeit und göttlichen Ursprungs vermittelten archaisch-inhumanen ethischen und religiösen Grundeinstellungen.

Und weiter muß auch hier noch einmal darauf hingewiesen werden, daß die offiziellen Kirchen bis heute keine entsprechenden Konsequenzen gezogen haben. So definiert etwa die katholische Kirche nach wie vor als für alle Gläubigen verbindliche Aussage, daß «die Bücher des Alten wie des Neuen Testaments in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen als heilig und kanonisch» gelten, «weil sie unter der Einwirkung des Heiligen Geistes geschrieben, Gott zum Urheber haben. Zur Abfassung der heiligen Bücher hätte Gott Menschen erwählt,die ihm dazu dienen sollten, all das und nur das, was er – in ihnen und durch sie wirksam – geschrieben haben wollte, als echte Verfasser schriftlich zu überliefern.

Da also alles, was die inspirierten Verfasser aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, daß sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in Heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte»

Fortsetzung folgt …..

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 36)

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Liest man diese sehr klaren und eindeutigen biblischen Aussagen unbefangen und versteht sie so, wie sie ganz offensichtlich gemeint sind, so ergibt sich in aller Klarheit und unbezweifelbar: Der Jesus der synoptischen Evangelien bestätigt ausdrücklich durch seine Reden und Anordnungen, insbesondere aber auch durch seine häufigen und wiederholten Austreibungshandlungen den Glauben, daß Teufel oder Dämonen nicht nur als personale (teilweise offenbar ziemlich primitive) Wesen existieren, sondern auch auf Menschen massiv einwirken können bis zur seelischen Besitznahme als sozusagen «zweites Ich» bei der Besessenheit.

Die inhumanen und verheerenden Folgen dieses von Jesus autorisierten Teufels- und Dämonenglaubens in der Geschichte des Christentums sind jedem, der die Kirchengeschichte nicht nur aus dem Religionsunterricht kennt, bekannt:

Die zum großen Teil auch als Folge des Teufelswahns auf grausamste Art ermordeten Frauen und Kinder, aber auch Männer, Greise und Greisinnen (Hexenverfolgung), dürfte in die Hunderttausende bis Millionen gehen. Sie klagen hier eben nicht nur die Kirche und ihr sich auf den Beistand des Heiligen Geistes berufenden und verlassenden Päpste, Bischöfe, Priester und Mönche und eventuelleMißstände der Kirche an, sondern eben auch die Bibel als letzte, göttlich autorisierte Quelle dieses grauenhaften Wahns. Und man kann Gott als Urheber der Heiligen Schrift schlecht entschuldigen mit dem Hinweis, die Bibel habe eben in der Sprache ihrer Zeit reden müssen, wenn Gott selbst als alleiniger Schöpfer, als Urheber dieser inhumanen Beschränktheit angesehen werden muß, und diese «angepaßten» Redensarten und Bilder zu solch grauenhaften, für Gott ja vorhersehbaren Konsequenzen geführt haben (um einmal auf die Absurdität dieses immer wieder gebrauchten apologetischen «Argumentes» einzugehen).

Daß der Teufelsglaube selbst bei heutigen Theologen und Seelsorgern eindeutig biblisch begründet ist, zeigt die folgende neben anderen Aussagen, der 63% der katholischen und immerhin noch 31% der evangelischen Befragten zustimmten: «Die Aussagen der Bibel sind so klar, daß kein gläubiger Christ ernsthaft an der personalen Existenz des Teufels zweifeln kann ».

