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Denn sie wissen nicht, was sie glauben (Teil 20)   Leave a comment

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Rebloggt von Tierfreund und Religionskritiker Wolfgang – wolodja51.wordpress.com

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Die düstere Atmosphäre der Drohungen mit exzessiven Strafen, häufig bis zur Venichtung, die auch dieses zentrale Buch der Heiligen Schrift, der von Gott geoffenbarten höchsten religiösen und ethischen Normenquelle aller christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, kennzeichnet, dürfte mit diesen, durchaus vermehrbaren Zitaten deutlich geworden sein.

Sie verliert nicht ihr m.E. im Hinblick auf eine heute noch redlich vollziehbare, biblisch begründete Religiosität vernichtendes Gewicht durch die, wie sollte es bei einem Produkt menschlicher Projektion anders sein, ebenfalls zu findenden, im Gesamt eher zurücktretenden tröstlich-positiven Abschnitte; denn diese sind, soweit überhaupt vorhanden, eingebettet in die beschriebene allgemeine, alles durchdringende düstere Atmosphäre rächender und strafender Gewalttätigkeit (sowohl im Gesamt des Buches Jesaia wie auch der fünf Bücher Mose oder der Psalmen) und häufig auch durch eine jeweils enge textliche Verzahnung mit dieser amalgamiert:

«Der Herr wird die Ägypter zwar schlagen, er wird sie aber auch heilen: Wenn sie zum Herrn umkehren, läßt er sich durch ihre Bitte erweichen und heilt sie» Jes. 19; 22).

Wie untrennbar die auch eher seltenen «positiven» Stellen in die durchgehend fast als selbstverständlich dargestellte Atmosphäre inhuman-archaischer Straf- und Rachsucht eingebunden sind – eine Tatsache, die, wie schon oben angeführt, nur durch eine hochselektive kirchliche Zitierpraxis und ein jahrhundertelanges Verbot der Kirche für Laien, die Bibel zu lesen, weitgehend verborgen bleiben konnte -, zeigt sehr anschaulich das Schlußkapitel, mit dem das Buch Jesaia endet:

«Wie diese Menschen ihre eigenen Wege wählen und an ihren Gottesbildern Gefallen haben, so wähle ich für sie die Strafe aus und bringe über sie Schrecken. Denn sie gaben keine Antwort, als ich sie rief, als ich zu ihnen redete, hörten sie nicht; sondern sie haben getan, was mir mißfällt, und sie haben sich für das entschieden, was ich nicht will . . . Horcht: Getöse dringt aus der Stadt, Getöse aus dem Tempel. Horcht: Der Herr vergilt seinen Feinden ihr Tun. Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle die ihr über sie traurig ward. . . Denn so spricht der Herr: „Seht her: Wie ein Strom leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach. Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen und auf den Knien schaukeln: Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost.Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen, und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras.“ So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten, aber seine Feinde wird er bedrohen. Ja, seht, der Herr kommt wie das Feuer heran, wie der Sturm sind seine Wagen,um in glühendem Zorn Vergeltung zu üben, und er droht mit feurigen Flammen. Ja, mit Feuer und Schwert hält der Herr Gericht über alle Sterblichen und viele sind es, die der Herr erschlägt . . . Wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich erschaffe, vor mir stehen – Spruch des Herrn -, so wird euer Stamm und euer Name da stehen. „An jedem Neumond und an jedem Sabbat wird alle Welt kommen, um mir zu huldigen“, spricht der Herr. „Dann wird man hinausgehen, um die Leichen derer zu sehen, die sich gegen mich aufgelehnt haben. Denn der Wurm in ihnen wird nicht sterben, und das Feuer in ihnen wird niemals erlöschen; ein Ekel sind sie für alle Welt“» Jes. 66; 3, 4, 6, 10-16, 22-24).

