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Kriegsverbrecher oder Heiliger?   Leave a comment

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Am 1. November feiert ja die katholische Kirche das Fest „Allerheiligen“. Es wird also an alle Heiligen gedacht. Unpassend ist es, dass am 1. November die Zusammenkunft der Katholiken an den Gräbern ihrer Angehörigen stattfindet. Der Logik nach müsste das der 2. November sein, denn das ist der Tag von „Allerseelen“, also die im Status der noch Unheiligen sind. Es versteht sich von selbst, dass das kein gesetzlicher Feiertag bei den Katholiken ist. Wichtig sind ja nur die Heiligen und die Priester selbst, für die sie in ihren Messen am meisten den Segen Gottes herabwünschen. Aber sollen sie glauben was sie glauben. Wer glaubt wird ja auch selig – die Vorstufe von heilig.

Schlimm wird es aber wenn die kathol. Kirche Kriegsverbrecher, die schon selig gesprochen sind, schlußendlich auch noch heilig sprechen will. Der kroatischer Kardinal Aloizijus Stepinac war enger Vertrauter des faschistischen Ustascha-Regimes, das zehntausende Morde an Serben, Juden, Sinti oder Kommunisten verübte.
Mir verschlägt es die Sprache, wenn man so einen selig und irgendwann wohl auch noch heilig spricht. Welchen Wert sollen so noch „Heilige“ haben? Für mich ja sowieso nicht, da nicht mehr dieser Institution angehörend.

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Aus deutschlandfunkkultur.de

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Eine kroatische Frau hält ein Plakat: Zu sehen sind der katholische kroatische Bischof Alojzije Stepinac und Papst Johannes Paul II.; Aufnahme vom Juni 2015 (picture alliance / dpa / Antonio Bat)
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Im Jahr 1941 wurde Erzbischof Alojzije Stepinac zum Militärvikar von Zagreb ernannt. Damit war er ein enger Vertrauter des faschistischen Ustascha-Regimes, das zehntausende Morde an Serben, Juden, Sinti oder Kommunisten verübte. 2014 beschloss der Vatikan, dass Stepinac heiliggesprochen werden soll. Das wurde nun vertagt.

Die Auseinandersetzung mit dem Erbe von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg verläuft manchmal auf unerwarteten Wegen. Zum Beispiel, wenn es um Heiligsprechungen geht. Zum Seligen wurde der kroatische Kardinal Alojzije Stepinac schon erklärt. Nun sollte er eigentlich heilig gesprochen werden. Aber das sorgt für ernsthafte Missstimmung zwischen Serben und Kroaten. Denn die Rolle von Stepinac im faschistischen Kroatien während des Zweiten Weltkriegs, wird von ihnen extrem unterschiedlich beurteilt.


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„Einmarsch in Agram. Die kroatische Bevölkerung grüßt ihre deutschen Befreier …“

Ein Ausschnitt aus einem Dokumentarfilm der deutschen Wehrmacht, aufgenommen am 10. April 1941 in Zagreb. Er zeigt Menschen, die mit Hitlergruß einer Militärparade zuwinken und Blumen auf die vorbeifahrende Wagen werfen. Am selben Tag wurde der „Unabhängige Staat Kroatien“ ausgerufen. Vier Tage davor war Belgrad, die Hauptstadt des Königreichs Jugoslawien, ohne Ankündigung bombardiert worden. Anschließend wurden alle Teile Jugoslawiens, außer Kroatien, von Hitlers Truppen besetzt.

