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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Folge 31)   Leave a comment

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Rebloggt von Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Die Verinnerlichung und Verfestigung eines solchen Gottesbildes stellt einen Eingriff in die Psyche eines Kindes von kaum zu überschätzender psychologischer Problematik dar und kann eine möglicherweise lebenslang wirksame Quelle interner tiefliegender Ängste und aggressiver Impulse sowie eines bedrohlich-verdüsterten Weltbildes werden.

Die Lehre vom Kreuzestod Jesu, als Sühneopfer nach genuin biblischer Auffassung Voraussetzung und Beweggrund Gottes für Erlösung und Sündenvergebung, dürfte so als eine der Kernaussagen christlicher Dogmatik auch die oben angeführten als positiv einzustufenden Gebote der Gottes- und Nächstenliebe weitgehend neutralisieren, wenn nicht in ihr Gegenteil verkehren.

Weil diese so untrennbar eingebunden sind in die Vermittlung eines archaischen, extrem inhuman-grausamen Gottesbildes, dürften sich die möglichen positiven Auswirkungen des Liebesgebotes durch die Koppelung mit massiven Strafdrohungen und Angstmechanismen aus psychologischen Gründen zu einem Gutteil paralysieren. Wer sich die unbeschönigte Geschichte des Christentums vor Augen führt, dürfte dieser These eine gewisse empirische Stützung kaum versagen.

Auch in der Frage des Kreuzestodes Jesu gibt es «dialektische» Versuche von seiten der modernen Theologie, diesen für einen unbefangen-objektiven Leser eigentlich sehr klaren biblischen Sachverhalt umzuinterpretieren oder zu verunklaren, um ihn auch vor einem modern-aufgeklärten ethischen Standard eher als akzeptierbar erscheinen zu lassen. Abgesehen von der Unredlichkeit gegenüber den ursprünglichen biblischen Texten und dem schon angesprochenen Skandalon, das hier so eindeutige «Wort Gottes» durch menschliche Uminterpretation akzeptierbar machen zu müssen, bleiben m.E. alle diese Versuche höchst unbefriedigend, weil sie inkonsistent sind und bei kritisch-konsequenter Analyse, bei Auflösung der häufig schwärmerisch-emotional dargebotenen «Wortnebel» ihre Unvereinbarkeit mit zentralen biblisch-christlichen Aussagen klar zutage tritt.

Neben den schon bislang deutlich gewordenen problematischen Eigenschaften des biblischen Gottes, seiner Gewalttätigkeit, Grausamkeit, seinem Gefallen an vergossenem Blut, seiner Eifersucht usw. scheint auch gerade unter psychologischen Aspekten seine an keine vorgegebenen Normen gebundene Willkür gefährlich im Hinblick auf eine adäquate psychische Entwicklung.

Der biblische Gott, alt- wie neutestamentarisch, verhärtet und verschließt die Herzen der Menschen, damit er sie anschließend bestrafen und schlagen kann (Ex. 4; 21 u. 10,1, 20 ): «Gott läßt sie der Macht des Irrtums verfallen, so daß sie die Lüge glauben; denn alle müssen gerichtet werden, die nicht der Wahrheit geglaubt, sondern die Ungerechtigkeit geliebt haben» (2 Thess. 2; 11, 12).

Der Willkür dieses biblischen, auch neutestamentlichen Gottes, der liebt und haßt, verstockt macht, wen er will, und sich erbarmt,wessen er will, wird das entsprechende, ergänzende Bild des Menschen gegenübergestellt, dem eigenes Wollen und Streben nicht nützt, der sich vielmehr der «Vorherbestimmung», der «freien Wahl» und dem «Erbarmen Gottes» wie ein willenloses Tongefäß auszuliefern und zu unterwerfen hat, dem es nicht zusteht, mit Gott zu rechten, also um Begründung einer Entscheidung zu bitten oder gar Einwände zu machen; so heißt es etwa im Römerbrief:

«So war es aber nicht nur bei ihr (Sarah), sondern auch bei Rebecca: Ihre Kinder waren noch nicht geboren, und hatten weder Gutes noch Böses getan; damit aber Gottes freie Wahl und Vorherbestimmung gültig bleibe, nicht abhängig von Werken, sondern von ihm, der beruft, wurde ihr gesagt: Der Altere muß dem Jüngeren dienen; denn es steht in der Schrift: Jakob habe ich geliebt, Esau aber gehaßt. Heißt das nun, daß Gott ungerecht handelt? Keineswegs! Denn zu Mose sagt er: „Ich schenke Erbarmen, wem ich will, und erweise Gnade, wem ich will. Also kommt es nicht auf das Wollen und Streben des Menschen an, sondern auf das Erbarmen Gottes. In der Schrift wird zu Pharao gesagt: „Eben dazu habe ich dich bestimmt, daß ich an dir meine Macht zeige und daß auf der ganzen Erde mein Name verkündet wird.“ Er erbarmt sich also, wessen er will und macht verstockt, wen er will.»

Der konsequent erscheinende Einwand wird zugleich in entlarvender Weise abgewehrt:

«Nun wirst du einwenden: „Wie kann er dann noch anklagen, wenn niemand seinem Willen zu widerstehen vermag?“ Wer bist du denn, daß du als Mensch mit Gott rechten willst? Sagt etwa das Werk zu dem, der es geschaffen hat: „Warum hast du mich so gemacht?“ Ist nicht vielmehr der Töpfer Herr über den Ton? Kann er nicht aus derselben Masse ein Gefaß herstellen für Reines, ein anderes für Unreines? Gott, der seinen Zorn zeigen und seine Macht erweisen wollte, hat die Gefäße des Zorns, die zur Vernichtung bestimmt sind, mit großer Langmut ertragen. » (Röm. 9; 10-22).

Die entsprechende alttestamentarische Auffassung vom Verhältnis des Menschen zu Gott (Jes. 45; 9) wird hier ausdrücklich durch eine der zentralsten Schriften des Neuen Testamentes, den Römerbrief, bestätigt. Die Kirchengeschichte zeigt auch hier die unermeßlich verhängnisvollen psychischen Auswirkungen dieser Theo- und Anthropologie, gipfelnd und am ausgeprägtesten etwa in der an düsterer Inhumanität kaum zu übertreffenden calvinistischen Lehre von der absoluten, unbeeinflußbaren Vorherbestimmung des Menschen für ewige Verdammnis oder Seligkeit.

Dieses biblische (Selbst-)Bildnis des Menschen als eines der Willkür und Gnade seines Schöpfers bedingungs- und rechtlos ausgelieferten Geschöpfes wird noch weiter geschwächt und abgewertet durch den immer wieder erfolgenden Hinweis auf seine grundlegende Sündhaftigkeit und Verderbtheit: „Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen; es gibt keinen Verständigen, keinen, der Gott sucht. Alle sind abtrünnig geworden, alle miteinander taugen nichts. Keiner tut etwas Gutes, auch nicht ein einziger. Ihre Kehle ist ein offenes Grab, mit ihrer Zunge betrügen sie; Schlangengift ist auf ihren Lippen, ihr Mund ist voll Fluch und Gehässigkeit . „» (Röm. 3; 9-14).

Fortsetzung folgt ……

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Folge 31)

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (30)   Leave a comment

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Rebloggt von Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Wie kann man heute noch, und dies gilt für die Bibel insgesamt, die vor mehreren tausend Jahren in den Himmel projizierte archaisch-inhumane Verfassung damaliger Menschen als göttlich-verbindliche Inhalte «zurückholen» und sie dadurch verstärken und stabilisieren?

Wie können wir erwarten, jemals die nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern inzwischen für die ganze Menschheit überaus gefährliche Reaktionstendenz zu überwinden, im Verhalten und Verhaltensnormen wie im Für-wahr-Halten bestimmter Sachverhalte (Glauben, Ideologien) von den eigenen Vorstellungen und Normen abweichende, bekehrungsunwillige Menschen zu «liquidieren», solange einem Großteil der Menschheit (Christentum, Islam) ein göttliches Leitbild vermittelt wird, das sich genau durch diese Reaktionstendenzen auszeichnet?

Allein in den USA, es sei noch einmal daran erinnert, wird die Zahl der biblischen Fundamentalisten, also der Personen (und Wähler), die die Bibel wörtlich nehmen wollen (was ja eigentlich bei einem «Wort Gottes» ohne verhängnisvolle Konsequenzen möglich sein müßte!),vorsichtig auf mindestens 40 bis 60 Millionen geschätzt . Wen wundert da noch die für das Überleben der Menschheit zeitweise überaus gefährliche, exzessive Aufrüstungspolitik der vorigen, zu einem Gutteil gerade von religiös-fundamentalistischen Kreisen gestützten amerikanischen Administration und ihres Präsidenten?

Die archaisch-inhumanen Implikationen der zentralen neutestamentlich christlichen Lehre vom Kreuzestod Jesu als Erlösungstat und Sühneopfer

Verbreitet findet sich der Versuch, die Bibel als göttlich inspirierte Quelle heute noch absolut verbindlicher ethischer Normen und religiöser Grundlehren gegenüber einem auch nur gemäßigt kritischen Maßstab moderner Humanität dadurch zu retten, daß eine deutliche Unterscheidung zwischen Altem und Neuem Testament gemacht und das letzte als ethisch höher stehend propagiert wird.

