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Büffelmozzarella: So leiden Tiere für Käse aus Büffelmilch   Leave a comment

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Mozzarella, darunter auch „Mozzarella di bufala“, gehört zu den beliebtesten Käsesorten. Traditionell wird der Käse aus Büffelmilch hergestellt, und da Büffelmozzarella meist teurer ist als die Kuhmilch-Variante, ist die Annahme weit verbreitet, dass es den Tieren in der Produktion besser geht – doch wie Kühe, Ziegen und Schafe leiden auch Büffel in der Milchindustrie.

Wie wird Büffelmozzarella gemacht?

Wie Kuhmilch-Mozzarella ist auch Büffelmozzarella ein Produkt, das auf Muttermilch basiert, also auf Milch, die Mütter für ihre Kinder und nicht für uns Menschen produzieren. Die Milch für den Weichkäse stammt also meist von schwangeren Büffeln. Doch im Gegensatz zu Kühen, die teilweise auf eine „Milchleistung“ von 40 bis 50 Litern Milch am Tag gezüchtet wurden, produzieren Büffelkühe nur etwa zehn Liter Milch täglich. Daher ist ein Kilogramm Büffelmozzarella mit einem Preis von 25 bis 40 Euro vergleichsweise teuer.

Zwangsbefruchtungen und katastrophale Haltung

Wasserbüffel werden teilweise bereits das erste Mal befruchtet, wenn sie etwa 1,5 Jahre alt sind. Um wirtschaftlich Milch zu geben, müssen sie fast jährlich ein Kalb zur Welt bringen. Wie auch in Kuhmilchbetrieben werden die Kälber den Büffelkühen meist kurz nach der Geburt weggenommen und oftmals einzeln in enge Boxen gesperrt. Zeitnah nach der Geburt wird die Kuh wieder künstlich besamt oder durch einen Bullen befruchtet. Außerdem bekommen die Tiere eine hohe Menge an nicht artgerechtem sogenanntem Kraftfutter, um die Milchmenge weiter zu steigern.

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Büffelmütter produzieren Büffelmilch nicht für uns Menschen, sondern für ihre Kälber.

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Die weiblichen Büffel werden meist unter mangelhaften Bedingungen gehalten: Stallhaltung auf Betonböden ist in vielen europäischen Betrieben die Norm; dabei haben die Tiere meist keinen Zugang zu einer Weide – geschweige denn zu Wasserlöchern. Ihrem Namen entsprechend benötigen Wasserbüffel für ein artgerechtes Leben jedoch ausreichend Wasserflächen. Da sie kaum Schweißdrüsen haben, müssen sie an warmen Tagen von außen gekühlt werden. Ohne Weide und Möglichkeiten zum Suhlen können sie ihre Temperatur nicht selbstständig regulieren und leiden unter massivem Hitzestress, der bis hin zum Tod der Tiere führen kann. Die Heimat von Wasserbüffeln liegt in Südostasien, wo sie in Feuchtgebieten leben, in denen sie ganzjährig baden können. Dennoch lebten 2019 rund 7.000 Wasserbüffel in Deutschland, welche nicht selten auf Weiden sich selbst überlassen werden – tendenziell werden es immer mehr.

„Die Haltung in Italien und Rumänien ist eine Katastrophe. Eigentlich dürfte man keinen Büffelmozzarella mehr essen.“

Matthias Gauly, Tierarzt

Kälber wie „Abfallprodukte“ behandelt

Rund 50 Prozent der Kälber sind männlich. Für die Milchindustrie sind diese Kälber meist wertlos: Sie produzieren keine Milch, und nach ihrem Fleisch gibt es in vielen Regionen der Welt keine Nachfrage. Immer wieder kommt es vor, dass Betriebe versuchen, männliche Kälber loszuwerden, indem sie die Tierkinder vorsätzlich illegal vernachlässigen oder auch töten.

