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Goldene Gegenwart   Leave a comment

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…kein gedicht hat den stillen wahnsinn beendet…

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GOLDENE GEGENWART

plötzlich sind wir alt und leise
die geschichte nur noch eine ferne reise
das gelebte leben als sekundenrausch
in deinen augen scheint die sonne
so gedankenlos wie alle sterne
bis du ganz allmählich stück für stück
zu klinisch weißem staub zerfällst
versuche ich schnellstmöglich
einen tiefen sinn zu ahnen
hinter den planetenbahnen oder
unter dem verschneiten laub
bei all den letzten molekülen
möchte ich die antwort fühlen
wenn die tränen grundlos fließen
könnte ich auf buddha schießen
gott im regen stehen lassen
um dich nie mehr zu verpassen
deine haut wie einen zauberstoff
zu inhalieren aber ist das wirklich weise
wenn wir irgendwann selbst das verlieren
denn die reise endet viel zu plötzlich
in dem haufen aus vergoldeten geschichten
die wir für den grabstein dichten

Bruno Brachland, Nr.44, 16.12.2011

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Bruno Brachland Nr.69: „ABGANG“ = mit diesem gedicht hier endet mein ganzes werk / es ist das allerletzte gedicht überhaupt / ich habe alles nötige längst gesagt / ohne den zustand der welt beeinflussen zu können / die hoffnung der literatur war ein schöner traum / von der befreiung der menschheit von ihren lügen / aber die poesie hat keine macht / über die zwangsneurosen der alltäglichkeit / kein gedicht hat den stillen wahnsinn beendet / kein gedicht konnte das leid verhindern / das völlig unnötige leid auf diesem planet / durch glaubenssysteme und andere illusionen / vielleicht wären billigreime erfolgreicher gewesen / vielleicht auch romane und alle möglichen reden / was kann man von zeitgenössischer lyrik erwarten / was soll man von literatur überhaupt erwarten / ein falsches wort zur falschen zeit im falschen land / und schon gehörst du zum club der toten dichter / die posthum für ihren mut mit preisen überschüttet werden //

 

Fällt die Birke   Leave a comment

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JESSENIN

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Nicht genug gelernt, um zu bestehen,
Sieht er sich im Spiegel, ringsum schweigt
Vormittäglich Stille; nur ganz oben
Über ihm der Geiger geigt und geigt.
Seine Freunde meiden ihn, denn seine Trauer
Hat auch sie vertrieben: Geh und wart’,
Daß die Klingel läutet, ja, die Jahre,
Die voll Liebe waren, haben ihn genarrt.
Das, worauf er baute, kann zerfallen.
Geh, und prüfe deine Schuld!
Doch er kennt den Spruch: die Schuld an allem
Trägt nur deine große Ungeduld!
Güte gibt, wem Güte wird gegeben,
Liebe nur, wem Liebe widerfuhr, da wird
Keine Schuld beglichen: dieses Leben
Ist voll Irrtum – und er hat geirrt.
Ja er weiß es: Glück hat keine Dauer.
Wer ihn lesen wird dereinst? Wer wei߅
Fällt die Birke, stirbt der letzte Bauer?
Wird zu Eisen werden oder gar zu Eis,
Was einst Glut war? Aus dem letzten Sommer
Hebt der Herbst sich, steigt des Winters Blau,
Wölbt der Himmel sich über den Feldern
Und der Wermutsteppe gelbem Grau.
Feldweg, Kindheit, Liebe – ja erwachsen
ist er jetzt geworden: unberührt
Sind die Dinge nicht, im Schlag der Uhren
Geht die Zeit, die ihm nicht mehr gehört.

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Heinz Czechowski

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http://www.planetlyrik.de/sergej-jessenin-gedichte/2011/11/

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P.S.

Ich bin ziemlich sicher, dass das Gedicht von Jessenin ist und nur von Heinz Czechowski übersetzt wurde.

