Archiv für 15. Oktober 2017

Barbarisch: Wölfe getötet und an Ortstafel aufgehängt   Leave a comment

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In einem mittelitalienischen Berggebiet kam es zu einem barbarischen Überfall auf zwei Wölfe. Grausam hingen da Mitglieder der Krone der Schöpfung zwei Wölfe an der Ortstafel auf. Viele Bauern widersetzen sich dem Rat sich Hirtenhunde zuzulegen. In Südtirol zum Beispiel wurde noch kein Euro abgerufen, der vom Land Südtirol zur Verfügung gestellt wird. 70 Prozent der Unkosten würde das Land zahlen. Aber wenn man einen Betonschädel hat…

Hier diese üble Geschichte von suedtirolnews.it

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Facebook/Life Medwolf

Radicofani – In den mittelitalienischen Berggebieten kommt es immer häufiger zu Fällen von Wilderei von Wölfen. Da die immer häufigeren Angriffe der großen Räuber auf Schafherden bei den von der Weidewirtschaft lebenden Bauern für Einkommensverluste sorgen, scheinen diese ab und zu zur illegalen Selbsthilfe zu greifen.

Ein ganz besonders krasser und barbarischer Fall von Wilderei ereignete sich in der Umgebung von Radicofani, einem hauptsächlich von der Schafwirtschaft lebenden Dorf in der Provinz Siena in der Toskana. Am Freitagmorgen wurden in Dorfnähe zwei getötete Wölfe aufgefunden. Die zwei Tiere waren von einem oder mehreren Unbekannten zuerst getötet und dann mit Schnüren an der Ortstafel an der Ortseinfahrt von Radicofani aufgehängt worden. Die grausame Tat wurde von den Verantwortlichen von „Life Medwolf“ – ein Projekt, das zum Ziel hat, den Konflikt zwischen den Wölfen und den von der Weidewirtschaft lebenden Hirten und Bauern zu entschärfen – zur Anzeige gebracht. In einer Aussendung verurteilte „Life Medwolf“ die Tötung und Zurschaustellung der Wölfe als schwerwiegende und grausame Gewalttat, und wiederholte, dass der einzig gangbare Weg der der Zusammenarbeit zwischen Tierschützern und Bauern sei, um gemeinsam zu von allen Seiten geteilten Lösungen zu gelangen. Auch der Bürgermeister von Radicofani, Francesco Fabbrizzi, sprach von einem gravierenden und geschmacklosen Gewaltakt und fügte hinzu, dass solche barbarischen Vorfälle keinesfalls eine Antwort auf die zuletzt gehäuft auftretenden Attacken von Wölfen auf Schafe sein könnten.

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Facebook/Life Medwolf

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Nur einen Tag später kam es in der Nachbarregion der Toskana, in den Marken, zu einem ähnlich grausamen Vorfall. Auf einer Verkehrsinsel an der Ortseinfahrt von Pergola, einem Dorf in der Provinz Pesaro-Urbino, fand ein Autofahrer einen enthaupteten Wolf. Wie die Carabinieri feststellten, war das männliche Tier erst wenige Stunden vorher getötet und dann auf der Verkehrsinsel abgelegt worden. Die Carabinieri, welche von einem „besonders abscheulichen Fall von Wilderei“ sprachen, nahmen die Ermittlungen auf. Es wurde auch ein Speziallabor des italienischen Umweltministeriums damit beauftragt, herauszufinden, ob es sich beim getöteten Wolf wirklich um ein Exemplar der Spezies Canis lupus italicus handelt. Die geschützte Tierart, die sich in Berggebieten des Apennin in Mittelitalien stark vermehrt hat, sucht immer öfter stärker von Menschen bewohnte Gebiete auf, was für enorme Probleme sorgt.

