Es wäre schon fast lustig, wenn es nicht so tragisch wäre. Brunhilde Pomels starb vor einigen Tagen im Alter von 106 Jahren. Sie hatte von allem nichts gewusst was im Hitler-Reich passiert ist. Es ist typisch für viele Nazis, dass sie nichts gewusst haben. Da könnte das Krematorium auch nur 5 Meter von ihrem Haus gewesen sein, dass sie nichts gesehen oder gerochen hätten.
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Aus BILD.
Sie ist die letzte Sekretärin von Hitlers Propaganda-Chef Joseph Goebbels, einer der größten Kriegsverbrecher Deutschlands.
[…]
Von 1942 bis zum 1. Mai 1945, als sich Joseph Goebbels umbrachte, hat Brunhilde Pomsel in seinem Vorzimmer gearbeitet. Sie saß im Herz der mörderischen Propaganda-Maschine, tippte Briefe, in denen sich die Nazis als große Kulturbürger darstellten. War für die Korrespondenz des Ministers zuständig, ließ sonntags seine Kinder auf der Schreibmaschine spielen.
[…]
„Ich hätte nie geglaubt, dass ich noch einmal ein glückliches Leben führen würde“, sagt Brunhilde Pomsel. „Ich werde Goebbels nie verzeihen, was er in der Welt angerichtet hat. Und dass er auch seine unschuldigen Kinder umbringen ließ.“
(Anmerkung: soll ich jetzt lachen, auf einmal bedauert sie was Goebbels angerichtet hat).
Bis zum Ende des Nationalsozialismus arbeitete Brunhilde Pomsel direkt für Propagandaminister Joseph Goebbels, vom Holocaust will sie nichts mitbekommen haben. Nun ist die 106-Jährige laut AP gestorben.
Die ehemalige Sekretärin des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels ist tot. Brunhilde Pomsel starb nach Angaben der Nachrichtenagentur AP vergangene Woche in einem Altersheim bei München. Sie wurde 106 Jahre alt.
Pomsel hatte von 1942 bis zum Ende des Nationalsozialismus im „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ als eine der bis zu sechs Vorzimmerdamen von Goebbels und dessen Staatssekretär gearbeitet. Laut „Süddeutscher Zeitung“ gehörte sie zum „engsten Zirkel um Hitlers Hetzer“. 2011 wurde ihre Geschichte in dem Film „Eine deutsches Leben“ dokumentiert. Der Regisseur des Films, Christian Kroenes, habe den Tod Pomsels bestätigt, so AP.
In dem Dokumentarfilm behauptet sie, nichts vom Massenmord an sechs Millionen Juden gewusst zu haben. „Nichts haben wir gewusst, es ist alles schön verschwiegen worden, und das hat funktioniert“, sagt sie.
„Ich könnte keinen Widerstand leisten“, sagt Goebbels‘ Sekretärin im Film, „ich bin zu feige.“ Für sie seien Job und Wohlstand vorgegangen, außerdem habe sie dazugehören wollen. Pomsel trat bereits 1933 in die NSDAP ein.
Noch nicht lange im Amt sickern schon Indiskretionen aus Trumps innerem Kreis durch.
Aus tammox2
Trumpologiefolgenabschätzung
Das ist schon außerordentlich irre, was letzte Woche aus Trumps innerem Kreis geleakt wurde.
Der Mann werde zunehmend wahnsinniger und glotze lieber Fernsehen, statt zu arbeiten.
[….] Unter Berufung auf eine anonyme, jedoch dem Präsidenten nahestehende Quelle war bei «Politico» zu lesen, Trumps Mitarbeiter versuchten «seine schlimmsten Impulse» ebenso zu kontrollieren wie Informationen, die den Präsidenten «womöglich in Wut versetzen». Außerdem langweile sich Trump schnell und schaue deshalb zu viel TV. [….]
Der 45. US-Präsident kümmert sich also nicht nur nicht um Fakten, sondern ist auch noch stinkend faul und ungebildet.
Nur so läßt sich erklären, daß er bei vielen seiner executive orders offenbar nicht weiter als bis zur Nasenspitze gedacht hat.
20% Strafzölle auf mexikanische Importe?
Handelskrieg mit Mexico?
Ja, Mexico exportiert mehr in die USA, als umgekehrt. Diesbezüglich hat die USA tatsächlich ein Handelsbilanzdefizit, aber die US-Exporte zum südlichen Nachbarn sind erheblich.
U.S. goods and services trade with Mexico totaled an estimated $583.6 billion in 2015. Exports were $267.2 billion; imports were $316.4 billion. The U.S. goods and services trade deficit with Mexico was -$49.2 billion in 2015.
Mexico is currently our 3rd largest goods trading partner with $531 billion in total (two way) goods trade during 2015. Goods exports totaled $236 billion; goods imports totaled $295 billion. The U.S. goods trade deficit with Mexico was $58 billion in 2015. [….]
Man braucht wirklich nicht VWL studiert zu haben, um zu erkennen, daß ein 20%-Strafzoll für den US-Konsumenten Produkte im Wert von über 300 Milliarden Dollar drastisch teurer machen würde.
Zudem dürfte Mexico mit ähnlichen Strafzöllen reagieren, so der Export von US-Waren im Wert von mehr als 280 Milliarden Dollar drastisch erschwert würde.
Die US-Handelskammer spricht daher von fünf Millionen US-Arbeitsplätzen, die in Gefahr wären.
Protektionismus und möglicherweise Handelskriege sind daher keine Frage der ökonomischen Ideologie mehr. Linke und Rechte, Keynsianer und Neoliberale lehnen Strafzölle daher gleichermaßen ab und wollen den internationalen Handel erleichtern.
Die gegenteilige Politik, die Trump anstrebt, speist sich daher nur aus destruktiv-nationalistischem Abtrieb und purer Dummheit. Trump versteht einfach nichts von Volkswirtschaft.
Der Immobilien-Tycoon Trump macht bei jeder Gelegenheit deutlich, dass er die USA künftig wie ein Unternehmen führen will. Die Handelsbilanz des Staates setzt er mit der Bilanz eines Unternehmens gleich. Ist sie negativ, macht der Staat Miese, ist sie positiv, schreibt er Gewinne. „Wir verlieren eine ungeheuerliche Summe an Geld. Statistiken belegen, es sind 800 Milliarden Dollar in einem Jahr im Handel“, sagte er einmal während des Wahlkampfes der „New York Times“.
Für Dougas Irwin, Handelsexperte und ehemaliges Mitglied der Reagan-Administration, hinkt Trumps Vergleich jedoch. „Während ein Unternehmen nicht unendlich Geld verlieren kann, kann ein Land unendlich lange ein Handelsdefizit aufweisen, ohne Abstriche an seiner guten Verfassung zu machen“, zitiert CNN Money aus einem Beitrag für das Magazin „Foreign Affairs“. Als Beispiel führt Irwin Australien an. Der Kontinent hat zwar seit Jahrzehnten ein Handelsdefizit, weist aber seit 25 Jahren keine ökonomische Rezession. Umgekehrt weist Japan häufig einen Handelsbilanzüberschuss auf, aber die Wirtschaft stagniert seit Jahrzehnten.
[….] Langfristig würde das Wirtschaftswachstum der USA sinken. Die US-Exporteure werden durch die Handelsbarrieren der USA weniger verdienen, die Investitionen zurückgehen und die Verbraucherpreise steigen, prognostizieren die Experten. Ihren Anteil daran dürften dann auch die höheren Produktionskosten in den USA haben, weil Waren nicht mehr im Niedriglohnland Mexiko hergestellt werden. [….]
China guckt sich derzeit ganz genau an, wie sich der US-Präsident gegenüber Mexico verhält. Schließlich hatte Trump im Wahlkampf die Volksrepublik noch viel schärfer angegriffen.
U.S. goods and services trade with China totaled an estimated $659.4 billion in 2015. Exports were $161.6 billion; imports were $497.8 billion. The U.S. goods and services trade deficit with China was $336.2 billion in 2015.
