Archiv für 8. Dezember 2016

Bayerische Schlachthöfe verstoßen erneut gegen Tierschutzrecht   Leave a comment

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Bei Vorwürfen gegen Schlachthöfe sind es immer die angeblichen Einzelfälle und es wird gesagt, dass einzelne Mitarbeiter nicht vorschriftsmäßig gearbeitet hätten. Wahr ist vielmehr, dass diese Nicht-Betäubungen von Schweinen in Kauf genommen werden und die Behörden untätig bleiben und wegschauen. Ganz sicher handelt es sich da um ein Systemproblem. Und vergessen darf man auf keinen Fall, dass das nicht nur in Bayern passiert. Die versprochene Abhilfe dagegen wird natürlich nicht geschaffen und ist nur eine Phrase. Die Kontrollbehörden greifen nicht ein. Nicht einmal ein Bußgeld musste einer der Betriebe zahlen.

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Tierschutz in Bayern

Schlachthöfe verstoßen erneut gegen Tierschutzrecht

Seit 2014 wurde in mehreren Schlachthöfen gegen Tierschutzrecht verstoßen. Noch im Mai hieß es aus dem Verbraucherschutzministerium: Mängel beseitigt. Das stimmt nicht. BR Recherche und SZ haben jetzt wieder Mängel in mehreren Betrieben aufgedeckt.

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Mehrere bayerische Schlachthöfe haben erneut gegen rechtliche Vorgaben zum Tierschutz verstoßen. Darunter Betriebe, die schon 2014 bei Kontrollen auffällig waren. Noch im Mai hatte Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU) versichert, dass die Mängel umgehend abgestellt worden seien. Zu den erneut beanstandeten Betrieben gehören nach Informationen von BR Recherche und Süddeutscher Zeitung auch Schlachthöfe in Augsburg, Motting bei Vilsbiburg und Trostberg. In allen drei Betrieben wurden wiederholt Vorgaben bei der Schweinebetäubung verletzt.

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Der sensible Moment beim Schlachten

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Schweine werden mit CO2 oder einer Elektrozange betäubt. Wird das nicht ordnungsgemäß durchgeführt, kann das zur Folge haben, dass die Tiere den tödlichen Stich in die Halsschlagader bei Bewusstsein erleben. Sie bluten dann aus und sterben.

Wiederholt Probleme bei der Betäubung

Die Schlachthöfe bei Vilsbiburg, in Augsburg und Trostberg

Schlachthof Weichslgartner in Motting, Vilsbiburg:

Seit 2014 kam es immer wieder zu Problemen: Schweine wurden nicht richtig betäubt. Der Schlachthof bedauert auf Anfrage „vereinzelte Defizite“ in der Vergangenheit. Auch nach Auffassung des Landratsamts Landshut handelt es sich nicht um ein Systemproblem, sondern um „individuelle, situationsbedingte“ Fehlleistungen einzelner Mitarbeiter. Alle Schweine seien nachbetäubt worden. Bußgeld hat das Landratsamt nicht verhängt.

Michael Marahrens vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit:
„Wenn über Jahre derselbe Tatbestand bestehen bleibt, dann besteht auch die Möglichkeit, aus diesen wiederholten Tatbeständen einen Straftatbestand herzustellen, der dann durch Staatsanwaltschaft und Gerichte geahndet wird.“

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Studie über bayerische Schlachthöfe sorgte für Aufregung

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Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf

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Alle drei Betriebe hatten schon in einer im Frühjahr veröffentlichten Studie im Auftrag des Bayerischen Verbraucherschutzministeriums sehr schlecht abgeschnitten. Für die Studie wurden von Januar 2014 bis Januar 2015 insgesamt 20 große bayerische Schlachthöfe untersucht. Dabei wurden teils massive und gravierende Verstöße festgestellt. Bei fast jedem vierten Schwein verlief die elektrische Betäubung nicht reibungslos. Experten nannten die Ergebnisse der Studie „erschreckend“. Auch Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU) hatte eingeräumt, die festgestellten Mängel habe man „keinesfalls erwartet“. Sie kündigte an, mit Nachdruck durchzugreifen und Nachschulungen der Mitarbeiter im Tierschutz und Umbauten in den Betrieben anzuordnen.

Grüne fordern Tierschutzplan

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In einer Pressemitteilung mit der Überschrift „Es gibt ein Leben vor dem Schnitzel“ bezeichnet die tierschutzpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Rosi Steinberger, die Zustände an bayerischen Schlachthöfen als „kaum zu ertragen“: „Anstatt nur wirkungslose Ermahnungen auszusprechen, müssen die Missstände mit härteren Strafen konsequent abgestellt werden! (…) Mündliche Verwarnungen sind keine effektive Strafe und haben augenscheinlich auch keine abschreckende Wirkung. Das System ist auf Höchstleistung getrimmt und tritt den Tierschutz mit Füßen. Die Leidtragenden dieses kranken Systems sind die Tiere, die von Geburt bis zur Schlachtung einem ökonomischen Zwang unterworfen werden. Die Tiere werden auf Höchstleistung gezüchtet, als Ware behandelt und unnötig gequält. Das muss ein Ende haben“.

Bayern brauche einen Systemwandel, so Steinberger weiter. Insbesondere müsse Umweltministein Ulrike Scharf (CSU) endlich einen Tierschutzplan für Bayern vorlegen, der das ganze Leben der Tiere umfasse.

Von: Eva Achinger, Lisa Wreschniok und Katrin Langhans

Stand: 07.12.2016 |Bildnachweis

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Hier weiterlesen:

Bayerische Schlachthöfe verstoßen erneut gegen Tierschutzrecht

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Bayerns Schlachthöfe. Massive Verstöße gegen das Tierschutzrecht

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/nachrichten/schweine-schlachthoefe-comic-100.html

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„Umgehend abgestellt“ wurde da nichts, wie die bayerische Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf weismachen wollte!

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schweine_bay-betaub-fehlge

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Gruß Hubert