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Facebook/Life Medwolf

 

Tierschützer und Weidewirtschaft versuchen derzeit gemeinsam, der Lage Herr zu werden. Um die Schafe zu schützen und die Wölfe wieder in unbewohnte Wald- und Berggebiete abzudrängen, werden mehrere Maßnahmen – unter anderem Herdenschutz durch Hirtenhunde und Zäune – diskutiert.

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Facebook/Life Medwolf

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Barbarisch: Wölfe getötet und an Ortstafel aufgehängt

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Gruß Hubert

 

 

Van der Bellen zeigt Balluch den Stinkefinger   Leave a comment

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Martin Balluch ist zu recht bitter enttäuscht vom österreichischen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen. Seit vielen Monaten hatte Balluch versucht einen Termin bei van der Bellen zu bekommen. Er wollte nicht mit Balluch über Tierschutz reden. Er ist somit ein richtiges A…. lo (geworden, oder war er es schon immer?).

Hier aus martinballuch.com

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DER „GRÜNE“ BUNDESPRÄSIDENT ALEXANDER VAN DER BELLEN ZEIGT DEM TIERSCHUTZ UND MIR DEN STINKEFINGER

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Man hat sich doch so viel erwarten dürfen! Der erste Grüne Bundespräsident der Welt, noch dazu einer, der mich im Gefängnis besucht hat, als ich als Chef einer kriminellen Organisation im Tierschutz in U-Haft saß. Ein Bundessprecher der Grünen, der mich aus Solidarität in dieser Zeit maximaler Verfolgung auf symbolischer Position zwar, aber immerhin, auf die Bundesliste der Grünen für die Nationalratswahl gesetzt hat. Wir haben uns geduzt, er hat mich in den Medien verteidigt. Bei welchen anderen KandidatInnen, als ihm, hätte man sich mehr für den Tierschutz erhoffen können?


Zugegeben, von ihm selbst ist in seiner Zeit als Bundessprecher der Grünen zu Tierschutz nicht viel gekommen. Aber diese wirklich sehr mutigen Schritte in der Tierschutzcausa sprachen eine andere Sprache. Doch jetzt ist die Katze aus dem Sack: Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat mir in eindeutigen Worten mitteilen lassen, dass er von mir nicht kontaktiert zu werden wünscht.

Seit vielen Monaten versuche ich, und versuchen andere vom VGT-Büro, einen Termin bei ihm zu bekommen. Unser Anliegen war einerseits, über Tierschutz zu sprechen. Vielleicht wäre es ihm in seiner Position möglich, Kontakte zu knüpfen und neue Gesprächsebenen zu eröffnen? Vielleicht hätten wir statt eine konfrontative Kampagne führen zu müssen, z.B. eine Plattform bekommen, um mit der Schweineindustrie über ein Vollspaltenbodenverbot in der Mastschweinehaltung zu verhandeln? Oder vielleicht hätte er uns ein Gespräch mit der Führungsetage von Kleider Bauer ermöglicht, um in Sachen Pelzverkauf endlich einen Schritt weiterkommen zu können! Ein Bundespräsident, als moralische Instanz der höchste Vertreter der österreichischen Republik, müsste doch in der Lage sein, viele Türen zu öffnen. Doch nein, über Tierschutz zu sprechen wünscht er nicht. Stattdessen veröffentlicht er anlässlich des Welttierschutztages ein Hundestreichel-Foto!

