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Was ist der Sinn des Lebens?   Leave a comment

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Von mdr.de

Wir werden ungefragt in diese Welt hineingeboren und sollen unser Leben gestalten. Aber wie eigentlich und vor allem warum? Wieso sind wir hier? Diese Frage stellen sich die Menschen seit jeher. Gibt es darauf überhaupt eine Antwort? MDR WISSEN Reporter Karsten Möbius versucht sie zu finden.

Wie um alles in der Welt kommen wir bitteschön auf die verrückte Idee, dass das Leben – und speziell das menschliche Leben – einen vorgegebenen Sinn, einen Zweck haben könnte? Dass es einem großen Plan, so einer Art Idee folgen könnte und dass wir diese Idee, diesen Sinn bis heute nicht herausfinden konnten. Blöd sind wir ja nicht, sagt Philosoph Prof. Johannes Hübner:

Also die Vorstellung von einem verborgenen Sinn, der irgendwie da ist, den wir aber nicht erschließen können, diese Vorstellung finde ich recht dubios.

Prof. Johannes Hübner, Philosoph

Egal. Nehmen wir an, es gäbe ihn, DEN Sinn des Lebens. Auf die Welt gekommen bspw. durch einen Schöpfer – anders wäre so eine Idee, so ein Zweck ohnehin kaum erklärbar – nehmen wir also an, es gäbe DEN Sinn des Lebens. Wir würden ihn niemals herausfinden, sagt Biochemiker und Evolutionsbiologe Prof. Andreas Beyer. Denn die Frage nach dem Sinn des Lebens, wäre immer auch die Frage nach dem großen Warum. Wir müssten immer weiter fragen, nach der Antwort auf die Frage, warum es uns gibt, lauert die Frage, warum es unseren Planeten gibt usw. … Prof. Beyer hebt die Arme und sagt: „Da sind wir raus.“

Denn dann müssten wir irgendwie beantworten können, warum das Weltall so ist, wie es ist. Und eine grundsätzliche Antwort darauf, warum die Welt so beschaffen ist, dass sie offensichtlich für das Leben günstig ist, diese Antwort kann man nicht geben. Jedenfalls nicht naturwissenschaftlich.

Prof. Andreas Beyer, Biochemiker und Evolutionsbiologe

Wieso kommen wir also auf die Idee, dass es einen Sinn des Lebens geben könnte und scheitern immer wieder daran, herauszufinden, worin er besteht? Philosoph Prof. Gert Scobel hat dafür eine Erklärung. Er sagt: Wir wünschen uns so sehr, dass es diesen Sinn gibt, wir wünschen uns so sehr, dass unsere kurze Existenz auf diesem Planeten Teil eines großen Plans, einer großen Idee ist.

Wir wissen, dass wir sterben, wir wissen, das nichts von Bestand und Dauer ist. Dass wir es einfach hassen, mit unserer eigenen Fehlbarkeit und Endlichkeit der Erkenntnis umzugehen und wir wollen, dass das ein Ende hat. Und das andere ist, dass wir etwas suchen, was uns in den Irrnissen und Wirrnissen des Lebens, durch die Widerstände, denen wir begegnen, hindurchträgt. Also etwas, wie Luther sagen würde, was sich in Leben und Sterben bewährt. Das hätten wir bitte auch gerne.

Prof. Gert Scobel, Philosoph

Das eine ist also der Wunsch nach einer beständigen und ewigen Wahrheit. Nach so einer Art allgemeingültiger Betriebsanleitung für das Leben. Dass wir am Ende sagen können: „So, alles erfüllt. Gut gemacht, mehr ging nicht.“ Das andere ist, wir können nicht anders als nach einem Sinn suchen, wir sind so. Wir sind so gemacht. Unsere Entscheidungen, gemeinsam etwas zu tun, Dinge zu teilen, Entbehrungen auf uns zu nehmen, das alles setzt einen Sinn voraus. Ohne diese Kategorie „Sinn“ können wir nicht handeln, sagt Biochemiker Prof. Andreas Beyer:

Und dazu gehört eben auch, ständig nach Begründungen zu fragen. Wir sind die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten, die faktisch nichts tun, ohne einen Grund dafür angeben zu können.

Prof. Andreas Beyer

Die Lieblingsfrage unseres Gehirns ist die Warum-Frage. Darum dreht sich im Grunde alles: Warum, warum, warum? Unser Hirn ist streng genommen eine Sinn-Suchmaschine. Aus den Eindrücken des Lebens versucht es in sekundenschnelle Muster, Systeme, Strukturen – also eine Idee hinter allem zu suchen und zu finden. Gert Scobel mit so einer Art Arbeitsplatzbeschreibung unseres Gehirns:

Es gibt schöne Experimente, die zeigen, was passiert, wenn man Menschen vor sogenanntes weißes Rauschen setzt, also einfach das Auftauchen von weißen Punkten auf der Leinwand. Das ist ein völlig zufälliger Prozeß und trotzdem entdecken Menschen, oder glauben besser gesagt, in diesem völlig zufälligen Rauschen, ein Wort zu erkennen, ein Bild zu erkennen, ein Gesicht zu erkennen, was auch immer.

Prof. Gert Scobel

Und da das Leben so zufällig ist wie das weiße Rauschen, gibt es zwar kein erkennbares Muster, aber trotzdem findet – oder besser erfindet – unser Hirn eins. Und zwar jedes Hirn sein eigenes Muster. Jeder Mensch trägt also seine eigene Idee vom Sinn des Lebens mit sich herum.

Das klingt alles sehr logisch, nachvollziehbar. ABER das ist nicht das, was wir wollen. Wir wollen den großen Plan erkennen, nicht irgendetwas erfinden. Einen Ausweg aus dem Dilemma bietet der Glaube. Das heißt, ich kenne DEN Sinn des Lebens zwar nicht, ich weiß nicht, was der Zweck meiner Existenz ist, aber ich vertraue darauf, dass es trotzdem einen gibt, sagt der Theologe Prof. Friedemann Stengel:

Ich vertraue an dieser Stelle darauf, dass der Zweck meines Lebens in einer ganz sicheren Hand aufgehoben ist. An einem Ort, der sich mir verbirgt, aber an den ich glaube. Ich weiß, dass die Antwort nach dem Zweck meines Lebens nicht von mir selber beantwortet werden muss. Ich bin davon entbunden. Ich bin frei davon, von dieser Frage. Das ist bei Gott aufgehoben.

Prof. Friedemann Stengel, Theologe

Bei der Suche nach dem Sinn des Lebens steht die Welt uns also offen. Das ist großartig und fatal zugleich. Wir können alles zum Sinn unseres Lebens erklären oder uns auf die Suche machen und uns darin verlieren. Und immer stellen wir uns die Frage: Was tun wir hier eigentlich? Ist es das wert? Was ist danach, wenn das vorbei ist? Leben wir immer nur von da nach da? Sind die Urlaube immer unser Lebensziel?

Was wäre das schön, wenn wir ihn hätten, DEN Sinn des Lebens, das Geländer, an dem wir uns festhalten und entlanghangeln könnten, ohne uns vor der Bilanz unseres Lebens fürchten zu müssen. Sollten wir nun besonders bedeutende Dinge tun? Höhere Maßstäbe an unser Leben setzen, die weit über unsere eigenen Egoismen hinausgehen? Sollten wir, wenn wir den Sinn unseres Lebens definieren, nur uns selbst wichtig nehmen? Egal, welchen Sinn wir unserem Leben geben – sagt Philosoph Prof. Johannes Hübner –, alles hat seine Berechtigung:

Kinder groß zu ziehen, wäre eine Möglichkeit. Aber auch einen Haufen Geld anzuhäufen, wäre eine andere Möglichkeit. Man kann sein Leben für den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit einsetzen. Man kann sein Leben aber auch daran setzen, ein Leben als Fußballfan zu führen oder man kann sein Leben durch Hingabe an andere Personen führen. Allgemein wird das so sein, dass man dem eigenen Leben dadurch Sinn gibt, dass man etwas tut, was man für sich für wichtig hält, was einem am Herzen liegt.

Prof. Johannes Hübner

Wenn es um den Sinn des Lebens geht, spielen Herz und Bauch eine wichtige Rolle. Sinngebung ist auch etwas, das uns glücklich und zufrieden macht. Seinen Platz in der Welt zu finden, ist eine hochemotionale Angelegenheit, sagt Philosoph Scobel – jenseits irgendwelcher Theorien:

Es geht ja auch darum, sich zuhause zu fühlen, angekommen zu sein. Also da schwingen ja auch ganz viele emotionale Aspekte mit. Einer der Gründe, warum wir nach Sinn suchen, ist auch, weil wir in unserem Leben anderen etwas schuldig bleiben oder schuldig werden und nach etwas wie Vergebung suchen. Auch das spielt eine Rolle bei der Sinnfrage.