Dieses Vorgehen muß schon deswegen als sehr problematisch, wenn nicht unmöglich erscheinen, weil derselbe unwandelbare, absolut vollkommene Gott nach dem offiziell verkündeten Glauben fast so gut wie aller christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften letztlich der verantwortliche Urheber beider Testamente ist.

Zum anderen ist zu zeigen, daß neben ethisch positiven Inhalten das Ausmaß an archaisch-sadistischer Grausamkeit im Neuen Testament im ganzen nicht geringer ist, ja in bestimmten Teilen, wie etwa der Lehre von den ewigen Höllenstrafen, das Alte Testament noch übertrifft.

Insbesondere aber wird die Lehre vom erlösenden, Gott versöhnenden Kreuzestod Jesu, das Kernstück aller christlichen Verkündigung,nur verstehbar und psychologisch stimmig vor dem Hintergrund des als real genommenen alttestamentarischen archaischen Gottesbildes.

Dabei ist zunächst hinzuweisen auf die auffallende Faszination des biblischen Gottes und seiner Anhänger für Blut, und zwar angesichts von Tötungen mannigfacher Art vergossenen Bluts.

Schon der alttestamentarische Bundesschluß wird, übereinstimmend mit der ausgesprochenen Vorliebe (und entsprechenden rituellen Anordnungen) des alttestamentarischen Gottes für Schlachtopfer, aber auch für Blut, das im Krieg fließt, mit Blut besiegelt:

«Mose schickte die jungen Männer Israels aus. Sie brachten Brandopfer dar und schlachteten junge Stiere als Heilsopfer für den Herrn. Mose nahm die Hälfte des Blutes und goß es in eine Schüssel, mit der anderen Hälfte besprengte er den Altar, dann nahm Mose das Blut, besprengte damit das Volk und sagte: Das ist das Blut des Bundes, den der Herr aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat» (Ex. 24; 4-6, 8).

Auch in den von Gott befohlenen kultischen Handlungen spielt Blut immer wieder eine eigenartig-bedeutsame Rolle:

«Nimm vom Blut des Jungstiers und gib etwas davon mit deinem Finger auf die Hörner des Altars! Das ganze übrige Blut aber gieß am Sockel des Altars aus! Schlachte den Widder, nimm sein Blut und gieß es ringsum an den Altar! Schlachte den Widder, nimm von seinem Blut und streich es auf das rechte Ohrläppchen Arons und seiner Söhne, auf den Daumen ihrer rechten Hand und auf die große Zehe ihres rechten Fußes! Das übrige Blut gieß ringsum an den Altar! Nimm vom Blut auf dem Altar und vom Salböl und bespreng damit Aron und dessen Gewänder sowie seine Söhne und deren Gewänder!» (Ex. 29; 12, 16, 20, 21).

Diese Faszination für Blut und Blutvergießen zieht sich durch alle fünf Bücher Mose, insbesondere auch, aber nicht nur, im Rahmen der detaillierten Kultvorschriften, die die Gestaltung der blutigen Tieropfer betreffen, aber auch in den göttlichen Vorschriften zur Gestaltung der Strafjustiz, wobei die Vorstellung, durch vergossenes Blut werde Sühne geleistet, den Autoren dieser Texte selbstverständlich und grundlegend zu sein scheint:

«Dieses Blut habe ich euch gegeben, damit ihr auf dem Altar für euer Leben die Sühne vollzieht; denn das Blut ist es, das für ein Leben sühnt» (Lev. 17; 11).

Auch den anderen hier berücksichtigten zentralen Büchern des Alten Testamentes ist diese Faszination für (vergossenes) Blut, kultisch, innerhalb der Strafjustiz oder durch Krieg, nicht fremd; so heißt es etwa bei Jesaia:

«Die Erde und alles, was sie erfüllt, die Welt und alles, was auf ihr sproßt, sollen es hören, daß der Herr über alle Völker erzürnt ist, daß er zornig ist auf alle ihre Heere. Er hat sie dem Untergang geweiht und zum Schlachtopfer bestimmt. Die Erschlagenen wirft man hinaus, der Gestank ihrer Leichen steigt auf, die Berge triefen von ihrem Blut. Am Himmel erscheint das Schwert des Herrn. Seht her, es fährt auf Edom herab, auf das Volk, das der Herr im Gericht dem Untergang weiht. Das Schwert des Herrn ist voll Blut, es trieft vom Fett, vom Blut der Lämmer und Böcke, vom Nierenfett der Widder; denn der Herr hält in Bozra ein Opferfest ab, ein großes Schlachtfest in Edom. Ihr Land wird betrunken vom Blut, ihr Erdreich ist getränkt von Fett. Denn der Herr hat einen Tag der Rache bestimmt, ein Jahr der Vergeltung für den Streit um Zion» Jes. 34;1-8).

Ohne daß Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung. Die eindeutig-klare neutestamentliche Interpretation des Kreuzestodes Jesu als Sühneopfer setzt das alttestamentarische archaisch-inhumane Gottesbild voraus. Der Kreuzestod Jesu reiht sich nahtlos ein in die alttestamentarisch als offenbar selbstverständlich angenommene Vorstellung eines gekränkten, durch menschliche Missetaten beleidigten, zürnenden und strafwilligen Gottes, der durch Opfer und insbesondere das dabei oder auch anläßlich von Strafaktionen geflossene Blut wieder zu versöhnen ist.

Das Neue Testament schließt ausdrücklich an diese alttestamentarische Tradition bis in kultische Einzelheiten an, wenn es sagt:

«Christus aber ist gekommen als hoher Priester der künftigen Güter; und durch das erhabene und vollkommene Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht, d.h., nicht von dieser Welt ist, ist er ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen, nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut, und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt. Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von einer Kuh die Unreinen, die damit besprengt werden, so heiligt, daß sie leiblich rein werden, wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makelloses Opfer dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen. Sein Tod hat die Erlösung von den im ersten Bund begangenen Übertretungen bewirkt. Daher ist auch der erste Bund mit Blut in Kraft gesetzt worden. Nachdem Mose jedes Gebot dem Gesetz gemäß dem ganzen Volk vorgelesen hatte, nahm er das Blut der jungen Stiere und der Böcke, besprengte das Buch selbst und das ganze Volk und sagte: „Das ist das Blut des Bundes, den Gott für euch eingesetzt hat.“ Dann besprengte er auch das Zelt und alle gottesdienstlichen Geräte auf gleiche Weise mit dem Blut. Fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne daß Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung. Jetzt aber ist er (Christus) am Ende der Zeiten ein einziges Mal erschienen, um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen. So wurde auchChristus ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen. Wir haben also die Zuversicht, Brüder, durch das Blut Jesu in das Heiligtum einzutreten. Er hat uns den neuen und lebendigen Weg erschlossen durch den Vorhang hindurch, das heißt durch sein Fleisch» (Hebr. 9; 11-15, 18-22, 26, 28 u. 10; 19, 20).

Aus vielen biblischen Stellen ergibt sich für den unbefangenen Leser als eindeutige Tatsache: Die Bibel interpretiert den Kreuzestod Jesu, übrigens in Übereinstimmung mit der offiziellen bis heute verkündeten Lehre so gut wie aller maßgeblichen christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, als Sühneopfer, um den durch die Sünden der Menschen ungnädigen, erzürnten, strafwilligen Gott zu versöhnen.

Wieder kann man es nur der eminenten Wirksamkeit entsprechender frühkindlicher Indoktrination zuschreiben, daß dieser Sachverhalt mit wenigen Ausnahmen von der ganz großen Mehrheit heutiger, human-aufgeklärter Menschen, Gläubiger, Indifferenter und z.T.auch Ungläubiger so beinahe selbstverständlich akzeptiert und so wenig als extreme Provokation jedes auch nur gemäßigt human-aufgeklärt denkenden Menschen empfunden wird; denn akzeptiert man das Kreuzesopfer Jesu, das Kerngeschehen der Erlösung und allen Christentums, so akzeptiert man damit auch (vielleicht implizit-halbbewußt, aber psychologisch notwendig) das entsprechende archaisch-inhumane, alttestamentarische Gottesbild, ohne welches das Kreuzesopfer gar nicht als sinnvoll zu verstehen wäre.

Durch (früh)kindliche Indoktrination wird so das Bild eines Gottes verinnerlicht, der zu seiner Versöhnung den Kreuzestod, bekanntlich eine der grausamsten Hinrichtungsarten eines Menschen und darüber hinaus eines Menschen, zu dem er in einem Vater-Kind- Verhältnis steht, seines Sohnes, nicht nur annimmt, sondern auch nach mehrfachem biblischem Zeugnis ausdrücklich wünscht.

Fortsetzung folgt ….

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (30)

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 23)   Leave a comment

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Ich habe mal gelesen, dass Jesus 43 mal den Teufel erwähnt und damit droht. Also nicht dieser sanfte Mensch als der er von der katholischen Kirche dargestellt wird.

Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Mit am ausdrücklichsten und wohl auch mit den verhängnisvollsten psychischen Folgen, nicht zuletzt auch über den Weg zahlloser grauenhaft ausmalender Darstellungen großer und weniger großer Kunst, wird die Höllendrohung vielleicht im 25. Kapitel des Evangeliums nach Matthäus ausgesprochen, dem «ersten» Evangelium, das «in der alten Kirche am meisten gelesen und beachtet wurde und so zu dem Evangelium der Kirche wurde.

Besonders deutlich wird wieder gerade an dieser Stelle die schon mehrfach aufgezeigte Einbettung ethisch positiver Aussagen in einen an archaisch-inhumaner Grausamkeit kaum zu überbietenden Drohrahmen ewiger Peinigung:

«Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken … Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist … Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben» (Mt. 25; 31, 32, 41, 46).

Auch die immer wieder sehr positiv aufgenommene Tatsache, daß das Kriterium der ewigen Verdammnis an dieser Stelle die Unterlassung karitativer Werke (Hungrigen, Durstigen, Obdachlosen, Nackten, Kranken, Gefangenen zu helfen oder sie zu besuchen) darstellt, kann die unter einem auch nur bescheidenen Maßstab von Humanität und Ethik moralisch vernichtende Substanz dieser und entsprechender anderer biblischer Stellen nicht aufheben: Hier wird ein zeitlich beschränktes Fehlverhalten – Egoismus, das Unterlassen von Werken der Nächstenliebe, Unbarmherzigkeit – durch die extreme, ja die überhaupt denkbar extremste Unbarmherzigkeit und Grausamkeit vergolten, eine ewige, zeitlich unbegrenzte, qualvolle Strafe, ein «ewiges Feuer».

Dieser Tatbestand wird noch verstärkt durch den an anderer Stelle sichtbar werdenden extremen Rigorismus Jesu, was die Gründe ewiger Höllenstrafen angeht (ebenfalls wieder Bestandteil der meist nur sehr selektiv vermittelten Bergpredigt):

«Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: „Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.“ Ich aber sage euch: „Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, der soll dem Feuer der Hölle verfallen sein …“ Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: „Du sollst nicht die Ehe brechen.“ Ich aber sage euch: „Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß, es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder verlorengeht, als daß dein ganzer Leibin die Hölle geworfen wird“» (Mt. 5; 21, 22, 27-29).

Auch an anderer Stelle vertritt Jesus diesen Rigorismus:

«Ich sage euch: „Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen; denn aufgrund deinerWorte wirst du freigesprochen und aufgrund deiner Worte wirst du verurteilt werden“» («verdammt» heißt es noch in der Lutherbibel) (Mt. 12; 36, 37).

Auch in der «großzügigen» Zuerkennung ewiger Höllenstrafen war die Kirche bzw. die Christenheit ein gelehriger Schüler der biblischen Vorbilder. Nicht nur Unglaube (gemäß dem Bibelwort «Wer nicht glaubt, wird verdammt werden» , Mk. 16; 16), sondern nach katholisch-kirchlicher unfehlbarer Konzilslehre wurde auch Christlichkeit außerhalb der katholischen Kirche mit ewiger Höllenstrafe geahndet:

«Die Heilige Römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet, glaubt fest, bekennt und verkündet, daß niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude, noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der katholischen Kirche) anschließt … » – «Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt (Fulgentius)» (Neuner/Roos, Rahner/ Weger, S. 255).

Entsprechend heißt es in Luthers «Großem Katechismus», ebenfalls eine der verbindlichen evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften und als solche in das Konkordienbuch aufgenommen als «die Laienbibel, darin alles begriffen, was in Heiliger Schrift weitläufig gehandelt und einem Christenmenschen zu seinerSeligkeit zu wissen vonnöten ist» (S. 769):

«Denn was außer der Christenheit ist, es seien Heiden, Türken, Juden oder falsche Christen und Heuchler, ob sie gleich nur einen wahrhaftigen Gott glauben und anbeten, so wissen sie doch nicht, was (wie) er gegen ihn gesinnet ist, können sich auch keiner Liebe noch Guts zu ihm versehen, darum sie in ewigem Zorn und Verdammnis bleiben» (S. 661).

Fairerweise muß gesagt werden, daß auch die katholische Kirche seit etwa Mitte des letzten Jahrhunderts in zunehmendem Maße für «schuldlos der katholischen Kirche äußerlich nicht Angehörende» eine allerdings ebenfalls allein durch die katholische Kirche vermittelte Heilsmöglichkeit sieht, unbeschadet der weiterhin aufrechterhaltenen verbindlichen Lehre von der Existenz einer von Jesus verkündeten ewigen, qualvollen, leiblich wie seelisch vollzogenen Höllenstrafe Jedoch steht dieses neuerliche Zugeständnis in scharfem Widerspruch zu eindeutigen früheren lehrverbindlichen Aussagen – hier haben die Traditionalisten um Lefebvre schon recht -, die als Heilsvoraussetzung eine auch sichtbar äußerliche Zugehörigkeit zur katholischen Kirche verlangten.

Nach katholischer offizieller Lehre wird oder wurde die ewige Höllenstrafe bis vor kurzem (?) auch für so schwerwiegende Vergehen wie schuldhaftes Fernbleiben von der sonntäglichen Meßfeier, für «freiwillig herbeigeführte» (auch gedankliche) sexuelle Lust aller Art außerhalb der Ehe, Empfängnisverhütung usw. verhängt.

Aber ist das Lehramt der katholischen Kirche, sind die Fundamentalisten und Evangelikalen zwar nicht gerade die humansten, aber doch die konsequentesten, d.h. bibeltreuesten Christen? Ist es nicht gravierend, wie fraglos und selbstverständlich der Jesus der synoptischen Evangelien die Vorstellung von einer ewigen Höllenpein bestätigt und gezielt als Drohung einsetzt, ja explizit zur entsprechenden Angst auffordert?

«Fürchtet euch vor dem, der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen. Ja, das sage ich euch: „Ihn sollt ihr fürchten“» (Lk. 12; 5).

Und er verschärft die entsprechenden Drohungen und sucht die entsprechenden Ängste zu steigern, nicht nur durch den oben angeführten Rigorismus, sondern auch durch die Androhung seines überraschend-überfallartigen und mit großem Schrecken behafteten Kommens zum Gericht:

«Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüßte, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, daß man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht erwartet» (Lk. 12; 39, 40).

«Denn wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum anderen leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen … Und wie es zur Zeit des Noah war, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein. Die Menschen aßen und tranken und heirateten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging; dann kam die Flut und vernichtete alle. Und es wird ebenso sein wie es zur Zeit des Lot war: Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und alle kamen um. Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart. Wer dann auf dem Dach ist und seine Sachen im Haus hat, soll nicht hinabsteigen, um sie zu holen, und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren. Denkt an die Frau des Lot!» (Lk. 19; 24, 26-32).

Auch in den Gleichnissen wird dieses Überraschungs-Drohmotiv vermittelt:

«Dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Heuchlern zuweisen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen» (Mt. 24; 5o, 51; entspr. Lk. 12; 46, 47).

Jesus droht aber auch seinen Gegnern und ganzen Städten, die ihn oder seine Jünger ablehnen, mit der Hölle (Lk. 1o; 12, 15; Mt. 1o; 15; Mt. 23; 33).

Dieselbe Grundeinstellung, von den eigenen, für absolut verbindlich gehaltenen sittlichen Normen und Glaubensvorstellungen abweichende Menschen durch extreme physische Strafen zu verfolgen, zeigt sich ebenfalls in den Gleichnissen Jesu. Diese gehören nach Auffassung der modernen Bibelwissenschaft zu den ältesten und noch am ehesten authentischen Jesusworten, zum «Urgestein». Deshalb dürfte es auch für «dialektisch» hochgewandte Spitzenkönner unter den modernenTheologen (die «Figaros des Christentums» nach einem bissigen, aber nicht ganz schiefliegenden Wort Franz Overbecks) recht schwierig sein, diese Tendenz zum exzessiven Bestrafen, vorzüglich zum Verbrennen, In den-Feuerofen-Werfen usw., nicht zum Kern dessen, was wir über Jesu Einstellungen und Haltungen wissen, zu zählen:

«Und Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann,der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Laßt beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune …“ Dann verließ er die Menge und ging nach Hause. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: „Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.“ Er antwortete „Der Mann, der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Söhne des Reiches; das Unkraut sind die Söhne des Bösen; der Feind, der gesät hat, ist der Teufel; und die Ernte ist das Ende der Welt; die Arbeiter bei dieser Ernte sind die Engel. Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen“» (Mt. 13; 24-30, 36-42).

Wer sich von der (zugegeben meist überstarken) Macht frühkindlicher und kindlicher Indoktrination und durch vieles Hören eingetretenen Abstumpfung freimachen und diesen Text, soweit es ihm noch möglich ist, unbefangen lesen und aufnehmen kann, dem müßte eigentlich die implizite archaische Inhumanität und Gewalttätigkeit spätestens dann aufgehen, wenn von Menschen als «Unkraut» (zu vergleichen mit der Bezeichnung von Menschen als «Ungeziefer»; es assoziieren sich Begriffe wie «Säuberung» usw.) und vom Ins-Feuer-Werfen von Menschen die Rede ist.