Ich hätte auch sehr gerne mit ihm über die Tierschutzcausa geredet. Er stimmt doch sicher zu, dass das gesamte Vorgehen des Staates, seines Staates muss man ja nun sagen, ein einziges Verbrechen war. Könnte nicht er als höchster Repräsentant dieses Staates dafür eine Entschuldigung an alle unschuldig Verfolgten aussprechen? Wäre das nicht ein bedeutsamer Schritt zur Rehabilitierung gewesen? Und der Schaden, der bei mir durch diesen unfairen Prozess aufgrund des illegalen Vorgehens der Polizei entstanden ist, immerhin € 600.000, hätte er da nicht beim Justizministerium auf eine Kulanzlösung drängen können? Warum soll ich gezwungen werden, das mit den aggressiven AnwältInnen der Republik auszufechten, die mir bisher auch noch zusätzliche € 57.000 Kosten verursacht haben, obwohl so ganz offensichtlich ist, dass ich da unfair behandelt werde, dass mir die Republik praktisch mit Gewalt so viel Geld geraubt hat? Wie komme ich dazu, nach einem Freispruch wegen erwiesener Unschuld, auf meinen horrenden Verteidigungskosten sitzen zu bleiben? Das kann der Bundespräsident doch nicht richtig finden, oder?

Wenn es nach jener Rechtsexpertin geht, die mich aus seinem Büro dazu zurückgerufen hat, dann schon. Das Urteil sei legitim, die Sachlage rein rechtlich klar. Ich hätte nicht auf Wiedergutmachung klagen sollen, mein Anwalt hätte mir abraten müssen. Alles also meine Schuld, und jetzt, bitteschön, möge ich den armen Bundespräsidenten endlich damit in Frieden lassen. Er habe doch so viel zu tun. Zu viel, offenbar, um sich um die Opfer der politisch motivierten Raubzüge seiner eigenen Republik, der er vorsteht, zu kümmern!

Ach ja, so die Dame am Telefon weiter, und über Tierschutz sprechen wolle er auch nicht. Das wurde mir dann noch einmal aus seiner unmittelbaren privaten Umgebung bestätigt. Weitere Anrufe oder Kontaktaufnahmen seitens des VGT oder von mir sind unerwünscht. Punkt und aus.

 

Erstaunlich, was sich so ändert, wenn man von einer in den Anfängen idealistisch motivierten Partei bis zum höchsten Futtertrog des Staates aufsteigt. Plötzlich verliert man seine Freunde aus den Augen, genauso seine Ideale und Verantwortlichkeiten. Jetzt geht es nur mehr um die Erfüllung einer fragwürdigen Form von Pflicht, nämlich den Erwartungen der Mächtigen zu entsprechen. Jetzt hört man nur noch auf die Wirtschaftsspitzen.

 

Eine sehr traurige Entwicklung, muss ich sagen. Eine große Enttäuschung.

Wenn jene, die in Machtpositionen gewählt werden, im Augenblick ihres Erfolges einen rückgratlosen Wandel ihrer Einstellung vollziehen, hat dann wählen überhaupt noch einen Sinn? Gilt wirklich so gnadenlos konsequent der alte Spruch, dass Macht korrumpiert? Oder bedeutet das tatsächlich, dass man sich auf niemanden in diesem politischen System verlassen kann, und wenn man im parlamentarischen Tierschutz etwas weiterbringen will, dann nur dadurch, dass man selbst in die Politik geht und eine eigene Partei gründet, die sich ausschließlich dem Tierschutz verpflichtet fühlt?

Ich werde trotzdem wählen gehen und empfehle das allen anderen auch. Die Hoffnung stirbt zuletzt, auch wenn Politikverdrossenheit unter diesen Bedingungen mehr als nachvollziehbar ist.

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Van der Bellen zeigt Balluch den Stinkefinger

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Gruß Hubert

 

Und danke für gar nichts   Leave a comment

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Nein, nicht gedankt. Für was und an wen? Es ist wohl selbstverständlich wenn man in die Welt gesetzt wird, dass es dann auch Nahrungsmittel geben muss. Oder sollte man in eine unfruchtbare Erde in die Welt gesetzt werden und zum Verhungern verurteilt sein? Außerdem wird man ungefragt in die Welt gesetzt. Mich kotzt dieses unterwürfige Getue und ewige Gedanke an. Soll einem vorgehalten werden, dass man etwas zum Essen bekommt? Und wenn ich faul auf der Haut liege, bekomme ich GAR NICHTS. Also danke für gar nichts! Das Bild war an der Anschlagtafel der Pfarre von der Nachbargemeinde angebracht.
Und man bekommt ja nichts geschenkt, man muss sich alles erarbeiten und kaufen. Die „Gaben“ stehen ja schließlich nicht vor der Tür.
Noch was. Und was ist wenn es kurz vor der Ernte alles zusammen haut? Wem danke ich dann? Eine mehr als seltsame Logik und nur einem krankhaften Unterwürfigkeitsdenken zuzuschreiben.