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Czechowski erlebte als Zehnjähriger die Zerstörung der Stadt Dresden. Nach einer Ausbildung als grafischer Zeichner und Tätigkeit als Vermessungsgehilfe und technischer Zeichner schloss er sich zunächst der Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren an, um anschließend von 1958 bis 1961 am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ in Leipzig zu studieren, wo er stark von Georg Maurer (Sächsische Dichterschule) beeinflusst wurde. 1957 wurden erste Gedichte in der Zeitschrift Neue deutsche Literatur veröffentlicht. 1961 bis 1965 war er Lektor beim Mitteldeutschen Verlag in Halle (Saale). Von 1971 bis 1973 war er Dramaturg an den Bühnen der Stadt Magdeburg. Seitdem arbeitete er als freier Schriftsteller und lebte zeitweise in Wuischke in der Oberlausitz.

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Czechowski

Veröffentlicht 24. September 2019 von hubert wenzl in Lyrik, Uncategorized

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Gehenkt – Kinski – Villon by SEID WAS IHR WOLLT   Leave a comment

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Die Ballade von den Galgenbrüdern /
Die Galgenballade, die Villon seinen Freunden zum Abschied gedichtet hat.

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Ihr Brüder seht, hier werden wir gehängt,
ist keiner da, der uns sein Mitleid schenkt?
Gott wird es euch vergelten mit dem Gold
der Ewigkeit, wenn ihr uns nicht mehr grollt.
Seht her, gleich baumeln wir, fünf Kameraden,
und wenn wir auch den Leib noch in der Sonne baden
konnten, den fetten Leib, genährt mit Fleisch und Weizenbrot;
bald frisst uns auf mit Haut und Haar der Tod.
Verspottet nicht dies elende Geschick,
Gott wird uns bald in Jesu Namen
erlösen von dem Galgenstrick,
von allem Übel. Amen!

Wir hängen dann für die Gerechtigkeit
und dass ihr unsre Brüder seid, verzeiht! Verzeiht!
Nicht jeder auf der Welt hat kaltes Blut,
nicht jedem tut dies faule Leben gut.
Seht, wie der Tod uns an den Kragen fährt,
seht, wie sein Griff uns schon am Halse schwärt.
Seid nicht erbost auf unsre Sünden.
Verspottet nicht dies elende Geschick,
Gott wird uns bald in Jesu Namen
erlösen von dem Galgenstrick,
von allem Übel. Amen!

Man hat uns unsere Köpfe uns blank rasiert,
seht doch wie uns in der Sonne bitter friert,
Habt doch ein bisschen Mitleid auch mit unsern Sünden
Verspottet nicht dies elende Geschick,
Gott wird uns bald in Jesu Namen
erlösen von dem Galgenstrick,
von allem Übel…
Lasst uns hier nur ruhig schweben
am langen Strick. Wir haben sowieso von diesem Hundeleben
den Hals bis oben voll gehabt.
Wir haben nie, wie ihr, in einem weissen Bett gelegen,
wir lagen Nacht für Nacht im schwarzen Regen,
vom Wind zerfressen und vom Wurm zerschabt.
So viele Sommerjahre haben wir den Magen
mit Erde nur und Laub uns vollgeschlagen,
da wurde auch die Liebe kalt und alt.
Aus unseren abgewürgten Hälsen manchmal pfeifen
die bösen Träume noch und wollen nicht begreifen,
dass auch die runde Welt ein Ende hat.

Warum soll uns am Ende gar der Teufel holen?
Wir haben keinem Armen was vom Brot gestohlen,
ihr Brüder, denkt an eure eignen Missetaten,
die wird man nicht so leicht mit Bibelsprüchen los.
Es fällt sehr bald ein Schnee auf eure Haare,
dann liegt ihr auch auf einer schwarzen Bahre
so klein und hässlich wie im Mutterschoss.

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Gehenkt – Kinski – Villon by SEID WAS IHR WOLLT

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Gruß Hubert

Veröffentlicht 7. März 2019 von hubert wenzl in Lyrik, Uncategorized

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Er kam nicht zurück aus dem Kampf   Leave a comment

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Er kam nicht zurück aus dem Kampf

 

Warum ist alles neu, und doch alles wie sonst,
dieser Himmel, der wieder so blau ist.
auch der Wald ist der gleiche, das Wasser, die Luft,
doch er aus dem Kampf nicht zurück ist.
auch der Wald ist der gleiche, das Wasser, die Luft,
doch er aus dem Kampf nicht zurück ist.