Die Vollversammlung der katholischen Bischöfe der Bundesrepublik bezeichnete im September 1975 den Teufelsglauben als «unaufgebbareWahrheit» und «Glaubensinhalt». Dabei begründete sie diese Aussage neben der Berufung auf das 4. Laterankonzil konsequent und mit Recht durch ausdrücklichen Verweis auf die Bibel: «Wir können einfach nicht aus der Bibel herausstreichen, daß sie an vielen Stellen von Mächten und Gewalten, von Engeln und vom Teufel spricht»

Weitere, nur zu eindeutige Belege für das Festhalten der christlichen Kirchen, insbesondere auch der katholischen, am Glauben an die Existenz und die Wirksamkeit von Teufel und Dämonen bis zum heutigen Tag und die grauenhaften Auswirkungen dieses Glaubens finden sich bei Haag (1980), der als Resümee feststellt: «Es ist unbestreitbar, daß Existenz und Wirken des Satans und der Dämonen während der ganzen Geschichte der katholischen Kirche Gegenstand ihrer Glaubensverkündigung waren und daß die anderen christlichen Kirchen sich mit ihr in diesem Glauben weitgehend einig wußten» (Haag, 1980, S. 138).

Doch wehe denen, die an der Existenz des Teufels und anderer dämonischer Mächte zu zweifeln wagen, denn laut Aussage des Apostels Paulus sind solche Leute „Lügenapostel“ und Handlanger des Satans:

«Ihr nehmt es ja offenbar hin, wenn irgendeiner daherkommt und einen anderen Jesus verkündigt, als wir verkündigt haben, wenn ihr einen anderen Geist empfangt, als ihr empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, als ihr angenommen habt . . . Denn diese Leute sind Lügenapostel, unehrliche Arbeiter; sie tarnen sich freilich als Apostel Christi. Kein Wunder, denn auch der Satan tarnt sich als Engel des Lichts. Es ist also nicht erstaunlich, wenn sich auch seine Handlanger als Diener der Gerechtigkeit tarnen.» Und es fehlt auch nicht die klassische Drohung: «Ihr Ende wird ihren Taten entsprechen» (2 Kor. 11; 4, 13-15).

Fortsetzung folgt ……..

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 34)

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Fortsetzung vom vergangenem Sonntag:

«Ebenso seien die älteren Frauen würdevoll in ihrem Verhalten, damit sie die jungen Frauen dazu anhalten können, ihre Männer und Kinder zu lieben, besonnen zu sein, ehrbar, häuslich, gütig und ihren Männern gehorsam, damit das Wort Gottes nicht in Verruf kommt» (Tit. 2; 3-5).

Es bedarf m.E. schon erheblicher, von starkem Wunschdenken bestimmter «dialektischer» Um- und Hineininterpretationskünste, um aus der Bibel insgesamt, aber auch aus dem Neuen Testament, eine gleichberechtigte, autonome Frauenrolle herauszulesen.

Die so auch im Neuen Testament zu findende explizite und implizite Abwertung der Frau gegenüber dem Mann dürfte neben anderen wichtigen Faktoren, insbesondere der Sexualfeindlichkeit des jungen (paulinischen) und auch späteren Christentums und der Kirche wie auch dem mittelalterlichen und nachmittelalterlichen Teufelswahn den psychologischen Nährboden für die in der Geschichte des Christentums weitverbreitete Diskriminierung von Frauen abgegeben haben.

Ihren grauenvollen Höhepunkt fand diese in der Hexenverfolgung, die zur Folter und zum qualvollen Feuertod Hunderttausender bis Millionen von Frauen, auch schon im Kindesalter, führte.

Eine ganz wesentliche Rolle bei der Hexenverfolgung, eines der grauenhaftesten Geschehnisse in der Geschichte der Menschheit, spielte der biblisch-kirchliche Teufelsglaube. Selbst der «Insider» und katholische Theologe Haag muß konstatieren: «Jede Hexe war zu eliminieren. Die theologische Begründung dafür lieferte die Kirche mit ihrer Teufelslehre. Wäre der Teufel nicht zu einer überdimensionalen Gestalt aufgebaut worden, hätte ein derartiger Vernichtungsapparat nicht in Bewegung gesetzt werden können, hätte die Säuberungswelle beim von der Teufelsangst geplagten Volk nicht diesen Widerhall gefunden. So aber wurde der Scheiterhaufen zum einfachsten und zugleich wirkungsvollsten Mittel der Krisenbewältigung» (Haag, 1978, S. 164).

