Archiv für April 2023

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 17)   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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So kann der Psalmist in klassisch selbstgerecht-egoistischer Schwarzweißzeichnung auch beten:

«Raff‘ mich nicht weg mit den Übeltätern und Frevlern, die ihren Nächsten freundlich grüßen, doch Böses hegen in ihrem Herzen. Vergilt ihnen, wie es ihrem Treiben entspricht und ihren bösen Taten. Vergilt ihnen, wie es das Werk ihrer Hände verdient. Wende ihr Tun auf sie selbst zurück» (Ps. 28; 3,4).

«Herr, laß mich nicht scheitern, denn ich rufe zu dir. Scheitern sollen die Frevler, verstummen und hinabfahren ins Reich der Toten» (Ps. 31; 18).

Allerdings gibt es auch andere Psalmen, in denen sich auch der Psalmist als Sünder bekennt, dann aber nicht die für andere offenbar als angemessen angesehene Vergeltung, sondern die Gnade Gottes erbittend, nicht zuletzt, um dann selbst die Vergeltung an den manchmal fast schon paranoisch-mißtrauisch negativ beschriebenen Mitmenschen vollziehen zu können:

«Ich sagte: Herr, sei mir gnädig, heile mich; denn ich habe gegen dich gesündigt. Meine Feinde reden böse über mich: „Wann stirbt er endlich, und wann vergeht sein Name?“ Besucht mich jemand, so kommen seine Worte aus falschem Herzen. Er häuft in sich Bosheit an, dann geht er hinaus und redet. Im Haß gegen mich sind sich alle einig; sie tuscheln über mich und sinnen auf Unheil . . . Du aber, Herr, sei mir gnädig; richte mich auf, damit ich ihnen vergelten kann» (Ps.41; 5-8,11).

«Auf meine Gegner falle das Urteil zurück. Weil du treu bist, vernichte sie! Freudig bringe ich dir dann mein Opfer dar und lobe deinen Namen, Herr; denn du bist gütig» (Ps. 54; 7, 8).

Die exzessive, global-undifferenzierte Abwertung der jeweiligen Feinde und Frevler, gefolgt von der psychologisch durchaus stimmigen Konsequenz, ihre entsprechende «Behandlung» (= Bestrafung) herbeizusehnen bzw. Gott darum zu bitten, setzt sich fort:

«Der Tod soll sie überfallen, lebend sollen sie hinabfahren ins Totenreich. Denn ihre Häuser und ihre Herzen sind voller Bosheit» (Ps. 55;16). «Vom Mutterschoß an sind die Frevler treulos, von Geburt an irren sie vom Weg ab und lügen, ihr Gift ist wie das Gift der Schlange … Oh Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Mund! Zerschlage, Herr, das Gebiß der Löwen! Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, wie Gras, das verwelkt auf dem Weg, wie die Schnecke, die sich auflöst in Schleim; wie eine Fehlgeburt sollen sie die Sonne nicht schauen … Wenn er die Vergeltung sieht, freut sich der Gerechte; er badet seine Füße im Blut des Frevlers. Dann sagen die Menschen: „Der Gerechte erhält seinen Lohn; es gibt einen Gott, der auf Erden Gericht hält“» (Ps. 58; 4, 5, 7-9, 11, 12).

«Ich aber habe keinen Frevel begangen und keine Sünde; Herr, ich bin ohne Schuld … Herr …, sei keinem treulosen Frevler gnädig! Abend für Abend kommen sie wieder, sie kläffen wie Hunde, durchstreifen die Stadt. Ja, sie geifern mit ihrem Maul … Sie fluchen und verbreiten nur Lügen. Vernichte sie im Zorn, vernichte sie; sie sollen zugrunde gehen» (Ps. 59; 4, 6, 7, 13, 14).

«Verbirg, mich vor der Schar der Bösen, vor dem Toben derer, die Unrecht tun. Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, sie schießen giftige Worte wie Pfeile, um den Schuldlosen von ihrem Versteck aus zu treffen … Ihr Inneres ist heillos verdorben, ihr Herz ist ein Abgrund. Da trifft sie Gott mit seinem Pfeil; sie werden jählings verwundet … Der Gerechte freut sich am Herrn» (Ps. 64; 3-5, 7,8, 11).

«Gepriesen sei der Herr…, denn Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den Kopf des Frevlers, der in Sünde dahinlebt. Der Herr hat gesprochen:“ Dein Fuß wird baden im Blut, die Zunge deiner Hunde ihren Anteil bekommen an den Feinden“… Versammelt euch und preist unseren Gott!» (Ps. 68; 20, 22, 24, 27).

«Zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf sind die, die mich grundlos hassen. Zahlreich sind meine Verderber, meine verlogenen Feinde … Dir stehen meine Widersacher alle vor Augen … Blende ihre Augen, so daß sie nicht mehr sehen; lähme ihre Hüften für immer! Gieß über sie deinen Grimm aus, dein glühender Zorn soll sie treffen … Rechne ihnen Schuld über Schuld an, damit sie nicht teilhaben an deiner Gerechtigkeit. Sie seien aus dem Buch des Lebens getilgt …» (Ps. 69;5, 20, 24, 25, 28, 29).

Hinter alldem steht immer wieder das Bild Gottes als eines zornig vergeltenden und strafenden Zuchtmeisters:

«Wenn seine (Davids) Söhne meine Weisung verlassen, nicht mehr leben nach meiner Ordnung, wenn sie meine Gesetze entweihen, meine Gebote nicht mehr halten, dann werde ich ihr Vergehen mit der Rute strafen und ihre Sünde mit Schlägen» (Ps. 89; 32, 33). «Denn wir vergehen durch deinen Zorn, werden vernichtet durch deinen Grimm. Du hast unsere Sünden vor dich hingestellt, unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts» (Ps. 90; 7, 8). «Wenn auch die Frevler gedeihen und alle, die Unrecht tun, wachsen, so nur, damit du sie für immer vernichtest » (Ps. 92; 8).

Und David, als König und oberster Richter, hält sich an dieses Modell:

« Morgen für Morgen spreche ich das Urteil über die Frevler im Land, um in der Stadt des Herrn alle auszurotten, die Unrecht tun» (Ps. 101; 8).

Es kommt aber auch (sehr selten) vor, daß sich Gott von offenbar «menschlicheren» Menschen in seiner Straf- und Vergeltungssucht bremsen läßt:

«Da faßte er (Gott) einen Plan und er hätte sie (die Israeliten wegen der Verehrung des Goldenen Kalbes) vernichtet, wäre nicht Mose, sein Erwählter, für sie in die Bresche gesprungen, so daß Gott sie im Zorn nicht vertilgte» (Ps. 106; 23).

Nicht so der Psalmist selbst, sein Haß und seine Vernichtungswut gegen seine Feinde steigern sich zu Exzessen, die kaum noch zu übertreffen sind:

«Gott, den ich lobe, schweig´ doch nicht! Denn ein Mund voll Frevel, ein Lügenmaul hat sich gegen mich aufgetan. Sie reden zu mir mit falscher Zunge, umgeben mich mit Worten voll Haß und bekämpfen mich ohne Grund. Sie befeinden mich, während ich für sie bete, sie vergelten mir Gutes mit Bösem, mit Haß meine Liebe. Sein Frevel stehe gegen ihn auf als Zeuge, ein Ankläger trete an seine Seite. Aus dem Gericht gehe er verurteilt hervor, selbst sein Gebet werde zur Sünde. Nur gering sei die Zahl seinerTage, sein Amt soll ein anderer erhalten: Seine Kinder sollen zu Waisen werden und seine Frau zur Witwe. Unstet sollen seine Kinder umherziehen und betteln, aus den Trümmern ihres Hauses vertrieben. Sein Gläubiger reiße all seinen Besitz an sich, Fremde sollen plündern, was er erworben hat. Niemand sei da, der ihm die Gunst bewahrt, keiner, der sich der Waisen erbarmt. Seine Nachkommen soll man vernichten, im nächsten Geschlecht schon erlösche sein Name. Der Herr denke an die Schuld seiner Väter, ungetilgt bleibe die Sünde seiner Mutter. Ihre Schuld stehe dem Herrn allzeit vor Augen … Er zog den Fluch an wie ein Gewand; der dringe wie Wasser in seinen Leib, wie Öl in seine Glieder. Er werde für ihn wie das Kleid, in das er sich hüllt, wie der Gürtel, der ihn allzeit umschließt. So lohne der Herr es denen, die mich verklagen, und denen, die Böses gegen mich reden» (Ps. 109; 2-15, 18-20).

