Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph – Rilke   Leave a comment

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Auszug.

Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph

von Rainer Maria Rilke

 

Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht,
durch den Tag.
Reiten, reiten, reiten.
Und der Mut ist so müde geworden und die Sehnsucht so groß.
Es gibt keine Berge mehr, kaum einen Baum. Nichts wagt
aufzustehen. Fremde Hütten hocken durstig an versumpften
Brunnen. Nirgends ein Turm. Und immer das gleiche Bild. Man
hat zwei Augen zu viel. Nur in der Nacht manchmal glaubt man
den Weg zu kennen. Vielleicht kehren wir nächtens immer
wieder das Stück zurück, das wir in der fremden Sonne mühsam
gewonnen haben? Es kann sein. Die Sonne ist schwer, wie bei
uns tief im Sommer. Aber wir haben im Sommer Abschied
genommen. Die Kleider der Frauen leuchteten lang aus dem
Grün. Und nun reiten wir lang. Es muss also Herbst sein.
Wenigstens dort, wo traurige Frauen von uns wissen.

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[…]

Der Waffenrock ist im Schlosse verbrannt, der Brief und das
Rosenblatt einer fremden Frau. –

Im nächsten Frühjahr (es kam traurig und kalt) ritt ein
Kurier des Freiherrn von Pirovano langsam in Langenau ein.
Dort hat er eine alte Frau weinen sehen.
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http://archive.org/stream/dieweisevonliebe24043gut/24043-0.txt

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Gruß Hubert

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