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Philosoph Bernd Ladwig über Tierethik: Politische Rechte auch für Tiere   Leave a comment

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Vorausgeschickt:

„Tierrechte sind schon deshalb ein Thema für die politische Philosophie“, schreibt Ladwig, „weil das Unrecht, das wir Tieren heute antun und für das sich unsere Nachfahren einmal schämen werden, zur Grundordnung unserer Gesellschaften gehört.“

Rebloggt von Tierfreund Wolfgang.

wolodja51.wordpress.com

Tiere leiden und sterben millionenfach für unsere Zwecke. Moralisch sei das kaum zu rechtfertigen, meint der Philosoph Bernd Ladwig. Er fordert, die Interessen von Tieren zu achten – nach dem Vorbild von Menschenrechten.

Tag für Tag lassen Tiere ihr Leben, damit Menschen ihr Fleisch genießen können. Medizin, Biologie und Industrie setzen Versuchstiere ein, und die verschiedensten Dinge des Alltags, von Kleidung oder Klebestreifen bis zum Tapetenkleister, enthalten tierische Produkte. „Ohne die vielen offenen aber auch verdeckten Beiträge von Tieren“ sei unsere heutige Lebensweise „nicht zu denken“, sagt Bernd Ladwig, Professor für politische Theorie und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Dabei sieht er in der Lebensmittelindustrie besonders eklatante Missstände:

„Die gesamte heutige Fleisch-, Milch- und Eier-Produktion, wie sie in großem kommerziellen Maßstab betrieben wird, ist nur um den Preis der Missachtung tierischer Grundbedürfnisse und der vorzeitigen Tötung der Tiere zu haben. Sie würde sich einfach sonst nicht rentieren.“

Misshandlung von Tieren hat System und allein das wäre Grund genug, unseren Umgang mit Tieren radikal zu überdenken, so Ladwig. In seinem Buch „Politische Philosophie der Tierrechte“ stellt er sehr grundsätzliche Überlegungen dazu an, welche Rechte wir Tieren zusprechen sollten, die wir halten und nutzen, und welche Pflichten Menschen daraus erwachsen. „Tierrechte sind schon deshalb ein Thema für die politische Philosophie“, schreibt Ladwig, „weil das Unrecht, das wir Tieren heute antun und für das sich unsere Nachfahren einmal schämen werden, zur Grundordnung unserer Gesellschaften gehört.“

Tatsächlich ist unser Umgang mit Tieren höchst widersprüchlich und oft weit entfernt von klaren ethischen Prinzipen. Mit Hunden und Katzen leben viele Menschen im selben Haushalt und errichten Grabsteine für ihre verstorbenen Gefährten. Schweine, die nicht weniger intelligent und sozial veranlagt sind, werden massenindustriell gehalten, geschlachtet und gegessen. „Wir schwanken offenbar in der Behandlung und Betrachtung von Tieren zwischen sentimentalen Einstellungen und rücksichtsloser Instrumentalisierung“, sagt Bernd Ladwig.

In seinem Buch entwickelt er einen Ansatz zur philosophischen Begründung von Tierrechten. Dabei stehen Haus- und Nutztiere im Mittelpunkt, die unmittelbarer als Wildtiere in „von uns verantwortete Herrschaftsordnungen“ einbezogen seien, so Ladwig. Für sie tragen wir aus seiner Sicht eine besondere Verantwortung und sollten ihnen sogar einige der Rechte zuerkennen, die zu den allgemeinen Menschenrechten gehören.

Bernd Ladwig im Gespräch mit Stephanie Rohde auf Deutschlandfunk Kultur

Tierrechte und Globalisierung   Leave a comment

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Man würde auf den ersten Blick nicht glauben wie sehr Tierrechte auch auf das Leben der Menschen Auswirkungen hat. Leider geht es nur ganz langsam weiter mit den Rechten den Tieren.

Veröffentlicht 6. September 2019 von hubert wenzl in Tierrechte, Tierschutz, Uncategorized

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Vom Tierschutz zum Tierrecht   Leave a comment

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von Sina Walden

 

Sina Walden, selbst Tierrechts-Aktivistin, berichtet von Niederlagen und Siegen. Und warum Kinder keine Gummibärchen mehr essen sollten.

Im Tierschutz hatte mensch sich eingerichtet. Seit über hundert Jahren gibt es Institutionen und Gesetze, die im Lauf der Zeit vermehrt und verbessert wurden. Und die öffentliche Einstellung ist nahezu einhellig: Man ist dafür. In unserem Kulturkreis gehört Tierschutz zum guten Ton, zum zivilisatorischen Selbstverständnis.
Doch vor rund 20 Jahren begann sich eine diffuse Unzufriedenheit auszubreiten: Es konnte etwas nicht stimmen mit einem Tierschutzverständnis, unter dessen Ägide sich ungebremst ganze Systeme massenhafter Grausamkeit entwickeln konnten. Was da so langsam ins Bewusstsein der Öffentlichkeit drang, Fotos und Berichte der „Tierversuche“, der „Nutztierhaltung“, der „Pelztierzucht“, sprengte den Selbstbetrug einer sich zivilisiert glaubenden Gesellschaft.
Doch den meisten genügt im Fall der Untaten, die hier in Rede stehen, die „Erklärung“, dass die Opfer ja keine Menschen seien und dass ihr – bedauerliches – Unheil doch dem höherwertigen Wesen Mensch zugute komme.
Die uralte Grenzziehung zwischen Menschen und Tieren (oder, wie es im englischen Sprachraum heißt: zwischen Menschen und anderen Tieren) rastete wieder ein.
Wenn Tiere erst einmal als Gebrauchsartikel abgestempelt sind, dann brauchen mehr KonsumentInnen eben mehr Tiere. Und wenn sie ohnehin zur Nahrung und Kleidung dienen, dann darf eine fortgeschrittene Medizin und Forschung sie wohl auch für das hohe Gut der menschlichen Gesundheit nutzen.

Doch Gebrauchsartikel, die leiden können, sind ein merkwürdiger Widerspruch. Noch merkwürdiger ist, dass ihre Leiden den menschlichen so auffallend ähnlich sehen. So „ganz anders“ sind die Tiere offensichtlich doch nicht. Die Frage kam auf, ob mensch diese Ähnlichkeit, diese Gleichheit nicht künstlich übersieht, um ohne Gewissensnöte konsumieren zu können.

Das Argument, dass es „immer schon so war“, stach nicht mehr recht. Schon so manche tausendjährige Überzeugung war unter den moralischen Kategorien Gleichheit und Gerechtigkeit zerbrochen. Gleiches gleich zu bewerten ist die Essenz dieser Prinzipien.