Fortsetzung folgt ……..

Alzheimer-Forschung: Tierversuche sind grausam & rückständig   Leave a comment

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Von Peta.de

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Jahrzehntelang wurden im Rahmen der Alzheimer-Forschung Zeit und Geld für Tierversuche verschwendet – für die Entwicklung von zahllosen Medikamenten, die sich letztlich als Fehlschlag erwiesen. Diese Versuche kosteten schon unzählige Tieren das Leben. Aber auch menschliche Patient:innen leiden weiterhin, denn die Ergebnisse der Experimente sind offensichtlich fast nie auf Menschen übertragbar.

Erfahren Sie hier mehr zu den Hintergründen der Alzheimer-Forschung: Warum scheitern so viele an Tieren getestete Therapeutika in klinischen Studien? Und welche verlässlicheren Lösungsansätze gibt es?

Alzheimer-Forschung: Tierleid und fehlende Übertragbarkeit

Bislang wurden bereits über 100 Therapeutika gegen Alzheimer während ihrer Entwicklung aufgegeben oder sind in klinischen Versuchen gescheitert, die auf die vorhergehende Phase der Tierversuche folgten. Grund dafür ist, dass „Tiermodelle“ das gesamte Spektrum des menschlichen Krankheitsbildes nicht genau erfassen können – dazu gehören auch Unterschiede im Arzneimittelstoffwechsel zwischen Mensch und Tier.

Mäuse, Hunde und andere Tiere erkranken von Natur aus nicht an Alzheimer

Im Versuch, Medikamente gegen Alzheimer zu entwickeln, haben Experimentator:innen jahrelang Mäuse, Ratten, Hunde und andere Tiere gequält.

  • Das Problem: Diese Tiere erkranken auf natürliche Weise nicht an Alzheimer.

  • Die Methode: „Forscher:innen“ haben daher das Erbgut der Tiere verändert, um die Entstehung amyloider Plaques auszulösen, die in ähnlicher Weise im Gehirn betroffener Menschen auftreten.

  • Das Ergebnis: Den Tieren kann gegen Symptome, die denen von Alzheimer ähneln, aber kein Alzheimer sind, scheinbar geholfen werden – doch menschliche Patient:innen leiden nach wie vor.

So haben Studien gezeigt, dass Testmedikamente, die das giftige Beta-Amyloid-Protein aus dem Hirn der Tiere entfernen, diesen helfen können. Bei menschlichen Patient:innen mit Gedächtnisverlust oder kognitiven Störungen helfen die gleichen Medikamente jedoch nicht.

Die Misserfolgsquote neuer Alzheimer-Medikamente beim Menschen liegt bei unglaublichen 99,6 Prozent.

Behandlungsmethoden, die bei Tieren wirksam sind, können menschlichen Alzheimer-Patient:innen schaden

Unter anderem haben sich Medikamente, sogenannte BACE-Hemmer, als erfolgreich bei Mäusen erwiesen, die genetisch so manipuliert wurden, dass sie Pseudo-Alzheimer entwickeln. Bei menschlichen Patient:innen hingegen schienen diese Medikamente die kognitiven Fähigkeiten sogar noch zu verschlechtern und die Hirnschrumpfung potenziell zu verschärfen. Ganze sechs Pharmaunternehmen konnten dieses Versagen auf ganzer Linie bestätigen.

Über eine Million Patient:innen in Deutschland brauchen eine wirksame Behandlung

In Deutschland leiden weit über eine Million Menschen an Demenzerkrankungen wie Alzheimer – und jedes Jahr kommen mehr als 200.000 Neuerkrankungen hinzu. Bezogen auf die Gesellschaft liegen die Krankheitskosten für alle Demenzerkrankungen bei 54 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Kosten werden sich in den kommenden Jahrzehnten noch vervielfachen.

Trotz des verheerenden Ausmaßes existiert bisher keine Therapie, mit der das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden kann.

Erfolge in der Alzheimer-Forschung können nur mit tierfreien Methoden erzielt werden

Wir von PETA Deutschland setzen uns gemeinsam mit unseren internationalen Partnerorganisationen seit Jahren dafür ein, dass mehr humanrelevante Studien und weniger unnütze Tierversuche finanziert werden. Im November 2021 wurde bekannt, dass Forscher:innen in einer aktuellen Studie erstmals menschliche Daten verwendet haben, um die verschiedenen Prozesse zu untersuchen, die zu Alzheimer führen. Dabei haben sie festgestellt, dass sich die Krankheit gänzlich anders entwickelt als bisher angenommen.

Das ist wenig überraschend, denn Mäuse und andere Tiere unterscheiden sich genetisch bzw. physiologisch deutlich vom Menschen. Wiederholte Experimente mit diesen Tieren haben in der Vergangenheit nicht zur Entwicklung wirksamer Medikamente gegen die Krankheit geführt.

Die Wissenschaft zeigt immer häufiger, dass Tierversuche nicht zur Entwicklung wirksamer Behandlungsmethoden von Alzheimer führen: „Tiermodelle“ sind veraltete Methoden, die diese menschliche Form der Demenz niemals replizieren können. Der Fokus moderner Forschung muss auf wirksamen, tierfreien Methoden liegen, die tatsächlich für die menschliche Physiologie relevant sind – ein Beispiel dafür wäre der sogenannte Human-on-a-chip.

Petition unterschreiben: https://wissenschaft-statt-tierversuche.de/#petition

Hier weiterlesen:

Alzheimer-Forschung: Tierversuche sind grausam & rückständig

 

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Warum werden noch immer Tierversuche durchgeführt?

Es gibt mehrere Gründe, warum noch immer Tierversuche durchgeführt werden: Zum einen sind Tierversuche einfach zur Gewohnheit geworden, sie sind ein klassischer Fall von „das wurde schon immer so gemacht“. Teilweise sind Tierversuche auch gesetzlich vorgeschrieben, beispielsweise bei der Medikamentenentwicklung – obwohl 95 von 100 Medikamenten, die im Tierversuch erfolgreich sind, in klinischen Studien am Menschen scheitern!

Hinzu kommt, dass Tierversuche in der Forschung leider noch fest verankert und damit an Forschungsgelder und Publikationen geknüpft sind. Somit dienen sie Wissenschaftlern oftmals als Mittel zum Zweck, wenn es darum geht, auf der Karriereleiter vorankommen. Ein weiterer Grund ist die gewaltige Industrie, die hinter Tierversuchen steckt: Alleine der Inselstaat Mauritius, der weltweit zweitgrößte Exporteur von Affen zu Versuchszwecken, verdient jährlich 17 Millionen Euro mit dem grausamen Handel.

https://wissenschaft-statt-tierversuche.de/#petition

 

Harvard: Affenbabys in grausamen Experimenten gequält   Leave a comment

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Von Peta.de

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Als Aktivist:innen das Affenbaby Britches 1985 aus einem Labor der University of California befreiten, war das öffentliche Entsetzen groß: Das winzige Äffchen war seiner Mutter kurz nach der Geburt entrissen worden und ihm waren seine Augenlider zugenäht worden. Bei seiner Rettung war Britches in einem katastrophalen Zustand. Der darauf folgende Skandal führte zusammen mit der Aufdeckung anderer grausamer Experimente durch PETA USA zu einer historischen Änderung des Gesetzes zum Schutz der Tiere, um diese Tierquälerei künftig zu verhindern.

Doch die Realität sieht anders aus: In den vergangenen vier Jahrzehnten quälte Margaret Livingstone, Experimentatorin an der US-amerikanischen Harvard University in Cambridge, weiterhin Affenbabys auf die gleiche Weise.

Gesunde Affenbabys wurden isoliert und totaler Dunkelheit ausgesetzt

Margaret Livingstone, Experimentatorin an der Harvard-Universität, hat ihre gesamte 40-jährige Laufbahn damit verbracht, Affenbabys von ihren Müttern zu trennen und ihnen die Augen zuzunähen oder dafür zu sorgen, dass sie nie ein menschliches oder Affengesicht sehen, nur um herauszufinden, wie stark dies ihre Gehirn- und Sehentwicklung schädigt.