Prof. Gert Scobel

Schuld und Vergebung, Gerechtigkeit, Liebe und Moral – auch das sind Begriffe, die untrennbar mit dem Sinn des Lebens zu tun haben. Sie sind entscheidende Motive, Dinge zu tun oder zu lassen, sie sind Richtlinien, wie Menschen miteinander umgehen, wie sie sich behandeln. Biochemiker Beyer bezeichnet diese Fragen als unverzichtbaren Kitt, der unsere sozialen Gemeinschaften zusammenhält.

Offensichtlich gibt es auf dieser Welt keine Gesellschaft, die ohne Moral auskommt. Selbst Verbrecherorganisationen haben eine Moral, und was für eine, und wehe man verstößt dagegen. Es gibt also kein menschliches Miteinander ohne Warum, ohne Sinnkriterien, ohne Moral. Schon allein aus dem Grund ist Ethik, ist Weltsicht etwas real Existentes. Und die Tatsache, dass es ’nur‘ in unseren Köpfen existiert, macht die Sache dadurch nicht schwächer.

Prof. Andreas Beyer

Hat man für sich einen Sinn des Lebens gefunden, will man sich in die Gemeinschaft einbringen, oder alles zerstören, oder sich aus allem raushalten, ist das noch lange nicht das Ende der Sinnsuche. Auch das ist eine Erfahrung. Man ist selten ein Leben lang ein Revoluzzer, ein Karrierist oder ein freiwilliger Sozialarbeiter, auch die Fürsorge um die Kinder findet irgendwann ein Ende oder wenn es irgendwann in der Südkurve zu kalt wird, stößt auch die Sinnsuche als Fußballfan an ihre Grenzen, weiß Theologe Prof. Friedmann Stengel:

Wir sind ein Leben lang auf der Suche, was unsere Identität betrifft. Wir sind in einem ununterbrochenen Prozess der Identifizierung, wir beziehen auch nur Positionen, die vorläufig sind und das hängt damit zusammen, wie wir uns gegenüber unserer Umwelt verhalten, gegenüber unseren Prägungen, unseren Erwartungen und natürlich auch gegenüber der Frage, was der Zweck unseres Daseins ist. Das halte ich für eine extrem entscheidende Frage, weil sie unser Handeln ständig bestimmt.

Prof. Friedmann Stengel

Die Suche nach dem Sinn des Lebens ist also niemals zuende. Solange wir atmen, werden wir zweifeln, ob unser Leben sinnvoll war oder nicht. Der eine mehr, der andere weniger. Tröstend ist, dass es allen so geht und dass es DEN großen Sinn des Lebens nicht gibt, und auch niemals geben wird. Denn wenn wir die sind, die den Sinn in die Welt bringen, dann liefert die Sinnfabrik, solange es Menschen gibt, immer neue Exemplare – sagt Philosoph Gert Scobel:

Allein schon deshalb ist nicht eine einzige Antwort möglich, weil ständig neue Menschen geboren werden und mit jedem neuen Menschen kommt eine neue Perspektive auf die Welt, die einmalig ist. Und diese einmalig neue Perspektive könnte ja – rein theoretisch – die Antwort auf den Sinn des Lebens und aller Fragen bieten.

Prof. Gert Scobel

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Was ist der Sinn des Lebens?

Sind Menschen Tiere? Darum stehen wir nicht über Tieren    Leave a comment

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Von Peta.de

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Bild von Peta.de

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Viele Menschen heben die Unterschiede zwischen Mensch und Tier beispielsweise in Redewendungen hervor, um unseren ausbeuterischen Umgang mit anderen Lebewesen zu rechtfertigen. Die Denkweise, der Mensch würde über dem Tier stehen und dürfe deshalb über andere Lebewesen verfügen, sie für ihr Fleisch, ihre Haut und anderes züchten und töten, ist jedoch widersprüchlich und speziesistisch. Denn wir Menschen sind genauso Tiere wie Hunde, Kaninchen, Schweine, Hühner und Fische.

Vermeintliche Argumente wie Sprachfähigkeit, der Gebrauch von Werkzeugen und Intelligenz, die den Menschen angeblich höherwertig einstufen, sind schon lange widerlegt worden. Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr darüber, weshalb der Mensch nicht über „dem Tier“ steht.

Was ist ein Tier?

Unter dem Begriff Tier versteht man Lebensformen mit einem eigenen Stoffwechsel, die sich fortpflanzen können und über Muskelgewebe sowie ein Nervensystem verfügen, woraus sich Sinnesorgane bilden. Diese sind die Basis für Empfindungsfähigkeit, also die Fähigkeit, positive und negative Einflüsse zu spüren und Erfahrungen zu sammeln. Nur Tiere besitzen Nervensysteme, also die Mechanik, Informationen wie Schmerzimpulse zu übertragen und daraus Schlüsse zu ziehen – Pflanzen, Pilzen, Bakterien und anderen Organismen fehlt diese Anlage.

Durch ihre Empfindungsfähigkeit können Tiere bei Gefahr beispielsweise weglaufen, suchen nach Nahrung und zeigen anderes Verhalten, das für ihre „reproduktive Fitness“ notwendig ist. [1] Während Pflanzen zwar auf gewisse Reize reagieren können, sind Tiere dazu in der Lage, subjektive Erfahrungen zu machen, besitzen also auch ein Schmerzempfinden und ein Bewusstsein.

Sind Menschen Tiere?

Menschen sind per Definition Tiere, denn auch wir verfügen über Sinnesorgane, haben einen Stoffwechsel und pflanzen uns fort, um unsere Zukunft zu sichern. In der Biologie gehört der Mensch als Säugetier zur Familie der Menschenaffen.

Tatsache ist: Die meisten anderen Tierarten sind uns Menschen in oft mehr als einer Fähigkeit überlegen – wobei eine Beurteilung nach menschlichen Maßstäben grundsätzlich falsch ist, denn jedes Lebewesen besitzt als Individuum einzigartige Fähigkeiten und Erlebenswelten, die es zu respektieren und mit eigenen Grundrechten sicherzustellen gilt.

Diese „Unterschiede“ sind eigentlich Ähnlichkeiten

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Forschung alle oben genannten vermeintlichen Alleinstellungsmerkmale des Menschen widerlegt. Die folgenden Argumente zeigen, weshalb der Mensch als eigene Tierart keinerlei Grund hat anzunehmen, anderen Spezies überlegen zu sein.  Aus den folgenden Gründen ist die speziesistische Denkweise nicht gerechtfertigt.

„Bei jeder geistigen Fähigkeit, die ursprünglich als rein menschlich betrachtet wurde, hat sich herausgestellt, dass sie älter und weiter verbreitet ist als zuerst angenommen“, Primatenforscher Frans de Waal

 

Primatenforscher Frans de waal

Entkräftetes Argument 1: Intelligenzvermögen

Manche Menschen argumentieren, Menschen seien intelligenter als andere Tiere, weshalb sie auch anders behandelt werden sollten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir Menschen die menschliche Intelligenz als Maßstab setzen – beispielsweise für die Verteilung von Rechten. Aus ethischer Perspektive macht dieses Argument keinen Sinn, insbesondere wenn man sich die Gerichtsbarkeit ansieht: In den USA sprach der oberste Gerichtshof beispielsweise einem Mann mit einem nachgewiesenen Intelligenzquotienten von neun Punkten die vollen Grundrechte zu. [4] Ein Gorilla mit einem IQ von 90 Punkten hat dagegen keine Rechte.

Dazu kommt: Viele Tierarten haben stärker ausgeprägte Sinne als wir Menschen, können also in diesem Bereich deutlich mehr Empfindungen – sowohl positive als auch negative – wahrnehmen als wir. Nichtmenschliche Tiere nehmen ihr Leben anders wahr – ihre Lebensqualität ist deshalb aber nicht geringer als unsere.

Entkräftetes Argument 2: Körperliche Überlegenheit

In körperlicher Hinsicht sind wir Menschen anderen Tierarten nicht überlegen, im Gegenteil.

  • Ein Feldhase ist doppelt so schnell wie Weltrekordhalter Usain Bolt im 100-Meter-Sprint.

  • Der schnellste Fisch der Welt erreicht Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometern pro Stunde – der schnellste Mensch wurde 2017 mit 9,7 Kilometer pro Stunde im Schwimmen gemessen.

  • Hunde können Geruchsspuren über Kilometer hinweg nachverfolgen.

