Sieg des Zerstörers   4 comments

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Unversöhnlich stehen sich Befürworter und Gegner von Trump gegenüber. Mir kommt das schon vor wie ein Kulturkampf. Oder wie Menschen, die auf verschiedenen Planeten zu leben scheinen. Frauke Petry von der AfD schickte Trump ein Glückwunsch-Telegramm mit Segen von oben:

„Gotte segne Sie und Ihre Familie“

Was bedeutet schon so ein Segen. Gesegnet haben amerikanische Priester auch die US-Kampfbomber bevor sie in Hiroschima und Nagasaki die „christlichen Bomben“, wie Japaner sie nannten, abwarfen.
https://www.heise.de/tp/features/Manche-Japaner-sprachen-von-der-christlichen-Bombe-3401918.html

 

Donald Trump wird der nächste US-Präsident. Das ist eine politische Katastrophe – für Amerika, für die Welt.

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Donald Trump auf seiner Wahlparty in New York

AP – Donald Trump auf seiner Wahlparty in New York
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Es ist wirklich passiert, er hat es getan, Donald Trump hat alle Experten widerlegt. Alle angeblich sicheren Vorhersagen, er könne gar nicht US-Präsident werden, sind in dieser Wahlnacht ad absurdum geführt worden. Ein Mann, der Ausländer, Frauen und Behinderte beleidigt, der Hass predigt und wichtige Partner Amerikas in der Welt vor den Kopf stoßen will, wird das mächtigste Land der Erde regieren. Es ist eine politische Katastrophe.

Plumper Populismus hat über die Vernunft gesiegt. Trumps Erfolg ist ein Schock für all jene, die auf die politische Weisheit der amerikanischen Wähler gesetzt hatten. Der Immobilientycoon hat den Amerikanern einen grundlegenden Politikwechsel versprochen, und sie sind seinen Versprechungen mit einer – wenn auch knappen – Mehrheit gefolgt. Die US-Wähler haben sich für einen Wandel entschieden, von dem noch niemand genau sagen kann, wie er eigentlich aussehen wird. Nach Trumps islamophoben, nationalistischen, menschenverachtenden Auftritten im Wahlkampf lässt sich nur eines sicher vorhersagen: Gut wird es wohl nicht werden.

Trump hat mit Hasssprüchen gegen das sogenannte politische Establishment in Washington gegen die Medien gepunktet. Er hat die durch die Globalisierung verunsicherte weiße Mittel- und Arbeiterschicht auf seine Seite gelockt. „I alone can fix it“ – nur ich kann die Probleme lösen, lautete sein Wahlmotto. Das ist ein anmaßender Spruch, ein hohles Versprechen. Sicher ist: Auch Trump wird die Probleme Amerikas und einer hochkomplexen Welt natürlich nicht im Alleingang lösen. Wer das trotzdem glaubt, ist selbst schuld.

Im Video: Trumps Triumph

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Wer als US-Präsident das Leben seiner Bürger besser und sicherer machen will, muss dafür den Ausgleich, den Dialog suchen, auch mit anderen Staaten und Kulturen. Er braucht dafür Partner. Trump scheint das alles nicht zu interessieren. Trump ist ein Zerstörer, ein Spalter. Wer seine Biografie und diesen Wahlkampf studiert, sieht: Er bemüht sich nicht um konstruktive Lösungen, er sucht nicht den Ausgleich, er will nur egoistisch und selbstgerecht seine nationalistischen Interessen und die seiner Unterstützer durchsetzen.

Droht nun ein Autokrat im Weißen Haus?

Was der Welt, was Amerika deshalb jetzt droht, ist eine gefährliche Phase der Instabilität: Donald Trump will Amerika wieder „great“, großartig, machen. Glaubt man seinen Ankündigungen, will er dabei rücksichtslos vorgehen: Er will elf Millionen mexikanische Migranten aus dem Land werfen, sämtliche wichtige Handelsabkommen neu verhandeln und wichtige Verbündete wie Deutschland für den militärischen Schutz durch die USA zur Kasse bitten. Das wird viel Streit auslösen, neue Konflikte heraufbeschwören, neue Krisen auslösen.

