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Griechenland: Der Grundstein für den Zerfall des Euro ist gelegt   Leave a comment

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Mir zeigt das Management der Griechenland-Krise, dass die Politiker keine Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen oder der Makroökonomie haben, denn sonst könnte man nicht zu solchen krassen Fehlentscheidungen kommen. Diese wirtschaftliche Inkompetenz der Politiker kostet uns Steuerzahler sehr viel Geld. Griechenland wird in eine Katastrophe gestoßen und es wird noch zu unvorstellbaren Leid und Elend in Griechenland kommen. Allein mit Sparen kann man keine Wirtschaft ankurbeln und gleich wenig Schulden abbauen. Es ist aber schon klar, dass auch die Griechen schwere Fehler machten oder einfach passiv blieben. Ohne Strukturreformen wird es in Griechenland nicht gehen. So wie es jetzt ist, wird die Wirtschaft in Griechenland zum Stillstand gebracht. Denn man kann ja auch nicht ohne Benzin Auto fahren. Dasselbe gilt für die Wirtschaft ohne Zahlungsmittel.

Griechenland: Der Grundstein für den Zerfall des Euro ist gelegt

Beschließt die griechische Regierung die Gesetze auf der Basis der Troika-Forderungen, wird damit der Grundstein zur Zerstörung der griechischen Wirtschaft und in der Folge des Euro gelegt. Die Maßnahmen sind so falsch, dass Alexis Tsipras sogar mit einem Grexit wenige Schaden anrichten würde. Er sollte unverzüglich in Verhandlungen mit Angela Merkel eintreten, um die sozialen Verwüstungen in Griechenland und die Verluste der europäischen Steuerzahlern zu minimieren.
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Sie müssen die Reißleine ziehen: Der griechische Finanzminister Euclid Tsakalatos und Premier Alexis Tsipras. (Foto: dpa)

Sie müssen die Reißleine ziehen: Der griechische Finanzminister Euclid Tsakalatos und Premier Alexis Tsipras. (Foto: dpa)

Die griechische Regierung dürfte die Forderungen der Euro-Gruppe unter keinen Umständen in Gesetzesform zu gießen. Dieses Programm führt mit Garantie zum Zusammenbruch der Wirtschaft Griechenlands – ohne Ausweg. Es ist die perverse Steigerung einer bewussten Politik der Schuldendeflation, welche seit 2011 eingeschlagen wurde. Der Euro hat seit diesem Wochenende der Offenbarung für die einzelnen Mitgliedsländer keinen strategischen Wert mehr. Die Teilnahme ist keine per se anzuvisierende Zielsetzung mehr. Eine Währungsunion ist so gut oder schlecht wie die Expertise und das Verhalten der Entscheider und die von ihnen festgelegten Regeln. Eine explizite Qualifikation verbietet sich aus Anstandsgründen. Aber makroökonomisches Elementarwissen ist keine der Stärken dieser Entscheidungsträger. Maßnahmen ohne Rücksicht auf Verluste werden mit einer verheerenden Gleichgültigkeit getroffen. Der Euro wird unter diesen Bedingungen scheitern.

Die Bundesregierung wie auch die Euro-Gruppe samt Beratern haben sich in ihren Plänen von politischen Motiven leisten lassen. Bei auch nur rudimentärer Kenntnis monetärer Makroökonomie muss das Programm als der Todesstoß für die griechische Wirtschaft bezeichnet werden. Die Euro-Retter sind offensichtlich beratungsresistent und haben Ende Juni 2015 durch Ungeschick und emotionale Rachsucht einen wirtschaftlichen Zusammenbruch Griechenlands ausgelöst. Mit dem am 13. Juli 2015 beschlossenen Abkommen wird dieser Zusammenbruch drastisch beschleunigt werden. Das gesamte Paket ist kein Rettungsabkommen, sondern ein zerstört die griechische Wirtschaft. Die europäischen Steuerzahler werden für ein chancenloses Unterfangen erneut bluten müssen.

Die Europäische Zentralbank hat am 28. Juni die ELA-Kredite eingefroren und damit eine akute Banken- und Liquiditätskrise ausgelöst, die ohne Präzedenzfall in der Wirtschaftsgeschichte ist. Die Liquiditätskrise wird Griechenland unmittelbar und sofort in einen gesamtwirtschaftlichen Zusammenbruch bringen. Eine derartige Liquiditätskrise hat sechs Aspekte, die für analytische Zwecke auseinandergehalten werden müssen.

