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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com
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Warum dieses Buch?
Dieses Buch stellt einen Tabu- und Kommentbruch dar: Es ist nicht nur ein achristliches, sondern in weiten Teilen ein bibel-und christentumskritisches Buch. Ein deutscher Universitätsprofessor schreibt kein bibel- und christentumskritisches Buch, so will es nach wie vor eine zwar informelle, selten bis nie ausgesprochene, aber sehr wirksame Verhaltensregel, so will es der ungeschriebene Komment, dessen Verletzung nicht ungestraft bleibt. Ein bißchen Kritik an der Kirche, an ihren Veräußerlichungen, Verkrustungen, Vermenschlichungen? Gewiß doch, gerne; aber bitte nicht über eine gewisse Grenze hinaus, jenseits derer es für die Kirche als etablierte, in dieser Gesellschaft noch mächtige Institution wirklich gefährlich wird. Ein bißchen metaphysisches Gruselgefühl auf evangelischen oder katholischen Akademietagungen, aber bitte nur soweit, um letztlich und schließlich doch wieder an den warmen Ofen kirchlicher Gläubigkeit zurückfliehen zu können.
Es sei also gewarnt: Hier wird nicht nur mit der Möglichkeit des Auszugs aus liebge-wordenen kirchlich-religiösen «Gehäusen» gespielt, hier werden nicht nur Zäune, Barrieren beiseite geschoben, die vor der Kirche liegen, sondern auch solche, die vor Bibel, biblischem Gott und selbst der Gestalt Jesu als religiös-ethischem Lehrer aufgerichtet sind.
Hier wird keine Rückzugsmöglichkeit in eine biblisch-christliche oder gar kirchliche Religiosität in Reserve gehalten, sondern der Rückweg, so man die Tugend der Redlichkeit für sich in Anspruch nimmt, verlegt.
Warum heute ein bibel- und christentumskritisches Buch? Ist nicht alles schon gesagt? Ist dies nicht ein veraltetes Unterfangen, ein «rationalistischer», ja «flach-auflklärerischer» Rückschritt ins 19. Jahrhundert, heute, im Zeitalter der «Versöhnung» von Wissenschaft und Glaube, von Politik und Glaube allzumal? Antichristlicher Fanatismus? Persönliche Abrechnungen, die aus der eigenen Biographie noch offenstehen? Herostratische Lust an der Zersetzung unserer – oft beklagt – doch ohnehin schon wankenden Basis von Moral und «Grundwerten»? Warum, nach allen eher hoffnungslos machenden Erfahrungen mit Kirchen-, Christentums-, Religionskritik, dieser Versuch, «Sichtbares sichtbar zu machen»
Es ist ein ganzes Bündel von Motiven, die mich dieses Buch schreiben ließen. Da ist zunächst die weitverbreitete Unsicherheit in religiösen Fragen, das konflikthafte Schwanken zwischen Annahme und Ablehnung der von den Kirchen verkündeten Lehren bei sehr vielen Menschen, begleitet von einer immer wieder mit Staunen festzustellenden und kaum glaublichen Desinformation über religiöse Inhalte und Lehren, wie sie in Bibel und kirchlicher Verkündigung enthalten sind. So kann sich jeder leicht selbst ein Bild machen, wie wenig etwa die in Kapitel II exemplarisch dargestellten archaisch-inhumanen Inhalte der Bibel bekannt sind, selbst bei Menschen, die sich in anderen Bereichen als außerordentlich gut informiert erweisen («gebildet» sind).
Mit dieser Unsicherheit und Desinformation geht nicht selten ein starkes Orientierungsbedürfnis einher, das sich in vielerlei Symptomen zeigt … Diesen verbreiteten Symptomen des mangelnden Wissens und in der Folge von Unsicherheit und belastender Konflikthaftigkeit liegt eine spezifische geistig-kulturelle Situation zugrunde: Die religiös-weltanschauliche Diskussion und Aufklärung über die tradierten Religionen, speziell die biblisch-christliche Religiosität, ist, soweit sie gründlich und «radikal» erfolgt, in weiten Teilen in Deutschland und generell in den «christlichen» Ländern steckengeblieben.
