Archiv für die Kategorie ‘Netzpolitik’
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Da bin ich ja nicht einverstanden, wenn „gefühlte Wahrheiten“ an die Stelle von objektiven Wahrheiten und Fakten gesetzt werden. Es kann nicht sein, dass man um Stimmungen zu erzeugen es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt.
Aus giga.de
Postfaktisch: Wort des Jahres 2016 – Was heißt das?
Postfaktisch ist ein Kunstwort, das sich an dem englischen Begriff Post Truth orientiert. Auf Deutsch übersetzt heißt das ungefähr “Jenseits der Wahrheit”. Gemeint ist damit, dass die Fakten und Tatsachen in der öffentlichen Diskussion zunehmend unwichtiger würden. An die Stelle der objektiven Wahrheit träten Emotionen und das Aussprechen “gefühlter Wahrheiten”. Laut Pressemitteilung der Gesellschaft für deutsche Sprache seien “immer größere Bevölkerungsschichten in ihrem Widerwillen gegen »die da oben« bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen bereitwillig zu akzeptieren.”
Aus http://www.giga.de/extra/social-media/news/postfaktisch-was-heisst-das-eigentlich-leicht-erklaert/
Aus handelsblatt.com
„Postfaktisch“ ist das Wort des Jahres 2016. Es bedeutet so viel wie „nach den Fakten“. Wie jetzt? Mona hat sich auf Spurensuche begeben. Dabei hat sie echte und falsche Fakten, Gefühle, Wahrheit, Lüge und einen Zweifler gefunden.
Wer benutzt das Wort postfaktisch?
Angela Merkel (CDU) benutzte das Wort „postfaktisch“ in einer Rede im September: „Es heißt ja neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten. Das soll wohl heißen, die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sondern folgen allein den Gefühlen“, sagte sie.
Georg Pazderski (AfD) sagte im Sommer im Wahlkampf: „Es geht nicht nur um die reine Statistik, sondern es geht darum, wie das der Bürger empfindet. Perception is reality. Das heißt: Das, was man fühlt, ist auch Realität.“ Damit begeistert er natürlich viele Bürger, die sich nicht mehr ernst genommen fühlen und die glauben, dass Politiker und die Presse Lügen verbreiteten.
Warum ist postfaktisch Wort des Jahres 2016?
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat „postfaktisch“ zum Wort des Jahres gekürt. Die Jury wählte zehn Wörter aus, „die den öffentlichen Diskurs des Jahres wesentlich geprägt und das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sprachlich in besonderer Weise begleitet haben“, wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt.
Postfaktisch oder einfach: Falsch?
Doch es gibt auch Zweifler, zum Beispiel Walter Krämer. Der Statistik-Professor an der TU Dortmund ist auch Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache. (Achtung, das sind nicht die, die das Wort des Jahres aussuchen.) Krämer meint, das Wort sei schlecht gewählt. Es verspreche etwas, was nicht kommt, sagt er: „Was heißt ‚post‘? Das heißt ‚danach‘. Man denkt: Da kommt noch etwas hinterher, da kommt noch etwas Besseres.“ Dabei seien damit Lügen gemeint. Es gebe 20 bessere Worte dafür, eins zum Beispiel sei „Falschmeldungen“.
International ist „post truth“ das Wort des Jahres
Das bekannte Englische Wörterbuch „Oxford Dictionary“ hat jüngst „post truth“ als internationales Wort des Jahres 2016 gekürt. Es bedeutet etwa dasselbe wie „postfaktisch“. Wenn Medien über dieses Wort berichten, zeigen sie häufig Fotos von Donald Trump. Er hat in seinem Wahlkampf vor allem die Gefühle der Wähler angesprochen. Fakten waren ihm oft wohl nicht so wichtig.
Aber es sei nicht nur Trump, der es nicht so genau mit der Wahrheit hält. Walter Krämer sagt, es gebe auch „seriöse Politiker“, zum Beispiel aus unserer aktuellen Bundesregierung, die auch nicht immer die Wahrheit sagen würden. „Das gab’s schon immer“, sagt Krämer. Auch die Bundeskanzlerin habe Lügen verbreitet, was Renten, Armutsmessung, die Eurokrise und die Umwelt betreffe. Auch in den seriösen Medien gebe es das Problem der Falschmeldungen. Ein Beispiel: „Die Tagesschau hat gemeldet, es hätte 20.000 Fukushima-Tote bei der Strahlenkatastrophe 2011 gegeben. Aber es gab gar keine Strahlentote. Alle Opfer sind ertrunken“, klärt Krämer auf.
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Gruß Hubert
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Es ist schon bedrohlich was die so genannten Social Bots bewirken können. Sie greifen in Diskussionen ein und stören die Kommunikation zwischen echten Menschen und verbreiten Hass. Der Spezialist für Social Bots Simon Hegelich erklärt das sehr gut.
