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Der ehrenwerte Lobbyist Alfons Mensdorff Pouilly – Teil 2   Leave a comment

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Mensdorff- Pouilly: „Der Ruf ist eh im Arsch“

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Foto: Zwefo

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Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss gab er sich diese Woche zugeknöpft. Mit Conny Bischofberger plauderte Alfons Mensdorff-Pouilly alias „Graf Ali“ auf Schloss Luising im Südburgenland über das Jagen, den U-Ausschuss, die ÖVP und seinen tanzenden Häfnbruder.

Luising im Südburgenland. Der Wald hinter dem Jagdschloss wächst schon auf ungarischem Boden. Alfons Mensdorff- Pouilly kommt uns mit drei schwarzen Labrador- Damen entgegen. „Küss die Hand!“ Wenn Herrchen seine kräftige Stimme erhebt, werfen sich Belly, Anny und Gipsy vor ihm auf den Boden. Mit einladenden Gesten und dem ganzen Stolz eines Jägers führt uns der Graf durch den Salon. Das graue Business- Sakko aus dem U- Ausschuss hat er gegen Jägerleinen und maisgelben Schnürlsamt getauscht. Hier ein ausgestopftes Murmeltier, dort ein Schnepf. An den Wänden hängen Rothirsch- , Gnu- und Kudu- Trophäen. Die Zähne eines Wildschweins sind in Silber gerahmt.

Das ist also das geheimnisvolle Reich der feinen Gesellschaft, der Ort, an dem renommierte Unternehmen, betuchte Privatiers und gekrönte Häupter zur Jagd einladen oder ihren Urlaub verbringen. Die Plattform, auf der sagenhafte politische und wirtschaftliche Kontakte geknüpft, Millionengeschäfte angebahnt und möglicherweise sogar abgeschlossen wurden. „Alles Blödsinn“, wischt „Graf Ali“, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bestechung ermittelt, Anschuldigungen jeglicher Art vom Tisch. „Ist doch absurd zu glauben, wir hätten uns am Hochstand heimlich Kuverts zugesteckt!“ Das nennt man wohl Galgenhumor.

Mensdorff- Pouilly ist einer, der sich selbst nicht ohne Stolz als Macho bezeichnet, Ehefrau Maria Rauch- Kallat in aller Öffentlichkeit „Alte“ nennt (leider ist sie heute nicht da) und die Bundeshymne bestimmt nicht „neu“ singt. Als formvollendeter Gastgeber lässt er es sich auch nicht nehmen, mit einem Mittagessen aufzuwarten. „Fällt nicht unter Anfüttern“, grinst er, als Hirschfilet- Spitzen, natürlich selbst geschossen, mit Rotkraut und Knödeln serviert werden.“ Ist garantiert unter 100 Euro.“ Das Besteck ist Silber, das Tafelgeschirr von Hollohaza, der Pouilly- Rotwein aus eigenem biologischem Anbau. „Von wegen Frauen an den Herd! Ich hab‘ dort lieber eine Köchin angestellt. So kann ich wenigstens anordnen, was auf den Tisch kommt.“ Auch im Interview serviert „Ali“ die eine oder andere Köstlichkeit.

[…]

„Krone“: Die ÖVP bekommt ja immer mehr ein Problem mit Ihnen. Klubobmann Kopf hat Sie sogar als „Subjekt“ bezeichnet, mit dem die Partei nichts zu tun habe. Tut Ihnen so was weh?
Mensdorff- Pouilly: Es hat mich noch nie jemand so genannt und ich bin etwas überrascht… Vielleicht ist das ein v- o-r- a-d- e-l- bergerisches Kosewort (lacht)? Die Wortwahl des Herrn Klubobmann obliegt ihm. Dass es für die ÖVP nicht lustig ist, immer mit mir in Zusammenhang gebracht zu werden, das verstehe ich schon.

„Krone“: Wählen Sie weiterhin ÖVP?
Mensdorff- Pouilly: Ja, weil deren Ideologie wichtiger ist als ein verbaler Ausrutscher eines Einzelnen.