Damit steht eine besondere Ausprägung des biblischen und in der Folge kirchlichen Teufels- und Dämonenglaubens in Zusammenhang, der Glaube an die Besessenheit, d.h. an das enge Zusammenwirken von Teufel / Dämonen und bestimmten Menschen bis zur Besitznahme eines Menschen und seines Körpers als «Wohnung» durch den Teufel oder Dämon. Die Zeiten der Hexenverfolgung waren so auch die Zeiten größter Besessenheitsepidemien, die «Behandlungsmethoden» austauschbar.

Eine besonders verhängnisvolle Rolle spielte dabei die Tatsache, daß die Bibel und gerade das Neue Testament bzw. der Jesus der Evangelien Besessenheit mit göttlichem Autoritätsanspruch als das Erklärungsmodell für Geisteskrankheit propagiert. Dieses Faktum hat die Einstellung zu Geisteskrankheiten über viele Jahrhunderte der Herrschaft des Christentums in sehr problematischer Weise beeinflußt und beeinflußt es in seinen nur teilweise säkularisierten Nachwirkungen zeitweise noch bis heute.

Tatsächlich spielt die Austreibung von Teufeln, Dämonen und unreinen Geistern durch Jesus selbst oder auch der Auftrag an seine Jünger, dies zu tun, in den synoptischen, also den authentischsten und ältesten Evangelien eine hervorragende Rolle. Das große Gewicht, das die Autoren dieser drei Evangelien der Teufel- oder Dämonenaustreibung durch Jesus zugemessen haben, ergibt sich nicht nur aus der großen Häufigkeit, mit der sie diese Vorgänge erwähnen (an ca. 20 entsprechenden Stellen) und die der von Berichten über Krankenheilungen etwa gleichkommt bzw. häufig eng damit verbunden ist, sondern auch aufgrund der Tatsache, daß die entsprechenden Gegebenheiten für so wichtig und zentral gehalten werden, daß sie zu einem wesentlichen Teil von allen drei Evangelisten berichtet werden.

Die für jeden, der die Geschichte des Christentums kennt, bekannten grauenhaften Konsequenzen und Auswirkungen dieses biblisch so stark und eindeutig propagierten und legitimierten Dämonenglaubens erhalten noch einen zusätzlichen tragisch-inhumanen Akzent. Dieser liegt in der oben schon kurzangesprochenen Tatsache, daß es sich bei den biblisch geschilderten Fällen von Besessenheit, neben körperlichen Krankheiten und Beschwerden, offenbar häufig auch und gerade um Geisteskrankheiten gehandelt haben dürfte.

Diese werden hier im biblischen Kontext durch die höchste Autorität, nämlich Jesus selbst, nach dem historisch so verhängnisvollen dämonistischen Modell, ergo als Besessenheit durch Dämonen und unreine Geister interpretiert und behandelt.

«Sie kamen an das andere Ufer des Sees, in das Gebiet von Gerasa. Als er aus dem Boot stieg, lief ihm ein Mann entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Man konnte ihn nicht bändigen, nicht einmal mit Fesseln. Schon oft hatte man ihn an Händen und Füßen gefesselt, aber er hatte die Ketten gesprengt und die Fesseln zerrissen; niemand konnte ihn bezwingen. Bei Tag und Nacht schrie er unaufhörlich in den Grabhöhlen und auf den Bergen und schlug sich mit Steinen. Als er Jesus von weitem sah, lief er zu ihm hin, warf sich vor ihm nieder und schrie laut: „Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!“ Jesus hatte nämlich zu ihm gesagt: „Verlaß diesen Mann, du unreiner Geist!“ Jesus fragte ihn: „Wie heißt du?“ Er antwortete doppelt: „Mein Name ist Legion, denn wir sind viele.“ Nun weidete dort an einem Berghang gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: „Laß uns doch in die Schweine hineinfahren!“ Jesus erlaubte es ihnen. Darauf verließen die unreinen Geister den Menschen und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See; es waren etwa 2000 Tiere und alle ertranken» (Mk. 5; 1-9, 11-13; entspr. Lk. 8; 26-39; Mt. 8; 28-34).