Tierquälerei und Misshandlungen an der Tagesordnung

Ursprünglich stammt Büffelmozzarella aus der italienischen Region Kampanien um Neapel. Noch heute gibt es dort zahlreiche Farmen, auf denen Wasserbüffel gehalten werden und Büffelmozzarella hergestellt wird. In Italien sind Tierschutzbehörden in den vergangenen Jahren immer wieder auf Dutzende tote Wasserbüffel gestoßen, die einen qualvollen Tod gestorben sind. Teilweise werden getötete Tiere in Flüssen entsorgt und von dort ins Meer gespült.

Auch Aufnahmen von einer australischen Farm zeigen, dass in der Büffelmilchindustrie Tierleid an der Tagesordnung ist: Verängstigte Büffelkälber wurden ihren Müttern entrissen und in verdreckten Verschlägen eingesperrt. Im und um den Melkstand wurden die Büffelmütter brutal herumgestoßen, mit Fäusten und Stangen geschlagen. Die Beine der Tiere waren an Stangen festgebunden – sie hatten keine Möglichkeit, den Misshandlungen zu entkommen.

PETA USA deckt schockierende Zustände in Wasserbüffelfarm auf

Erst 2023 dokumentierten Ermittelnde von PETA USA auf der Ontario Water Buffalo Company großes Tierleid: Die Ermittelnden fanden Büffel, die in einer dreckigen, nassen Jauche aus Fäkalien eingesperrt waren, und ein Informant berichtete, dass die Tiere monatelang in überfüllten Ställen gehalten wurden. Ein Tier stürzte, konnte aufgrund der übermäßigen Menge an Fäkalien nicht mehr auf die Beine kommen und wurde mit Seilen zum Melken herausgezerrt.

Nach Angaben des Informanten litten die Tiere an verschiedenen Krankheiten, und es wurde ihnen verwehrt, angemessen versorgt zu werden oder ihr Leiden zu beenden. Ein blindes Kalb, das nicht stehen konnte, harrte zwei Wochen lang aus, bevor es starb. Andere litten an offenen Wunden, Abszessen und Geschwüren und wurden unzureichend oder gar nicht behandelt.

Abgesetzte Kälber bekamen verschimmeltes oder nasses Heu, sodass sie abmagerten und „herumhumpelten“. Die Kälber litten Berichten zufolge unter Parasiten und Durchfall. Viele Tiere wurden so schwach, dass sie nicht mehr stehen konnten. Die Hufe der Tiere waren zugewachsen, sodass die Büffel Mühe hatten, zu laufen. Bei einigen Tieren wuchsen die Hörner nach unten in Richtung Gesicht. Das Gesicht eines Tieres war dadurch aufgeschürft, und ein Manager schnitt das Horn ab, wodurch es stark blutete.

Anstatt in einem geräumigen Bereich zu gebären, mussten die Büffel ihre Kälber in einem kleinen, schmutzigen Pferch und sogar in einer Gosse zur Welt bringen, wo die Kälber in Fäkalien erstickten, so der Informant. Andere werdende Mütter wurden nicht einmal in diesen Stall gebracht und mussten ihre Kälber stattdessen im Schlamm, in Fäkalienhaufen oder in Teichen zur Welt bringen.

Woher kommt die Büffelmilch?

In Deutschland und anderen europäischen Ländern ist vor allem Kampanien, die italienische Region um Neapel, für die Erzeugung von Büffelmozzarella „Mozzarella di bufala campana“ bekannt. Doch auch in anderen Ländern werden Wasserbüffel in der Milchindustrie ausgebeutet:

  • Weltweit gibt es in der Milchindustrie rund 200 Millionen Büffel: Der Großteil wird in der asiatischen Milchindustrie ausgebeutet, ein kleiner Prozentsatz in der afrikanischen und südamerikanischen Industrie. In Europa und Australien tragen Wasserbüffel im Vergleich zu Kühen einen verschwindend geringen Anteil zur Milchproduktion bei.

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