„Krone“: Die ÖVP ist ja auch die Partei der Bauern, und Sie bezeichnen sich gern als solcher. In der Öffentlichkeit kennt man Sie aber als Waffenlobbyisten. Werden Sie das noch je los?
Mensdorff- Pouilly: Wahrscheinlich nicht. Ein Waffenlobbyist ist für die Medien und die Öffentlichkeit automatisch ein Schwein. Der Rüstungskonzern BAE war eine von Dutzenden Firmen, die ich beraten habe ich habe nie lobbyiert, und BAE war auch der einzige Kunde, der auch mit Waffen zu tun hat. Ich habe auch schon eingeklagt, dass es falsch ist, mich „Waffenlobbyist“ zu nennen, weil das nicht mein Beruf ist habe aber verloren, weil ich mir das als „Person des öffentlichen Interesses“ gefallen lassen muss. Außerdem hat das Gericht festgestellt, dass Waffenlobbyist oder Waffenhändler genauso ein ehrenwerter Beruf ist wie Bauer, Taxifahrer, Journalist oder auch Politiker. Aus Sparsamkeitsgründen habe ich aufgehört, das einzuklagen. Meine Anwaltskosten sind eh schon so hoch.

„Krone“: Sie haben 1,1 Millionen Euro von der Telekom bekommen. Wofür?
Mensdorff- Pouilly: Diese 1,1 Millionen sind vertraglich festgesetzt, da waren die Leistungen dafür da, nachweislich!

„Krone“: Ist das nicht unmoralisch, so viel Geld zu bekommen?
Mensdorff- Pouilly: Das klingt wahnsinnig viel, aber die Höhe entscheiden die Vertragspartner. Wenn ich gesagt hätte „sieben Millionen“, dann hätte die Telekom wahrscheinlich gesagt: „Du hast einen Vogel!“ Und wenn ich gesagt hätte „300.000 Euro“, dann hätte meine Buchhaltung gesagt: „Sie haben einen Vogel!“ Von 1,1 Millionen gehen ja gleich einmal 500.000 Euro Steuern weg an den Staat. Und vom Rest müssen Sie jahrelang Mitarbeiter, Autos, Flugtickets, Hotels usw. finanzieren.

„Krone“: 500.000 Euro verdient ein normaler Mensch in 20 Jahren nicht!
Mensdorff- Pouilly: Ja, aber ein normaler Mensch zahlt auch keine 20 Mitarbeiter und das auch in Jahren, wo es keine Aufträge gibt.

„Krone“: Die viel zitierten Jagden, waren die Teil Ihrer Leistung?
Mensdorff- Pouilly: Nein, die sind extra bezahlt worden.

„Krone“: Von der Telekom mit über 70.000 Euro. Wie viele Hirsche müssen da dran glauben?
Mensdorff- Pouilly: Da geht es nicht nur um Hirsche. Das fängt an bei den Bläsergruppen, die die Signale blasen, geht weiter mit den blank geputzten Autos und endet bei den Menüs und Übernachtungen. Bei mir sitzt auch mit jedem Schützen ein ausgebildeter Berufsjäger mit am Hochstand. Die Jagd ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor hier in der Umgebung.

„Krone“: Jagen auch Frauen mit?
Mensdorff- Pouilly: Immer mehr. Ich find’s gut. Erstens ist es lustiger, wenn Damen dabei sind, und zweitens kann man dann noch weniger über Korruptionen reden, denn die passen besser auf g(grinst). Nein, im Ernst: Jagden dienen der Kontaktpflege genauso wie die Salzburger Festspiele oder ein Fußballmatch, das man mit Freunden besucht. Da laden Firmen auch gute Kunden und Meinungsbildner ein. Natürlich muss sich das jeder gut überlegen, wo er hingeht. Zu mir wird jetzt eine Weile keiner kommen. Die, die trotzdem kommen, sind dann wahre Freunde.

[…]

„Krone“: Wie stehen Sie heute in der Öffentlichkeit da?
Mensdorff- Pouilly: Nach dem Untersuchungsausschuss bin ich durch den Rathauspark spaziert. Da sind mir zwei Autobusherden entgegengekommen, alle haben mich freundlich gegrüßt, viele davon haben gesagt: „Sie Armer!“ Und dann kam so ein Alternativer auf dem Fahrrad und hat mir nachgerufen: „Arschloch!“ Beides ist für mich okay.

Alfons Mensdorff- Pouilly: Jäger und Schlossherr

Geboren am 7. 9. 1953 in Wien als Nachkomme des aus Lothringen stammenden Adelsgeschlechts Mensdorff- Pouilly. Sein Ururgroßonkel Alexander Mensdorff- Pouilly war von 1864 bis 1866 österreichischer Außenminister. „Ali“ Mensdorff- Pouilly ist Großgrundbesitzer und Forstwirt und als Unternehmensberater Alleineigentümer der Firma „MPA Handelsgesellschaft m.b.H.“ in Wien, in der 2008 Hausdurchsuchungen wegen des Verdachts der Bestechung stattgefunden haben.