Und es gibt zahlreiche weitere Beispiele. Die Menschheitsgeschichte zeigt, dass wir andere Tierarten vor allem dafür benutzt haben, um unsere eigenen körperlichen Unzulänglichkeiten auszugleichen. Dank moderner Technik müssen wir heutzutage jedoch kein Tier mehr dafür missbrauchen, um unsere körperlichen Mängel zu kompensieren.

Entkräftetes Argument 3: Herstellung und Gebrauch von Werkzeugen

Die Herstellung von Werkzeug gilt als Grundbaustein unserer kulturellen Evolution. Heute weiß jede:r, dass der Gebrauch von Werkzeugen unter vielen Tierarten verbreitet und daher nicht auf den Menschen beschränkt ist.

  • Seeotter nutzen beispielsweise harte Steine, um Muscheln zu öffnen.

  • Krähen und Raben gehen einen Schritt weiter und nutzen die menschliche Technik: Die Vögel beobachten das Verkehrsgeschehen und werfen an Ampeln Nüsse auf die Fahrbahn, die Autos beim Anfahren für sie aufknacken. Schaltet die Ampel zurück auf Rot, holt sich die Krähe die Früchte ihrer Denkarbeit.

  • Schimpansen basteln sich Werkzeuge aus Stöcken, um an Termiten oder Honig zu gelangen.

Entkräftetes Argument 4: Kommunikationsvermögen

Es ist bekannt, dass manche Tiere wie Meisen und Delfine über verschieden zusammengezogene Laute Sätze formen und so Informationen über ein eindeutiges Vokabular im Dialog mit Artgenossen teilen. Erdmännchen benutzen Redewendungen, um sich gegenseitig zur Nahrungssuche „auf einen Spaziergang“ einzuladen und Schimpansen können die Zeichensprache der Gehörlosen, die American Sign Language (ASL), lernen.

In einer Studie folgerten Forscher:innen, dass sich alle Wirbeltiere universell verstehen – auf emotionaler Ebene. Zwar verstehen wir Menschen nicht die genaue Bedeutung vieler Laute einer anderen Spezies, wir können aber nachvollziehen, welche Emotionen hinter Tonarten stecken. Wir Menschen sind in Sachen Kommunikation nicht besser als andere Tierarten – denn Kommunikation kann auch auf Ebenen ablaufen, die wir bisher einfach noch nicht verstehen.

Jedes Leben ist gleich viel wert

Es gibt keine logische oder plausible Rechtfertigung dafür, Menschen und andere Tiere ungleich zu behandeln. Denn jedes Leben ist wertvoll – unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Körperform und Spezies. Dazu gehört auch, jedes Lebewesen als eigenständige Persönlichkeit anzuerkennen, die ein Recht dazu verdient, ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse nach freiem Willen zu entfalten.

Das Problem liegt darin, dass wir Menschen nicht-menschliche Tiere nach menschlichen Fähigkeiten und Eigenschaften bewerten. In Tierversuchen der Grundlagenforschung beispielsweise wird die Leistungsfähigkeit von Tieren in verschiedenen Bereichen an Aufgabenstellungen ermittelt, die für den Menschen ausgelegt sind. Das ist ungerechtfertigter und willkürlicher Elitarismus, dem jegliche ethische Grundlage fehlt. Denn auch Kindern und Menschen mit Behinderung würden wir ihre Rechte nicht absprechen, nur weil sie in manchen Fällen nicht dieselben Fähigkeiten erfüllen.

Handeln Sie mitfühlend – geben Sie Speziesismus keine Chance

Speziesismus hat in einer vorwärtsgerichteten Gesellschaft wie der unseren keinen Platz – denn heutzutage muss kein Lebewesen mehr für unsere Zwecke leiden. Die einfachste Möglichkeit, wie Sie jedes Leben wertschätzen und nachhaltig schützen können, ist es, vegan zu leben.

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Sind Menschen Tiere? Darum stehen wir nicht über Tieren

 

Die klügsten Zitate von Arthur Schopenhauer, die du besser so früh wie möglich kennen solltest (Teil 1)   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

 

Die Gesundheit überwiegt alle anderen Segnungen des Lebens so weit, dass ein wirklich gesunder Bettler glücklicher ist als ein kranker König.

Wer einmal das Vertrauen missbraucht hat, verliert es für immer.

Reichtum ist wie Meerwasser, je mehr wir trinken, desto durstiger werden wir, und dasselbe gilt für den Ruhm.

Meistens belehrt uns erst der Verlust über den Wert der Dinge.

Wir büßen drei Viertel von uns selbst ein, um wie andere Menschen zu sein.

Aus der Sicht der Jugend ist das Leben eine endlose Zukunft, aus der Sicht des Alters ist es eine sehr kurze Vergangenheit.

Lesen ist Denken mit dem Kopf eines anderen statt mit dem eigenen.

Die ersten vierzig Jahre unseres Lebens liefern den Text, die folgenden dreißig den Kommentar dazu, der uns den wahren Sinn und Zusammenhang des Textes nebst der Moral und aller Feinheiten desselben erst recht verstehen lehrt.

Gewöhnliche Menschen überlegen nur, wie sie ihre Zeit verbringen. Ein intelligenter Mensch versucht, sie zu nutzen.

Man kann jedem Menschen zuhören, aber nicht jeder ist es wert, dass man mit ihm spricht.

Das Leben ist ein ständiger Prozess des Sterbens.

Jeder Mensch hält die Grenzen seines eigenen Gesichtsfeldes für die Grenzen der Welt.

Heiraten bedeutet, seine Rechte zu halbieren und seine Pflichten zu verdoppeln.

Es ist besser seinen Verstand in der Stille zu finden als im Gespräch.

Wer die Einsamkeit nicht mag, mag die Freiheit nicht, denn nur allein kann man frei sein.

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Die klügsten Zitate von Arthur Schopenhauer, die du besser so früh wie möglich kennen solltest (Teil 1)

Veröffentlicht 20. Januar 2023 von hubert wenzl in Kultur, Philosophie

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Wann ist das Leben lebenswert?   Leave a comment

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Was lebenswert ist bestimme ich selbst. Das lasse ich mir von niemanden vorgeben und in keinem Fall haben andere darüber zu bestimmen, schon gar nicht die Kirche. Als ich auf die Welt kam hat mich auch niemand gefragt. Das Lebensende möchte ich selbst bestimmen. Dazu muss ich auch nicht unheilbar krank oder schwer behindert sein. Wenn ich nicht mehr will, dann will ich nicht mehr. Ich hoffe ich muss mich im Fall der Fälle nicht auf die Gleise legen oder von einem hohen Gebäude runterspringen. Natrium-Pentobarbital wäre im Fall gewaltfrei.

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Von ulrich-willmes.de

Wann und warum ein Mensch sein Leben als erträglich oder sogar gelungen empfindet bzw. wann und warum er wünscht, lieber tot zu sein, lässt sich nicht generell sagen. Es haben sich schon Menschen umgebracht, die nach Meinung der meisten anderen Menschen dafür nicht den geringsten Grund hatten, während andererseits viele Schwerstkranke und Schwerstbehinderte zäh und ausdauernd um ihr Leben bzw. um mehr Lebensqualität kämpfen. Ob ein Leben lebenswert ist, hängt offenbar nicht bloß von äußeren, objektiven Faktoren, sondern in hohem Maße auch von der inneren Einstellung bzw. psychischen Verfassung ab.

Voraussetzungen

Gleichwohl lassen sich einige Voraussetzungen benennen, die bei den meisten Menschen erheblich zur Zufriedenheit mit dem eigenen Leben beitragen, nämlich

die Befriedigung körperlicher Grundbedürfnisse, insbesondere

  • Befriedigung von Hunger und Durst mit gesunden und möglichst auch wohlschmeckenden Lebensmitteln und Getränken

  • Abwesenheit von Kälte und Hitze bzw. Verfügbarkeit entsprechend temperierter Räume und/oder entsprechend temperierender Kleidung

  • Schutz vor Gefahren, Sicherheit vor Gewalttaten

  • Gelegenheit zu Schlaf, Entspannung und physischer Erholung / Abwesenheit von negativem Stress

  • Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen / Gesundheit im Sinne körperlichen Wohlbefindens

  • Gelegenheit zu sexueller Aktivität

sowie die Befriedigung psychischer Grundbedürfnisse wie

  • gefühlte materielle bzw. wirtschaftliche Sicherheit

  • Freiheit / Sicherheit vor Verfolgung und Unterdrückung

  • als sinnvoll empfundene Tätigkeiten sowie Freude bereitende / Spaß machende Beschäftigungen

  • neue Erfahrungen / positiver Stress

  • Gelegenheit zur Zerstreuung / Entspannung und psychischen Erholung

  • Erfolg und Anerkennung / Selbstachtung und Selbstvertrauen

  • Erhalten und Schenken von Zuneigung und Liebe

Nicht alle diese Grundbedürfnisse sind bei allen Menschen und zu allen Zeiten gleich ausgeprägt: Während z. B. wohl fast alle Menschen Hunger und Durst, übermäßige Kälte oder Hitze, Überanstrengung, Schlafentzug, Folter und andere Gewalttätigkeiten nicht auf Dauer ertragen, ohne zu verzweifeln, können manche Menschen trotz schwerer Krankheiten und Behinderungen sowie ohne Sex offenbar durchaus glücklich und zufrieden leben. Es kommt anscheinend sehr darauf an, ob man das Positive, das man auch bei starken körperlichen Einschränkungen noch erleben kann, beachtet und würdigt oder ob man darüber hinwegsieht und auf jene Wünsche fixiert ist, die aufgrund der Umstände wie Krankheit, Behinderung, fortgeschrittenes Alter etc. nicht (mehr) erfüllbar sind.