Warum sollten sie nur für die menschliche Spezies gelten? Mussten auf dieser Grundlage nicht auch nichtmenschlichen, aber leidensfähigen Lebewesen Rechte zur Sicherung ihrer elementaren Bedürfnisse zugestanden werden, etwa das Recht auf körperliche Unversehrtheit? Schon die klassischen TierschützerInnen wollten Tiere vor Leiden durch den Menschen schützen, aber doch nur unterhalb der menschlichen Interessen. An so etwas wie Gleichberechtigung für Tiere zu denken erschien ihm ebenso absurd wie dem Rest der Welt. Sein Weltbild blieb anthropozentrisch.
Anfang der 80er Jahre traten plötzlich Menschen auf den Plan, die Gerechtigkeit für Tiere forderten. Sie wollten keine „größeren Käfige“, keine „ökologische Jagd“, keine „sanften Dressuren“ im Zirkus, keine „auf das Notwendige beschränkten“ Tierversuche. Sie wollten keine Bescheidenheit. So rückten die neuen und neuartigen Tierschutzgesinnten die Interessen der Tiere in den Mittelpunkt und maßen sie nicht mehr an denen des Menschen.
Die Neuen fingen an, sich lose zu organisieren, viele unter dem Namen „Tierversuchsgegner“. Doch sie realisierten mehr und mehr, dass der Schutzgedanke allein nicht reicht.

Mitleidige Menschen und gestresste Tierheimangestellte würden sich bis ans Ende der Tage dabei aufreiben, einzelnen armen Tieren aus der Not zu helfen, während weitaus stärkere Kräfte Millionen Tiere ausbeuteten, folterten und vernichteten.

Die grundsätzliche Anerkennung der Rechte der Tiere, nicht die punktuelle Milderung ihrer Abhängigkeit wurde zum Ziel dieser neuen TierrechtlerInnen. Idealistisch und unrealistisch? Von Gandhi bis zum Vietnamkrieg und den Bürgerrechtsbewegungen hatte es sich immer um die Herausforderung einer scheinbar unüberwindlichen Übermacht gehandelt. Ließ sich daraus nicht auch etwas für die entstehende Tierrechtsbewegung lernen?
Einige Aktive setzten auf die Tat und kündigten mit Tierbefreiungen aus Versuchslabors, der Zerstörung von Foltereinrichtungen oder der Behinderung tierfeindlicher Tätigkeiten die Legalität des Unrechts auf. Auch Sklavenhalter waren zu ihrer Zeit durch das Gesetz geschützt. Die Tierbefreiungen lenkten den Blick medienwirksam auf das legalisierte Unrecht. Und in der Bevölkerung brachten sie Sympathien. Kalt ließ die TierbefreierInnen der von Teilen des organisierten Tierschutzes erhobene Vorwurf der „Gewalt“, zu lächerlich angesichts der überdimensionalen Gewalt, die den Tieren angetan wurde.

Aber das Band war ohnehin schon zerschnitten. Tierschutz und Tierschutz war nicht mehr dasselbe. Im Übrigen hat – bis zum heutigen Tag – nie jemand aus der Tierrechtsszene physische Gewalt gegen Lebewesen, Mensch oder Tier, angewandt. Das ist Wunschdenken derer, denen die ganze Richtung nicht passt.
Bei den legalen wie den illegalen Aktionen ging es zunächst darum, Auf-sehen zu erregen, den Konsens von Verdrängung und Rationalisierung aufzubrechen. Ein geschlossenes Konzept oder gar eine „Ideologie“ lag all diesen sozusagen wild wachsenden Aktivitäten nicht zugrunde. Doch war die Zeit schon reif?
Sie war es nicht. Jedenfalls nicht für eine in absehbarer Zeit zu erhoffende Perestroika. Die Tierrechtsbewegung hatte die Widerstände gewaltig unterschätzt, die sich gegen ein Umdenken stemmen. Die Macht über die Tiere bildet einen Eckpfeiler, wenn nicht das Fundament der menschlichen Kulturen.

Ein so gigantischer Überbau wurde über dem Töten und Essen errichtet, dass es in der Tat utopisch erscheint, ihn mit so schwachen Waffen wie Recht und Moral zu Fall zu bringen.

International ist die Entwicklung in den angelsächsischen Ländern am weitesten, wo sich schon früh auch die akademische Philosophie der Tierfrage angenommen hat. Die Werke der Professoren Tom Regan und Peter Singer (beide USA) sind dort Lehrstoff an den Universitäten und Diskussionsstoff in der Öffentlichkeit, „Animal Rights“ ist ein stehender Begriff geworden. Und wer hätte geglaubt, dass die italienischen „animalisti“ eines Tages mit über 20.000 Teilnehmern für die „diritti degli animali“ durch die Straßen von Rom ziehen würden, wie es mehrmals in den letzten Jahren geschehen ist?

Die deutsche Tierrechtsbewegung ist inzwischen in ein ruhigeres Fahrwasser gekommen. Von der Straße ins Internet. Aber das heißt nicht, dass sie ihre Ideen und Ziele zurückgestutzt hätte oder an der Realität gescheitert wäre. Die publikumswirksamen Aktivitäten, die großen Demos und spannenden Sponti-Aktionen haben sich zwar weitgehend erschöpft, dafür ist der über die Medien verbreitete Anspruch an das eigene Verhalten des Einzelmenschen gestiegen
nach dem Motto: „Jede/r muss bei sich selbst anfangen!“
Der provokante Aktivismus der TierrechtlerInnen hat einen merklichen Bewusstseinsschub bewirkt. Eine neue Idee war in die Welt gekommen, und Ideen haben ihre eigene Wirkungsgeschichte. Beim mehr als zwölfjährigen und endlich im Mai 2002 zum Erfolg gebrachten Kampf um die Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz (was bei weitem noch nicht die Installierung von Tierrechten bedeutet), hat sich gezeigt, dass die höhere Bewertung des Tierlebens schon in die Köpfe gedrungen ist.
Das Fundament steht. Die Tierrechtsidee ist auch deshalb nicht mehr auszuhebeln, da sie sich mit zwingender Logik aus dem Gleichheitsprinzip ergibt.
Im weiteren Sinne lässt sich heute unter Tierrechtsbewegung alles verstehen, was sich auf den Grundgedanken stützt, dass Tiere ein Recht auf ihr eigenes, vom Menschen nicht manipuliertes Leben haben und auf ihren eigenen Tod. Jede/r Einzelne kann dazu beitragen, so klein der Beitrag sein mag. Auch Kinder, wenn sie Gummibärchen verweigern, weil die aus Gelatine gemacht sind.

 

Sina Walden ist Autorin von „Endzeit für Tiere“ (Rowohlt, vergriffen), Juristin, Journalistin und Übersetzerin. Sie lebt in München und Italien.

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Vom Tierschutz zum Tierrecht

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Gruß Hubert

Veröffentlicht 4. Juli 2019 von hubert wenzl in Tiere, Tierrechte, Tierschutz, Uncategorized

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Tiere gehören nicht zwischen zwei Scheiben Brot   Leave a comment

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Tom Regan

US-Amerikanischer Philosoph und Tierrechtsaktivist

*28.11.1938 Pensylvania

Philosophieprofessor von 1967 – 2001 an der North Carolina State University

 

Sein 1983 erschienenes Buch »The Case for Animal Rights« gehört zu den grundlegenden Werken der internationalen Tierrechtsbewegung.