Und deshalb sage ich: und danke für gar nichts.

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Gruß Hubert

 

Und verantwortlich ist niemand?   Leave a comment

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Vorausschicken möchte ich, dass ich nicht zu den Willkommensklatschern gehöre und weiß, dass man in Europa nicht „halb Afrika“ aufnehmen kann. Zu unterstreichen gilt es aber, dass es in Südtirol nur 1400 Flüchtlinge gibt und man damit sicher nicht überfordert ist. Was würden da andere Länder sagen…
Was aber vor wenigen Tagen in Südtirol passierte, ist unwürdig eines wohlhabenden Landes wie Südtirol. Was war dem vorausgegangen? Ein 13-jähriger Junge im Rollstuhl, hier in Südtirol gelandet mit seinen kurdischen Eltern, wird ins Krankenhaus eingeliefert und dort wieder verschickt, da man ja sparen muss, obwohl der behandelnde Arzt sagte, dass der Junge unbedingt eine warme Unterkunft bräuchte. Die Familie samt Jungen übernachtete aber im Freien und der Bub starb. Jetzt will natürlich niemand dafür verantwortlich sein, am wenigsten wohl die Sozial-Landesrätin Martha Stocker. Egal wie die rechtlichen Fakten liegen, darf es nie dazu kommen, dass man eiskalt einen behandlungsbedürftigen Jungen aus dem Krankenhaus vor die Tür setzt und ihm seinen Schicksal ohne Unterbringung überlässt. Möglich machte das ein Rundschreiben, dass der leitende Beamte, sicher auf Verlangen von Marhta Stocker, so verfasste. Es nimmt weder auf Gesetze noch Menschenrechte Rücksicht und unterscheidet sich wesentlich zur italienischen Gesetzgebung. Hauptsache Abschreckung. Eine Autopsie soll nun die genaue Todesursache klären. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Auszug:
„Der entscheidende Punkt ist, dass in Ländern wie Schweden oder Deutschland niemand – vor allem nicht ein Kind mit einer akuten Behinderung – auf der Straße landet. Ob asylberechtigt oder nicht: Bis zum Zeitpunkt der Abschiebung bleiben die fundamentalen Menschenrechte jeder Person dort bewahrt. Warum also in Italien, besonders in Südtirol, nicht? Das ist die zentrale Frage. Und damit verbunden auch die Frage, wer dafür verantwortlich ist.“

Aus barfuss.it

Nach Adans Tod blickt die Welt irritiert nach Südtirol: eine Wohlstandsprovinz, die Kinder der Straße ausliefert.

Lizenz: CC0 – Bild: photo-graphe
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Es gibt bestimmte Debatten, die nie enden. Selbst dann, wenn ein großer Teil der Bevölkerung – auch jener, der politisch interessiert ist – sie eigentlich schon lange satt hat. Wie sich gezeigt hat, konnte nicht einmal der Tod eines Kindes dazu beitragen, ein paar Augenblicke des Schweigens oder wenigstens etwas Anstand ins Kreuzfeuer der Meinungen zu bringen. Im Gegenteil. Nach dem Tod des 13-jährigen Kurdenjungen Adan, dessen Familie nach der Ablehnung ihres Asylantrags in Schweden nach Südtirol gekommen war, flammten viele müßige und völlig überflüssige Diskussionen wieder auf. Flüchtlinge aufnehmen, ja oder nein? Sind wir Südtiroler kaltherzige, nur aufs Geld bedachte Unmenschen? Und was ist mit den selbstgefälligen Heuchlern, die „Refugees welcome!“ rufen, während ihre eigene Schlafcouch im Wohnzimmer immer noch unberührt ist?