Noch kann ich nicht versteh‘n, wer hatte nun Recht,
wenn der Streit uns beiden den Schlaf nahm,
und dass er mir fehlen wird, weiß ich erst heut‘,
seit er aus dem Kampf nicht zurückkam.
Und dass er mir fehlen wird, weiß ich erst heut‘,
seit er aus dem Kampf nicht zurückkam.

Wo er reden sollt‘, schwieg er und sang nicht im Takt,
unterbrach, wenn einer das Wort nahm,
hat den Schlaf mir geraubt, stand viel zu früh auf,
bis er aus dem Kampf nicht zurückkam.
Hat den Schlaf mir geraubt, stand viel zu früh auf,
bis er aus dem Kampf nicht zurückkam.

Dass es leer jetzt hier ist, davon rede ich nicht,
ich weiß noch, als ich ihn zum Freund nahm…
als hätte der Wind unser Feuer gelöscht,
als er aus dem Kampf nicht zurückkam.
als hätte der Wind unser Feuer gelöscht,
als er aus dem Kampf nicht zurückkam.

Wie aus langer Verbannung der Frühling brach an,
ich rief nach ihm, wie ich’s gewohnt war:
„Was zu rauchen lass hier“, doch still blieb es dann,
weil er aus dem Kampf nicht zurückkam.
„Was zu rauchen lass hier“, doch still blieb es dann,
weil er aus dem Kampf nicht zurückkam.

Unsere Toten im Leid lassen uns nicht allein,
sind gefallen für uns’re Träume,
Der Himmel taucht ein in Wasser und Wald,
und blau erstrahlen die Bäume.
Der Himmel taucht ein in Wasser und Wald,
und blau erstrahlen die Bäume.

Platz gäb’s für uns zwei in der Erde genug,
wenn für jeden von uns seine Zeit kam,
in der jeder allein sein wird. Jetzt scheint es mir,
dass ich aus dem Kampf nicht zurückkam.
in der jeder allein sein wird. Jetzt scheint es mir,
dass ich aus dem Kampf nicht zurückkam.

 

Text: Wladimir Wyssozkij
Melodie: Wladimir Wyssozkij
Deutsche Nachdichtung: © Margit Bluhm

 

Veröffentlicht 7. Oktober 2018 von hubert wenzl in Lyrik, Uncategorized

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Verehrt und angespien   2 comments

 

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So war er… der François Villon.

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Verehrt und angespien

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François Villon
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Vor vollen Schüsseln muß ich Hungers sterben,
am heißen Ofen frier ich mich zu Tod,
wohin ich greife, fallen nichts als Scherben,
bis zu den Zähnen reicht mir schon der Kot.
Und wenn ich lache, dann habe ich geweint,
und wenn ich weine, bin ich froh,
daß mir zuweilen auch die Sonne scheint,
als könnte ich im Leben ebenso
zerknirscht wie in der Kirche niederknien…
ich, überall verehrt und angespien.

Nichts scheint mir sichrer als das nie Gewisse,
nichts sonnenklarer als die schwarze Nacht.
Nur das ist mein, was ich betrübt vermisse,
und was ich liebte, das hab ich umgebracht.
Selbst wo ich dachte, daß ich gestern war,
bin ich erst heute abend zugereist.
Da, von meinem Schädel ist das letzte Haar
zu einem blanken Mond vereist.
Ich habe nicht ein Hemd, es anzuziehn…
ich, überall verehrt und angespien.

Ich habe dennoch soviel Mut zu hoffen,
daß mir sehr bald die ganze Welt gehört,
und stehn mir wirklich alle Türen offen,
schlag ich sie wieder zu, weil es mich stört,
daß ich aus goldnen Schüsseln fressen soll…
Die Würmer sind schon toll nach meinem Bauch,
ich bin mit Unglück bis zum Halse voll.
Ich bleibe unter dem Holunderstrauch,
auf den noch nie ein Stern herniederschien,
François Villon, verehrt und angespien.