Auch die psychischen Bedürfnisse unterscheiden sich von Mensch zu Mensch beträchtlich: So variieren z. B. der Wunsch nach Sicherheit und Planbarkeit einerseits und das Verlangen nach Freiheit und Abenteuer andererseits je nach Person sehr stark, wobei man wohl konstatieren darf oder muss, dass die meisten Menschen – jedenfalls im realen Leben, nicht auf der Ebene des Spiels und der Unterhaltung – mehr an Sicherheit und Planbarkeit als an Abenteuer und Nervenkitzel interessiert und dafür sogar bereit sind, auf Freiheit(en) zu verzichten. Unsicherheit und Risiken werden dagegen in der Regel nur unfreiwillig oder als unumgängliche Vorbedingungen für Erfolg und Anerkennung ertragen.

Erfolg und Anerkennung wiederum sind grundlegende Bedürfnisse des Rudeltieres Mensch: Nur wenige Menschen schaffen es, trotz ständiger Misserfolge und Entmutigungen ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln und zu behalten, und die, denen das gelingt, zehren in der Regel von der Bestätigung und Zuwendung, die sie in der Familie oder generell im privaten Umfeld erhalten haben bzw. immer noch erhalten. Selbst Schwerstkranke und Schwerstbehinderte wollen in der Regel nicht ständig bemitleidet werden, sondern akzeptiert oder sogar bewundert – und sei es dafür, wie gut sie ihr Kranksein oder ihre Behinderung meistern.

Noch wichtiger als Erfolg und Anerkennung durch ihre Bezugsgruppe ist für die meisten Menschen nur noch die persönliche Zuwendung, die ein Mensch erfährt und geben kann. Zurückweisung, Einsamkeit und Isolation werden von der weit überwiegenden Mehrheit der Menschen nicht gut verkraftet und nur wenige Menschen sind sich auf Dauer selbst genug und vollkommen glücklich und zufrieden, wenn sie ungestört ihrer Arbeit bzw. ihren Hobbys nachgehen können. Allerdings ist der Mensch nicht unbedingt auf andere Menschen als Gesellschafter angewiesen: Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Wellensittiche und Papageien genügen ihm vielfach auch. Bei gottgläubigen Menschen kann das „Zwiegespräch“ mit Gott eine eventuelle Einsamkeit lindern.

Psychische Krisen und Krankheiten

Aber selbst wenn alle gängigen Voraussetzungen für ein nach allgemein akzeptierten Maßstäben lebenswertes Leben – körperliche Gesundheit, Wohlstand, Glück in der Liebe, sinnvolle und/oder Freude bereitende Arbeit/Hobbys, genug Entspannung und Erholung, Erfolg und Anerkennung – erfüllt sind, kann es einem Menschen passieren, dass er sein Leben für nicht lebenswert hält und sich umbringen will. In der Regel ist der Grund dafür kein rationaler – etwa die rationale Einsicht, dass kein objektivierbarer Sinn des Lebens existiert –, sondern ein irrationaler und emotionaler, gleichwohl aber rational fassbarer, nämlich eine psychische Krise oder Krankheit, z. B. eine Depression oder Psychose.

Viele psychische Krisen und Krankheiten kann man heute mit Medikamenten oder Verhaltenstherapien in den Griff bekommen oder sogar vollständig heilen. Man sollte deshalb nicht zögern, bei Verhaltensauffälligkeiten, Wesensveränderungen oder gar bei der Andeutung/Äußerung von Selbstmordabsichten psychiatrische und notfalls polizeiliche Hilfe zu holen. Das Problem ist, dass Depressionen, Psychosen und ganz allgemein psychische Leiden zumal dann, wenn sie mit körperlichen Beschwerden einhergehen, von vielen Allgemeinmedizinern und selbst von Fachärzten wie z. B. Neurologen oft nicht als psychische Erkrankungen erkannt und entsprechend gar nicht oder falsch behandelt werden.

Freitod

Allerdings gibt es nicht nur solche von psychischen Krisen und Krankheiten ausgelösten, nicht wirklich freien Selbstmordabsichten, sondern durchaus auch Situationen, in denen ein Weiterleben z. B. wegen ständiger starker Schmerzen, völliger Hilflosigkeit, Bewegungsunfähigkeit oder drohender Demenz, also aus nachvollziehbaren Gründen und nach reiflicher Überlegung nicht mehr gewünscht wird. Zwar kann auch ein geistig verwirrter Mensch glücklich und zufrieden sein, ohne dass er selber darauf allerdings noch irgendeinen Einfluss hätte, aber für jemanden, der es gewohnt ist, selbstverantwortlich zu handeln und nicht unmittelbar auf andere Menschen angewiesen zu sein, kann die Perspektive eines unabwendbaren und vollständigen Kontroll- und Persönlichkeitsverlustes sehr wohl ein hinreichender Grund sein, sein Leben zu beenden. Dann ist es meines Erachtens angebracht, den Willen des betroffenen Menschen zu respektieren und ihn nicht am Freitod zu hindern, weil man selber z. B. als Christ den Freitod für inakzeptabel hält und meint, es besser zu wissen als der Leidende selbst.

Abgesehen davon, dass es schwer zu verstehen ist, warum die künstliche Verlängerung des Lebens mittels medizinischer Maßnahmen dem Menschen erlaubt sein soll, die künstliche Verkürzung dagegen nicht, halte ich die Versuche mancher Christen und Kirchenvertreter, leidende, hilflose oder von Leiden und Hilflosigkeit bedrohte Menschen dazu zu zwingen, gegen ihren Willen am Leben zu bleiben bzw. ihr Sterben zu verlängern, für anmaßend und mitleidlos. Da aktive Sterbehilfe in Deutschland nicht zuletzt aufgrund des kirchlichen Einflusses verboten ist, bleibt in diesem Lande einem hilflosen, also z. B. weitgehend bewegungsunfähigen Menschen, der sterben möchte, oft einzig die Möglichkeit, sich künstliche Ernährung oder Flüssigkeitszufuhr ausdrücklich zu verbitten und die Nahrungsaufnahme zu verweigern.1

Die Alternativen für weniger hilflose Menschen, z. B. In-den-Tod-Springen, sind wohl nicht verlockender. Meines Erachtens hat dagegen jeder Mensch, der bei klarem Verstand und nicht als Folge einer psychischen Störung wie einer Depression oder Psychose Sterbehilfe – auch aktive Sterbehilfe – wünscht, in ethischer Hinsicht ein Recht darauf, sofern er nicht noch für andere Menschen (Kinder, Partner, Eltern, von ihm abhängige Beschäftigte, auf ihn angewiesene Freunde) Verantwortung trägt. Letzteres dürfte aber bei Schwerkranken oder sehr alten Menschen kaum mehr der Fall sein. Ich selbst fände es sehr hilfreich, zur rechten Zeit selbstbestimmt aus dem Leben scheiden zu können, ohne dazu eine grausame, schmerzhafte oder Angst einflößende Methode wie Ersticken, Erhängen oder eben In-den-Tod-Springen wählen zu müssen, weil der Staat mir den Zugang z. B. zu Pentobarbital verweigert.

Wer seinen Willen auch in völlig hilfloser Lage respektiert wissen möchte, sollte rechtzeitig eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht sowie eventuell eine Betreuungsverfügung verfassen und so deponieren, dass sie im Ernstfall den Ärzten und dem Pflegepersonal auch tatsächlich vorgelegt werden können. Man kann mit einer Patientenverfügung zwar keine aktive Sterbehilfe veranlassen, aber immerhin festlegen, welche medizinischen Maßnahmen einschließlich z. B. Wiederbelebung, künstlicher Ernährung und künstlicher Beatmung in welchen Fällen vorgenommen bzw. unterlassen werden sollen. Die Bestellung eines Bevollmächtigten ist ebenfalls sehr sinnvoll, damit jemand, dem man vertraut, dafür sorgt, dass die Bestimmungen der Patientenverfügung auch tatsächlich umgesetzt werden und nicht selbstherrliche Mediziner oder Pflegepersonen oder vom Gericht eingesetzte Betreuer den schriftlich fixierten Willen des Patienten aus religiösen oder sogar finanziellen Gründen ignorieren.