China is currently our largest goods trading partner with $598 billion in total (two way) goods trade during 2015. Goods exports totaled $116 billion; goods imports totaled $482 billion. The U.S. goods trade deficit with China was $366 billion in 2015.
Trade in services with China (exports and imports) totaled an estimated $61.3 billion in 2015. Services exports were $45.4 billion; services imports were $15.9 billion. The U.S. services trade surplus with China was $29.5 billion in 2015.
According to the Department of Commerce, U.S. exports of goods and services to China supported an estimated 251 thousand jobs in 2014 (latest data available) (678 thousand supported by goods exports and 273 thousand supported by services exports). […..]
Die USA sind natürlich eine ökonomische Supermacht.
Aber die Exporte allein nach China und Mexico machen rund 450 Milliarden US-Dollar aus.
Man muß so irre wie Trump sein, um zu glauben, die USA könnten so einen Handelseinbruch unbeschadet überstehen.
Es geht um gewaltige Warenströme.
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Strafzölle kann ein großes Land gegen ein kleines Land durchsetzen, welches keine anderen Alternativen hat.
In China gibt es aber inzwischen aber eine unfassbare Anzahl von 1,5 Millionen Millionären, die extrem konsumfreudig sind.
Sie kaufen vor allem Flugzeuge, Autos und Maschinen aller Art aus den USA.
Falls es Herr Trump noch nicht weiß, so sollte ihm gesagt werden, daß derlei Produkte auch in Europa hergestellt werden.
Zudem drängt Trump die EU durch seinen TPP-Ausstieg, der ohnehin China ökonomisch stärkt, in den asiatischen Raum.
Trump kann Europas Chance sein
[….] Beim Handel zeigt Trump protektionistische Züge. So hat er ausländischen Unternehmen wie etwa BMW, die ihre Produkte anderswo herstellen und in den USA verkaufen, mit heftigen Strafzöllen gedroht. Ob er das wahrmacht, ist offen – zumal Europa die Mittel hätte, hart zurückzuschlagen. Eine Chance für Europa könnte sich aber durch Trumps Isolationismus bieten. Kaum im Amt, hat Trump den Ausstieg der USA aus dem transpazifischen Handelsabkommen TPP beschlossen – obwohl das zur Stärkung Chinas beitragen dürfte. Zudem deutet vieles darauf hin, dass die rasant wachsende Mittelschicht Asiens die Nachfrage nach hochwertigen Produkten steigern wird – und die kann Europa liefern.
Schon vergangenen Freitag, drei Tage vor Trumps Entscheidung gegen TPP, schickte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström eine Einladung an Japans Außenminister Fumio Kishida: Er solle noch vor dem Besuch von Premierminister Shinzo Abe im März nach Brüssel kommen. Sie sei sicher, schrieb Malmström, dass man „eine ehrgeizige Vereinbarung“ erreichen könne. Der FDP-Europaabgeordnete Michael Theurer will noch mehr. Wenn die EU ohnehin schon mit Japan, Australien und Neuseeland über bilaterale Handelsverträge rede, könne man auch gleich über „ein Arrangement mit dem gesamten Pazifiknetzwerk“ nachdenken, so Theurer. „Die EU sollte unbedingt prüfen, ob sie nicht statt der USA als Partner bei TPP einsteigen kann.“ [….]
Ich stimme ja Gysi nicht immer zu, aber hier schon, wenn er sagt bei Trump müsse man rotzfrech auftreten und auf keinem Fall anbiedernd. Weiters stimme ich Gysi zu, wenn er sagt: links ist nur der, der an der Seite ALLER Schwachen steht. Der nationale Egoismus von Trump ist eine Sackgasse. Trump steht immer an der Seite der Stärkeren, so wie es Rechte eben tun. Sie lieben das Starke und Monumentale.
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Aus votum24.votum1.de
„Wenn Du Respekt haben willst bei Trump, musst Du rotzfrech auftreten“, sagte Gregor Gysi, der Vorsitzende der Europäischen Linken in einem Deutschlandfunk-Interview. „Trump mag starke Typen, also musst Du entsprechend stark auftreten.“ Deshalb sei es seiner Ansicht nach falsch, sich bei ihm anbiedern zu wollen.
Dabei nannte Gysi einen Fehler, den sowohl Obama als auch Trump gemacht haben. „Wissen Sie, er begeht einen Irrtum, den Obama am Anfang auch begangen hat. Er denkt, er ist wirklich Präsident. Er denkt, er entscheidet allein die Dinge. Und dann hat Obama festgestellt, wie viele Einrichtungen es um ihn herum gibt, die ihn daran hindern, die doch auch was zu sagen haben. Und ich glaube, dass Trump auch die Justiz unterschätzt, die auch noch Entscheidungen trifft, etc., auch die Bindung an die Verfassung und anderes mehr“, sagte der Politiker.
Donald Trump habe dieselbe Illusion, wie alle Rechten in Europa, deshalb will er die Mauer zu Mexiko bauen. „Sie denken, wenn man ein Problem unsichtbar macht, indem man eine Mauer errichtet, ist man das Problem los. Das ist völlig falsch! So eine Mauer hält auch nicht. Die wird irgendwann von Millionen gestürmt und dann entsteht eine unbeherrschbare Situation“, warnte Gysi im Deutschlandfunk und formulierte den entscheidenden Unterschied zwischen Rechten und Linken: „Ein Linker steht an der Seite aller Schwachen. Wer nur an der Seite entweder der deutschen oder der amerikanischen Schwachen steht und nicht der anderen Schwachen, ist nicht links. Der kann sogar ganz rechts sein“. Donald Trump will aber, dass es nur den Amerikanern besser geht. „Wie es den Mexikanern und den anderen geht, das ist ihm völlig Wurst“. Deshalb sei er nicht links, sondern rechts.
Rechts steht unter anderem für gesund und stark. Alles andere war für die Nazis unwertes Leben und unnütze Esser. Schwache und Kranke wollte man nicht „durchschleppen“. Der „gesunde Volkskörper“ und der Rassenwahn vertrug keine nicht „richtig Deutschen“ und Menschen mit physischen oder psychischen Defekten. Die wurden als Schädlinge für den gesunden Volkskörper gesehen. Unglaublich für mich auch dieser Zynismus und das Stillehalten der großen Masse. Kennzeichnend für den Nationalsozialismus war auch die höhnische und zynische Sprache – und wie viele Spottlieder es gab… antisemitische Witze sowieso. Und heute jaulen manche Rechtsextreme schon wieder auf, wenn sie nicht in dieser Sprache reden dürfen und reden dann von Einschränkung der Meinungsfreiheit. Und die böse „Lügenpresse“ gibt sie nicht richtig wieder – es war ja doch alles ganz anders gemeint.
Wie menschenverachtend das nationalsozialistische Regime war, kann man auch am Euthanasieprogramm ablesen. Am 27.01.2017, 72 Jahre nach Ende des 12-jährigen Reiches erinnerte Deutschland erstmals öffentlich an diese vielen namenlosen Opfer.
Euthanasie heißt ja schöner oder guter Tod. Aber das war es im Dritten Reich ganz sicher nicht, siehe hier bei Wikipedia:
die systematischen Morde insbesondere an Menschen mit körperlich und/oder geistigen bzw. psychischen Beeinträchtigungen zur Zeit des Nationalsozialismus als Teil der sogenannten nationalsozialistischen „Rassenhygiene“
Kinder-Euthanasie, Ermordung von Kindern in Krankenhäusern in sogenannten „Kinderfachabteilungen“
Aktion T4, Erwachsenen-„Euthanasie“, Ermordung von Psychiatriepatienten und Behinderten 1940/1941 in Tötungsanstalten
Aktion 14f13, Ermordung von KZ-Häftlingen in den Tötungsanstalten der Aktion T4
Aktion Brandt, Ermordung von Psychiatriepatienten und Behinderten in Krankenhäusern ab 1943
Passive bzw. aktive Sterbehilfe, die Unterstützung von Sterbenden in der letzten Lebensphase (Euthanasia medicinalis) oder bei der vom Sterbenskranken gewünschten Herbeiführung des Todes, ein in Folge der NS-Geschichte des Wortes mittlerweile ungebräuchlicher Begriff.