Alfons Mensdorff- Pouilly ist seit 1994 mit der ehemaligen ÖVP- Politikerin Maria Rauch- Kallat verheiratet. Das Paar verbringt seine Wochenenden gern mit Großfamilie und Hunden in einem Schloss mit Jagd- und Forstbetrieb im burgenländischen Luising, nahe der ungarischen Grenze. Über seine ungarische Firma besitzt Mensdorff- Pouilly auch ein Schloss in Schottland. Der in den Medien als „Waffenlobbyist“ bezeichnete Graf hat einen 19- jährigen Sohn aus einer früheren Beziehung.

Nachtrag:

Nach Medienberichten sind die frühere ÖVP-Spitzenpolitikern Maria Rauch-Kallat und der Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly zwar nicht geschieden, gehen aber getrennter Wege. Gegenüber der „Kronen Zeitung“ gab Rauch-Kallat eine knappe Erklärung ab: „Wir sind getrennt, aber lassen uns nicht scheiden. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“

 

Der ehrenwerte Lobbyist Alfons Mensdorff Pouilly – Teil 2

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Alfons Mensdorff Pouilly (den Grafentitel darf er auch im Burgenland nicht mehr tragen, das bis 2008 eine Ausnahmeregelung für adelige Titel in Österreich hatte – sonst wurden in Österreich alle adeligen Titel schon 1919 abgeschafft)

Siehe auch:

Drei Jahre Haft für Lobbyist Mensdorff-Pouilly
http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4887392/Drei-Jahre-Haft-fur-Lobbyist-MensdorffPouilly-

http://vgt.at/presse/news/2015/news20151206mb.php

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Die Vögel werden für die Jagd gezüchtet und nur kurz vor ihrem Abschuss aus ihren Verschlägen vor die Flinten der wohlhabenden Jagdgesellschaft gescheucht.

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Alfons Mensdorff-Pouilly ist doch kein Graf
http://www.martinballuch.com/alfons-mensdorff-pouilly-ist-doch-kein-graf/

Mensdorff-Pouilly: „Bin nicht der Einstein der Korruption“

http://kurier.at/politik/inland/alfons-mensdorff-pouilly-ich-bin-nicht-der-einstein-der-korruption/170.579.101

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Gruß Hubert

 

 

Der ehrenwerte Lobbyist Alfons Mensdorff Pouilly – Teil 1   Leave a comment

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Heute mache ich mich mal auf die Jagd auf einen ehrenwerten Adeligen, unter anderem Landwirt, Jagdveranstalter, Lobbyist (auch Waffen-Lobbyist), der schon öfters mit den Gerichten in Österreich zu tun hatte. Es geht um Alfons Mensdorff Pouilly (den Grafentitel darf er auch im Burgenland nicht mehr tragen, das bis 2008 eine Ausnahmeregelung war für adelige Titel in Österreich hatte – sonst wurden alle adeligen Titel schon 1919 abgeschafft).
Ich würde mich jedenfalls nicht mehr getrauen in den Spiegel zu schauen mit solchen miesen Charaktereigenschaften wie sie dieser Herr hat. Aber da lachen solche Herren nur darüber. Die sind bei den Schweinereien zu Hause.

Die österreichische Tierschutzbewegung ist fassungslos, wie lange der Kniefall vor den prominenten Gatterjägern noch andauern wird. Warum gibt es keine Kontrollen? Warum werden die rechtswidrigen und brutalen Gatter-Massaker abgeschirmt? Warum machen die Regierenden wie einem schillernden Jagd-Profiteur Mensdorff-Pouilly, die Mauer?

 

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Alfons Mensdorff Pouilly

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Wer ist Alfons Mensdorff-Pouilly wirklich?

Berater, Bauer, Edelmann – wie ein angeblich verarmter Adeliger sehr schnell zu sehr viel Geld kam. Das bemerkenswerte Leben des Alfons Mensdorff-Pouilly.

Vergangenen Donnerstag haben sie ihn wieder einmal in die Mangel genommen, und anders als früher hat Alfons Mensdorff-Pouilly danach nicht mehr in die Kameras gelächelt. Sein Anwalt stellte im „Mittagsjournal“ fest, die Ermittlungen könnten „noch einige Zeit andauern“. Das klingt nicht gut.

Acht Stunden lang wollten Korruptionsermittler Näheres zu den mehr als fünf Millionen Euro wissen, die Telekom und Motorola Mensdorff 2004 just zu jener Zeit überwiesen hatten, als die beiden Unternehmen den fetten Blaulichtfunk-Auftrag des Innenministeriums an Land zogen. Die ministeriellen Entscheidungsträger aus dem Hause Ernst Strassers hatte der Landadelige damals mit Jagdausflügen samt opulentem Dinner im Schloss verwöhnt. Der Minister selbst hatte die Pirsch ausgelassen, war aber zum Abendessen erschienen. Unschön, das alles.