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Feindselige Kommentare bei Facebook und Twitter stammen oft nicht von Menschen, sondern von Socialbots. Sie manipulieren Wahlen, Kampagnen, Börsen. Sie wirken so echt, dass sie kaum zu entlarven sind.
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Ganz sicher ist sich Simon Hegelich bei dem Tweet „Putin plant Krieg gegen die Ukraine noch diesen Monat!“ Der sei höchstwahrscheinlich maschinenproduziert, sagt der 39-jährige Dozent an der Universität Siegen.
Hegelich und weitere Forscher wollen in dem Projekt „Social Media Forensic“ (SoMeFo) herausfinden, wie verbreitet das Phänomen ist und wie man Kommentare im Netz als Beiträge entlarven kann, die ein Computer, ein Social Bot verfasst hat. Als dringend notwendig stuft auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung so eine Analyse ein und fördert deshalb das Projekt.
Die Social Bots sind zu einem wachsenden Ärgernis geworden: „Die Anzahl an Bots, die in sozialen Netzwerken aktiv sind, nimmt definitiv zu. Zumal das technisch leicht zu realisieren ist und der Einsatz nicht viel kostet: 10.000 gefälschte Twitter-Accounts gibt es schon für 350 Dollar“, sagt Hegelich.
Social Bots verhalten sich wie menschliche Nutzer: Sie bekommen mit, wenn ihr Thema bei Twitter gerade hochkocht, und schreiben Texte, die sich darauf beziehen.
Und das Programm dahinter ist flexibel einsetzbar: „Eines der großen Probleme von Social Bots ist deren Skalierbarkeit. Ist ein Bot für einen Account entwickelt, lässt er sich – mit wenigen Anpassungen – auch für weitere Accounts einsetzen.“
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Aus der FAZ
Hegelich: Demokratie in Gefahr
Die Folgen dieser Entwicklung sind schon jetzt verheerend – nicht nur für die sozialen Netzwerke, sondern für das Selbstverständnis des gesamten Netzes. Wie soll noch Authentizität, wie Wahrhaftigkeit vermittelt werden, wenn alles unbemerkt manipulierbar ist? Wem soll man im Netz noch glauben, wenn man stets befürchten muss, dass die Information oder die Meinung, die man gerade liest, nicht von einem Menschen, sondern von einer Maschine stammt, die ihr Fähnchen entweder nach dem gut zahlenden Auftraggeber oder nach der neuesten Erregungskurve eines beliebigen Mobs ausrichtet?
Hegelich sieht sogar die Demokratie in Gefahr, wenn Politiker sich von der künstlichen Stimmungsmache im Netz beeinflussen ließen und sie fälschlicherweise für die „wahre“ Stimme des Volkes hielten. Und das Problem ist: Propaganda war nie billiger. Der Markt mit falschen Twitter-Accounts boomt. Wer will, findet schnell 10.000 Konten für 499 Dollar. Wer noch mehr will, lässt seine neuen „Freunde“ mit künstlicher Bot-Intelligenz ausstatten. „Es kostet fast nichts, mit Social Bots im großen Stil die Netzwerke zu überfluten“, sagt Hegelich, „dafür braucht man nur ein paar gute Computerspezialisten.“ Der Cyberwar spielt sich nicht mehr nur in den versteckten Sphären von Nachrichtendiensten und staatlichen Sicherheitssystemen ab, sondern vor allem als Meinungskrieg in den sozialen Netzwerken.
Der Kampf gegen die Social Bots ist schwierig, wenn nicht sogar aussichtslos. Das liegt zum einen an der schieren Masse der Konten in den Netzwerken. Hegelich und sein Team brauchen 15 Minuten, um 150 Accounts zu überprüfen – eine flächendeckende Kontrolle: undenkbar. Und selbst wenn man einen Bot identifiziert hat und versucht, ihn rückzuverfolgen, sitzen seine Verursacher eben nicht in Dortmund oder München, sondern in der Ukraine, in Panama oder den Vereinigten Staaten. Dagegen nachhaltig vorzugehen, ist schier unmöglich. „Social Bots werden nicht mehr verschwinden“, glaubt Hegelich. „Auch wenn wir sie mit aller Macht bekämpfen.“
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Aus ndr.de
Bot-Armeen für Kriegspropaganda
Das zumindest haben Simon Hegelich und sein Team an der Uni Siegen herausgefunden. Innerhalb des Projektes „Social Media Forensics„, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, erforschen sie die Manipulationsgefahr durch Social Bots. Dafür werteten sie über ein halbes Jahr Daten von Twitter aus, die das Netzwerk Forschern zur Verfügung stellt. Im Zusammenhang mit dem #ukraine stießen die Wissenschaftler auf entscheidende Hinweise: „Dabei ist uns aufgefallen, dass es sehr viele Meldungen gab, wo die gleiche Meinung von unterschiedlichen Nutzern gesendet worden ist. Es war aber kein Retweet. Das ist ein ungewöhnliches Verhalten.“ Hegelich und sein Team deckten eine ganze Armee von etwa 15.000 Bots auf, die im Durchschnitt 60.000 Tweets pro Tag posten.