Ende der 1930er Jahre gab das Rassenpolitische Amt der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) ein Werbeplakat heraus, das einen sitzenden, offenbar bewegungsunfähigen verkrüppelten Mann und einen hinter ihm stehenden Pfleger zeigt. Die bildliche Aussage wird durch den Satz „60.000 RM kostet dieser Erbkranke die Volksgemeinschaft auf Lebenszeit“ und den Hinweis „Volksgenosse das ist auch Dein Geld“ verdeutlicht: Behinderte und unheilbar Kranke wurden aus der stets propagierten Volksgemeinschaft – ähnlich den Juden, Sinti und Roma und anderen Gruppen – ausgegrenzt. Ihr Tod bedeutete eine Einsparung für jeden gesunden „Volksgenossen“. Mit den anthropologischen, genetischen und eugenischen Forschungen der „Rassenhygieniker“ wurde ab Herbst 1939 der als „Euthanasie“ bezeichnete Mord an den Menschen gerechtfertigt, deren Leben nach NS-Ideologie „nicht lebenswert“ war. Aus der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „Euthanasie“ vom „guten“ oder „schönen Tod“ wurde im NS-Regime die Pflicht des Staates abgeleitet, sich der von den Nationalsozialisten als „Defektmenschen“ und „Ballastexistenzen“ titulierten Behinderten zu entledigen.
KAPITELÜBERBLICK
Jahreschroniken
Der Ermordung unheilbar Kranker und Behinderter hatte Adolf Hitler im Oktober 1939 mit einem auf den 1. September zurückdatierten und auf seinem Privatbogen verfassten Schreiben die Ermächtigung gegeben:„unheilbar Kranken … [sollte] der Gnadentod gewährt werden“.Die Rückdatierung des Erlasses verdeutlichte, dass mit Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 auch der innere Krieg gegen Menschen begonnen hatte, die dem Rassenideal der Nationalsozialisten nicht entsprachen und somit als „schädlich“ und „wertlos“ galten.Adressiert war das Schreiben an Philipp Bouhler (1899-1945), Leiter der „Kanzlei des Führers“, und Hitlers Leibarzt Karl Brandt (1904-1948).Unter der Tarnbezeichnung „Aktion T 4“ – benannt nach dem Sitz der Organisationszentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4 – setzten sie mit Unterstützung von Ärzten, Pflegekräften und Verwaltungsbeamten in verschiedenen Tötungsanstalten in Deutschland den Massenmord an geistig Behinderten und anderen „unerwünschten Elementen“ um.
Für die „Aktion T 4“ wurden verschiedene Tarngesellschaften gegründet, über die das „Euthanasie“-Programm abgewickelt wurde: In der „Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten“ entwarf ein Ärzteteam Meldebögen und ärztliche Gutachten über Behinderungen. Die „Gemeinnützige Krankentransportgesellschaft“ organisierte die Verlegungstransporte – zumeist in grauen Bussen.Der „Allgemeinen Stiftung für Anstaltswesen“ oblag das Personalwesen. Ende 1939 begann die Versendung der Meldebögen zur „planwirtschaftlichen Erfassung“ der Anstaltspatienten. Es wurde nach Art der Krankheit, Dauer des Anstaltsaufenthalts und Arbeitsfähigkeit gefragt. Nur anhand der ausgefüllten Formulare entschieden dann je drei der etwa 30 Gutachter (Ärzte, Hochschullehrer und Anstaltsleiter) unabhängig voneinander über Leben und Tod der Patienten. Bei abweichenden Beurteilungen sprach ein Obergutachter das endgültige Urteil. „Todeskandidaten“ wurden in die „Euthanasie“-Anstalten Grafeneck, Brandenburg, Hartheim, Pirna, Bernburg und Hadamar gebracht. Dort wurden bis August 1941 insgesamt rund 70.000 Menschen – zumeist durch Vergasungen oder Injektionen – ermordet. Bei den ersten Vergasungen der „Aktion T 4“ in Brandenburg 1940 wurden die Opfer in als Duschräume getarnte Gaskammern geführt.
Die Leichen wurden sofort eingeäschert, um Untersuchungen durch Angehörige zu unterbinden. Diese erhielten Schreiben mit fingierten Todesursachen und Sterbeorten.
Für mich hat das Euthanasie-Programm der Nazis ein Gesicht: das Gesicht meiner Oma. Ich habe sie nicht kennenlernen dürfen, weil ein gewissenloser Nazi-Scherge entschieden hatte: Diese Frau ist lebensunwert, die kommt weg. Und warum? Weil sie es nicht aushalten konnte, dass ihr Mann, mein Großvater, auf dem Schlachtfeld in der Ukraine gefallen war und nie wieder zurückkehren würde. Weil ihr Geist das einfach nicht wahrhaben wollte und weil ihre Nerven brachen.
Sie wurden „entsorgt“
An die 300.000 Menschen wurden „entsorgt“, weil sie behindert waren. Oder, wie meine Großmutter, weil sie psychisch krank waren. Kaum einer stand damals für diese Schwächsten der Gesellschaft ein. War es Scham? Scham, weil man eine Mutter, eine Schwester, einen Onkel hatte, die von der Obrigkeit als abnorm, als unnütze Esser abgestempelt wurden? Als Schädlinge gar für den gesunden Volkskörper, wie es eine Angehörige eines Euthanasie-Opfers bei der Gedenkstunde formuliert hat?
Für mich hat das Euthanasie-Programm der Nazis ein Gesicht: das Gesicht meiner Oma. Ich habe sie nicht kennenlernen dürfen, weil ein gewissenloser Nazi-Scherge entschieden hatte: Diese Frau ist lebensunwert, die kommt weg. Und warum? Weil sie es nicht aushalten konnte, dass ihr Mann, mein Großvater, auf dem Schlachtfeld in der Ukraine gefallen war und nie wieder zurückkehren würde. Weil ihr Geist das einfach nicht wahrhaben wollte und weil ihre Nerven brachen.
Sie wurden „entsorgt“
An die 300.000 Menschen wurden „entsorgt“, weil sie behindert waren. Oder, wie meine Großmutter, weil sie psychisch krank waren. Kaum einer stand damals für diese Schwächsten der Gesellschaft ein. War es Scham? Scham, weil man eine Mutter, eine Schwester, einen Onkel hatte, die von der Obrigkeit als abnorm, als unnütze Esser abgestempelt wurden? Als Schädlinge gar für den gesunden Volkskörper, wie es eine Angehörige eines Euthanasie-Opfers bei der Gedenkstunde formuliert hat?
Rund sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, erinnert Deutschland erstmals öffentlich an diese vielen namenlosen Opfer.
Diagnosen, die zur Tötung der Salzburger Kinder führten
Das Kind ist nach einer Frühgeburt zart, der Vater in Russland gefallen, die Mutter ist nicht verheiratet und muss arbeiten, daher weist es der Amtsarzt (zuerst) Pflegeeltern zu.