1) Der erste Aspekt ist, dass Unternehmen und Haushalte nicht mehr auf die Bankguthaben zurückgreifen können. Sie haben keine Zahlungsmittel mehr, um normale tägliche Zahlungen zu leisten, geschweige denn größere ausstehende Beträge zu begleichen. Die begleitenden Kapitalkontrollen implizieren, dass nichts mehr importiert werden kann.

Das Fehlen eines Zahlungsmittels ist absolut tödlich für eine moderne Volkswirtschaft, und zwar innert kürzester Zeit. Er löst einen kumulativen Wirtschaftszusammenbruch innert weniger Wochen, ja Tage aus. Es können keine Vorleistungen mehr bezogen werden. Die Verkäufe brechen ein. Die wirtschaftliche Aktivität kommt innert kurzer Frist zu einem Stillstand.

So etwas zuzulassen oder anzuordnen, ist an sich fahrlässig, eine Perversion von Zentralbankpolitik. Dieser akuten Krise könnte mit der Erhöhung der ELA-Fazilität sofort die Spitze gebrochen werden. Unternehmen und Haushalte könnten wieder auf ihre Bankguthaben zurückgreifen und Zahlungen leisten. Es gibt oder gäbe halbwegs eine Rückkehr zur Normalität. Doch im Abkommen vom 13. Juli ist keine Rede davon. Dabei ist dieser Aspekt der wichtigste. Ohne eine garantierte Zahlungsmittelfunktion ist der Euro für Griechenland nutzlos. Das Zudrehen der Liquidität ist nicht einfach wieder reversibel. Selbst eine sofort erhöhte ELA könnte wohl dramatische Folgen nicht vermeiden. Für Teile der Betroffenen kommt die Rettung zu spät. Für finanziell bereits angeschlagene Unternehmen ohne Liquiditätsreserven ist es der ultimative KO-Schlag, der Schock zu viel. Jeder Tag zählt in einer solchen Situation, die Schäden gehen sonst exponentiell durch die Decke. Aber eine solche Liquiditätskrise hat weit darüber hinausgehende Echoeffekte.

2) Ein Folgeeffekt betrifft die davon ausgelöste dauerhafte Änderung der Liquiditätspräferenz des Nichtbanken-Publikums. Die Erfahrung einer solchen Situation der Panik und Illiquidität verändert das Verhalten von Unternehmen und privaten Haushalten tief greifend und dauerhaft. Statt Ausgaben zu tätigen, werden Unternehmen und Haushalte deshalb mit höchster Priorität die Liquidität in angemessener Form häufen wollen. Keynes hat das als Vorsichtskasse bezeichnet. Auch wenn sie wieder teilweise Zugriff auf Bankdepositen haben, werden sie diese nicht benutzen, um wieder wie früher Güter und Dienstleistungen zu erwerben. Unternehmen stoppen ihre Investitionspläne. Private Haushalte, auch begüterte, richten sich auf das absolute Minimum an Ausgaben ein. Die private Endnachfrage – Konsum und Investitionen – brechen ein, und zwar für längere Zeit, für Jahre eher denn für Quartale. Akut wird es ein totaler Einbruch sein, ein freier Fall. Nur wenn das Vertrauen in die Banken zurückkehrt, wird sich das Ausgabenverhalten langsam wieder normalisieren. Dafür wäre eine Depositengarantie zentral, die von Europa ausgestellt würde. Ohne eine solche Garantie ändert sich nichts an der absoluten Liquiditätspräferenz. Doch die Politik der Euroretter geht in eine ganz andere Richtung. Da die Troika Griechenland weitere drastische Steuererhöhungen und progressive Ausgabensenkungen verschreibt, werden die Griechen zusätzliche Vorsichtskasse halten wollen oder müssen.

