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Krank in der Leistungsgesellschaft   Leave a comment

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Der Autor dieses Beitrages im „Spiegel“ hat wohl recht, wenn er sagt, dass es einfacher sei „sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus“. Die Masse nimmt das quasi als gottgegeben hin, dass wir dieses Wirtschaftsmodell haben. Die Gesundheit wird entpolitisiert sagt er. Die Medizin reduziert Depressionen stets auf individuelle und biologische Prozesse und damit deklariert sie die Krankheit als individuelles biologisches Problem. Das gesellschaftliche Umfeld und der Leistungsdruck wird nicht berücksichtigt.

Krank in der Leistungsgesellschaft: Wie der Kapitalismus den Stress privatisiert

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Entpolitisierung von Gesundheit: Sklaven des eigenen Anspruchs

Corbis -Entpolitisierung von Gesundheit: Sklaven des eigenen Anspruchs

 

Wer trägt die Kosten, wenn das Wirtschaftssystem krank macht? In seinem Essay „Kapitalistischer Realismus“ fordert der britische Wissenschaftler Mark Fisher: Die Gewerkschaften müssen die politische Dimension von Burnout und Depression erkennen.

Der jagende Kojote rennt über eine Klippe, hängt einige Sekunden in der Luft und realisiert erst beim Blick nach unten, dass er in die Tiefe stürzen wird. Eine Szene aus den „Road Runner“-Trickfilmen ist für den britischen Kulturtheoretiker Mark Fisher Sinnbild für unsere krisenhafte Gegenwart.
In seinem Essay „Kapitalistischer Realismus ohne Alternative?“ beschreibt er eine Welt, in der wir als von neoliberalen Zwängen Gehetzte immer weiter rennen, obwohl wir ahnen, dass der Weg geradewegs in den Abgrund führt.

Doch in einer Zeit, in der die Macht des Neoliberalismus derart groß ist, dass die Kosten der Finanzkrise vor allem über staatliche Austerität und die daraus resultierende Abschaffung sozialer Errungenschaften finanziert wird, ist es, wie Fisher schreibt, einfacher, „sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus“. Grund dafür ist seiner Meinung nach der kapitalistische Realismus, „eine alles durchdringende Atmosphäre“, die unseren Alltag infiziert hat und in der sich selbst musikalische Subkulturen als traditionelle Labore für Systemkritik der kapitalistischen Einverleibung nicht mehr entziehen können.

So war Gangsterrap einer der ersten Stile, in dem die „naive Hoffnung, dass eine Jugendkultur irgendeine Änderung herbeiführen könnte, bereits durch eine nüchterne Umarmung einer „brutalen, reduktionistischen Version von Realität ersetzt worden“ ist. Noch weitreichender sei die Unterordnung aller Lebensbereiche unter neoliberale Marktprinzipien. Diese Erkenntnis mag in Zeiten allgegenwärtiger Kapitalismuskritiken wie Frank Schirrmachers „Ego“, in dem der moderne Mensch als von kapitalistischen Algorithmen beherrschtes Subjekt beschrieben wird, keine Neuigkeit sein. Doch im Gegensatz zum technokratischen Kulturpessimismus des „FAZ“-Herausgebers analysiert der Cultural-Studies-inspirierte Autor die alltägliche Lebenswelt.

In der „Kontrollgesellschaft“

Als ehemaliger Lehrer beschreibt Fisher die negativen Effekte dieser Marktbürokratie anhand eigener Erfahrungen mit dem Bildungssystem, das er als „neoliberales Laboratorium“ bezeichnet. Die Zielvorgaben, die Bildung messbar machen sollen, als sei sie quantifizierbar wie eine Kosten-Nutzen-Rechnung, erinnern dabei auch an die europaweite Modularisierung von Studiengängen, die Unis in Kaderschmieden für Unternehmen verwandeln.

Die Folgen dieser Marktbürokratie sind vor allem auf der individuellen, psychischen Ebene spürbar. Denn das ständige Gefühl, gemessen und beobachtet zu werden, erzeugt eine Paranoia, die uns zu kafkaesken Sklaven unseres eigenen oder besser: fremdbestimmten Anspruchs macht. Damit sind wir längst in der „Kontrollgesellschaft“ angekommen, ein Begriff mit dem der Philosoph Gilles Deleuze eine Zeit beschrieb, in der die politischen und wirtschaftlichen Kontrollinstanzen weitgehend unsichtbar bleiben, dabei aber kaum an Macht einbüßen.