Tom Regan’s 1983 erschienenes Buch »The Case for Animal Rights« gehört zu den grundlegenden Werken der internationalen Tierrechtsbewegung

Dieses Interview wurde von Ingolf Bossenz in der Zeitung „Neues Deutschland“ Ausgabe 26./27. August 2000 geführt.

Frage: Professor Regan, Sie gelten als international führender Philosoph in Sachen Tierrechte. Welche Rechte sollten Tiere denn Ihrer Meinung nach erhalten?
A: Es geht eigentlich ganz schlicht um das fundamentalste moralische Recht eines jeden Individuums: das Recht, mit Respekt behandelt zu werden. Konkret heißt das, Tiere haben hinsichtlich ihrer Beziehung zum Menschen ein Recht auf Leben, auf Freiheit und auf körperliche Unversehrtheit. Sie sind nicht auf der Welt, um uns als »Modelle« bei Tierversuchen oder als »Waren« an der Fleischtheke zu dienen.

F: Warum sollten den Tieren denn solche Rechte zugestanden werden?
A: Weil ihr Körper, ihre Freiheit, ihr Leben ihnen selbst gehören und nicht uns. Weil die Tiere, die der Mensch isst, die er in der Wissenschaft benutzt, die er jagt, fängt und auf vielfache andere Art und Weise ausbeutet, ein eigenes Leben führen. Dieses Leben ist für die Tiere von Bedeutung – unabhängig von ihrer so genannten Nützlichkeit für uns. Niemand bestreitet, dass wir Menschen jemand sind und nicht etwas. Doch auch die Tiere sind jemand und nicht etwas. Die von uns geschundenen Tiere haben alle eine Biografie, nicht nur eine Biologie.

F: Andererseits haben Menschen auch eine Biologie. Und dieser zufolge essen sie seit Urzeiten Tierfleisch.
A: Seit Urzeiten führen sie auch Kriege, ohne dass wir das mit diesem Argument verteidigen oder gar gutheißen. Nur beim Essen wird der Wilde mit Speer und Faustkeil als Kronzeuge heutiger Barbarei bemüht. Aber die menschliche Entwicklung seit der Steinzeit ist in erster Linie eine kulturelle und keine biologische. Auch die Menschenrechte sind ein Ergebnis dieser kulturellen Reifung. Es ist dem Menschen möglich, sein Leben zu leben, ohne Tiere auszubeuten, ohne Tiere zu essen, ohne Tiere für so genannte Unterhaltungszwecke zu missbrauchen.

F: Der Begriff Tierrechte klingt sehr pauschal. Schließlich gibt es sowohl Affen wie Ameisen und eine Menge dazwischen.
A: Natürlich fällt uns die Entscheidung darüber leichter bei Tieren, die uns als Menschen näherstehen, wie es bei den Primaten der Fall ist. Aber es geht hier um allgemeine moralische Grundsätze. Und deren Anwendung ist zunächst einmal unabhängig davon, ob ein Tier groß oder klein ist. Wenn wir uns darüber erst einmal im Klaren sind, wird beispielsweise auch das achtlose Töten von Insekten in einem anderen Licht erscheinen.

F: Wann dürfen denn Ihrer Meinung nach Tiere überhaupt getötet werden?
A: Auf keinen Fall zum Zweck der Fleischproduktion und im Zusammenhang mit Tierversuchen. Aber wenn Tiere das Leben oder die Gesundheit von Menschen bedrohen, haben wir natürlich auch das Recht, uns zu wehren und sie gegebenenfalls zu töten. Das kann in Notwehr sein, wie beim Angriff eines Kampfhundes. Oder es kann ein Notstand vorliegen, wie im Falle einer Rattenplage. Das ist etwas vollkommen anderes als die Züchtung und Tötung von Pelztieren, um Mäntel herzustellen, oder die Mästung und Tötung von Kälbern, um besonders weißes Fleisch auf dem Teller zu haben.

F: Immer wieder kommt es zu Gewaltaktionen so genannter Tierbefreier. Wie stehen Sie zu solchen Praktiken?
A: Jedes Tier im Käfig oder im Labor oder in einer Pelzfarm unterliegt der Gewalt des Menschen. Wenn alle Wege, die Lage dieser Tiere gewaltlos zu ändern, vergeblich beschritten wurden, halte ich Gewalt, so zur Befreiung der Tiere, durchaus für gerechtfertigt. Wenn sie im Verhältnis steht zum beabsichtigten Zweck und wenn dabei nicht Leben oder Gesundheit anderer gefährdet werden. Aber wer solche Aktionen durchführt, sollte auch offen dazu stehen: »Seht her, ich habe es getan, weil ich keine andere Möglichkeit sah.« Das ist für mich der Geist von Gandhi, der von uns gefordert hat, Verantwortung zu übernehmen für unsere Handlungen.

F: Gilt nicht eher Albert Schweitzer mit seiner Philosophie von der »Ehrfurcht vor dem Leben« als klassischer Vorkämpfer für die Rechte der Tiere?
A: Er wird in der Tat von vielen Tierrechtlern wie eine Kultfigur behandelt. Ich sehe ihn allerdings kritischer. Schweitzer hat zwar starke Worte gegen die »Misshandlung der Kreatur« gefunden. Seine Auffassung vom »Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will« enthielt freilich auch den Aspekt, dass er sich selbst jederzeit das Recht zugestand, Leben zu nehmen. Er aß Tiere, er experimentierte mit ihnen, er trug sie als Kleidung. Diese Seite Schweitzers verdrängen viele. Schweitzer hat unbestritten große humanistische Verdienste und er hat sehr hohe Ideale geprägt. Hinsichtlich der Tierrechte jedoch gab er den Menschen kaum Veranlassung, ihre Lebensweise zu ändern.

F: Schweitzer hatte eine christlich-religiös geprägte Sicht auf das Verhältnis Mensch-Tier. Welche Bedeutung messen Sie der Religion in dieser Frage bei?