  • Bei den meisten von Livingstones Experimenten näht sie den Affenbabys bis zu einem Jahr lang die Augen zu.

  • In anderen Experimenten werden die mutterlosen Affen von Labormitarbeiter:innen aufgezogen, die Schweißermasken tragen.

  • Diese kleinen und verängstigten Neugeborenen sehen ein Jahr lang kein Gesicht – weder von Affen noch von Menschen, damit Livingstone untersuchen kann, wie diese Isolation ihre Fähigkeiten zur Gesichtswahrnehmung beeinflusst.

  • Zu diesem Zweck setzt Livingstone den wehrlosen Tieren einen Stahlpfosten in den Kopf, schnallt ihnen das Kinn fest oder zwingt sie, auf eine Stange zu beißen. Manchmal pflanzt sie ihnen auch Elektroden ins Gehirn, um aufzuzeichnen, wie die Gehirnzellen auf visuelle Reize reagieren.

  • Nach jahrelangem Missbrauch tötet sie viele der Affen und seziert ihre Gehirne.

Diese Tierquälerei bezeichnete Livingstone fadenscheinig als „Wissenschaft“. Tiere sind jedoch genau wie Menschen denkende, fühlende und leidensfähige Lebewesen mit individuellen Bedürfnissen. Aus diesen Gründen ist es moralisch nicht vertretbar, ihnen Schmerzen und Leid zuzufügen – für einen vermeintlichen Erkenntnisgewinn.

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In grausamen Experimenten werden die Affenbabys in Livingstones Labor ihren Müttern entrissen und unter isolierten Bedingungen aufgezogen. Ein Jahr lang wird ihnen selbst die Möglichkeit genommen, Gesichter von Menschen oder anderen Affen zu sehen. Dazu tragen Labor­mitarbeiter:innen Schweißermasken.Bild: PiN Program in Neuroscience, Havard University

Die wenig überraschenden Ergebnisse der Livingstone-Experimente

Die Ergebnisse dieser absurden Tierquälerei? Wenig überraschend wirkt es sich negativ auf die Entwicklung des Gehirns und des Sehvermögens aus, im ersten Lebensjahr blind zu sein. Diese Erkenntnis ist Livingstones Beitrag zur Wissenschaft.

Zudem erleiden Affenbabys, die ihren Müttern bei der Geburt entrissen werden, dauerhafte physiologische und auch psychologische Schäden:

  • Mutterlose Affen sind ängstlicher und aggressiver, produzieren einen Überschuss an Stresshormonen und befinden sich häufig am unteren Ende der sozialen Hierarchie.

  • Sie kreisen oder laufen in ihren Käfigen herum, schaukeln hin und her oder machen pausenlos Rückwärtssaltos – Verhaltensstörungen, die auf Frustration und Stress hinweisen.

  • Diese misshandelten Affen haben ein abnormales Schlafverhalten, neigen in Tierversuchen eher zu Alkoholmissbrauch und tendieren eher zu Angst und Stress bei Bedrohungen.

Auch diese Erkenntnisse sind nicht neu – Livingstones tierquälerische Experimente tragen in keiner Weise zu neuem Wissen bei.

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Harvard: Affenbabys in grausamen Experimenten gequält

Demo in Trentino: Hunderte fordern Freilassung von Bärin JJ4   Leave a comment

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Meiner Meinung nach fragt man mir zu wenig (oder überhaupt nicht) ob der Jogger alles richtig gemacht hat, oder ob er eventuell Fehler gemacht hat.

Nachdem die Bärin JJ4 eingefangen und in ein Tierschutzzentrum gebracht wurde, fanden sich am Sonntag zahlreiche Menschen zusammen, um für ihre Freilassung zu demonstrieren.

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Bereits am frühen Sonntagnachmittag hatten sich Demonstranten vor dem Tierschutzzentrum Casteller eingefunden.

Sie demonstrierten demnach für die Freilassung von JJ4, die Anfang April einen Jogger attackiert und getötet hatte, und gegen die Trentiner Provinzregierung unter Maurizio Fugatti, der für die Tötung von aggressiven Bären plädiert.

Verschiedene Tierschutzvereine sowie Privatpersonen, einige gar aus dem Ausland angereist, schlossen sich dem Protest an, hiess es weiter. Wie auf Videos und Fotos zu sehen war, nahmen die Menschen an einem Umzug bis an den Zaun des Geheges teil. Auf Plakaten und Spruchbändern forderten sie die vollständige Freilassung aller gefangen gehaltenen Bären. «Bären sind die Opfer der Provinzregierung» oder «Wer Mütter und Kinder trennt, ist ein Monster» war etwa auf Plakaten zu lesen. JJ4 wurde bei ihrem Fang von ihren drei Jungen getrennt.

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JJ4, die auch unter dem Namen Gaia bekannt und die Schwester des 2006 in Bayern getöteten «Problembären» Bruno ist, hatte Anfang April einen 26-jährigen Jogger im Trentino angegriffen und getötet. Fugatti ordnete daraufhin an, das Tier zu erlegen. Nach einer Klage von Tierschützern setzte ein Gericht den Abschussbefehl aus.

Seit dem Fang Mitte April befindet sich die 17-jährige Bärin in dem abgesperrten Wildgehege. Neben JJ4 ist dort ein weiterer Bär, M49. Am 11. Mai ist vor Gericht eine Anhörung zu ihrem Schicksal geplant. In Italien hat sich indes eine hitzige und emotionale Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch entbrannt.

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Demo in Trentino: Hunderte fordern Freilassung von Bärin JJ4

Religiöse Gewalt an Tieren   Leave a comment

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Von religion.ch

Tierschutz ist noch nicht im religiösen Mainstream angekommen. Das Christentum, Judentum und der Islam enthalten nicht nur Elemente ritueller Gewalt, sondern haben auch zur Abwertung von Tierleben beigetragen. Anhänger:innen dieser Religionen müssen sich endlich dem Gewaltpotential der eigenen Religion stellen, um es zu überwinden.

Manchmal frage ich mich im Stillen, was Tiere wohl zum Stichwort «Religion» zu berichten hätten. Vielleicht sollten wir sie einfach danach fragen. Ist die Begegnung mit Religion etwas, das ihnen schadet, oder etwas, das merklich Gutes für sie bereithält?

Wenn ich dazu die sechs Hühner interviewen würde, die in meinem Garten leben, seitdem ich sie aus einer industriellen Bodenhaltung gerettet habe, dann würden sie mir vielleicht Folgendes antworten – etwas harsch und direkt, aber so sind Hühner nun einmal: «Bleibt uns bloß vom Leib mit eurer Religion, liebe Menschen! Schlimm genug, dass ihr euch dank eurer Religion tatsächlich einbildet, eure eigene Spezies sei so unendlich wichtiger als alle anderen… aber dass ihr uns und so viele andere Tiere wie Sklaven haltet, uns einsperrt, uns unsere Kinder wegnehmt, und uns schließlich grausam – oder wie ihr es nennt: ‹human› – tötet und auch noch meint, all dies mit eurem Gott begründen zu können, der ja angeblich ‹die Liebe›, ‹die Barmherzigkeit› oder ‹die Gerechtigkeit› sein soll – das ist doch wirklich die Spitze der Verblendung. Wenn ihr also wirklich wissen wollt, was ich davon halte, dann sage ich es gerne: Religion – pfui Teufel!»

Nun, ich sagte ja, dass Hühner sehr direkt sein können. Der Punkt ist allerdings, dass sie mit ihrer Kritik nicht grundsätzlich falsch liegen. Wenn man Religion ausnahmsweise einmal nicht aus der immer schon gewohnten menschlichen Perspektive betrachtet, sondern die Perspektive anderer Tiere zugrunde legt, dann zeigt sich ein anderes Bild als die gewohnte Vorstellung von den freundlichen, zugewandten und friedlichen Religionen. Insbesondere die monotheistischen Religionen, um die es im Folgenden ausschließlich geht, verbindet zumindest in ihrem Mainstream ein Konsens über die religiös legitimierte Gewalt an Tieren. Direkt quälen soll man Tiere selbstverständlich nicht – aber gegen die grundsätzliche «Nutzung» von Tieren und gegen ihre Tötung vernimmt man so gut wie keine religiöse Widerrede. Keine dieser Religionen hat es zustande gebracht, sich grundlegend von dieser Gewalt zu distanzieren. Bestenfalls werden minimalste Tierschutz-Standards oder technische Hinweise zum Ablauf der Tiertötung religiös debattiert.