So habe ich dieses Buch nicht zuletzt auch als klinischer Psychologe in Gedanken gerade an die vielen Menschen geschrieben, wie sie mir immer wieder begegnet sind, die im Blick auf das Christentum in einer belastenden Orientierungsnot und Konflikthaftigkeit leben (häufig unbefriedigend überdeckt durch eine pragmatische Haltung scheinbarer Gleichgültigkeit), weil ihnen aufgrund ihrer eigenen defizitären religiösen Sozialisation die adäquaten Informationen für eine begründet-verantwortliche Entscheidung für oder gegen das Christentum, für oder gegen eine Kirchenzugehörigkeit fehlen ……
Das weitgehende Versagen der eigentlich zu Aufklärung und Orientierung Berufenen erscheint um so schwerwiegender, je deutlicher sich weltweit Anzeichen eines wiedererstehenden religiösen Fundamentalismus und Fanatismus, die Rückkehr zu einer möglichst wortgetreuen Auffassung und Befolgung der jeweiligen heiligen Schriften beobachten lassen. Dies gilt verstärkt für den Bereich des Islam, aber auch für den Bereich des Christentums und des Hinduismus …….
Einen Gott, der Eroberungskriege inklusive der ausdrücklich angeordneten Hinschlachtung von Kindern, Frauen und Greisen befiehlt, der eine inhuman grausame Blutjustiz immer wieder eindringlich fordert und die extrem grausame Hinrichtung seines eigenen Sohnes als Sühneopfer ausdrücklich wünscht, der Minderheiten wie etwa Frauen und Sklaven extrem diskriminiert, der die Ausrottung Andersgläubiger befiehlt, Geisteskrankheit auf Besessenheit zurückführt oder ewige (!) Höllenstrafen androht, einen solchen Gott, auch wenn er, extrem widersprüchlich, an anderer Stelle Nächstenliebe, ja sogar Wehrlosigkeit fordert, als höchstes absolutes Vorbild und Verhaltensmodell zu propagieren, scheint (mir) schwer zu rechtfertigen: Die Geschichte hat ja gezeigt, wie sehr der Mensch dann auch darin zum Ebenbild Gottes wurde. Auch schon für die Bibel und nicht erst für das auf ihr aufbauende Christentum läßt sich sagen: Wer sich über die Bibel nicht empört, kennt sie nicht. Oder ist zu feige oder innerlich zu unfrei, sich zu empören. Daß die Bibel als Gottes Wort teilweise auch historisch, nicht nur naturwissenschaftlich, die Unwahrheit sagt, z.B.auch in der so beliebten Weihnachtsgeschichte – Erfindung einer Volkszählung als Arrangement, den Geburtsort Jesu nach Bethlehem, von wo der Messias kommen sollte, zu verlegen -, sei nur am Rande vermerkt.
Diese sehr harten Aussagen müssen, eben weil sie unserem gegenwärtigen teils nebelhaft verunklarten, teils dezidierten Klima ungebrochener Bibelverehrung kraß widersprechen, ins Gesicht schlagen, im einzelnen belegt werden. Hierbei sollen nur die von allen Kirchen liturgisch und außerliturgisch als Kernteile immer wieder zitierten und verkündigten Bücher der Bibel herangezogen werden: aus dem Alten Testament die fünf Bücher Mose, die Psalmen, das Buch Jesaia sowie das gesamte Neue Testament.
Die umfassende Ausführlichkeit und die teilweise Redundanz der angeführten Zitate scheint mir angesichts des weithin unbefragt-selbstverständlich positiven Bibelbildes und einer entsprechenden Bibelverehrung notwendig und unvermeidlich, weil bei der Auseinandersetzung mit so sozial allgemein gestützten, extrem alternativen Positionen nur harte, umfassende Belege, wenn überhaupt, etwas bewirken können.
Die Bibel beinhaltet und propagiert an erschreckend zahlreichen Stellen und in ausgeprägter Weise eine Tendenz zu archaisch-grausamer Gewalttätigkeit, und zwar sowohl gegen Fremdgruppen, «Outgroups» («Feinde», Andersgläubige usw.),wie auch gegen von den je eigenen Glaubensvorstellungen und Verhaltensnormen abweichende Mitglieder der eigenen Gruppe.
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