Abgesehen von den gegenüber Geisteskranken üblichen populären Übertreibungen und Dramatisierungen, von denen sich offenbar auch die (göttlich inspirierte?) Bibel nicht freimachen kann, die legendengemäße Dramatisierung zeigt sich auch darin, daß im später geschriebenen Matthäusevangelium aus einem Geisteskranken schon zwei geworden sind, ist das Bild ziemlich klar und läßt an der Diagnose einer psychischen Erkrankung kaum Zweifel zu.

Selbst Epilepsie wird von Jesus als Besessenheit aufgefaßt und entsprechend behandelt:

«Einer aus der Menge antwortete ihm: „Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen; immer wenn der Geist ihn überfällt, wirft er ihn zu Boden, und meinem Sohn tritt Schaum vor den Mund, er knirscht mit den Zähnen und wird starr. Ich habe schon deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, aber sie hatten nicht die Kraft dazu.“ Da sagte er zu ihnen: „… bringt ihn zu mir!“ und man führte ihn herbei. Sobald der Geist Jesus sah, zerrte er den Jungen hin und her, sodaß er hinfiel und sich mit Schaum auf dem Mund auf dem Boden wälzte. Jesus fragte den Vater: „Wie lange hat er das schon?“ Der Vater antwortete: „Von Kind auf; oft hat er ihn sogar ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen.“ Als Jesus sah, daß die Leute zusammenliefen, drohte er dem unreinen Geist und sagte: „Ich befehle dir, du stummer und tauber Geist: Verlaß ihn und kehr nicht mehr in ihn zurück!“ Da zerrte der Geist den Jungen hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Der Junge lag da wie tot, so daß alle Leute sagten: „Er ist gestorben.“ Jesus aber faßte ihn an der Hand und richtete ihn auf, und der Junge erhob sich. Als Jesus nach Hause kam und sie allein waren, fragten ihn seine Jünger: „Warum konnten denn wir den Dämon nicht austreiben?“ Er antwortete ihnen: „Diese Art kann nur durch Gebet ausgetrieben werden“» (Mk.9; 17-22, 25-29; entspr. Lk. 9; 38-42 und Mt. 17; 14-20) .

Generell werden offenbar auch körperliche Krankheiten eng mit Besessenheit in Verbindung gebracht:

«Als die Sonne unterging, brachten die Leute ihre Kranken, die alle möglichen Leiden hatten, zu Jesus. Er legte jedem Kranken die Hände auf und heilte alle. Von vielen fuhren auch Dämonen aus und schrien: „Du bist der Sohn Gottes!“ Da fuhr er sie schroff an und ließ sie nicht reden. » (Lk. 4; 40, 41).

In welch drastisch-archaischer, konkret-realistischer Weise im übrigen der Jesus der synoptischen Evangelien den Glauben an Teufel/Dämonen und Besessenheit vertritt und bestätigt, zeigt exemplarisch nicht nur das oben zitierte Beispiel, nach dem Jesus die Dämonen in die Schweine fahren ließ, sondern auch die folgende Stelle

«Ein unreiner Geist, der einen Menschen verlassen hat, wandert durch die Wüste und sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn er aber keinen findet, dann sagt er: „Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe.“ Und wenn er es bei seiner Rückkehr leer antrifft, sauber und geschmückt, dann geht er und holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher» (Mt. 12; 43-45)

Gerade diese Aussage Jesu fiel auf besonders «fruchtbaren Boden» und brachte «tausendfältige Frucht»; so beziehen sich z.B. die Kirchenväter der alten Kirche ausdrücklich auf diese Bibelstelle zur Begründung ihres exzessiven Antisemitismus: Die Juden sind das Haus, in das der Dämon mit sieben weiteren Dämonen zurückgekehrt ist.

Wie wichtig und zentral die Tatsache der Teufels- oder Dämonenaustreibung durch Jesus den nach kirchlicher Lehre göttlich inspirierten Autoren ist, ergibt sich nicht nur aus der schon erwähnten Häufigkeit und Konkordanz, mit der diese Ereignisse berichtet werden, sondern zum anderen aus der Tatsache, daß Jesus seine Teufels- oder Dämonenaustreibungen auch immer wieder in seinen Reden ausdrücklich bestätigt und sich selbst durch diese Tätigkeit ausdrücklich gekennzeichnet haben will: «Geht und sagt diesem Fuchs (Herodes): „Ich treibe Dämonen aus und heile Kranke.“» (Lk. 13; 32).