Keine Absage an die Tötungsindustrie der Moderne

Selbst dort, wo es heute offensichtlicher denn je ist, dass beispielsweise der Verzehr von Tieren ernährungsphysiologisch unnötig ist, gelingt es den Religionen nicht, diese Erkenntnisse in ihre religiösen Binnendiskurse einzubeziehen: Ein bisschen mehr «Bio», etwas mehr «Nachhaltigkeit» und ein diffuses Plädoyer für mehr «Umweltschutz» werden zwar goutiert – aber eine Absage an die Tötungsindustrien der Moderne vernimmt man nicht.

Wer heute den Finger in die Wunde legen will und diese Gewalt auch nur als solche benennt, muss schon damit rechnen, als Nestbeschmutzer:in verunglimpft zu werden.

Natürlich kann man dem entgegnen, dass es Bewegungen gibt, die sich auch aus einem religiösen Selbstverständnis heraus für die Anerkennung von Tieren und beispielsweise für eine vegane Ernährung einsetzen. Aber wie marginal sind diese Gruppierungen gemessen am religiösen Mainstream? Auf welch erbitterten und eingefleischten Widerstand treffen diese Stimmen, die dazu aufrufen, Gewalt an Tieren endlich zu überwinden? Welche Gewalt begegnet denen, die Gewalt binnenreligiös diagnostizieren? Wer heute den Finger in die Wunde legen will und diese Gewalt auch nur als solche benennt, muss schon damit rechnen, als Nestbeschmutzer:in (als Tier also, wie die Metapher verrät) verunglimpft zu werden. 

Zumutungsschwer und regelrecht religionsfeindlich erscheint vielen die Einsicht, dass es genuin religiöse Gewalt an Tieren überhaupt geben könnte. Dieser Eindruck ist sachlich ebenso absurd wie emotional nachvollziehbar: Niemand möchte die eigene Religion als Quelle von Gewalt begreifen, und dieses Ansinnen ist zweifellos richtig und wichtig.

Gewaltpotentiale in der Religion erkennen

Die Sache ist allerdings komplizierter. Damit nämlich die eigene Religion nicht als Quelle von Gewalt fungieren kann, ist es gerade wichtig, systematisch damit zu rechnen, dass sie sehr wohl Gewaltpotentiale enthält. Darin steckt also eine Paradoxie: Man muss Gewalt sichtbar machen, sie mitunter suchen, erkennen und benennen können, um sie zu überwinden. Friedlich sind Religionen nur dann, wenn sie außerordentlich sensibel für jedwede Gewalt werden. Wer Gewalt – sei es an Menschen oder an anderen Tieren – beenden will, muss sie deswegen zunächst ganz bewusst suchen.

Es muss daher ein grundlegendes Eigeninteresse von Religionen an ihren eigenen Gewaltpotentialen geben. Dort, wo hingegen lediglich miesepetrig auf jede Kritik reagiert wird, die dann am besten noch reflexhaft als häretisch oder religionsfeindlich zurückgewiesen wird, kann ein solches Selbstaufklärungsintereresse nicht unterstellt werden. So werden Religionen sich selbst und anderen zum Problem.

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© Julia Del Negro

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Der eigentliche Skandal

Ein Bewusstsein für die Gewaltpotentiale von Religion wird leider allzu oft noch immer überlagert von Versuchen, Religion zu entschuldigen und wortreich zu erklären, warum die jeweilige Gewalt «nicht so gemeint», «eigentlich nicht so schlimm», «ganz natürlich» oder einfach «notwendig» sei. Häufig kann man beobachten, dass gerade das Stichwort «Massentierhaltung» die Funktion hat, religiös-goutierte Formen der Tiertötung zu entschuldigen und als die «bessere Alternative» zu verkaufen.

Das Problem ist aber nicht, dass religiös-favorisierte Formen der Tierhaltung/-tötung nicht dem Schema der «Massentierhaltung» entsprechen. Dass Religionen überhaupt das Töten von Tieren gutheißen und dazu aufrufen, ist der eigentliche Skandal. Der apologetische Modus geht aber meistens schnell darüber hinweg und verweist auf den beliebten Prügelknaben «Massentierhaltung», um die eigene Schuld zu übertünchen.

Man wird von theologisch gebildeten Menschen erwarten dürfen, dass sie ihre Religion (und damit vor allem sich selbst) nicht permanent entschuldigen. Ein solcher Gestus entmündigt Religion und religiöse Menschen letztlich in einer Weise, die sie zugleich davon abhält, wirkliche Verantwortung zu übernehmen. Dort, wo Religion verwendet wird, um die eigenen Entscheidungen mit Verweis auf autoritative religiöse Normen oder Texte zu entschuldigen, sollte dieser Gestus auf berechtigtes Misstrauen und durchaus auch auf politischen Gegenwind treffen. 

Ich wünsche mir deswegen religiöse Diskurse, die sich nicht auf reaktionäre und zumeist weinerliche Apologien beschränken, mit denen sie sich vor jedweder noch so berechtigten Kritik abschotten. Im Gegenteil, sie sollten diese Kritik religionsproduktiv aufgreifen. Und also aus ihren Fehlern lernen können und wollen, und tatsächlich einen Gestaltungsanspruch gegenüber ihrer Religion haben.

Drei Formen religiöser Gewalt

Was also gäbe es zu sehen, wenn die monotheistischen Religionen bereit wären, das Phänomen religiöser Gewalt an Tieren tatsächlich als solches zu erkennen und es nicht gleich apologetisch vom Tisch zu wischen? Zunächst einmal wird man erkennen, dass es nicht die eine Form religiöser Gewalt an Tieren gibt. Mir scheint zur besseren Differenzierung ein dreiteiliges Schema hilfreich. Religiöse Gewalt kann zunächst auftreten in ritueller Form, also immer dann, wenn es um die Opferung oder rituelle Tötung von Tieren geht. Es ist unstrittig, dass diese mit entsetzlichem Leiden, Panik und Todesangst verbunden sind. 

Mindestens ebenso wichtig ist aber auch eine weitere Dimension religiöser Gewalt an Tieren, die als Deutungsgewalt beschrieben werden könnte. Sie bezeichnet all jene Formen der Abwertung von Tieren, die dazu beigetragen haben, dass das Leben von Tieren nahezu bedeutungslos geworden ist. Die christliche Tendenz etwa, Tieren eine ewigkeitsfähige Seele abzusprechen, was sie zu ausbeutbaren und minderwertigen Wesen hat werden lassen, kann unter diese Kategorie gefasst werden.

Was diese beiden Formen der Gewalt gemeinsam haben, bringt schließlich eine dritte Kategorie zum Ausdruck. Religiöse Gewalt an Tieren hat eine biopolitische Form, das heißt: sie geht mit dem Versprechen einher, menschliches Leben zu steigern. Abrahams Entscheidung dafür, statt seines Sohnes einen Schafsbock zu opfern – eine Erzählung, auf die sich alle monotheistischen Religionen beziehen – kann als Grundnarrativ dieser biopolitischen Seite religiöser Gewalt an Tieren gelten.

Die Logik ist dabei stets, dass das Sterben von Tieren notwendig sei, um menschliches Leben zu schützen, zu bewahren, gar zu erlösen. (Anmerkung: was für ein Unsinn!).

Von allen Formen religiöser Gewalt an Tieren ist diese biopolitische Ebene vielleicht am tiefsten in das kollektive religiöse Unterbewusstsein eingesickert: Stets setzt man voraus, dass menschliches Gedeihen das Sterben der Tiere notwendig braucht. Heute, im Anthropozän, zeigt sich deutlicher als je zuvor, wie fatal und schlichtweg falsch dieses Menschenbild ist, welche desaströsen Folgen auch das Schweigen der Religionen zur Gewalt an Tieren hat.