[…]

Um Ähnliches geht es im Leben des Alfons Eduard Alexander Antonius Maria Andreas Hubertus Christoph Graf von Mensdorff-Pouilly: Immer wieder gibt es Anhaltspunkte für den Verdacht, der Landadelige helfe Rüstungs- oder Elektronikunternehmen bei der Überzeugungsarbeit in Regierungskreisen aller Herren Länder, indem ein wenig zugefüttert wird.

Ebenso oft dementiert Mensdorff: Er sei bloß ein Berater, seine Leistungen seien nachvollziehbar, seine Einkünfte versteuert, und die Rüstungsfirmen machten bloß einen Teil seiner Kundschaft aus. Wird er nach der Sonntagsmesse in seiner Heimatgemeinde Luising gefragt – sie reden ihn dort mit „du, Herr Graf“ an –, sagt er das Gleiche. Keiner in Luising, der schlecht denkt über den Adeligen, der die Wäsche des Pfarrers im Schloss waschen lässt und für die Vereine spendet.

Alfons Mensdorff-Pouilly ist aber auch eine respekteinflößende Erscheinung: 1,95 Meter groß und von machtverheißender Leibesfülle; trägt er seine karierte Schirmmütze auf den dunkelblonden Wellen am Hinterhaupt – oben lichtet sich die Mähne –, sieht er aus wie ein landadeliger Klippenbewohner bei Rosamunde Pilcher. Für die „Irisch Moos“-Werbung wäre Alfons Mensdorff-Pouilly die Idealbesetzung.

Der Wind der Zeit hat ihn in diese entlegene Ecke Österreichs geweht. Der einigermaßen verarmte Alexander Mensdorff-Pouilly, sein Vater, hatte 1952 die ungarische Adelige Ilona Erdödy geheiratet, die im Südburgenland, das bis 1921 ja Westungarn gewesen war, über beträchtlichen Besitz verfügte. Die Erdödy waren ein altes Magnatengeschlecht, das, anders als der Großteil des ungarischen Adels, stets treu zu Habsburg und zum Katholizismus gestanden war.

Mit den drei Kindern Alfons, Antonius und Elisabeth logierte man in einem alten Zollhaus und lebte vom Ererbten und den Erträgen der 200 Hektar Wald und Ackerland. Schmalhans sei Küchenchef gewesen, erzählte Alfons Mensdorff-Pouilly einmal: Nicht einmal Butter hätten sie gehabt, sondern bloß Margarine.

[…]

Erst später sollte man erfahren, wie der südburgenländische Agrarier so rasch zu zahlungskräftiger Klientel kam: 1977 hatte ein englischer Abenteurer namens James Landon die burgenländische Adelige Katalina Esterházy geehelicht, eine Cousine Mensdorffs. Landon hatte als Geheimagent 1970 dem bis heute regierenden Sultan Quabus im Oman zur Macht verholfen. Quabus entschädigte ihn reichlich. „Der weiße Sultan“, nannte man Landon in Arabien. Das große Geld machte er aber mit Waffen. Sein wichtigster Partner war der Rüstungskonzern British Aerospace. Bei Besuchen im Burgenland lernte Landon Alfons Mensdorff-Pouilly kennen. 1992 vermittelte er ihn den Briten.

Jetzt hatte der inzwischen Vierzigjährige ­Boden unter den Füßen: Er hatte ein Gut, ein Schloss und ein spannendes Geschäft. Dann kam das denkwürdige Jahr 1993. Im März wurde Mensdorffs Sohn Ferdinand geboren, Spross einer Beziehung mit einer Immobilienmaklerin, die praktisch schon beendet war.

Wenige Wochen später, im Juni, sagte sich hoher Besuch aus Wien an: Umweltministerin Maria Rauch-Kallat besuchte Feuchtbiotope im südlichen Burgenland, danach gab’s Speckjause im Gut Luising. Die Ministerin, 44 und geschieden, fand offenbar Gefallen am humorvollen Phäaken und dessen Lebensstil. Im Dezember 1993 gab es eine Art Verlobung. Sonntags besuchte man nun gemeinsam die Messe in Luising. Die Luisinger begannen die Wiener Wirtstochter „Gräfin“ zu nennen.