Alle diese Fragen haben nichts mit dem zu tun, was eigentlich geschehen ist. Ob man für oder gegen Einwanderung ist, ob Südtirol mehr Menschen aufnehmen soll oder nicht, ist zumindest in diesem Fall völlig irrelevant. Das wurde oft genug diskutiert und fast jeder hat dazu eine Meinung. Ich auch. Aber die Tragödie, die sich abgespielt hat, liegt weit entfernt von der Frage, ob Adans Familie nun asylberechtigt ist oder nicht. Ohne weiteres kann man Schwedens Entscheidung, die Familie abzuschieben, auch unterstützen. Der entscheidende Punkt ist, dass in Ländern wie Schweden oder Deutschland niemand – vor allem nicht ein Kind mit einer akuten Behinderung – auf der Straße landet. Ob asylberechtigt oder nicht: Bis zum Zeitpunkt der Abschiebung bleiben die fundamentalen Menschenrechte jeder Person dort bewahrt. Warum also in Italien, besonders in Südtirol, nicht? Das ist die zentrale Frage. Und damit verbunden auch die Frage, wer dafür verantwortlich ist.

Das Rundschreiben

Der Grund, warum es hier anders läuft, ist genauso banal wie ernüchternd. Abschiebungen kosten. Jemanden auf die Straße zu setzen und zu hoffen, dass ihn die menschenverachtende Behandlung irgendwann in ein anderes Land oder wenigstens in eine andere Stadt treibt, kommt eben billiger. Anschließend sorgen sich die politischen Amtsträger um den „decoro“, um die Ansehnlichkeit der Stadt, die sie zuvor eigenhändig mit Obdachlosen vollgepackt haben. Wenn diese Menschen dann in der Kälte der Oktobernächte nach einem geschützten Unterschlupf suchen und ihre Sachen herumliegen lassen, ist das selbstverständlich nicht die beste Werbung für unsere Törggelen-Touristen. Also macht man es den Obdachlosen mit dem Vorwand des „decoro“ noch eine Stufe schwerer. In der Stadt Bozen werden zum Beispiel regelmäßig die Biwaks der obdachlosen Menschen geräumt, ihre Decken und Kleider entsorgt.

Die gleiche Behandlung wäre nun auch für Adan und seine Familie vorgesehen gewesen. Möglich macht es ein Rundschreiben des Amtsdirektors für Soziales Luca Critelli. Es ist ein sehr asoziales Rundschreiben, das keinerlei rechtliche Grundlage hat und gegen eine ganze Reihe von Gesetzen und menschlichen Grundrechten verstößt. Es sieht unter anderem vor, dass diejenigen Asylbewerber, deren Antrag in einem anderen EU-Staat abgelehnt wurde, in Südtirol keinen Anspruch auf Unterkunft und sozialen Beistand haben. Ob sie minderjährig, krank oder schutzbedürftig sind, spielt keine Rolle.

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Landesrätin Stocker mit Amtsdirektor Critelli – Bild: LPA/Daniel Rabanser

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Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat niemand das Rundschreiben revidiert oder zurückgenommen. Niemand ist zurückgetreten. Der Fall Adan zieht immer weitere Kreise der Empörung. Die britische Tageszeitung The Guardian hat über die Südtiroler Schande berichtet und fragt sich, wie in der wohlhabenden Provinz so etwas geschehen kann. Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kritisierte die Zustände in Bozen scharf. Und das Hohe Kommissariat für Flüchtlinge der UN hat sich direkt an die Landesregierung gewandt und fordert, dass das illegale Rundschreiben unverzüglich entsorgt wird.

