Archiv für 18. November 2021

Tödliche Gefahr: Antibiotikaeinsatz in deutschen Ställen   Leave a comment

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Der Landwirtschaft haben wir es zu verdanken, dass bei einer Krankhauseinlieferung und Antibiotikabedarf die Gefahr besteht auf eine Antibiotikaresistenz zu stoßen. Das kann höchste Lebensgefahr bedeuten. Unverantwortlich, dass man auch Reserveantibiotika in der Landwirtschaft benützt, die als eiserne Reserve für Menschen gedacht ist.

Von Peta.de

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Die landwirtschaftliche Tierhaltung kostet tagtäglich Millionen Tieren das Leben und schadet unserer Umwelt. Doch das ist noch nicht alles, denn sie kann uns Menschen auch in vielerlei Hinsicht krank machen. Laut des Robert Koch-Instituts sterben jährlich über 30.000 Menschen in Europa an Infektionen, die wegen antibiotikaresistenten Keimen nicht behandelt werden konnten.

Worin besteht die Gefahr?

Bakterien sind nicht per se krankheitserregend – an der falschen Stelle oder im Ungleichgewicht können sie jedoch schwere Entzündungen, Vergiftungen oder andere Infektionen auslösen. Glücklicherweise können viele bakterielle Infektionen seit der Entdeckung des Penicillins, und damit der Entwicklung des Antibiotikums, relativ einfach und schnell behandelt werden. Leider aber werden Antibiotika seitdem nicht nur falsch, sondern auch unnötig eingesetzt.

Durch diese fehlerhafte Anwendung können die Bakterien Resistenzen gegenüber einem oder mehreren Antibiotika entwickeln und diese so wirkungslos machen – bakterielle Infektionen können also wieder vermehrt tödlich enden. Dort wo die meisten Antibiotika verabreicht werden, entwickeln sich auch die meisten Resistenzen. Es verwundert also nicht, dass neben Krankenhäusern unter anderem auch Tierställe Brutstätten für Resistenzentwicklungen sind.

Was sind Reserveantibiotika?

Im Jahr 2020 wurden allein in Deutschland insgesamt 701 Tonnen Antibiotika an Schweine, Puten, Hühner, Rinder und andere Tiere verabreicht. Damit stieg die Menge im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht an. Darunter befinden sich auch Präparate, die in der Humanmedizin angewendet werden, und sogar solche, die für den Menschen sogenannte Reserveantibiotika darstellen – also jene Antibiotika, die die letzte Rettung sein sollen, wenn andere Präparate zuvor aufgrund von Resistenzbildungen unwirksam waren.

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Gesundheitskrise durch resistente Keime

Aufgrund des massiven Einsatzes antibiotisch wirksamer Medikamente in der Tierhaltung werden immer mehr Keime resistent, was dazu führt, dass eines, mehrere oder alle Antibiotika nicht mehr wirken. Der kanadische Wirtschaftsprofessor Aidan Hollis von der University of Calgary warnte schon vor Jahren vor einer Gesundheitskrise im globalen Maßstab: „Ihr [Antibiotika] wahrer Wert ist, Menschen vor dem Tod zu retten. Alles andere ist trivial.“ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listete antibiotikaresistente Keime sogar als eine der zehn Bedrohungen für die globale Gesundheit im Jahr 2019.

Da Wissenschaftler seit Jahren Alarm schlagen, sinkt der Antibiotikaeinsatz in Deutschland zwar stetig, doch der Einsatz an Reserveantibiotika ist weiterhin hoch und steigt in Teilen sogar [5]. Unter anderem durch den Medikamentenmissbrauch in der Tierindustrie entwickeln sich aber auch gegen diese Reserveantibiotika vermehrt Resistenzen, und so muss im Krankheitsfall entweder auf alte Medikamente mit schwerwiegenden Nebenwirkungen zurückgegriffen werden oder der Krankheitsverlauf endet im schlimmsten Fall tödlich. Unter anderem das Methillicin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) spielt eine große Rolle als livestock-assoziiertes (LA-MRSA), also aus der Tierhaltung kommendes, Bakterium, das gegen die meisten oder alle wirksamen Antibiotika resistent ist.

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Was ist MRSA?

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus, kurz MRSA, sind Bakterien, die im Laufe der Zeit resistent gegen das Antibiotikum Methicillin oder gegen andere Antibiotika geworden sind. Einige diese resistenten Staphylococcus aureus entwickeln sich aufgrund falscher oder zu häufiger Antibiotika-Gaben im Darm der Abermillionen Schweine, Hühner, Puten und Rinder, die in Deutschland zur Produktion von Fleisch, Milch und Eiern gehalten werden. Aufgrund der Herkunft werden diese Bakterien „livestock-assoziierte“ MRSA (LA-MRSA) genannt. Vergleichende Analysen haben gezeigt, dass im Zuge der Intensivtierhaltung eine Anpassung von ursprünglich beim Menschen vorkommenden Erregern an die Tiere in den Ställen erfolgte.

Laut des Robert Koch-Instituts haben umfangreiche Studien in konventionell geführten Mastanlagen gezeigt, dass insbesondere Schweine und Geflügel mit LA-MRSA besiedelt sind. Fleisch, das im Handel angeboten wird, ist also ein häufiger Übertragungsweg auf den Menschen. Ein weiterer Weg ist der direkte Tierkontakt. Bis zu 86 % der Landwirte, die in MRSA-positiven Ställen arbeiten, sind mit LA-MRSA besiedelt – und können diese Resistenzen natürlich an andere Menschen weitergeben. Schon heute erhalten Landwirte in einigen Krankenhäusern eine weitaus kostenintensivere Sonderbehandlung und werden von anderen Patienten isoliert untergebracht.

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Tödliche Gefahr: Antibiotikaeinsatz in deutschen Ställen