Auch hier kann es sich nicht um einen «Ausrutscher», «Fremdkörper» o.ä. handeln,denn nach wenigen Versen wird dieselbe Vorstellung noch einmal durch ein weiteres Gleichnis bekräftigt und eingeschärft:

«Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen » (Mt. 13; 47-50).

Fortsetzung folgt …..

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 23)

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 21)   Leave a comment

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Wird das Alte Testament durch das Neue Testament eventuell «aufgehoben», «geheilt», «überhöht» (für ein «Gotteswort» eigentlich eine Unmöglichkeit, aber denken wir einmal diese theologische Unmöglichkeit)? Gibt es nicht doch fundamentale Unterschiede zwischen Altem und Neuem Testament, was den Umgang mit normabweichendem Verhalten, mit Frevlern, Sündern usw. angeht?

Die Überprüfung wesentlicher neutestamentarischer Aussagen im Hinblick auf diese Frage zeigt, daß auch die in diesem Zusammenhang zitierbaren und immer wieder zitierten positiven Aussagen zum Verzeihen und zur Feindesliebe eng gekoppelt und eingebunden sind in einen sich ganz folgerichtig aus dem alttestamentarischen Gottesverständnis ergebenden Hintergrund der gewalttätigen Bestrafung des Sünders, die gipfelt in der nicht mehr überbietbaren exzessivsten Strafe der ewigen Höllenqualen für teilweise auch relativ geringe zeitliche Vergehen.

Daß auch die Interpretation des Kreuzestodes als Sühneopfer und Erlösungstat, das zentrale Ereignis für alle christlich-biblischen Religionen, überhaupt nur auf dem Hintergrund eines auf Strafe bedachten gewalttätigen alttestmentarischen Gottes psychologisch erklärbar wird, auf diesen nur durch frühkindliche und permanent fortdauernde Indoktrination nicht mehr sichtbaren, aber eigentlich offen zutage liegenden Tatbestand wird noch im einzelnen einzugehen sein.

Stellt man die oft ganz anderen Entstehungsanlässe der einzelnen Schriften und den im Vergleich zum Alten Testament viel geringeren Gesamtumfang in Rechnung, so fällt zunächst die Anzahl einschlägiger, d.h. hinsichtlich der Einstellung von Gewalttätigkeit und Strafbedürfnis kritischer Stellen angesichts des durch die modernen Kirchen ganz anders vermittelten Bildes des Neuen Testamentes um so stärker ins Gewicht.

Fortsetzung folgt ……

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 21)

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 20)   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Die düstere Atmosphäre der Drohungen mit exzessiven Strafen, häufig bis zur Venichtung, die auch dieses zentrale Buch der Heiligen Schrift, der von Gott geoffenbarten höchsten religiösen und ethischen Normenquelle aller christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, kennzeichnet, dürfte mit diesen, durchaus vermehrbaren Zitaten deutlich geworden sein.

Sie verliert nicht ihr m.E. im Hinblick auf eine heute noch redlich vollziehbare, biblisch begründete Religiosität vernichtendes Gewicht durch die, wie sollte es bei einem Produkt menschlicher Projektion anders sein, ebenfalls zu findenden, im Gesamt eher zurücktretenden tröstlich-positiven Abschnitte; denn diese sind, soweit überhaupt vorhanden, eingebettet in die beschriebene allgemeine, alles durchdringende düstere Atmosphäre rächender und strafender Gewalttätigkeit (sowohl im Gesamt des Buches Jesaia wie auch der fünf Bücher Mose oder der Psalmen) und häufig auch durch eine jeweils enge textliche Verzahnung mit dieser amalgamiert:

«Der Herr wird die Ägypter zwar schlagen, er wird sie aber auch heilen: Wenn sie zum Herrn umkehren, läßt er sich durch ihre Bitte erweichen und heilt sie» Jes. 19; 22).

Wie untrennbar die auch eher seltenen «positiven» Stellen in die durchgehend fast als selbstverständlich dargestellte Atmosphäre inhuman-archaischer Straf- und Rachsucht eingebunden sind – eine Tatsache, die, wie schon oben angeführt, nur durch eine hochselektive kirchliche Zitierpraxis und ein jahrhundertelanges Verbot der Kirche für Laien, die Bibel zu lesen, weitgehend verborgen bleiben konnte -, zeigt sehr anschaulich das Schlußkapitel, mit dem das Buch Jesaia endet:

«Wie diese Menschen ihre eigenen Wege wählen und an ihren Gottesbildern Gefallen haben, so wähle ich für sie die Strafe aus und bringe über sie Schrecken. Denn sie gaben keine Antwort, als ich sie rief, als ich zu ihnen redete, hörten sie nicht; sondern sie haben getan, was mir mißfällt, und sie haben sich für das entschieden, was ich nicht will . . . Horcht: Getöse dringt aus der Stadt, Getöse aus dem Tempel. Horcht: Der Herr vergilt seinen Feinden ihr Tun. Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle die ihr über sie traurig ward. . . Denn so spricht der Herr: „Seht her: Wie ein Strom leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach. Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen und auf den Knien schaukeln: Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost.Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen, und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras.“ So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten, aber seine Feinde wird er bedrohen. Ja, seht, der Herr kommt wie das Feuer heran, wie der Sturm sind seine Wagen,um in glühendem Zorn Vergeltung zu üben, und er droht mit feurigen Flammen. Ja, mit Feuer und Schwert hält der Herr Gericht über alle Sterblichen und viele sind es, die der Herr erschlägt . . . Wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich erschaffe, vor mir stehen – Spruch des Herrn -, so wird euer Stamm und euer Name da stehen. „An jedem Neumond und an jedem Sabbat wird alle Welt kommen, um mir zu huldigen“, spricht der Herr. „Dann wird man hinausgehen, um die Leichen derer zu sehen, die sich gegen mich aufgelehnt haben. Denn der Wurm in ihnen wird nicht sterben, und das Feuer in ihnen wird niemals erlöschen; ein Ekel sind sie für alle Welt“» Jes. 66; 3, 4, 6, 10-16, 22-24).

Zieht man aus den fünf Büchern Mose, aus den Psalmen und dem Buch Jesaia als Kernstücke des Alten Testaments bzw. aus den hier angeführten Zitaten ein erstes Fazit, so zeigt sich insgesamt eine weitgehend durchgängige Einstellung, normabweichendes Verhalten durch barbarische Strafen bis hin zur physischen Vernichtung oder durch deren Androhung zu «bewältigen» (fürwahr ein göttlich-moralisches Modell!). Daß diese Einstellung nicht nur vereinzelt vertreten wird, sozusagen eine «Panne» oder einen «Betriebsunfall» darstellt, sondern weitgehendst die hier herangezogenen Kernbücher des Alten Testamentes kennzeichnet, dürfte die Fülle der angeführten – durchaus noch vermehrbaren – Zitate gezeigt haben.

Ihr argumentatives Gewicht gegen die Bibel als Normenquelle göttlichen Ursprungs, als einem heutigen Menschen auch nur bescheidenen humanen ethischen Standards noch zumutbare «göttliche Offenbarung», wird auch durch die ebenfalls zu findenden, wenngleich insgesamt eher zurücktretenden human oder ethisch positiv zu bewertenden Stellen nicht aufgehoben: Es wäre psychologisch ganz unwahrscheinlich, daß die Bibel gerade als menschliches Produkt ober Ergebnis einer Projektion menschlicher Zuständlichkeiten und Weltinterpretationen in ein höheres Wesen, eben Gott, ethisch und human nur negativ zu beurteilende Aussagen enthielte. Aber: Ein Buch, das den Anspruch erhebt, eben nicht nur menschlichen Ursprungs, sondern (gar in «allen ihren Teilen») göttlich inspirierter Basistext und letzte Leitlinie und Instanz ethisch-moralischen und religiösen Denkens und Handelns zu sein, darf nicht in diesem großen Ausmaß exzessiv inhuman-archaische Projektionen, Modelle, Leitbilder enthalten.

Dies muß sich äußerst verhängnisvoll auswirken und hat sich so ausgewirkt: Die wirkliche, nicht die in unseren Schulen hochselektiv gelehrte Kirchengeschichte ist voller Belege. Auch das manchmal von theologischer Seite angeführte apologetische Argument, Gott habe sich dem Entwicklungsstand des (frühen) Menschen in seiner Verkündigung anpassen müssen, ist von kaum zu überbietender Kurzschlüssigkeit: Gott, allmächtig und unendliche Liebe, wäre als absolut souveräner Schöpfer auch für den entsprechenden inhuman-archaischen Entwicklungsstand und seine grauenhaften Implikationen verantwortlich, ganz abgesehen davon, daß eine solche Argumentation der Tatsache, daß der biblische Gott selbst ausdrücklich exzessiv inhumanes Verhalten befiehlt, selbst modellhaft ausführt oder damit droht, in keiner Weise gerecht wird.