Erbbiologisch erfasst und als erbkrank angezeigt
Lähmungen an den Beinen, geringer Wortschatz
Nach Kinderlähmung verzögerte körperliche und geistige Entwicklung, sowie Lähmungserscheinungen an den Extremitäten
Hydrocephalus, spastische Lähmung der Extremitäten, Schluckbeschwerden
Entwicklungsverzögert, in den Augen des Amtsarztes „schwachsinnig“
Nach Hirnhautentzündung taubstumm, rachitische Knochenerweichung der Extremitäten
Mongolid (Anmerkung: Downsyndrom), ärmliche Familie; Kind kann mit drei Jahren weder sprechen noch gehen
Angstzustände und epileptische Anfälle nach Bombenangriff (nach Beobachtung im Landeskrankenhaus ungeheilt wegen „Aussichtslosigkeit“ entlassen und gemeldet)
Das nationalsozialistische Deutschland griff älteres sozialdarwinistisches Gedankengut begierig auf und unterwarf das menschliche Leben einem erbarmungslosen Kosten-Nutzen-Kalkül: Für „Ballastexistenzen“ und „unnütze Esser“ war kein Platz. Die „rassische Höherentwicklung des Volkes“ forderte die Ausmerzung aller „Minderwertigen“ und „Erbkranken“. Das NS-Euthanasieprogramm wurde durch eine perfide Propagandatätigkeit vorbereitet, die die „zwingende Notwendigkeit“ der „Tötung“ lebensunwerten Lebens zum Ziel hatte.
Die „Ausmerzung lebensunwerten Lebens“ war propagandistisch nach sechs Jahren nationalsozialistischer Herrschaft soweit vorbereitet, dass Adolf Hitler Ende Oktober 1939 auf nichtamtlichem Privatpapier einen Geheimbefehl unterschreiben konnte: „Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt sind unter Verantwortung beauftrag, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann“. Der Erlass ist mit „1. September“, dem Tag des Kriegsausbruches rückdatiert. Damit sollte einerseits dokumentiert werden, dass der Beginn äußeren, „heroischen“ Neuordnung Deutschlands auch das Datum für die fällige innere Reinigung von „minderwertigen Elementen“ sein müsse, andererseits erwähnte Hitler schon 1935, dass er die Euthanasiefrage dann „aufgreifen und durchführen werde, wenn während eines Krieges der Widerstand dagegen geringer“ sein wird.
Durchgeführt wurde das NS-Euthanasieprogramm – die Aktion „T4“ – vom Amt II der „Kanzlei des Führers“, dem Viktor Brack vorstand. Dieser errechnete, dass auf 1.000 Einwohner ein „geistig Toter“ falle, der der Vernichtung zugeführt werden müsse. Nur eine Industrialisierung des Mordes konnte die geforderte Massenvernichtung bewältigen: Am 18. Oktober 1939 wurde erstmals das Vergasen von Menschen am Beispiel von polischen psychisch Kranken in den Befestigungsanlagen von Posen erprobt. Der Rassenhygieniker der Universität Gießen, Prof. Kranz, ein überzeugter Nationalsozialist, forderte darüber hinaus die Vernichtung von einer Million Menschen, die er als Persönlichkeitsgestörte den Schwachsinnigen gleichsetzte und sie als gemeinschaftsunfähig bezeichnete: Neben der „Auslese“ sei die „Ausmerze“ notwendig.
Zur Durchführung der „Ausmerze“ wurden drei Tarngesellschaften errichtet, die in den Heil- und Pflegeanstalten, Altersheimen und Pflegeanstalten Terror und Tod verbreiten. Im gesamten Reichsgebiet wurden sechs Tötungsanstalten eingerichtet: Hadamar bei Koblenz, Hartheim bei Linz, Bernburg in Anhalt, Sonnenstein bei Pirna, Grafeneck in Württemberg und Brandenburg bei Berlin. Dort wurden Kranke aus allen Teilen des „Großdeutschen Reiches“ und aus den von der Wehrmacht eroberten Teilen Europas systematisch getötet, über 500 davon stammten aus Nord- und Südtirol.
[…] „ES ist geschehen“, schreibt Primo Levi, „folglich kann ES wieder geschehen“.
Vor kurzem war Niklas Frank, der Sohn von Hans Michael Frank, in einer Fernsehsendung des ZDF eingeladen. Der Vater Hans Michael Frank wurde am 16. Oktober 1946 im Kriegsverbrecher-Prozess in Nürnberg hingerichtet.
Sein Sohn rechnete mit dem Wirken seines Vater in der NS-Zeit radikal und schonungslos ab. Er war schockiert über die Verbrechen, die auf das Konto seines Vaters gingen. Seine drei Geschwister bleiben auch nach dem Tod des Vaters national und faschistisch. Auch die Mutter rückt nicht ab vom alten Herrenmenschendenken. Niklas Frank zeigt auch auf wie unterschiedlich in deutschen Familien mit der Vergangenheit umgegangen wurde. Niklas hat seinem Vater nie verziehen. Niklas Frank arbeitete die Zeit seines Vater auf und schrieb das Buch: „Der Vater – Eine Abrechnung“.
Zu Hans Michael Frank aus Wikipedia:
Hans Michael Frank (* 23. Mai 1900 in Karlsruhe; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war ein nationalsozialistischer deutscher Politiker. Er schloss sich der DAP, Vorläuferin der NSDAP, bereits 1919 an, fungierte als Adolf Hitlers Rechtsanwalt und war höchster Jurist im „Dritten Reich“.
Bühler drängte Reinhard Heydrich auf der Wannseekonferenz, mit der Endlösung im Generalgouvernement zu beginnen, weil er hier keine Transportprobleme sah. Dies geht eindeutig aus dem Protokoll vom 20. Januar 1942 hervor, in dem es heißt: „Staatssekretär Dr. Bühler stelle fest, daß das Generalgouvernement es begrüßen würde, wenn mit der Endlösung dieser Frage im Generalgouvernement begonnen würde“.[4] 1942 beteiligte sich Bühler an der Umsiedlungsaktion für deutsche Siedlungen bei Lublin und an der Verschleppung von Polen zur Zwangsarbeit nach Deutschland.)
Hans Franks Sohn Niklas Frank publizierte 1987 ein Buch mit dem Titel Der Vater, das den Untertitel „Eine Abrechnung“ trägt. Frank rekonstruierte das Leben seines Vaters aufgrund jahrelanger Recherchen, in deren Verlauf er erkennen musste, welch ungeheuren Ausmaßes die Verbrechen des Vaters waren. Das Buch wurde zunächst als Serie mit dem Titel „Mein Vater, der Nazimörder“ in der deutschen Illustrierten Stern veröffentlicht und löste heftige Kontroversen aus. Es ist ein außergewöhnliches Dokument schonungsloser Offenheit eines Sohnes der Person und den Verbrechen seines Vaters gegenüber. Niklas Frank schreibt dazu:
„Es gibt Väter, die zeugen einen täglich neu. So, wie der meine mich. Ich schlug mich mit ihm herum, ein Leben lang. Erst innerlich. Dann exhibitionierte ich, schrieb einen wüsten Text, ungefiltert durch bürgerlichen Geschmack, genau so ekelhaft, wie deutsche und österreichische Bürger während des ‚Dritten Reiches‘ ihren Verbrechen nachgingen, oder Hitler und seine Verbrecher schützten, stützten, verehrten, liebten – und die große Zeit bis heute nicht vergessen haben. (…) Wenn man seinen Vater verfolgt, wie ich, wenn man in sein Hirn hineinkriecht, wie ich, wenn man seine Feigheiten studiert, und sie wieder findet, wie ich bei mir, wenn man bei den Recherchen sieht, welch Gierzapfen meine Mutter war, wie sie das Generalgouvernement Polen als Supermarkt auffasste, in dem sie als ‚Frau Generalgouverneur‘ die Preise selbst bestimmen konnte, wenn man, wie ich mit ihr, durch die Gettos fuhr und Pelze auflud aus den jüdischen Geschäften, deren Inhaber fälschlicherweise glaubten, durch Brigitte Frank ihr Leben retten zu können, dann kann aus all dem Leid und Hass zwischen den Leichenbergen nur eines entstehen: DieGroteske.“
. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Frank
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Auszug aus swr2.de
Niklas Frank komplettiert seine Auseinandersetzung mit der Familie. Der Vater, Hans Frank, war Hitlers Generalgouverneur im besetzen Polen, und wurde nach dem Krieg verurteilt und hingerichtet.