Die eigentlich wichtige Frage lautet deshalb nun: Wird das amerikanische System der Checks and Balances zwischen den Institutionen verhindern können, dass ein Mann, der wie ein Autokrat spricht, auch wie ein Autokrat regiert? Ist es überhaupt möglich, Trump einzuhegen, mit einem republikanischen Kongress?

Amerikas Demokratie steht vor einer großen Bewährungsprobe: Es ist zu befürchten, dass Trump alles tun wird, um seine politischen Gegner mattzusetzen. Er hat im Wahlkampf kritische Journalisten bedroht. Seine Anhänger haben gerufen „Sperrt sie ein!“ – gemeint war seine Gegenkandidatin Hillary Clinton. Das bleibt haften – selbst wenn er sich in seiner ersten Rede nach dem Wahlsieg versöhnlicher ausdrückte.

Natürlich gibt es eine Hoffnung, dass das politische System stark genug ist, um einen Präsidenten mit Allmachtsfantasien zu beschränken. Aber es gibt keine Garantie.

Video-Kommentar: Wir sind im Zeitalter des Populismus angekommen

Ein Kommentar von , New York

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Sieg des Zerstörers

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Gruß Hubert

Veröffentlicht 12. November 2016 von hubert wenzl in Politik

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4 Antworten zu “Sieg des Zerstörers

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  1. Auszug aus Yahoo.

    Zeit für ein neues Demokratieverständnis Marke Europa
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    Was ist also die neue Realität? Einfach gesagt: Auf die USA ist globalpolitisch gesehen kein Verlass mehr. Die Vereinigten Staaten sind ein tief gespaltenes Land, mit einer Vielzahl an Problemen und einem akuten Mangel an Lösungen. Das Land taugt im aktuellen Zustand als alleiniger Anführer der westlichen Welt nicht mehr und die USA weiter als Vorbild zu nehmen, hieße, sich dem gleichen sozialen und moralischen Verfall hinzugeben. Keine Option, wenn man Europa nicht vollends aufgeben und dunklen Zeiten entgegenschlittern möchte.
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    Die Schlüsse aus dem Wahlabend: Ein Volk in Aufruhr ist unberechenbar
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    Auch die Schlüsse aus dem Wahlabend sind klar: Ein wütendes Volk ist unberechenbar. Umfragen, Meinungen von Außen oder schlichte politische Vernunft spielen keine Rolle mehr, wenn der Hass auf das „Establishment“ ein gewisses Maß erreicht hat.
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    Was am 8. November in den USA passiert ist, sollte unbedingt als Fingerzeig sowie als Drohung an Europa verstanden werden. Für Deutschland ist diesbezüglich natürlich der Blick auf die Bundestagswahlen im Herbst 2017 entscheidend. AfD, Front National und Konsorten zu unterschätzen, ist seit dem US-amerikanischen Wahlabend passé.
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    Das kann getan werden: Konfrontation und Eigenständigkeit
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    Das sind unangenehme Vorzeichen, keine Frage. Europa steht vor massiven Herausforderungen. Das Gute ist: Aus besagten Vorzeichen lässt sich klar ableiten, welche Risiken bestehen – und welche Chancen.
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    Zunächst einmal müssen die westlichen Demokratien aufhören, sich von den Populisten im eigenen Land vor sich her treiben zu lassen. Es wird Zeit für einen klaren Konfrontationskurs gegen AfD und Co. Auch Vernunft und Hoffnung lassen sich emotionalisieren – nicht nur Angst. Es wird Zeit, dass sich die gemäßigten Politiker in Deutschland, Frankreich sowie dem Rest Europas diese Realität wieder vor Augen führen und der Öffentlichkeit aufzeigen, was die Populisten dieses Landes sind: Panikmacher ohne Lösungen, Prediger des Hasses ohne ein Rezept für die Zukunft. Dazu braucht es Fakten, Empathie und Eloquenz. Eine komplexe Mischung – aber eine, die entstehen kann.
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    https://de.nachrichten.yahoo.com/zeit-fur-ein-neues-demokratieverstandnis-marke-europa-132318638.html