Auch die immer wieder versuchte Relativierung des Alten Testamentes gegenüber dem Neuen Testament kann nicht befriedigen. Denn: «Die Bibel (griechisch biblos = Buch) oder die Heilige Schrift ist eine Sammlung von Büchern, die das Alte und Neue Testament umfaßt. Das Alte Testament wird von Juden und Christen als Offenbarungsurkunde betrachtet. Die Bücher des Alten Testamentes stammen von Verfassern, durch die Gott zu den Menschen spricht und durch die das Volk Israel seinen Glauben an die Heilstaten und Verheißungen Gottes bekennt. Juden und Christen glauben an die Inspiration (Eingebung) dieser Bücher durch den Geist Gottes.Das Verzeichnis der Bücher, die zur Heiligen Schrift gehören, nennt man Kanon (griechisch kanon = Maßstab), weil sie den Maßstab für den Glauben darstellen. Jesus und seine Jünger übernahmen die Bücher der Heiligen Schrift, wie sie ihr Volk kannte, und beriefen sich in ihrer Botschaft auf sie als auf das Wort Gottes»

Auch das Alte Testament ist nach allgemeiner Glaubensaussage so gut wie aller christlichen Kirchen wie auch nach der ihm offenbar selbstverständlichen Auffassung Jesu, der Apostel und ersten Anhänger das Wort des sich nach allgemein christlicher Lehre stets gleichbleibenden Gottes. Auch das Alte Testament wird so folgerichtig, und zwar in seiner Gesamtheit, von den Kirchen und christlichen Konfessionen wie kein anderes Buch weltweit verbreitet als Gottes Wort und Gebot.

Fortsetzung folgt …….

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 20)

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Wie psychologisch wahrscheinlich und stimmig bei einem (göttlich inspirierten!) Menschen, der zu solchen Haßgefühlen fähig ist, die noch nicht einmal vor den verwaisten Kindern seines Feindes haltmachen, oder wie heuchlerisch-verlogen die in kaum überbietbarer Selbstgerechtigkeit (bei exzessivsten Vernichtungswünschen!) vorgestellte Selbstbeschreibung sein dürfte («Sie befeinden mich, während ich für sie bete, sie vergelten mir Gutes mit Bösem, mit Haß meine Liebe») , dies mag der Leser selbst entscheiden.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu dem berühmten, von den Kirchen immer auf Christus bezogenen Vers 110,4 «Du bist Priester auf ewig» folgt wieder die Beschreibung des hart strafenden Gottes:

«Er hält Gericht unter den Völkern, er häuft die Toten, die Häupter zerschmettert er weithin auf Erden » (Ps. 110; 6).

Nicht genug, der Psalmist selbst gibt Gott entsprechende Ratschläge, nicht ohne wieder in egozentrisch-selbstgerechter Weise sich selbst einseitig als Unschuldslamm anzupreisen:

«Was soll er dir tun, was alles dir antun, du falsche Zunge? Scharfe Pfeile von Kriegerhand und glühende Ginsterkohle dazu» (Ps. 120; 3,4), «Ich verhalte mich friedlich; doch ich brauche nur zu reden, dann suchen sie Hader und Streit» (Ps. 120; 7). «Wolltest du, Gott, doch den Frevler töten! … Sie reden über dich voll Tücke und mißbrauchen deinen Namen. Soll ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen, die nicht verabscheuen, die sich gegen dich erheben? Ich hasse sie mit glühendem Haß . . .» (Ps. 139; 19-22).

«Rette mich Herr, vor bösen Menschen . . ., denn sie sinnen in ihrem Herzen auf Böses, jeden Tag schüren sie Streit. Wie die Schlangen haben sie scharfe Zungen und hinter den Lippen Gift wie die Nattern … Er lasse glühende Kohlen auf sie regnen, er stürze sie hinab in den Abgrund, so daß sie nicht wieder aufstehen . . . » (Ps. 140; 2-4, 11).

Dieses Beten um Vernichtung der Feinde hält sich bis zu den letzten Psalmen durch:

«Vertilge in deiner Huld meine Feinde, laß all‘ meine Gegner untergehen!» (Ps. 143; 12), ebenso wie die Zeichnung eines Gottes, der diese frommen Gebete nicht unerhört läßt: «Doch alle Frevler vernichtet er» (Ps. 145; 20).

So ist es nur stimmig, wenn der gesamte Psalter vor dem großen Halleluja, dem Lob Gottes «für seine großen Taten» (Ps. 150), im Psalm 149, der häufig, aber auch wieder selektiv, im ersten Vers «Singet dem Herrn ein neues Lied» (besonders bei kirchenmusikalischen Anlässen sehr beliebt) zitiert wird, mit einem wieder sehr gewalttätigen Bild schließt. Was hat denn dieses «neue Lied» zum Inhalt?

«In festlichem Glanz sollen die Frommen frohlocken, auf ihren Lagern jauchzen: Loblieder auf Gott in ihrem Mund, ein zweischneidiges Schwert in der Hand, um die Vergeltung zu vollziehen an den Völkern, an den Nationen das Strafgericht, um ihre Könige mit Fesseln zu binden, ihre Fürsten mit eisernen Ketten, um Gericht über sie zu halten, so wie geschrieben steht. Herrlich ist das für all seine Frommen. Halleluja!» (Ps. 149; 5-9).

Man mag den Psalter aufgrund seines hohen Alters oder seiner ästhetischen Qualitäten so wie Homers Odyssee, die Edda oder das Nibelungenlied einschätzen wie man will; aber der Psalter, ein von Gott inspirierter Text, ein «Gebetbuch von hohem Rang . . . auch für Christus und die junge Kirche», verwendet von der heutigen Kirche «in der Nachfolge des Herrn . . . vor allen anderen Gebetstexten für den Gottesdienst» ?

Liest man die Psalmen unbefangen und läßt die in ihnen in weiten Teilen zum Ausdruck kommende Gesinnung unkontrolliert primitiven, rachsüchtigen Hasses und egozentrischer Selbstgerechtigkeit unverstellt von theologischem Um- und Wegdeutungsversuchen auf sich wirken, macht man sich dann die allgemeine Akzeptanz, ja fast «weihevolle» Verehrung gerade dieses Teiles der Bibel bewußt, so wird auch gerade hier wieder besonders erschütternd deutlich, welche unglaublichen Wirkungen, welche Verformungen und Verbiegungen (früh)kindliche Indoktrination, verstärkt durch psychologisch geschickt induzierte Ängste, auf menschliches Denken ausüben kann, wieweit Inhalte und Texte, die in anderem Kontext entrüstet zurückgewiesen würden, nicht nur akzeptiert werden, sondern darüber hinaus als «Gotteswort» oder zumindest als erstrangige Weltliteratur (es gibt auch säkularisierte indoktrinierte Erziehungsinhalte!) größter Verehrung teilhaftig werden.

Was muß darüber hinaus in einem Menschen vorgehen, wie muß ein Mensch geformt werden, der mit der oben angeführten Aufforderung Ernst macht und den Psalter als Gebetbuch verwendet? Wird hier nicht spätestens der verräterische Ausdruck – häufig nur oberflächlich von unechter «Nächstenliebe» verdeckt – von Feindseligkeit und Strafbedürfnis so vieler biblischer Fundamentalisten- und «Orthodoxer» verständlich?

Sollte nicht allmählich auch dem letzten klarwerden, daß die wirklich gewichtigen Einwände gegen die Bibel nicht so sehr naturwissenschaftlicher, sondern ethisch-moralischer und anthropologischer Art sind? Daß Gott die Welt nicht in sieben Tagen erschaffen hat, oder ob die Sonne stillstand oder nicht, stellen kaum die heutigen Probleme mit der Bibel dar – hier wird häufig noch gegen Ersatzargumente, «Pappkameraden», gekämpft -, sondern daß das ethisch-moralische Niveau des biblischen Gottes, der ja die Verkörperung des höchsten Gutes sein sollte, in vielen seiner Aussagen sich als so archaisch-inhuman erweist, daß es jedem heute lebenden Menschen nicht schwerfallen dürfte, eine Menge ihm bekannter Menschen zu benennen, deren,bei allen klar gesehenen Schwächen und Mängeln, ethisch-moralisches Niveau das des biblischen Gottes bei weitem übersteigen dürfte: das ist doch der wesentliche Einwand,der sich ja bekanntlich nicht nur aus der Bibel speist, die hier die partiell grausame, inhumane Realität zu einem großen Teil richtig spiegelt, wenn auch inhuman-archaisch interpretiert (Leiden und Übel als Strafen Gottes usw.), sondern genauso aus dem Faktum der unendlichen realen Leiden der Kreatur angesichts der Behauptung, es existiere ein zugleich allmächtiger, allwissender und die unendliche Liebe selbst verkörpernder, gütiger Gott: Das alte Problem der Theodizee, von den Kirchen oder sonstigen theistischen Apologeten bis heute eher verdrängt als gelöst.

Denn nach wie vor besteht der alte Einwand in seiner ganzen Härte und ist nicht zurückgewiesen: Entweder ist Gott nicht allmächtig oder nicht die unendliche Liebe und Güte; denn wer möchte im Ernst ein Wesen als ethisch höchste Instanz akzeptieren, das all das Leiden, das in der Vergangenheit und heute noch in der menschlichen (wie auch außermenschlichen) Kreatur in so unvorstellbar großem Maße geschieht, verhindern könnte und nicht verhindert oder gar selbst hervorruft («Ohne dessen Wille nichts geschieht»)?