Niklas Frank: Bruder Norman!
[…]
Bruder Norman erinnert sich nicht an die SS-Kaserne neben seiner Schule in Krakau, nicht an halb nackte Juden, die in bitterer Kälte Kohlensäcke abladen mussten, nicht an die Peitschenhiebe, nicht an Quälereien aus purer Lust und auf offener Straße. Der Bruder will sich nicht erinnern, er kann sich nicht erinnern. Doch ein Schulfreund von Norman erinnert sich sehr wohl und schreibt es sogar auf. Der Schulfreund hat ein Büchlein für seine Enkel gemacht, damit nichts vergessen wird. Frühjahr 1944: Auf einem LKW sieht der Schulfreund von Norman jämmerliche, abgemagerte, heruntergekommene Gestalten, hinten am LKW steht der Zielort in großen Buchstaben: Auschwitz. Das Vernichtungslager ist förmlich plakatiert. In langer Reihe hängen an Telefonmasten die Toten an Galgen. Zur Abschreckung, vor aller Augen. Darüber konnte keiner hinweg sehen. Wie konnte später gesagt werden, man habe nichts gewusst? Und die Spottlieder und antisemitischen Witze? In aller Munde, herzhaft und gehässig gebrüllt und selbstgefällig weitergetragen und hier, bei Niklas Frank, nachzulesen. Der Autor macht all das plastisch, er kennt keine Tabus, reiht eine Ungeheuerlichkeit an die andere. Und macht damit, stellvertretend für die Deutschen, auch seinem geliebten Bruder den Prozess.
„Es hat nichts mit Tapferkeit zu tun! Wir sind in einer wunderbaren Demokratie, die trotz aller Fehler immer noch sensationell gut funktioniert. Da bedarf es keinerlei Mutes, solche Bücher zu schreiben.“
Niklas Frank blickt in die Abgründe einer deutschen Familie. Er enthüllt die Tragik gespaltener Seelen. Drei Geschwister bleiben auch nach dem Tod des Vaters national und faschistisch. Auch die Mutter rückt nicht ab vom alten Herrenmenschendenken.Bruder Norman flüchtet sich in den Alkohol, erinnert sich lieber an das Glück der Kindheit und die Abenteuer der Pubertät und will alles andere vergessen. Ein paar Anekdoten aus großer Zeit sind ihm im Gedächtnis geblieben: mit Roland Freisler, dem brüllenden ‚Blutrichter‘ Hitlers, beim Frühstück: witzig war der, erinnert sich Norman. Als Fünfjähriger saß er auch auf Hitlers Schoß: beißend ironisch denkt Norman daran zurück, mehr nicht. Schön gefärbte Bilder eben. Damit kommen die Brüder der Wahrheit nicht näher. Und doch erkennt Bruder Norman ab und an etwas – aber im nächsten Moment widerruft er das schreckliche Erwachen. Niklas Frank, der Autor, kommt sein Leben lang nicht los von seiner mörderischen Familie und der Scham über die deutschen Verbrechen. Seit Jahrzehnten wühlt er im Urschlamm und möchte verstehen, begreifen, wissen, warum. Eine Frage der Selbstachtung? Eine Frage des Überlebens? Ein Ringen mit dem Trauma, ein Kampf gegen die Verpanzerung. Niklas Frank wirkt heute alles andere als verbittert oder zynisch. Im Gegenteil: Er ist dem Leben zugewandt und freut sich über die Kapriolen und Widersprüche und Rätsel menschlichen Seins.
„Das ist immer die Groteske des Lebens und wofür ich auch die Menschen liebe. Das ist einfach toll: Wir könnens halt nicht! Wir können nicht der Wirklichkeit konform leben. Da müsste ich auch sagen: Bin ein alter Mann und hab Arthrose und jetzt leg dich doch hin und sterbe, es hat ja alles keinen Sinn. Aber ich träume. Und freue mich über dies und jenes. Und denk, die Enkel werden mich schon in drei Jahren für stinklangweilig erachten, weil sie ganz andere Interessen haben. Und so geht das Leben dahin. Aber es ist schön.“
Niklas Frank hat ein tabuloses, ein tragisches und sehr schmerzhaftes Buch geschrieben. Die Wucht der Worte ist überwältigend. Hier kommt keiner ungeschoren davon, auch der Leser nicht. Ein umwerfendes Buch, bitter, trostlos, verzehrend. Eine Entblößung, herausfordernd, selbst zerfleischend, klar und einfach und packend geschrieben. Ein Lehrstück.
Stefan Berkholz – Stand: 25.4.2013
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Steve Bannon, der ex-Chef von Breitbart.com, der wesentlich zum Erfolg von Trump beigetragen hat, erklärt Journalisten zu Feinden. Natürlich macht er bei sich da eine Ausnahme. Denn die Medien hatten Trump so schlecht behandelt und so viel Unwahrheiten über ihn verbreitet…
Zur Opposition gehören laut Steve Bannon nicht nur die Demokraten sondern eben auch die böse Presse. Irgendwann wird Trump per Dekret den Medien anweisen, welche „Fakten“ und welche Besucherzahlen sie veröffentlichen müssen.
Aus der SZ
Trump-Berater über US-Medien: Ihr seid die Opposition
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Chef-Stratege von Donald Trump, Steve Bannon, bei der Amtseinführung der UN-Botschafterin Nikki Haley. (Foto: AFP)
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Steve Bannon macht klar, dass er Journalisten als Feinde ansieht. Der frühere Breitbart-Chef sagt der „New York Times“: „Haltet den Mund und hört zu.“ Damit positioniert sich Bannon im internen Machtkampf.
Die Handschrift Bannons war schon in der düsteren Antrittsrede nach der Vereidigung zu erkennen gewesen, und am Tag sechs der Trump-Präsidentschaft zeigt der 63-Jährige erneut, dass er genauso denkt wie sein Chef. „Ich möchte, dass Sie das zitieren. Die Medien sind die Oppositionspartei. Sie verstehen dieses Land nicht. Sie verstehen immer noch nicht, warum Donald Trump Präsident geworden ist“, sagt Bannon zu einem Reporter der New York Times.
Der ehemalige Goldman-Sachs-Banker geht so weit, dass er nicht die Demokraten als Opposition ansieht – sondern die Journalisten. Er äußert die Überzeugung, dass die Medien durch den Wahlausgang „gedemütigt“ worden seien und „zu 100 Prozent“ falsch berichtet hätten. Namentlich greift er die Washington Post und die New York Times heraus.
Bannon gibt äußerst selten Interviews und seine Aussagen haben ja eine Vorgeschichte. Trump selbst nennt die Medien „Abschaum“ und wirft ihnen vor, absichtlich falsch über ihn zu berichten. Regierungssprecher Sean Spicer drohte am Tag nach der Vereidigung damit, die Medien wegen der angeblich falsch berichteten Zuschaueranzahl „zur Rechenschaft“ ziehen zu wollen, während Trump-Beraterin Kellyanne Conway von „alternativen Fakten“ spricht.
Spicer erklärte die Kritik Trumps an den Journalisten am Montag damit, der neue Präsident sei „frustriert“ und fände die kritischen Berichte „demoralisierend“. Dass es die Aufgabe der Medien in einer Demokratie ist, kritisch über Regierung, Parlament und andere Institutionen zu berichten, scheinen nicht alle im Weißen Haus zu akzeptieren. Weitere Zitate von Steve Bannon: „Die Medien sollten sich schämen und demütig sein. Haltet den Mund und hört für eine Weile zu“ und „Die Journalisten haben keine Integrität, keine Intelligenz und sind keine harten Arbeiter“.
Bannon stehen mächtige Gegner gegenüber
Indem der Chefstratege nun nachlegt, treibt er den bestehenden Narrativ voran: Alle Journalisten seien gegen Donald Trump, kritische Nachfragen oder das Beharren auf Fakten seien der Versuch, seine Legitimation zu untergraben und seine Präsidentschaft zu ruinieren. Laut NYT war Bannon dafür, Spicer am Samstag vor die Journalisten zu schicken und diese zu attackieren. Der Ex-Breitbart-Chef gehört neben Conway zum kleinen Team, das für Trumps Sieg arbeitete und den „Bewegung“-Charakter betont.