Zieht man aus den fünf Büchern Mose, aus den Psalmen und dem Buch Jesaia als Kernstücke des Alten Testaments bzw. aus den hier angeführten Zitaten ein erstes Fazit, so zeigt sich insgesamt eine weitgehend durchgängige Einstellung, normabweichendes Verhalten durch barbarische Strafen bis hin zur physischen Vernichtung oder durch deren Androhung zu «bewältigen» (fürwahr ein göttlich-moralisches Modell!). Daß diese Einstellung nicht nur vereinzelt vertreten wird, sozusagen eine «Panne» oder einen «Betriebsunfall» darstellt, sondern weitgehendst die hier herangezogenen Kernbücher des Alten Testamentes kennzeichnet, dürfte die Fülle der angeführten – durchaus noch vermehrbaren – Zitate gezeigt haben.

Ihr argumentatives Gewicht gegen die Bibel als Normenquelle göttlichen Ursprungs, als einem heutigen Menschen auch nur bescheidenen humanen ethischen Standards noch zumutbare «göttliche Offenbarung», wird auch durch die ebenfalls zu findenden, wenngleich insgesamt eher zurücktretenden human oder ethisch positiv zu bewertenden Stellen nicht aufgehoben: Es wäre psychologisch ganz unwahrscheinlich, daß die Bibel gerade als menschliches Produkt ober Ergebnis einer Projektion menschlicher Zuständlichkeiten und Weltinterpretationen in ein höheres Wesen, eben Gott, ethisch und human nur negativ zu beurteilende Aussagen enthielte. Aber: Ein Buch, das den Anspruch erhebt, eben nicht nur menschlichen Ursprungs, sondern (gar in «allen ihren Teilen») göttlich inspirierter Basistext und letzte Leitlinie und Instanz ethisch-moralischen und religiösen Denkens und Handelns zu sein, darf nicht in diesem großen Ausmaß exzessiv inhuman-archaische Projektionen, Modelle, Leitbilder enthalten.

Dies muß sich äußerst verhängnisvoll auswirken und hat sich so ausgewirkt: Die wirkliche, nicht die in unseren Schulen hochselektiv gelehrte Kirchengeschichte ist voller Belege. Auch das manchmal von theologischer Seite angeführte apologetische Argument, Gott habe sich dem Entwicklungsstand des (frühen) Menschen in seiner Verkündigung anpassen müssen, ist von kaum zu überbietender Kurzschlüssigkeit: Gott, allmächtig und unendliche Liebe, wäre als absolut souveräner Schöpfer auch für den entsprechenden inhuman-archaischen Entwicklungsstand und seine grauenhaften Implikationen verantwortlich, ganz abgesehen davon, daß eine solche Argumentation der Tatsache, daß der biblische Gott selbst ausdrücklich exzessiv inhumanes Verhalten befiehlt, selbst modellhaft ausführt oder damit droht, in keiner Weise gerecht wird.

Auch die immer wieder versuchte Relativierung des Alten Testamentes gegenüber dem Neuen Testament kann nicht befriedigen. Denn: «Die Bibel (griechisch biblos = Buch) oder die Heilige Schrift ist eine Sammlung von Büchern, die das Alte und Neue Testament umfaßt. Das Alte Testament wird von Juden und Christen als Offenbarungsurkunde betrachtet. Die Bücher des Alten Testamentes stammen von Verfassern, durch die Gott zu den Menschen spricht und durch die das Volk Israel seinen Glauben an die Heilstaten und Verheißungen Gottes bekennt. Juden und Christen glauben an die Inspiration (Eingebung) dieser Bücher durch den Geist Gottes.Das Verzeichnis der Bücher, die zur Heiligen Schrift gehören, nennt man Kanon (griechisch kanon = Maßstab), weil sie den Maßstab für den Glauben darstellen. Jesus und seine Jünger übernahmen die Bücher der Heiligen Schrift, wie sie ihr Volk kannte, und beriefen sich in ihrer Botschaft auf sie als auf das Wort Gottes»

Auch das Alte Testament ist nach allgemeiner Glaubensaussage so gut wie aller christlichen Kirchen wie auch nach der ihm offenbar selbstverständlichen Auffassung Jesu, der Apostel und ersten Anhänger das Wort des sich nach allgemein christlicher Lehre stets gleichbleibenden Gottes. Auch das Alte Testament wird so folgerichtig, und zwar in seiner Gesamtheit, von den Kirchen und christlichen Konfessionen wie kein anderes Buch weltweit verbreitet als Gottes Wort und Gebot.

Fortsetzung folgt …….

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