Wir wissen heute: Eine gemeinsame Zukunft für den Menschen gibt es nur mit den Tieren – nicht mit «Versuchs-» oder «Nutztieren», sondern mit anderen Tieren, deren Leben ebenso bedeutungsvoll und gottgewollt ist wie das Leben von menschlichen Individuen.

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Religiöse Gewalt an Tieren

Religion, Theologie und Gewalt   Leave a comment

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Leiden Tiere unter dem Christentum?

Tag für Tag werden in Deutschland rund zwei Millionen Landtiere getötet. Dass die meisten Menschen das nicht in Frage stellen, hat für die Theologin Simone Horstmann auch religiöse Gründe: Das Christentum habe Tiere für weitgehend bedeutungslos erklärt. Horstmann will das ändern.

Von Christian Röther

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Tierethik im Christentum? Bisher beschäftigen sich nur wenige Theologen mit der Rolle von Tieren (www.imago-images.de)

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Simone Horstmann ist katholische Theologin – und vertritt eher ungewöhnliche Positionen, wie zum Beispiel: „Das Christentum hat es zu verantworten, dass Tiere nahezu für bedeutungslos erklärt wurden.“

Sie engagiert sich in der Tierrechtsbewegung, und sie setzt sich auch theologisch mit Tieren auseinander – was in der Theologie oft nicht gut ankomme: „Ja, es ist die überwiegende Reaktion, dass tatsächlich gar nicht reagiert wird. Das ist ein sehr ungewohntes Thema. Ich kann mich erinnern, ich habe in Bochum meine erste Zeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin verbracht, einige Jahre, und hatte damals vorgeschlagen: Lasst uns doch mal ein Seminar zu Tierethik machen! Und habe dann einen entsprechenden Gegenwind erfahren. Weil man mir gleich sagte: Nein, Frau Horstmann, das Thema machen wir nicht. Das geht irgendwie nicht.“

Inzwischen ist Simone Horstmann Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dortmund. Dort hat sie ihre Doktorarbeit über die Entwicklung der Ethik in der Moderne geschrieben. Ihr Interesse für Tiere hat sie schon als Kind entdeckt, sagt sie. Schon damals habe sie festgestellt, dass etwas nicht stimme im Verhältnis von Tieren und Menschen.

„Etwa die Wahrnehmung, dass es Schlachthöfe gibt. Dass es die Wirklichkeit einer unfassbar großen Industrie gibt, die tagtäglich eine unvorstellbare Menge an Tieren tötet mit der größten Selbstverständlichkeit, die hat mich eigentlich schon als Kind umgetrieben“, sagt Horstmann.

„Eine Selbstverständlichkeit, dass wir Tiere töten“

Heute schlägt Simone Horstmann den Bogen von der Tierindustrie zur Theologie. Gerade hat sie einen Sammelband herausgegeben, der sich mit „Religiöser Gewalt an Tieren“ befasst. Da fallen vielen wohl als erstes religiöse Rituale ein: die antiken Tempel, an denen massenhaft Tiere geopfert wurden. Bis heute prägt die Erinnerung an den Jerusalemer Tempel Judentum, Christentum und Islam. Und in Judentum und Islam gibt es bis heute rituelle Schlachtungen, das Schächten. Doch statt auf andere Religionen zu zeigen, zielt die katholische Theologin auf ihre eigene Religion ab: das Christentum. Hier gebe es zwar keine Tötungsrituale, aber die christliche Theologie begünstige eine andere Form der Gewalt an Tieren. Horstmann nennt sie „nihilistische Gewalt“.

„Damit meine ich, dass unsere Gesellschaft insofern noch vielfach – auch da, wo sie das gar nicht will vielleicht – theologisch und religiös geprägt ist. Nämlich in der Hinsicht, dass sie davon überzeugt ist: Es ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit, dass wir Tiere töten. Und da geht eigentlich auch nichts Wirkliches bei verloren.“

Philosoph Bernd Ladwig über Tierethik: Politische Rechte auch für Tiere

Tiere leiden und sterben millionenfach für unsere Zwecke. Moralisch sei das kaum zu rechtfertigen, meint der Philosoph Bernd Ladwig. Er fordert, die Interessen von Tieren zu achten – nach dem Vorbild von Menschenrechten.

Die ideologische Basis dafür habe die christliche Theologie geliefert. Denn dort gelte seit langem: „Tiere an sich sind eigentlich bedeutungslos. Man soll sie jetzt nicht unbedingt quälen – das ist schon ein Common Sense, den man auch schon in wirklich alten, ganz klassischen theologischen Handbüchern findet. Aber die Theologie hat im Grunde bis heute kaum eine Sprache und kaum ein Verständnis dafür entwickeln können, was es eigentlich bedeutet, dass ein Tier stirbt.“

Nur für den Menschen geschaffen?

Schon dass Simone Horstmann davon spricht, dass Tiere „sterben“, überschreite eine theologische Grenze. Denn das Sterben sei dort den Menschen vorbehalten: „Tiere verenden eigentlich nur. Das ist ja eine Umschreibung dafür, dass wir eigentlich glauben, im wirklichen Sinne passiert da nichts von Bedeutung. Da endet zwar etwas, ja, ein Leben endet, aber dass da eine metaphysische Qualität mit verbunden wird, dieser Gedanke liegt uns eigentlich relativ fern.“

Tiere haben keine Seele, heißt es in der Theologie zumeist bis heute. Gott habe die Tiere nur für die Menschen geschaffen, sie seien den Menschen untergeordnet – so die klassische Lehrmeinung. Doch warum diese theologische Abwertung der Tiere? Weil die Menschen so aufgewertet würden, meint die katholische Theologin:

„Der Gewinn ist letzten Endes ein sehr, sehr – ich würde sagen – hoheitliches, fast schon triumphalistisches Menschenbild.“ Der Mensch als Mittelpunkt des Heilsgeschehens, als Krone der Schöpfung. „Dieses Menschenbild – der Mensch als ein Vernunftwesen etwa, wenn man das theologisch formulieren will: der Mensch als Ebenbild Gottes und dergleichen – dieses hoheitliche Menschenbild hat eben gewisse positive Folgen mit sich gebracht, aber es hat uns auch etwas gekostet: nämlich eine wirklich maximale, radikale, ich würde fast sagen: auch eine totalitäre Abwertung von nicht-menschlichem Leben.“

Keine Seele, keine Hoffnung

Deshalb würden Tiere in der christlichen Theologie auch so gut wie keine Rolle spielen – von wenigen Ausnahmen abgesehen. So würden Tiere in der Schöpfungstheologie, bei der Erschaffung der Welt zwar noch vorkommen, sagt Simone Horstmann, aber sie beobachte auch:

„… dass sie vor allen Dingen am Ende – ich sag‘s mal ganz flapsig vielleicht – über die Klippe springen. Also am Ende zählen sie einfach nicht mehr. In den eschatologischen Fragen kommen sie in der klassischen Theologie einfach nicht vor. Das ist auch so ein Ausdruck von nihilistischer Gewalt. Dass sie eben am Ende nicht zählen.“

[…]

So bleibt Simone Horstmann vorerst eine von wenigen Stimmen in der christlichen Theologie, die versuchen, dem Menschen die Krone der Schöpfung wieder abzunehmen, um sie mit den Tieren zu teilen.

Hier weiterlesen:

Religion, Theologie und Gewalt

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 16)   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Die Psalmen: Das hohe inner- und außerkirchliche Ansehen des Psalters

Man sollte sich immer wieder klarmachen, was ein solches Gottesbild psychologisch anrichten kann! Selbst das «Lied des Mose», in dem der viel, aber so gut wie immer isoliert-selektiv zitierte Vers «Ich bin es, der tötet und der lebendigmacht» steht, ist durch diese düstere Atmosphäre schwerster Strafandrohung gekennzeichnet:

«Immer neue Not bürde ich ihnen auf, ich setze gegen sie alle meine Pfeile ein. Sie werden ausgemergelt durch den Hunger, verzehrt durch die Pest und die verheerende Seuche. Den Zahn der Raubtiere lasse ich auf sie los, dazu das Gift der im Staube Kriechenden. Auf der Straße raubt das Schwert die Kinder und in den Zimmern der Schrecken. Da stirbt der junge Mann und das Mädchen, der Säugling und der Greis» (Dtn. 32; 23-25).