3) Der dritte Aspekt einer Liquiditätskrise ist das veränderte Verhalten des privaten Nichtbankensektors bezüglich Liquiditäts- oder Geldformen. Die Erfahrung, dass sie plötzlich nicht mehr auf ihre Bankdepositen zurückgreifen können, zertrümmert das Vertrauen von Unternehmen und Privaten in die Banken.
Das Vertrauen in die Liquidität und in die unbedingte Bestandesgarantie ist die Basis und Voraussetzung eines funktionierenden Bankensystems. Solches Vertrauen kann in einem Schlag und irreversibel zertrümmert werden. Anlass dazu ist häufig ein Banken-Run mit langen Schlangen, mit einer kollektiven Erfahrung von Illiquidität und von Angst vor einem Verlust der Guthaben. Unternehmen und Private wollen die Liquidität deshalb zukünftig nicht mehr auf dem Bankkonto im Inland, sondern auf einem Bankkonto im Ausland oder als Bargeld unter der Matratze oder einem anderen als sicher empfunden Ort halten. Ganz besonders gilt dies in einer Situation, wo die Euroretter unverändert und öffentlich angekündigt wie bisher die Politik der ‚Liquidität nur gegen Reformen’ fortsetzen und eisern applizieren wollen. Dies ist die ganz klar vordefinierte Vorgehensweise der Eurogruppe und der deutschen Bundesregierung, und die EZB schließt sich implizit dem an. Auch hier könnte nur eine Depositengarantie dieser Angst die Spitze nehmen. Ohne eine solche Depositengarantie ist der Euro für Griechenland wertlos geworden, besonders aber mit dieser verheerenden Drohung des jederzeitigen Liquiditätsentzugs.

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Griechenland: Der Grundstein für den Zerfall des Euro ist gelegt

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Gruß Hubert

Ende des Bargelds: Umerziehung zum Konsum-Trottel   Leave a comment

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Die Konjunktur soll in Schwung gebracht werden, weil Sparen durch Negativzinsen unattraktiv wird. Also eine Art „Konsumverweigerungssteuer“: Wer nicht konsumiert, soll von seinem Sparguthaben jedes Jahr etwas abgezogen kommen. Sie wollen einen also zum konsumieren zwingen, wer es nicht tut wird bestraft. Politiker, sonstige Machthaber und Banken befürchten, dass die Menschen in Krisenzeiten einen Run auf das Bargeld in den Banken auslösen.

Ende des Bargelds: Umerziehung des deutschen Sparers zum Konsum-Trottel

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Der Münchener Ökonom Gerald Mann geht davon aus, dass eine schrittweise Abschaffung des Bargelds beschlossene Sache ist. Er glaubt, dass die Schulden-Staaten in dieser Maßnahme die Möglichkeit sehen, die Sparer zum Konsum zu zwingen. Die Bargeld-Abschaffung liegt im Trend der Überwachung und Bespitzelung. Die Möglichkeiten, sich zu schützen, sind ziemlich begrenzt.

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Früher hatte Bargeld auch einen hohen künstlerischen Wert - was auch ein Grund war, warum man die Scheine gerne zu Hause aufbewahrt hat. (Foto: DWN)

 

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Deutsche Wirtschafts Nachrichten:Das Bargeld-Verbot geistert durch die Medien. Ist das nur eine Hysterie der ewigen Crash-Propheten oder kommt es wirklich?
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Gerald Mann:Die schrittweise Abschaffung des Bargeldes als relevantes Zahlungsmittel ist sehr wahrscheinlich. Es gibt eine entsprechende Interessenballung bei Politik, Finanzinstitutionen und Notenbanken: Alle drei wollen Bankruns verhindern und Sparer mit Negativzinsen schröpfen.
Ferner sollen Kriminalität, Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung verhindert oder zumindest erschwert werden. Außerdem entstünden zusätzliche Gewinne bei den Institutionen, die bargeldlose Zahlungssysteme anbieten – die Gebühren hierfür kann man bei Wegfall der Zahlungsalternative Bargeld erhöhen.
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Deutsche Wirtschafts Nachrichten:Was können die Staaten mit einem Bargeld-Verbot bewirken?