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Gruß aus dem Holunderstrauch…. Hubert

Veröffentlicht 15. Mai 2018 von hubert wenzl in Lyrik, Uncategorized

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GOLDENE GEGENWART   Leave a comment

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GOLDENE GEGENWART

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plötzlich sind wir alt und leise
die geschichte nur noch eine ferne reise
das gelebte leben als sekundenrausch
in deinen augen scheint die sonne
so gedankenlos wie alle sterne
bis du ganz allmählich stück für stück
zu klinisch weißem staub zerfällst
versuche ich schnellstmöglich
einen tiefen sinn zu ahnen
hinter den planetenbahnen oder
unter dem verschneiten laub
bei all den letzten molekülen
möchte ich die antwort fühlen
wenn die tränen grundlos fließen
könnte ich auf buddha schießen
gott im regen stehen lassen
um dich nie mehr zu verpassen
deine haut wie einen zauberstoff
zu inhalieren aber ist das wirklich weise
wenn wir irgendwann selbst das verlieren
denn die reise endet viel zu plötzlich
in dem haufen aus vergoldeten geschichten
die wir für den grabstein dichten

Bruno Brachland, Nr.44, 16.12.2011

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Bruno Brachland Nr.69: „ABGANG“ = mit diesem gedicht hier endet mein ganzes werk / es ist das allerletzte gedicht überhaupt / ich habe alles nötige längst gesagt / ohne den zustand der welt beeinflussen zu können / die hoffnung der literatur war ein schöner traum / von der befreiung der menschheit von ihren lügen / aber die poesie hat keine macht / über die zwangsneurosen der alltäglichkeit / kein gedicht hat den stillen wahnsinn beendet / kein gedicht konnte das leid verhindern / das völlig unnötige leid auf diesem planet / durch glaubenssysteme und andere illusionen / vielleicht wären billigreime erfolgreicher gewesen / vielleicht auch romane und alle möglichen reden / was kann man von zeitgenössischer lyrik erwarten / was soll man von literatur überhaupt erwarten / ein falsches wort zur falschen zeit im falschen land / und schon gehörst du zum club der toten dichter / die posthum für ihren mut mit preisen überschüttet werden //

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Die große Trösterin – die Musik… für mich auf jedem Fall.

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The Moody Blues – Melancholy Man

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ÜBERSCHÄT-ZeN

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heute starb jemand
gestern starb jemand anders
( SIEHST DU DIE SONNE ? )
vorgestern starb noch jemand ganz anderes
und morgen wird auch jemand sterben
( SIEHST DU DIE SONNE ? )
und übermorgen natürlich auch
und jetzt gerade stirbt jemand
( SIEHST DU DIE SONNE ? )
den ich nicht kannte
und gleich stirbt jemand
( SIEHST DU DIE SONNE ? )
den ich gerne gekannt hätte
und bald wird jemand sterben
den ich nie kennenlernen durfte
weil sein leben erst begonnen hatte
als ich selber schon gestorben war
( ICH SEHE DIE SONNE ! )
denn auch ich werde längst gestorben sein
wenn andere erst gerade frisch geboren werden
( ICH SEHE DIE SONNE ! )
das verpassen der gleichgesinnten hat methode
aber du und ich wir sind zum glück
( ICH SEHE DIE SONNE ! )
noch ganz knapp gleichzeitig da
und können nicht nur miteinander
( ICH SEHE DIE SONNE ! )
über bücher reden
nichts als reden

Sebastian Nutzlos, 6.11.2006

http://poemie.jimdo.com/pseudonyme/sebastian-nutzlos/

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„Die einen SCHAUEN Tagesschau, die anderen MACHEN sie.