    Von Johannes Kallenbach
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    Gruß Hubert

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  2. Zeit für ein neues Demokratieverständnis Marke Europa

    Der ist gut – könnte der Witz des Jahres werden. Was ist an der EU demokratisch?
    Nicht mal über die Mitgliedschaft konnten die Menschen entscheiden. Damit fing es an.

    Warum sind wir eigentlich kein Bundesstaat der USA geworden, das wäre doch viel nahe liegender gewesen, als jetzt eine Kolonie der Türkei. (Die Grünen verlangen wir sollen türkisch lernen was eine Voraussetzung zur Integration sei)

    Oder meint der Autor da etwas anderes damit:
    So lange abstimmen zu lassen bis das Ergebnis stimmt.
    Das ist in der Tat Demokratie Marke EU.
    Oder eine Wahl für Völkerrechtswidrig zu erklären. Auch wenn sich 98% der Bevölkerung für etwas entschieden haben.
    Nicht was das Volk will ist entscheidend sondern ob es dem Establishment gefällt.

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  3. @Jens
    Aus unerklärlichen Gründen war dieser von mir genehmigte Kommentar hier nicht zu sehen, deshalb setze ich ihn selbst ein.

    Ein guter Artikel. Es ist verantwortungslos und führt schlimmstenfalls zu Bürgerkrieg und Selbstjustiz. Werden die „Selbstgerechten“ erstmal bestärkt im Verlust von Selbstkontrolle, dann hält das keine Gemeinschaft aus.

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  4. @Sabine

    Zu: „Zeit für ein neues Demokratieverständnis Marke Europa“

    Da muss ich dir recht geben Sabine, da habe ich etwas übernommen ohne nachzudenken. Die EU und die Institurionen der EU (vor allem die EU-Kommissare) sind absoslut undemokratisch.
    Ich kann es jetzt leider nicht mehr ändern, da sonst dein Kommentar in der Luft hängen würde, wenn der Bezugspunkt verschwunden wäre.
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    Wo ich dem Autor Kallenbach aber recht gebe ist die Aussage: „Die Schlüsse aus dem Wahlabend: Ein Volk in Aufruhr ist unberechenbar“
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    Woran ich unter anderem Trump messen werde ist diese Ansage von ihm: „I alone can fix it“. „Er hat die durch die Globalisierung verunsicherte weiße Mittel- und Arbeiterschicht auf seine Seite gelockt. „I alone can fix it“ – nur ich kann die Probleme lösen, lautete sein Wahlmotto.“

    Ich glaube nicht, dass er diese Erwartungen der weißen Mittel- und Arbeiterschicht erfüllen kann. Die sind dann selbst schuld, wenn sie aus ihren Träumen erwachen.
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    Zu den Grünen: ich finde sie nur noch abstoßend. Ich habe irgendwo gelesen, dass sie sich jetzt auch noch um die Wohlhabenden kümmern möchten, Leute bis zu 100.000 Jahreseinkommen niedrig besteuern möchten, in der Hoffnung sich die Stimmen dieser Gruppe einzuverleiben. Wie sie sich anbiedernd bei Flüchtlingen verhalten bedarf eigentlich keinen Kommentars, es ist mit Selbstaufgabe zu bezeichnen. Ich frage mich ob sie noch richtig ticken. Oder steht die Hoffnung dahinter, dass Flüchtlinge, wenn sie mal wählen dürfen, dann die Grünen wählen werden? Alles andere als eine edle Vorgangsweise. Im Gegenteil, verachtenswert.

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