Archiv für 31. Januar 2014

Schwanzgedanken – Nachwehen zur Beschneidungsdebatte   2 comments

Wähnt ein Mann allein der Frauen Glück als Zeugnis seines Mannseins, so kann er diesen Zipfel Haut gewiss und leicht entbehren. Dies ist im Sinn von Männlichkeit, die sich als Zweck versteht, sich in den Dienst von andern opfert, sich selbst hingegen wenig ehrt, sich selbst als Werkzeug bietet. Es scheint uns ritterlich antik, das Bild vom immerharten Stecher, stets bereit es zu besorgen – ein bisschen aus der Mode.
Es wird auf oft gesagt bei Beschnittenen gehe es länger. Wen wundert’s – wenn man weniger spürt geht’s eben länger. Und wenn man gar nichts mehr spürt dann lässt man es besser. Aber ob der Mann diesen Preis bereit ist zu bezahlen bezweifle ich. Wer wagt auch dies allen Ernstes zu verlangen? Der Körper und damit auch der gesamte Schwanz gehört dem Mann – aus, Punkt.

Hier ein Artikel von cuncti.net

Schwanzgedanken – Nachwehen zur Beschneidungsdebatte

von Kevin Fuchs

Warum das Mantra um moderne Rollenbilder eine Lüge ist

 

Im Getümmel des Gefechts geht allzu vielen allzu oft der Blick für’s Ganze schnell verloren. Der Lärm, Geschrei, Getöse, Rauch und Nebel hüllen uns den Sinn, den Wald zu sehen, nicht die Bäume. Erst wenn sich Schweigen über’s Schlachtfeld legt, und sich der Pulverschleier senkt, dann tut sich zögernd auf, was vorher uns verborgen blieb. Forensisch und akribisch lässt sich dann das Mosaik – Stein um Stein mit viel Geduld – zu einem Sinn zusammenfügen.

Eine wahrlich laute Schlacht war ohne Frage wohl jene der Beschneidung. Nun sind die Trümmer längst geräumt, die Leichen nicht nur kalt, eher schon vermodert. Die Zeit hat jede Spur in Gänze aufgelöst. Und eben dies erschwert uns heute die Forensik, denn wo kein Fleisch sich findet, da ist auch keine Wunde und folgend kein Beweis.

Wo Zeit das meiste schon vernichtet weiß, da bleibt uns nur Vermutung. Jedoch: auch diese braucht den Anker, an dem sie sich bemisst. Ein eben solcher sei für uns die folgende Prämisse: Die Vorhaut ist zu hohem Grade erogen. Wer sie entfernt, beschneidet das Empfinden.

Diese Formel komprimiert im Kerne das Problem, aus dem zu jener Zeit sich das Gefecht erhob.
Im Gespräch und in Recherchen, da finden sich zwei Sorten Mann: Zum einen die, die man als Kind in jungem Alter schon beschnitt. Zum zweiten solche eben, die man erst später kürzte. Die ersten sind nicht von Belang, da der Vergleich hier fehlt.

Die zweiten aber sind es wohl. Denn diese Sorte teilt sich wieder. Der erste sagt „Ich kann jetzt länger“, der zweite sagt „ich muss jetzt länger“. Können oder müssen – das ist hier die Frage. Die ersten sind im Glück, die zweiten sind es nicht. Woher das „länger“ kommt, nimmt uns kein Wunder. Es fehlt nun mal, was einst entfernt und kann auch nichts mehr fühlen.

Unsere Auslese

Der eine sieht es als Gewinn, der zweite als Verlust. Objektiv jedoch geschieht dasselbe: es mindert das Gefühl.

Wähnt ein Mann allein der Frauen Glück als Zeugnis seines Mannseins, so kann er diesen Zipfel Haut gewiss und leicht entbehren. Dies ist im Sinn von Männlichkeit, die sich als Zweck versteht, sich in den Dienst von andern opfert, sich selbst hingegen wenig ehrt, sich selbst als Werkzeug bietet. Es scheint uns ritterlich antik, das Bild vom immerharten Stecher, stets bereit es zu besorgen – ein bisschen aus der Mode.

Das kann und darf der Mann, so darf er sich gern selbst verstehen. Dies Recht sei ihm beschieden. Er darf, er darf, wenn er das will, er muss es nicht. Vor allem jedoch soll er nicht es jemals müssen sollen.

Ist er erwachsen, kann er, wie er will, beliebig viel von seinem Körper trennen. Doch einem Kind es aufzuzwingen, bleibt und bleibt verboten. Das Grundgesetzt bezeichnet dies als sexuelle Selbstbestimmung – das Recht des unversehrten Körpers.

Ein Widerspruch des Rechts im Recht, wie etwa Volker Beck es meint, besteht in diesem Geiste nicht. Es gibt nichts abzuwägen, wo schlicht nichts abzuwägen ist, ja wo das Recht es gar verbietet.