Und die dritten schreiben Gedichte.“ (Sebastian Nutzlos, 1990)

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Denn obwohl wir mit einer Hand das Ich kultivieren, drücken wir es mit der anderen Hand zu Boden. Von Generation zu Generation treiben wir unseren Kindern “dummes Zeug” aus und lehren sie zu sehen wo “ihr Platz” ist, und wie man als kleines Ich unter vielen anderen sich mit der angemessenen Bescheidenheit zu verhalten, wie man zu denken und zu fühlen hat.

Alan Watts

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„Aktivste Denktätigkeit verbindet sich hier mit tiefster Stille und Leerheit. (…) Von dieser Wahrheit aus gesehen ist die Bewegung des ganzen Universums von keiner größeren Bedeutung als das Surren einer Mücke oder das Schwenken eines Fächers.“
Daisetz Teitaro Suzuki, in: DIE GROSSE BEFREIUNG (1958)

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zitat-alter-die-zeit-in-der-ein-hubsches-madchen-erinnerungen-statt-hoffnungen-weckt-robert-lembke-233285

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Gruß Hubert

Oskar Werner – Seitenblicke   Leave a comment

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Oskar Werner – Seitenblicke


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Robert Dachs war in den letzten Jahren ein enger Begleiter und Freund von Oskar Werner. Er sagte unter anderem, dass er ein ganz einfacher Mensch war, der keinen Luxus brauchte. Er sagte zur Frau von Robert Dachs einmal: das Unzerstörbare ist in uns.

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Oskar Werner – 3SAT

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Gruß Hubert

Veröffentlicht 3. März 2018 von hubert wenzl in Lyrik, Uncategorized

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Жизнь обман – Сергей Есенин – Das Leben ist ein Betrug – Sergei Jesenin   Leave a comment

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Жизнь обман – Сергей Есенин –  (deutsch: Das Leben ist ein Betrug) – Sergei Jesenin

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Schade, dass man nicht gefragt wird ob man auf die Welt kommen will. Ich hätte GLATT NEIN gesagt. Ein solches Leben wollte ich nicht. Ich bin froh wenn ich irgendwann (hoffentlich nicht zu lange) meine ewige Ruhe habe.

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SERGEJ JESSENIN

In meiner Heimat leb ich nicht mehr gern

In meiner Heimat leb ich nicht mehr gern,
Buchweizen ruft, aus Weiten, endlos großen.
Ich laß die Kate Kate sein, bin fern,
ich streun, ein Dieb, umher im Heimatlosen.

Tag, wie dein Licht sich lockt, so will ich gehn,
im Irgendwo will ich zur Ruh mich setzen.
Was mir bevorsteht, Freund, ich kanns schon sehn:
ich seh am Stiefelschaft dich’s Messer wetzen.

Die gelbe Straße, vor mir läuft sie hin,
der Frühling, er läuft mit, das Wiesenblond, die Helle.
Den Namen grub ich tief in meinen Sinn,
und die ihn trägt, sie jagt mich von der Schwelle.

Ich weiß, mich führts zurück zu Vaters Haus –
Mein ganzer Trost: daß fremde Herzen hüpfen…
Ein grüner Abend kommt, ich zieh die Jacke aus,
am Ärmel mich ans Fensterkreuz zu knüpfen.

Die Weiden hängen grau, das Zaungeflecht
steht schief – sie müssen Kummer haben.
Mich Ungewaschnen bettet man zurecht,
die Meute bellt – sie haben mich begraben.

Und oben schwimmt der Mond, er schwimmt und schwebt,
und läßt, wo Seen sind, seine Ruder fallen.
Und Rußland lebt, wie’s immer schon gelebt:
am Zaun, da tanzt es, und die Tränen rollen.

Übersetzung Paul Celan

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http://www.planetlyrik.de/ursula-krechel-zu-sergej-jessenins-gedicht-meiner-heimat-leb-ich-nicht-mehr-gern/2014/09/

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Gruß Hubert

 

Veröffentlicht 21. Februar 2018 von hubert wenzl in Lyrik, Musik, Uncategorized

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Freundesbrief an einen Melancholischen   1 comment

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Ja, ja, es gäbe viele Arten zu sterben, aber man kann auch langsam sterben, unmerklich für andere. Ich würde nichts mehr fürchten als ein ewiges Leben. Die ewige Ruhe ist so friedlich und süß. Also wovor Angst haben? Also die Zeit die bleibt mit Courage leben ist das ehrenvollste.