Die oder der Bevollmächtigte sollte den Willen des Patienten auch gegen Widerstände durchsetzen können, also z. B. fähig sein, bei Fangfragen wie jener, ob man die oder den Pflegebedürftigen denn tatsächlich verhungern oder verdursten lassen wolle, angemessen zu reagieren sowie die Zustimmung zu lebensverlängernden Maßnahmen, die nicht im Sinne der bzw. des Pflegebedürftigen sind, konsequent zu verweigern – also z. B. zum Anbringen einer Magensonde, wenn der Patient erkennbar keine Nahrung mehr aufnehmen möchte oder sogar eine solche dauerhafte künstliche Ernährung in einer Patientenverfügung ausdrücklich untersagt hat. Derartige das Leiden verlängernde Maßnahmen müssen insbesondere Privatpatienten befürchten.

Wer nach reiflicher Abwägung der nach verständigem Ermessen in der vermutlich verbleibenden Lebenszeit noch zu erwartenden Freuden und Leiden und der möglichen Folgen für seine Umgebung den Freitod wählen möchte, bevor ihn ein schweres Schicksal knechtet und ihn eventuell völlig von anderen Menschen, denen er gleichgültig ist, abhängig macht, sollte meiner Meinung nach die Möglichkeit erhalten, eine tödlich wirkende Dosis eines geeigneten Schlaf- oder Schmerzmittels einzunehmen. Warum sollte für den Menschen zum Beenden des Lebens nicht hilfreich sein, was wir unseren leidenden Hunden, Katzen und sonstigen tierischen Freunden guten Gewissens gönnen?

1 Vgl. Sie zum Sterbefasten z. B. die Website http://www.sterbefasten.de/. Vgl. Sie zum Thema Sterbekultur z. B. das Buch „Wie wollen wir sterben? Ein ärztliches Plädoyer für eine neue Sterbekultur in Zeiten der Hochleistungsmedizin“ von Michael de Ridder, München 2010. Der Bundesgerichtshof hat am 25.06.2010 in seinem Urteil zum Fall Wolfgang Putz den Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen auf der Grundlage des Patientenwillens für nicht strafbar und sogar für geboten erklärt (Pressemitteilung 129/10 vom 25.06.2010 und Urteil des 2. Strafsenats vom 25.6.2010 – 2 StR 454/09 –).
Entstehungsjahr: 2010

Wann ist das Leben lebenswert?

Siehe auch:

https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/sterbehilfe-warum-ich-gern-natrium-pentobarbital-haette-a-1262914.html

Sterbehilfe – Die Story im Ersten   Leave a comment

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Mein Körper gehört auch beim Sterben mir. Bei dieser Selbstbestimmung hat kein Staat oder eine andere Institution dreinzureden. Dazu hat man auch das Recht, wenn man nicht unheilbar krank ist oder starke Schmerzen hat, entschied das Bundesverfassungsgericht.

Über zwei Jahre ist es nun schon her, dass das Bundesverfassungsgericht § 217 StGB für verfassungswidrig erklärt hat. Der Senat stellte in seiner wegweisenden Entscheidung fest, dass jeder Mensch ein grundrechtlich verbürgtes Recht auf selbstbestimmtes Sterben hat. Dieses umfasst auch die Hilfe anderer.

Die Beantwortung der Frage, wie das Recht auf selbstbestimmtes Sterben zukünftig legislativ eingebettet werden soll, ist jedoch Aufgabe des Gesetzgebers. Bereits in der vergangenen Wahlperiode haben wir als eine interfraktionelle Gruppe aus Abgeordneten, bestehend aus mir, Katrin Helling-Plahr (FDP), sowie Dr. Petra Sitte (Linke), Dr. Karl Lauterbach (SPD), Swen Schulz (SPD) und Otto Fricke (FDP), einen Vorstoß gewagt und einen liberalen Gesetzesentwurf ausgearbeitet, der eine Regelung der Suizidhilfe außerhalb des Strafrechts vorsieht. Nach einer personellen Neuaufstellung unserer Gruppe – nun unter Mitwirkung von Helge Lindh (SPD) und Till Steffen (Bündnis 90/Die Grünen) – gilt es nun in der 20. Wahlperiode keine Zeit mehr zu verlieren.

Damit die Debatte wieder fahrt aufnimmt, haben wir im März 2022 eine Podiumsdiskussion über die Neuregelung der Sterbehilfe veranstaltet, an der neben Abgeordneten der Gruppe zahlreiche Expertinnen und Experten teilgenommen haben. Am 18. Mai 2022 folgte sodann die Orientierungsdebatte im Bundestag, bei der wir noch einige Mitstreiterinnen und Mitstreiter für unseren Gesetzentwurf gewinnen konnten. In Kalenderwoche 25 steht nun die erste Lesung unseres Gesetzentwurfes im Plenum an.

Im Mittelpunkt dieses Entwurfes steht der Einzelne, der mit seinem Sterbewunsch nicht länger allein gelassen werden soll. Wir wollen allen Beteiligten einerseits Rechtssicherheit bieten sowie andererseits ein niedrigschwelliges Beratungsangebot zur Seite stellen.

Welche Erwägungen uns noch bei der Erstellung unseres Gesetzentwurfes geleitet haben, können Sie in unserem FAQ nachlesen.

Unseren Gesetzentwurf finden Sie hier.

https://www.helling-plahr.de/podiumsdiskussion_sterbehilfe

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„Die Story im Ersten: Sterbehilfe“ – Harald Mayer kämpft um seinen Tod

Stand: 21.11.2022

Tina Soliman hat den unheilbar kranken Harald Mayer vier Jahre lang mit der Kamera bei seinem Kampf um einen selbstbestimmten Tod begleitet. Der eindringliche Film läuft heute ab 22.20 Uhr im Ersten und ist schon jetzt in der ARD Mediathek abrufbar.

Für jeden Handgriff braucht er einen Pfleger: nachts, wenn er sich umdrehen will, zum Naseputzen, Zudecken, Tränentrocknen. Harald Mayer lebt in totaler Abhängigkeit. Multiple Sklerose hat ihn bewegungsunfähig gemacht. Der ehemalige Feuerwehrmann hat Angst, dass er bald weder schlucken noch atmen kann. Und trotzdem weiterleben muss. Bei vollem Bewusstsein. „Das Leben, das ich habe, das ist kein Leben mehr!“ Harald Mayer will Sterbehilfe.

Assistierter Suizid gesetzlich erlaubt

Die hat er nie bekommen. Denn 2015 hatte der Bundestag die sogenannte geschäftsmäßige Sterbehilfe verboten. Doch das Bundesverfassungsgericht erklärte dieses Gesetz später für grundrechtswidrig, der assistierte Suizid ist seit dem Urteil ohne jede Einschränkung erlaubt. Der Bundestag muss die Sterbehilfe nun neu regeln, wenn er sie einschränken will. Darauf hofft Harald Mayer. Der Schwerstkranke kämpft seit Jahren vor Gericht um die Herausgabe eines Medikaments, dass ihn sanft im Kreis seiner Familie entschlafen ließe. Einer Sterbehilfe-Organisation möchte er sich nicht anvertrauen.

„Die Story im Ersten: Sterbehilfe“ zeigt unterschiedliche Perspektiven

Die vielfach preisgekrönte Autorin Tina Soliman hat den unheilbar kranken Harald Mayer vier Jahre lang mit der Kamera bei seinem Kampf um einen selbstbestimmten Tod begleitet. Entstanden ist ein eindringlicher, oft sehr berührender Film, der die Sterbehilfe aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

https://www.ndr.de/kultur/film/tipps/Die-Story-im-Ersten-Sterbehilfe-Harald-Mayer-kaempft-um-seinen-Tod,sterbehilfe400.html

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Sterbehilfe: Harald Mayer kämpft um seinen Tod

21.11.2022 ∙ Dokus im Ersten ∙ Das Erste

Harald Mayer will Sterbehilfe: Für jeden Handgriff braucht er einen Pfleger, nachts, wenn er sich umdrehen will, zum Naseputzen, Tränentrocknen. Harald Mayer lebt in totaler Abhängigkeit. Multiple Sklerose hat ihn bewegungsunfähig gemacht.

https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/sterbehilfe-harald-mayer-kaempft-um-seinen-tod/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzliMmFkZGZiLTAxN2YtNGEwYS1iNTkwLWYxOWQwZjk4NWYyZg

 

Veröffentlicht 22. November 2022 von hubert wenzl in Kultur, Medizin, Philosophie, Psychologie

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Cioran und der Nihilismus   Leave a comment

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Emil Cioran war Philosoph und Essayist.