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Siehe auch:
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Gruß Hubert
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Was soll eine EU, die einem einem sukzessive alles nimmt und auf der anderen Seite x-Dinge aufzwingt?
Ein Internet ohne Verlinkungen verliert seinen Sinn. Ich hoffe dass da genügend Widerstand aufkommt und die EU einen Rückzieher machen muss. Schon dieses Ansinnen ist skandalös.
Die EU-Kommission hat offenbar Pläne, das Urheberrecht im Internet auch auf Verlinkungen auszuweiten. Das geht aus einem geleakten EU-Dokument hervor. Die Vernetzung, die das Internet derzeit zu dem macht, was es ist, würde damit zerstört.
Der EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Oettinger (hier mit VR-Brille), will ein Leistungsschutzrecht in der EU einbringen, das Links auf andere Seiten genehmigungspflichtig machen könnte. (Foto: dpa)
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Die EU-Kommission hat offenbar Pläne, das Urheberrecht im Internet auch auf Links auszuweiten. Das gehe aus einem geleakten EU-Dokument zur Urheberrechtsreform hervor, so die deutsche EU-Abgeordnete Julia Reda von der Piratenpartei in einem Blogbeitrag.
Reda zufolge wolle die Kommission ein erweitertes Leistungsschutzrecht durchsetzen, und damit vor allem die Verlage schützen. Dabei erwäge die Kommission “entgegen der bisherigen Rechtsprechung und aller Vernunft das bloße Verlinken von Inhalten unter Urheberrecht zu stellen.”, so Reda. Sollte die Verlinkung unter das Urheberrecht fallen, würde jeder Link im Internet genehmigungspflichtig: Die Vernetzung, die das Internet derzeit zu dem macht, was es ist, würde zerstört.
Der Entwurf sieht Klärungsbedarf bei der Frage, ab wann etwas eine “öffentliche Zugänglichmachung” darstellt, die dem Rechteinhaber vorbehalten ist. laut Reda beklage die Kommission damit, dass unklar sei, welche Handlungen im Internet einer Erlaubnis bedürfen und welche nicht. Diese Überlegungen legten der Abgeordneten zufolge nahe, dass die Kommission immer noch der “abstrusen Idee” nachhänge, “dass Suchmaschinen und Nachrichtenportale Medien dafür bezahlen sollen, wenn sie deren Inhalte anpreisen.” Insbesondere Digital-Kommissar Günther Oettinger sei dafür verantwortlich. Diese Idee habe bereits hinter dem Versuch der Durchsetzung des so genannten Leistungsschutzrechts gesteckt, sei aber trotz klarer Ablehnung durch die Gerichte “nicht totzukriegen”.
Konkret steht dazu in dem entsprechenden Auszug aus dem Entwurf der EU-Kommission:
“Die Kommission reflektiert über die verschiedenen Faktoren rund um die Aufteilung der Wertschöpfung durch neue Formen der Online-Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Werken auf die verschiedenen Marktteilnehmer und wird bis zum Frühjahr 2016 Maßnahmen in diesem Bereich prüfen. Das Ziel wird sein, dass der Wert den Akteuren zugeteilt wird, die zu seiner Erzeugung beitragen, und dass die Verwendung von urheberrechtlich geschützten Inhalten für die Online-Nutzung angemessen vergütet wird.
In diesem Zusammenhang wird die Kommission prüfen, ob Handlungsbedarf besteht bezüglich der Definition der Rechte auf “öffentlichen Wiedergabe” und der “zur Verfügung-Stellung”. Sie wird auch andere mögliche Maßnahmen prüfen, einschließlich einem Eingriff bei Rechten im Allgemeinen. Die Rolle von alternativen Streitbeilegungsverfahren wird ebenfalls bewertet. Die Kommission wird die verschiedenen Faktoren berücksichtigen, die diese Situation über das Urheberrecht hinaus beeinflussen, um einvernehmliche und wirksame politische Antworten zu gewährleisten.
Initiativen in diesem Bereich werden im Einklang sein mit der Arbeit der Kommission zum Thema Online-Plattformen als Teil der digitalen Binnenmarkt-Strategie. Die Kommission wird auch prüfen, ob Lösungen auf EU-Ebene erforderlich sind, um die Rechtssicherheit, Transparenz und das Gleichgewicht in dem System zu verbessern, welches die Vergütung von Autoren und Akteuren in der EU regelt, mit Blick sowohl auf die EU als auch auf nationale Kompetenzen.”
Gruß Hubert