Passiert ist trotz des internationalen Drucks nichts. Die zuständige Landesrätin Martha Stocker reagierte lieber so, wie jeder reagieren würde, der von Verantwortung nichts wissen will: Sie führte alles auf ein Missverständnis zurück. Auf „Kommunikationsprobleme“ zwischen den verschiedenen zuständigen Sozialdiensten und den Freiwilligen Helfern. Dass sogar das Bozner Krankenhaus die Sozialdienste und das Land über Adans kritischen Gesundheitszustand informiert und um eine angemessene Unterbringung gebeten hatte, verschweigt Stocker.

Die zynische Strategie der Landes- und Stadtpolitik ist übrigens aufgegangen. Die kurdische Familie, die ihren Sohn verloren hat, wurde inzwischen in Trient aufgenommen. Auf Südtirols und Bozens Kassen lastet also wieder eine Handvoll Asylbewerber weniger. Der Preis dafür war ein junges Menschenleben.

Menschen von der Straße zu holen ist nicht eine Aufgabe von Privatpersonen, sondern der öffentlichen Institutionen.

Doch die Unfähigkeit zur Selbstkritik beschränkt sich keineswegs auf Landesrätin Stocker. Viele schweigen, so manche verteidigen sogar den aktuellen Umgang mit Flüchtlingen. In den Kommentarspalten der Nachrichtenportale und in den sozialen Medien war viel Geschmackloses zu lesen. Es gab Leute, die den Zynismus aufbrachten, die Schuld für Adans Tod seinem eigenen Vater in die Schuhe zu schieben. Unverantwortlich sei er, weil er nach der Ablehnung in Schweden noch die Unverschämtheit hatte, in einem anderen EU-Land um Asyl anzufragen (anstatt nach Nordirak zurückzukehren, wo der Islamische Staat Adans Familie vertrieben und eine Autobombe Adans fünfjährige Schwester in den Tod gerissen hatte).

Wird Südtirols Umgang mit Migranten kritisiert, fühlen sich andere wiederum gleich persönlich angegriffen. Die Überempfindlichen reagieren mit der üblichen Anklage: Und wann hast du jemanden aufgenommen? Ich bin es inzwischen zwar leid geworden, jedes Mal mein Engagement breitzutreten, doch den Vorwurf der Heuchelei hört man eben nicht gern. Wer diese Vorwürfe vorbringt und in seinem Denken nicht völlig beschränkt ist, der weiß allerdings genau, dass es nicht Aufgabe von Privatpersonen ist, Menschen von der Straße zu holen, sondern Aufgabe der öffentlichen Institutionen. Genauso wie man nicht selbst Löcher im Asphalt stopft, um überhaupt fordern zu dürfen, dass der Staat die Straßen sanieren soll.

Hier in Südtirol sind die Straßen meist einwandfrei. Es gibt Institutionen und Organisationen für alles Mögliche. Sogar der HGV hat seine eigene Jugendorganisation, wie ich erst kürzlich mit Staunen festgestellt habe. Aber dass Minderjährige, die nicht das Glück hatten, hier geboren zu sein, nicht unter der Brücke schlafen müssen, das kriegt das Land nicht auf die Reihe. Das will man nicht auf die Reihe kriegen.

Die Frage nach der Verantwortung, die oben gestellt wurde, ist inzwischen wohl beantwortet.

Liebe Frau Stocker, Herr Landeshauptmann Kompatscher, Herr Bürgermeister Caramaschi und Co., ihr habt in diesen Tagen noch die Möglichkeit zu zeigen, ob das alles so gewollt ist oder ob eure Worte des Beileids für Adans Familie aufrichtig waren. Ihr habt es in der Hand, wenigstens jetzt etwas zu ändern und zu verhindern, dass es weitere Adans geben muss.

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Und verantwortlich ist niemand?

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Gruß Hubert