Er hat viel zu lange gebraucht, sich von diesem Staat zu distanzieren

Einige Monate später berief der Vatikan den Zagreber Erzbischof Alojzije Stepinac zum Militärvikar, damit war er ein enger Vertrauter des faschistischen Ustascha-Regimes. Slavko Goldštajn, Schriftsteller und ehemaliger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Zagreb:

„Stepinac hat die Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien zu schnell begrüßt. Vom neuen Staat hat er Unterstützung für die katholische Kirche erwartet, musste aber bald erfahren, dass dieser Staat mit katholischer Moral wenig zu tun hat. Dann hat er leider viel zu lange gebraucht, um sich von diesem Staat zu distanzieren und begangene Verbrechen öffentlich anzuprangern.“

Verbrechen und Gräueltaten gab es genug. Schon im Juni 1941 ließ Mile Budak, Minister für Erziehung und Kultur, verlauten:

„Grundlage für die Bewegung der Ustascha ist die Religion. Für Minderheiten wie Serben, Juden und Zigeuner haben wir drei Millionen Kugeln zur Verfügung.“

Für orthodoxe Serben gab es nicht nur Kugeln: Die kyrillische Schrift wurde gleich 1941 verboten, Klöster und Kirchen wurden ausgeraubt und ausgebrannt, 250.000 Serben mussten zum Katholizismus übertreten.

80.000 bis 100.000 Menschen starben, unter ihnen viele Kinder

Stepinac kritisierte zwar die Art, wie das geschah, die verfolgten Ziele aber nicht. Im Konzentrationslager Jasenovac wurden von 1941 bis 1945 „Serben, Juden, Zigeuner und Kommunisten“ interniert, etwa 80.000 bis 100.000 Menschen starben, unter ihnen viele Kinder. Slavko Goldštajn:

„Stepinac hat sich lange mit dem Ustascha-Regime arrangiert. Er hat sich hier und da für Juden eingesetzt, für Serben im Einzelfall auch, für Roma jedoch hat er nie etwas getan; das ist das Schrecklichste. Er hat sich zwar bei der Ustascha über die Transportbedingungen beschwert, gegen Konzentrationslager selbst hat er aber nie etwas gesagt.“

Der Zagreber Historiker Dr. Jure Krišto verteidigt Stepinac:

„Als sieben slowenische Priester in Jasenovac umgebracht wurden, hat Stepinac an Ante Pavelić, den obersten Mann im Staat, einen scharfen Protestbrief geschrieben. In diesem Brief nannte er Jasenovac ‚den schlimmsten Albtraum des kroatischen Staates‘, dessen Existenz ’schlimme Folgen für das kroatische Volk‘ haben werde.“

In seinen Predigten hat Alojzije Stepinac, Zagreber Erzbischof, das Konzentrationslager Jasenovac kein einziges Mal genannt. Ivan Ivanji, Auschwitz-Überlebender, Schriftsteller und lange Zeit Titos Übersetzer:

„Er hat gewusst, dass es Verbrechen gab. In seinen Predigten hat er sie selten und verschlüsselt erwähnt. Sein Recht, die Priester, die selbst getötet haben und an Verbrechen beteiligt waren, zu exkommunizieren, hat er allerdings nicht genutzt.“

 

1946 als Kriegsverbrecher verurteilt

1946 wurde Stepinac als Kriegsverbrecher zu einer Freiheitsstrafe von 16 Jahren verurteilt, nach Verhandlungen mit dem Vatikan wurde die Strafe nach fünf Jahren in Hausarrest umgewandelt. Seine Verurteilung bescherte Stepinac im katholischen Kroatien große Verehrung. 1953 verlieh Papst Pius XII. Alojzije Stepinac die Kardinalswürde, woraufhin Jugoslawien zeitweise die diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan abbrach. Kardinal Stepinac starb 1960 in seinem Haus, er wurde unter Teilnahme von 18 Bischöfen, 500 Priestern und mehr als 100.000 Gläubigen in der Zagreber Kathedrale in einem silberverzierten Sarkophag beigesetzt.