Emil Cioran gilt als abgründiger, stilbewusster Finsterling und radikaler Neinsager des 20. Jahrhunderts. Erfüllt von Welt- und Menschenekel wetterte er gegen jedes Heilsversprechen, jede Utopie, jede Systematik und gegen seine eigenen Dämonen. Dabei schrieb er buchstäblich um sein Leben. Über die heilsame Macht des negativen Denkens.

Wer eines der Bücher Ciorans an einer beliebigen Stelle aufschlägt, der blickt sofort mitten hinein ins Herz der Finsternis. Das Leben ist sinnlos, so der Leitgedanke. Der Mensch ist ein schlechter kosmischer Witz, als Individuum und als Gattung dem Untergang geweiht. Gott? Der ist eh längst mausetot. Das hatte Nietzsche bereits erkannt, aber nicht konsequent genug weitergedacht, meint Cioran. Wie Nietzsche war auch er Sohn eines Geistlichen, wie Nietzsche hatte auch Cioran ausgeprägte blasphemische Passionen. In Die verfehlte Schöpfung bekundet er seinen Ärger darüber, Gott nicht eigenhändig zur Strecke gebracht zu haben. Dafür macht er sich nun umso energischer daran, den göttlichen Kadaver zu fleddern. Auch bei allen sonstigen Heilsversprechen und Utopien holt er zum Vernichtungsschlag aus. Fortschrittsglaube ist Cioran zufolge nicht bloß trügerisch, sondern führt schnurstracks in den Abgrund. „Es ist gewiss“, schreibt er Ende der 1960er, „dass das 21. Jahrhundert, das weit fortgeschrittener sein wird als das unsere, in Hitler und Stalin nur harmlose Sängerknaben sehen wird.“

Auf stilsicher formulierte Schreckensvisionen folgt brachialer Menschenekel: „Man möchte zuweilen ein Kannibale sein, nicht um diesen oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.“ Über Todesfurcht kann Cioran nur sardonisch lachen. Denn was ist schon das Lebensende verglichen mit der Katastrophe der Geburt? Allein der Gedanke daran, dass „noch die letzte Missgeburt die Gabe besitzt, Leben zu geben“, verdirbt ihm endgültig die ohnehin schon miserable Laune. Sich selbst rühmt Cioran, er habe alle Verbrechen begangen, bis auf eines: „Vater zu sein“. Der Menschheit rät er dringend von der Fortpflanzung ab. Das haben vor ihm zahlreiche andere getan. Spielarten des sogenannten Antinatalismus findet man bei frühchristlichen gnostischen Sekten wie dem Manichäismus. Ebenso im Hinduismus, der darauf abzielt, den leidvollen Kreislauf von Leben, Sterben und Wiedergeburt zu durchbrechen. Im 19. Jahrhundert gehörte Arthur Schopenhauer zu den prominentesten Verfechtern der metaphysischen Null-Kind-Politik.

Vor einiger Zeit sorgte Raphael Samuel, ein junger Mann aus Indien, mehrfach für Schlagzeilen. Er wollte seine Eltern verklagen, weil diese ihn in die Welt gesetzt hatten, ohne zuvor seine Erlaubnis einzuholen. Das Gericht wies das Verfahren im Vorfeld ab. Macht nichts, meinte Samuel, es sei ihm in erster Linie nur darum gegangen, „ein Zeichen“ zu setzen. Hierzulande brachte es die Lehrerin Verena Brunschweiger zu einer beachtlichen Anzahl an Talkshow-Auftritten, weil sie ein Buch, betitelt mit Kinderfrei statt kinderlos, verfasst hatte. Gebärstreik, hieß es darin, sei einfach besser; besser für den Weltfrieden, besser fürs Klima, besser für den Feminismus.
Hier weiterlesen:

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Cioran und der Nihilismus

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Auszug aus Wikipedia.

Emil Cioran – Philosoph und Essayist (1911 – 1995)

Er wurde stark von Friedrich Nietzsche und dem Buddhismus beeinflusst. Susan Sontag sah Cioran 1991 in Im Zeichen des Saturn als einen „Nietzsche unserer Tage“, und Gabriel Liiceanu bezeichnete ihn als einen „zeitgenössischen, durch die Schule der französischen Moralisten gegangenen Nietzsche“. Für Cioran selber war Nietzsche dagegen zu optimistisch und im Denken zu wenig radikal. In den Syllogismen der Bitterkeit schreibt er: „Dank der Reife unseres Zynismus sind wir weiter gegangen als Nietzsche“, und in Vom Nachteil, geboren zu sein: Gedanken und Aphorismen beantwortet er die Frage eines Studenten nach seinem Verhältnis zu Nietzsche folgendermaßen:

„Ich antwortete ihm, daß ich seit langem den Umgang mit ihm aufgegeben hätte. […] Weil ich ihn zu naiv finde. Ich werfe ihm seine Hingerissenheit vor und sogar seine Momente der Inbrunst. Er hat die Idole nur gestürzt, um sie durch andere zu ersetzen. […] Er hat die Menschen nur aus der Ferne beobachtet. Hätte er sie aus der Nähe betrachtet, so hätte er niemals den Übermenschen aushecken noch preisen können.“

Ciorans Denken war – auch im Kontext der damaligen Zeit – von extrem hoffnungsarmen, pessimistischen und nihilistischen Ansichten geprägt. Diese brachte er in einer meist alles kritisierenden und zynischen Analyse gegenwärtiger und aktueller Zustände benutzenden Form zum Ausdruck. Bereits als Zwanzigjähriger schrieb er in Auf den Gipfeln der Verzweiflung:

„Ich weiß überhaupt nicht, weshalb wir hienieden etwas tun, warum wir Freude und Bestrebungen, Hoffnungen und Träume haben müssen. […] Aber was gibt es in dieser Welt schon zu gewinnen? […] Es gibt keinerlei Argumente für das Leben.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Cioran

 

 

Dr. Gunter Bleibohm: Das Finale der Schöpfung   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang. wolodja51.wordpress.com

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In weiteren ca. 4 Milliarden Jahren wird die Erde in der Sonne verglühen, ihre Existenz ist dann beendet. Jedes Leben, falls es noch welches zu diesem Zeitpunkt gibt, wird vernichtet, der Planet wird ausgelöscht und verebbt unwiederbringlich als Energiewellen in den Tiefen des Weltalls.

Hat durch die bevorstehende Vernichtung der Erde der Gottesversuch ein geplantes Ende? Ist es ein Sicherheitsventil für jeden Schöpfungsversuch oder nur für offenkundig misslungene Schöpfungen? Sind untergehende Sterne also missratene Schöpfungen oder produziert der große Experimentator reihenweise Ausschuss? Und war dann das ganze Leben und Leiden ungezählter Spezies vergeblich, sinnlos und bedeutungslos? Wird der Wille zum Leben ersetzt durch den göttlichen Willen zur Auslöschung? Und warum das geplante Ende erst in 4 Milliarden Jahren, warum so lange noch, warum nicht gleich? Um das nutzlose Bemühen und hoffnungslose Strampeln aller Lebewesen um die vergebliche Existenz zu betrachten, gar zu genießen, sich daran zu erfreuen? Ein Sadistengott gar?

„Du kannst immer beobachten, dass Glauben und Wissen sich verhalten wie die zwei Schalen einer Waage: in dem Maaße, als die eine steigt, sinkt die andere“ waren die visionären Worte von Arthur Schopenhauer in seiner Abhandlung „Über Religion“.

Wir leben in einer zwiegespaltenen Zeit. Einseitiges, höchstes Spezialistentum steht einem weltweit sinkenden Bildungsniveau gegenüber. Die Spezialisten liefern die Technologie, die der Analphabet bedient, aber weder versteht noch moralisch begreift, gar ethisch verantworten kann. In diesen geistigen Freiraum drängen die Religionen seit Jahrhunderten, füllen sie aus und instrumentalisieren den Flachkopf. Die kulturelle Abwärtsspirale dreht sich immer schneller und ihre Antriebskraft kommt aus der geistigen und körperlichen Verelendung einer exponentiell anwachsenden Weltbevölkerung. Die Waagschale des Glaubens steigt, die Wissenden in ihrer naturgemäßen Minderheit werden von der Masse zur Unterwerfung gezwungen. Die Diktatur des Geistesproletariats ist vollendet!