A: Sie ist zweifellos sehr wichtig für viele Menschen. Denn die religiösen Aussagen sind Orientierungen im Verhalten. Wenn gepredigt wird, Gott habe uns die Tiere gegeben, damit wir uns ihrer bedienen, wie es die katholische Kirche tut, ist das sehr zum Schaden der Tiere. Heißt es hingegen, Gott habe uns geschaffen, damit wir für die Tiere sorgen und die Erde erhalten, sind die Folgen positiv. Es gibt da sehr viel Widersprüchliches, auch in der Bibel. So steht in der Genesis: »Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.« Von Fleisch und Tieren ist dort keine Rede. Erst nach der Sintflut heißt es: »Furcht und Schrecken vor euch sei über allen Tieren auf Erden und über allen Vögeln unter dem Himmel, über allem, was auf dem Erdboden wimmelt, und über allen Fischen im Meer; in eure Hände seien sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich’s euch gegeben.« Während die vegetarischen Speisegebote weitgehend geleugnet wurden und werden, dient diese Passage noch heute zur religiösen Rechtfertigung nicht nur des Fleischverzehrs, sondern jeglicher Ausbeutung von Tieren. Dabei gibt es im Alten Testament wiederum Stellen, die das Fleischessen lediglich als Zugeständnis werten, so die Unantastbarkeit des Blutes. Es gab also durchaus das Bewusstsein der Lebensverletzung. Doch obwohl die Bibel bei der Tötung der Tiere zumindest noch ein letztes Tabu und ein schlechtes Gewissen bewahrte, haben die Tiere unter dem Christentum stets leiden müssen.

F: Sind Sie ein gläubiger Christ?
A: Ich glaube, dass Jesus ein Revolutionär war. Er war ein Repräsentant für unsere Hoffnungen auf Gott. Doch das waren auch andere historische Personen. Aber ebenso wie Menschenrechte müssen Tierrechte universell sein und unabhängig von religiösen oder anderen Anschauungen gelten. Obwohl die Zeit der Tieropfer vorbei sein sollte, gibt es leider noch immer Beispiele für das grausame Töten von Tieren aus angeblich religiösen Gründen.

F: Es liegt doch genug bei den Menschenrechten im Argen. Müssen nicht erst einmal diese durchgesetzt werden?
A: Es muss beides geschehen. Denn letztlich liegen der Unterdrückung und Ausbeutung Schwächerer stets dieselben Muster zugrunde – egal, ob es sich um ethnische Minderheiten, um Frauen oder Kinder handelt – oder um Tiere.

F: Eine extreme Ansicht.
A: Ich bin Extremist. Wenn es um Vergewaltigung, Kindesmissbrauch oder Rassismus geht. Wenn es um die Ungerechtigkeit gegenüber den Tieren geht. Und ich kämpfe für ein Ende des gegenseitigen Abschlachtens der Menschen in Kriegen. Das hat mir seinerzeit übrigens auch die Augen für die Lage der Tiere geöffnet.

F: Eine erstaunliche Verbindung.
A: Auf den ersten Blick, ja. Meine Frau Nancy und ich waren während der 60er Jahre in North Carolina in der Bewegung gegen den Vietnamkrieg aktiv. Damals gehörten Schriften von Mahatma Gandhi zu unserer bevorzugten Lektüre. Sie forderten uns heraus, über unser Leben nachzudenken. Auch über unsere Ernährung. Fleisch galt als Symbol von Kraft und Erfolg. Während meiner College-Zeit hatte ich sogar bei einem Fleischer gearbeitet, um mir ein paar Dollar zu verdienen. Und nun, wo wir gegen die ungerechte Gewalt in Vietnam protestierten, hatten wir gleichzeitig die Resultate von ungerechter Gewalt auf unserem Teller – als Steaks und Roastbeef. Und Gandhi fragte uns sinnbildlich: »Was machen diese Leichenteile in eurem Kühlschrank?« Da wurde mir klar, dass auch die Gabel eine Waffe der Gewalt ist. Als der Krieg in Vietnam endlich vorbei war, wurde der Krieg des Menschen gegen die Tiere unser Thema.

F: Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrem Einsatz gegen diesen Krieg?
A: Die Ungerechtigkeit abzuschaffen, die den Tieren angetan wird. Und zwar kompromisslos. Wir fordern keine größeren und saubereren Käfige in den Versuchslabors, sondern leere Käfige. Wir wollen keine »artgerechte« Tierhaltung in der Landwirtschaft mit mehr Platz in den Tiergefängnissen, sondern das vollständige Ende des kommerziellen Handels mit dem Fleisch toter Tiere. Wir verlangen keine »humaneren« Jagdmethoden und Fallen, sondern das definitive Ende dieser barbarischen Praktiken.

F: Ist das nicht überzogen?
A: Wir sind Revolutionäre. Wir wollen nicht nur den Staub aus den Ecken kehren, sondern das gesamte Haus umbauen.

F: Sozusagen eine Revolution, die auf dem Teller beginnt?
A: Und sie beginnt für jeden Einzelnen zu seiner Zeit. Wenn er nämlich begriffen hat, dass Tiere kein Belag für Sandwich und Big Mac sind, dass sie ein Recht auf Leben und Freiheit haben und nicht zwischen zwei Scheiben Brot gehören.

F: In Deutschland und anderen Ländern setzen sich bereits viele Menschen für Verbesserungen ein, so bei Tiertransporten oder in der Massenhaltung.
A: Diese Menschen verdienen Achtung für das, was sie tun. Aber wenn wir den Käfig ein wenig größer machen, wie bei den Legehennen, bleibt der Kreatur weiter das Recht auf Freiheit verwehrt.

F: Ist denn nicht jeder Fortschritt zu begrüßen, der die Lage der Tiere verbessert? Sei er auch noch so klein?
A: Wenn Sie genau hinsehen, verbessern die meisten dieser Reformen nicht die Situation der Tiere, sondern dienen zur Beruhigung der kritischen Öffentlichkeit. Nicht die Käfige vergrößern, sondern sie endlich wegschmeißen! Wissen Sie, in meiner Kindheit gab es für mich eine bezeichnende Episode. Wegen eines Sehfehlers ging ich regelmäßig zur Augenüberprüfung. Dabei musste ich durch ein doppeltes Linsensystem sehen: Rechts war ein Vogel, links ein Käfig. Der Sinn der Übung war, den Vogel in den Käfig zu bekommen. Das habe ich nie geschafft.

[…]

F: Glauben Sie, dass der Tag kommen wird, an dem alle Tiere befreit sind?
A: Die Ungerechtigkeit, die den Tieren geschieht, vergleiche ich gern mit einer Mauer, die ihr Leben einengt. Jeder Erfolg der Tierrechtsbewegung bricht einen weiteren Stein aus dieser Mauer. Und eines Tages wird sie fallen, wie andere Mauern in der Geschichte gefallen sind.

Hier weiterlesen:

Tiere gehören nicht zwischen zwei Scheiben Brot

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Gruß Hubert

Veröffentlicht 25. Juni 2019 von hubert wenzl in Tiere, Tierrechte, Tierschutz, Uncategorized

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Tierschützer kritisieren illegalen Tiertransport   Leave a comment

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Es muss wirklich nicht sein, dass unweit des Schlachthofs in der Eiseskälte Schweine 8 Stunden aus Bequemlichkeit ausharren müssen.

Aus VgT.at

Obwohl sie eigentlich schon angekommen wären, müssen die Schweine Stunden lang eingepfercht auf dem Tiertransporter ausharren, denn der Schachthof nimmt sie erst am Morgen an.