„Mit unserer apostolischen Macht verkünden wir, dass der Diener Gottes Alojzije Stepinac, ab jetzt ‚Seliger‘ genannt werden darf.“

Das sagte Papst Johannes Paul II., als er 1998 im kroatischen Wallfahrtsort Marija Bistrica Stepinac selig sprach. Der Zeremonie wohnten mehr als 300.000 Gläubige, Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt sowie der kroatische Staatspräsident Franjo Tuđman bei.

2014 beschloss der Vatikan, dass Stepinac heiliggesprochen werden soll.

Der Unmut in der serbisch-orthodoxen Kirche war groß, jüdische Verbände protestierten ebenfalls. Eine Begegnung zwischen dem serbisch-orthodoxen Patriarch Irinej und Papst Franziskus hat vermutlich dazu geführt, dass die Heiligsprechung vertagt wurde. Eine gemischte Kommission mit Vertretern der katholischen und der serbisch-orthodoxen Kirche soll die Rolle von Kardinal Stepinac im Zweiten Weltkrieg klären: Erst dann wird der Vatikan über die Heiligsprechung entscheiden.

Von Danja Antonovic

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Kriegsverbrecher oder Heiliger?

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Ganz einwandfrei war auch beispielsweise dieser Heilige nicht. Das Heiligenlexikon müsste doch unverdächtig sein, nehme ich an.

Karl Borromäus der Inquisitor

Karl Borromäus (Carlo Borromeo) wurde nach seiner Seligsprechung im Jahr 1602 am 1. November 1610 von Papst Paul V. (1605 bis 1721) heiliggesprochen. Die Heiligsprechungsbulle bezeichnet ihn als Märtyrer der Liebe, ein leuchtendes Beispiel für Hirten und Herde und einen Engel in Menschengestalt.

Der Heilige lebte und wirkte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Europa zum blutigen Schauplatz dynastischer und religiöser Machtkämpfe zwischen Spanien, Frankreich, Deutschland und England wurde, als in Mitteleuropa der organisierte Massenmord mittels Hexenverfolgung einem Höhepunkt zustrebte und um der heiligen Religion willen Tausende vertrieben und umgebracht wurden – da könnte man doch annehmen, dass dies die ideale Zeit für einen Heiligen gewesen ist, segensreich zu wirken.

So hilfreich und tolerant, wie Karl Borromäus meist dargestellt wird, war er nicht immer und vor allem nicht in allen Bereichen seiner Tätigkeit. Bei der Beschäftigung mit der Römischen Inquisition stößt man für die Zeit zwischen 1542 und 1600 auf rund 200 Mitglieder und Mitarbeiter dieser Einrichtung, dabei taucht auch – was sich zunächst kaum vermuten lässt – Karl Borromäus auf.

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Der Student Karl Borromäus verwendete sich in Rom für den Dominikaner Antonio Michele Ghislieri, der 1557 Kardinal und im Jahr darauf Großinquisitor wurde. Auch die Wahl des Großinquisitors zum Papst im Jahr 1566 wurde von Borromäus entscheidend beeinflusst.

Während Karls Kinderjahren regierte in Rom Papst Paul III. (1534 – 1549), der seinen Onkel mütterlichrseits – Giovanni Angelo de Medici, den späteren Papst Pius IV. – förderte und schließlich am 18. August 1549 zum Kardinal ernannte.

Alessandro Farnese, wie Paul III. vordem hieß und dessen Spitznamen Kardinal Unterrock war, entstammte einer dem Kriegshandwerk verbundenen Familie und verdankte seinen Aufstieg seiner schönen Schwester Giulia, verheiratete Orsini und bevorzugte Geliebte des Papstes Alexander VI. Paul III., der selbst drei Kinder hatte, ist u. a. auch für seinen exzessiven Nepotismus bekannt; schon kurz nach seiner Wahl machte er zwei seiner Enkel zu Kardinälen und zwar im Alter von 14 und 16 Jahren.

https://www.heiligenlexikon.de/Literatur/Karl_Borromaeus_Inquisitor.html

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Gruß Hubert