Ihnen gegenüber steht etwa Büroleiter Reince Priebus, der seit Jahren in Washington aktiv ist und bestens mit konservativen Politikern wie Paul Ryan vernetzt ist. Sie drängen Trump, sich stärker auf konservative Sachpolitik zu konzentrieren und nicht ständig durch Gerede über den Einsatz von Folter oder angeblichen Wahlbetrug unseriös zu erscheinen. Oft haben provokante Aussagen aus dem Trump-Lager das Ziel, von unangenehmen Geschichten abzulenken: Dies scheint heute aber nicht der Fall, denn Bannons Medien-Attacke lenkt ab von der Unterzeichnung der Präsidialdekrete und dem öffentlichen Gerangel mit Mexiko um die Finanzierung der Grenzmauer.
Bannon selbst war am Vortag in die Schlagzeilen geraten: Er ist nämlich sowohl in Florida als auch in New York als Wähler registriert. Dies ist genau jener angebliche „Wahlbetrug“, über den sich Trump beschwert und den er – ohne jegliche Grundlage – als Erklärung ausführt, wieso Hillary Clinton knapp drei Millionen mehr Stimmen erhielt. Laut Washington Post waren noch vier andere Mitglieder des engsten Trump-Zirkels in zwei Bundesstaaten in die Wählerlisten eingetragen:Tochter Tiffany, Schwiegersohn Jared Kushner, der designierte Finanzminister Steve Mnuchin – und auch Regierungssprecher Sean Spicer.
Björn Höcke ist ein Provokateuer ersten Ranges und er ist eindeutig völkisch rechtsradikal. Nach seiner Dresdner Rede ist ein Erscheinen dieses Mannes beim Holocaustgedenktag vollkommen deplatziert und inakzeptabel. Er sprach ja in seiner Dresdner Rede in einem Brauhaus von einer 180-Grad-Wende in der Erinnerungs- und dämlichen Bewältigungskultur. Petry sieht parteischädigendes Verhalten.
Aus der ZEIT
Thüringens AfD-Chef ist am Holocaustgedenktag in Buchenwald unerwünscht, dennoch will er hingehen. Parteichefin Petry beklagt einen Rückgang von Spenden wegen Höcke.
Die Stiftung der KZ-Gedenkstätten in Thüringen hat den AfD-Landes- und Fraktionschef Björn Höcke vom Holocaustgedenktag ausgeladen. An dem bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am Freitag in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald sei er nicht willkommen, teilte ihm die Stiftungsleitung mit.
„Nach seiner Rede in Dresden ist eine Teilnahme von Herrn Höcke an der Kranzniederlegung im ehemaligen KZ Buchenwald nicht akzeptabel“, sagte der stellvertretende Direktor der Stiftung Rikola-Gunnar Lüttgenau. Höcke habe das öffentliche Erinnern an die Vernichtung der Juden diffamiert. Der Ehrenpräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, Bertrand Herz, sagte: „Wir wehren uns gegen das Erscheinen von Verharmlosern beim Gedenken an der Stätte unseres Martyriums.“
Hintergrund ist eine Rede, die Höcke vor einer Woche in Dresden gehalten hatte. Darin verlangte er im Hinblick auf die Aufarbeitung deutscher Geschichte eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Über das Holocaustmahnmal in Berlin sagte er: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“ Das hatte heftige Kritik in und außerhalb der Partei ausgelöst. Der AfD-Bundesvorstand beschloss daraufhin noch nicht näher bestimmte Ordnungsmaßnahmen gegen Höcke. Die Dresdner Staatsanwaltschaft hat Vorermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen ihn eingeleitet. Vor einem förmlichen Ermittlungsverfahren schützt ihn aber noch seine Immunität als Abgeordneter.
Höcke teilte mit, er wolle sich nicht von dem Gedenken in Buchenwald ausschließen lassen und kündigte an, dennoch hinzufahren. Die Gedenkstätte sei nicht Herr seines Gedenken, schrieb Höcke Stiftungsdirektor Volkhard Knigge. „Es steht Ihnen schlicht nicht zu, zu entscheiden, wer für ein Verfassungsorgan an dieser offiziellen Gedenkveranstaltung teilnimmt und wer nicht.“ Knigge könne im Übrigen „keine Haltung aussperren, die nicht existiert“. Er werde „selbstverständlich zusammen mit einem Kollegen (…) meiner Trauer um die Ermordung der deutschen und europäischen Juden Ausdruck verleihen“. Mit der angeblich nicht existenten Haltung spielt Höcke auf die Lesart seiner Rede an, wonach er das Holocaust-Mahnmal als Schande bezeichnet habe. Höcke hatte das als „bösartige und bewusst verleumdende Interpretationen“ zurückgewiesen und Medien mit juristischen Schritten gedroht.
Der Vizechef der Thüringer Gedenkstätten, Lüttgenau, sagte ZEIT ONLINE, man spiele derzeit verschiedene Szenarien durch, wie man auf ein Auftauchen Höckes reagieren kann. Ziel sei, der Haltung Ausdruck zu verleihen, dass Höcke unerwünscht sei und seine Anwesenheit störe. Wissenslücken bei Höcke könnten zu einem anderen Zeitpunkt geschlossen werden: Er könne „gern privat die Gedenkstätte und ihre Ausstellungen besuchen, um sich über die verheerenden Folgen nationalistischer und völkischer Gesellschaftspolitik zu informieren“.
Es soll ein Tag des Gedenkens sein, doch genau 72 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz eskaliert der Streit über die deutsche Erinnerungskultur. Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke kündigte an, am heutigen Freitag die NS-Gedenkstätte Buchenwald besuchen zu wollen – gegen den ausdrücklichen Wunsch der Stiftung.
Der stellvertretende Stiftungsdirektor Rikola-Gunnar Lüttgenau hatte zuvor klargemacht, dass nach seiner Rede in Dresden „eine Teilnahme von Herrn Höcke an der Kranzniederlegung im ehemaligen KZ Buchenwald nicht akzeptabel“ sei. Höcke schrieb nun zurück, es stehe der Gedenkstätte „schlicht nicht zu, zu entscheiden, wer (…) an dieser offiziellen Gedenkveranstaltung teilnimmt und wer nicht“.
Höcke gilt selbst innerhalb der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland“ als umstritten. In Dresden hatte er eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert und von einer „dämlichen Bewältigungskultur“ gesprochen. Das Holocaust-Mahnmal in Berlin bezeichnete er als „Denkmal der Schande“.
. „Vor 10 Jahren konnte ich nachts als Frau allein von der Disco nach Hause gehen…“ 😉 Pos. 7:30
Manchmal ist es auch schon wieder lustig, trotz aller Bedeutungsschwere.
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Ein Tier ist kein Modell und auch kein Messinstrument, so wie die Tierversuchs-Industrie Tiere missbraucht.
Die Heilsversprechen der Tierversuchs-Industrie treffen alle nicht zu. Leider bleibt es bei zu vielen Leuten haften, dass diese grausamen Tierversuche ihnen eventuell einmal helfen könnten. Die angeblichen Erfolge dienen nur dazu sich die Akzeptanz der Menschen zu sichern und die Finanzierung durch den Staat für eine sogenannte Forschung einheimsen zu können.
Aids ist seit 1983 besiegt, Krebs seit 1990 und seit 2005 können routinemäßig Schweineherzen auf Menschen transplantiert werden – so zumindest die auf Tierversuchen basierenden Prognosen mancher Forscher. Wenn eine neue Behandlungsmethode im Tierversuch funktioniert, wird dies oft übertrieben positiv in der Öffentlichkeit dargestellt, doch tatsächlich bleibt die effektive Therapie für kranke Menschen aus. Eine heute veröffentlichte Untersuchung des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche wertet Medienartikel aus drei Jahrzehnten aus und geht der Frage der Ursache für die falschen Prognosen nach.