Eine die biblische Weltsicht so weitgehend verdüsternde Vorstellung, das Leiden der Kreatur als Strafe für Sünden zu interpretieren, vor allem auch nach einer so unendlich wertvollen Sühne, wie sie der Tod Christi nach Meinung aller christlichen Konfessionen darstellt, impliziert ebenfalls ein so inhuman-zurückgebliebenes Gottesbild, daß man sich darüber jedes weitere Wort ersparen kann.

Fortsetzung folgt …….

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 18)

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So kann der Psalmist in klassisch selbstgerecht-egoistischer Schwarzweißzeichnung auch beten:

«Raff‘ mich nicht weg mit den Übeltätern und Frevlern, die ihren Nächsten freundlich grüßen, doch Böses hegen in ihrem Herzen. Vergilt ihnen, wie es ihrem Treiben entspricht und ihren bösen Taten. Vergilt ihnen, wie es das Werk ihrer Hände verdient. Wende ihr Tun auf sie selbst zurück» (Ps. 28; 3,4).

«Herr, laß mich nicht scheitern, denn ich rufe zu dir. Scheitern sollen die Frevler, verstummen und hinabfahren ins Reich der Toten» (Ps. 31; 18).

Allerdings gibt es auch andere Psalmen, in denen sich auch der Psalmist als Sünder bekennt, dann aber nicht die für andere offenbar als angemessen angesehene Vergeltung, sondern die Gnade Gottes erbittend, nicht zuletzt, um dann selbst die Vergeltung an den manchmal fast schon paranoisch-mißtrauisch negativ beschriebenen Mitmenschen vollziehen zu können:

«Ich sagte: Herr, sei mir gnädig, heile mich; denn ich habe gegen dich gesündigt. Meine Feinde reden böse über mich: „Wann stirbt er endlich, und wann vergeht sein Name?“ Besucht mich jemand, so kommen seine Worte aus falschem Herzen. Er häuft in sich Bosheit an, dann geht er hinaus und redet. Im Haß gegen mich sind sich alle einig; sie tuscheln über mich und sinnen auf Unheil . . . Du aber, Herr, sei mir gnädig; richte mich auf, damit ich ihnen vergelten kann» (Ps.41; 5-8,11).

«Auf meine Gegner falle das Urteil zurück. Weil du treu bist, vernichte sie! Freudig bringe ich dir dann mein Opfer dar und lobe deinen Namen, Herr; denn du bist gütig» (Ps. 54; 7, 8).

Die exzessive, global-undifferenzierte Abwertung der jeweiligen Feinde und Frevler, gefolgt von der psychologisch durchaus stimmigen Konsequenz, ihre entsprechende «Behandlung» (= Bestrafung) herbeizusehnen bzw. Gott darum zu bitten, setzt sich fort:

«Der Tod soll sie überfallen, lebend sollen sie hinabfahren ins Totenreich. Denn ihre Häuser und ihre Herzen sind voller Bosheit» (Ps. 55;16). «Vom Mutterschoß an sind die Frevler treulos, von Geburt an irren sie vom Weg ab und lügen, ihr Gift ist wie das Gift der Schlange … Oh Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Mund! Zerschlage, Herr, das Gebiß der Löwen! Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, wie Gras, das verwelkt auf dem Weg, wie die Schnecke, die sich auflöst in Schleim; wie eine Fehlgeburt sollen sie die Sonne nicht schauen … Wenn er die Vergeltung sieht, freut sich der Gerechte; er badet seine Füße im Blut des Frevlers. Dann sagen die Menschen: „Der Gerechte erhält seinen Lohn; es gibt einen Gott, der auf Erden Gericht hält“» (Ps. 58; 4, 5, 7-9, 11, 12).

«Ich aber habe keinen Frevel begangen und keine Sünde; Herr, ich bin ohne Schuld … Herr …, sei keinem treulosen Frevler gnädig! Abend für Abend kommen sie wieder, sie kläffen wie Hunde, durchstreifen die Stadt. Ja, sie geifern mit ihrem Maul … Sie fluchen und verbreiten nur Lügen. Vernichte sie im Zorn, vernichte sie; sie sollen zugrunde gehen» (Ps. 59; 4, 6, 7, 13, 14).

«Verbirg, mich vor der Schar der Bösen, vor dem Toben derer, die Unrecht tun. Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, sie schießen giftige Worte wie Pfeile, um den Schuldlosen von ihrem Versteck aus zu treffen … Ihr Inneres ist heillos verdorben, ihr Herz ist ein Abgrund. Da trifft sie Gott mit seinem Pfeil; sie werden jählings verwundet … Der Gerechte freut sich am Herrn» (Ps. 64; 3-5, 7,8, 11).

«Gepriesen sei der Herr…, denn Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den Kopf des Frevlers, der in Sünde dahinlebt. Der Herr hat gesprochen:“ Dein Fuß wird baden im Blut, die Zunge deiner Hunde ihren Anteil bekommen an den Feinden“… Versammelt euch und preist unseren Gott!» (Ps. 68; 20, 22, 24, 27).

«Zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf sind die, die mich grundlos hassen. Zahlreich sind meine Verderber, meine verlogenen Feinde … Dir stehen meine Widersacher alle vor Augen … Blende ihre Augen, so daß sie nicht mehr sehen; lähme ihre Hüften für immer! Gieß über sie deinen Grimm aus, dein glühender Zorn soll sie treffen … Rechne ihnen Schuld über Schuld an, damit sie nicht teilhaben an deiner Gerechtigkeit. Sie seien aus dem Buch des Lebens getilgt …» (Ps. 69;5, 20, 24, 25, 28, 29).

Hinter alldem steht immer wieder das Bild Gottes als eines zornig vergeltenden und strafenden Zuchtmeisters:

«Wenn seine (Davids) Söhne meine Weisung verlassen, nicht mehr leben nach meiner Ordnung, wenn sie meine Gesetze entweihen, meine Gebote nicht mehr halten, dann werde ich ihr Vergehen mit der Rute strafen und ihre Sünde mit Schlägen» (Ps. 89; 32, 33). «Denn wir vergehen durch deinen Zorn, werden vernichtet durch deinen Grimm. Du hast unsere Sünden vor dich hingestellt, unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts» (Ps. 90; 7, 8). «Wenn auch die Frevler gedeihen und alle, die Unrecht tun, wachsen, so nur, damit du sie für immer vernichtest » (Ps. 92; 8).

Und David, als König und oberster Richter, hält sich an dieses Modell:

« Morgen für Morgen spreche ich das Urteil über die Frevler im Land, um in der Stadt des Herrn alle auszurotten, die Unrecht tun» (Ps. 101; 8).

Es kommt aber auch (sehr selten) vor, daß sich Gott von offenbar «menschlicheren» Menschen in seiner Straf- und Vergeltungssucht bremsen läßt:

«Da faßte er (Gott) einen Plan und er hätte sie (die Israeliten wegen der Verehrung des Goldenen Kalbes) vernichtet, wäre nicht Mose, sein Erwählter, für sie in die Bresche gesprungen, so daß Gott sie im Zorn nicht vertilgte» (Ps. 106; 23).

Nicht so der Psalmist selbst, sein Haß und seine Vernichtungswut gegen seine Feinde steigern sich zu Exzessen, die kaum noch zu übertreffen sind:

«Gott, den ich lobe, schweig´ doch nicht! Denn ein Mund voll Frevel, ein Lügenmaul hat sich gegen mich aufgetan. Sie reden zu mir mit falscher Zunge, umgeben mich mit Worten voll Haß und bekämpfen mich ohne Grund. Sie befeinden mich, während ich für sie bete, sie vergelten mir Gutes mit Bösem, mit Haß meine Liebe. Sein Frevel stehe gegen ihn auf als Zeuge, ein Ankläger trete an seine Seite. Aus dem Gericht gehe er verurteilt hervor, selbst sein Gebet werde zur Sünde. Nur gering sei die Zahl seinerTage, sein Amt soll ein anderer erhalten: Seine Kinder sollen zu Waisen werden und seine Frau zur Witwe. Unstet sollen seine Kinder umherziehen und betteln, aus den Trümmern ihres Hauses vertrieben. Sein Gläubiger reiße all seinen Besitz an sich, Fremde sollen plündern, was er erworben hat. Niemand sei da, der ihm die Gunst bewahrt, keiner, der sich der Waisen erbarmt. Seine Nachkommen soll man vernichten, im nächsten Geschlecht schon erlösche sein Name. Der Herr denke an die Schuld seiner Väter, ungetilgt bleibe die Sünde seiner Mutter. Ihre Schuld stehe dem Herrn allzeit vor Augen … Er zog den Fluch an wie ein Gewand; der dringe wie Wasser in seinen Leib, wie Öl in seine Glieder. Er werde für ihn wie das Kleid, in das er sich hüllt, wie der Gürtel, der ihn allzeit umschließt. So lohne der Herr es denen, die mich verklagen, und denen, die Böses gegen mich reden» (Ps. 109; 2-15, 18-20).