Tiertransporte sind sowieso immer ein enormer Stress für die betroffenen Tiere. Deshalb sieht das Gesetz auch eine möglichst kurze Transportzeit vor. Das scheint einem niederösterreichischem Tiertransportunternehmen egal zu sein. Die Schweine bleiben einfach unweit des Schlachthofs in der Eiseskälte aus Bequemlichkeit 8 Stunden zu lange eingepfercht am LKW! Tierschutzaktivisten protestieren!

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Schweine unversorgt im Tiertransporter!
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Tierschutzaktion des VGT

Am Dienstagmorgen (12. Feb.) versammelten sich im Morgengrauen 15 Tierschutz-Aktivist_innen beim Parkplatz, auf dem der Tiertransporter abgestellt war. Nach der Sichtung der Tiere wurden die durstigen Schweine von den Aktivist_innen mit Wasser versorgt. Dokumentiert wurde auch fehlende Einstreu. Die armen Tiere mussten stundenlang auf hartem, eiskalten Metall stehen und liegen. Plötzlich tauchte jedoch der Fahrer und Unternehmensleiter auf. Die Tierschützer_innen verständigten die Polizei, um die Illegalität des Transportes festzustellen. Die Ziersdorfer Polizei brauchte leider fast eine Stunde, um kurz die Daten aufzunehmen.

Anzeigen bei der Bezirkshauptmannschaft

Die Tierschützer_innen folgten dem Transporter bis zur Einfahrt zum Schlachthof, wo die Schweine abgeladen wurden. Jedoch mehr als 8 Stunden später, als gesetzlich notwendig. Die dort verständigte Bezirkshauptmannschaft veranlasste ein Polizei-Großaufgebot, welche gegen die friedlichen Aktivist_innen vorging. Ohne ersichtlichen Grund wurden gegen mehrere Anwesende Festnahmen ausgesprochen.

Der VGT erwartet endlich lückenlose Kontrollen der Tiertransporte. David Richter vom VGT dazu: Wie kann es sein, dass eine solche klar illegale Praxis keiner Behörde auffällt? Fleisch kann nur deshalb so billig vermarktet werden, weil die Haltung, der Transport und die Tötung der Tiere auf niedrigstem Niveau passiert. Ein allererster Schritt zur Verbesserung wäre der Versuch, zumindest die minimalen gesetzlichen Standards einzuhalten! Insgesamt wurden vom VGT je 5 Anzeigen gegen den Fahrer bzw. den Betreiber des Unternehmens wegen diverser Übertretungen unmittelbar danach bei der Bezirkshauptmannschaft schriftlich eingebracht.

Hintergrund: Extremer Stress für die Schweine!

Weil es organisatorisch bequemer ist, fährt ein Tiertransporter eines niederösterreichischen Unternehmens jeden Montag Abend zu Schweinemasten, um Tiere zu verladen. Das unmittelbare Ziel ist jedoch nicht der Schlachthof, sondern ein Parkplatz. Dort werden die etwa 200 auf engstem Raum zusammengepferchten Schweine dann einfach abgestellt, noch dazu ohne (merkbarer) Einstreu und ohne Wasser. Der Fahrer fährt nach Hause und geht schlafen. Die Schweine schreien die ganze Nacht hindurch. Erst in der Früh kommt er wieder und die völlig erschöpften Tiere setzen ihre Fahrt in den Schlachthof fort. Dieses Szenario wiederholt sich Woche für Woche, laut Zeugen_innen seit Wochen, vielleicht schon seit Jahren! Erst letzten Sommer wurde vom VGT ein ähnlicher Fall in der Steiermark aufgedeckt.

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Tierschützer kritisieren illegalen Tiertransport

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Gruß Hubert

 

Sollen wir Tieren Rechte verleihen?   Leave a comment

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Der Philosoph und Autor Helmut F. Kaplan geht der Frage nach ob wir Tieren Rechte verleihen sollen.

Sollen wir Tieren Rechte verleihen?

Helmut F. Kaplan

Die philosophischen Publikationen über die Frage, ob wir auch Tieren eigene moralische Rechte zugestehen sollen, ist kaum mehr überschaubar. Diejenigen, die Tieren solche Rechte verleihen möchten, betonen naturgemäß die Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Tieren. Denn der einzige verläßliche Orientierungspunkt in diesem unübersichtlichen Themenbereich ist der Konsens darüber, daß Menschen moralische Rechte haben. Infolgedessen steigen Neigung und Notwendigkeit, auch Tieren solche Rechte zuzuerkennen, mit der zunehmenden Ähnlichkeit zwischen Menschen und Tieren. Wer Tieren keine Rechte zugestehen möchte, betont folgerichtig die Unterschiede zwischen Menschen und Tieren.

Da es je nach Perspektive und Abstraktionsniveau unendlich viele Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Menschen und Tieren gibt, verwundert es nicht, daß die Diskussion um den moralischen Status von Tieren mittlerweile solche Ausmaße angenommen hat.

Die verwirrende Vielfalt an Fragen verschwindet allerdings schlagartig, sobald wir nicht mehr mit beiden Beinen auf dem Boden der Theorie stehen, sondern zumindest ein Bein auf den Boden der Realität setzten – und uns fragen: Worum geht es denn hier eigentlich, bzw.: worum sollte es hier vernünftigerweise gehen?

Dann sehen wir nämlich, daß es um empfindungsfähige Wesen geht, denen so lange unbeschreiblich grauenhaftes Leiden zugefügt werden wird, als wir ihnen keine eigenständigen moralischen Rechte zugestehen. Und plötzlich erscheinen die zunächst in der Tat bedrohlich massiven und zahlreichen Unterschiede zwischen Menschen und Tieren in einem völlig anderen Licht:

Egal was auch immer der Mensch können mag, was Tiere nicht können – warum um alles in der Welt soll das eine Rechtfertigung dafür sein, sie zu quälen? Warum soll man Wesen lebenslang einsperren dürfen, weil sie keine mathematischen Gleichungen lösen können? Warum soll man sie umbringen und aufessen dürfen, weil sie keine Sinfonien komponieren können? Warum soll man mit ihnen grausame Experimente machen dürfen, weil sie keine Liebesgedichte schreiben können? Und warum soll man ihnen bei lebendigem Leib die Haut abziehen dürfen, weil sie keine Religion haben?

Um diese Fragen geht es und um sonst überhaupt nichts! Entscheidend ist einzig und allein diese Gemeinsamkeit von Menschen und Tieren: Tiere sind wie wir leidensfähige Wesen, die nichts so scheuen, als leiden zu müssen. Angesichts dieser Gemeinsamkeit verlieren alle Unterschiede zwischen Menschen und Tieren jegliche moralische Bedeutung. Und da die einzige Möglichkeit, Tieren namenloses Leid zu ersparen, darin besteht, ihnen moralische Rechte zu verleihen, sollen wir dies tun.

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Sollen wir Tieren Rechte verleihen?