Jetzt hatte er drei Standbeine: Bei der Society in Wien machte er die Kontakte, bei seinen Jagdeinladungen pflegte er sie und nützte sie wenn möglich in seinem Beratungs-Business. Und Alfons Mensdorff-Pouilly versteht es durchaus zu beeindrucken: Seine Jagden sind vom Feinsten. Sie beginnen freitagabends mit Drinks und einem Dinner im Schloss (Smokingpflicht). Am Samstag bricht man nach gepflegtem Frühstück nicht allzu früh zur Jagd auf, das Mittagessen wird zünftig im Wald verzehrt. Um 16 Uhr ist man wieder im Schloss und nimmt den Tee. Bei Einbruch der Dunkelheit wird die Strecke gelegt. Nach dem Dinner schließt der Abend bei Cognac und Zigarren.

So ähnlich hatte sich auch das Jagdwochenende für die Leute aus Ernst Strassers Innenministerium gestaltet, damals 2002, als die Behördenfunk-Entscheidung anstand, für das sich die Staatsanwälte vergangene Woche bei der achtstündigen Einvernahme interessierten. Auch das Telekom-Management war oft in den Wäldern um Luising auf der Pirsch.

Vizekanzler Hubert Gorbach blieb gleich zehn Tage lang im Schloss, machte seinen Jagdschein und schwärmte: „Das ist eine Idylle! Wenn ich morgens aufwache, gehen Störche vor meinem Fenster spazieren.“

Ausgewählte Gäste ließ Mensdorff-Pouilly nach Schottland fliegen, in das von ihm erworbene Dalnaglar Castle. Ganz in der Nähe, in Balmoral Castle, logiert im Sommer die Queen. Hier waren 2005 etwa Alcatel-Chef und ÖVP-Bundesrat Harald Himmer und Telekom-Vorstand Rudolf Fischer zugange (beide Firmen hatten ein Stück vom Behördenfunk-Auftrag bekommen). Der unvermeidliche Walter Meischberger war ebenfalls mit von der Partie im schottischen Hochland. Offiziell traf man sich zu einem Medienseminar.

Alfons Mensdorff-Pouilly war in all diesen Jahren ein viel beschäftigter Mann, wie sich erst jetzt weist. Nachdem die schwarz-blaue Bundesregierung 2003 überraschend den teuren Eurofightern den Vorzug bei der Wahl des Abfangjäger-Modells gegeben hatte, traf bei der an der Herstellerfirma EADS beteiligten British Aerospace eine Art „Leistungsnachweis“ ihres „Beraters“ Mensdorff-Pouilly ein: Durch „aggressive Zahlungen von Erfolgsprämien an wichtige Entscheidungsträger“ sei dieser Beschluss der Regierung zustande gekommen, hieß es da.

SPÖ-Klubobmann Josef Cap deutete im Wahlkampf 2006, ohne dieses erst 2008 bei einer Hausdurchsuchung gefundene Schreiben zu kennen, an, Mensdorff habe beim Abfangjäger-Geschäft eine düstere Rolle gespielt. Die ÖVP tobte. Wolfgang Schüssel machte eine Entschuldigung Caps bei Mensdorff-Pouilly zur Vorbedingung für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen. Cap entschuldigte sich. Im folgenden Unter­suchungsausschuss blieb Mensdorff auch unter Eid dabei: keine Verbindung zu den Eurofightern.

Verdacht der falschen Zeugenaussage war dann auch der Grund für die Untersuchungshaft im Februar 2009. Fast zeitgleich mit Mensdorff saß Julius Meinl V. im Zellentrakt des Wiener Landesgerichts und zeigte sich außerstande, sein Bett zu machen.

Da war der Landgraf schon ein handfesterer Kerl: Er wurde sofort zum Stockschreiber, nahm die Einkaufswünsche seiner Mithäftlinge entgegen und heiterte den depressiven Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner beim Schachspiel auf. Er habe da drinnen hervorragend geschlafen, dröhnte er nach seiner Entlassung in launigen Interviews.

Sechs Wochen später marschierte Graf Ali wieder an der Seite seiner Gattin im Ehrendefilee bei der „Fête Impériale“ in der Wiener Hofreitschule ein.

[…]

Wie sich die heurige Jagdsaison gestalten wird, ist unter diesen Umständen ungewiss. Und recht viel mehr lässt sich auch über das Leben des Alfons Mensdorff-Pouilly derzeit nicht sagen.

Von

Hier weiterlesen.

Wer ist Alfons Mensdorff-Pouilly wirklich?

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Siehe auch:

Rehe im Gatter

https://hubwen.wordpress.com/2016/03/03/rehe-im-gatter-die-aus-angst-vor-hunden-gegen-zaun-springen-keine-tierquaelerei/

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Gruß Hubert