Man sollte sich wieder selbst durch eigene Lektüre überzeugen, daß die angeführten Stellen nicht nur vereinzelte «Inseln» in einem sonst ganz anderen Kontext darstellen, sondern daß diese Einstellung der massivsten Strafdrohungen und eines exzessiven Strafbedürfnisses den ganzen Pentateuch (die fünf Bücher Mose) durchziehen. Daß daneben auch Wohltaten und Wohlergehen als Lohn für Wohlverhalten versprochen werden, kann den zitierten und den zahlreichen anderen entsprechenden Stellen den Charakter eines ethisch und psychologisch begründeten vernichtenden Einwandes gegen die Bibel als göttlich inspirierte Normenquelle nicht nehmen.

Zu den auch heute noch anerkanntesten Teilen des Alten Testamentes gehören die Psalmen. Sie sind bis auf den heutigen Tag bei sogut wie allen Konfessionen integraler Bestandteil liturgischer und außerliturgischer Bibellesungen und von Gebetstexten. Das tägliche Breviergebet etwa der katholischen Priester besteht zu wesentlichen Teilen in einem zyklisch sich wiederholenden Beten des Psalters, wie schon oben vermerkt.

Der Kommentar der von den katholischen Bischöfen des gesamten deutschen Kulturraumes 1980 herausgegebenen Einheitsübersetzung der Bibel sagt zu den Psalmen:

«Ähnlich wie die Bücher des Mose ist diese Sammlung von 150 Einzelliedern, die eines der bedeutendsten Bücher der Heiligen Schrift und auch der gesamten Weltliteratur darstellen. Daß der Psalter eine Sonderstellung unter den Schriften des Alten Testamentes einnimmt, wird kaum bezweifelt. Denn die Psalmen lassen einen einzigartigen Einblick in die innere Struktur der Offenbarung tun . . . Der Psalter hat seinen hohen Rang als Gebetbuch des alten Bundesvolkes auch für Christus und die junge Kirche behalten. Die Kirche hat mit den Psalmen auf die in Christus erfüllte Offenbarung geantwortet. Bis heute verwendet sie daher in der Nachfolge des Herrn den Psalter vor allen anderen Gebetstexten für den Gottesdienst in seiner vielfältigen Gestalt» (Die Bibel, Einheitsübersetzung, S. 614, 615).

Aber nicht nur innerkirchlich steht der Psalter in höchstem Ansehen, auch in Kreisen, die sich eher als liberal-aufgeklärt geben, gilt der Psalter als einer der weitgehend unbezweifelten Pluspunkte biblisch-christlicher Religiosität (selbst etwa bei einem so intelligent-kritischen Autor wie H. v. Ditfurth), vielleicht am ehesten zu erklären durch das verbreitete «Klassikerphänomen», nach dem die Psalmen wie viele verehrte klassische Texte zwar gerne als Ansehen verschaffende Quellen angeführt, aber nicht oder nur in hochselektiven Einzelzitaten gelesen werden.

Weiterhin kann die oben schon angesprochene historisch-psychologische Gesetzmäßigkeit angeführt werden, nach der Alter und Tradition vielleicht – in Konkurrenz mit vielen jüngeren, inhaltlich und auch ästhetisch überlegenen Texten – sonst eher chancenlose Schriften und generell menschliche Produkte glorifizieren und tabuisieren können (ein Phänomen, das Generationen von Schülern früher und vielleicht auch heute noch den Schulunterricht vor allem in den sprachlichen Fächern partiell vermieste).

Gerade weil dies so ist, weil die Psalmen in einem weitgehend so unbezweifelt selbstverständlichen Ansehen stehen, soll im folgenden wieder, eher noch ausführlicher als bei anderen Bibelteilen, zitiert werden, um den naheliegenden Einwand von vornherein zu entkräften, hier würden hochselektiv einzelne «dunkle Stellen», den Gesamtsinn entstellend, herausgegriffen.

Im übrigen sollte man sich wie stets auch hier durch eigene unbefangene Lektüre ein eigenes Bild verschaffen und sich am Schluß dieser Lektüre fragen, ob man einen solchen Text als göttlich geoffenbartes Leitbild für sich akzeptieren will.

Wie die Psalmen wirklich sind: ein in weiten Teilen und in einem selten sonst zu findenden Ausmaß von primitiv-unkontrollierten Haßgefühlen, Rachebedürfnissen und Selbstgerechtigkeit bestimmter Text.

Schon zu Beginn des Psalters wird Gott als gewalttätiger «Helfer» geschildert:

«All meinen Feinden hast du den Kiefer zerschmettert, hast den Frevlern die Zähne zerbrochen» (Ps.3; 8). Haß ist die Reaktion Gottes auf abweichendes «böses» Verhalten: «. . . denn dein Haß trifft alle, die Böses tun. Du läßt die Lügner zugrunde gehen . . . » (Ps. 5; 6, 7).

Der fromme Psalmist betet aber auch selbst um eine angemessene Strafe für die bösen anderen: «Auf die Frevler lasse er Feuer und Schwefelregnen» (Ps. 11; 6). Charakteristisch ist die globale, lieblos-diskriminierende Beurteilung der Normabweichenden, Frevler, Feinde usw.; besonders die «Gottesleugner» (heute wären dies wohl die Atheisten) werden sämtlich als sittlich schlecht dargestellt:

«Die Toren sagen in ihrem Herzen: „Es gibt keinen Gott.“ Sie handeln verwerflich und schnöde; da ist keiner, der Gutes tut» (Ps. 14; 1).

Auch generell werden die Menschen sehr negativ beschrieben:

«Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht. Alle sind sie abtrünnig und verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger» (Ps. 14; 2, 3 u.Ps. 52; 3, 4).

In scharfen Kontrast zu diesen bösen anderen, den Frevlern usw., steht die doch ziemlich selbstgerecht anmutende positive Eigenzeichnung des Beters, des Psalmisten selbst:

«Höre, Herr, die gerechte Sache . . . Vernimm, mein Gebet von Lippen ohne Falsch! Prüfst du mein Herz . . . , dann findest du an mir kein Unrecht. Mein Mund verging sich nicht, trotz allem, was die Menschen auch treiben; ich halte mich an das Wort deiner Lippen. Auf dem Weg deiner Gebote gehen meine Schritte, meine Füße wanken nicht auf deinen Pfaden» (Ps. 17; 1-5).

«Der Herr hat gut an mir gehandelt und mir vergolten, weil ich gerecht bin und meine Hände rein sind. Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn und fiel nicht ruchlos ab von meinem Gott. Ja, ich habe alle seine Gebete vor Augen, weise seine Gesetze niemals ab. Ich war vor ihm ohne Makel, ich nahm mich in acht vor der Sünde» (Ps. 18; 21-24).

Fortsetzung folgt ….

Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 16)

Gott hat die Sache mit den Tieren verbockt   Leave a comment

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Gott schuf die Flugtiere, bevor er Adam zum Leben erweckte. Bild: Shutterstock

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Von Hugo Stamm

Glaubt man der Bibel, hat Gott die Tiere zusammen mit Adam und Eva aus dem Garten Eden gejagt, obwohl sie nicht sündig geworden waren. Das ergibt wenig Sinn.

Wie plausibel ist die christliche Religion, der christliche Glaube? Würde man die Tiere fragen, würden viele die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und antworten: Von der Barmherzigkeit und Güte Gottes spüren wir wenig.

Dabei nehmen Tiere in der Bibel eine herausragende Stellung ein. Die Fische, die Opferlämmer und alle Tiere, die in der Arche Noah Platz fanden. Die Vögel genossen sogar einen besonderen Status:

«Seht, die Vögel unter dem Himmel, sagt Jesus, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.»
(Matthäus 6,26)

Gott hat den Tieren den Atem eingehaucht

Schon in der Genesis im ersten Buch Mose spielen Tiere eine wichtige Rolle. Danach schuf Gott die Flugtiere schon am 5. Tag, ein Tag vor den Landtieren und Adam. Gott liebte die Tiere, er hat sie aus Lehm geformt und ihnen den Atem eingehaucht, wie bei Adam.

Frauen waren im Plan Gottes offenbar nicht vorgesehen. Weil es Adam langweilig war, schuf Gott Eva bekanntlich aus einer seiner Rippen. Die erste Frau betrat also nach den Tieren den Garten Eden. Und nur als Gespielin des einsamen Adams.