Wiesen: Horrorentdeckung im Kuhstall   Leave a comment

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Unglaublich was da in Wiesen bei Pfitsch (Süd-Tirol) passiert ist. Es ist ja unmöglich, dass da niemand etwas bemerkt haben will. Diese Gleichgültigkeit und Kaltherzigkeit ist schon erschreckend. 19 Kühe sind da im Dreck und Mist elendiglich zugrunde gegangen. Kam da nie ein Tierarzt in diesem Stall vorbei? Total unverständlich!

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Aus stol.it

Wiesen: Horrorentdeckung im Kuhstall

Die Behörden hatten einen Hinweis erhalten, dass sie auf einem Bauernhof in der Wipptaler Gemeinde nach dem Rechten sehen sollten. Es ging um die Kühe im Stall. Was Tierarzt, Feuerwehr und Carabinieri dort entdeckten, ist unfassbar.

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An die 20 Tiere verendeten qualvoll im Stall. (Symbolbild)

An die 20 Tiere verendeten qualvoll im Stall. (Symbolbild)

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In dem völlig verwahrlosten Stall des Bauernhofes soll kniehoch Mist und Gülle gelegen haben. Die Tür ließ sich kaum öffnen. Die Entdeckung dann war der reinste Alptraum: Rund 20 Rinder sind darin qualvoll verendet. Viele von ihnen sollen vom Mist völlig bedeckt gewesen sein. Nur noch 8 Tiere konnten lebend gerettet werden. Sie sollen zwischen den Kadavern der toten Rinder, Kot und Jauche gelebt haben.

Kadaver teils vollständig vom Mist verdeckt

Im Stall habe sich das Ausmaß der Verwahrlosung gezeigt: 8 Tiere der rund 30 Rinder sollen zwischen Kadavern, Kot und Jauche gelebt haben. Von den rund 20 toten Tieren sollen viele vom Mist völlig bedeckt gewesen sein. Mitglieder der Feuerwehr, die selbst Landwirte sind, befreiten die lebenden, zum Teil panischen 8 Tiere aus dem fast ein Meter tiefen Schlamm aus Jauche und Kot. Die Männer bauten für die Rinder am Hof eine Umzäunung. Sie versorgten die Tiere bis zum gestrigen Montag mit Futter und Wasser. Der Staatsanwalt ließ den Stall versiegeln.

Versteigerung der überlebenden Tiere 

Amtstierarzt Dr. Covi begann mit der Organisation der Aufräumarbeiten. Die lebenden Tiere sollen möglichst bald nach Freigabe durch die Staatsanwaltschaft versteigert werden. Der Mist und die Kadaver im Stall müssen von einer Spezialfirma entsorgt werden. Erst bei den Aufräumarbeiten wird sich zeigen, wie viele tote Rinder unter dem Mist begraben sind.

Der Bauer soll insgesamt rund 30 weibliche und männliche Schlachttiere gehalten haben. Carabinieri und Staatsanwaltschaft ermitteln in dem Fall.

D/mf/mpi

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Foto: http://www.suedtirolnews.it

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Wiesen: Horrorentdeckung im Kuhstall

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Gruß Hubert

Heiligkeit des Lebens   Leave a comment

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Es ist keinesfalls gerechtfertigt eine Kluft zwischen Mensch und Tier zu errichten, wie „man“ es leider getan hat. Dies um zu rechtfertigen, dass man verschiedene Tiere töten darf.  Das Tier wurde abgewertet und es wurde und wird auch noch gesagt, dass das Leben eines Tieres weniger wert wäre als das Leben eines Menschen. Vor allem Meerestiere behandelt man äußert brutal und wirft sie herum als ob es Gegenstände wären. Hat man gerade gestern wieder im Fernsehen gesehen als es um das wertlose MSC-Siegel ging. Das ist reine Willkür, die sich philosophisch nicht begründen kann. Diese These vertritt auch Dr. Helmut F. Kaplan.

Aus fellbeisser.net

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Helmut F. Kaplan

Im „Zeit Magazin“ (20, 2011) las ich Hans-Dietrich Genschers: Aussage: „Jedes Menschenleben ist gleich wertvoll.“ Für jemanden, der im Philosophiestudium darauf gedrillt wurde, niemals unbegründete oder gar unbegründbare Behauptungen aufzustellen, ist das eine, je nach dem, äußerst schludrige oder äußerst kühne Redeweise. Nichtsdestotrotz entspricht sie exakt der gültigen Sprachregelung. Mehr noch: Wer diesen Satz nicht uneingeschränkt unterschreibt, begibt sich ins absolute gesellschaftliche Abseits.

Die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, die vor ihrer politischen Tätigkeit als Sonderschullehrerin psychisch kranke Kinder unterrichtete und mit geistig Behinderten arbeitete, formuliert die gleiche Aussage so: „Mein ganzes Leben lang habe ich mich für den Gedanken eingesetzt, dass jedes Leben gleich viel wert ist.“ („Der Spiegel“, 26, 2011, S. 46)

Und in der „Zeit“ (32, 2011) lese ich auf Seite 1 im Artikel „Kein Mitleid mehr!“, in dem es um Hungerkatastrophen geht: „Hungernde Menschen sind … Bürger dieser Weltgemeinschaft und damit Träger aller Menschenrechte.“ Schließlich im „Spiegel“ (32, 2011, S. 42) im Zusammenhang mit dem Kindesmörder Magnus Gäfgen: „Dass die Menschenwürde keiner Abwägung zugänglich und also auch bei einem Verbrecher zu achten sei, gilt längst als gefestigte Meinung.“

Was heißt all dies? Es heißt: Unabhängig von allen faktischen und moralischen Unterschieden, egal ob jemand hochbegabt oder schwerbehindert, steinreich oder bettelarm ist, ob er Mitmenschen rettet oder tötet, jeder Mensch ist gleich wertvoll und Träger von Menschenrechten.

Was ist denn nun die Funktion, die Auswirkung dieser Gleichwertigkeit aller Menschen? Die Antwort ist einfach: Diese Gleichwertigkeit hat eine fundamentale Schutzfunktion, sie sichert den Gleichwertigen einen Mindeststandard an Ansprüchen, insbesondere das Recht, nicht gefoltert oder getötet zu werden – wenn wir einmal von Staaten wie China und den USA absehen, in denen Menschenwürde und -rechte eine irritierende theoretische Schlagseite aufweisen.

Gibt es nun vernünftige Gründe, Tieren diesen Schutz durch Gleichwertigkeit vorzuenthalten? Um es gleich vorwegzunehmen: Nein! Denn „Abwertungen mittels Fakten“ sind, wie wir gesehen haben, grundsätzlich unstatthaft – siehe etwa die intakte Gleichwertigkeit von Senilen, Dementen und geistig Behinderten. Außerdem befinden sich viele Tiere, etwa Hunde, Katzen, Rinder oder Schweine, auf einem HÖHEREN Niveau als viele Senile, Demente oder geistig Behinderte. Die „begabtesten“ Tiere sind schlauer als die „unbegabtesten“ Menschen. Daran ist nicht zu rütteln und dabei braucht man nicht einmal an Primaten zu denken, die sich mit der Zeichensprache mit Menschen unterhalten. Es genügt, einerseits an Blindenhunde zu denken oder an Kapuzineräffchen, die Behinderte betreuen, andererseits an im Bett vor sich hindämmernde Demente.