„Erstmals Affen von Diabetes geheilt! Neue Hoffnung für Aids-Patienten! Durchbruch bei Parkinson-Forschung! Im Tierversuch erfolgreich getestet! Querschnittsgelähmte Ratten laufen wieder! Blinde Mäuse wurden sehend!“ lauten einige typische Hoffnung schürende Schlagzeilen. Eine aktuelle Auswertung von 119 solcher Heilsversprechungen aus 110 Medienberichten aus drei Jahrzehnten des Vereins Ärzte gegen Tierversuche zeigt, dass Verheißungen dieser Art in der Presse Gang und Gäbe sind. Dabei werden Heilsversprechungen nicht erst durch die Medien aufgebauscht…
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Da gibt es solche Seiten wie epochtimes.de im Dienste des Kremls, die russische Propaganda deutschen Lesern schmackhaft machen wollen. Ein Maidan im Anflug ist in den USA überhaupt nicht zu erkennen und so ein Aufstand wäre ja auch nie 1:1 zu übertragen. Diese Behauptungen sind haltlos und frei erfunden. Dass dem Kreml Trump passt hat er ja mit seinen Hackerangriffen im US-Wahlkampf bewiesen.
Aus epochtimes.de
Mit Blick auf den Regime-Wechsel in der Ukraine in 2014 warnte Russlands Staatschef Wladimir Putin nun vor einem Putsch gegen Donald Trump: „Ich habe den Eindruck, dass sie in Kiew geübt haben und bereit sind, einen Maidan in Washington zu organisieren, nur um Trump nicht ins Amt kommen zu lassen“, so Putin.
Kurz vor dem Amtsantritt von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten am Freitag, warnt Russlands Staatschef Wladimir Putin vor einem Putsch a la Maidan. In den USA gebe es Versuche, Trump mithilfe von „Maidan-artigen“ Methoden zu stürzen, sagte Putin, berichtet „Berlinjournal“.
In 2014 wurde der damalige ukrainische Staatschef Victor Janukowitsch mit Hilfe des Westens gestürzt. Die Massendemonstrationen in Kiew endeten mit Dutzenden Toten und dem Sturz Janukowitschs.
Danach kommt ein Video mit dem Historiker Daniel Ganser, das die deutsche Jasmin Kosubek für RT deusch moderiert.
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Jasmin Kosubek ist das Aushängeschild des russischen Propadanda-Portals „RT Deutsch“
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„Ich habe den Eindruck, dass sie in Kiew geübt haben und bereit sind, einen Maidan in Washington zu organisieren, nur um Trump nicht ins Amt kommen zu lassen“, sagte Putin. Die permanenten Attacken auf den designierten US-Präsidenten zeigten, dass gewisse „politische Eliten im Westen“ sich deutlich verschlimmert haben.
In den westlichen Medien findet seit dem Wahlsieg des Immobilienmilliardärs eine massive Anti-Trump-Kampagne statt. Ständig erscheinen neue Vorwürfe gegen Trump, die bislang in keinem Fall belegt wurden.
Vor einer Woche hatten US-Medien, darunter die Zeitung „New York Times“, über weitere unbewiesene brisante Informationen zu Trumps Privatleben und seinen Finanzen berichtet, mit denen Russland ihn angeblich erpressen könnte. Das Medienportal Buzzfeed veröffentlichte 35 ein Seiten starkes Dossier, in dem unter anderem von Sexvideos mit Prostituierten in einem Moskauer Luxushotel 2013 die Rede war. Beweise blieben auch bei diesen Anschuldigungen aus.
Russlands Staatschef Wladimir Putin wies die Behauptungen – russische Geheimdienste hätten den künftigen US-Präsidenten während eines Besuchs in Moskau 2013 ausspioniert – am Dienstag als „lächerlich“ zurück.
Die Medien der Neuen Rechten, Teil 7: Das Webportal „RT Deutsch“
[…] Fehler und Manipulationen
Neben der beschränkten Auswahl an Gästen unterlaufen RT auch häufig handwerkliche Fehler, teilweise werden schlicht Unwahrheiten verbreitet. So wird in einem Bericht behauptet, im Januar 2016 seien 100.000 Menschen bei Pegida-Demonstrationen mitgelaufen. Laut der Forschungsgruppe „durchgezählt“ gab es in dem Monat drei Demos in Dresden, an denen jeweils rund 4000 Menschen teilnehmen; zu einer Kundgebung in Leipzig kommen rund 300 Teilnehmer.
In einem anderen Bericht über Flüchtlinge, ebenfalls von August 2016, wird ein Mann auf der Straße befragt. Er ist der Meinung, dass Flüchtlinge den Staat zu viel kosten und zudem ein Sicherheitsrisiko darstellen. Bei dem Mann handelt es sich um den Dortmunder Neonazi Michael Brück von der Partei „Die Rechte“. Sein Name und seine Parteizugehörigkeit werden in dem Beitrag jedoch nicht genannt. Natürlich kam da auch „Unsere Lisa“ vor, das angeblich vergewaltigte Mädchen vor.
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Am 29. Januar 2015 gibt die Berliner Staatsanwaltschaft bekannt, dass Lisa die Geschichte erfunden und das Mädchen die Nacht bei ihrem 19-jährigen Freund verbracht habe. Das habe die Auswertung ihrer Handydaten ergeben. Die Polizei wiederholte bereits zuvor stets, sie gehe nicht davon aus, dass Lisa entführt und vergewaltigt wurde.
Ist wohl sehr seltsam, wenn ein Mann wie Jessenin, der russische Dichter, mit 30 Jahren schon das Leben satt hatte. Das kann man sich ja kaum vorstellen. Aber Dichter sind eben keine Durchschnitts-Menschen.
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Jessenin und Majakowski: Fertig mit dem Leben
Sergej Jessenin und Wladimir Majakowski waren die Revolutionäre unter den Sowjetschriftstellern. Sie lebten wild und unangepasst. Jessenin, der sich selbst einen „Hooligan“ nannte, und Majakowski, der Frauenheld, setzten ihrem Leben selbst ein blutiges Ende. Betrauert werden wollten sie nicht, unvergessen sind sie geblieben.
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Sergej Jessenin: „Leben gab’s ja schon einmal“
Am 25. Dezember 1925 kam Sergej Jessenin im Sankt Petersburger Angleterre Hotel an. Hinter ihm lag eine durchzechte Nacht in der Schriftstellerbar. Völlig betrunken hatte er dort randaliert, andere Schriftsteller angegriffen, sie als „Emporkömmlinge“ und „mittelmäßig“ beleidigt. Er hatte mit Möbeln um sich geworfen und Gläser auf dem Fußboden zerschmettert, bis man ihn mit Gewalt hinausgeworfen hatte. Die kommenden Nächte sollten ihm Frieden bringen.
Sergej Jessenin war 30 Jahre alt. Und schon hatte er das Leben satt, die Frauen, die Schriftstellerei und seine Freunde. Jessenin war das Enfant terrible der Bolschewiken: Er verhielt sich ungehörig und rebellisch, war aber auch talentiert, wurde von der Öffentlichkeit geliebt und war der neuen Obrigkeit gegenüber loyal. In seinen letzten Lebensjahren provozierte Jessenin zunehmend. Sein Werk „Beichte eines Hooligans“ (1921) zeigte aber auch eine andere Seite seiner Persönlichkeit: beklommen und ordinär.