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Dr. Gunter Bleibohm: Das Finale der Schöpfung

Veröffentlicht 27. Juni 2022 von hubert wenzl in Philosophie, Religionskritik

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Ist Luxus unmoralisch?   Leave a comment

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An Peter Singer scheiden sich die Geister. Seine Anhänger nennen ihn für einen der bedeutendsten Moralphilosophen unserer Zeit und loben sein unerschrockenes Denken. Unter ihnen sind viele Kollegen; Vegetarier, die ihn als Vorkämpfer des Tierschutzes sehen; Bill Gates hat es Singers bedingungsloses Eintreten für die Ärmsten der Welt angetan. Seine Gegner allerdings hal­ten Singer vor, ihm sei menschliches Leben nicht heilig. Die erbittertsten Kritiker behaup­ten sogar, was Singer lehre, stehe in gefährli­cher Nähe zur Ideologie der Nationalsozialis­ten. Dabei stammt der Singer aus einer uralten böhmischen Rabbinerfamilie.

Seine Eltern flohen vor der Nazis nach Melbourne, Australien, wo Singer 1946 geboren wurde und nach seinem Studium einen Lehrstuhl für Philosophie übernahm. Heute ist er außerdem Professor an der amerikanischen Eliteuniversität Princeton.

Zu den Gesprächen dieser Serie sitze ich normalerweise meinem Diskussionspartner gegenüber. Singer zeigte sich unwillig – aus moralischen Erwägungen. Ob wir uns nicht auch über das Internet-Bildtelefon Skype unterhalten können? Eine Premiere.

Auszug.

Umso zweifelhafter erscheint mir ihr Versuch, moralische Urteile allein darauf zu begründen, welche Folgen einer Handlung wir erwarten. Wie sollen Menschen denn eine solch Entscheidung auf Leben und Tod verantwortlich fällen, wenn sie noch nicht einmal ihre eigene Gefühlsreaktion abschätzen können? Darum brauchen wir Regeln – wie die, dass niemand ein geborenes Kind umbringen darf.

Die lösen das Problem aber nicht. Ich begann über Infantizid nachzudenken, als Ärzte aus einer Neugeborenenstation bei mir vorstellig wurden. Damals, in den 1970er Jahren, war eine Spina bifida genannte Missbildung relativ häufig. Diese Kinder kamen mit einem oft unheilbar geschädigten Rückenmark zur Welt und gingen fast immer einem langsamen Tod entgegen. Was sollten die Ärzte tun? Erste Möglichkeit: Sie mit aller damals verfügbaren Technik behandeln und so das Leid in die Länge ziehen. Zweite Möglichkeit: Nichts tun, sodass sie wenigstens schnell, aber ebenfalls qualvoll starben. Dritte Möglichkeit: Sie einschläfern. Meist entschieden die Ärzte sich für das zweite. Uns schien die dritte Variante – der schnelle Tod durch eine Spritze – humaner. Glücklicherweise ist Spina bifida durch bessere Vorsorge in der Schwangerschaft inzwischen recht selten geworden.

Kann es also richtig sein, wegen weniger solcher Grenzfälle das Lebensrecht aller Neugeborenen infrage zu stellen?

Die Gefahr eines Dammbruchs sehe ich nicht.. In den Niederlanden ist Euthanasie schon länger erlaubt, wenn unheilbar Kranke es wünschen Dennoch ist der Respekt vor anderen Menschen dort sicher nicht geringer als anderswo in Europa. Die Holländer sind nur ehrlicher in dem, was sie tun. Es gibt so etwas wie Töten aus Mitleid. So scheint es, dass wir ohne Schaden Ausnahmen vom Verbot zu Töten zulassen können.

Die Beweislast liegt doch bei Ihnen! Wenn Sie ein dermaßen grundlegendes Verbot abschaffen wollen, sollten Sie nachweisen können, welchen Vorteil das bringt. Sonst wäre mir wohler, wenn wir schon aus Vorsicht bei der Regel blieben, dass man keine Menschen umbringen darf.

Der Vorteil wäre eben, dass wir keine unheilbar Kranken zum Leben zwingen würden, wenn diese es nicht möchten. Abgesehen davon ist ein Nachweis über mögliche Schäden und Nutzen leider unmöglich. Die moralischen Standards haben sich immer wieder verändert. Beispielsweise sind wir heute sexuell viel freizügiger als vor ein paar Jahrzehnten. Hat dies zum Zusammenbruch der Familie geführt, wie viele einst warnten? Heute hören wir besonders in Amerika wieder diese Befürchtung; ins Feld geführt wird sie nun gegen die Schwulenehe. Sehr begründet erscheint mir diese Angst nicht, aber schon wahr: Man kann es nicht wissen.

Insofern ist jede Ethik unbefriedigend – weil sie auf Vermutungen, nicht auf gesicherten Fakten beruht.

Ja, und ich wünschte, es wäre anders.

Warum sollen wir uns überhaupt moralisch verhalten?

Weil es uns selbst gut tut. Wir wünschen uns ein sinnvolles Leben. Und Menschen, die das Wohl anderer im Sinn haben, sind in aller Regel zufriedener als solche, die nur an sich selbst denken. Das haben psychologische Studien gezeigt.

Neue Untersuchungen aus der Hirnforschung gehen sogar noch weiter. Sie bewiesen, dass die Entscheidung, freiwillig mit anderen zu teilen, in uns Glücksgefühle auslösen kann. Dabei wird in unseren Köpfen eine Art Lustschaltung aktiv – derselbe Mechanismus, der uns wohlige Emotionen bereitet, wenn wir ein Stück Schokolade genießen oder guten Sex haben.

Das ist sehr interessant. Gegen solche Ergebnisse wenden manche Philosophen ein, dass wir uns nur dann moralisch verhalten, wenn wir selbst gar nichts davon haben. Alles andere sei nur eine höhere Form von Egoismus, welcher die Moral unterminiert. So sah es etwa Immanuel Kant. Ich halte dies für einen schädlichen Irrtum. Denn es ist doch höchst begrüßenswert, wenn wir die Menschen darüber aufklären, dass es in ihrem eigenen Interesse liegt, anderen zu helfen.

Und was machen Sie mit Ihren Schuldgefühlen, wenn Sie wieder einmal Ihren moralischen Einsichten zuwiderhandelten – etwa indem Sie unnötigerweise um die Welt flogen?

Nun, man kann sich der nächsten Gelegenheit die Reise ausfallen lassen, das gesparte Geld einer humanitären Organisation geben und sehen, wie sich das anfühlt. Zudem erweist sich ein Wochenende mit Freunden auf dem Land ja auch als befriedigender als der geplante Shopping-Trip nach New York. So gewöhnt man sich allmählich daran, Gutes zu tun.

Von Dr. Stefan Klein, geboren 1965 in München, ist Physiker, Philosoph, Wissenschaftsautor.

erschienen im ZEITmagazin 12/2011

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Ist Luxus unmoralisch?

Die Krone der Schöpfung   Leave a comment

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Aus flegel-g.de/ – Auszug.

Wir alle wissen es. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung! Wir wussten es nicht immer, aber spätestens mit dem Auftauchen der Religion haben wir diese Vorstellung gelernt und sie beflügelt uns.

Wenn ich dabei so an die gekrönten Häupter im Laufe der Geschichte denke, hat die Vorstellung, der Mensch sei die Krone der Schöpfung, durchaus seine Berechtigung, denn deren Blutspur zieht sich durch die gesamte bekannte Geschichte, eine Blutspur, aufgebaut auf teilweise sogar unbewusst genutzten Mitteln wie Terror, Gier, Machtmissbrauch und Unterdrückung. Unbewusst, weil die gekrönten Häupter zumeist aufgrund der erblichen Thronfolge im Bewusstsein absoluter Macht aufwuchsen und stets von einer Horde selbstsüchtiger und sich anbiedernder Schranzen umgeben waren, die dafür sorgten, dass die Befehlskette nach unten stufenweise als Kastensystem, als Adel bezeichnet, funktionierte und jede dieser Stufen streng darauf bedacht war, sich nach unten abzugrenzen und nach oben anzubiedern. Was Volk war, bekamen die Oberen allenfalls mal bei Paraden zu sehen, stets von den Bodyguards der Feudalzeit, den Garden komplett abgeschirmt. Und die Krone war seit jeher das Symbol ihrer Macht und Selbstherrlichkeit.