Ja, er sieht in der Dämonenaustreibung gar ein Indiz für die Ankunft des Reiches Gottes: «Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen» (Lk. 11; 20; entspr. Mt. 12; 28).

Jesus treibt indessen nicht nur selbst Dämonen aus, sondern bevollmächtigt seine Jünger und gebietet ihnen ausdrücklich, ebenfalls Dämonen auszutreiben: «Diese zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“» (Mt. 10; 5, 8) .

Die Austreibung von Dämonen in Jesu Namen wird geradezu zum bevorzugten, an erster Stelle genannten Zeichen des Glaubens und damit der Rettung vor der Verdammnis:

«Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben . . .» (Mk. 16; 16, 17).

Fortsetzung folgt ……..

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 33)

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Die Verinnerlichung und Verfestigung eines solchen Gottesbildes stellt einen Eingriff in die Psyche eines Kindes von kaum zu überschätzender psychologischer Problematik dar und kann eine möglicherweise lebenslang wirksame Quelle interner tiefliegender Ängste und aggressiver Impulse sowie eines bedrohlich-verdüsterten Weltbildes werden.

Die Lehre vom Kreuzestod Jesu, als Sühneopfer nach genuin biblischer Auffassung Voraussetzung und Beweggrund Gottes für Erlösung und Sündenvergebung, dürfte so als eine der Kernaussagen christlicher Dogmatik auch die oben angeführten als positiv einzustufenden Gebote der Gottes- und Nächstenliebe weitgehend neutralisieren, wenn nicht in ihr Gegenteil verkehren.

Weil diese so untrennbar eingebunden sind in die Vermittlung eines archaischen, extrem inhuman-grausamen Gottesbildes, dürften sich die möglichen positiven Auswirkungen des Liebesgebotes durch die Koppelung mit massiven Strafdrohungen und Angstmechanismen aus psychologischen Gründen zu einem Gutteil paralysieren. Wer sich die unbeschönigte Geschichte des Christentums vor Augen führt, dürfte dieser These eine gewisse empirische Stützung kaum versagen.

Auch in der Frage des Kreuzestodes Jesu gibt es «dialektische» Versuche von seiten der modernen Theologie, diesen für einen unbefangen-objektiven Leser eigentlich sehr klaren biblischen Sachverhalt umzuinterpretieren oder zu verunklaren, um ihn auch vor einem modern-aufgeklärten ethischen Standard eher als akzeptierbar erscheinen zu lassen. Abgesehen von der Unredlichkeit gegenüber den ursprünglichen biblischen Texten und dem schon angesprochenen Skandalon, das hier so eindeutige «Wort Gottes» durch menschliche Uminterpretation akzeptierbar machen zu müssen, bleiben m.E. alle diese Versuche höchst unbefriedigend, weil sie inkonsistent sind und bei kritisch-konsequenter Analyse, bei Auflösung der häufig schwärmerisch-emotional dargebotenen «Wortnebel» ihre Unvereinbarkeit mit zentralen biblisch-christlichen Aussagen klar zutage tritt.

Neben den schon bislang deutlich gewordenen problematischen Eigenschaften des biblischen Gottes, seiner Gewalttätigkeit, Grausamkeit, seinem Gefallen an vergossenem Blut, seiner Eifersucht usw. scheint auch gerade unter psychologischen Aspekten seine an keine vorgegebenen Normen gebundene Willkür gefährlich im Hinblick auf eine adäquate psychische Entwicklung.

Der biblische Gott, alt- wie neutestamentarisch, verhärtet und verschließt die Herzen der Menschen, damit er sie anschließend bestrafen und schlagen kann (Ex. 4; 21 u. 10,1, 20 ): «Gott läßt sie der Macht des Irrtums verfallen, so daß sie die Lüge glauben; denn alle müssen gerichtet werden, die nicht der Wahrheit geglaubt, sondern die Ungerechtigkeit geliebt haben» (2 Thess. 2; 11, 12).