Fortsetzung folgt ……..

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Die Psalmen: Das hohe inner- und außerkirchliche Ansehen des Psalters

Man sollte sich immer wieder klarmachen, was ein solches Gottesbild psychologisch anrichten kann! Selbst das «Lied des Mose», in dem der viel, aber so gut wie immer isoliert-selektiv zitierte Vers «Ich bin es, der tötet und der lebendigmacht» steht, ist durch diese düstere Atmosphäre schwerster Strafandrohung gekennzeichnet:

«Immer neue Not bürde ich ihnen auf, ich setze gegen sie alle meine Pfeile ein. Sie werden ausgemergelt durch den Hunger, verzehrt durch die Pest und die verheerende Seuche. Den Zahn der Raubtiere lasse ich auf sie los, dazu das Gift der im Staube Kriechenden. Auf der Straße raubt das Schwert die Kinder und in den Zimmern der Schrecken. Da stirbt der junge Mann und das Mädchen, der Säugling und der Greis» (Dtn. 32; 23-25).

Man sollte sich wieder selbst durch eigene Lektüre überzeugen, daß die angeführten Stellen nicht nur vereinzelte «Inseln» in einem sonst ganz anderen Kontext darstellen, sondern daß diese Einstellung der massivsten Strafdrohungen und eines exzessiven Strafbedürfnisses den ganzen Pentateuch (die fünf Bücher Mose) durchziehen. Daß daneben auch Wohltaten und Wohlergehen als Lohn für Wohlverhalten versprochen werden, kann den zitierten und den zahlreichen anderen entsprechenden Stellen den Charakter eines ethisch und psychologisch begründeten vernichtenden Einwandes gegen die Bibel als göttlich inspirierte Normenquelle nicht nehmen.

Zu den auch heute noch anerkanntesten Teilen des Alten Testamentes gehören die Psalmen. Sie sind bis auf den heutigen Tag bei sogut wie allen Konfessionen integraler Bestandteil liturgischer und außerliturgischer Bibellesungen und von Gebetstexten. Das tägliche Breviergebet etwa der katholischen Priester besteht zu wesentlichen Teilen in einem zyklisch sich wiederholenden Beten des Psalters, wie schon oben vermerkt.

Der Kommentar der von den katholischen Bischöfen des gesamten deutschen Kulturraumes 1980 herausgegebenen Einheitsübersetzung der Bibel sagt zu den Psalmen:

«Ähnlich wie die Bücher des Mose ist diese Sammlung von 150 Einzelliedern, die eines der bedeutendsten Bücher der Heiligen Schrift und auch der gesamten Weltliteratur darstellen. Daß der Psalter eine Sonderstellung unter den Schriften des Alten Testamentes einnimmt, wird kaum bezweifelt. Denn die Psalmen lassen einen einzigartigen Einblick in die innere Struktur der Offenbarung tun . . . Der Psalter hat seinen hohen Rang als Gebetbuch des alten Bundesvolkes auch für Christus und die junge Kirche behalten. Die Kirche hat mit den Psalmen auf die in Christus erfüllte Offenbarung geantwortet. Bis heute verwendet sie daher in der Nachfolge des Herrn den Psalter vor allen anderen Gebetstexten für den Gottesdienst in seiner vielfältigen Gestalt» (Die Bibel, Einheitsübersetzung, S. 614, 615).

Aber nicht nur innerkirchlich steht der Psalter in höchstem Ansehen, auch in Kreisen, die sich eher als liberal-aufgeklärt geben, gilt der Psalter als einer der weitgehend unbezweifelten Pluspunkte biblisch-christlicher Religiosität (selbst etwa bei einem so intelligent-kritischen Autor wie H. v. Ditfurth), vielleicht am ehesten zu erklären durch das verbreitete «Klassikerphänomen», nach dem die Psalmen wie viele verehrte klassische Texte zwar gerne als Ansehen verschaffende Quellen angeführt, aber nicht oder nur in hochselektiven Einzelzitaten gelesen werden.

Weiterhin kann die oben schon angesprochene historisch-psychologische Gesetzmäßigkeit angeführt werden, nach der Alter und Tradition vielleicht – in Konkurrenz mit vielen jüngeren, inhaltlich und auch ästhetisch überlegenen Texten – sonst eher chancenlose Schriften und generell menschliche Produkte glorifizieren und tabuisieren können (ein Phänomen, das Generationen von Schülern früher und vielleicht auch heute noch den Schulunterricht vor allem in den sprachlichen Fächern partiell vermieste).

Gerade weil dies so ist, weil die Psalmen in einem weitgehend so unbezweifelt selbstverständlichen Ansehen stehen, soll im folgenden wieder, eher noch ausführlicher als bei anderen Bibelteilen, zitiert werden, um den naheliegenden Einwand von vornherein zu entkräften, hier würden hochselektiv einzelne «dunkle Stellen», den Gesamtsinn entstellend, herausgegriffen.

Im übrigen sollte man sich wie stets auch hier durch eigene unbefangene Lektüre ein eigenes Bild verschaffen und sich am Schluß dieser Lektüre fragen, ob man einen solchen Text als göttlich geoffenbartes Leitbild für sich akzeptieren will.

Wie die Psalmen wirklich sind: ein in weiten Teilen und in einem selten sonst zu findenden Ausmaß von primitiv-unkontrollierten Haßgefühlen, Rachebedürfnissen und Selbstgerechtigkeit bestimmter Text.

Schon zu Beginn des Psalters wird Gott als gewalttätiger «Helfer» geschildert:

«All meinen Feinden hast du den Kiefer zerschmettert, hast den Frevlern die Zähne zerbrochen» (Ps.3; 8). Haß ist die Reaktion Gottes auf abweichendes «böses» Verhalten: «. . . denn dein Haß trifft alle, die Böses tun. Du läßt die Lügner zugrunde gehen . . . » (Ps. 5; 6, 7).

Der fromme Psalmist betet aber auch selbst um eine angemessene Strafe für die bösen anderen: «Auf die Frevler lasse er Feuer und Schwefelregnen» (Ps. 11; 6). Charakteristisch ist die globale, lieblos-diskriminierende Beurteilung der Normabweichenden, Frevler, Feinde usw.; besonders die «Gottesleugner» (heute wären dies wohl die Atheisten) werden sämtlich als sittlich schlecht dargestellt:

«Die Toren sagen in ihrem Herzen: „Es gibt keinen Gott.“ Sie handeln verwerflich und schnöde; da ist keiner, der Gutes tut» (Ps. 14; 1).

Auch generell werden die Menschen sehr negativ beschrieben:

«Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht. Alle sind sie abtrünnig und verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger» (Ps. 14; 2, 3 u.Ps. 52; 3, 4).

In scharfen Kontrast zu diesen bösen anderen, den Frevlern usw., steht die doch ziemlich selbstgerecht anmutende positive Eigenzeichnung des Beters, des Psalmisten selbst:

«Höre, Herr, die gerechte Sache . . . Vernimm, mein Gebet von Lippen ohne Falsch! Prüfst du mein Herz . . . , dann findest du an mir kein Unrecht. Mein Mund verging sich nicht, trotz allem, was die Menschen auch treiben; ich halte mich an das Wort deiner Lippen. Auf dem Weg deiner Gebote gehen meine Schritte, meine Füße wanken nicht auf deinen Pfaden» (Ps. 17; 1-5).

«Der Herr hat gut an mir gehandelt und mir vergolten, weil ich gerecht bin und meine Hände rein sind. Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn und fiel nicht ruchlos ab von meinem Gott. Ja, ich habe alle seine Gebete vor Augen, weise seine Gesetze niemals ab. Ich war vor ihm ohne Makel, ich nahm mich in acht vor der Sünde» (Ps. 18; 21-24).

Fortsetzung folgt ….

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 16)

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Fortsetzung von Teil 12: Die Interpretation menschlichen Leidens als von Gott verhängte Strafe. Die Aufforderung zur mitleidlosen Ausmerzung der «Bösen»

Schon in den ersten Kapiteln der Genesis und so der Bibel insgesamt wird eine der zentralsten anthropologischen Basisaussagen der Bibel eingeführt: die Interpretation menschlicher Schwächen, Unvollkommenheiten, insbesondere aber menschlicher Leiden, Schmerzen, Krankheiten und Tod als von Gott verhängte Strafen, eine wie selbstverständlich in der Bibel fundierte anthropologische Grundgleichung, deren verhängnisvolle Konsequenzen für das menschliche Selbstbild wie auch in seiner Modellfunktion für menschliches Verhalten nicht umfassend und weitreichend genug eingeschätzt werden können.

«Viel Mühsal bereite ich dir, so oft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder . . . Verflucht ist der Ackerboden deinetwegen . . .» (Gen. 3; 16,17).