Er war so etwas wie ein Leinwandidol: blond gelocktes Haar, helle Augen – doch seine rauen Manieren passten nicht zu seiner Erscheinung. Frauen mochten Jessenin, und er verschloss sich ihnen nie. Er war drei Mal verheiratet, und alle drei Ehen scheiterten. Seine berühmteste Frau war die US-amerikanische Tänzerin Isadora Duncan. Sie war 45 Jahre alt, er 28. Nach ihrer Hochzeit brachen sie zu einer einjährigen Reise nach Europa und in die Vereinigten Staaten auf. Zur Freude der internationalen Presse gab es zahlreiche öffentlich ausgetragene Streitereien und heftige Ausbrüche von Jessenin, der stets betrunken war. Im Westen schien sich niemand für Jessenins Werk zu interessieren, und vom Foxtrott abgesehen, fand der Dichter dort auch nichts, was ihn interessierte. Die Rückkehr nach Russland besiegelte das Ende dieser stürmischen Partnerschaft.
Im Jahr 1925 heiratete Jessenin in Moskau eine von Tolstois Enkelinnen, Sophia, die ihn dazu zwang, sich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen. Doch die Therapie erwies sich als wirkungslos. Es schien angesichts seiner Depression und seiner Alkoholabhängigkeit keine Hoffnung zu geben. Nachdem Jessenin das Krankenhaus verlassen hatte, hob er das gesamte Geld von seinem Bankkonto ab und begab sich auf eine Zechtour.
Schließlich landete er in Sankt Petersburg. Er kam, um zu sterben. Zwei Tage verbachte er noch im Wodkarausch. Am 27. Dezember schnitt er sich die Pulsadern auf und erhängte sich dann an den Heizungsrohren an der Zimmerdecke. Er hinterließ ein letztes Gedicht: „Freund, leb’ wohl… Sterben –, nun, ich weiß, das hat es schon gegeben; doch: auch Leben gab’s ja schon einmal.“ Er schrieb es mit seinem eigenen Blut.
Es gibt übrigens das Gerücht, dass sein Tod in Wahrheit gar kein Selbstmord gewesen sei. Tatsächlich soll ihn der sowjetische Geheimdienst umgebracht haben. In den Monaten vor Jessenins Tod war die Obrigkeit beunruhigt über die Ausschweifungen des immer betrunkenen Dichters. Die vielen Schlägereien, die er mit seinen Freunden anzettelte, brachten ihn immer häufiger vor Gericht. Die Bolschewiken fürchteten, dass Jessenin beginnen könnte, die neue Regierung anzuprangern und zu beschimpfen, und dachten daher angeblich darüber nach, ihn unter ständige Bewachung zu stellen. Diese Version der Todesumstände ist jedoch sehr umstritten.
Wladimir Majakowski: „Der Fall ist erledigt“
Wie so oft in der russischen Geschichte hatte der Tod des einen Dichters Auswirkungen auf das Leben eines anderen. Die Nachricht von Sergej Jessenins Tod traf Vladimir Majakowski zutiefst. Für ihn war Jessenins Selbstmord ein Verrat am Kommunismus.
Majakowski war der herausragende Dichter der Revolution, der sich mit Leib und Seele für die Sache der Bolschewiken einsetzte. Der Kritiker Viktor Schklowsky schrieb über ihn: „Majakowski trat in die Revolution ein, als würde er sein eigenes Haus betreten.“ Er brachte den Sozialismus in die Fabriken, seine Gedichte wurden regelmäßig in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht, er schrieb Bühnenwerke und arbeitete auch als Schauspieler.
Obgleich Majakowski als Dichter erfolgreich und als Person des öffentlichen Lebens berühmt war, erlitt er in seinem Privatleben viele Enttäuschungen – die Frauen wurden sein Verhängnis.
[…]
Einige Tage, bevor er sich erschoss, hinterließ er einen an seine Mutter, Schwestern und Freunde adressierten Brief, der mit der für ihn so typischen, fröhlichen Ironie geschrieben ist:„Gebt niemandem die Schuld, dass ich sterbe, und bitte kein Gerede. Der Verstorbene hat das ganz und gar nicht gemocht.“ Der Brief schloss mit den Worten: „Wie man so sagt, der Fall ist erledigt; das Boot meiner Liebe ist am Alltag zerschellt. Ich bin mit dem Leben fertig, und wir sollten von gegenseitigen Verletzungen, Kummer und Wut absehen. Viel Glück.“
[…]
Einer weithin akzeptierten Interpretation von Majakowskis Tod zufolge drückte er auf den Abzug, nachdem es zur Trennung von der Schauspielerin Veronika Polonskaja gekommen war, mit der er eine kurze, doch äußerst stürmische Romanze gehabt hatte. Polonskaja war in den Dichter verliebt, aber nicht gewillt, ihren Ehemann zu verlassen. Wenige Augenblicke, nachdem sie Majakowskis Wohnung verlassen hatte, hörte Veronika einen Schuss. Sie lief zu dem Dichter zurück und sah, wie sich ein blutroter Fleck auf seinem weißen Hemd ausbreitete. Majakowski hatte sich in die Brust geschossen. Der Krankenwagen kam für jede Rettung zu spät.
Dennoch sind bis heute nicht alle Hintergründe seines Todes geklärt. Die gescheiterte Liebesbeziehung mag vielleicht nur der letzte Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, denn der Dichter hatte andere große Probleme: Seit Ende der Zwanzigerjahre war Majakowski von der Richtung enttäuscht, welche die sowjetische Politik einschlug. Er schrieb satirische Bühnenstücke, in denen er die sowjetischen Spießer und Bürokraten verspottete, doch die obrigkeitstreuen Kritiker zerrissen diese Werke. Majakowskis persönliche künstlerische Zurschaustellung wurde von den Schriftstellern und den literarischen Autoritäten gleichermaßen gering geschätzt. Wenige Tage vor seinem Tod hatte Majakowski bei seinem letzten Auftritt an der Moskauer Universität von den Studenten nur Beleidigungen und Buhrufe zu hören bekommen. Um all dem die Krone aufzusetzen, wurde Majakowski, der häufig nach Europa reiste, auch noch die Erlaubnis verweigert, das Land zu verlassen.
Er sollte zum Schweigen gebracht werden. Doch er hinterließ seine Stimme in seinen Werken: Die Kraft seiner Kehle werde „euch über die Gipfel der Jahrhunderte und über die Köpfe der Regierenden und Dichter hinweg erreichen“. In der Tat zählte Majakowski auch nach seinem Tod noch zu den Dichtern, die von den Sowjets am meisten verehrt wurden – Straßen, Metrostationen, Schiffe und sogar Planeten wurden nach ihm benannt, und einer der größten Plätze in Moskau trägt ebenfalls seinen Namen.
Hat Esenin ein Land gesucht, das nur seine eigene Utopie war? Die Vision eines anderen Landes, das heimatlich und ekstatisch zugleich ist? Esenin kann sie nur kurze Zeit aufrechterhalten. Die Revolution, die er begrüßt, muß ihn enttäuschen. Sie stillt das existenzielle Heimweh nicht. Etwas in ihm zerbricht. „Der rauhe Oktober hat mich betrogen“, dichtete er. Und:
Offen und gerade heraus gesagt, ist unsere Republik nur ein Bluff… Eine Herde! Eine Herde! Seht ihr denn nicht, und begreift ihr nicht, daß eine solche Gleichheit nichts nützt, eure Gleichheit voller Lüge und Betrug.
Esenins letzte Jahre sind eine einzige Flucht vor der Sowjetwirklichkeit, deren Mangel, deren pragmatische Kühle er nicht ertragen kann. Kurze Zeit ist er mit der gefeierten Tänzerin Isadora Duncan verheiratet. Die kultivierte Weltbürgerin und der russische Bauernsohn können sich kaum verständigen; Esenin produziert öffentliche Skandale und behandelt die gefeierte Diva wie ein Bauerntrampel. In seiner verzweifelten Heimatlosigkeit weiß er sich selbst nicht zu retten, aber er dichtet genialische Verse:
Mit einem Fuß blieb ich im Alten stecken
Und jagte doch den Stahlkohorten nach –
Und haltlos blieb ich liegen auf der Strecke