Da im Paradies der Tod nicht existierte, lebten die Löwen friedlich mit den Hirschen. Alle waren Pflanzenfresser, Angst musste niemand haben. Die Welt war heil, es herrschte Frieden. Adam, Eva und die Tiere fristeten als Vegetarier ein beschauliches Leben. Es war ein Schlaraffenland, Milch und Honig flossen im Überfluss.

Doch dann schlug das Schicksal gnadenlos zu. Eine Schlange verführte Adam und Eva, verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis zu naschen. Neugier, Machtdrang und Überheblichkeit wurden ihnen zu Verhängnis. Gott wollte verhindern, dass sich die beiden auch noch am Baum des ewigen Lebens labten und wies sie aus dem Paradies.

Somit setzte er sie den rauen Naturgesetzen der Erde aus, Angst, Leid und Tod wurden ihre ständigen Begleiter. Eine happige Strafe für eine leidliche Sünde.

Die Verbannung aus dem Paradies ins irdische Jammertal lässt sich nur schwer als Gleichnis verharmlosen, denn die Strafe ist mehr als nur drakonisch.

Statt Adam und Eva zu helfen oder ihnen zu verzeihen, rügte Gott laut Genesis die Schlange: «Verflucht sollst du sein wegen dieser Tat. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang – du allein von allen Tieren.» Seither gelten Schlangen als böse und verschlagen. Oder als Symbol des Satans.

Da stellen sich ein paar Fragen: Wieso konnte der Teufel ins Paradies eindringen und sich der Schlange als Werkzeug bemächtigen? Weshalb durften die ersten Menschen nicht vom Baum des ewigen Lebens naschen, wenn es doch den Tod im Garten Eden gar nicht gab?

Ist der Sündenfall als Gleichnis zu verstehen?

Mir ist bewusst, dass solche alttestamentarischen Geschichten gleichnishaft und metaphorisch interpretiert werden müssen. Doch das moralische Grundrauschen und die ethische Kulisse sind so radikal und eindeutig, dass der Spielraum begrenzt ist.

Die Verbannung aus dem Paradies ins irdische Jammertal lässt sich nur schwer als Gleichnis verharmlosen, denn die Strafe ist mehr als nur drakonisch. Verantwortlich dafür ist einzig und allein Gott, der uns im Religionsunterricht und bei Gottesdiensten als Schöpfer und liebender Gott dargestellt wird.

Zurück zu den Tieren. Gott jagte auch sie aus dem Paradies, obwohl sie keine Sünde begangen hatten. Nicht begehen konnten, denn sie haben ja kein Unrechtsbewusstsein oder moralisches Empfinden.

Machte Gott die Raubtiere zu Tötungsmaschinen?

Nicht genug: Gott machte viele Tiere zu Fleischfressern, weshalb manche seiner angeblich geliebten Tiere zu Tötungsmaschinen wurden. Man denke nur an den Fuchs, der in einen Hühnerstall eindringt. Oder den Wolf, der eine Schafherde reisst, obwohl er nicht einmal ein einziges Tier vertilgen kann.

Auch die lieblichen Schmusekatzen können ganz schön brutal ans Werk gehen und gefangene Mäuse minutenlang zu Tode quälen. Sogar Kannibalismus der besonderen Art bietet die Tierwelt: Viele männliche Spinnen werden ausgerechnet nach der Paarung von den Weibchen aufgefressen. Quasi als Dank für die Arterhaltung.

Die ahnungslosen und «sündenfreien» Tiere leben auch sonst gefährlich. Sie sind Krankheiten hilflos ausgeliefert. Da geht es uns sündigen Menschen vergleichsweise gut. Medizin und technische Hilfsmittel helfen uns über manch lebensbedrohliche Situationen hinweg.

Gott: «Alle Tiere gehören mir.»

Davon profitiert bestenfalls die kleine Gruppe der Haustiere, die von uns Menschen gehegt werden. Gott hingegen glänzt durch vornehme Zurückhaltung. Schliesslich sagt Gott im Psalm 50:

«Denn alle Tiere gehören mir ohnehin, das Wild im Wald und auf dem Feld, die Tiere auf den Bergen und Hügeln. Ich kenne jeden Vogel unter dem Himmel und die vielen kleinen Tiere auf den Wiesen.»

So stellen sich weitere Fragen: Hat es das Paradies gar nie gegeben? Bleibt es auch nach der Wiederkunft von Jesus eine Illusion? Wurden die Tiere zusammen mit Adam und Eva aus dem Garten Eden verbannt, weil sie als Milch- und Fleischlieferanten das Überleben der «Krone der Schöpfung» (Macht euch die Erde samt den Tieren untertan …) zu sichern? Brauchten unsere Vorahnen die Tiere, um Gott Lämmer opfern zu können?

Was immer Gott mit uns Lebewesen beabsichtigt hat: Bei den Tieren hat er es ziemlich verbockt. Da verhedderte er sich kolossal: moralisch und ethisch.

Vielleicht hat aber nicht Gott das Chaos angerichtet, sondern die Evolution. Daraus ergäben sich dann neue, unangenehme Fragen an die Bibel und die christlichen Glaubensgemeinschaften.

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Gott hat die Sache mit den Tieren verbockt

Nazi-Poesie im Namen des AfD-Politikers Kotré aufgetaucht   Leave a comment

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Aus rbb24.de

Von Andrea Becker, Silvio Duwe und Daniel Laufer

Unter dem Namen des Brandenburger AfD-Bundestagsabgeordneten Steffen Kotré wurden rechtsextreme Gedichte veröffentlicht. Sie erschienen schon Anfang der Nuller-Jahre auf den Websites mehrerer Gruppierungen mit engen Verbindungen ins Neonazi-Milieu. Von A. Becker, S. Duwe und D. Laufer

„Rühre, wie die Trommel, unser nordisch‘ Blut“, heißt es in einem der Gedichte, als deren Autor Steffen Kotré angegeben wird, „singe uns das völkisch‘ Lied, oh Geist, Du siegender“ und „schmelze ein das schwarze Eisen in der weißen Glut“. Zeilen wie diese finden sich in rund einem Dutzend Gedichte, die nach Recherchen des ARD-Politikmagazins Kontraste ab 2001 im Netz verbreitet wurden. Im Fall der Website einer Gruppe namens „Deutschherrenklub“ erschienen die Texte sogar in einer eigenen Rubrik mit dem Titel „Kotrés Welt“. Sie behandeln die Farben der Reichsflagge („Schwarz-Rot-Weiß“) und die Romantik der „Brüder auf Fahrt“.

Steffen Kotré AfD

AfD-Fraktion Brandenburg

Zur Person

Steffen Kotré ist Mitglied im Landesvorstand der AfD Brandenburg sowie im Kreisverband Dahme-Spreewald. Zudem ist er Vorsitzender des Landesfachausschusses Wirtschaft, Technologie und Tourismus.

Seit 2017 sitzt Kotré im Deutschen Bundestag und ist dort Wirtschafts- und Energiepolitischer Sprecher der AfD-Fraktion sowie Sprecher der Landesgruppe Brandenburg. Er trat 2013 in die AfD ein. Zuvor war er Mitglied der FDP.

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Es handele sich dabei um „rechtsextreme Texte“, die in ihrem Stil an „ältere Blut-und-Boden-Gedichte aus der völkischen Bewegung seit dem Kaiserreich“ angelehnt seien, urteilt Gideon Botsch, Leiter der Forschungsstelle für Antisemitismus und Rechtsextremismus des Moses Mendelssohn Zentrums an der Universität Potsdam. „Texte wie die auf ‚Kotrés Welt‘ findet man eher in den Liederbüchern der verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend oder anderer rechtsextremer Jugendverbände“, so Botsch. Eines der Gedichte bejubele etwa die mörderische Gewalt der Freikorps und deren Kampf gegen die Weimarer Republik. Botsch zufolge verherrlicht der Verfasser immer wieder „Kampf, Krieg und Gewalt“.

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften hielt Inhalte des „Deutschherrenklubs“ für „NS-Staat verherrlichende Ideologie“ sowie antisemitisch. Sie indizierte die Website 2004 in deren damaliger Form. Auch „Kotrés Welt“ ging dadurch offline.