Der Willkür dieses biblischen, auch neutestamentlichen Gottes, der liebt und haßt, verstockt macht, wen er will, und sich erbarmt,wessen er will, wird das entsprechende, ergänzende Bild des Menschen gegenübergestellt, dem eigenes Wollen und Streben nicht nützt, der sich vielmehr der «Vorherbestimmung», der «freien Wahl» und dem «Erbarmen Gottes» wie ein willenloses Tongefäß auszuliefern und zu unterwerfen hat, dem es nicht zusteht, mit Gott zu rechten, also um Begründung einer Entscheidung zu bitten oder gar Einwände zu machen; so heißt es etwa im Römerbrief:

«So war es aber nicht nur bei ihr (Sarah), sondern auch bei Rebecca: Ihre Kinder waren noch nicht geboren, und hatten weder Gutes noch Böses getan; damit aber Gottes freie Wahl und Vorherbestimmung gültig bleibe, nicht abhängig von Werken, sondern von ihm, der beruft, wurde ihr gesagt: Der Altere muß dem Jüngeren dienen; denn es steht in der Schrift: Jakob habe ich geliebt, Esau aber gehaßt. Heißt das nun, daß Gott ungerecht handelt? Keineswegs! Denn zu Mose sagt er: „Ich schenke Erbarmen, wem ich will, und erweise Gnade, wem ich will. Also kommt es nicht auf das Wollen und Streben des Menschen an, sondern auf das Erbarmen Gottes. In der Schrift wird zu Pharao gesagt: „Eben dazu habe ich dich bestimmt, daß ich an dir meine Macht zeige und daß auf der ganzen Erde mein Name verkündet wird.“ Er erbarmt sich also, wessen er will und macht verstockt, wen er will.»

Der konsequent erscheinende Einwand wird zugleich in entlarvender Weise abgewehrt:

«Nun wirst du einwenden: „Wie kann er dann noch anklagen, wenn niemand seinem Willen zu widerstehen vermag?“ Wer bist du denn, daß du als Mensch mit Gott rechten willst? Sagt etwa das Werk zu dem, der es geschaffen hat: „Warum hast du mich so gemacht?“ Ist nicht vielmehr der Töpfer Herr über den Ton? Kann er nicht aus derselben Masse ein Gefaß herstellen für Reines, ein anderes für Unreines? Gott, der seinen Zorn zeigen und seine Macht erweisen wollte, hat die Gefäße des Zorns, die zur Vernichtung bestimmt sind, mit großer Langmut ertragen. » (Röm. 9; 10-22).

Die entsprechende alttestamentarische Auffassung vom Verhältnis des Menschen zu Gott (Jes. 45; 9) wird hier ausdrücklich durch eine der zentralsten Schriften des Neuen Testamentes, den Römerbrief, bestätigt. Die Kirchengeschichte zeigt auch hier die unermeßlich verhängnisvollen psychischen Auswirkungen dieser Theo- und Anthropologie, gipfelnd und am ausgeprägtesten etwa in der an düsterer Inhumanität kaum zu übertreffenden calvinistischen Lehre von der absoluten, unbeeinflußbaren Vorherbestimmung des Menschen für ewige Verdammnis oder Seligkeit.

Dieses biblische (Selbst-)Bildnis des Menschen als eines der Willkür und Gnade seines Schöpfers bedingungs- und rechtlos ausgelieferten Geschöpfes wird noch weiter geschwächt und abgewertet durch den immer wieder erfolgenden Hinweis auf seine grundlegende Sündhaftigkeit und Verderbtheit: „Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen; es gibt keinen Verständigen, keinen, der Gott sucht. Alle sind abtrünnig geworden, alle miteinander taugen nichts. Keiner tut etwas Gutes, auch nicht ein einziger. Ihre Kehle ist ein offenes Grab, mit ihrer Zunge betrügen sie; Schlangengift ist auf ihren Lippen, ihr Mund ist voll Fluch und Gehässigkeit . „» (Röm. 3; 9-14).

Fortsetzung folgt ……

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Folge 31)