Doch das spielt im Grunde keine Rolle. Der Mensch ist unzweifelhaft intelligent und ebenso unzweifelhaft bodenlos dumm. Ein Widerspruch? Sicher nicht, denn es ist mehr als eine bloße These, wir bekommen täglich Beweise mannigfaltiger Art dazu geliefert. Ich versuche es mit simplen Beispielen zu verdeutlichen. Der Mensch hat die Intelligenz, Dinge zu planen, zu entwickeln und zu bauen und praktiziert das auf unterschiedlichste Art jeden Tag. Es ist ein Zeichen großer Intelligenz, Häuser, Wolkenkratzer, Straßen, Autos, und vieles mehr zu planen, zu entwerfen und zu verwirklichen. Er rodet die Wälder, um Platz für Plantagen und Monokulturen zu schaffen und zerstört damit allerdings aus wirtschaftlichen Gründen nicht nur seinen Lebensraum, sondern vor allem den der Mitgeschöpfe, die diesen Planeten bevölkern mit der Folge, dass immer mehr Arten aussterben und die grüne Lunge des Planeten immer stärker reduziert wird. Das sind alles Merkmale von Planungen, die Intelligenz erfordern. Aber ist es auch klug? Ist es klug, alleine dem wirtschaftlichen Nutzen folgend die Natur zuzubetonieren? Ist es klug, etwas zu entwickeln, obwohl man erkannt hat, dass es schädlich sein wird? Ist es klug, sich viel zu stark zu vermehren, obwohl man längst erkannt hat, dass auch die Ressourcen der Erde endlich sind? Ist es klug, zu wissen, dass diese Erde eigentlich ein geschlossener Organismus ist, in dem jede Art der Flora und Fauna nicht nur einen Platz hat, sondern auch einer oft erst viel zu spät erkannten Aufgabe dient?

Quelle: http://www.flegel-g.de/

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Udo Jürgens – Die Krone der Schöpfung (Das letzte Konzert Zürich 2014) (VOD)

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Die Prinzen – Krone der Schöpfung (Offizielles Musikvideo) [Lyrics]

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Veröffentlicht 12. Oktober 2021 von hubert wenzl in Kirchenkritik, Philosophie

Epikur – keine Furcht vor dem Tod   Leave a comment

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Die Philosophie heilt die Leiden der unglücklichen Seele, sie befreit von Beunruhigungen, Sorgen und Ängsten, und sie verhilft dem Menschen dazu, das Leben zu führen, wie es ihm bestimmt ist.4 – Er soll moralisch gut, vernünftig, und vor allem glücklich leben.

Epikur (* 341 v. Chr.; † 270 v. Chr.), ein Philosoph der hellenistischen Epoche, bringt diese Auffassung der Philosophie wie folgt auf den Punkt:

„Weder soll man solange man noch jung ist, zögern zu philosophieren, noch soll man im Alter ermüden in der Philosophie. Denn für die Gesundheit der Seele ist niemand entweder zu früh oder zu spät dran. Wer aber sagt, die richtige Zeit für das Philosophieren sei noch nicht gekommen oder sei schon vorbei, der gleicht einem, der sagt, die richtige Zeit für das Glücklichsein sei noch nicht gekommen.“6

Eines von vielen Hindernissen auf dem Weg zu diesem Leben bildet die Todesangst. Sie ist in zweierlei Hinsicht problematisch: Einerseits ist ein angstvolles Leben kein glückliches, und andererseits führt die Angst vor dem Tode dazu, dass man sich in manchen Situationen nicht adäquat verhält und moralisch fragwürdige Entscheidungen trifft. Man lässt etwa den Freund im Stich, um sich selbst aus der Gefahr zu retten.

Damit man nicht unter der Verängstigung leidet, und moralisch fehl geht, muss man diese Angst loswerden. Will man ein gutes und glückliches Leben führen, muss man sich mit dem Tod auseinandersetzen, und ihn argumentativ bezwingen. Ein ewiges Leben ist dem Menschen nicht gegeben, aber das Bewusstsein des eigenen Todes beunruhigt ihn. Wie kann man den Tod so denken, dass er einen nicht beunruhigt?

Eines der praktischen Ziele der Philosophie Epikurs, besteht darin, den Menschen von seiner Todesangst zu befreien. Er argumentiert, dass der Tod deshalb nichts Schlimmes sein könne, weil man im Tod keine Empfindung mehr haben könne, und ohne Empfindung keine Übel existierten.7 Dieser Idee liegt die Annahme zugrunde, dass die Schmerzfreiheit das höchste Gut, der Schmerz aber das grösste Übel sei.8 Im Tod kann man keine Schmerzen empfinden und so ist man vor Übeln gefeit.

Wer von Qualen in der Unterwelt oder im Jenseits verängstigt wird, hat nicht verstanden, was mit dem Begriff „Tod“ bezeichnet wird. Wer stirbt, verliert nämlich im Moment des Todes die Fähigkeit, überhaupt irgendetwas zu empfinden. Es kann nach dem Tod keine Qualen geben, weil Qualen – um den Namen zu verdienen – empfunden werden müssen. Daher sagt Epikur:

„Der Tod hat keine Bedeutung für uns. Denn was sich aufgelöst hat, hat keine Empfindung, was aber keine Empfindung hat, hat keinerlei Bedeutung für uns.“9

Es lohnt sich also nicht, sich vor dem Tod zu fürchten, weil man erwartet, nach dem Tod in einer misslichen Lage zu kommen oder für Untaten in diesem Leben zu büssen. Nach dem Tod ist man in überhaupt keiner Lage mehr, weil man nicht mehr ist, und die Angst ist vor dem Tod ist daher unbegründet.

Man mag das wenig tröstlich finden. – Ist es nicht mindestens so beunruhigend, dass man mit dem Tod die Fähigkeit zu empfinden und zu denken verliert? Ist es nicht beunruhigend, dass man aufhört zu existieren? Epikur scheint vom Gegenteil auszugehen. Gleich nach der oben zitierten Stelle fährt er fort:

„Daher macht die richtige Erkenntnis, dass der Tod keine Bedeutung für uns hat, die Sterblichkeit des Lebens erst zu etwas, das wir geniessen können, nicht, indem sie eine unendliche Zeit (zum Leben hinzufügt), sondern indem sie das Streben nach Unsterblichkeit aufhebt.“

Sein Argument scheint folgendes zu sein: Wenn der Tod nichts ist, vor dem man sich fürchten muss, dann gibt es auch keinen Grund, ihn zu vermeiden. Das Streben nach Unsterblichkeit ist daher keine sinnvolle Beschäftigung, weil sie erstens nicht zu erreichen ist, und zweitens durch das Vermeiden des Todes nichts gewonnen ist. Wenn der Tod bedeutungslos ist, muss man ihn nicht meiden.

Bemüht man sich zwanghaft darum, dem Tod zu entgehen, dann verschwendet man bloss wertvolle Lebenszeit mit Unfug und macht sich selbst dadurch unglücklich. Menschen sind eben sterblich. Daran ist nicht zu rütteln. Epikur beschreibt die Lage wie folgt:

„Im Hinblick auf den Tod bewohnen wir Menschen alle eine Stadt ohne Mauern.“10

Wer aus Angst vor dem Tod das Leben mit erfolglosen Versuchen verschwendet, dem Tod zu entgehen, kann nur als höchst unglücklich beschrieben werden:

„Geboren sind wir nur einmal, zweimal geboren zu werden ist nicht möglich – es ist notwendig, dass man eine Ewigkeit lang nicht mehr existiert –, du aber, der du nicht einmal Herr über den morgigen Tag bist, schiebst das Erfreuliche auf. Das Leben wird durch Aufschieben vergeudet, ein jeder von uns stirbt, ohne zur Musse gelangt zu sein.“11

Es gilt also, sich unter Anwendung der genannten Argumente vor der Todesfurcht zu befreien, und ein Leben zu gestalten, das den Fokus auf den gegenwärtigen Augenblick legt. Ist man frei von Beunruhigung und Ängsten, ist man frei von Schmerzen, dann lebt man glücklich. Man sollte dieses Glück nicht dadurch trüben, dass man sich vor dem Tod fürchtet. Der ist nur vermeintlich ein Übel. Er muss uns, so Epikur, nicht weiter beschäftigen.

Diese Argumente, die dabei helfen, die Todesfurcht zu bezwingen, sollte man stets griffbereit haben. Man sollte zu jedem Zeitpunkt über sie verfügen können, man sollte sie stets in Erinnerung rufen können. Wenn man sie bedacht und verinnerlicht hat, und in der Lage ist, sie in Momenten der Unsicherheit zu gebrauchen, dann wird einen der Tod zu keinem Zeitpunkt schrecken, und zumindest ein Hindernis auf dem Weg zum glücklichen Leben ist beseitigt.

„Dies also, und die damit verwandten Dinge, bedenke Tag und Nacht bei dir selbst […], und niemals wirst du im Wachen oder Schlafen beunruhigt werden, sondern wirst leben wie ein Gott unter Menschen.“

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Epikur – keine Furcht vor dem Tod

Veröffentlicht 1. Oktober 2021 von hubert wenzl in Philosophie

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