Gerald Mann:Unverändert dauert die Finanz- und Staatsschuldenkrise an. Ein Ansturm von verängstigten Sparern auf die Banken kann nicht ausgeschlossen werden. Die Konjunktur soll in Schwung gebracht werden, weil Sparen durch Negativzinsen unattraktiv wird. Also eine Art ,Konsumverweigerungssteuer‘: Wer nicht konsumiert, soll von seinem Sparguthaben jedes Jahr etwas abgezogen kommen.
Man könnte von einem „keynesianischen Frontalangriff” auf die gute deutsche Sparkultur mit dem Ziel der Umerziehung zum ,Konsumtrottel‘ sprechen. Außerdem lassen sich künftig dann ganz leicht Vermögensabgaben durchsetzen, die nicht mehr durch Bargeldhaltung unterlaufen werden können.
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Deutsche Wirtschafts Nachrichten:Ist ein solches Verbot praktisch durchzusetzen?
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Gerald Mann: Schon jetzt werden in einzelnen Ländern Höchstgrenzen für Barzahlungen festgelegt. Diese können sukzessive gesenkt werden. Darüberhinaus können auch Steuern und Gebühren für die Bargeldnutzung erhoben bzw. erhöht werden. Anbieter von elektronischen Zahlungssystemen werden in der Übergangsphase die Gebühren moderat halten bis der Konkurrent Bargeld erledigt ist – dann werden die Gebühren wahrscheinlich deutlich ansteigen.
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Deutsche Wirtschafts Nachrichten:Welche konkreten Folgen hätte die Abschaffung von Bargeld?
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Gerald Mann: Sparer könnten Negativzinsen nicht mehr durch Abhebung ihrer Ersparnisse und Haltung von Bargeld entfliehen. Diese Negativzinsen stellen eine „Konsumverweigerungssteuer” dar, der man dann nicht mehr durch Bargeldhaltung entrinnen kann. Außerdem entstünde der „Gläserne Zahler” – die bisherigen Möglichkeiten von NSA & Co. würden noch einmal deutlich gesteigert. Noch mehr von unserem Leben wäre ganz leicht kontrollierbar – George Orwell würde sich verwundert die Augen reiben.
Befürworter eines Bargeldverbotes werden neben der leichteren Kriminalitätsbekämpfung auch auf die Bazillen verweisen, die jeder Geldschein transportiert.
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Deutsche Wirtschafts Nachrichten:In der Praxis spielt Bargeld ohnehin schon keine Rolle mehr – nur noch ein Bruchteil der Transaktionen läuft bar. Warum sollte man sich davor fürchten?
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Gerald Mann: Das trifft so nicht zu. Laut Bundesbank wurden 2014 über 53 % des Transaktionsvolumens bzw. 79% aller Transaktionen durch Barzahlung abgewickelt. Noch sind hier die Deutschen also im positiven Sinne konservativ: Wenn sie etwas ausgeben, wollen sie spüren, wie die Zahlung durch ihre Hände rinnt. Gerade in den USA ist die Verschuldung privater Haushalte ein großes Problem, in Deutschland weniger.
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Deutsche Wirtschafts Nachrichten:Wie muss man sich denn die Abschaffung konkret vorstellen – kommt da eine Verordnung, dass es ab einem bestimmten Tag nicht mehr möglich wird, oder gibt es Übergangsfristen?
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Gerald Mann: Wahrscheinlich ist eine Kombination von Zuckerbrot und Peitsche, also Transaktionskostenvorteile bei elektronischer Zahlung sowie Verbote wie sukzessive Absenkung der zulässigen gesetzlichen Höchstgrenzen. Auch könnten große Scheine schrittweise aus dem Umlauf genommen werden.
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Deutsche Wirtschafts Nachrichten:Ist das ein europäisches Phänomen oder gibt es die Bestrebungen auch anderswo?
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Gerald Mann: Gerade US-Ökonomen wie Rogoff und Summers fordern die Bargeldabschaffung, damit Sparer sich Negativzinsen nicht mehr entziehen können. In USA oder Skandinavien ist Bargeld schon deutlich weiter zurückgedrängt.
Für Schweden wird in einer Studie für 2030 mit einer bargeldlosen Gesellschaft („cashless society”) gerechnet.
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Deutsche Wirtschafts Nachrichten:Ist die Diskussion auch Ausdruck der außer Kontrolle geratenen Schulden-Krise – die Staaten brauchen jeden Cent?
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Gerald Mann: Die Staatsschuldenkrise dauert an und eine Lösung ist nicht einmal im Ansatz in Sicht. Menschen könnten in Panik geraten und ihre Guthaben abheben. Wenn das nur eine Bank trifft wie in England 2008 „Northern Rock”, dann kann das logistisch bewerkstelligt werden. Wenn das Misstrauen aber das Gesamtsystem aus miteinander verbundenen Staatsfinanzen und Banken trifft, dann wird es nur noch mit Abhebungsbeschränkungen wie in Zypern 2013 gehen. Das wäre eine Bankrotterklärung des Systems. Durch eine Abschaffung des Bargeldes werden Bankruns im herkömmlichen Sinne unmöglich. Buchgeld kann dann zwar von einer zur anderen Bank transferiert werden, bleibt aber immer im Bankensystem, was auch für dieses eine komfortablere Situation als der Ist-Zustand darstellt.
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Ende des Bargelds: Umerziehung zum Konsum-Trottel

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Gruß Hubert

 

Veröffentlicht 3. Juni 2015 von hubert wenzl in Politik, Wirtschaft

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