Dass eine wirksame Kritik etwa am Bildungsbetrieb kaum stattfindet, liegt auch an der Schwierigkeit, einen Schuldigen zu finden, was zu einer „distanzierten Zuschauerhaltung“ führt, die schon Nietzsche kritisierte. Das lähmende Gefühl der Alternativlosigkeit ist dabei vor allem dem „großen Anderen“ (so der Kulturkritiker Slavoj Žižek) geschuldet, also dem bürokratischen Unbekannten, auf den etwa Beamte mit dem allseits bekannten Satz verweisen, man würde lediglich Anweisungen „von oben“ befolgen. Anstatt jedoch aktiven Widerstand zu leisten, reagieren viele mit Zynismus, der die Konformität jedoch nur verstärke. Mit fatalen Folgen, vor allem für die Gesundheit.

So hängt der Anstieg von psychischen Krankheiten eng mit immer höheren Leistungserwartungen zusammen. Hier setzt Fishers zentrale These an, die ihn von anderen Zeitdiagnosen unterscheidet. Dass die Medizin Depressionen stets auf individuelle und biologische Prozesse verkürzt, bewirke eine „Privatisierung von Stress“, die den Verkauf von Antidepressiva als kurzfristige Symptomunterdrückung fördert. Da Depressive die Ursachen immer nur bei sich selbst suchen anstatt in ökonomischen Bedingungen, kommt es zu einer „Entpolitisierung von Gesundheit“, die gesellschaftliche Solidarität durch individuelle Verantwortung ersetzt.

Wo das kurzweilige Buch eindeutige Lösungen vermissen lässt, deutet es Politisierungspotentiale an und fordert von Gewerkschaften eine thematische Neuausrichtung, da es Fisher zufolge endlich an der Zeit sei, sich von klassischen Lohnverhandlungskonflikten zu lösen und stattdessen die politische Dimension von Krankheiten wie etwa Burnout zu thematisieren. Die Stärke Fishers liegt in seiner Fähigkeit, eine stetige Balance zwischen philosophischer Abstraktion und anschaulichen Beispielen aus der Popkultur zu halten, mit dem ihm eine pointierte Sezierung unserer Realität gelingt. Somit bietet der Essay vor allem eine realitätsfilternde Brille, durch die vieles klarer erscheint

Ob der Kojote auch mit einem solchen Durchblick über die Klippe gesprungen wäre?
Von Philipp Rhensius

Quelle:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/mark-fisher-kapitalistischer-realismus-ohne-alternative-a-928145.html

Gruß Hubert

Burnout – die Phasen   Leave a comment

Ein hohes Maß an Idealismus im Beruf kann gefährlich werden für ein Burnout. Bestimmte Berufe, wie zum Beispiel Pflegeberufe, sind oft davon betroffen. Wie man aber weiß ist Burnout auch in anderen Berufen weit verbreitet. Hoher Leistungsdruck bei wenig oder keiner Anerkennung lässt Menschen „ausbrennen“. Nachstehend sind die 6 Phasen laut dem Burnoutexperten Prof. Martin Burisch von der Universität Hamburg, beschrieben.
Letztlich landet ein Mensch immer dann im Zustand des Ausgebranntseins, wenn Belastungen die psychischen und physischen Kraftreserven kontinuierlich aufbrauchen, ohne dass Körper und Seele die Möglichkeit haben, sich ausreichend zu erholen.

Von netdoktor.de

Burnout kann jeden treffen

Burnout wurde zuerst im Zusammenhang mit sozialen Berufen beschrieben. Beobachtet wurde es bei ehrenamtlichen Helfern sowie Personen, die in Heil- und Pflegeberufen arbeiten. Das für das Burnout-Syndrom typische „Ausbrennen“ lässt sich hier gut nachvollziehen. Meist arbeiten in diesen Berufen Menschen, die ein hohes Maß an Idealismus mitbringen, bis zur körperlichen und emotionalen Belastungsgrenze arbeiten und dafür oft wenig Anerkennung erhalten.

http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Burnout/Wissen/Burnout-10756.html

Burnout, Depression, Phasen, Stress

© Photocase.de/mademoiselle elle

Burnout-Forscher haben Phasenmodelle entwickelt, die das Burnout-Syndrom in mehrere, meist aufeinanderfolgende Stadien unterteilen. Das folgende Modell stützt sich auf den Burnoutexperten Prof. Martin Burisch von der Universität Hamburg.

» Phase 1: Überengagement/Überforderung

Oft beginnt der Weg in das Burnout-Syndrom mit einer Phase idealistischen Überengengagements. Die Betroffenen „brennen“ und stürzen sich hochmotiviert in ihre Aufgaben. In dieser Phase wird das drohende Burnout nur selten erkannt. Erst wenn die erhoffte Belohnung, beispielsweise in Form von beruflichem Aufstieg oder Anerkennung, dauerhaft hinter den Erwartungen zurückbleibt, beginnt die Ausbrennphase – das Burnout-Syndrom.

In manchen Fällen kann der übergroße Druck auch von außen kommen. Auf die (Selbst)-Überforderung folgen nicht selten Erschöpfung, Irritation und Frustration. Die enorme seelische Belastung geht am Körper nicht spurlos vorbei. So können psychosomatische Beschwerden, etwa Kopf– und Magenschmerzen oder Schlafstörungen Hinweise auf das Burnout-Syndrom sein.