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Du klagst, mein Freund, und jammerst sehr,
Wie elend dieses Leben wär;
Es sei nicht auszuhalten. –
Was klagst du denn? Es ist dein Recht,
Bist du ein müd und fauler Knecht,
Dich gänzlich auszuschalten.
Kauf dir, o Freund, ein Pistolet
Und schieß dich tot, – hurra, juchhe!
Dann bist du gleich gestorben.

Doch macht des Pulvers Knallgetös
Dich, weil nervös du bist, nervös,
Brauchst du nicht zu verzagen.
Ich weiß ein Mittel ohne Knall,
Geräuschlos, prompt; für jeden Fall
Will ich dirs hiermit sagen:
O speise, Freundchen, Strychenin!
Das wird dich in den Himmel ziehn.
Dort geigst du mit den Engeln.

Falls aber, weil du heikel bist,
Strychnin dir unsympathisch ist
(Es schmeckt ein bisschen fade),
So brauchst du nicht gleich bös zu sein;
Mir fällt schon etwas andres ein:
Geh auf die Promenade
Und hänge dich an einen Ast.
Sobald du ausgezappelt hast,
Hängst du für ewig stille.

Wie? Kitzlig bist du an dem Hals?
Wohl, mein Geliebter! Diesesfalls
Gilts anderes Gebaren:
Spring in den Fluss, stürz dich vom Turm,
Lass dich gleich einem Regenwurm
Elektrisch überfahren.
Auch ist ein ziemlich sichrer Tod
Der durch komplette Atemnot
Infolge Ofengasen.

Du schüttelst immer noch den Kopf?
Ei, du verruchter Sauertopf,
Geh hin, dich zu purgieren!
Mach dir Bewegung, fauler Bauch,
So wird die liebe Seele auch
Vergnügt im Sein spazieren.
Ein wackres Wort heißt: resolut!
Hast du zum Sterben nicht den Mut,
So lebe mit Courage!

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Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

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Verrückte Welt – ein Schlachthaus – und vor allem für die Tiere – die wahren Unschuldigen. Zu was auf die Welt kommen?

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Береза С Есенин

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Die russische Seele und die Lust am Leiden

http://www.deutschlandfunk.de/die-russische-seele-und-die-lust-am-leiden.1184.de.html?dram:article_id=185459

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Gruß Hubert

Veröffentlicht 20. Januar 2018 von hubert wenzl in Lyrik, Uncategorized

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ABGRUND   3 comments

Rubens Beserra

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Es gibt ein Abgrund in meiner Seele,

Wo Licht nicht eintreten kann,

Wo alles Dunkelheit und Stille ist,

Wo alles tot ist und langsam verrottet.

Es gibt einen Abgrund, der mich einsperrt,

Es ist unmöglich zu fliehen, es gibt keinen Ort zu gehen,

Alle Straßen führen zum Tod.

Alle Menschen, die ich geliebt habe, sind bereits gestorben.

Es gibt kein Leben in meiner Welt,

Es gibt nur Leere in meiner Seele.

Ich weine nicht, weil ich keine Tränen mehr habe,

Ich bin apathisch, kalt und treulos.

Ich möchte meine Kindheitsprobleme vergessen ,

Aber die Erinnerungen halten mich zurück in die Vergangenheit,

Erinnerungen sind Wunden, die immer noch schmerzen.

Ich bin nicht glücklich, weil ich nicht mehr träumen kann.

Es gibt keine Sonne in meiner Welt,

Es gibt kein Licht in meiner Welt,

Es gibt nur Dunkelheit, Traurigkeit,

Angst, Einsamkeit, Kälte und Tod

Im Abgrund meiner Seele.

Ursprünglichen Post anzeigen

Veröffentlicht 8. Januar 2018 von hubert wenzl in Kultur, Literatur, Lyrik

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