Wenn am menschlichen Leben etwas „heilig“ ist, dann ist es keine „Heiligkeit“ des menschlichen Lebens, sondern eine „Heiligkeit“ des kreatürlichen Lebens – weil viele Tiere, wie gesagt, viel „heiliger“, sprich: schlauer, begabter, intelligenter, was auch immer, sind als viele Menschen.

Eine Minderbewertung von Tieren gegenüber Menschen mittels Fakten ist also rationalerweise ausgeschlossen. Ebenso eine Minderbewertung mittels religiöser Begründungen. Schließlich leben wir nicht mehr in „Gottesstaaten“, sondern in säkularen Gesellschaften, in denen auch Menschenrechte säkular, also „weltlich“, sprich: glaubensneutral begründet werden müssen. Tierlichem Leben grundsätzliche Gleichwertigkeit und Schutzwürdigkeit abzusprechen, beruht auf Unvernunft oder Grausamkeit.

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Heiligkeit des Lebens

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Gruß Hubert

Brutale Menschenversuche ohne Zustimmung der Betroffenen – Verwendung von Daten   Leave a comment

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Dr. Martin Balluch hat einen interessanten Artikel über Tierversuche geschrieben und das bekannte Argument, dass man keine Medikamente verwenden darf, wenn man gegen Tierversuche ist vorgebracht. Außerdem schreibt er auch über einige Menschenversuche, die ohne Zustimmung gemacht wurden. Die wenigsten Menschen wissen, dass Tierversuche sehr oft kontraproduktiv sind.
Im September 1957 ist in Satlykovo, östlich vom Ural in Russland, eine Atombombenfabrik explodiert. Die Regierung hielt diesen Umfall geheim bei dem 41 Dörfer verstrahlt wurden. Man wollte Daten sammeln!

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Hier zum Artikel.

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Welche TierschützerInnen kennen das nicht, das Lieblingsargument der Tierversuchsseite: „Wenn ihr gegen Tierversuche seid, dann dürft ihr auch keine Medikamente verwenden“. Also erstens gibt es ja auch Forschung ohne Tierversuche, ja, wie wir wissen, sind Tierversuche oft sogar kontraproduktiv, siehe New Scientist http://www.martinballuch.com/new-scientist-sagt-tierversuche-sind-der-falsche-weg-in-der-forschung-fuer-menschen/. Aber zweitens sind auch TierexperimentatorInnen hoffentlich für Menschenrechte, also gegen invasive Menschenversuche ohne Zustimmung der Betroffenen. Aha, dann dürften sie auch nicht Dinge verwenden, die von Daten solcher Versuche stammen, oder?


Das Paradebeispiel für Menschenversuche in unseren Breiten ist das Dritte Reich. Zu gern allerdings wiederholt man da die Folklore, dass diese Versuche wissenschaftlich unsinnig waren und nur zur Quälerei dienten. Das ist völlig falsch. Viele dieser Versuche waren wissenschaftlich gesehen sehr sinnvoll und wurden auch in der Forschung und Technik zur Anwendung gebracht. Ein Beispiel ist das sehr hoch fliegende Flugzeug. Das Dritte Reich führte dazu viele Tests an KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen in Unterdruckkammern durch und entwickelte so sichere Kabinen für solche Flugzeuge, die in der Stratosphäre fliegen. Ebenso wurde der Schleudersitz an Menschenversuchen entwickelt und war dann weltweit in Einsatz.

Auch Menschen, die nicht unbedingt tierschutzfeindlich eingestellt sind, mögen oft den Gedanken, dass Versuche an Menschen nie wissenschaftlich sinnvoll gewesen sein können. Vielleicht beruhigt sie der Gedanke, weil er Menschenversuche damit nicht nur unethisch, sondern auch unwissenschaftlich macht. Vielleicht wollen sie einfach, dass ein Umgang dieser Art, wie er typisch für den Umgang von Menschen mit Tieren ist, zwischen Menschen nie wirklich stattgefunden hat, als ob es einen inneren Instinkt gäbe, der das verbietet. Diesen Eindruck gewinne ich auch immer, wenn mir Menschen erzählen, dass es nie Kannibalismus unter Menschen gegeben habe. Warum sollte das wichtig sein? Aber die Leidenschaft, wie diese – eindeutig historisch falsche – These verteidigt wird, weist auf eine ideologische Basis hin. Wieder soll offenbar unterstrichen werden, dass es derart unnatürlich und instinktiv ausgeschlossen sei, dass Menschen routinemäßig andere Menschen essen (also so behandeln, wie wir heute Tiere), dass es nur perverse und abartige Menschen in Ausnahmefällen tun. Das Essen von Menschen sei also krankhaft, das Essen von Tieren natürlich. So diese Doktrin.

Beides ist, wie gesagt, eindeutig falsch. Es gibt unendlich viele Hinweise auf routinemäßigen Kannibalismus unter Menschen, und genauso gibt es zahlreiche Versuche an Menschen, die mit wissenschaftlicher Intention durchgeführt wurden und sinnvoll waren. Selbstverständlich rechtfertigt das beides nicht, wie bei Tieren.

Ich bin gerade wieder auf einen großangelegten Menschenversuch gestoßen, dessen Daten von der Wissenschaft heute verwendet werden. Das it sogar die Titelstory vom New Scientist vom 10. Dezember 2016. Im September 1957 ist in Satlykovo, östlich vom Ural in Russland, eine Atombombenfabrik explodiert. 41 Dörfer der damaligen Sowjetunion waren verstrahlt, ohne es zu wissen. Die Regierung hielt den Unfall geheim, erhob aber Daten von 53.000 Menschen mit Strahlenkrankheit, die zum Teil bis heute beobachtet werden.

Der Chefredakteur im Editorial dieser New Scientist Ausgabe erwägt, ob es moralisch gerechtfertigt ist, diese Daten zu verwenden. Das sei wichtig, meint er, um mehr über Langzeitbestrahlung zu erfahren und Grenzwerte festlegen zu können. Letztlich, so argumentiert er, hat die Vermehrung unseres Wissens und die positiven Konsequenzen für die Menschheit Vorrang. Die Menschen haben nun schon einmal gelitten und sind gestorben, da sei es nun besser, die Daten zu nutzen, sonst wären sie ja umsonst gestorben.

Interessant. Lässt sich eins zu eins auf die Ergebnisse von Tierversuchen heute umlegen. Ich werde dran denken, wenn mir wieder jemand vorhält, warum ich mich nicht weigere, Medikamente zu verwenden.

