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In der heutigen Lage in Deutschland mit einer extremen Polarisierung wegen der Flüchtlingsfrage, schadet es nicht wieder mal an den böhmischen Gefreiten zu erinnern. Die einen scheinen es vergessen zu haben – andere wieder möchten eine Wiederbelebung dieser kruden und menschenverachtenden Zeit.

Hier ein Bericht von Radio Bremen.

Rückblick auf den 30. Januar 1933

Ernennung Hitlers zum Reichskanzler

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Zu diesem Zeitpunkt rechnete kaum jemand damit, dass Adolf Hitler Deutschland und Europa in eine Katastrophe führen und sein Regime erst 12 Jahre später, mit dem Sturm alliierter Truppen auf Berlin, enden würde.

Als der Generalfeldmarschall des Ersten Weltkriegs, Paul von Hindenburg, in seiner Funktion als Reichspräsident den ihm lange suspekten „böhmischen Gefreiten“ Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte, war – wie der Berliner Journalist Jochen Klepper schrieb – das „Bündnis zwischen Adel und Pöbel“ perfekt. Bereits am selben Abend ziehen 15.000 SA-Männer und Einheiten des Stahlhelm-Bundes mit Fackeln und trommelnd durch das Brandenburger Tor.

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Fackelzug durchs Brandenburegr Tor [Quelle: DPA]Quelle: DPA

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Für einen NS-Film nachgestellte Szene des Fackelzugs der SA durch das Brandenburger Tor.

Hier eine Audio-Datei (mp3) zum hören und zum downladen:

30. Januar 1933: Hitler wird Reichskanzler, [3:01]
Ein Beitrag von Harald-Gerd Brandt.

„Wir haben uns Herrn Hitler engagiert“


Der Berliner Rundfunk berichtet: „Wie ungeheuer groß dieser Moment, dieser Augenblick ist – wie die Trauben hängen die Menschen oben an den Bäumen um etwes sehen zu können.“
Zum Vizekanzler ernennt Reichspräsident Hindenburg einen konservativen Vertrauten, den ehemaligen Zentrumspolitiker Baron Franz von Papen. Der war bereits 1932 sechs Monate lang Reichskanzler gewesen war und glaubt nun, er könne die NSDAP und Hitler zähmen: „Wir haben uns Herrn Hitler engagiert. In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht.“

Grundrechte außer Kraft gesetzt

Doch Hitler hatte sich die Kontrolle über die preußische Polizei gesichert und die Zusage für sofortige Neuwahlen. Unter dem Vorwand der „Abwehr kommunistischer staatsgefärdender Gewaltakte“ werden per Notverordnung wichtige Grundrechte außer Kraft gesetzt und der Reichspräsident lässt das Parlament auflösen.

Bereits im Vorjahr hatte Hitler angekündigt: „Sie haben ganz recht – wir sind intolerant! Ich habe mir ein Ziel gestellt: Nämlich die 30 Parteien aus Deutschland hinauszufegen.“

Bevor Hitler die Parteiendemokratie „hinausfegt“, lässt er bereits vier Tage nach seiner Machtübernahme die sozialdemokratische Presse verbieten. Fünf Tage nach seiner Ernennung verspricht Kanzler Hitler den Befehlshabern der Marine und des Heeres, keine weiteren pazifistischen Betätigungen mehr zu gestatten:

„Ertüchtigung der Jugend und Stärkung des Wehrwillens mit allen Mitteln. Todesstrafe für Landes- und Volksverräter. Straffste autoritäre Staatsführung. Beseitigung des Krebsschadens der Demokratie.“

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Demokratie „hinausgefegt“

In wenigen Wochen werden 10.000 Menschen verhaftet: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, kritische Literaten – darunter Carl von Ossietzki. Der schreibt:

„Der Nationalsozialismus bringt wenigstens die letzte Hoffnung von Verhungernden: den Kannibalismus – man kann sich schließlich noch gegenseitig fressen…“.

Die Herrschaft Adolf Hitlers endete 1945, während des Sturms allierter Truppen auf Berlin.

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Ernennung Hitlers zum Reichskanzler
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Gruß Hubert