Es gilt kein Recht auf Religion, das andern Menschen schadet. Wer glauben will, darf glauben, feiern, hoffen, beten, so oft wo immer er es will. Der Leib des andern aber bleibt derweil ein ehernes Tabu. Das Recht des Körpers bricht das Recht auf Glaube. Der Körper ist das Maß, der Körper ist die Grenze.

 Was war es aber, das die Leute trieb, mit solchem Eifer ein Gesetz zu formen, das der Vernunft so widerspricht? Hier muss man wissen, was nicht jeder weiß: Die Sache ist ein alter Fussel. Im März 2010: dort legte schon der Bundesrat den Antrag einer Änderung des Paragraphen 226 vor.

Die Verstümmelung des Genitals, so war gefordert, sollte nach besonders strengem Maß und auch im Ausland strafbar sein. Doch der Entwurf sah dies nur vor, wenn dieses Genital speziell das eines Mädchens war.

Offenbar war man gewahr, welch Ärger solch Gesetz beschert, wenn es auch Jungen schützen sollte. Ein böser Wicht wer böses denkt, und Lobby-Werk vermutet. So war’s kein Unfall, sondern Plan, die pure Absicht war dahinter. Es passierte dann, was niemand ahnte. Ein Urteil lässt das Volk jetzt sehen, was es nicht sehen sollte. Und somit war mit einem Schlag der deutsche Bürger hell erwacht.

Berlin war aufgekratzt. Die Problematik aber schreckte nicht, sie war schon längst bekannt. Ein Kompass war nicht nötig auch kein Plan, geboten war kein Argument. Man war sich einig, wusste auch, wohin die Reise geht. Allein das „Wie“ war noch zu klären, das „Ob“ von keinem Rang. Ein Böser Wicht wer böses denkt, und Lobby-Werk vermutet.

In diesem Licht erklart das eigentümliche Gezappel, das in Berlin sich regte. Man versteht mit einem Mal, warum sogar der feinste Gutmensch dort sich nicht einmal genierte, ein Menschenrecht zu spalten, es den Mädchen zu gewähren und den Jungen hier zu nehmen.

In Berlin hat man gehofft, dass das Gesetz zum Schutz des Mädchengenitals in aller Stille, unbemerkt zur Wahrheit werde. Die Diskussion um die Beschneidung doch zerstäubte diesen Wunsch. Man war jetzt in Berlin genötigt, den Bürgern zu erklären, was bei allerreinstem Willen nicht sich irgendwie erklären ließ. Erläutern konnten sie es nicht, wohl haben sie es durchgesetzt. Nun ist es schlimmer als gedacht. Nicht nur gibt es von nun ein Recht, das Mädchen schützt und Jungen nicht. Bei Jungen ist’s vielmehr mit Ausdruck klar erlaubt. Ein Böser Wicht wer böses denkt, und Lobby-Werk vermutet.

Das Ministerium für „Frauen und Gedöns“, wie Kanzler Schröder es mal nannte, sorgt sich um die Jungs und meint, man müsse ihnen helfen. Ums Genital der Jungs schert man sich nicht, es geht um hehre Werte. Der Zwang zum Hartsein sei, so liest und hört sich’s an, der Quell für alles Übel. Den Jungs dies auszutreiben ist hiernach die allerwichtigste Mission.

„Neue Wege für Jungs“ ist drum ein vielgelobter Titel. Macht die Jungs ein wenig sanfter, lieber, zarter. Gefühl, mit Innenblick und Liebe, das fehlt den Jungs – so hört man es. Also lasst sie uns erziehen, lasst sie uns wie Mädchen machen, auf dass sie uns gedeihen. Wie schön das klingt, so wunderschön, man will darin zerfließen.

Das Ding mit der Beschneidung – ach – das macht die Sache schwierig. Es bezeugt uns doch das Gegenteil. In Anbetracht der Kühle, die Mann und Junge spürt, verbleibt uns nur zu sagen: der Wandel, den man hier verspricht, entkleidet sich zur Lüge – alter Trunk in neuen Bechern. „Neue Jungs“, das ist Betrug. Die neuen Jungs, das sind die alten, nur in neuem Schein.
Wo Mädchenkörper heilig sind, erscheinen die der Jungs entberhrlich, gering im Wert, verfügbar jederzeit. Erstere sind Zweck an sich, zweitere zum Zweck von andern. Härte scheint für Jungs ein Muss, entgegen aller Rede, weil dies zum Nutzen anderer ist.

Also Jungs, bleibt hart, man will es so, und lasst den Zipfel Euch nicht nehmen.

http://cuncti.net/haltbar/585-schwanzgedanken-nachwehen-zur-beschneidungsdebatte

 

Gruß Hubert