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Brutale Menschenversuche ohne Zustimmung der Betroffenen – Verwendung von Daten

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Gruß Hubert

Tom Regan, ein Pionier der Tierrechtsphilosophie, ist gestorben   Leave a comment

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Ich habe großen Respekt vor Tierrechtlern wie Tom Regan. Denn solche Leute sind große Idealisten. Es ist ja nichts zu verdienen, wenn man sich um Tiere kümmert. Im Gegenteil, immer wieder werden diese Leute immer wieder mit Tierquälereien und Ausbeutung von Tieren konfrontiert. Sie haben auch Gegner, weil sie unweigerlich mit wirtschaftlichen Interessen von Unternehmen kollidieren. Tom Regan ist am 17. Februar verstorben.

Aus martinballuch.com

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Die Tierrechtsbewegung kommt in die Jahre. Einer ihrer großen Mitbegründer, Tom Regan, Universitätsprofessor für Philosophie an der North Carolina State Universität in den USA, starb in den frühen Morgenstunden des 17. Februar 2017 im Alter von 78 Jahren. Sein Studium finanzierte er sich noch als Fleischhauer, doch die Lektüre von Mahatma Gandhis Schriften und seine große Trauer über einen geliebten Hundefreund, der verstorben ist, ließen ihn umdenken. Wenn er gegen unnötige Gewalt ist, so sprach Gandhi zu ihm aus dem Buch „My Experiment with Truth“, was macht dann der tote Körper auf seinem Teller? Tom Regan wurde Vegetarier.

Als er in den frühen 1970er Jahren an der Uni Oxford als Gastprofessor tätig war, traf er auf Peter Singer und die dort aktive Gruppe von PhilosophInnen, die gerade die moderne Tierbefreiungsphilosophie entwickelte. Daraus entstand 1976 zunächst eine Anthologie und danach 1983 sein großes Standardwerk „The Case for Animal Rights“, eine Gegenthese zu Peter Singers Utilitarismus analog zur Menschenrechtsdoktrin. Tom Regan war damit der erste Denker, der Tierrechte auf akademischem Niveau ausformulierte und forderte.

 

Es war 1987, als ich dieses Buch erstmals in den Händen hielt und begeistert verschlang. Damals studierte ich gerade Astrophysik an der Uni Heidelberg und gestaltete als Doktorand die sogenannte Alternative Sommer- und Herbstuni mit, eine Serie von Vorträgen und Seminaren im Uni-Gelände, von Studierenden in den Uniferien organisiert. Mein Beitrag war ein Seminar über Tom Regans Buch, das wir gemeinsam lasen und zu dem wir Zugänge aus verschiedenen Blickwinkeln präsentierten.

Im Jahr 2001 traf ich Tom Regan erstmals persönlich auf der großen Tierrechtskonferenz in Washington DC in den USA. Sein Vortragsstil war sehr inspirierend, im Gegensatz zu den oft emotionslosen Vorlesungen, wie sie an der Philosophie üblich sind. Zuletzt nahm er sogar eine Gitarre zur Hand und sang tierrechtlerische Widerstandslieder. Kurz davor war er Teil einer Besetzung eines Uni-Labors wegen der dortigen Tierversuche gewesen, mit etwa 100 TeilnehmerInnen. Über 24 Stunden hatten sie die Stellung gehalten.

Diese Erfahrung in den USA importierte ich nach Österreich und wir begannen mit unseren großen Tierrechtskongressen hierzulande. Einer unserer ersten Vortragsgäste: Tom Regan. Besonders ist mir in Erinnerung, dass er auf die Frage, wo er die Grenze ziehe zwischen jenen Wesen, die als „Subjekte eines Lebens“ durch Tierrechte geschützt sind, und jenen, für die das nicht gilt, antwortete, wo man auch immer diese Grenze ziehe, sie müsse mit Beistift gezogen werden, sodass man sie jederzeit ausradieren und korrigieren könne.

Zweimal war er in Österreich zu Besuch, soweit ich mich erinnern kann. Die Erfolge unserer Tierschutzkampagnen hatten sich da schon bis zu ihm durchgesprochen. So brachte er mir sein Buch „Defending Animal Rights“ mit einer eigenen Widmung für mich mit. Ich halte es bis heute in Ehren, obwohl ich das Buch zu dem Zeitpunkt bereits längst gekauft und gelesen hatte.

Als wir 2008 von einer SOKO-Tierschutz überfallen und in Untersuchungshaft gesperrt wurden, war Tom Regan entsetzt. Fern aus den USA schickte er von sich aus ein Schreiben an den Bundeskanzler und den Bundespräsidenten von Österreich und forderte, dass wir umgehend freigelassen werden müssen. Der Text lässt etwas von seinem unnachahmlichen Vortragsstil anklingen:

Siehe Brief im Link unten.

[…]

Er war zweifellos ein Mensch mit viel Herz und Hirn, ein wichtiger Motor für die Bewegung für Tiere weltweit. Er war voller Emotion, wenn es um Tierleid ging, und gleichzeitig sachlich und rational in seinen Argumenten. Er war einer jener wenigen Philosophen, die nicht nur im Elfenbeinturm theoretisieren, sondern sich auch praktisch engagieren. Im Jahr 2002 verfasste er eine Liste der 11 wichtigsten nächsten Ziele in der Tierschutzarbeit:

– Wildtierverbot im Zirkus
– Verbot von Delphinarien
– Verbot der Gatterjagd
– Verbot von Hunderennen
– Verbot von Pelzfarmen
– Ende der Seehundmassaker
– Ende der verpflichtenden Dissektion in Schulklassen
– Verbot von Tierversuchen an Hunden
– Verbot von Toxizitätstests an Tieren
– Ende der Tötung von Streunerhunden
– Ende des Verkaufs von Streunerhunden und -katzen an Tierversuchslabors

Mit einigem Stolz kann ich sagen, dass wir nach vielen Jahrzehnten mühevoller Kampagnenarbeit in Österreich die meisten dieser Forderungen tatsächlich erreicht haben. Nur bei Tierversuchen haben wir bisher versagt, da herrschen noch immer Willkür und Narrenfreiheit für die Tierversuchsindustrie. Visionär von Regan, solche kleinen Schritte vorzuschlagen, und damit zu unterstreichen, dass unser Weg zu Tierrechten über pragmatische Reformen geht. Ich sehe das auch so.

Als Vermächtnis bleiben uns seine inspirierenden Auftritte, seine praktischen Ideen zum Schutz von Tieren, seine detailliert und äußerst differenziert ausgearbeitete Philosophie von Tierrechten analog zu Menschenrechten und seine zahlreichen Schriften, die es immer wert sind, erneut gelesen zu werden.

Hier weiterlesen:

Tom Regan, ein Pionier der Tierrechtsphilosophie, ist gestorben

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Gruß Hubert

 

Veröffentlicht 11. April 2017 von hubert wenzl in Tiere, Tierschutz, Uncategorized

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