So ist es auch nur folgerichtig, daß die biblische Sintfluterzählung in den Kapiteln 6-8 der Genesis im Unterschied zu analogen Überlieferungen in anderen Kulturen, etwa der babylonischen Sintfluterzählung, dieses Ereignis ebenfalls als Strafe Gottes interpretiert:

«Der Herr sah, daß auf der Erde die Schlechtigkeit der Menschen zunahm und daß alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war . . . Der Herr sagte: „Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels“» (Gen. 6; 5,7). «Und Gott vertilgte also alle Wesen auf dem Erdboden, Menschen, Vieh, Kriechtiere und die Vögel des Himmels; sie alle wurden vom Erdboden vertilgt. Übrig blieb nur Noah und was mit ihm in der Arche war» (Gen. 7; 23).

Diese Tendenz, das Problem normabweichenden Verhaltens durch Liquidierung der betreffenden Gesellschaftsmitglieder zu «lösen», findet sich fast durchgängig in den fünf Büchern Mose: «Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen» (z. B. Dtn. 22; 2 1 u. a. Stellen) , das ist die immer wiederholte Grundmaxime, verstärkt und abgesichert durch die ebenfalls immer wieder eingehämmerte Weisung: «Du sollst in dir kein Mitleid aufsteigen lassen!» (z.B. Dtn. i5; 12 u. a. Stellen).

Entsprechend umfangreich ist auch die Zahl der normabweichenden Handlungen, für welche die Bibel, d. h. der biblische Gott, ausdrücklich und streng die Todesstrafe gebietet. Dazu gehören z. B. Übertretungen von Ritualvorschriften wie das Essen von Gesäuertem am Tag, wo dies verboten war (Ex. 12,15), das Berühren des Berges Sinai (Ex. 19; 12, 13), Sabbatentweihung bzw. Arbeiten am Sabbat (Ex. 31; 14; 35; 2; Num. 15; 32-36), Alkoholgenuß der Priester vor dem Gottesdienst (Lev. 1o; 9); das Essen von mehr als drei Tage altem Fleisch usw. Der biblische Gott selbst geht hier wieder als Leitbild voran:

«Die Söhne Arons, Nadab und Abihu, nahmen jeder seine Räucherpfanne. Sie legten Feuer auf, taten Räucherwerk darauf und brachten vor dem Herrn ein unerlaubtes Feuer dar, eins, das er ihnen nicht befohlen hatte. Da ging vom Herrn ein Feuer aus, das sie verzehrte, und sie kamen vor dem Herrn um. Da sagte Mose zu Aron: „Das ist es, was der Herr meinte, als er sprach: An denen, die mir nahe sind, erweise ich mich heilig, und vor dem ganzen Volk zeige ich mich herrlich.“ (Lev. 1o; 1-3).

Exzessiv eifersüchtige Anordnung der Todesstrafe bis zur Hinschlachtung ganzer Stadtbevölkerungen wegen der Teilnahme an fremden Kulten. Aufforderung zur Denunziation und Tötung auch nächster Angehöriger:

Mit besonderer Härte, und fast möchte man sagen «Inbrunst», werden Hinwendung zu und Opfer an andere Gottheiten verfolgt, entsprechend der ausgeprägten Eifersucht des biblischen Gottes:

«Wer einer Gottheit außer Jahwe Schlachtopfer darbringt, an dem soll die Vernichtungsweihe (ein gerade in den Büchern Mose häufiger zu findender Ausdruck, der mich immer wieder mit Schaudern an entsprechende Orwellsche Begriffsperversionen erinnert) vollstreckt werden» (Ex. 22; 19).

In solchen Fällen wird (man denke an entsprechende Aufforderungen in der Geschichte der Ketzer- und Hexenverfolgung) ausdrücklich die unbarmherzige Denunziation auch engster Angehöriger und Freunde befohlen:

«Wenn dein Bruder, der dieselbe Mutter hat wie du, oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Frau, mit der du schläfst, oder dein Freund, den du liebst wie dich selbst, dich heimlich verführen will und sagt: „Gehen wir und dienen wir anderen Göttern, die du und deine Vorfahren noch nicht kannten unter den Göttern der Völker, die in eurer Nachbarschaft wohnen, in der Nähe oder weiter entfernt . . ., dann sollst du nicht nachgeben und nicht auf ihn hören. Du sollst in dir kein Mitleid mit ihm aufsteigen lassen, sollst keine Nachsicht für ihn kennen und die Sache nicht vertuschen. Sondern du sollst ihn anzeigen. Wenn er hingerichtet wird, sollst du als erster deine Hand gegen ihn erheben, dann erst das ganze Volk. Du sollst ihn steinigen, und er soll sterben » (Dtn. 1 3; 7-11).

Fortsetzung folgt …..

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 13)

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 10)   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Die biblisch lieblose, haßerfüllte Abwertung Anders- und Nichtgläubiger

Aufforderung zur gewalttätigen Intoleranz gegenüber andersgläubigen Menschen im Alten Testament: «Ihr sollt ihre Altäre niederreißen und ihre Steinmale zerschlagen»:

Fragen wir nach Verhalten und Einstellung, das die Bibel implizit durch ihre Modelle oder explizit durch Anweisungen und Gebote gegenüber einer Fremdgruppe, nämlich den religiös Andersdenkenden, den Anders- oder den Ungläubigen (die häufige Gleichsetzung von Anders- mit Ungläubigen scheint für Orthodoxe aller Schattierungen bezeichnend), den «Heiden» usw. nahelegt, jenen Menschen also, die andere Glaubensinhalte und andere Normen für verbindlich halten und danach leben, kurz den religiösen «Outgroups», die im Alten Testament allerdings häufig mit den ethnischen Fremdgruppen zusammenfallen, so können wir für das Alte Testament zunächst auf die «Eifersucht» Jahwes hinweisen, die immerhin doch so bekannt sein dürfte, daß sich nähere Belege erübrigen dürften.

Toleranz gegenüber Andersgläubigen ist jedenfalls nicht die Stärke der Bibel, um es milde zu sagen. Schon in den Büchern Mose wird immer wieder die Zerstörung fremder Kultstätten ausdrücklich angeordnet: «Du hüte dich aber, mit den Bewohnern des Landes, in das du kommst, einen Bund zu schließen; sie könnten dir sonst, wenn sie in deiner Mitte leben, zu einer Falle werden. Ihre Altäre sollt ihr vielmehr niederreißen, ihre Steinmale zerschlagen, ihre Kultpfähle umhauen» (Ex. 34;12,13). «Ihr sollt alle Kultstätten zerstören, an denen die Völker, deren Besitz ihr übernehmt, ihren Göttern gedient haben . . . Ihr sollt ihre Altäre niederreißen und ihre Steinmale zerschlagen. Ihre Kultpfähle sollt ihr im Feuer verbrennen und die Bilder ihrer Götter umhauen» (Ex. 12; 2,3).

Die christlichen Missionare und ihre weltlichenHelfer haben sich weithin daran gehalten; man vergleiche als ein Beispiel für viele die Christianisierung Lateinamerikas durch die Spanier. Wie zeitgemäß eine solche göttlich angeordnete Norm der exzessiven religiösen Intoleranz heute erscheint, welche explosiven Konsequenzen sie bei ihrer Realisierung nach sich ziehen würde, dürfte evident sein.

Auch der Psalmist stellt mit Genugtuung fest: «Der Herr ist König für immer und ewig, in seinem Land gehen die Heiden zugrunde» (Ps. 1o; 16), und betet zu Gott: «Gieß deinen Zorn aus über die Heiden, die dich nicht kennen, über jedes Reich, das deinen Namen nicht anruft» (Ps. 79; 6).

Die Ungläubigen, «abscheuliche Menschen,die zu nichts Gutem taugen: Intoleranz, lieblose und extrem abwertende Beschreibung von Andersgläubigen und Wunsch-Phantasien über ihre Vernichtung und Bestrafung im Neuen Testament

Auch im Neuen Testament findet sich, wo das Problem «Anders- oder Ungläubige» angesprochen wird, immer wieder eine Atmosphäre der Intoleranz, der Feindseligkeit bis zu unversöhnlichem Haß und exzessiven Bestrafungsphantasien .

Schon im ältesten Evangelium nach Markus sagt Jesus in seiner Abschiedsrede, im Unterschied zur verschwommenen Einerseits-andererseits-Diktion vieler moderner Theologen, sehr eindeutig und klar: «Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet;wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden» (Mk. 16; 16).

Die feindselig-aggressiven Reden Jesu gegenüber den Pharisäern («Nattern», «Schlangenbrut»), die diesen nach historischen Erkenntnissen offensichtlich nicht gerecht werden, dürften zu bekannt sein, als daß dieser Sachverhalt hier im einzelnen noch belegt werden müßte (zum ersten Mal in der Geschichte des Christentums wurde hier die Bezeichnung für religiös Andersgläubige zum Schimpfnamen).

Daß auch der Jesus der Evangelien dem zur damaligen Zeit nicht nur bei Israeliten zu findenden nationalen und religiösen Ethnozentrismus verhaftet war, zeigt folgende Stelle: «Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: „Hab´ Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids: Meine Tochter wird von einem Dämon gequält.“ Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: „Befreie sie (von ihrer Sorge), denn sie schreit hinter uns her.“ Er antwortete: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: „Herr, hilf mir!“ Er erwiderte „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen“» (Mt. 15; 22-26)

Fortsetzung folgt ….

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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 10)