» Phase 2: Reduziertes Engagement

Typisch für das Burnout ist eine starke Frustration. Die Betroffenen sind über den Sinn ihrer Tätigkeit zutiefst desillusioniert oder müssen hinnehmen, dass sie die gesteckten Ziele nicht erreichen. Ihr Idealismus schwindet. Als Reaktion darauf fahren Menschen mit beginnendem Burnout ihr Engagement stark herunter und stumpfen emotional ab.

Sie haben über längere Zeit zu viel investiert, nun möchten sie vor allem etwas zurückbekommen. Sie beginnen, ihre Ansprüche stark nach oben zu schrauben. Oft fühlen sie sich ausgebeutet und nicht ausreichend wertgeschätzt.

Gleichzeitig begeben sich viele Personen mit Burnout-Syndrom in die sogenannte innere Kündigung – ein Zustand, in dem sie nur noch das Allernotwendigste erledigen. Der Widerwille gegen die Arbeit wächst, sie fehlen häufiger und reduzieren ihre Arbeitszeit durch ausgedehnte Pausen. Einige Betroffene blühen in der Freizeit auf, andere sind auch dann antrieblos und gleichgültig.

Wer unter Burnout leidet, geht auf Distanz zu seinen Mitmenschen. Positive Gefühle für Geschäftspartner, Kunden, Patienten, Klienten und sogar Angehörige schwinden. Die Fähigkeit zum Mitgefühl und zur Anteilnahme an anderen (Empathie) nimmt ab, emotionale Kälte und Zynismus machen sich breit.

» Phase 3: Emotionale Reaktionen – Depressionen, Aggressionen, Schuldzuweisungen

Angesichts der Desillusionierung und Frustration suchen Burnout-Patient einen Schuldigen für ihre Misere. Das können sie selbst sein, aber auch andere.

Sieht der von Burnout Betroffene die Ursachen seiner Probleme in erster Linie bei sich selbst, kann sich schnell eine Depression entwickeln. Er fühlt sich unfähig, ohnmächtig, hilflos und betrachtet sich selbst als Versager. Sein Selbstwertgefühl schwindet. Es kommt zu typischen Symptomen einer Depression, beispielsweise einem Gefühl innerer Leere, Pessimismus, Nervosität, Angst, Ohnmacht und Niedergeschlagenheit bis hin zu Suizidgedanken.

Andere Betroffene suchen die Schuld bei Kollegen, Vorgesetzten oder „dem System“. Sie reagieren mit Aggressionen. Typisch ist, dass sie ihren eigenen Anteil an den Problemen häufig nicht erkennen. Sie sind launisch und ungeduldig. Sie geraten häufig in Konflikte mit anderen, sind intolerant, chronisch gereizt und fühlen sich schnell angegriffen. Ihr Zorn richtet sich gegen Vorgesetzte und Kollegen, Familienmitglieder und Freunde.

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» Phase 4: Abbau, schwindende Leistungsfähigkeit

Die psychische Erschöpfung und dauernde Anspannung des Burnout-Syndroms fordern ihren Tribut. Ausgebrannte Menschen machen häufiger Flüchtigkeitsfehler und vergessen Termine. Die Kreativität schwindet, komplexe Aufgaben können nicht mehr bewältigt werden, Entscheidungen fallen schwer.

Motivation, Produktivität und Initiative nehmen ab. Im Berufsleben verrichten Menschen mit Burnout häufig nur noch „Dienst nach Vorschrift“.

Auch das Denken verändert sich. Burnout-Betroffene denken häufig in Schwarz-Weiß-Kategorien. Sie lehnen Veränderungen jeder Art strikt ab, da der Bruch mit der Routine Energie erfordern würde und mit Anstrengungen verbunden wäre.

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» Phase 5: Verflachung, Desinteresse

Die schwindende Leistungsfähigkeit führt auch zu einem emotionalen Rückzug. Betroffene reagieren zunehmend gleichgültig. Sie fühlen sich oft gelangweilt, geben Hobbys auf, ziehen sich von Freunden und Familie zurück. Burnout macht einsam.

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» Phase 6: Verzweiflung

Das terminale Burnout-Stadium lässt sich als ein Gefühl existenzieller Verzweiflung beschreiben. Das zeitweilige Ohnmachtsgefühl ist zu einer generellen Hoffnungslosigkeit ausgewachsen. Das Leben scheint sinnlos, Suizidgedanken kommen häufiger und werden zum Teil auch umgesetzt.

Von Christiane Fux

Burnout-die-Phasen

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Burn-out hat viele Gesichter

http://www.netdoktor.at/health_center/burnout/einleitung.shtml

Gruß Hubert