Stammten die Verse aus der Feder des heutigen Abgeordneten Steffen Kotré? Noch heute wird jemand mit diesem Namen auf einer nach der Indizierung neu erstellten Website des „Deutschherrenklubs“ „brüderlich gegrüßt“. Mehrere Anfragen an das Bundestagsbüro des AfD-Politikers hierzu blieben unbeantwortet.

Geheimbund mit „Arierfarben“

Der „Deutschherrenklub“ scheint sich selbst für eine Art Geheimbund zu halten. Sein Wappen schmücken die angeblichen „Arierfarben“ Blau und Gold, laut Selbstbeschreibung fühlt man sich dem „ewigen Stande der Deutschheit verpflichtet“. Der Vorsitzender der Gruppe Andreas V. hatte Anfang der Neunziger-Jahre schon die „Kreuzritter für Deutschland“ gegründet – eine Organisation, die laut damaliger Einschätzung des

Verfassungsschutzes Baden-Württemberg zu einem erheblichen Teil aus Angehörigen der rechtsextremistischen Skinheadszene bestand.

Die „Kreuzritter für Deutschland“ hatten enge Verbindungen zum „Blood and Honour“-Netzwerk, wie aus dem Abschlussbericht des zweiten baden-württembergischen NSU-Untersuchungsausschusses hervorgeht. Das Bundesinnenministerium hat „Blood and Honour“ inzwischen verboten. Nach einer mehrjährigen Gefängnisstrafe baute der „Kreuzritter“-Chef im Jahr 2000 schließlich den „Deutschherrenklub“ auf.

Auf seiner persönlichen Website veröffentlichte Andreas V. ein Gedicht über Soldaten, die Krieg an einer Ostfront führen. Als Autor nannte er „Steffen K.“. Weil Kotré zu diesem Thema schweigt, bleibt offen, inwiefern er Andreas V. kannte.

Belegt sind indes Kotrés Verbindungen zu Manuel Ochsenreiter. Der 2021 in Moskau verstorbene pro-russische Netzwerker und Publizist war laut Website des „Deutschherrenklubs“ als eine von fünf Personen an der Gründung der Gruppe beteiligt und Beisitzer im Vorstand. Ochsenreiter unterhielt später enge Kontakte in die AfD. Mehrfach organisierte und begleitete er Reisen von AfD-Politikern in Konfliktzonen. Eine der ersten dieser Reisen führte 2015 nach Bergkarabach. Dabei war auch Steffen Kotré – damals noch Referent der AfD-Fraktion im brandenburgischen Landtag.

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Nazi-Poesie im Namen des AfD-Politikers Kotré aufgetaucht

Versuchstier des Jahres 2023: Die Maus in der Autismusforschung   Leave a comment

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Unglaublich, dass bei solchen Krankheiten noch immer grausame Tierversuche gemacht werden.

Von tierrechte.de

In diesem Jahr hat der Bundesverband die Maus in der Autismusforschung zum „Versuchstier des Jahres“ ernannt. Aus gutem Grund, denn obwohl wissenschaftlich umstritten ist, welche Phänomene zum Spektrum der Autismus-Störungen gehören, wird der Autismus an gentechnisch veränderten „humanisierten“ Mäusen erforscht. Und dies, obwohl die Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse höchst fragwürdig und die genetische Manipulation mit großem Tierleid verbunden ist. Dabei liefern tierversuchsfreie humanspezifische Methoden, wie Krankheitsmodelle aus menschlichen Zellen oder Verfahren auf Basis von Künstlicher Intelligenz, beeindruckende Ergebnisse. Mit der Ernennung will der Tierrechtsverband auf das versteckte Leid der Tiere in den Laboren aufmerksam machen. Gleichzeitig fordert er die verstärkte Entwicklung tierfreier Verfahren ein.

Die Maus ist seit Jahrzehnten das Versuchstier Nr. 1 in Deutschland. Im Jahr 2021 wurden 1.342.779 Mäuse im Tierversuch eingesetzt, das waren 72,21 % aller Versuchstiere. Die Zahl ist so hoch, dass sie schwer zu fassen ist. Von diesen Mäusen waren rund 60 % gentechnisch verändert.
Die amtlichen Versuchstierzahlen lassen keine direkten Rückschlüsse auf die Zahl verbrauchter Mäuse in der Autismusforschung zu. Aus diesem Grunde basieren unsere Abschätzungen der Tierzahlen, die für die Autismusforschung verwendet wurden, auf den nicht-technischen Projektzusammenfassungen (NTPs). Die Maus ist seit einiger Zeit das Tier in der Autismusforschung: Während die Zahl der genehmigten Mäuse 2019 noch bei 23.582 und 2020 bei 25.265 lag, stieg sie in 2021 und 2022 bereits auf über 77.000 Tiere an.

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Stimmungsstörung Autismus: Kein einheitliches Krankheitsbild

Die sogenannten „Autismus-Spektrum-Störungen“ werden zwar gemeinhin als eine neurologische Entwicklungsstörung angesehen, es ist aber noch unklar, ob es sich bei den verschiedenen Ausprägungen um eine „Störung“, eine „Behinderung“ oder lediglich um einen „Unterschied“ handelt. In geringem Maße sollen Umweltbedingungen eine Rolle spielen, doch in mehr als 90 % der Fälle soll die Störung vererbt sein. In genetischen Studien zu Autismus-Spektrum-Störungen wurden bereits mehr als 100 Gene mit hohem Risiko identifiziert und es wird geschätzt, dass in Zukunft mehrere hundert weitere Gene dieser Art folgen werden. Daher wird die Störung an Mäusen erforscht, die eigens dafür gentechnisch verändert werden.

Foto: iStock_CreativeNature_nl

Die Maus in der Natur und im Labor

Die in der Wissenschaft eingesetzten Labormäuse sollen allesamt von der Hausmaus (Mus musculus) abstammen. Wissenschaftler:innen und Wissenschaftler forschen mit der Maus, weil sie klein ist, leicht zu halten und weil sie eine schnelle Reproduktion mit hoher Nachkommenzahl aufweist.
In der Natur leben Mäuse in festen Sozialverbänden, sie brauchen die ständige Interaktion mit ihren Artgenossen. Die Kommunikation spielt sich über Duftstoffe und Laute – vor allem im Ultraschallbereich – ab.

Kurzes Leben in kleinen Käfigen

Im Labor dagegen sieht das Leben einer Maus ganz anders aus. Mäuse werden schnell vermehrt und in großer Zahl auf kleinem Raum halten. Nach Europäischer Tierversuchsrichtlinie EU/63/2010 steht Mäusen in der Vorratshaltung und während der Versuche im Labor lediglich eine Fläche von nur 60 bis 100 Quadratzentimetern pro Tier bei 12 Zentimeter Höhe zur Verfügung. Ein Zuchtpaar bekommt nach Verordnung eine Fläche von 330 Quadratzentimetern bei 12 Zentimeter Höhe zugestanden. Die Haltung ist nicht annähernd tiergerecht, da die Mäuse ihre Bedürfnisse z. B. nach ausreichender Bewegung, Klettern und Nagen nicht erfüllen können.

Labormäuse in den kleinen Käfigen. Foto:_iStock_unoL

Leid der genmanipulierten Tiere

Gen-Mutationen, die syndromale Formen der Autismusstörung verursachen, wurden bereits vor über 20 Jahren identifiziert. Da die meisten Autismus-Tier„modelle“ nur Autismus-ähnliche Verhaltensweisen zeigen, setzen Wissenschaftler:innen auf humanisierte Mäuse, bei denen eine menschliche Mutante oder eine strukturelle Kopienzahl-Variation im Genom angezüchtet worden ist. Um Gene stillzulegen, werden lebende Mäuseembryonen aus dem Uterus des trächtigen Mäuseweibchens entnommen, genetisch manipuliert und dann wieder in die Körperhöhle zurückgeschoben. In bestimmten Entwicklungsabständen wird eine Reihe von Muttertieren durch Genickbruch getötet und die Föten entnommen, um ihr Gehirn zu untersuchen. Ein Teil der Nachkommen darf ganz ausgetragen werden und kommt in den Versuch. Die Tiere werden nach Geschlecht getrennt und Verhaltenstests unterzogen.

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Versuchstier des Jahres 2023: Die Maus in der Autismusforschung